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Sächsische Volkszeitung : 30.10.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-10-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192110307
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19211030
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19211030
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-10
- Tag 1921-10-30
-
Monat
1921-10
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 30.10.1921
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GIchstschr »»1k»zeitt-», Eonniag den 30. Oktober 1021 Was der Geist des Kapitalismus zerstört hat Für alle Ziikunsl müßeii wä: uns die technischen und kviriscyastlicheii Fortschritte zu erbu-ken suchen, welche das Zeit alter des KapilalisinuS und gebracht hat. Htuch der Sozialisinns Will sie nicht missen. Recht aber hat er »i seinem erbitterten Kampfe gegen den Geist der- Kapitalien»ns, soweit er das seelische Verhallen der wirtschaftenden Menschen zueinander bon Grund ans verändert hat. Aber der Sozialismus ist nicht der erste lind nicht der einzige Kämpfer gegen diesen das Gemenisehcists- Icben der Menschen innerlich zersetzenden Geist des Kapllatis» „ins, der als Maminonismus bezeichnet werden muß. Ltieniand ;ann nachdrücklicher nnd ernster jeglichen Mammonismus be- iauwse» als der echte Geist des Christentums. Cin zweifaches geineinjchastSzerjtörendcs Gisl birgt der Geisc des Kapitalismus in sich. Einmal die m a in m o u i st. s ch e Auffassung, daß jede Llrbeit und Erwerbstätigkeit nur als Mittet anzusehen sei, um Geld nnd immer mehr Geld zu nerdie- nen, damit sich Unterhalt, Reielnnm und Genus', zu »erschaffen. Cr vernichtete damit die Jahrhunderte alte, bom Christ.»tum n» Volke gepflegte sittliche, religiöse Ueberzengnng, das; jede Arbeit nnd Crwerbstc'itigkeit aic erster Stelle sittliche Lebensauf gabe sei. einen Beruf als Ruf Goties, als Dienst an der Volks« gemein sehnst, zuerst zu dem Zwecke, um deren Bedarf zu decken. Hm» .weile» brachte der Geist des Kapitalismus als seine bru talste GesinnnngSäuszerung die Lehre bom freien Ar beit s b e r t r a g. der als das einzige Band zwisyeu dein Unternehmer nnd Arbeiter nur Arbeitsleistung nnd Barzahlung kennt; mit letzterer hatten die llniernehmr und Arbeiter sich als bon allen rein menschlichen Ver pflichtungen gegeneinander befreit, abgelöst zu erachten. Bis dalu» batte man ans natürlichem Poitsgemeinschaftssinn wie aus christlicher Bruderliebe in jedem Arbeits- und Dienstver- bälims ein bau Gott gewolltes und im Gewissen bindendes bei derseitiges TreneberhältniS bon „Herrn und Knecht" gesehen ein erweitertes FamiiienverhältniS. Mochte cs darin auch immer wieder Zusammenstöße nnd Streitigkeiten geben, man brach doch niemals.mit der Uebcrzeugung, das; man in eine rein menschliche Lebens- nnd Schicksalsgemeinsebafl, ähnlich der einer Ehe nnd Familie durch einen höhere» Willen und durch den bon Gott im Tehütsal gegebenen Beruf zusammengeführt sei, das; man des halb ewander Vertrauen, Treue, Hilfsbereitschaft, brüd-rlichc Liebe schulde. Mari dachte und sagte gläubig: „Was Gott ver bunden hat, soll der Mensch nicht trennen." Der