Volltext Seite (XML)
Kenntnis. daß seitens des Bürgerausschusses für patriotische Veranstaltungen anläßlich der Rückkehr Sr. Majestät des Königs ans dem Süden, die Anfang Mai dieses Wahres zu erwarten ist. eine große Huldigungsfeier für Te. Majestät durch die Bewohnerschaft Dresdens ge plant und vorbereitet wird und beschließt, sich an dieser Huldigung zu beteiligen und zwecks Begrüßung Sr. Majestät vor dein Rathause Aufstellung zu nehmen. Die Stadt verordneten sollen gleichfalls um Beteiligung an dieser Feier ersucht werden. * Im „Berliner Tageblatt" der Herren Nndolf ^'offc und Arthur Lewysvhn lNr. 101 vom 29. März) veröffentlicht ein gewisser Friedrich Deruburg ein Feuilleton. Hierin erzählt er vom Besuch einer südfranzvsischen Wall- iadrrskirche: „Fn der Kirche war es still, nur ganz wenige Zufalls- und ^cngierbesuche. Ihr gegenüber ist ein gutes Restaurant. Ich sroq'rc den Wirt, ob die Mönche der Madonna auch unter das neue Gc'ctz fielen. Er zog die Uhr, es war zwischen drei und vier. Oa, diesem Augenblick," sagte er, „wird in der Pariser Kammer über ihr Schicksal entschieden. Sie haben ihren Besitz bei Seite gebracht und ziehen schon aus. Dabei lächelte er halb spöttisch. Tic Madonna hat, wie ich heute morgen in der Zeitung sehe, nictus sür ihren geistlichen Hofstaat getan. Auch ihr könnte mau zurufen: „Anderen hast Du geholfen und kannst Tir iclber nicht helfen!" Herr Deruburg weiß offenbar sehr wohl, woher er dieie Lästerworte hat: so riefen die Juden dem an: Kreuze sür 'eine Peiniger betenden Heiland zu. Cs ist derselbe Nil'. derselbe erbärmliche Spott, den die glaubenslose Welt iu ihrer Kurzsichtigkeit für Alles hat. das über ihren so eng begrenzten Gesichtskreis hinansgeht. Und doch sollte Herr Deruburg wissen, welchen Triumphzng die Lehre des Gekreuzigten schon bald nach seinem Tode durch die ganze PKll antrat. Und scheint man den Gottmenschen jetzt in Frankreich aufs Nene ans Kreuz zu schlagen, wir sind gewiß, daß auch diesen! Charfreitag die glorreiche Aufer stehung folgen wird. Unsere jüdischen Mitbürger aber mögen sich nicht wundern, wenn antisemitische Stimmungen auch in katholischen Kreisen immer tiefer sich festsetzen; eine Preise, wie die der Herren Mosse und Cohn in Berlin, Tomieinann in Frankfurt, sorgt ja mit fanatischem Cifer dainr, daß der Antisemitismus nicht ansstirbt! Der nächste Familienabend des Cvangelischen Bundes imdet Dienstag, den 2l. April, im Keglerheim statt, bei welchem Herr Pfarrer Segnitz die gegen ihn von Herrn Oberst von Pereira in der bekannten Broschüre erhobenen verwürfe znrückweisen wird. Wir sind ans die Cntgegnnng sehr neugierig; die Antwort wird prompt darauf erfolgen. * Am Dienstag nachmittag drangen aus den Fenstern und Toren der nördlichen Seite der Sophienkirche Ranch- welken. Die Feuerwehr, welche rasch alarmiert worden war, brauchte nur kurze Zeit um das Schadenfeuer zu loschen; die Dielen hatten ans bisher unbekannte Weise Feuer gefangen. * Polizeibericht. Ans der Großenhainerstraße ist am Tenntage abends ein Fahrgast von einem Straßenbahn wagen gesprungen, während sich der Wagen in voller Fahrt befand, er ist dabei gefallen und hat einen Schädelbrnch erlitten. - Ans einem Spielplätze an der Coswigerstraße wurde gestern nachmittag eilt l2 Jahre alter Knabe, der in den dortigeil Sandboden eine Vertiefung von über l m gegraben hatte, von dem