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der Einheit de» Reiches ebenso am Herzen liegt, wie die Wahru»>; der ',!! echte dcS bayrischen Staates, ersucht die Reichs, egierung mit aller Eintzcinglichkeit im volle» Bemußlsnil ihrer Veeantlvortung von M»ß>ahme» Absta») zu nehmon, die die Belange von Reich und Lä adern in gleichem Mag:' ans das schwerste gefährden können. Die ReichSrcgcccung darj z > Badern das srsie Brrtcauei» haben, da st sie im bayrische» Volke stets einen znverkäst'chen Bundesgenossen haben wird, wem» es sich um den S r»i » tz der v e rf assn » gs m ä stigc n O r d n n » g und der Liebe,»eit i.» deutsche» Land« handelt. DaS bäurische Bol*, daS nüch seiner gesthi hilichcn Entwieklung und iiisolge feiner ständischen >»chuimechehu»g ein ausgesprochen dewotrestischrs Empfinde» kesitzt, kann jedoch eine einse itige Anwen dung a n st e r o r d e n tl ich e r Maßnahmen in keiner Meise billige». Die Unterzeichneten Fraktionen 1?es bayri schen Landtages geben der Hojsiiuug Ausdruck, das; die Reichs- regiernng in, Benchnle» mit der bayrischen StaatSregieriing doch »och einen Weg sinden werde, der geeignet ist, die verfass»!! eS- mässtgc Ordnung und dichcchcit ailsrecktznerhattni, um der po litischen Kamps,»erhöbe in 'Deutschland, die nicht hart genug ver urteilt werden kann, mit Erfolg cntg-eaenzntrelen, ohne das; die Länder ins innerste Mark ihrer staat'ichen Selbständigkeit ge troffen »erde». Oberschleiie» in» Aö.kcrbit«d7ra! Genf, !. Lept. D>e sür heule »achiniltag 1 Uhr anberannite Sitzung der ansterordenklichen Session des BölkerbnndLrates, dir sich mit der oberschlesischen Frage beschäftigte, dauerte eine knappe Haide Stande. Es wurde darauf selaende amtticke Mit teilung auogegeben: l. Um dem Rate die Möglichkeit zu geben, sich m völli ger Unabhängigkeit seine Meinung über die ibm nittee- breiteis Frage gn bilden, sind seine Mitglieder einstimmig zu der Ansfassnng gekommen, das; es wünschenswert sei, eine vorläu fige Prüf» n g der Frage durch Vertreter von Belgien, VrgsiI > en, Ck>' na und Spanien vornehmen zu lassen, also von solchen Staaten, die an den vorangegangene» Haler- suchnnge» und Beratungen nicht teilgenommen haben. 8. Den Vertreter» dieser Mächte erwächst die Ausgabe, die vcr'chiedenen Grnndiage» dieses Problems >» prüfen, sowohl »ach de» vom Obersten Rat übermittelten Dokumente». a!S muh mit Httse sonstiger InsormatioiiSgnellcn. 3. Sie werde» daS Recht haben, aste diejenigen Berichte einzufurderii, die sie als nützlich erachten nnd die erforderlichen technischen Beiräte berufen. Wünschenswert ist, das; die ,;» be rufenden technischen Beiräte an den vorherge gangene» Untersuchungen nnd Diskussionen nicht keil- aenammen haben und soweit es möglich ist, unter denjenigen Parteien anSgewähtt werden, die bereits an den Arbeiten der technischen Organisationen des Völkerbundes teilgenommen haben. Einwohner des o b c r s ch l c si s ch e n Gebietes — Deutsche sowohl wie Pole» — können berufen werden, mn mündliche Auskünfte über die Ortsverhälinnse zu geben. -k. Die Venreter der erwähnte» Mächte werden die Ein richtungen deS VötterbundSrateS zu alten Zwecken, die sie sür erforderlich halten, zur Verfügung