Volltext Seite (XML)
Nr.»«» 2«. Jahrg. Fernsprecher: Redaktion 32722 — Geschäftsstelle 32722 Postscheckkonto: Dresden Nr. 1478? Sonnabend, 3. Sept. 1921 Redaktion und Geschäftsstelle: Dresden -A. t«. Holbetnstrast« 4« sikkstsüw volHMML v«zu»spr.>s. Bi-rt-lsLHMch lrei Hau» SlnSaab. t mit tllttllr,«,« V.ttane ,».V8 Attsnab- .. II »s ^ e>"!chl>ebltch PoslbestrUgold. Preis der Sliizelmiminer R, Z. »i. «>ich,M. PE»«>„..,g erichean an alle» Woche,Naae» nachm. - Sprechsl.mde der R.üaNio» S bis « Uhr nachm. Anzeige«, «„„ahme von Äe,chSltSM,z^cud>SI»U»^^euilich geschriebene sowie durch Erzbergers letzter Gang Von unserem eigenen Berichterstatter Bieberach, den 31. August 192t Ans drückender Schwüle der norddeutschen Großstadt brachte mich in 19 Stunden der Schnellzug nach jenem kleinen württeiiit'erglschen Städtchen, das es sich zur Ehre anrechuet. dem taten Erzberger die letzte Ruhestätte zu bieten. Wttrttem- bergischeö Land stand unter schwerstem Wettcrdruck; dicke Ge« Witter- und Regenwolke», »»heimlich anzuschnne». verfinsterten, daö Tageslicht, eisige Regenschauer peitschten in kurzen Zwischen räume» Felder, Fluren. Dörfer und Städte. Als der Zug in Bieberach, einem wichtigeren Haltepunkt der Linie Stuttgart- Ulm-FriedrichShafcn, cinfuhr. fegte wieder eine gewaltige Bö- über das Land, der Sturm henlie und der Regen stampfte in steilen Linien auf die Erde! .... Wir sind im politischen Zentrum ErzbergerSl Hier steht seit Jahrzehnten unerschütterlich seine Garde zu ihm. Das Land in näherer und weiterer Umgebung schwor auf ihn. diese Bauern liebten ihn wie einen Abgott! Wenn man einen von ihnen »ach Erzbcrger fragt, daun verschlägt eS ihm zuerst die Stimme, und cS dauert lange, bis er seinem Ingrimm über die Frevel tat. die hier jeder gegen sich selber gerichtet fühlt. Luft macht, mn dann zu schildern, wie in seiner Gefühlswelt der lebende Erzberger sich spiegelte! .... Ehrliche, tiefe Trauer herrscht hier allenthalben. Ein ge- wattiges Aufgebot von Kräften war an, Werk, um Erzberger s o zu empfangen, wie es Liebe gebietet. Zuletzt, als er bier in die sen Gegenden sprach, schmückte» Kränze. Blumen, Girlanden und Triumphbogen die Straßen der Dörfer und Städte. Wie im Leben, so wurde Erzberger in Bieberach auch noch im Tode empfangen! Am Bahnhof wurden hohe Fahnenmaste errichtet, von oben bi? unten mit Tanncnkränzen umwunden. Oben aber flatterten nicht die Farben der Freude, sondern die der Trauerl Zn Hunderten waren Frauen, Mädchen, Kinder, alte Männer und Jünglinge i» Wälder und Felder geeilt, um Laub, Blumen und Tannenreis hcrbciznholen und e? „ihrem" Erzberger für seinen letzten »Gang zu widmen. Einen prachtvollen Schmuck hatte der Chor Ser alten Pfarrkirche erhalten. Am Abend kam die Witwe des Toten in Bieberach an, ehr furchtsvoll empfangen von Abordnungen; gleich darauf brachte ein Sonderzug die Leiche Erzbergers. Als der Sarg aus dem Bahnhof herausgebracht wurde, gab es gar viele Tränen! Die. die de» Toten hier begrüßten, hatten noch vor wenigen Tagen an derselben Stätte ihm zngejubelt. Die in Bieberach an diese'.» Vortage bereits eingetroffenen Abordnungen der Partei, wie auch der Negierung des Reiches, Badens und