dadurch einbrechenden Sande ver schüttet, durch hinznkommende Leute jedoch noch rechtzeitig wieder ansgegraben und gerettet. tr. Leipzig. Der Lehrlingsschntzvercin, dessen neuer Präses Herr Kaplan Bohnert ist, veranstaltete am Sonn tag. den 2!). März cr., im katholischen Gesellenhanse eilte schlichte, aber würdige Josefsseier. Deklamationen und musikalische Vorträge für Cello und Klavier wechselten wirkungsvoll ab. Nach der Festrede verabschiedete sich Herr Pfarrer a. D. Andreas Dentschmann vom Vereine, dessen Gründer und erster Präses er ist. Einer der Lehr linge überreichte dem Hochw. Herrn ein selbstgefertigteö Geschenk als Zeichen der Liebe und Verehrung. 0 Lehr linge schieden ans dem Vereine ans. um in den Gesellen verein eiiizntreten. Leipzig. In Kleinzschocher hat sich eine 50 Jahre alle Handarbeitersfrau vergiftet. Das Motiv der Tat ist unbekannt. — Festgenonnnen wurde ein 00 Jahre alter Schreiber ans Dresden, der von dort nach Unter- schlagnng von 000 Mk. flüchtig geworden war. Das Geld Hatto er in zwei Tagen verjubelt. Halle a. S. In einer Versamntlnng des Vorstandes der Drtskrankenkassen wurde beschlossen, in der Nähe von Halle, möglichst in der Heide, Walderholnngsstätten für erkrankte Mitglieder zu errichten. (Crimmitschau. Am 2!). März feierte das katholische Kasino das Jubiläum unseres hl. Vaters. Trotz des Herr- lichen Frühlingswetters war der Vereinssaal in der Turn- halle überfüllt. Sogar ans Glauchau, Meerane und Werdau waren werte Gäste erschienen. Nach der Begrüßungsrede des Herrn Groß wechselten musikalische und deklamatorische Darbietungen einander ab. Die Festrede hatte Herr Lehrer Voß ans Zwickau übernommen. In großen Zügen schil- derte er, wie seit beinahe zweitausend Jahren die Kirche in ihrer Unüberwindlichkeit dasteht, trotz vieler und großer Ttürme. Und dieser Blick in die Vergangenheit soll uns für die Zukunft stärken; denn die Verheißung bleibt ewig bestehen: „Du bist Petrus rc." Mit einem Hoch ans Papst Leo XIIT. schloß der Vortrag. Im Laufe des abends ergriff auch der Herr Pfarrer de Lasalle das Wort. Er 'eierte unseren hl. Vater „als einen Hort des Friedens und der Versöhnung", sein Hoch galt der weltlichen Obrig- keil, dem Kaiser und dem König Georg. Im zweiten Teil wurde ganz nett das Theaterstück „Das Mnttergottesbild" gespielt. Luga». In der am 90. März abgehaltenen Ver sammlung des katholischen Arbeitervereins wurde beschlösse», die Banuerweihe erst nach Vollendung des neuen Saales, wahrscheinlich im August vorzunchmeu. — Am zweiten Llterfeicrtage wird in Oelsnitz eine PapstjubilänmSfeicr nattfiuden, iu welcher auch die Gründung einer Volks- vereinSgruppo vorgenommeu werden soll. — Die hiesigen Steinkohlenwerke, sowie ein großer Teil von Oelsnitz und GerSdorf haben am Montag wegen großem Kohlenvorrat, seiern lassen. Stollberg. In der Nacht znm ZI. März brannte das Hintergebäude des Bäckers Friebing mit der darin befind lichen Bäckerei ab, wobei ca. 1000 Brote ein Raub der Flammen wurden. Zwickau. Hier wurde die Burgstrabe 18 wohnhaft gewesene Frau venv. Wallich im Bette tot ausgefundeu. Wahrscheinlich hat ein Herzschlag ihrem Leben ein Ende gemacht. Bautzen. Hierselbst mußte ein Einwohner ans der Wettincrstraße, welcher durch Einatmen von Kohlengas besinnungslos geworden war, ins Stadtkrankenhaus gebracht werden. Bautzen. Das Kapital der im Jahre 1887 gegrün