haben. tz. Sie werden ihre Arbeiten nach freien, Ermessen ver richten, ohne das; ein bestimmtes Verfahren festgekegt wird. Sir werden dann dem Rat Rechenschaft oblegen, der die Arbeiten seinerseits weiter verfolgen wird nnd jederzeit znsaminenlrclen kann, nni die Ergebnisse der augenblicklichen Untersuchung zu prüfen. Genf, 1. Serk. Der Sonderberichterstatier des V. T. B. meldet über die Sitzung: Ter VölkerbnndSrat bat den Antrag deS Geueralsekre'iN'S Drnmmond, eigen vollständigen Verhand lung.:,bericht lieranSzngeben, angenommen, woraus ersichtlich ,st, das; sämtliche Vertreter mit dein Anträge Ischis einverstanden waren. R a I s o n r nnd Bourgeois erklärten als die Ersten ausführlich ihre Zustimmung. Bakfonr betonte, das; die öfstnst- licke Meiinma nun erkennen werde, das; der Rat zu einer voll kommen unabhängigen und »»parteiischen Prüfung der ober- schlesischen Frage entschlossen sei. Eine Kleina Kommission von Sachverständige,« London, l. September. Ter diplomatische Berichterstatter der „Taity NewS" Harris meldet dem Btaltc ans Genf: Aller Walwschcinlichieit nach werde der Völtcrbimd eine kleine Kom mission von Sachverständigen neutraler Län der ernenne!!, die den Auftrag erhalten, so schneit wie möglich die praktische Seite der odcrschlcsischcn Frage zu m..ersuchen, ins besondere der Teilbarkeit oder Unteilbarkeit des Indnstriedreiecks, und darüber zu berichten. Ei» Besuch ObcrschlestenS durch de» Ausschuss werde vermutlich nicht sür nötig geheilten werden. Reiner meldet anä Gens, in den Kreisen dcS Völkerbundes herr sche eine hosfuungSvotle Stimmung ans eine gerechte Lösung der Frage. Man sei jedoch der Ansicht, daß jlch die Beratungen in die Länge ziehen würden. Eine geheime Sitzung über die oderschlesische Frag« Berlin, l. September. Der Korrespondent dcS „Eorriere dclla Sera" beim Völkerbund teilt mit: Tie beim Finanzsekrctär dcS Völkerbundes abgeyaltene Sitzung der Mitglieder deS Völkcr- bnndsrateS am Dienstag hat sich zu einer geheimen Sit- zung über d,e o b e r sch le s i sche Frage gestaltet Nach dreistündigem Meinungsaustausch verpskichtete» sich die Teilnch- mec eheenwortlich, strengstes Stitlscyweige» über die Zusammen- kunst zu bewahren. In der geheiine» Sitzung wurde hauptsächlich das Versah, en besprochen, nach dem der Rat am Donnerstag die vssemitiche Sitzung über Oberschlesien abhalten soll. ES soll nicht eine neue llntcrsuchuiig der oberschlesischen Frage, sondern ein K o m pro m i st ans Grund der vorhandenen Unterlage» äuge st, et t werden. Tic Notwendigkeit eines salomonischen il c- tei ls erscheint »»vermeidlich. Die Berichterstattung über de oberschleii.che Frage soll deujenigeir Staaten anvertrant werde», die i,e:n oberste!» Rat nicht angehöre», damit die Berichterstatter durch die sriiheeen Verhandlungen nicht voreingenommen sind. Die Berichterstatter der Kommission würde» somit sein: Hy mens sür Belgien, De Ennha sür Brasilien, Wellington Koo in.' China und Qninones de Leon für Spanien. — Tie „Dentjche Allgemeine Zeitung" bemerkt dazu: DaS „salomonische kielest", nach den, wir als direkte Mutter lieber ans ganz Oberstbieacn verzichten inüsttcn, als die Teilung dieses wertvollen Wirtschaft-: körpcrs znzngebeii, ist sür uns »»annehmbar. Di? T'uppcuverstärstungen für Obcrschkrsien London. 