Kapitalismus aber trennte es. lim solches Treueverhältnis in einer Lebens gemeinschaft wieder zu erwecken, warben die christlichen Sozial politiker zu Anfang ihrer Tätigkeit für Fabrikwohlfahriseiarich- tungeu, deren Kern sie im Arbciisausschns; sahen. Darum be grüßten sie nach der Revolution die Betriebsräte. Dort wie hier sollten die Unternehmer nnd Arbeiter wieder lernen, statt nur immer als „Ich" und „Du" auch wieder als- „Wir" denkeii. fühlen und bandeln zu lernen, lind zwar in erster Linie als Mensche», die ihr Lebens-bernf und ihr Schicksal täglich bei der Arbeit nnd Erwerbstätigkeit zusammensührt nnd auf ein ander angewiesen sein läßt; erst i» zweiter Linie sollte» sie aus ihrem eigenen Interesse am gemeinsamen Geschäfte, an dessen Wohlergehen und Ertrag als „Wir" denke», fühle» und ban det» lernen. Das- war wobl bedacht nnd hatte eine» tiefen Sinn. Denn alles- rein Gcschäsiliche ist mehr geeignet, zu tren ne» als- zu einen; alle rein menschliche Anteilnahme aber des einen am anderen, an seiner Verso», an seinem, seiner Familie und seines Standes Lebensschicksal ist mehr geeignet, einander zu einen als zu trennen. Zwar ist solche inenschlich edle und christlich brüderliche Auffassung bou der ArbeitS'gemeiuschast als Lebens- und Schicksalsgemcinschaft nur dort möglich, wo Unter nehmer und Arbeiter in ihrer Arbeit und Erwerbstätigkeit zuerst ihren bon Gott gewollten Beruf als freie sittliche Tat nnd als Dienst am Wöhle der Volksgemeinschaft sehen, in zweiter Linie erst das- Mittel znni Erwerb. Aus diesen kurzen Andenlungen erhellt schon, dag dieser Kampf des- christlichen Gemeinschaftsgeistes des- Solidarismaö gegen den MnmmonSgeist des- Kapitalismus mehr ist als blosteS Anlegen von Fesseln durch den Zwang der Gesetzgebung oder der inachtvollen Arbeiterorganisation. Dieser .Kampf ist bie.inchr die innere Ueberwi »dring des kapitalistischen Geistes durch den christlichen Gemeinschafts geist, der ans Interessennienschcn GemcinschnftSmenschen ingcht, die nicht Zusammenleben, arbeiten, sich aufeinander angewiesen sehen können, okne den Willen zu haben, auch rein menschlich einander wohlzuwollen. sich zu verständigen und einander zu ver trauen, weil nur dann ihr Zusammenleben erträglich nnd ans- znlialten sei. Hier sprechen die tiefsten Lebensgemeinschaflö- gefühle, die »nansrottbac im Menschcnhcrzen leben. Zwar ! müssen auch in der Lebens- nnd SchicksalSgcmeinschafk, zuerst der Familie, noch mehr aber des Standes- und der Volksgemein» schaff die Rechte des einen Gliedes gegenüber denen des- anderen festgesetzt und gegen Verletzungen sichergestellt werden; aber es ist doch ein himmelweiter Unterschied, ob man diesen Ausgleich der Rechte, im Notfälle selbst im Machtkämpfe, sucht gegenüber sol che», in denen man nur die auf den nackten Eigennutz bedachten Jnteressengegner sicht, oder ob man ihn sucht unter solchen, die vor einander wissen, das; über allen Interessengegensätzen sie sich eins wissen als Glieder einer von Gott und von der Natur ge wollten Volksfamilie, die sich ehrfürchtig bewusst sind, daß der eine dem anderen der StandeSgenosse, der Mitbürger, der Volksgenosse nnd erst recht der Bruder in