deten Blumentritt-Stiftnng beträgt 0000 Mk. und ist in einem Pfandbriefe der Landständischen Hypothekenbank hinterlegt und bringt zu 0>/„ Prozent alljährlich 105 Mk. Zinsen. Von diesen Erträgnissen sind im Laufe der ver flossenen 12 Jahre 104 Zuwendungen gemacht worden in Beträgen, die sich von 50 Mk. bis 1 Mk. abstnfen. Weint unter den Bedachten 79 Lehreraspiranten und 25 Aspi ranten des geistlichen Standes waren, so glaubt der Ver walter dadurch dem Sinne der einstigen Stifter entsprochen zu haben. Die Verwaltung der Stiftung liegt in den Händen des Herrn Seminardirektors E'n„. mrp. Lob mann. Schließlich sei die Bitte ausgesprochen, der Stiftung in Lehrerkreisen bei freudigen Gelegenheiten und Zusammen- künften zu gedenken. Die Stiftung ist der Vermehrung fähig; es werden die kleinsten Beiträge dankbar angenommen und werbend angelegt. Zittau. In dem Konkursverfahren über das Ver mögen des Holzhändlers R. Elvert hier sind bei der Schlnßverteilnng 7088 Mk. bevorrechtigte Forderungen und 00481,97 Mk. nichtbevorrechtigte Forderungen zu berücksichtigen. Zur Verteilung ist ein Massebestand von 282,52 Mk. verfügbar. Ans die nichtbevorrechtigten For- dcrnngen entfallen mithin 0,074 Prozent, also etwas über einhalb Prozent. — Am Sonntag feierte der Garten arbeiter Herr Ernst Matthes und seine Ehefrau Amalie geb. Weise ihre goldene Hochzeit. -I). Görlitz. Arbeiter und Sozialdemokrat ist nicht ein Begriff. Ein neuer Beleg dafür ist folgende Tatsache. „Genosse" Albrecht, seines Zeichens ein Schneider in Hatte, verkündete der staunenden Welt von der Reichstagstribnne, daß die überzeugten Arbeiter, d. h. diejenigen, die irgend welche sozialokonomische Kenntnisse haben, von den „so genannten Wohlfahrtseinrichtnngen" nichts wissen wollten. Man solle nur einmal die Arbeiter fragen, die solchen Einrichtungen unterständen, was sie darüber dächten. Die hiesige Waggonfabrik, die ausgedehnte Wohlfahrtseinricht nngen für ihre Arbeiter geschaffen hat, ist dieser Aufforder ung gefolgt. Und das Ergebnis der Umfrage? Noch nicht ein Prozent der Arbeiter hat dem „Genossen" Albrecht zn- gestimmt. Aus Nirche und Stunt. f Uebertritt znm Katholizismus. Freiherr Oskar Parish von Senftenberg, Herr auf Senftenberg lind Brandeis an der Adler, Reichstags- und Landtags abgeordneter, ist samt Gemahlin, geborene Freiin von WiderSperg und vier Kindern znm Katholizismus übergetreten. f Wie man gegen die Jesuiten Unterschriften „sammelt", darüber berichtet das „Siegener Rhein. Volksblatt". Zirkulierte da im Tiegerlande vor einigen Tagen eine an den Bnndesrat gerichtete Petition gegen die Aufhebung des 8 2 des Iesnitengesetzes, die nicht nur Protestanten, sondern auch .Katholiken zur Unter schrift unterbreitet worden war. Auf einem Siegerländer Werke hatten, wie das genannte Blatt schreibt, soeben einige protestantische Arbeiter unterschrieben, als sich der Werkmeister auch an ein paar katholische Arbeiter wandte und sich ihre Unterschriften erbat. „Was ist denn das, was nur unterschreiben sollen?" fragten dieselben, und der Herr Werkmeister erwiderte ihnen: „O, nichts Besonderes; es sollen nur die Stimmen gezählt werden!" Die katholischen Arbeiter unterschrieben ans das Wort des Werkmeisters hin, und letzterer eilte wieder weiter. Später stiegen einem der beiden Arbeiter Bedenken ans, und er suchte den Meister in seiner Werkstätte auf mit