1. September. „Mvrning Post" meldet: Taäzivcile Batnillo» der Royal InittS'illing ist gestern von Poriland na.y Oberschte'ien abgefahren. Rom. 1. Septeniber. Laut „Tribnna" wird das eine ans Grenadieren bestehende italienische Bataillon heute in Oberschle sien enitresscn und das zweite, ans Bersaglieri zusamnirngesetzie. Ende nächster Woche absahrcn. Der 'Tkelarrrungszuftand über Benthe» ausgehob n Bcuthen, 1. September. Der Belagerungszustand in Gros;- Streich sowie Stadt- und Landkreis Benthe» ist aufgehoben worden. Dir deutschen Zah ungen sEig euer Draht bericht der „Sachs. V o I k S z e > t g.'f Basel, 2. Scpt. Echo de Paris meldet, bas; »ach der erfochten Bezahlung der ersten Koldmilliaide bereits zwei wcilere Zahlungen DenlichlandS kür den 15. Oktober »nd 15. November dS. Js, von >e 50 Miikioncn Goldmark angckiindigt seien. Das deutsche Eigentum in Amerika London, 1. Sipt. Nach einer Reiitcrmcldiing aus Mastzinelon ciktnrtc ter Vermöge, Svcrwallei: deS bkschlagnohmtcn austüadilchen Eigentum i. dah sich der Betrag des während dcS Krieges in den V-.re!»igtc» Staat,» beschlagnahmt,n Eigentums deutscher Staats angehöriger sich auf 400 Millionen Dollar belaufe. Ter Vermögens- Verwalter <lnpsic»,lch diese Vermöccnswerlc zur Befriedigung amcrl- st kani'clcr ForSenirge,, gegen Tentschtand, di- havptsächtich aus der Versenkung der „Lnsilania" »nd anderer Schiffe herriihrcn, z» v,r- wendni. Die im Gewahrsam des Vennögensverwaltcrs befindlichen Werte, würden diese Forderungen reichlich decken, lieber die Slelßmg HardingS zn diesem Vorschlags ist noch nichts bekannt. Clemsr.eeaus erste Rede Paris, 1. Scpt. Der »Liber!«" zufolge bestätigt ,s sich, daß Elcineiccau in rer zweiten Septemberhälste in St. Germain-V.ndee i-ine erste po>it,sche Rede seit seinem Rücktritt halten werde. Mög licherweise bedenke dies seine Rückkehr ins politische Leben. Französische Proxagandoreisen nach den Kriegsschauplätze!« Trier, 1. Scpt. Die französischen Behörden des besetzter» Gebietes »lachten bekanntlich wiederholt den Versuch, die einheimisch» Bcbülkeunig zu Jmirnition-Kahrtcn „ach den Schlachtfeldern zu ver» antasscn. La die Lockungen an dem gesunden Sin» der Geladenen bisher gescheitert war ii. w sind die Fran;osen aus eine » ne Farm verfallen,um dieBevölkernng ihrenWünschn gencigtzn macheii. Angeblich sollen die Reisen setzt dem Besuche der Gräber der gefallenen Held,» gelten. Anfang September wiro die erste Faärt vo» Trier ansgehen Obgleich angenommcn ivcrden darf, das; die Bevölkerung der best tztm Gcbiitc de» erneuten Lockungen, die ja nur der sran;öjischen Beein flussung dienen, ebenso widerstehe» wird, wie den früheren, must doch daraus hingcwiescn werden, das; sich bcre ts in dem Orte Wststich einige Teilnehmer zu dieser Fahrt gcmcUct habe». Besprechungen beim Neichstanzler <Eigci>er Drahtbericht der „Sachs. P o i k L z e i! g.') Berlin, 2. Scpt. Im Lause des heutigen Vormittags finden beim Reichskanzler Besprechungen statt von groster innec- politischer Bedeutung. Wie anS pariamentarischeir Kreisen ver lautet, nehmen anher dein Reichspräsidenten daran teil