Württembergs, ge leiteten den Totcnwagen, den wie liebkosend die Abendsonne umfängt, zur Kirche, wo »ach einem Gebete der tote Erzberger im Scheine der ewigen Lampe vor dem Allerheiligsten mit seinem Gotte allein blieb! .... Die Bestattung der irdischen Uebcrreste des früheren Fi. »anzministers Erzberger in seiner schwäbischen Heimat gestat tete sich, ungefähr zur gleichen Stunde, wo in den Großstädten des Deutschen Reiches Hunderttausende und Aberhunderttausende zu den gewaltigen öffentlichen Kundgebungen sich rüsteten, z» einer machtvollen Kundgebung des katholischen Volkes Würt tembergs und Badens. Wohl noch nie hat das schöne Städtchen Bieberach solch ungezählte Menschenmassen in seinen Mauer» gesehen, »och nie ein solches Leichenbegängnis begangen. Es war nicht äußerer Prunk, nicht äußere Pracht, was die Herzen aller Teilnehmer höher schlage» ließ, sondern eS war die tiefergrei fende Treue, die das schwäbische und das badische Volk seinem meuchlings dahingerafften Führer, allen giftigen Schmähungen zum Trotz, über den Tod hinaus bewahrt. Vom frühen Morgen an ergoß sich ein Strom von Trauernden in die Kirche, in wel cher die sterblichen Nebcrreste Erzbergers aufbewahrt waren. Zn dem feierlichen Requiem, welches Msgr. Vogt, ein Freund des Dahingeschiedenen zelebrierte, waren Tausende erschienen und das weite ÄötteShauS konnte die Zahl der Trauernden bei weiten, nicht fassen. An dem Gottesdienst »ahn, der Reichskanzler Dr. Wirth mit dem Staatssekretär Hemmer als Vertreter der Reichs regierung, General v. Braun als Vertreter des Reichswehr- ministeriumö, Ministerialdirektor Dr. Bensch als Vertreter de» ReickißfinanzministeriumS, als Vertreter des ReichSernährnnzs- ministerS Ministerialrat Egbring, als Vertreter der preußi schen Regierung der Staatskommissar für Sicherheit und Ord nung Geheimrat Weiß mann. Präsident Löbe als Vertreter de» Reichstages teil. Für die Zentrumsfraktion des Reichstages war der stellvertretende Vorsitzende Abg. B e ck e r-ArnSberg an wesend, mit ihm eine große Zahl von Mitgliedern von der ReichStagSfrattio». Außerdem waren in großer Zahl erschiene» unter Führung deS Vorsitzenden der Badischen ZentrninSpartei Dr. Schofer, zahlreiche Mitglieder der badischen Landtags- fcaktion und der Badischen ZentrninSpartei. Auch die Zen- truiuSfraktion des württembergischcn Landtags war in großer Zahl erschienen, an ihrer Spitze die Minister Dr. Bolz und Graw. Von der Bäuerischen Volkspartei war der Vorsitzende des baherischeu Landtags, der Abg. König bau er, und für die Reichstagsfcaktivn der Baverischen Volköpartei, der Avg. Schwarzer, erschienen. Nach dein Requiem defilierte die Traucrgemeiiide noch ein letzteSinal am Sarge des dahingerafften Parteifreundes vor über und dann bewegte sich um die Mittagsstunde ein geivaltiger Trauerzug durch die Straßen Bieberachs zum Gottesacker hinauf, wo der Geineinderat der Stadt Bieberach dem Gemordeten die letzte Ruhestätte bereitet hat. Tausendköpfig, fast uiiabschbar war der Trauerzug. Voran die Banner der verschiedenen Ver eine Bieberachs bewegte sich der Zug langsam unter dem Ge läut der Glocken von sämtlichen Türmen Bieberachs und unter den Klängen eines TrauermarscheS