der Bitte, ihm doch mal den Inhalt der Petition initznteilen, da sie wissen möchten, was sie unterschrieben hätte». Ter Meister las ihm die Petition vor, und die beiden mntigen Arbeiter forderten daraufhin den Bogen zurück und durch- strichen ihre Namen. Ehre den beiden Wackeren! So werden also Unterschriften „gesammelt"! f Die Berliner Spiritisten sind durch das Urteil im Prozeß Rothe sehr aufgebracht und »vollen am Freitag eine Versammlung veranstalten zu gnnsten des „Blmnen- medinins". Obwohl die Tranceznstände der Frau Rothe und Blnmenspenden ans dem Jenseits sich im Gefängnis auch so oft ereignen werden? Das wäre wohl der beste Beweis für die „Unschuld" des famosen Mediums. f Auf den 21 Universitäten des deutschen Reichs sind im eben abgelanfenen Semester (Winter 1902/00) insgesamt 00005 Studierende immatriknliert ge wesen. Davon entfallen auf Berlin 7091, München 427!«, Leipzig 0704, Bonn 2214, Breslau 1755, Halle 1740, Heidelberg 1052, Göttingen 1005, Würzbnrg 1002, Tü bingen 1001, Freiberg i. Br. 1288, Straßburg 1190, Münster 1150, Marburg IIII, Gießen 1018, .Königsberg 970, Erlangen 909, Kiel 879, Greifswald 700, Jena 097, Rostock 597 Studierende. Dazu kommen noch die znm Hören der Vorlesungen berechtigten, nicht immatrikulierten Personen, nämlich 7802 männliche, (davon in Berlin: 5757) nnd 1271 weibliche (in Berlin 552. ohne Hörerinnen: Freibnrg, Münster, Greifswald». — Die entsprechenden An gaben über die technischen Hochschulen deö Deutschen Reichs beziffern sich auf insgesamt 1020!» Studierende, 2174 Hörer (Berlin 001), 1590 Hörerinnen (Berlin 081», m einzelnen Zahle» die technischen Hochschulen von Berlin 0090, München 241'.), Karlsruhe 1001, Darmstadt 1500, Hannover 1292, Dresden 904, Stuttgart 998, Aachen 821, Brauuschweig 052 Studierende. Auf Universitäten nnd technischen Hoch schulen zusammen befinden sich also zur Zeit rund 50000 Studierende. 1 Einen Brief an Combes hat der Obere des Kapnzinerklosters in Toulouse gerichtet, der so recht die Erbärmlichkeit des Vorgehens eines Mannes zeigt, der sich durch geistliche Almosen großfüttern ließ, um sie dann mit schnödestein Undank heimznzahlen. Das Schreiben lautet: „In hohem Alter und nur zwei Schritte vom Grabe entfernt sehe ich mich bedroht, in brutaler Weise aus meinem Kloster aus getrieben zu werden, das ich vor 50 Jahren gründete, dessen gesell lichcr Besitzer ich bin und wofür ich alle Steuern stets sehr pünkt lich entrichtet habe. Nu» soll ich gewaltsam aus meiner Zelle gerissen werde», wo ich zu sterbe» hoffte. Könne» Sie, Herr Ministerpräsident, vergessen, daß sie Minister des Innern und des KnltnS sind in einer Republik, die das Wort „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" zum Wahlspruch genommen, einen heiligen und ganz evangelischen Wahlspruch, der von unserem Herrn Jesus Christus auf die Erde gebracht wurde? Im Namen dieser heiligen,u»d evangelischen Freiheit möchte ich beten, wo und wie ich will, und mich kleiden, wie ich will, möchte ich arm lebe» und arm mich kleiden, um dem Arme» zu gleichen nnd ihm als Freund und Bruder zu dienen bis zum Tode. Seit 50 Jahren kämpfe ich mit dem Kreuze in der Hand unter diesem Wahlspruche. Soll nun gewaltsame und ungerechte Austreibung mein Lohn sein? Wir sind im gleichen Bezirk lind unter gleichem Himmel geboren. Ihr Onkel, ein ehrwürdiger Priester, der an Ihnen Vaterstelle vertrat, war mein Freund. 