Volltext Seite (XML)
Mittwoch, den 9. Januar 1924 Ne Mnl»- der Keineirdewchle« Am kommenden Sonntag, den 13. Januar, finden in ganz Sachsen die Wahlen zu den Gemeindevertretnngen statt. Bon einem eigentlichen »Wahlkampf" hat man glücklicherweise bislang noch wenig gespürt. Die wirtschastliche Hochspannung übt hier ans alle Parteien einen in mancher Hinsicht recht wohl tuende» Zwang zur Sparsamkeit aus. Eine schwere Schädigung mußte e? aber bedeute», wenn durch diese erzwungene Ruhe weitere Kreße des Bürgertums zu der bequemeil Auffassung kommen würden, man brauche es mit den Geincindewahlen nicht so ernst zu uelnne», es kommt ans eine Stimme ja doch nicht an. Allen dielen Bequemlichkeitspolitikern kann nicht dringend genug zu Gemüte geführt lverde», von wie grosser Bcdeu- tnng der Ausfall dieser Wahlen für die Entwickelung aller sächsischen Gemeinwesen sein wird. Denke jeder daran, das« die radikal sozialistische Aera in Sachsen den Gemeinden eine „grosse Erbschaft" hinterlässt, die neue Ge mein dc- orduung des Freistaates Sachsen, die den einzelnen Ge» meinden bisher ungeahnte Freiheiten in die Hand gibt, nnd dem Schollen nnd Walten willkürlicher kommunaler Mehrheiten eine gefährliche Freiheit lässt. Wenn die ordnungsliebenden Elemente diese EnlwickclttiigSmöglichkeilc» nicht sehen oder nicht ernst genug nehmen, dann werden sie allein dafür verantwortlich sein, wenn der Geist der Gewaltpolitik einer Z ns a l l s in e h r- heit, den wir in der Landesvolitik allein Anschein nach glück lich hinter »ns haben, in die Gemeindeparlamente flüchtet und dort i» nicht minder fühlbarer Weise sein staatSverderbcndes Treiben fortseht. Ten neu zu wählenden Gemeindevertretungen wird noch dazu die Aufgabe zufallen, die G e m e i n d e v e r f a s» snng zu schaffen, die den einzelnen Gemeinwesen jahrelang ihren Elenipcl anfdrücken wird. Man denke am 13. Januar daran, daß dieser Tag die „Wahlen zur Nationalvc'r'liiiiim- lnng jeder einzelnen Gemeinde" bringt. Sorgen wir dafür, dass an? unseren Bekanntenkreisen niemand der Wahlurne sernbleibt. Es ist nnbcdingt notwendig, daß alle, die es mit ihrer Heimat stadt oder ihrer ländlichen Wohngemeinschaft gut meinen, restlos ihre wahrlich nicht beschwerliche Pflicht tun. Es gilt aber nicht nur an diesem Tage die Zertrümmerung der sächsischen Gemeinden durch sozialistische Mehrheiten zu ver hindern, nicht minder wichtig ist es im gegenwärtigen Augen blicke, ein richtiges Bilv über die politische Stimmung in Sachsen nach dem Zusammenbruch der sozialistisch-kommunistischen Aera zu gewinnen. Wir zweifeln keinen Augenblick daran, das; die sächsische Sozialdemokratie am 13. Januar die erste Oitinng erhalten wird für ihre Misswirtschaft, die sich in letzter Zeit aller Welt so greulich enthüllt hat. Der Ausfall dieser Wahl dürfte in der sächsischen Sozialdemokratie die Sehnsucht nach Landtagsncuwahlen beträchtlich dämpfen. Selbst für die bevor stehenden R e i ch S t a g s >va h l e n werden die sächsischen Gc- meindewahlen ein höchst wichtiges Vorspiel sein, dem man im ganzen gleiche größte Beachtung schenken wiro. Möchte darum jeder Wahlberechtigte seiner Wahlpflicht eingedenk sein! Wen haben wir zu wählen? Auch diese Frage ist für jeden Zentrumsmann leicht zu beantworten. In allen Orten wo eine Ortsgruppe der Z en t r u m s p a r t e i besteht, wird diese entweder mit einer eigenen Liste hervorgetreten sein oder An schluss an eine andere Liste gesucht haben. So kommt für Dresden die gemeinsame Liste von Deutscher Bo lksp artet und Zentrum in Frage, die an dritter Stelle den bisherigen Zentr.-Stadtverordn. Dir. Englert auf weist; in Leipzig, um nur die beiden grössten Stadtgc- meinoen herauszugreifen, die W i r t s ch a f t s p o l i t i sch e Ge mein s ch a f t s l i st e (Liste 1), die Deutschnationale, Deutsche Volkspartei, Zentrum und die großen wirtschaftlichen Arbeit geber- und Arbeitnehmerverbände vereinigt. In den kleineren Gemeinden ohne ZentrumSorlSgruppe wird eS den Zentrumsan- bängern nicht schwer falle», selbst eine Entscheidung zu treffen nach dem katholischen Grundsatz, keinen Vertreter in die Ge- meindckorperschafteu zu entsenden, der einer atheistischen, christen tumsfeindlichen Partei angehört. Es ist selbstverständlich, daß jeder Katholik nur solchen Männern seine Stimme nn- vertrant, oie alle gerechten katholischen Belange in vollstem Maße verbürgen. Auf jeden Fall darf am 13. Januar niemand ans un serem Lager an der Wahlurne fehlen. Die Zukunft unserer sächs.scheu Gemeinwesen ist in unsere Hand gegeben. Sorgen wir dafür, daß diese Wahlen uns nicht jahrlang in einer miß ratenen Gemeindevolitik zum Verhängnis werden. Wahlrecht ist Wahlpflicht. ' . Dresden Der bürgerliche Ordnungsdienst vor Gericht Dresden. 