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fen wird. Gerade Deutschland könnte hierfür die Initia tive ergreifen. Jetzt wird diese Franc bereits von den kriegsführeiiden Nationen selbst entschieden, wobei natür lich jede »nr Maßnahmen zu ihren Gunsten trifft. Tie Praris ist deshalb auch keine einheitliche; so das; sich be stimmte Normen schon gebildet hätten. Die Vereinigten Staaten haben im Kriege mit Spanien gegenüber neutra len Postschiffe», die nicht tatsächlich „im Dienste" des Fein des fahren, eine besonders milde Praris eingeführt, indem ans eine Durchsuchung der Brieipost, sowie Konfiskation und Ausbringung des Schisses verzichtet wurde, soweit nicht begründeter Verdacht der Zioiitrebande oder uiinentrale Haltung gegeben sei. komisch berührt die Entrüstung der e n g l i s ch e n Presse ob des Zwüchcinalls; die Ablieiernng der Postsäcte au das englüche Sclnn „Persia" veruriachte eiueu Auseuthalt von einer Stunde. Aber England hat gar kein Riecht, sich irgendwie zu beklagen. Wie ,nachten es die Herrn im Buren! riege? Ta wurden von den englischen Kriegsschiffen nicht nur Poslsendnngen beschlagnahmt, ion der» sofort ganze Postschiffe. Daraufhin hat Graf Bä low im Reichstage auch sehr entichieden protestiert. Nach unse rer Ansicht gehören Postschiffe überhaupt unter die Kate gorie der neutrale» Gegenstände, die in keinem Kriege visi tiert werde» sollen. Der Posldampfer dient dem friedlichen Verkehr von N'cisendr» und dem friedlichen Güter und Nachrichtenaustausch. Es flein ancl, er'alunngsgemäf; feit, das; größere Viengen von Ziriegskontrebanden nicht ans Postschiffen, sondern ans besonders gecharterten Schinen transportiert werden. Cs baden die Kriegsparteien in der Tat kein besonderes Interesse daran, die zahlreichen Post schisse ans dem Meere anznbalten und ilne eigenen Ziriegs schiffe in einer wenig anssicbtsvollen Tätigkeit lahm zn legen. Eine internationale Vereinbarung erscheint uns des halb nicht nur geboten, sondern auch leicht zn erzielen zn sein; dann in man dieser steten unangenehmen Zwischen fälle enthoben. Tenl clüand sollte unseres (Nächtens auch deshalh Vorgehen, ineil es in den lebten Jahren stets dent sche Schiffe gewesen sind, die unter der Willkür schneidiger Kapitäne gelitten haben; io im Jransvaalkriege, jebt im russisch japanischen Ziriege. I» der deutschen Preise spiegeln sich verschiedene Ansichten wieder; nur ein Teil hält mit uns eine internationale Vereinharnng für geboten; andere suchen den Reichskanzler gegen Rußland scharf zn machen; dazu gehört das „Verl. Tageöl." und der „Vorwärts"; leb lerer meint, das; der Protest des Reichskanzlers der „erkor derlichen Schärfe" entbehre. Will her „Vorwärts" mehr Säöelgeraisel? Cs ii't ja sehr interessant, das sozialdemo kratische Hanvtorgan in dieser Nolle zn sehen. Vas wünscht der „Vorwärts" weiter, wenn Rußland nicht genügend Sa tissaktion geben würde? Doll Tenlicliland dann den .Krieg erklären? Dann mns; aber die wzialdemokratische Fraktion im Reichstage auch die nötigen Soldaten und Kriegsschiffe bewilligen! Mit der „erforderlichen Schärfe" ist es nicht getan, das Säbelgerasiel allein tut es nicht, wenn nachher nicht daS Schwert gezogen wird. Vir halten deshalb den Nat des „Vorwärts" für einen sehr verkehrten. Die Poli tik des Grasen Vülow ist für Deutschland viel heilsamer. Möge derselbe nun auch die Anregung zn einer internatio nalen Regelung des Kriegsrechls zur See geben; seine ge schickte -Hand in diplomatischen Dingen wird auch liier ein erfreuliches Resultat zeitigen. P olrtifck? ? Nur; dsc! ? a. utscßiand. Die ...Hobenzollern" mit Seiner Majestät dem denlschcn ttaiier an Vord in Dienstag Abend 7 !lhr in Drv' tbeim ei> g-üioffen. Für 'Begrüßung Seiner