der Präsident des Reichstages, die Führer der KoatitionSparteien. der Abg. Stresemaiin und einige andere führende Politiker und Par lamentarier. Gegenstand dieser Besprechung dürste der gesamte Komplex von wichtigen Fragen der inneren deutschen Politik sein, die auf eine baldige Entscheidung drängen. Tie Erelg- nisse der letzten Wochen und Tage erheischen eine solche Klärung, und zwar so rasch wie möglich. Angesichts dieser Tatsache, das; man wohl der heutigen Besprechung eine grohe Bedeutung be - messe» wird, dürfte sie sogar ausschlaggebend werde» sür dir wäre vor der eigenen Tür wohl allerlei zn kehren gewesen. Zur Politik Eezbrrgees aber hat gerade der Reichst,inzler an, Grabe des Ermordeten ein so kräftiges Bekenntnis abgelegt wie «ie zuvor. Mai» kann schon heute sagen, das; gerade setzt, nachdem das Persönliche nicht mehr hindernd im Wege stehen kann, die Sache ErzbcegerS erst recht an Bode» gewinnen wird. Das; das Zenleiun unlec allen Umständen nnd jetzt erst recht seinen alten Grundsätzen der Versassnngsirene nnd der opfer willige» deutschen Vollsgeineinscbast treu bleiben wird, ist llar. ES ist selbstverständlich, dast es sich durch keine Unternehmungen anS dem Kurs der Mitte heransdrängen lassen wird. Wer inruicr von linIS »nd rechts zu »nS kommt, um mit uns das Tentsche Reich zn schützen nnd wieder auszubanrn, der ist uns willkom men. Und wer da wagt, den Bestand unseres Reiches anzutasten, der wird in »ns den schärjsteii Gegner finden. DaS dürfte auch unter allen Umständen der Leitgedanke nuserer künftigen ReiehS- nnd StaatSpo'iut, vornehmlich auch in Preußen bleiben. Dr. Mikih über dkepolliischcri Fo.gcn desMordcs Stuttgart, l. Septeniber. Tee Reichskanzler De. Wirkt; empsing ans senrer Fahrt nach Bieberach einen Vertreter der wtUtlcmbcrgischcn ZentriliuStorrespondcüZ. Ans die Frage, welche politischen Folgen die Ermordung Erzbergers voraussichtlich auS- kösen neroe, erklärte der Reichskanzler: Wenn man die Wirkungen richtig abschätzen wolle, müsse mau die in den letzten Wochen strigende Erregung des arbeitenden Voiles wegen der jinnio.en Angriffe von re chs gegen die Republik nnd die staatliche Autori tät sich vor Augen batten. Tie übertriebenen Kundgebungen chau vinistischer Kreise hätten außen- »nd innenpolitisch Unheil ange richtet. In dein Augenblick, da Deutschland außenpolitisch das demoiraristhe SelbstbesriiniüiingSrecht sordere, Ivmpromittiere man die Politik dcS Reiches. Man müsse geradezu meinen, gewisse Kreise hätten Freude daran, die deutsche Au.ßenpotiiik in eine neue Atmosphäre deS Hasses und Argwofin-L zu stürze». In diese Atinvsphäre hinein komme nun die Nachricht von der Ermordung ErzveccerS, die das ganze Volk in Bewegung gebracht habe. Die ungeheure Erregung des demokratischen arbeitenden Volkes könne schlimme Wirkungen cuiSübcn. ES sei nicht zu wenig gesagt, wenn er remrrke, das Reich sei in Gefahr. Ja der Staat und seine Ordnung selbst könnten durch die Politik von rechts, die einen Massendruck von iinls cruslöfe, in Gejahr gebracht werden. Er erinnere daran, daß vorgestern die Sozialdemokraten und die Unabhängigen gemeinsam bei ihm vorstellig geworden seien, mn aus die oem Reiche und der demokratischen