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EILssfch« , Nr. 252. Seite r So.iuiag de» 3». Ottober 192l schluß seiner Porwi lieek. Tie Regierung hat deutlich genug gesagt, »varuin sie — iro-... ihres Protestes wegen des Unrechts vo» Heus! — xuie Kommission zu entsenden sich entschlossen hat. Es heißt in der offiziellen Note: ..Lediglich unter den, Truck der in der Note ausgesproche- neu Drohungen und um der deutschen Bevölkerung des ober- schlesische» FnLnitriegebieteS die sonst bevorstehende Verelen dung soweit wie möglich zu ersparen, sieht sich die deutsche Negierung gezwungen, dem Diktat der Mächte entsprechend die darin vorgesehenen Delegierten zu ernennen." Tie Negierung handelt also unter dem Zwang, für das ganw Bell die Durchführung von Drohungen zu verhindern, deren Gejährlichteit gerade «den Mitgliedern der Deutsche!'. Voltspartei bekannt sein sollte. Und die Reichsregierung handelt sür iie arme» deutschen Oberjchlesier, wenn sie mit allen Mt- le!» versucht, deren Los in Zukunft zu erleichtern. Daß daS Kabinett Tr. Wirth gerade nach dieser Hinsicht nichts >, n v e r s u ch l l ä ß t, daß eS sogar den Widerspruch der Deut schen Volkspartei zu ertragen weiß, ist eine echt vaterlän disch Tat, die unsere Bewunderung verdient. Sie verdient diese Anerkennung trotz der 132 Abgeordneten, die zuerst nach der Stimmung der Straße sich umsahen! Tie Vorgänge in Gratzlitz Prag. 2?. Ollober. lieber die Vorgänge in Graßlitz ver breitet die Presseabteilung des Ministeriums sür nationale Ver teidigung folgende Darstellung: Donnerstag um 5 Uhr nach mittags kam n> Graßlitz im Erzgebirge eine militärische Assi- stenzabteilnng an, bestehend aus 38 Man» und 2 Offiziere». Am Bahnhof wurde die Abteilung von einer großen Ansamm lung der Bevölkerung erwartet, die die Soldaten mit Lärmen empfing sie umringte, schmähte und mit Steinen bewarf. Die Mannschaften bewahrten trotzdem Ruhe und Manneszucht und reagierten nicht auf die Insulten. Als die Ableitung unter be deutenden Hindernissen auf dein Marktplatz gelangte, sielen aus den umliegenden Häusern zwer Schüsse. Das war das Signal zu einem Angriff der Bevölkerung, die den Soldaten die Ge wehre zu entreißen begann. Ter Kommandant gab darauf Be fehl, zu schießen Es wurden 12 Personen gelötet und 10 ver wundet. Zur Sicherung der Ruhe wurde über den politischen Bezirk Graßlib das Slandrecht verhängt. Jahrestag der tschecho-slowakischen Republik Prag. 28. Oktober. Anläßlich des drittel» Jahrestages der Ausrnsung der Ischrchofflowakischen Republik empsing heute Prä sident Masarhk das diplomatische Korps u»8 hielt dabei folgende Ansprache: Tic Ereignisse der letzten Tage sind keine Ueber- rnschnng siir den, der die Lage in Mitteleuropa keimt. Denn das Provleni, das uns der Krieg hinterlasse» hat, ist zum größten Teile ein millekeiiropäisches Problem. Tue »ns ist es selbstver ständlich, daß wir im Einvcrneyineil mit der Entente arbeiten und darin sorlsalstcu werden. Ich habe schon wiederholt er klärt, daß cs iich bei n n s d a r um handelt, da s A n - sehen der Entente siir Europa zu erhalte». I» diesem Sinne haben wir im Lause deS Krieges gearbeitet »»kt arbeiten wir auch »ach dem Kriege, Tie Kleiue Entente ist durch die »litlelencopäische Lage geschaffen worden. Tas erklärt die Einmütigkeit in allen wichtigen Fragen, die die Organisation Mitteleuropas betreffen. Wir wollen den Frieden. Wir wollen nicht den nrieg. Tas nnvornehme und unwürdige Vorgehen des Exkaisers Karl beweist den politisch denkenden Menschen, daß die monarchische, ka r li »tische Bewegung vom politi schen Gesichtspunkt aus hohl ist und baß die politischen Ratgeber deS Exkaisers Karl die