Majestät begaben sich der deutsche Nonsnl Fensst-ii und der Ztomman- da> t der Festung Sheif'.lentnant Vjörnsan an Vord. Die Stadt und die im Hafen liegenden Schiffe tragen reichen Flaggenschninck. Vvn einer Weltreise -cs deutschen Krviipriuzru war dieser Tage in den Blättern zn lesen; diese Nanz ist nach jeder Richtung falsch. .Hochverraths- und Gcheiml'iiildsprvzcsi. Der Genchtshoi lehnte een Antrag der 'Verteidigung ab. den Bürgermeister Peirow Sofia, den ßnheren russischen Drago- man Fi'.cobsolni und einen Redakteur der „Vetscherna Posta" als Mengen zn laden. Der Verteidiger Dr. Heine- mann legte amtliches russisches Material vor. ans dem heroorgeht, das; in Rußland eil>e Kommission der Regierung mit der Aendernng des Strafgesebbnches beschäftigt sei. weil ans;er mit Oesterre'ch kein Staats-Vertrag und kein Publiziertes CKß-y beüebe. ivonach die Gegenseitigkeit ver bürgt sei. Der Lag,verständige Professor Dr. von Renßner und die Dolmetscher Dr. Roll Königsberg und Dr. Ballod- Berlin bestätigen die Richtigkeit der U>. b rsehnng. Fm weiteren Verlaufe der VeiHandlung gelangten eine Reihe der bei den Angeklagten Vorgefundenen Schriften zur Ver lesung. Fn einigen von diesen wird dringend vor Gewalt tätigkeiten gewarnt, da diese der Massenagitation nur hinderlich seien und keinen Nutzen brächten. Fn anderen dagegen wird der Terror und der politische Mord als nn- enthetnlich im Vesreinngskampfe des Proletariats bezeichnet. Der Verteidiger Schwarz beantragt, dadurch das heute vor gelegte amtliche russische Material und auch durch die AnS- knnsk des auswärtigen Amtes dargelan sei, das; kein Staatsvertrag und kein GehR in Rußland bestehe, die die Gegenseitigkeit verbürgten, mithin eine Verurteilung wegen Hochverrats oder Beleidigung des .Kaisers von Rnsrland nicht erfolgen könne, den Angeklagten Kugel ans der Haft zn entlassen. Der Gerichtshof lehnte dem Anträge deS Staatsanwalts entsprechend den Antrag ans Haftentlassung ab. da die Gründe, welche zur 'Verhaftung KngelS geführt Hütten, noch nicht beseitigt seien, und vertagte die Verhand lung sodann ans Donnerstag. Nach Südwcstafrika werden im Kaufe des Anglist folgende neue Transporte abgehen: Am >». ein Cisenbalm- nnd Telegrapheiwetachement. sowie ein Transport von etwa 900 Pferden an Bord des Klayddampfers „Wittckind"; ani 20. eine Kompagnie »nd zwei berittene Batterien; am 22. zwei Kompagnien. Später werden noch weitere Eisen- bahntruppen folgen. Diese Verstärkungen gehen über da« hinaus, was General P. Trotha gefordert hat. Zum Teil werden die neuen Truppen und Pferde auch zürn Ersatz für die eingetretene» Abgänge dienen. — Billige Rechtsauskunftsstellen. Der preußische Minister des Innern und der Handelsminister fordern in einem Erlasse an die Regierungspräsidenten diese auf, für eine billige RcchtSberatung der minderbemittelten Bevölke rungskreise Sorge zn tragen; hierbei werde für alle Städte mit l 00 000 Einwohnern die Errichtung einer besonderen nicht gewerbsmäßigen, allen Minderbemittelten ohne Rück- sicht ans Konfession, Organisation oder politische Partei zugehörigkeit leicht zugänglichen, mit dem erforderlichen Personale besetzten Rechtsauskunftsstelle anznslreben sei», die durch gleichmäßige Beteiligung der Arbeitgeber und Arbeitnehmer an der Aussicht die Gewähr für völlige Un parteilichkeit bietet, und zweckmäßig in engere und losere 'Verbindung zn den nicht gewerbsmäßigen allgemeinen Arbeitsnachweisesielken zn vringen sein wird. Man kann dieses Vorgehen der preußischen Minister nur begrüßen; aber wie dürfen noch hmzusügen. daß man ans katholischer Seite nicht hiermit gewartet hat. bis der Staat kam. Schon seil mehr als lO Fahren bestehen eine Reihe katho lischer Voltsbnreanö und