Republik drohende Gciahr ansmerlsam zu machen. Ter Mord an Erzberger habe die sozialistischen Parteien c>nand>-' nähergesührt, der Mord an einen» bürgerlichen Poliiikcr, dessen Lebensziel der dcmokratiühe Staat gewesen sei. Birlleichr sei dies gewissen Elementen ans der Rechte» wilUommcn, weil man glaube, damit die biirgerlichcn Elemente nach rechlS zn ziehen. Das sei aber ein ganz gewaltiger Irrtum. Er habe in Franksuct gesehen, wie daS christlich denkende Vvlk der Arbeit sich dein Morde gegenüber cinstelle. Man sollte sich aus der Rechten darüber klar sein, wie ein Versuch, die Republik in Not zn stürzen, von der gesamten deutschen Arbeiterschaft be antwortet werben würde. Tie RciehSregiernng ersutlle mit den Maßnahmen ,cS gestrigen Tages nur ihre Psücht, indem sie größeren Gcsahren vorzilbeugen suchte. Bayerns Propst gegen die Matznahlnen des Ncrchss München, I. Lepccmber. Tie Frattioncn der Bar; rische» VollSpartci, der Bayrischen M i t t e l p a r t e i, der Deut s ch d c!>r o k r a t e n und deS Bayrischen Bauern bundes erlassen eine Kundgebung, in der cS heißt: Die unter- zcich-elcn Koalrtiansparteien des bayrischen Landtages vereL'chenen die erbärmliche Mordtat am NmchstagSabgeordneten Erzbergcr und ernennen es als Psticht der Reichsregierung wie der Landes regierungen an, gegen diese Verhetzung dcS Volkes und gegen die Bedrohung nnd Verächtlichmachung dcS Staates mit allen verfassungsmäßigen Mitteln eiiizuschrcireii. Sie halten es aber sür rine selbstverständliche Pflicht der politischen Gerechtigkeit wie ter Klugheit, daß diese Abwehr gleichermaßen nach allen Seiten erfolgt, von denen Verhetzung und Gefähr dung ansgeht. Die Verordnung deS Reichspräsiden ten v o in 29. A u gii st nnd die Bestrebungen, die auf eine sofortige Aufhebung des Ausnahmezustan des in Bayern hin zielen, greifen so tief in das staatliche Einze kleben ein, daß sich aller derer, die in der Beseitigung des e i g e n st a n t l i ch e n Cha rakters der Länder die größte Gefahr sür die Einheit des Reiches erblicken, die größte Erre- g nn g bemächtigt hat. Gegen diese Methode le gen wir entschiede» Verwahrung ein. Von der dah rischen StaatSregieriing die so; artige und völlige A n s he b n n g dcS Ausnahmezustandes er zwingen z» wollen, ist eine Zumutung, die mit dem Ansehen nnd der Autorität einer Staats reg i c r » n g s ch w e r vereinbar i st. Die nntcrzcichnctcn Fraktionen deS bayrischen Landtages, hinter denen die überwäl tigende Mehrheit deS Volkes steht, und denen die Erhaltung !!»»!«»! >» » Sächsische VolkSzeitrmg — Nr. 203 — 3. September 1981 Aschenbrödel Originarroman von Er.ch Eben st ein Copyright lölg by Grelne-r u. Comp., Berlin W. 80. <Nachdrnck verbeten) ;32. Fortsetzung.) tteberhaupl — sie sah alles mit dem merkwürdig verklären den und doch so scharfen Biick, der Malern eigen ist. Edgar war kein Genie gewesen, nicht einmal ein großes Talert. Aber immer schaute er die Welt mit den Auge» des Künstlers — das täuschte ihn und seine Mutter, das; er sich dann in den Kops setzte, zum Maler geboren zu sein. Brigitte plauderte indessen weiter. Sic. die früher immer ernste, schweigsame, war i» Osterloh fröhlich nnd redselig ge worden. Obwohl