Christo ist. Alle, die dieses Bewußtsein im Gewissen tragen, stehen unter dem Banne des- Wortes im Anfang der Menschheitsgeschichte: „Kain, wo ist dein Bruder Abel?", auf das nicht die Ausrede gestattet ist: „Bin ich denn der Hüter meines Bruders Abel?" Der so sprach, fühlte bald da? Kainszeichen dcS Zerstörers der Grundlage alles Gemeinschaftslebens, der Bruderliebe, aus seiner Stirn. Sein Gewissen sagte ibm, das; er ans- der menschlichen Gemeinschaft ans-aestoßen sei, das; er bon ihr als berfehmt betrachtet werden müsse. Die innerliche Uebcrwindnng jenes zweifache» Mammons- geistes ist die Aufgabe aller, welche den Geist des- KabitakiSinns als den GemeinsckaslSzersiörer ernstlich bekämpfen wollen. WaS könnten echte Bekenner der Religion Christi darin leisten, wenn sie den Geist der Bruderliebe ans- gan'.em Herzen betätigen wollcen! Bloßes Reden darüber hilft nicht. Was sott werden? Von Lehrer Willig- Rusdorf Eine Versehmclpuig der Schulgemeinden mir der rollt:« sehen Gemeinde ist bereits- versngt. Es bedarf nur noch der Dnrchsübrung. Eigenartig, darum schwer zu losen sind bis weilen in einzelnen Landes-teilcn die Frage», die hierbei der Lösung harren. Wer will »achgcüen? Besondere Beachtung schenkte schon früher die Regierung der Lausitzer Ecke. Man schuf eine Scünleiuheit für die evangelischen Leute, indem a» die evangelische Sckinle zu Ostritz eine zweiklassige Schule evan gelischer Konfession angeschtosie,, wurde mit dem Sitze in Rns- dorf. Ta Rusdorf allein die genügende .Kinderzahl für die Neu- grüaduag niemals aafzubriagen vermochte, wurden oer Schule zugeteill die evangelischen Schulkinder bon dem eine liaibe bis dreiviertcl Stunde entfernten Königshain, von Blnmberg nnd Altstadt zur Hälfte. Der an Ostritz angrenzende Teil besucht die evangelische Schule zu Ostritz. Dadurch kam der Ort Rus- dorf zu zweiklasstgca Lainlcn. Der evangelischen Bevölkerung war durch die Regierung Entgegenkommen gezeigt worden. Wie so manche katholische Schulgemeinde in den Städten, zumal den Fabrikzcnlrcn, hätte eine kleinere katholische Nackbarschule gern unter ibre schützenden Fittiche genommen! Dies- wurde in der Folgezeit keiner katholischen Schule mehr erlaubt. Kein evan gelisches Schulkind hatte nötig, eine katholische Schule zu be suchen. Wohl kein Katholik batte der Lösung nnfreuadüch gegen- übergestande». Die Siaalsumwälznng griff über auch aus da? Schnlge- biel. Kalbolische Kinder ans evangelischen Sctmlgeineinden dür fen nicht mehr die katholische Schale des Nachbarortes- besuchen. Die katholischen Kinder geben des Unterrichtes in lbrer -Kon fession verlustig, falls sie nick» außerhalb der Schulzeit im Nach barorte den Rcligionsmuerncht anfsnchen. Evangelische Kinder besuchen nach wie vor ibre evangelische Schule. Schon einmal wurde an den Schnlvcrhältnissen der Lausiber Ecke gerüttelt. Regiernngsseuig wurde damals- ansgesproche», das; die zwei Schulsustcme süe Rusdorf gesetzlich nur ans einer Ailsncchme fristen, ja geradezu für gesetzlich »»zulässig angesprochen werden müssten. Keine katholische Schulgemeinde nnd kein katholisclieS Schnlsystein sind so eigenartig gestaltet tote die Rnsdoeser evan gelische