Arbeilersekcetariate. welche sich der Aufgabe unterziehe», die die beiden Minister von den neuen Rechtsansknnstsslellen wünschen. Es sind derzeit j 47 solcher Vottsbureans vorhanden, die saß alle ans An- i regnng und mit Unterstützung des Volksvereins kür das j katholische Deutschland gegründ.t wurden. Venn die ^ preußische Regierung mm diesen Gedanken auch anfgreift, j so lieg! hierin eine Anerkennung der Richtigkeit der sozialen ! Selbsthilfe, die sich seit Fahren das katholische Deutschland ! leistete. Der Volksverein für das katholische Deutschland > isi somit auch ans diesem Gebiete bahnbrechend vorange- ! gangen. Man wird gleichzeitig die Erwartung anssprechen düucu, das; überall, wo solche Vottsbureans schon bestehen, die Regierungspräsidenten dieselben auch durch Zuwendung von Geldmitteln unterstützen werden, dieselben werden dann sehr gerne ihre» Virlnngslreis ans die gesamte Bevölkerung ansdchnen. Dnö C'fho ans das Vergehen des Gvinigclischen BuiidcS. Der Evangelische Bund hat bekanntlich ein völlig ansgeöildeles Spicmiersysiem und bringt durch Vermittelung desselben nun einzelne Fälle vor, bei denen angeblich die Katholiken die Toleranz verletzt hätten. Der „Bavr. Ke-nrier", das Münchener Zenlrnmsorgan, hat mm den Spieß umgekehrt und erzählt, wie in Bayreuth der pro testantische Dekan gefordert hat, das; die Backwaren, mit denen die protestantischen Kinder am Kinderfeste beschenkt werden, von Protestantischen Bäckern gekauft werden müssen. Der „Bayr. Konrier" hat mit dieser Enthüllung einen Kern- > schuß getan; das sagt uns selbst die Protestantische „Krenztg.", j die hierzu bemelkt: „Tie Organe des Evangelischen Bundes sind damit vvrangegangcn. überall hernmznschniiffeln und jeden Fall angeblicher Fntoleranz, den sie ans katholischer Seite entdeckt zn haben glaubten, an die große Glocke zn hängen. Danach kann man sich nicht allzusehr wundern, wenn die Zentrnnispresse jetzt in ähnlicher Weise gegen die Protestanten vorgehl. Wir bedauern die Anwendung solcher Kampfinillel ebenso sehr ans katholischer wie ans evange lischer Seile, da sie. weit entfernt das geringste zn nützen, nur zur 'Verschärfung der konfessionellen Gegensätze bei trage,! können." Gewiß, aber ans katholischer Seite tut inan es nur zur Abwehr; wie man in den Wald hinein- schreit, so halt es wieder! — Die ttivderuc Vazillcnsnrcht scheint dem Protestan tismus noch schwere Stunden zn bereiten. Die Eingaben ans Zulassung des Einzel kelcheS beim Abendmahl wachsen. Tie .Kousistorialbehörde für die Kausch hat sich beim Reichsgesnndheitsamt bereits erkundigt, ob Fälle von Krankheitsübertragnngen durch Abendmahlslelche vorge- tonunen sind. Dies wurde verneint, aber hinzngefügt. man könne es ruhig den Behörden überlassen, zn entscheiden, ob vielleicht zn e'mem gegebenen Zeitpunkte die epidemische Verbreitung einzelner anslertender Krankheiten eine derartige sei, das; die Benutzung gemeinsamer Abendmahlskelche be sonderen Bedenken unterliege. Fn diesem Falle wäre dann allerdings der sichersle Schutz darin zn finden, daß jedem Kommunikanten der Kelch in einem besonderen, von den Kirchengemcinden zur Bersügimg gestellten Einzelkelche ge spendet würde. Für gewöhnlich erscheine das Drehen des Kelches nach dem jedesmaligen Gebrauche und häufiges Abwischen des Randes mit einem reinen Tuche als aus reichend. namentlich wenn der Geistliche, wie dies wohl jetzt schon üblich sei. Personen, welche an chronischen, auch dem Kaien als übertragbar erscheinenden Krankheiten leiden, das Abendmahl zuletzt und besser noch außerdem ans einem besonderen Kelche spende. Der Einzelkelch wird demnach in den Protestantischen Kirchen eingeführt sein, noch ehe ein Fahrzelmt verflossen isr. Aber damit erfährt ihr gesamtes