sie der Gras durch kein Wort ermutigte, er zählte sie von ihrem PensioiiSleben, von ihrer Kindheit unter fremde» Menschen und dem Getriebe im Oppachschen Hanse, wobei »uwillküriich manche Ansicht mit einflos; und Streiflichter ans ihren Charakter warf. Ter Graf fand n>ch! den Mut, ihrem nnschnldigeir Ge plauder Einhalt zn tun. Fi» Gegenteil — er horte mit einer gewissen Neugier zn — und wartete. Sie hatte vic! Ronöpergisch.'S an sich, daS lies; sich nicht lengnen. Aber sie musste doch auch manches von der bürger liche». berechnende» Mutter haben? Weniger vornehme Züge. Plötzlich unterbrach er Brigitte scharf mit der Frage: „Su: haben mir viel von Ihren Verwandten erzählt, aber noch nie, warum Sie deren Haus verließen und eine bezahlte Stellung lichten. Schließlich muß eS Ihnen dort ja viel besser gegangen ein als hier?" Brigitte starrne ihn betroffen an. ES war das erste Mal. daß der Graf überhaupt eine Frage über persönliche Dinge an sie richtete. Nnd gerade diese Frage. — Verwirrt und tief er rötend schwieg sie. ..Nun?" fraale Nonsperg ungeduldig. ..Warum antwor ten Sie nicht? Müssen Sic sich der Ursache etwa schämen?" „Nein!" Brigitte warf mit einer vlohlichen Bewegung den Kopf stolz in den Nacken. „Gewiß nichil Ich ging, weil mein Onkel wünschte, daß ich eine mir widerwärtige Heirat schließe. Außerdem hat meine Coiisine mich beleidigt." . „Wodurch?" „Indem kie mir «ine niedrige Gesinnung znbrmArk* „Oho — daS nähme!! Sie so krumm? Sie bilden sich wohl ein, ein Anrecht ans besonders vornehme Gesinnung zn haben?" Brigitte sah ihn verständnislos an. „Ich verstehe Sie nicht, Herr Graf! Maß ma» darauf denn ein besonderes An recht haben?" „Nun, ich »reine nur, Sie werden wohl nicht vornehmer denken, daß man es sonst in ... Ihren Kreisen tut. Als auch zum Beispiel Ihre Cousine?" Brigitte ließ den letzten Satz unbeachtet. „Ich glaube, vornehin denken, heißt ganz einfach — anständig denke» und ist nicht n» gewisse Kreise gebunden? Ein anständiger Mensch kann doch keinesfalls etwas Niedriges tun!" Sie sagte daS mit einem so natürlichen Ansdruck des Adels, daß der Graf ganz verblüfft schwieg. Aber schon nach kurzer Pausc begann er ärgerlich bo» neuem: Wie war das mit der Heirat? Warum wollten Sic nicht darauf eingehen? War wohl eine schlechte Partie?" „Fm Gegenteil. Es handelte sich um einen sehr reichen Mann. Aber ich — empfand ntchl-Z sür ihn." „Wäre das denn so unbedingt nötig gewesen?" lächelte der Graf spöttisch. „Mädchen ohne Vermögen greife» sonst nur zu gern zu, wenn cö sich nni Reichtum und Versorgung handelt." „Aber doch nicht Mädchen, die Gefühl sür Anstand und Würde haben! Selbst die bitterste Armut kann eine so gemeine Spekulation nicht rechtfertigen. Ich wenigstens würde lieber verhungern, als mich derart erniedrigen!" „Bali, das sind große Worte und Sie sehr — jung, wenn Sie wirklich noch daran glaube»! Solche Spekulationen komme» überall ans Erden vor, wenn ich auch nicht lagen will, daß eö be sonders vornehm ist. Inimcrh:!! — Liebesheiraten sind es mit unter auch nicht! den» sehr oft gibt man dafür nur aus, wa° in Wahrheit — Spekulation ist." Brigitte blickte den Greis mitleidig an. „Sie müssen scbr traurige Erfahrungen