Schule als- Glied der evangelischen Schule zu Ostritz. Somit ist schwer eine Aenderung, die den eigenartigen Verhält nissen Rechnung trägt. Abermals- wurde eine Aenderung ver sucht. Doch die daran interessierien Schulvorstände blieben bei ihrer früheren Meinung. Leicht wäre vor der Gründung der R»s-dorfer evangelischen Schule ein Schulsnsieu! mit zwei Lehrkräften zustande gekommen. Darnach scheint man zu stre ben. Vo» Alifslchts wegen wurde der Vorschlag bereits :n Er wägung gezogen. Doch die.konfesstoncllen Schulen sollen blei ben, bis die Entscheidung getroffen das Reichsschalgesetz. Wirkt eS aber nicht nachteilig ans unsere Lehrtätigkeit, wenn neue Vorschläge immer und immer wieder auftanche», und dann Nie derachen über unseren Schulkindern? Kommen da meines Herrn Kollegen Schnittnder nnd erzählen: Bald werden wir alle in die katholische Schule geben müssen. Meine Schulmädchen Ni. LeD, §e>ic L bearbenrt eine andere Seile. Da Heist: es: Wie Mädchen allc müssen bald wieder in die Waisenschnle. Geordneter lln- terrichtZbetrieb ist nötig nnseren Kindern. Wied es wirklich nicht geglaubt, das; der »nbeständige nnd »»bol! Findige ilnter- richts-beirieb statt gewissenhafte, arbeitsame Sclm''r balbfertige. aber naseweise Grünlinge schasst und schuf? Man denke an die Kriegszeit. Meister und Herrschaften könnet berichten über ihrer Leute Flatterhaftigkeit. Als Lehrer kann nnd werde ich nie gegen einen Ausbau kaibolischer Schulsysteme sein. Ich denke da zu oft der .Kollegen, die an anderen Schalen arueiien, gern aber in einem katholischen Schulverbande ihre Tätigkeit anfnehlncil »löchien. Sollte eine Aendernng eintreten, so möchte sie in keiner Weise der Weiterentwicklung von Schiileinbeften hinderlich sein. Eine Berücksichtigung der diesigen vernst.telten Verhältnisse ist ganz, nnd gar angebracht. Denn ans wem hacken die Eltern herum, falls ihr Kind ge;wniiae»erweise eine unpmi» pathisckc Schule besuchen müsste? lind stehend ans dem Boden der Verfassung wäre die Regelung angebracht nach Erlas; des Reichsschnlaesetzes. Unseren Kindern ist geordneter Nntrrr'cht bonnöten. Ihn sollen nnd müssen sie haben! Wir Katholiken können die einschncidcnde Zeit der Gkmi- bensspaltung des- 10. Jahrhunderts nicht streichen aus der Welt geschichte, unsere protestantischen Mitbürger wollen in großer Mehrzahl dem Glauben ihrer Väter nicht untren werde», nnd die Sozialisten »'erden w kaum vermöge», ihrer Mstnnng Gel tung zu verschaffen — ohne Kamps lind restlos. Die Heimat blieb uns vor Verwüstung verschont, ftnscre Jugend ist -nid bleibt unsere Zukunft, llnstrer Jugend geben wir w .' kräf tige Wegzehr mft ans den Weg hinaus ins Leben' Vis wird werden? Wie steht es mit der lr-ithoiischcn Intermitioiwls? K. K. Viel ist in der letzte» Zeit vo» den ma>m'gsachen Bestrebungen die Rede gewesen, die ans ein estnräcknig.s Zu sammenarbeiten der Katholiken der verschiedenen Länder bei der Lösung kultureller, karitativer, sozialer nnd auch politischer Fragen lnnzielcu, Bestrebungen, seren Ziel man gewöhnlstb kurz als die „kaiholipve Internationale" bezeichnet. Da ist es nn» sehr zu begrüßen, das; der Pater Hermann G r u b e e S. I. nu Oktoberheft