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Nr. ISS. Sonntag, den 12. Juni 1VV4. 3. Jahrgang. Erscheint täglich uachm. mit «uSnal B«»«g-V»ets> Bienen aus >e»»g-pret-, BieneljLhrl. t Mk. 80 Pf. (ohne «csi utzerdeutschen Postaiistatt l>. Zettuna«prei»l. Linzelin RedaltionS-Sprechtliinde: H I Uhr. me der Senn- und gesllage. ne Bestellgeld). Bei elnummerlvPs llnabdängige; Lage blau für lllakkkeit, Keckt »frei keil » Inserate werde» die 6gespaltene Pclitzeile oder deren R a»m m 15 Pf. berechnet, bei Wiederholung bedeutender Rabatt. Bnchdruiterrt, Redaktion und «eschastSstellr i LreSden, Pillnister Strafte 45. — Fernsprecher Amt I Nr. 1386. Pater Denifle und seine Gegner. Das Werk des gelehrten Tomikanerpatcrs Denifle über „Luther und das Luthertum in der ersten Entwicklung" (Verlag Fr. Kirchheim u. Co., Mainz) hat in der Gelehrtenwelt sehr großes Aufsehen erregt; darüber läßt sich gar nicht mehr streiten. Denn noch ist das Gesamtwerk nicht erschienen, sondern nur der erste Band und schon zeigt es sich, daß für denselben, wie uns vom Verlage ,nitgeteilt wurde, eine zweite Auflage nötig ist. Hierin liegt ein ganz ungewöhnlicher Erfolg für das wissenschaft liche Werk. Es war eben nicht möglich, dasselbe einfach tot zuschweigen. Die liberale protestantische Presse hat es sich zwar sehr bequem zu machen gesucht. Mit einigen Phrasen glaubte sie sich über das unangenehme Bnch hinwegsetzen zu können; aber in der Gelehrtenwelt geht dies nicht. Dafür hat schon der Autor einen zu guten Klang und sein Werk einen zu bedeutenden wissenschaftlichen Wert. Eine große Zahl von Entgegnungen sind dem Buche auch zu teil geworden; mit diesen nun befaßt sich P. Denifle in der Einleitung zu der zweiten Auflage. Mit großem Interesse haben wir die Widerlegung seiner Gegner gelesen. Die Lutherforscher kommen hierbei bös unter die Näder. Da steht der grundgelehrte Denifle in seiner ganzen Größe und Gelehrsamkeit vor uns, und so mancher deutsche Uni- versitntsprofessor muß sich hierbei Dinge sagen und Unrich tigkeiten Nachweisen lassen, so daß wir es ganz begreiflich finden, wenn Denifle in diesen Reihen keine Gönner hat. Den bekannten Neformkatholiken Tr. Müller, dem wir nächstens in der „Sächs. Volkszeitung" etwas näher treten wollen, tut er kurz ab und weist ihm totale Unkenntnis der Lehre des heiligen Thomas nach. Was Pater Denifle sodann gegen Professor Tr. Spahn ausführt, wird in den weitesten katholischen Krei sen volle Zustimmung finden. Wenn der preußische Mini sterialdirektor Dr. Althoff auch glaubte, er könne Dr. Spahn gegen Denifle ins Feld führen, so ist ihm jetzt wohl die Lust hierzu vergangen. Professor Dr. Spahn gebt bedenkliche Bahnen: in der Zeitschrift „Die Fackel" bezeichnet er den Katholizismus und Protestantismus als gleichberech tigt! Das ist alles, nur nicht mehr katholisch und die sog. Kritik Spahns im „Tage" über Denisles Werk ist schon eher protestantisch als katholisch, ja einseitiger und unge rechter als protestantische Kritiker. Wir kennen den jungen Professor Dr. Spahn persönlich nicht, wohl aber fast sämt liche seiner Werke und habeil uns schon oft gesagt: Wie ist es möglich, daß dieser junge Herr solche unklare Ideen mit sich herumträgt, da er zum Vater einen der selbstlosesten, frommen Katholiken, einen der klarsten Köpfe des deutschen Parlamentes hat? Wenn Professor Dr. Spahn so weiter macht mit seinen „Kompromissen", muß ihm ans das Ent schiedenste entgegengetreten werden, und daß P. Denifle es so offen tat, freut uns. Schlimm geht es dem Erlanger Professor Ko l d e, der ans einer einzigen Seite seiner Ge genschrift sich sechs der denkbar gröbßten Verstöße nachweiseil