zwischen einer unüberseh baren Menschenmass« hindurch, die dicht gedrängt Kopf au Kops die Straßen Bieberachs säumte. Ergreifend gestaltete sich die Trauerseier ans dem Gottesacker selbst. Auch hier kein großes Gepränge, keine Pracht. Schlicht und einfach war die Trauer feier, schlicht und einfach wie der Dahingeschiedene selbst nn Leben war. ' Den ersten Nachruf widmet dem Becstorbenen der Stadt- Pfarrer von Bieberach Dr. Schweitert. I» die Herzen der Trauergcmciude tiesergreifender Weise schildert er den Ver storbenen als treuen Sohn seiner katholischen Kirche, als warmen Freund des deutschen Vaterlandes. Nach ihm sprach der Reichs kanzler Dr. Wirth (dessen Rede wir gestern schon wiederge geben haben). Auch seine Worte drangen tief i» die Herzen der Zuhörer ein. Hätte es der Ernst der Stunde nicht verboten, w wäre» Beifallsstürme über de» Gottesacker dahipgeranscht. Aber ganz kann sich die Trauergeiiieinde dem nackenden- Eindruck der Wirthschen Rede nicht entziehen, ein gedämpster Beiiallssturm niiterbrach wiederholt seine Rede. Nach dein Reichskanzler spra chen noch eine ganze Reihe von Teilnehmern, u. a. der ReichS- tagspräsident Löbe, Becker-Arnsberg für die Dentsche Zen- trumSpactei und die ReichstagSfrakiion des Zentrums, Ober- regiernngsrat Netzcrle für die Württeinbergiscbe Zentrnmö- portei, Minister Dr. Bolz für die Zenirnmsfcaktion des Würt temberg! scheu Lcnidiages, der Stadilchnitbeiß Doll sür die Stadt Bieberach, Geistl. Rat Schofer sür dir Badische Zenlrnmsvar-- tei, Msgr. Bogt für die Zeutrumsparici von Bieberach, ferner ein Vertreter der Geistlichkeit Württembergs, der Abg. Andre für die katholischen Arbeitervereine Württembergs, ferner ein Vertreter der christliche!, G c r w e r k s cb a f t e n Württem bergs, für die Mebrheiissozioldemokratie sprach der Abg. Ke ich sür die Unabhängige Sozialdeinolratie sprach der Abg. Geck Außerordentlich reich waren die Kranzspenden. Die Reichsregieruug, daS NeichSsinanzministcrinin, der Reichstag, die Dentsche ZentrninSpartei und die NeichStagsfraktion des Zen trums. die Würltemverqische und die Badische ZcilirumSparte!, die Deutsche Liga sür den Völkerbund und viele, viele andere ließen am Grabe Kränze niederlegcn. Wer die Trauerseier ans dein Gottesacker in Bieb rach miterlebt hat. der wird erst so ganz verstehen, wie tief die Liebe und Verehrung m den; dabinaemordeten Abg. Ercheraer in d-n Kerzen seiner würücniberenscbeii Landsleute ruht. Wir sind überzeugt, bäiten die politische» Gegner Erzbergers, die ilw im Leben geschmäht und die auch über das Grab hinaus sei» An denken zu verunehren sich bemühen, diese machtvolle Tranerkunb- gebnng des württembergischcn Volkes miterU'bt. sie würden, davon sind nur über;engt. sich diesem machtvollen Eindruck rncht baben entziehe» können. Der Mann, der so die Liebe eincs Bolkes genoß wie Erzberger, daß sein Leichenbegängnis zur Knndgebnng eines ganzen Volkes ward, der kann unmöglich der sein, für den ihn seine Gegner und Feinde anSgebe». Polen, Der Rum Oberschlesiens Von Dr. Paul Fleischer. M. d. R. Wie oft ist der polnischen Bevölkerung der Provinz Posen und Westpreußen die Angliederung dieser Gebiete an de» polni schen