Abendin rhl eine riesige Erschütterung; man int sich in protestantischen Kreisen so viel darauf zu gute, daß bei ilmen das Abendmahl gereicht werde, wie es Ehristus gespendet habe. Aber das ist sicher, daß Christus nicht für jeden der 12 Apostel einen besonderen Kelch hatte! Der Katholik empfängt in der hl. Hostie den Keib und das Blut Ehristi, den ganzen Gottmenschen. — Prinz Prosper Arcnbcrg hat ans der Anstalt, in welcher er seit seiner Entlassung aus dem Zuchthausc interniert ist. an den Verfasser des Kolonialromans „Tropen koller", Heniy Werden in Wien, eine Duellfordenmg er gehen lassen. Und zwar geschah dies durch folgenden Brief seines Vertreters: „Ew. Wohlgeh. Im Anstrage des Prinzen Arenberg, welcher erst jetzt Ihren „Tropenkoller" keimen gelernt hat, habe ich Ihnen mitzuteilen, daß sich derselbe durch den Inhalt dieses Buches tief verletzt und beleidigt fühlt. Da der Prinz selbst momentan verhindert ist. so bin ich beauftragt. Sie zu fragen, ob Sie bereit sind, einem Vertreter des Prinzen Satisfaktion zu geben. In diesem Falle ersuche ich Sie. mir sofort Ihre Zeugen bekannt zu geben, und wird daun von den beiderseitigen Vertretern vereinbart werden, wann und wo die Hache ausgetragen werden soll. — Ich erwarte Ihre Antwort innerhalb der üblichen Frist und zeichne hochachtend Graf Dohna. Schloß Hartenstein bei Goslar a. H." — Das ist ja eine recht interessante Geschichte. — Der badische Landtag ist am Mittwoch in Anwesen heit der Minister und Mitglieder der Ersten und Zweiten Kammer auf Befehl des Großherzogs durch den Staats- minister v. Brauer geschlossen worden. — Die Pfiffigen Amerikaner suchen für ihre Welt- ausstellnng in St. Louis wohl viele Besucher, aber sie wollen nichts bezahlen. Die Preisrichter, die noch überall Vergütigung ihrer Auslagen erhalten haben, sollen nun dieses Amt als Ehrenamt übernehmen, was für den einzelnen mindestens eine Ausgabe von 2000 Mk. be deutet. Da auf 100 deutsche Preisrichter gerechnet wird, würden diese allein den Amerikanern eine Viertel Million Mark zu verdienen geben. Nun fordert ein Teil der Presse bereits, die deutschen Preisrichter ans Reichs mitteln zu entschädigen. Das fehlte gerade noch bei den schlechten Zeilen. Tie Aussteller, die auf eine Prämierung rechnen, sind durchaus vermögende Leute; wenn die Amerikaner nichts bezahlen, so sollen diese die Kosten ans sich umlegen. Das Reich hat für diese Ausstellung schon genug Geld ans- gegeben und wenn es Heuer mit der Entschädigung der Preisrichter einsetzt, zieht dies schlimme Konsequenzen nach sich! L)esterrcrch-Un^aru. — Nach einer Meldung der „Voss. Ztg." ans Pest verursacht der langwierige und stürmische Verlauf der Debatte des ungarischen Abgeordnetenhauses über die Gr- höhililg der Zivilliste in Hoskreisen ernste Verstimmung. Man wisse bei Hof, daß es sich in Ungarn keineswegs um die zwei Millionen handle, die als Erhöhung der Zivilliste in Aussicht genommen sind, sondern vielmehr um die Schaffung eines eigenen ungarischen Hofstaates, allein die Art, mir der dieser» Verlangen Ausdruck gegeben wird, er- inneit sehr an die Heftigkeit, mit der im vorigen Jahre die Magyarisiecnng der Armee gefordert wurde, und wenn die Magyaren den Wunsch hegen, das; der Hof häufiger und länger als bisher in Ungarn weilen möge, so werde durch das scharfe Auftreten der ungarischen Opposition in dieser Frage der Hof gerade im Gegenteil von Ungarn abgeschreckt. Es heißt übrigens, das; die ganze Debatte ans eine geheime Abmachung zwischen Appcmyi und Banffy znrnckznführen sei. wobei Apponyi ans verletzter Eitelkeit handle, weil sein Eintritt in das Kabinett im vorigen Jahre vom Hofe verhindert wurde, während Banssy schon seil längerer Zeit von Rachegefüylen gegen