00 Jahre lang habe ich in seiner Pfarrei das Evangelium verkündet. Auch Ihren Bruder »ahm ich väterlich bei uns auf, als er in unseren Orden einzutrete» und dessen Kleid zu tragen wünschte. Kann ich unter solche» Umständen an Ihrer Grog mut zweifeln? Und sollten Sie es dennoch ablehnen, mir den Schmerz der Verbannung zu erspare», dann bitte ich Sie wcnigstens um das eine: tnn Sie mir in meinem Alter nicht das Leid an, daß ich ohne Rücksicht und Obdach auf die Straße geworfen werde. Oesfnen Sie mir lieber eines der — Gefängnisse der Republik der „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit", oansil ich daselbst mit den armen Gefangenen leben nnd als ihr Brnder mit ihnen sterben kann." Die Republik der Sozialisten nnd Radikalen konnte nicht schärfer als das Zerrbild der Freiheit nnd Gleichheit gekennzeichnet werden. Theater, Aunst und Wissenschaft. — Im König!. Schauspielhaus wird Donnerstag, den 2. April — außer Abonnement — Shakespeares fünfatligeS Trauer spiel „Macbeth" gegeben. Die Hauptrollen sind wie folgt besetzt: Macbeth: Herr Wiene, Ladn Macbeth: Frl. Ulrich. Ladn Macdnsf: Frau Salbach, Macduss: Herr Decarli, Tnnkan: Herr Müller, Banguo: Herr Winds. — Residenzthc ater. Donnerstag, den 2. April >000, abends 7'/5 Uhr igelvöhnliche Preise»: „Der Bettelstudent", Operette von E. Millöcker. — Freitag, den April >000, abends 7'T Uhr ige lvöhnliche Preise»: „Der Bettelstudent", Operette von E. Millöcker. Am Sonnabend geht zum erstenmale, mit Herrn Albert Paul als (hast, das Schauspiel: „Das verlorene Paradies" von Fulda iu Szene. — Tie bekannte Dresdner Konzertsängcriu Frau Sauna van Rhhn hat türzlich im Kon.zert des Musikvereins zu Eisenach einen glänzenden Erfolg errungen, desgleichen Fräulein Alber ti. Tie Kritik rühmt an ersterer die äußerst wohlklingende Lopran- stimnie, welche die Höhe mühelos nimmt und sich der Slinnnung des Liedes auf das innigste nnpaßt. Der edle wohlaesättigte Alt der letztgenannten Dame wie die außerordentliche Modulations fähigkeit ihres Organs und die meisterhafte Interpretation fanden gleichfalls wohlverdienten Beifall. — Hehses „Maria von Magdala" bildet noch immer den Brennpunkt der Kontraverse. Verschiedene Zcusurbehörden, besonders in protestantischen Ländern, glaubten die Aufführung verbieten zu müssen. Die Dresdener Zensurbehörde dagegen hat das Stück, wie wir infolge einer Mitteilung der Direktion des ResidenzthcaterS mitteilten, zur Aufführung zugelajsen: wir wissen freilich nicht, ob Abstriche Vvrgenommen wurden. Nunmehr hat auch die Polizei- direktiv» in München das Stück verboten und zwar mit der Be gründung. daß Darstellungen religiöse» Inhaltes aus dem Leben Christi auf profanen Bühnen schon im allgemeinen als unangemessen erscheinen. „Diese Erwägung", fährt die Entscheidung fort, „trifft je doch im vorliegende» Falle noch besonders deshalb z», weil das Drama „Maria von Magdala" mit der Leidens- nnd SterbenS- geschichte Christi eng verknüpft und »veil Christus, wenn auch selbst nicht austreteud, als eine der Hauptpersonen desselben aufgefaßt ist. Die Polizcidireltiv», welche bei ihrer Entscheidung in cr'ter Linie die Wirkung der Ausführung ans die 0,»schauer in Berücksichtigung zu ziehen hat, hält es sür durchaus naheliegend, daß die Darbietung eines derartigen Stückes in einer gewöhnlichen Theatervorstellung