Lage Mitteleuropas mißversteben. Seine monarchischen Anhänger sollten nnnnichr begreifen, daß der Kai ser nicht allein seine Person, sondern den Monarchismus bloß- grsteltt Hai. Wer sich von Habsburg nährt, stirbt daran! Prag, 28. Ottober. Fn Veantwortnng der Glückwünsche deS Kaminerpräsidenlcn Toinaichek aus Anlaß des Jahrestages' der Ausrufung drr Republik sagte Präsident Masarhk n, a.: Wir haben gegenüber Ungarn keine ErvbcriingSpläne, müssen aber daraus bestehen, daß die »ngnrisckw Regierung endlich mit ihrer zweideutigen Haltung aushört. Verständige und ehrliche Leute können sich auch über die schwierigsten Probleme ohne Krieg verständigen. Wir bestehe» ans den Friedensverträgew und verlangen ihre lohnte Tnrchsiihrnng. Wir sind einig: mit der Entente, iv e i l wir eben nichts wollen, als was mit ihr znm Abschluß gelangt ist. Natür lich sind wir in vollem Einvernehmen mit Südslavien und Ru mänien. Tie Mobilisierung bedeutet mich nicht den Krieg, ist aber eine große Belastungsprobe. Dt- Ne«tralU8t De«tschSsterreichs g«ne« Lrahtbexicht der »Sächs. volksgeita.') Wien, SV Oktober. Dt« tschechisch« Negierung hat gestern der österreichischen Negierung erklärt, daß i« Molle eines Einmarsches der kleinen Entente in Ungarn di« Neutralität von Oesterreich «in. schließlich Westnngarn» gesichert sei. Mobilmachung in Jugoslawien (Eigener Drahttericht der „Sachs. VolkSzeitg.") Belgrad» 20. Oktober. Das gcstrige Abendblatt veröffentlicht ein Dekret der Regierung über die Einberufung von Reserveoffizieren und Mannschaften de« JabraangeS ISIS zu einer sechswöchlacn Waffenübung. Es wird betont, daß die kleine Entente bei ihrem Entschluß verbleibt, um ihre nationalen »nd politischen Interessen in jeder Beziehung durchführen zu können. Frankreich» Finanzen Paris, 28. Oktober. Die Unanzkommisston der Kammer hat nunmehr die Einnabmen und Ausgaben für daS Budget 1922 fest gesetzt. Die ordentlichen Ausgaben belaufen sich aus 21753 Milli onen, die außerordentlichen ans S2V0 Millionen, im ganzen alio aus 24953 Millionen Francs. Die ordentlichen Einnahmen sind mit 19778 Millionen eingestellt, die außerordentlichen Einnahmen mit 3860 Millionen Francs, im ganzen also mit 23328 Millionen Francs. Es bleibt somit ein Defizit von 1600 Millionen, das durch die Aus gabe kurzfristiger Schatzscheine beglichen werden soll. Die englisch-irischen Verhandlungen London, 28. Oktober. Im Unterbaust teilte Lloyd George mit. daß die Konferenz mit den Sinnfeinerdelegierten weiter gehe. Er sagle, e« sei klar, daß eine Gruppe von Mit gliedern des Unterhauses «niste Befürchtungen wegen der augenblick lich zwischen den Aerlretcr» der britischen Realeiung und den Sinn- stinern geführten Verhandlungen hegten und daß daher die Regierung wissen müsst, woran sie sei. Keine Regierung könne derartige Ver handlungen führen, wenn sie nicht wisse, daß sie dadei sie Unter stützung de« Hauses hinter sich habe. Die Negierung beabsichtige daher, am Montag eine Erörterung über eine diesbezügliche Ent schließung, sowie «Ine namcniliche Abstimmung stattsinden zu lassen. Harding zur Abrüstungsfrage Washington. 28. Oktober. Präsident Harding sprach sich gestern in einer Rede über seine Stellung zur Ab- rüktungSfrage ans. Er ermahnte die amerikanische Nation zur Einigkeit und zu einer Haltung, die dauernd freundschaftliche Beziehungen zimschen allen Völkern möglich mache. Wenn die Beratungen über eine Herabsetzung der Rüstungen scheitern sollten, so würde die Verantwcrtnng dafür nicht auf Amerika fallen. Der Friede sei wohl vereinbar mit einer angemevenen Verteidigung Amerikas. Amerika wolle den Völkern beim Be treten des neuen Weges Helsen. Die entgegenkommende