Freistaat dcuischerscits widerrate» worden! Wenn aber dentsclw Stimmen zu bedenken gaben, daß der Anschluß an die polnische Republik die blühenden Provinzen einer völligen Zer rüttung überantworten würde, schlugen polnische Hetzer d'eje Warnungen zum Schaden des betrogenen Volkes als hakaiistlsche Lügen holmlacheud in den Wind. Die deutschen Befürchtungen aber haben sich schneller erfüll!, als selbst die schlimmsten Pessi misten ahnen konnten. Heule hat sich die NB im ehemals preu ßischen Teilgebiete infolge seiner Einverleibung in die polnische Republik derart zugespitzt, daß selbst fanatische Vertreier des pol nischen IinperialisiuuS die Wahrheit >ucht länger berge,oalstgeu können. Die Wojewodischen Landschaften Pommerellen und Posen werden bon einer Bewegung dnrchbranst, die bo» de» breitesten Volksschichten getragen ist und alle Dämme borsicköi-- ger Zurückhaltung durchbricht. Am 16. August d. I. wurden in der Stadt Posen »ulst weniger als fünf Polksbersainmlnngen abgehalten, die gegen die Verschmelzung des ehemals preußischen Teilgebietes mit Kon- greßpoleu entschieden Stellung nahmen. Die Entschließung, die in sämtlichen Versammlungen angenommen wurde, stellte :>. o. fest, daß der polnische Staat durch däS gegenwärtige Negie- ruiigsshsteni an den Rand des Abgrundes gebracht wird. Die Mißerfolge aus dem Gebiete der AuSlandspotitik und die k.na- strophale wirtschaftliche Lage i»i Innern des Landes werden als bedrohliche Tatsachen gekennzeichnet, die jedes polnische Herz mit Sorge erfüllen müsse». Die Politik werde bon einer Kiafien- dcmagogie beherrscht. Immer neue Ausgaben suche das bis herige Regime durch den Druck neuer Milliarden bon Papier mark zu decken, wodurch eine dauernde Verminderung der polni schen Valuta herborgecafen würde. Die Einführung des freien Handels ans Grund des Gesetzes bon, 7. Juli d. I. habe» wcchrr Orgien der Teuerung im Gefolge gehabt. Dieser Notruf der polnischen Bevölkerung des- ehemals preußischen Teilgebietes darf »ich! »»gehör! verhalle,'. Vor allem sollte der Völkerbunds,ml an der Posener Entschließung nicht achtlos vornk er gehen. Cie ist entscheidend sür die Zu kunft Oberschlesiens. Immer und immer wieder wurde von deutscher Seite daraus hingewiesen, daß die Einverleibung des oberschlesischen Abstimmungsgebietes in die 'wünsche NepubN' der Einbeziehung in das wirtschaftliche polnische Chaos gleich- käme. Vielleicht ha! mancher Staalsm.mi, und Diplomat des Auslandes diese Beiürchtnng für übcrir,el>, n a,ballen und als parteiisch gefärbt zurückgewiese». Nachdem stck aber die ma nische Bevölkerung der Wojewodschaften Posen und Pommerel- le», die noch vor Jahr und Tag die Vereinigung des gesamten polnischen Volkes mit leidenschaftlicher Sehnsucht betrieb, vor aller Welt zu dem erschütternden Geständnis bequeme» maß. daß der A n s ch laß des e b e mals p r e » ß : j ch e n T e. i i- gebieles a» die polnische Republik den völ li ck cn N » i » des L a »des h c rbci g e s ü b > i bat, darf dasselbe Verbreche!, »icln am obersck'leiischen Volke wiederhol: werden. Selbst die Polen Ve-nerelen? und Posens lönnen sich cae- ser Erkenntnis nicht läm-er »erschließen. Andererseits we'ch,: sie aber