der „Summen der Zeit" eitlen lleberblict über .das Problem des zeitgemäßen A n s- bans der kalhoIi; ch e u Weltorganisation" gibt, in dem die wiebtigsten Veejnche zur Lösung kurz und sachlich ermähnt »erden. Es band, t sich zunächst um den .Katholisch^, Wcftsriedcnsbiuid", die „K.ubo- lische InlernaNunaie', die „Apostolische Vigo" nie Begründung eines Völkerbundes ans christlich tatholistver Grün-läge und MN den „Kaibolischen Weltbund". „Katholischer Welt-rie» den s- b ll n d " und die „K atholisch e I n t e r national c" haben, von dem N!si,ons'>riest-er Dr. Mar Josef Metzger ge leitet, in Graz ihren Mittetounku die Apostolische Vol ke r b u n d s l: g a " in Brüssel mit Zweigstellen in Paris und Lven, der Reoempi.tt'isi.'upater A. Philippe sieb! hier an der Spitze. Der „Katholische Welivund" wurde von hol ländischen Katholiken unter Führung von Professor Dr. Alfons Sieger ins Leben acruien. Alle diese Bestrebungen erfreue» sieb uicl-i nur einer zahlreichen Anhängerschaft im katho lische» Lager, sondern auch der ausdrückliche» Billigung des bl. Vaiers. So sehr sich auch ihre We,w bisweilen un'erscheiden iiiögen — im Ziele: gemäß Sem Willen des- bl. Vaiers sie völkerversöhnende Mission der katholischen Kirche ;u unterstützen, sind sie sich einig. Aber damit ist die Zahl der Versuche iu d'est'r Richtung noch nichi erichövsi. Don S i u. r ; o. der bewnnre FH'-rer der Volks-Partei in Italien, der ja vor kurzem erst mit führenden katholischen Persönlickleiten in Deutschland Fühlung »ab»:, null de» Versuch wagen, „eine inte r p a r ! a in e n i a r i s eb e C n - t e n t e zwischen den ch ritt!, wen voilrischen Vrnderuicieien aller Staaten her,»stellen, um ihrer Tätigtest und ihrem Einfluß in einer den Grundsätzen des Christeiuu.nis entsprechenden Weise größeren Nachdruck zu verleiben" — eia Projekt, das auch inner der Bezeichnung ..Weiße Internguon»!'" in der Oesfemlichkeit schon des öfteren genannt wurde. In gleicher Richtung :>t der auch in Deutschland nickt unbekannte katholische A'geordnet sstc Paris-, Marc Sangnier, in Frank reich tätig, freilich nicht ohne hier ans mancherlei Widerstände zu stoßen. Schließ lich kommt in diese»! Zllsanimenhanae noch die -Union ca- t b o l i g li e d ' ü ! » d e s internationales in Frage, die bo» dem schweizerischen Ständerat Georges d e M vntena ch im Verein mit sranzvsistben. belgischen und italienische» Katho liken im November 10L0 gegründet wurde, nnd die daraus hnans will ans dem Gebiete des Völkerrechts, der Gesetz gebung der verschiedenen Staaten und der nationalen und >>,- Sächsische VolkSzeitung — Nr. ML — 80. Oktober 1021 Zurück zu den heiligen Satzungen Von Franziska Schneider lNachdruck verboten. — Alle Rechte vorbeha len.