Aus nahme der amerikanischen Einladung zur Konferenz lasse die Annahme zu, daß mau zu gute» Ergebnisse» gelangen werde. Amerika habe in der Abrüstungsfrage vom nationalen wie vom internationalen Standpunkte gelernt und dürfe hoffen, daß die ganze Welt, belehrt durch die letzte ungeheure Tragödie, zur gleichen Einsicht kcmmeil werde. Harding betonte schließlich, er werde die nationale Unabhängigkeit Amerikas in keinem Punkte opfern. Amerika sei zunächst sür Amerika da. Aber rS werde nie ein egoistische? Amerika sein, das stch einbilde, seinen Vorteil auS dem Unglück der anderen ziehen zu können. Die Einführung von Privatgütern nach Rußland (Eigener Drahtbericht der „Sachs. VolkSzeitg.") Berlin» 29. Oktober. Die Handelsvertretung der russischen Sowjetrepublik in Berlin teilt mit, daß für Rußland die Nnsnhr von Privatgütern darunter auch der für die Hilfsaktion oder zu Wohltätigkeitszwecken bestimmten, sowie des über den persönlichen Bedarf hinausgchendm Rcisegutcs von mm an einer Einfuhr bewilligung seitens der genannten Handelsvertretung bedarf. DieleS bezieht sich auf die Einfuhr sowohl über die See, als auch über die Landgrenze der Sowjetrepublik. Bei der Beschaffung von Reisepässen wird zwecks Vermeidung von Schwierigkeiten in ZwrifekSsällen eine Rückfrage bei der HandekSvertrctnng anempfohlrn. Aufruhr im Wolgagebiet Kopenhagen, 28. Oktober. Berlinske Tidenb« mied aus Helsingsors gemeldet: Nach einem halbamt lichen Berichte a«S MoSkan ist am 18. Oktober an de« Wolga »1« Aufruhr ansgebrochen. Die Aufrührer besetzten Kasan. Die Garnison schloß sich den Ausrührern an, die aus Kosaken, deutschen Kolonisten» Kirgisen «nd Tataren bestehen und von zaristischen Offizieren geführt «erden. Gegenüber dem Ministerpräsidenten Dr. Bene sch, der der Hossnnng An-sdr>nk gab, daß das ganze ungarische Problem bald gelöst werden kann, gab der Präsident seinem Vertraue!» zur Regierung Änsonirk uns bemerkte, daß der Verlauf der gan zen diplomatischen Aktion und der Mobilisierung, die im ganzen ruhig »nd in Ordnung vor sich gehe, ein offensichtlicher Beweis der inneren Festigkeit der Republik sei. Zur Erwiderung ans die Ansprache des Vorsitzenden des sogenannten Nalionalraics drückte Masarhk die Hoffnung aus, hast die Mobilisierung und ihre Folgen die versöhnliche Stimmung, unter der die neue Regierung ihre Tätigkeit begonnen habe, stär ken werde, Tic auswärtige Lage, die Gefahr politischer und so zialer Reaktion rusi nach innerce Festigung des tschecho-slowa- kischen Staates, linier diesen Worten verstehe er die Befriedigung aller verständigen Forderungen staatscrbaltender Parteien ohne nationale Unterschiede, Er hoffe, daß der Nationalrat den Sinn sür cine staatliche Politik verbreiten werde, die harmonisch die inneren Bedürfnis',' mit den Rücksichten ans Nachbarstaaten in ganz Europa vereinige. Kein Thronverz'rcht des Exkaisers Wien, 2». Oktober. Aus Budapest liegen Mel« düngen vor, daß sich Exkaiser Karl gegenüber dem Dele gierte» der ungarischen Regierung Minister von Kania, der ihn aufsnchte «nd zum Thronverzicht aufiorderte, geweigert hat, diesen Throuverzicht auszusprechen. Die Haltung Englands Lenden, 28. Ottober. Ncnier erfährt, daß im Foreign Office von, einem ili 1 i in a ln m der .Kleinen Entente mp Un garn nichts bekannt sei. Mau ist durchaus drr Ansicht, daß der vormalige Kaffer Karl entweder abdanlen oder offiziell ent thron! werde» muß, In dieser Hinsicht stimmten die Große und die Kieme Entente überein. Die englische Ansicht geht dahin, daß sür ein Ultima,um keine Notwendigkeit besteht, da die Ge- samtsrage ans friedlichem Wege gelüst werden kann. Man ist der Meinung, daß der Frieoensvcrtrag