auf Oberschlesicn als Bestandteil des polnische« Staate? niemals berzichten Deshalb forderten sie in Sen Posener Ver sammlungen, daß die westlichen Wojewodschaften Pomeretle», Posen nud Schlesien einen autonomen Verband mit eigener Ver tretung zwecks gemeinsamer Regelung ihrer Interesse» und Be dürfnisse in rechtlicher, wirtschaftlicher und kullineller Beziehung bilden sollen. Die dentsche Regierung wird gut tun dieser neuen Wendung der obcrschlcstscheu Frage ihre uugete.lte Auf- merlan,leit zu schenken. Das Verlangen der Posener Polen ist »ni so unverständlicher, als sie selbst 'V" Entschließung fest stelle'>, daß die Warschauer Regierung ihr Versprechen, die ante- !,o»,e„ Einrichtungen im ehemals Preußischen Teilgebiet« zu respektiere», nicht gehalten hat. ..Unzulastig und ganz unver ständlich," so heißt es nämlich i» der Posener Entschließung, „ist die Art der Behandlung des ehemals preußischen TeilgebieteS durch die Regierung des Serrn Witos. der entgegen seine» -.igc neu Erklärungen aus der Konferenz der Krnsvertreter i» Grau- de»z wo er versichert batte, daß ohne Eimmlllguug der Verirrter des Teilgebietes keine Aenderung in der Verschmelzung ersvlgen würde, dennoch durch den Beschluß des MimsterrateS vom 9. Juli d. I die Interessen unseres LandeSteücS als Interessen von Bürgern zweiter Klasse behandelt, indem er ohne W ssen und vlme Einwilligung der Vertreter dieses Teilgebietes e,»e so radikale Aenderung anordnet, wie dies der Beschluß über die vollständige Auslösung des Ministeriums deS ehemals preußi schen Teilgebietes ist." Die oberscüleiische Bevölkerung kann danach ermepen, waS sie von de» Zusicherungen der Warschauer Regierung zu holten hat. Wie sie diese autonomen Einrichtungen -m ehemals preu ßische» Teilgebiete trotz aller früheren Versprechungen durch einen Federstrich kurzerhand beseitigt, ebenso wird sie sich nicht scheuem die durch das organische Statut Schlesien in Ausstcbr gestellte Selbstverwaltung wieder aufzubcben, wenn dies die Umstände ibr geboten erscheinen lassen. Der Wortbnicb, dessen die Warschauer Regierung von der polnischen Bevölkerung Pom merellens und Posens bezichtigt wird, lässt auch die Autonomie Oberschlesiens unter polnischer Herrschact höchst zweifelhaft er scheinen. Das bernichiende Urieil, das in Posen glühende polnische Patrioten »iilec dem Zwang der Not über die volnische Wirt schaft gefällt baben, kann dein Völkerbnudsrat die Entscheidung mir erleichtern. O b e r s ch l e s i e n darf keinesfalls Vor der Umbildung der preußischen Reqiernnq Nach Berliner Blättermeldmigrn sollte Oer preußische Mi nisterpräsident Stegerlpntd gelegentlich Vcr statholtkenver- sammtnng 'in Frankstirt eine eingehende Aussprache mit dem Reichskanzler Wirth und „anderen führenden Potititern des lin ten ZeatrnmSftügets" gehabt haben. Diese Behanpliing ist völlig »nzntresfend. Von durchaus zuverlässiger Seite erfahren wir. daß eine derartige Verhandlung nicht staitgesiinden hat, daß überhaupt in Frankinrt keinerlei Verhandlungen bezüglich ttmbitdnng der preu ßischen Regierung staltgesnnden haben, Wenn weiter in Berliner Blättern vanon gesprochen wird, daß in der letzten Zeit Verhandlungen mit der