- (SO. Fortsetzung.) Seine Züge wusste sie irotz aller Gedanken darüber nicht zu deuten. Dafür besaß sie zu wenig Menschenkenntnis. Das Herbe, Stolze und Abweisende darin verstand sie nicht, ebenso- wc'ii-g wußie sie den scharfe» Blick und dessen verschmierte Schlauheit zu entziffern. Seine Gewandung war nach dem mo dernste» Schnitte, das Spitzengekräusel seines Jabots von der feinsten Art, die Schuhe von butterweichem Leder. An tadel los gepflegten Händen blitzte ein herrlicher Solitär. Eine» Ehe ring sah sie nicht daran. Sein ganzes Aenßerc, seine Bewegun gen, der Tonfall nnd die gewählte Art seiner Sprache waren von uiigesuchter Eleganz. Als einen Gentleman in seiner Vollen dung tarierte ihn Marti, aber von ganz nndercr Art als Mac Donald. Bei dem Gedanken an diesen erschrack sie heftig. Wenn er sie hier bei Lord Plahfour sähe! Ebenso kamen ihr Vater und Rob-, mit jähem Erschrecken i» den Sinn. Nichts durften sie er- sahren von dieser Begebenheit. Das; man daheim schwer er zürnt sein würde über eine Sache, zu der sie doch nichts getan hatte, stand fest. Der.Zufall hatte ganz allein gespielt. Lord Plahfour zog die Angelrute auf. „Sehen Sic, Miß Maro, da hätte» wir eine Praclitforclle." Für einen Augenblick vergas; Marb ihre befangene Stim mung. Sie jubelte wie ein Kind, klatschte in die Hände und freute sich an den herrlichen, blutroten Tupfen, mit denen der Fisch gezeichnet war. „Ist das eine Forelle der schönen, neuen Sorte, die Tie einseben ließen?" fragte Mary. „Ich nlanbe wobl," antwortete der Lord, dem der kamerad- schastlichc Ton sehr woblgcfi'cl. „Jetzt, meine liebe Miß. ver suche ich nach einmal, ob ich noch eine zweite hin:'.' beftmine." „Ach ia, tun Tie das. Bei Ihnen geh' es- rascher a!-- be: mir. Ich habe lange genug dagesessen, bis glücklich der Karp fen an biß." „lind Sie so gewaltig erschreckte," ergänzte lächelnd Plaofonr. „Ach ja. sth kam Ihnen wohl recht kindisch dar, nickt wahr? Ich glaube, ich habe sogar sank aiifgcschrien," sagte Mar» ei vas beschämt. „Reizend, allerliebst kamen Sie mir vor! Wie eine Nixe, die dem Wasser emsrieg." „Oder w:e eine Waldhexe mit zerzauste» Haarsträhnen," lachte sie. Dabei warf sie i„ spielender Weise einen Kieselstein ins Wasser. „Wahrhaftig, eine kleine .Hexe sind Sie," seberzie Plah four, „so müssen Sie es machen, um Ihrem Fischerknecht die Arbeit zu erschwere». Sehen Sie nicht, wie die ganze Gesell schaft da drunten auseinander stiebt?" „O, das ist so lustig anznjelien," meinte Mary wie dir Tierchen pfeilschnell durcheinander schießen. Ich weroe sogDich wieder brav sein," fügte sie mit leichiem ilebermut bin;». Sir suchte sich ein neues Plätzchen in etwas Entfernung bon '.hm ans nnd machte es sieb bebcnstich zwischen grauen R > - grüser» und bunten Waldblumen. Nachdem sie noch ein w-:ig ihre» Betrachtungen über die zufällige Beka»»isehaft, Vir ch,c doch eigentlich ganz nett bortai», iiachgebangeil hatte, oeganu ste rechts und links- die leuchtende» Waldränder abzubrechen, bind ein Sträußchen davon lind nestelte es in der Kreuzung des Spitzentüchleins fest, das ihren Hals ninscblang. „Da hätten wir noch einen Karpfen," r'e» der Lord, E'v'n- phierend die Angel hock,stehend. Marh eilte erfreut herbei. „Jetzt ist es- aber genug," erklärte sie, „es sind Pracht- eremplare, alte drei. Ich werde Ebrc damit eintegen." „Mil sehr viel'Recht,' lächelte er. „Ich danke Ihnen von Herzen," sagte sie, ihm die Hand reichend, die er mit ritterlichem Anstand an seine Libyen führte. „Jetzt »ins; ich aber geben," fuhr sie eifrig fort, „ich bin lange sortgebliebc», zudem habe ich noch einen ziemlich weilen