gemacht haben. Herr G^f. das; Sie wahre Liehe nicht alanben! Ich aber glaube daran, denn meine eigenen Ellern sind mir dafür ein leuchtender Beweis!" „Ack>. Ihre Eltern . . .!" lachte NonSpcra bitter und spöt tisch. „Sic haben mir noch nie von ihnen gesprochen . . . Die haben also auch solch eine — angebliche Liebesheirat geschlossen?" „Keine angebliche, sondern eine wirkliche. N»d das ist das einzige, wa-Z ich eigentlich von ihnen weiß, denn beide starben, als ich kaum wenige Monate alt war." „Wie wollen Sie dann wissen, ob cS wirklich Liebe war. was Ihre Eltern zu einander führte? Es kann sa ganz gut —- wenigsten» von fetten Ihrer Witter — auch Spekulation g.-. Wesen fein?" „Nein, daS ist arrSgejchlossen," antwortete Brigitte erregt, während ihr Gesicht sich vor Unwille» rötete. „Gerade meine Mutter hat alles geopfert für den Manu ihrer Liebe, der ei» armer Maier war und als verheirateier Mann, da seine Kunst ihm nicht genug crnbrachlc, in Amerika wie ei» Tagelöhner ar- bciteie. Sie opferte ihm Heimat und Familie — den» die Ihren verstießen sie »m dieser Heirat willen — und ich halte immer daS Gefühl, daß mein Onkel nur darum so kalt und lieblos gegen mich war, weil er noch dem Kinde die Liebe der Eltern nicht verzeihen konnte!" Der Graf sah das junge Mädchen durchdringend an. „Und wenn eS so war —" sagte er endlich langsam, „wisse» Sie den», ob Ihr Vaier nicht dieser Heirat noch viel mehr opferte als Ihre Mutter? Ob er nicht vielleicht Rechte und Ansprüche im Leben besaß, um deretwille» er . . . eingefangen wurde? Ich sagtt Ihnen sa schon — auch Liebe wird nur zu oft borgetänscht ans Spekulation!" Brigitte wurde dunkelrot vor Empörung. „Oh —" sagte sie heftig nnd für den Augenblick ihre abhängige Stellung ver gessend, „das ist ni'edel und grausam vo» Ihnen. Herr Gra;I Sic verdächtigen meine Eltern, die Sie doch gar nicht ge kannt haben . . ." „Ich spraeli nur von Ihrer Mutter!" Warum wollen Sie mir den Glauben an sie nehmen? E? ist sa nutzlos! Den» wenn ich meine arme Mutter auch nick» kannte, so glaube ich doch so fest wie an das Evangelium an die Selbstlosigkeit ihrer Liebe zn meine!» Vater. Nichts »nd nie mand wird wich se daran irre machen! Aber cs tut dock web. zn hören, das; ei» Fremder so lieblos über sie urteilt. . ihre Stimme zitterte »»ter verhaltene» Tränen . . . „Und gerade Sie, Herr Graf . . . Sie lind dock ei» Edelmann . . . und den ken sonst immer vornehm." „Oho, nehmen Sie sich in acht, mein Fräulein! Sie wer de» mick doch nicht lehre» wollen, was vornehm ist oder nicht?" unterbrach sie der Greis, zornig auffahrend. „Nein. Aber daS ist gewiß nickt bornebm, eine Tote z» beschinivseii. die sich nickt mehr verteidigen kann!" Brigitte sagte es laut und fest, die Augen groß ans den cilie» Mann gerichtet, der unter diesem Blick unwillkürlich k»e seinen senkte. Er war sehr bleich geworden. „Fahren Sie mick znm Schlosse zurück." stieß er herrisch Hera»?. Brigitte gehorchte schweigend, Eie half ibm die Freitrevve biimus, bettete ihn sorgsam i» seinem Zimmer ans die Chaiselongue nnd vergaß nichts von den kleinen Dienstleistiinaen. die sie sonst gewohnt war zn tun, nm eS ihm möglichst behaglich ;>> macken, (Fortsetzung folgt 1