Sozialdemo kratie stattgeiniideii haben, die „eine Annäherung der letzteren an die maßgebenden Regieningskreise zum Zweck eines Eintritts der Partei in die preußische Regierung galten", so können nur demgegenüber zuverlässig seststelten, daß diese Meldung den ToZ fachen voranseilt. Selbstverständlich haben weder daS Zentrum noch die Teinokraten grnndsätzliche Bedenken gegen eine» Ein tritt der Sozialdemokratie in die preußische Regierung. Es ist sa bekannt, üaß nicht grundsätzlichc Gegensätze seinerzeit die Beteiligung der Sozialdemokratie an der Regierungsbildung in Preußen vereitelte, sondern Gründe anderer Art, Wenn jetzt seitens der Sozialdemokratie der Wunsch besteht, in die preu ßische Regierung cinzntrete», so kann von ovrnherein als scsi - stehend angesehen werden, daß seitens der beiden Regierung-? Parteien in Preußen diesen, Wunsch kein Widerstand entgegen gesetzt wird. Wie wir endlich hören, dürften in der nächsten Zeit allerdings Verhandlungen in dieser Richtung hin stattsinden So weit wir hören, besteht hei der Sozialciemokratie der Wunsch, eingehend mit dem preußischen Ministerpräsibenten Stegerwald in Fühlung zu treten. Solange diese Perhandlnngrn noch nicht staitgestinden ha ben, solange nicht seststcht, unter welchen Bedingungen die So zialdemokratie ihren Eintritt in die preußische Regierung voll ziehen wird, ist es müßig, sich in Miitmaßnngen über die neue Zußiinniensetznng der vrcnßischen Regierung zu ergehen, Einzel heiten können nach Lage der Sache noch gar niml bestehe«,, Meldungen dieser Art sind daher von vornherein als nuzntrej- send zurückznweisen Nachklänge zu den Berliner Kund- qebunqen Während in Be ec ach Erzberge>- zur letzten Ruhe geleitet ivni dr. fände i in, ganzen Reick, eindimcksvolle >ti!»dgeb»ngen gegen den srigrn Menclielinoro und die politischen Drahtzieher besteche:, stal Wen» die Berliner Rechtspresse auch mit schärfster Ironie von der Lustgarten Demonstratio», an der gegen 2 >6 666 Mensche:, teilnah,neu, berichtet, so wagt sie es doch nicht, zwei sehr we ivotle Tatsachen ihren Leser» offenbar nicht ohne ein gewisses Neidgesühl »orzuenthalten: Für den ermordelen Erz derger ist die größte Demonstration zustande gekommen, die Berlin je gesehen hat, und es ist alles >» musterhafter Ordnung vo,«statten gegangen, Z„>„ ersten Male auch hat sich eine wirk- ' che Einheitsfront des schaffenden Volkes gezeigt, die von der elen-cutaren Wucht der breiten Votksmassen zeugte, löschst ve- mer.eaSwert klang durch alle Reden der znnicist sozmlistischen Sprecher, die sich bei aller Bestimmtheit einer große» Mäßigung deslei,«igten, der tlnterton hindurch, daß es sich nicht um eine eininaliee Aktion handle, sondern daß die Linke de» Willen habe, „umnelir Geschlossenheit und Einheitlichkeit des Handelns mich weiterhin zu wahren. An eine solche Folge dürsten die Mocdvnben und ihre po litischen viiltermäimer kann, gedacht haben. Die Rechte führte dkl, .Vamps gegen Erzberger sowohl wegen seiner Persönlichkeit alS auch wegen seiner Politik, Aber anch das erstere dürfte lediglich um des letzteren Willen geschehen sein; denn wenn es sich um ein ausschließliches Reinlichkelisbedürknis gehandekt hätte, dann