den Hof und die liberale Partei erfüllt ist. Nom. — Am Mittwoch wurde in der Peterskirche ein feierlicher Fürbittgottesdicust für Lev Xlil. abgehalten, dem der Papst, die Neffen Leos X111.. das diplomatische Korps, zahlieiche Kardinale und an 9000 Personen beiwohnten. Kardinal Agliardi zelebrierte die Messe. Der Papst segnete den Katafalk und sprach an dein provisorischen Grabe Leos XIIl. ein kurzes Gebet. Frankreich. — Gin Ultimatum au dcu Vatikan. Offiziös wird bestätigt, daß die Note der französischen Negierung an den Vatikan, in welcher die Zurückziehung der Briefe an die Bischöfe von Kaval und Dijon verlangt wird, erkläre, es würden, falls die Kurie der französischen Regierung in dieser Angelegenheit nicht völlige Genngtlniung gewähre, die diplomatischen Beziehungen sofort abgebrochen werden. Der Nuntius werde seine Pässe erhalten und der franzö sische Geschäftsträger beim Vatikan werde sich darauf be schränken, die Note zu überreichen, ohne sich ans irgend eine Erörterung darüber einznlassen. — Ter Kardinal Bincenz Banntelli. der über Paris nach England reiste, erklärte einem Mitarbeiter des Ganlois, der ihn nach Bonlogne begleitete, die Kurie habe in keiner Weise das Konkordat verletzt. Dem Papst könne doch nicht das Recht bestritten werden, auch ohne die Vermittelung des Nuntius in Paris und der französischen Negierung einen ans Irrwege geratenen Bischof nach Rom zn berufen und von ihm Erklärungen zn verlangen. Die französische Negierung habe über zahlreiche Bischöfe die Gehaltssperre verhängt und niemals daran gedacht, sich über diese Maß nahmen mit der Kurie ins Einvernehmen zn setzen. Man habe geglaubt, daß PinS X. zn Frankreich nicht dasselbe Wohlwollen habe, wie sein Vorgänger, daß er seine Zu neigung andere» Mächten zngewendet, ja daß Nom kalt blütig die Möglichkeit eines eudgiltigen Bruches mit Frank reich ins Auge gefaßt habe. Dies sei falsch. Für Rom und den Papst sei Frankreich noch immer das große viel geliebte Frankreich. — Mehr.re algerische Polizeiagenten werden demnächst nach Tanger abreise» mit dem Aufträge, die Gesandtschafts familien zn überwachen und Anschläge zu verhindern. England. — Handschreiben deS Papstes. Der Kardiualbischof Vammtelli. der zur Teilnahme an der Einweihung der Kathedrale von Armagh in England eingetrossen ist. über- bringt dem König ein Handschreiben des Papstes. — Die durch das russische Vorgehen gegen den Dampfer Malakka in England hervorgernfene Erregung wird immer heftiger, nachdem neuere Nachrichten die Angelegenheit mit größerer Klarheit dargestelll haben. Man glaubt, die Negierung werde durch die öffentliche Meinung gezwungen werden, Rußland ernstere Vorstellungen zu machen. Die Führer der Opposiiicm sollen sich bereit erklärt haben, jede Aktion zu unterstütze». welche die Negierung wegen der im Notcn Meere stattgehabten Beschlagnahmen unternehmen sollte. Es hat sich herausgestellt, daß die Smolenök und Petersburg nicht nur die Dardanellen, sondern auch den Suezkanal unter der Handelsflagge passiert haben. Der Kapitän der Malakka hat sich ans dem Dampfer Osiris nach Brindisi begeben und wird den Behörden über die Angelegenheit Bericht erstatten. — In Beantwortung einer Anfrage erklärte der Staatssekretär für Indien, Brodrick, die russische Regierung sei, um Mißverständnissen vorzubeugeu, Anfang Juni be nachrichtigt worden, daß die britische Regierung an ihrer in der Depesche vom 9. Juni 1902 erklärten Politik be- züglich Tibets festhalte. ES sei aber augenscheinlich, daß ihr Vorgehen von der Haltung der Tibetaner selbst bis zu einem gewissen Grade abhängig sei und die Regierung sich daher nicht verpflichten könne, nicht eventuell von der am 9. Juni 1903 dargelegten Politik abzuweichen. Die Re- K