aiifrechtcrhalten werden muß und daß eine finanzielle oder territoriale Kompensation auf Kosten Ungarns mit dein Friedensvcrtrage nicht vereinbar sein würde. Prag, 28, Olieber. Die „Tagespost" meldet aus Belgrad: Das aufgesetzte Ultimatum wurde gestern »ach Prag und Bukarest gesandt. Heute erwartet man in Belgrad die end gültige Redaktion von den beiden imerssierlcn Staaten. Auf Grund der jugoslawischen Verfassung muß aber auch die Nalio- Ivcr'.uvA'lu.Vj irmarer:-.:::: Zu da.'sew Zwecke r» für Sonnabend den 29. d. M. eine Sitzung rinbernfen. Stegerwald und die große Koalition lieber die inncrpolitische Lage gab Ministerpräsident Ste gerwald dem Chefredakteur der Zeitung „Der Deutsche" bemer kenswerte Erklärungen ab. Das Ziel der großen Koalition, das seit Wochen Gegenstand eingehender Verhandlungen war, ist bekannt lich durch das Verhalten von Volkspartei und Demokratie ver hindert worden. Die Vorgänge, die sich bei der Rcgierungsbil^ düng abgespielt haben, find der Verwirklichung dieses Gedankens zur Zeit ungünstig. Von nmso größerem Interesse ist cs, was einer der eifrigsten Vertreter des jetzt nicht weniger notwendige» Mittclblocks über die Aussichten und die Zukunft der breiten Koa lition zu sagen hat. Stegerwald gibt zu, daß die Vorgänge im Reich die bisherige politische RegicriingsbasiS auch in Bezug ans Preußen erschüttert haben. Die Einbeziehnng der Sozialdemokratie in die preußische Regierung sei jetzt sowohl ein Gebot politischen Anstandes, als auch der Staats- Notwendigkeiten. Ihre Einbeziehung in die preußische Negierung wird bald rrsolgcn müssen. Denn man könne ihr nicht zimitten, im Reich in die Bresche zu springen, im größten Bun- »eSstaate aber vo» der Beteiligung an den StaatSgeschäftcn aus geschlossen zu sei». Stegerwald ist der Meinung, die große Koa lition komme, weil sic kommen muß. Es handele sich nur »in die Frage, ob sie sofort oder in kurzer Zeit erreichbar sei. Die Notwendigkeit liegt nach wie vor in unserer Lage. Schwere Aus gaben ständen dem Reichstag bevor, und zwar von solcher Trag weite, wie sie wohl noch keinem Parlament der Welt gestellt ge Wesen sind. Ter .Haushalt müsse in Ordnung gebracht wenden. Die Lösung deS Reparationsprogramins müsse erstrebt werden, mit der Stabilisierung der Mark müsse man sich ernstlich des,has tigen, um der Arbeit der Notenpresse Einhalt zu gebieten. Die Beschaffung von 50 bis 80 Milliarde» Papierniark an Stenern tctic bevor. Alle überhaupt nur möglichen Stenergnelten werde man bis zur Leere ausschöpscn müssen, Besitz und Vcrbra.nch wür den aufs stärkste belastet werden. Um dieses zu erreichen, sei eine starke Mehrheit erforderlich. ' Wenn mail sich mit gcgcn-1 eitiger parteipolilischer Pvpnlaritälshascherci an den staatlichen Lebensnotwcndigieitcii vorüeidrücke, dann werde das deutsche Volk immer ticser in de» Sumpf hmenikoiiimen. Diese harten Tatsachen zwingen den Reichstag zu einer festen Slencrarbeitsgeniciiischast. Keine Partei gehe aber in der Steilcraiisbringiuig auf alleil Ge bieten bis zur alleräußersten Grenze, wenn ihr nicht ein entspre chender Einfluß auf die Führung der Rcichspolitik eingeränmt werde. Auch in Preußen sei die Inangriffnahme der großen- Perwaltnngsresorui solange unmöglich, als nicht die große Koalition bestehe. SlegerwaldS Auffassung geht dahin, daß sie unbedingt kommet', muß trotz der jam- XtL-ch-rff,», Z-r-ft'ft!,'h>,'it der letzte» Lage. Tie große Koalition ist ein- verstech? LebenSstsa?.. Korfnim, sür Gewinnung der deutschen Bevölkcruieg Over schlesiens. — Wie die Versöhmingöpolitik einstweilen aus sieht. — Tie oberschlesischen Polen und die Kongrrßpolrn im Kampfe um die Stellenbesetznng. (Von unserem o b e r sch les i s ch en Mitarbeiter.) Königühütte. 