lasseil muß; dieser „Gelehrte" ist einfach fertig! Mag er auch über die „Grobheit" des Dominikaners sich anshalten; wer so wissenschaftlich arbeitet wie Kolde, verdient keine andere Behandlung, den nmß man als das charakterisieren, was er ist. Aber auch Professor Harnack muß nun reden; er halte auf Denifle's Werk bereits geantwortet. Daraus er widerte dieser und wies ihm eine Reihe Unrichtigkeiten nach. Nun wollte Harnack der weiteren Antwort ausweichen mit dem Satze, Denifle habe ihn der Lüge beschuldigt. Diesel- Hat dies nicht getan; die wissenschaftliche Ehre des Berliner Professors macht eine Antwort nötig. KH Hier wollen wir das Urteil des ersten protestantischen Gelehrten anführen, der im Gegensatz zu den evangelischen Bundespastoreu über den „bösen" Pater ganz anders urteilt. Der protestantische Professor Köhler in Gießen schreibt in der „Christlichen Welt", 1K04. Nr. !>: „Mit souveränem Stolze breitet Denifle seine Kenntnis der mittelalterlichen Scholastik und Mnstik vor uns ans: er überschüttet oft mit einer Flut von Zitaten, auch wenn sie der Sache nicht weiter notwendig sind. Das ist begreiflich: hier liegt DenislcS Stärke und die Sch w ä ch e de r b i s h e r i g e n L n l h e r f o r s ch u n g. Hier können wir von Denifle lernen. Die Fragestellung: Luther und Mittelalter ist von verschiedenster Seile her energisch aufgeworfen und in Einzelnntetsuchungen mit Erfolg erörtert worden. — Dennoch. DenislcS Buch zeigt, wie viel hier noch zu tun ist, und beschämt durch eine Reihe seiner Be in erklingen. Es gelingt ihm, dank seiner staunenSwerten Kenntnis mittel alterlicher Literatur, an verschiedenen Einzelstcllcn Luther das mittelalterliche Borbild nachzuweisen und der Literarkritik damit wertvolle Winke zu geben. Wenn er dabei immer wieder uns Protestanten zürnst: „Ihr kennt das Mittelalter gar nicht", so sind ivir ehrlich genug, unter Ablehnung der Maßlosigkeit dieser Polemik einen berechtigten Kern in ihr anzuerkennen. Denifle hat hier in der Tat Neues geboten." Köhler gibt feruer zu: „DenifleS scharfsinnige Erörterung über die angeb lichen Vorlesungen (Luthers) zum Richterbnch wird im Wesentlichen Beifall finden. „ES ist ihm hier die glückliche Entdeckung elungcn. daß ganze Stüike angeblich Lutherschen igcntun, ö wörtliche Entlehnungen auS AugustinuS sind, weit mehr, als man bisher wußte. Allzuviel Echtes bleibt in der Tat nicht übrig, und ob dieses Wenige von Luther stammt, erscheint angesichts der von Denifle gebrachten Argumente sehr zweifelhaft." Auch Professor Kawerou iu Breslau gibt zu, man finde in dem Werke „Luther uud Luthertum" „eine Fülle dankenswerter Notizen' aus Tcnisles unvergleichlicher Kenntnis der altkirchlichen und mittelalterlichen Litteratur, in denen er für an dere, schwer auffindbare oder erkennbare Zitate Luthers nachweist, wie denn überhaupt der grundgelehrte Denifle fast auf jeder Seite sich kundgibt, so daß für unsere Luther- sorschung in Einzelheiten hier mancher schätzbare Beitrag geliefert ist. Wenn ich etwas an Tenifles Buch mit Freu den begrüße, so ist es der Dienst, den er der Luthersorschnng durch einer beträchtlichen Reihe von Zitaten aus Augustin, Beda, Bernard, dem Brevier, der Liturgik usw. erwiesen hat." So wird Denifle von seinen eigenen wissenschaftlichen Gegnern hochgeschätzt, weil sie die Wahrheit lieben, mag er auch im Protestantismus und besonders am Jdealbilde Lu thers manche Blöße aufdecken. Die nationalliberale Partei und der Schulkornpromistautrag .Kaum ist das preußische Abgeordnetenhaus wieder zu- sammengetreten, als die Herren der nationalliberalen Frak tion das Bedürfnis hatten, sich über die in den Ferien von den