Weg zu machen.' Sie griff nach ihrem Körbchen, da? vo» den drei Fischen angesntlt wurde, pslncklc emme Blätter ab und kegle sie darüeer. Lord Plahfour erfasste die Angc-schnn-. „Die trage ick, wenn Sie mir erlauben. Sie bis zu,» Aus gange des Wa.'des zu begleiten." Während sie bnabenp mi» dem Köpfchen nickte, oiestste Je: „Da muß ich aber hübsch ans dem Wege bleiben. M»>e,d v> r- den nicht gewöhn: stin, durch Gebüsch und Bromheerra"'e'i schliipjen." „Wenn Sie befehlen, kann ich da? auch." „Nein, nein.'solche Ovfer verlange ick lischt." „Schade, mir wäre r? lieb, wenn Sie einen Dienst v-n mir bemängle». Ick gefiel mir in der Rolle des Fis-Hwim -en zu gut." Ps"'-!'ch tauch!- in Ma. ?. Kümchr», ft, dem di> Gel>.,,.»,n stets in qnecksilch'erartiger Bewegung einander abkösteo, ein Plan auf. Wie, wenn sie dem Lord eine Bitte unterbreiten io>..de? Seiner guten Laune nach zu urteilen, durste ste wobl ans tzc- währung hoffen. Sie wollte versuchen, eeckt schön zu bttten, um etwas, woran er gewiß nicht dachte, das- ihr aber >ehc um Herzen lag. Sie wollte für den armen Paddh bitten, an dem PlabfonrS Verwalter so schwer gesündigt batte. Im .Intee'sse des- armen Mannes vermochte sie cs, sich a»fS Bitten zu 'er legen. Sie malte sich schon ans, wie dieser sich freuen wn.de, wenn sie ihm eine frohe Botschaft bringen konnte. Darüber vergas; sie ans einmal alle Scheu und Befangenheit. „Mtstord," sagte sie, stehen bleibend, nachdem sie die Böschung erklommen und im Beginne waren, den Waldweg em- zuschlagen, „würden Sie mir vielleicht eine Bitte gewähren, auch wenn sie sehr eigenartig wäre?" „Auch dann, verehrte Miß, i» jedem Falle überhaupt, wenn es nur in meiner Macht steht, sie zu erfüllen." ,.O. in Ihrer Macht stellt viel." „In der Ihren aber auch, gianbe» Sie das, Miß Mary?" „Ack nein. In diesem Falle zumal vermag ich wchl?, darum wende >ch mich ja an Sic, Mlsterd." „lind die Bitte wäre? . . .' „Zuerst einsehlage», das; Sie mir ii'cbtö avschlage» könne r." besah! sie, ihm die Hand in kindlicher Zutraulichkeit darbi- lend, Der Lord patschte ein, erfaßte aber rasch dabei 'hre Hau) und bebielt sie: „Bis Sie mir Ihr Anliegen gestanden haben," sagte er. Hand in Hand gingen sie weiter. Das halte ste nicht erwartet. Und wieder huschte ist-» lcn- hefangenheit daben, ste wurde verwirrt, schaute ans die ''.ink- lichen Sonnenileilen des Weaes vor ilir nnv tonnte keinen re g ten Anfang finden. Der Lord fano das Sviel immer rciWolter und amüsant-r. Ihm war ?. als sei er ank der Jagd >mch einem hübsche» Fn'- Icr nnd bälte bereits das Netz über ib» geworfen. Es aestt nur »och, » 'wichtig zu sei», das; er ib», nicht entwische. „Nun i.so. verehrte Mst; Morn, beginnen Sie. Warum cögern Sie^ Hal ten Sie mich für «stne» ltnmenschen? Gewiß hat man 'inea solchen lebon ans mir bei Ihnen gemacht." „O nein, da;» kennt man Sie noch zu wenig." „Das heißt, wenn man mich kennen würde» so wü'D; ich wobl ak? ein solcher anaesehen." lachte P'avfolir. nein, so meinte ich es nicht." ..As -, »ersticken Sw einmal, was mit mkr an,ins,ingen -st. So m»-e '»>" > ? .7 z- a-nie ja gar nicht » »sonst bist m."
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