27. Oktober. Deutsche Organisationen und Behörden in den polnisch wer denden Gebieten wie in den deutsch bleibenden Kreisen senden immer noch Protesttelegramme gegen die Entscheidung von Genf ab. Selbst letzt noch hat man die Hoffnung nicht ausgegeben, daß der beschlossene Unsinn wenigstens gemildert werden könnte. In den Stadtverordnetensitzungen in Kreuzburg, Konstadt, Ben the», Kattowitz, Gleiwitz usw. hat man mit tief empfundene,« und ergreifenden Worten der Vergewaltigung der oberschlesischen Rechte gedacht. Gleiwitz hatte seinen Trauernachmittag, an dein alle Geschäfte geschlossen waren, LublinIA in dem es überhaupt nur 351 polnische Stimmen am 20. März gab, bittet heute noch dringend, das Todesurteil von Genf zu mildern, aber alle diese Anstrengungen werden vergebens sein. Zugleich wird be richtet, daß Korfanty wieder aus den Plan tritt. Rach einer Rede in Posen hat er sich nach Warschau begeben und dort in einer Sejmtoinmisjion das Wort ergriffen, um seinen Hörern zu zeigen, was er dem polnischen Staate gewinnen half. Seine dortige Rede wird heute in seiner Beuthener „Grenzzeitung" in aussühr- ltchcr Fassung mitgeteilt. Demnach hat sich Herr Korsanth, der einst in seiner berüchtigten Rosenberger Rede zum Morde aussor- dcrte, recht gemäßigt ausgesprochen. Seine Ausführungen zeigen eine gewisse Versöhnlichkeit. Durch eine „kluge Politik" will er, wie er sich ausdrückt, viele Oberschlesier gewinnen und die Ges,ihr einer deutschen Jrredenta, die auch er kommen sieht, herabmin- dcrnl Etwas widerspruchsvoll meint er, daß Polen seine besten Kräfte nach Oberschlesien entsenden müsse, bannt man auf indu striellem Gebiete gewissermaßen ein Meisterstück leiste, daß aber „niemals die Dienste der ansässigen Oberschlesischen Elemenio außer acht--gelassen werden" dürsten. Wie denkt sich Korfanty, das? Wenn er Hunderte und Tausende von Kongreßpolen ins Land wirft, müssen diese naturgemäß die Deutschen verdränge», »nd rS kann nicht zu der Inanspruchnahme der deutschen Ober- schssier kommen. Wie immer treibt Korsaniv auch jetzt nieder ein Doppel spiel. Seine ihm treu ergebenen Mannen tun nämlich g-'nau das Gegenteil von dem, was Korfanty durch seine Versöhn»»-!?. Politik anstreben möchte. Während er Reden hält, wie man am besten den Deutschen mit seiner unfreiwilligen polnischen Bür gerwürde aussöhnen kann, versenden die Polen in Schoppinitz bei Kattowitz Drohbriefe an die deutschgesinnten Einwohner mit dein Ersuchen, schleunigst das polnisch werdende Gebiet zu ver lassen. In Sohrau gingen polnische Apobcamte sogar in die Wohnungen der Deutschen und forderten znm Verlassen des O:-es auf. In Rhbnik ging der „Pole" Trnnkhardt, der mit seinem echt polnischen Namen auS Gelsenkirchcn hier cingewandert ;n, von Hans zu Haus und notierte sich die Namen derjenigen Bürger, die ans Anlaß des polnischen Sieges in Genf iiiclu ge flaggt haben l Daß dieser sonderbare Pole bei diese»! Gange von dein französischen Kapitän L'AUan begleitet war, zeig! »om einmal drastisch die Art und Weise, wie die Franzosen chr Amr als „Treuhänder" ansüben. Was aber machte ein polnisches Blatt, die „Oberschles. Post"? Sic veröffentlichte einen Aruke: mit den Namen derjenigen Bürger, die unter Druck geflaggt hatten, obwohl sie bisher gute Deutsche waren und die geglaubt hatten, sich durch die Hissuug der polnischen Fabne die Siwer- heit deS Lebens und die Ruhe des Hauses erkaufen zu könne». 