eigenen Freunden erhaltenen Schläge zu trösten nnd sich neuen Mut zuznsprcchen, um nicht von dem eigenen ge stellten Initiativanträge zurückzuweichen. Am Donnerstag hielt die nationalliberale Fraktion des Abgeordnetenhauses eine Sitzung ab, um sich über die durch ihren Antrag ge schaffene Lage zu beraten. Wohin die Ansichten im allge meinen gingen und ob in der Fraktion selbst nicht Wider spruch gegen den Antrag laut wurde, erfährt man natür lich nicht. Es ist aber sehr naheliegend, daß die Einigkeit der Fraktion trotz der Versicherungen der Abg. Sattler und Hackenberg nicht mehr besteht; man hat ja inzwischen durch den temperamentvollen Herrn von Ehueru erfahren, daß er und mit ihm ein großer Teil der Abgeordneten gar nicht mehr in Berlin anwesend waren, als der Antrag eingebracht worden ist. Diese Mitglieder haben es nun sehr bequem, sich dem Widerstande der Iuugliberalen zu fügen. Aber auch die gesamte Fraktion scheint mutvoll zuriick- znweichen, was ans dem parteiossiziösen Bericht über die Versammlung sehr deutlich heransschimmert; es heißt näm lich in demselben: „Allseitig wurde die Uebcrzcugiing ausgesprochen, daß, so bedauerlich die im Laude hervorgeneleue Erregung auch sei, sie doch iu der Hauptsache nur auf einer mißverständlichen Auffassung und Auslegung des Antrages beruhe. Insbesondere sei es mißverständlich, wenn man in dem Anträge eine grundsätz liche Abkehr von der Simultanschulc und einen Verzicht auf die weitere Ausgestaltung des SimultanschulstisteinS erblicke. Tcr Sinn des Antrages gehe vielmehr dahin, daß überall da, wo ein Simultanschulsvflcm kraft Gesetzes besteht, also insbesondere Hessen- Nassau. dieser gesetzliche Zustand erhalten bleiben, überall da, wo ein solches Shstein kraft Verwaltungsocrordnung sich geschichtlich entwickelt hat, der Inhalt dieser Vcrwallungtzvcrordmmg iu daS Gesetz übergehen solle, uud weiterhin die rechtlichen Voraussetzungen festgelegt werden sollen, unter denen auch iu anderen Landeslcilen die Errichtung neuer Simultauschulen möglich ist." In diesen Worten liegt ein weitgehendes Entgegen- lomnien an die unzufriedenen Iungliberaleu; es wird die sen also gesagt, daß die Simultanschule gar nicht unter drückt oder in ihrer Ausbreitung gebindert werden soll. Diese Stellungnahme ist eine sehr neue; bei der Begrün dung des Antrages hat der Abgeordnete Hackenberg ganz anders gesprochen. Auch der Antrag läßt diese Deutung absolut, nicht zu; er null bekanntlich die Simultanschule nnr gestaiten aus „historischen und nationalen" Gründe», d. h. in den Provinzen Hessen-Nassau und Posen. Hier aber soll noch darüber hinansgegangen werden. Es erscheint uns sehr zweifelhaft, ob die nationalliberale Fraktion über haupt in der Lage ist, iür sich allein den Kommentar znm Anträge zu geben; dieser ist als ein Kompromißantrag ein gebracht worden. Zweifelsohne steht das eine fest, daß die .Konservativen mit dieser Auslegung nie und nim mer einverstanden sein können; diese müßten förmlich ihr Programm und ihre ganze Vergangenheit leugne», wenn sie einer derartigen zuslimmen wolle». Die Verlegenheit der Nationalliberalen könnte sich nicht treffender ausdrücke», als es i» dieser parteiamtliche» Kundgebung geschieht. An dem Anträge selbst kann man nichts mehr ändern, der Wortlaut desselben steht fest. Nun legt man ihn anders aus; das alte uud schwache Ausflucht- mittel aller Leute, die sich in peinlicher Verlegenheit be finden. Wie oft hört man im täglichen daS Derlegenheits- wort über die Lippen kommen: „So habe ich es nicht ge meint." Ganz ähnlich sagt jetzt die nationalliberale Frak tion. Damit soll auch dem Zentralvorstand der Partei, der am 12. Juni tagt, der Weg gezeigt werde». Tie „Nat.