auf profaner Bühne das religiöse Gefühl verletzt. Diese Verletzung religiöser Empfindungen wird um so wahrschein licher, als die Person Christi, sein Lehren und sein Tnn in starkem Maße in die Handlung verflochten sind und als das Verhältnis Maria Magdalenas zu ihm, soweit es für die Handlung verwertet wurde, in einem wesentlichen Punkte, dem sinnliche» Momente, außerhalb des biblisch historischen Rahmens dichterisch frei behandelt ist." Man ersieht daraus, daß das Stück ans die erhabene, makel lose Person Christi den Schatten der Sinnlichkeit wirst. Was aber selbst die ärgsten Feinde Christi, die Pharisäer, nicht wagten, sollen wir Christen uns dies gefalle» lassen? Neueste Nachrichten. — Fn Rostock lam es zn große» Unruhen besonders unter den Arbeitern, welche iu große» Scharen mit roten Fahne» durch die Stadt zogen. Durch das Cingreifcu der Polizei und des Militärs wurde» die Unruhen unterdrückt. Der Geschäfisansschnß des österreichischen Abgeordnetenhauses lehnte mit 22 gegen 0 Stimmen den Antrag Schalk ab, nach welchem die Geschästssprache des Hauses die deutsche sein soll. — Die französische Deputierten kainmer nahm das Budget in der Höhe von 0520 Millionen Franks an. — Fn der russischen Stadt Rostow zogen Arbeiter in Hellen Hansen mit regierungsfeindlichen Anfschristen und roten Fahnen umher. Erst durch das Militär konnte die Ruhe wieder her gestellt werden. — Reichskanzler Bülolv machte in Neapel bei dem italienischen Minister des Aeußeren Prinetli einen Besuch. — Fn Valencia in Spanien ließen die Aufständischen einen Luftballon aufsteigc», von dem nuS die Stadt mit Flngschristen überschüttet wurde. — Der Präsident von Mexiko, Pvrfirio Diaz, hat das Schiedsrichteramt zivischeu Spanien nnd Venezuela übernommen. — Fn Santa Domingo fand bei Dajabon ein Gefecht statt, in dem die RegiernngStrnppen 27 Tote und 40 Verwundete, die Auf ständische» 5 Tote und ll Verwundete verloren. Regiernnas- truppcn stehen rings um Santo Domingo und man erwartet eine Schlacht. — Fn Berlin hat sich bei seiner Verhaftung in einem GifschäftS- kontor in der Ackerstraße l.OO der frühere Wucherer Stahl erschossen, der wegen verschiedener Vergehe» durch Kriininalpolizisten verhaftet werde» sollte. Fn Berlin wurde Fräulein Clevnvra Slratislcscn ans Husstz in Rumänien znm Doktor in der Philosophie promoviert. — F» Kassel erschoß eine Dame ans Berlin ihren Verlobten, der ihr untren wurde, und entleibte sich dann selbst. — Die unter dem Verdachte des KindesnwrdeS verhaftete Baronesse von Seckendorf hat bereits ei» Geständnis abgelegt. -- lioono Liter Wein liefe» in Landau (Pfalz) durch die Kanalisation. Es war der Wein, der in dem WeinfälschmigSprozeß Abraham Weiß durch Urteil gerichtlich eingezogen worden war nnd »nn ans Anordnung des Gerichtes auf diele Weise jedem Mißbrauch entzogen wurde. — Fn der Skandal« asfäre in Düsseldorf hat bereits Leutnant a. D. Loelv das Ge ständnis abgelegt, daß cr mit Fra» Ingenieur Eck ein Verhältnis unterhalten und sich durch falsche Aussage des Meineides schuldig gemacht habe. Büchertisch. Die katholischen Missionen. Fllustrierte Monatsschrift. Ol. Fahrgang. (Oktober l>>02 bis September lOOO.) 12 Nummer». 4». Mk. 4. — Freibnrg im BreiSga». Herdersche VerlagShandlung. Durch die Post und de» Buchhandel. — Inhalt von Nr. 7: Die deutschen Franziskaner im Staate Sa. Catharina (Brasilien». (I.)