1km den polnischen Pöbel gegen diese Deutschen auiznbeorn, schrieb daS polnische Blatt u. a. den folgenden tollen Sai," „Diese Herrschaften täten besser daran, die polnischen Fahnen wieder einzuziehen, da sie gar nicht würdig sind, eine soi-.pc Fahne zu hissen." Also: Zunächst werden die Deutschen ge zwungen. die Fahnen zu hissen. Nachdem sie das getan balm. werden sie öffentlich beschimpft und der Wut eines sanntisirrl n Pöbels preisgegeben! Glaub! Korfanth, daß bei einer so-Wen Politik ein deutscher Oberschleiier Sehnsucht nach dem polniiw ! Bürgerrecht bekommen wird? Eine derartige Politik der Ver gewaltigung der deutschen Bewohner des polnisch werde > > Oberschlesiens muß immer meist dazu führen, daß die Teulna. > allen deutschen Warnungen, Bitten und Beschwörungen »am Trotz die erste beste Gelegenheit benutzen, um den Staub des polnisch werdenden Obcrschlesicn? von den Füßen zu ßhüm tn. Oberschlesicn steht aber noch ans anderen Gründe» vor neuen schweren Erschütterungen: Die Kongreßpolen präsentieren ihre Rechnung für ihre Mitarbeit bei!» Abstiminungskamps und bei dein letzten großen Aufstande. Sie wollen nunmehr in die Stellungen einrückc», die ihnen versprochen worden sind. Aiics das soll auf Kosten der Oberschlcsicr vor sicks gehen. Der > w- greßpvlnische Andrang wie die altpolnischcn Pläne der V >r- schauer Machthaber fallen selbst poln:»chcn Organisationen uns polnischen Blättern lästig. So hatte eine Warschauer Zeiiaug mitgeteilt, daß ein Militnrregime in Oberschlesien eiugericdtcr werden würde und gleichzeitig wurde der polnische General ge nannt, der die Stellung eines Militärgouverneurs erhaiie.r sollte. Das rief die polnische Grenzzeitung ans den Plan, sie sich w!»<; entsetzt gegen diese Aussichten wandte, weil sie üch sagte, daß bei einer Verwirklichung derartiger Absichten ancii Ke polnischen Arbeiter Oberschlesicns txild genug von der „Mauer Polen" haben würden. Wegen der Verteilung der 'Aemler nt ein Krieg ansgebrochen, der von Tag zu Tag schärfere Foiineu nnnimmt. In Kaitowih z. B. »vollen die oberschlesischen Pole,! den bisherigen polnischen Krcisbeirai Dr. Gornik znm Over- bürgerineisler machen, während kongreßpolnische Einflüsse einen mehr waschechten Polen namens Piechnlik in dieses Amt ein- setzen wollen. In ähnlicher Weise wird heiß getämpft und »- trigicrt um den Posten eines Landrats sür den Kreis Kaltowio- Land und um die Stelle eines Polizeipräsidenten, Mährens bei der Besetzung der Leitung der polnischen Eisenbahndirektion, dir sich im übrigen bereits in einem .Kinkowitzer Hotel zu eiabliereu beginnt, ein Posener Kandidat das Rennen gemacht Hai. Wie >veit dieser Kampf zwtschen den oberschlesischen Polen und de» Koiigreiwolen fortgeschritten ist, zeigt ein Pole, der den» „Over- schles. Kurier" u. a. schreibt: „Fast einmütig ist inan bei den polniscifcn Oberschlesiern der Ansicht, daß in wenigen Wochen ein äußerst schwerer Kampf gegen die Warschauer Hegemoiiiebcstre- buugen geführt werden muß. Es ist offenes Geheimnis, daß sich schon im Schoße des polnischen Obersten Rates in Ober- schlesic» schwere Differenzen ergeben haben wegen der künfitgen Stellenbesctzruig." Solange die Entscheidung über Oberschlesiens Schicksal noch nicht gefällt war, insbesondere während der Zeit des Abstim- »uuugskaiupfes hieß die Parole der Polen immer: Oberschlesicn de» Oberschlesicrn!' Bei jedem Beamten wurde sorgfältig nach» geprüft, ob er gebürtiger Oberschlesier sei oder nicht. Und nun komme» Lembergcr und Krakauer, Posener, Lodzer und War schauer Polen, überschwemmen das Land und versuchen, alle einträglichere» Stellungen zu besetzen, so daß es selbst den ober- schlesischen Polen zu bunt wird! Man wird gespannt sein dür fe», wie sich dieser Kampf weiter entwickelt. Notel Otlrftmtzol - rcmm Mle Limmer mtt »alt. a. Mariuwalttt ro vSller - preist Mäßig - «onftreurfll.