- Ztg." sagt jetzt schon, „daß die Sitzung des Zentralvor standes der uationalliberalen Partei am 12. Juni aus alle Fälle eine Einigung und Aufklärung schassen wird, um die vielfach bestehende Unzufriedenheit über den Sclmlantrag durch befriedigende Beschlüsse zu beschwichtigen. Wenn auch der Antrag selbst keine Zustimmung der Wähler hervor rief, darf man den Worten der eiuzelue» Abgeordnete» Glauben schenken, daß die Fraktion bei Beratung des kom »lenden Gesetzes alles aufbiete» wird, um dem liberalen Gedanken zum Liege zu verhelfe». Ter Wunsch aller ehr lichen Parteigenossen geht dahin, daß die natioualliberale Partei sich festigen möge, und trotz augenblicklicher Miß stimmung bei den anderen liberalen Parteien, daß sich auch diese wieder zu ersprießlicher Mitarbeit bereit finden mögen, um das erstrebenswerte Ziel der Einigung all e rLi - beralen in absehbarer Zeit zu erreichen. Dazu gehört aber vor allem, daß sich die Genossen innerhalb der eigenen Partei, Alte und Junge, wieder znsammenfindcu werden nnd zusammcnsinden müssen iu gemeinsamer Arbeit zum Wohle der nationalliberaleu Partei iu Preußen und im Reiche. Darum darf man der Hoffnung Ausdruck geben, daß von der Berliner Zentralvorstandssitzung ein Akt der Verständigung ausgcheu wird." Es ist doch schon der stärkste Hohn, gerade jetzt von der „Einigung der Liberalen" zu reden, wo sich diese selbst so sehr in den Haaren liegen und nicht einmal Fraktion und Wähler einig sind. Das Zentrum kann dem Streite, der kommen mußte, mit aller Gemütsruhe zusehen. Reichstag. s. Berlin. 95. Sitzung am tO. Juni 1904. Heute wurde der Entwurf über die .Kaufmanns - ge richte iu zweiter Lesung zu Ende beraten. Der Kom- promißautrag des Zentrums, der Konservativen und National- liberalen fand leider keine Annahme, da iu diesen Fraktionen eine sehr schlechte Besetzung herrschte, namentlich fehlten fast alle Abgeordnete, die auch dem preußischen Abgeordneten hause angehörteu, obwohl dort die Sitzung schon über eine Stunde aus war. Es wurde somit beschlossen: Das passive Wahlrecht der Frauen, das allgemeine aktive Wahlrecht mit dem 21. und das passive mit dem 2ä. Lebensjahre. Damit ist das Gesetz ernstlich gefährdet und wenn iu drittcr Lesuug keine Aeuderuug eintritt, kommt cs zu Fall. Ob der Reichstag iu der kommenden Woche besser besetzt ist. erscheint uns sehr zweifelhaft. Die zweite Lesung des Entwurfes über die Kaufmanns geeichte wird bei dem Artikel 9n: Wahl der Beisitzer fortgesetzt. Träger (Bolksp.) meint, angesichts des Komprömißantragcs. daß cs heißen werde: „Schwachheit, dein Name ist Reichstag!" Das Wahlrecht der Frauen ist geboten, sowohl das aktive wie das passive. Leider haben die männlichen kaufmännischen Organisationen sich aus Konkurrenzneid gegen dieses ausgesprochen.— Trimborn (Zenlr.): Materiell bin ich mit den Komnüssionsbeschlüssen einver standen: namenllich bedauere ich sehr die Herabsetzung des passiven Wahlalters von 00 auf 25 Jahre. Sollten sich Mangel hier heraus stellen, so muß eben das Gesetz geändert werden! Es ist sehr leicht, jetzt den Ritter der Frauen zu spielen, besonders von frcisimnger Seilc. Die selbst gar kein Freund des Gesetzes ist. Aber die Kommissionsanträgc enthalten auch sehr wesentliche Fortschritte gegen das Gesetz: ich nenne nur die Herabsetzung der obligatorischen Einrichtung ans Städte mit 20 000 Einwohnern, das Proportional wahlspstein, die Einlegung der Konknrrcnzklausel usw. Solange die heutige Verfassung besteht, müssen wir uns mit dem BnndeSrär verständigen. Nun sind wir in keinem Punkte hinter das Gewerbe gericht znrückgcgangen. Wenn jetzt das Gesetz scheitert, werden wir nie mehr den Anschluß an die Gewcrbcgcrichlc erhalten. Vom Standpunkte des praktischen Sozialpolitikers aus muß man das Gesetz annchmcn! Es handelt um die p,Glien und da bringe ich jedes Opfer. Wer jetzt die Angriffe ans sich nimmt, der ist der Mutige! Aber der Lauf der Zeilen wird zeigen, daß die Klügeren, die um Trimborn waren! (Beifall!) Staatssekretär Graf P o s a d o Iv S k h: Wir werden noch viele Aendcrungen annehmen. selbst wenn der Kompromißantrag Annahme findet. DaS Gesetz fällt, wenn derselbe nicht angenommen wird. Die Annahme des Gesetzes ist ein sehr wichtiger Schritt. Lipiuski (Soz.) und Bocklcr (Amis.) erklären sich gegen die Kompromißanträge, letztere stimmen »Mer Umsländen gegen das Gesetz. Nach längerer Debatte wurde der Kompromißantrag abgelehut, da nur ganz wenige Konservative (8) anwesend waren. ES ist so mit beibehalteu das aktive Wahlrecht der Frauen. Dieses tritt all gemein mit dem 2l. Lebensjahr und daS Passive mit dem NO. Lebens jahre ein- Der Artikel 15 behandelt u. a. den Ausschluß der RecbtS- anwälle, den die Kommission festgesetzt hat. Itschert (Zentr.) begründet den Antrag: „Rechtsanwälte und Personen, welche das Verhandeln vor Gericht gcschättsmäß-g betreiben, werden als Prozcßbevollmächtigtc oder Beistände vor dem Kaufmaimsgerichlc nur ziigclassen, wenn I. ein Anspruch dce im t,5Nr. 0 bezeichueten Art einen Streitgegenstand bildet: 2. eine Partei cs beantragt, die am Sitze des KaufmaimSgcrichtS wedcr ivohiit, noch eine Handelsniederlassung hat oder beschäftigt ist. oder die glaubhaft macht, daß sic aus einem sonstigen Grunde am Er scheine» oder Verhandeln vor dem Gericht verhindert ist." — LipinSki (Soz.) begründet den Antrag, die Berufung bei allen Streitigkeiten unter 500 ansznschließen. —- Dr. Mülle-.- Meiningen (Bolksp.j: Das ist eine sehr Plutokratische Regeln..:, unter der bei gewissen Umständen der Angestellte sehr leiden k.m.i. Redner tritt für die Zulassung der Rechtsanwälte ein. - - La::- mann (Antis.) spricht gegen die Zulassung der Rechtsanwälte. Nehmen Sie doch nicht alles Gute aus der Vorlage heraus. - Kirsch (Zentr.) unterstützte de» Antrag Itschert. DaS Zentrum habe in der Kommission in keiner Weise einen sozialdemokratischen Antrag abgeschricben. sondern selbständig seine Anträge eingebrach:. Die Erhöhung der Berusssmnme auf 500. (/ wird abgelehut, ebenso die Zulassung der Rechtsanwälte. Der Rest des Gesetzes wird ohne Debatte angenommen. Präsident Graf Ballestrem teilt mit. daß Montag keine Sitzung stattfindet. — Nächste Sitzung morgen l Uhr. Wahlprüsungen und Petitionen. Politische Rundschau. Deutschland. — C-iit Ministcrwcchscl in Prcnsrcil? Der Minister des Innern Freiherr von Hniiiinerstein soll nun doch ab- gehen uud zwar bis zuiu koiniiieudeu Herbste Iu den Pnrlc»ueuteu bedauert uieiunnd sei» Ausscheiden, höchstens die konservative Partei, mit allen anderen Fraktionen hat er sich überivorfeu. Daneben ist Freiherr von Hammer- stein ein „Ultra-Reaktionär", der gegen jeden Fortschritt sich stränbt. So ist er auch gegen Verbesserungen am Ge setzentwürfe über die K insmannsgerichte. Als sein Nach folger wird Freiherr von Mantensfel genannt, jener Herr, der kürzlich im Abgeordnetenhansc so scharf gegen daS Reichstagswahlrecht vorging. Seine Benifnng in das Mi nisterium würde fast noch schlimmer sein, als wenn der jetzige Minister bleibt. — ttrbcr den deutsch-russischen Handelsvertrag haben wir schon vor einigen Tagen auf Grund bester Information mitteileu töuueu, daß die Hauvtschwierigkeite» beseitigt seien. Diese zuerst von uns ausgegebeue Nachricht erfährt uuu eine weitere Bestätigung in der offiziösen „Si'iddeul