8. Januar. Vor den« diesigen Schöffengericht fand Montag vormittag die Verhandlung gegen den Major a. D. Löffler, den Geschäftsführer des Verbandes Sächsischer In dustrieller Dr. Meißner und gegen weitere 20 Mitglieder des im Mai 1923 in Dresden gegründeten bürgerlichen Ordnungsdienstes statt. Tie Mehrzahl der Angeklagten wurde am 27. Juli gelegentlich einer Tagung des Sächsischen M i l i t ä r v e r e i n s b u n d e 8, dem sie als Saalschutz gegen die besonders an diese»! Tage, dem linksradikalen Antifaschisten- tag, geplanten Ucberfällc dienen sollten, verhaftet. Die Anklage wirst den beiden zuerst genannten und zwei weiteren Angeklagten die Bildung bewaffneter Hansen nach Paragraph 127, Abs. 1 des Sir.-G.-B., den übrigen Teilnahme an bewaffneten Hansen und unbefugten Waffenbesitz in Gemäßheit der Sächsischen Ver ordnung vom 15. November 1901 vor. Die Beweisansnahnie ergab, daß die Angeklagten Wohl an dem Saalschntze sich be« ieiliglcn, Masken aber „ich getragen haben, lediglich zwei der Angeklagten sind im Besitze von Gummiknüppeln be funden worden. Ter Angeklagte Dr. Meißner führte ans. daß die seiner zeit an der Tagesordnung gewesenen Tecnsorakte der linkS- radikalcn Elemente znm Selbstschutz herausgefordcrt hätten. Die PoUzeigewalt Sachsens in den Händen linksradikaler Führer babe einen Schutz Ke? Bürgertums entweder nicht übernehmen können oder auch nicht übernehmen wollen. Es sei eine. Art Pflichterfüllung gewesen, durch Bildung des Ordnungsdienstes das Bürgertum und seine Veranstaltungen zu schlitzen. Znm Saalschntze am 29. Juli sei ausdrücklich, nnd das wurde durch die Beweisaufnahme auch bewiesen, Anweisung ergangen, kei- „ erIeI Waffen mitznführe n. Tie Anklage sei eine politische Aktion des politischen Staatsanwalts Dr. Herzog, eines Sozialdemokraten, der an den Gründern Und an Mitgliedern de? Bürgerlichen Ordnungsdienstes jeden falls ein Erempel statuieren wollte. Der Staatsanwalt Assessor Wagner beantragte Bestrafung stmtli'chcr Angeklagten und bemühte sich, die Kriterien des Paragraphen 127 Abs. 1 nnd S als voll gegeben zu beweisen, stellte aber die Höhe der Silase in das Ermessen des Gerichts. Scharf ging der Berieidiger Rechtsanwalt Tr. Samson gegen v!e Anklagebehörde vor nnd zerpflückte die Anklagerede. Nach längerer Beratung verkündete daö Gericht das Urteil, nach dem sämtliche Angeklagte bis ans Busch nno Johannes Brückner sreigesprochen wurden. Tie Kosten werden der Staatskasse auferlegt. Einer Reihe von Angeklagten werden auch die ent standenen notwendigen Auslagen vergütet. Lediglich wegen un befugten Tragens eines Gummiknüppels werden die beiden vor genannten Angeklagten zu je t<) Goldmark Geldstrafe, Brückner außerdem wegen nichigenehmigten Besitzes eines Jagd gewehres, das in seiner Wohnung als Wandschmuck diente, zu weiteren 30 Goldmark Geldstrafe verurteilt. Wenn durch den Prozeß irgend etwas erwieicn worden ist, so ist eS die Tatsache, daß, wie schon so oft nnd von verschiedenen und kompe tenten Stellen behauptet worden ist, die politischen Staais- auwälte eine Institution darstellen, die den bisber ani Ruder befindlich gewesenen politischen linksradikalen Machthabern als Werkzeug diente, ihnen unbequeme politische Gegner unler An klage und womöglich zur Aburteilung zu bringen. Schulgeld in den städtischen höheren Schulen für Januar 1924 Das Schulgeld bei den städtischen höheren llnterrichts-An- stalte» wird für Monat Januar 1924 auf 3 Gold mark für Inländer festgesetzt. Für AuswürtSwohncnde sowie N e ichs- nusländer gelten erhöhte Sätze, die im Schulamte, Theatcr- strasze 13, 3. Obcrgesclwß, Zimmer 320, sowie in der Schnlamts- kasse, Theaterstrasze 13, Eg., Zimmer 11, und bei den Leitern der höheren linlerrichtsanstalten eingesehen werden können. Zah lungen können in der Schulamtskasse, Theaterstrasze 13, Eg., und in den Schulen an de,, dortsclbst bekam,tgemachte» Tage» er folge». Die zuschlagSsreie Zahlsrist wird im Januar bis znm 85. Jannnr 1924 verlängert. Für von, 26. Januar 1924 ab er folgende Zahlungen ist ein Zuschlag von 10 Prozent zu zah le». Mahnungen erfolgen nicht, vielmehr wird vom 26. Januar 1924 ab das Vollstreckung?'- nnd AuSschuluiigsversahren ohne wei teres eingeleitet. : Fcrnsprechanschlnß der Gaswache Tharanbter Straße 5. Vom 7. d. M. ab hat die EiaSwache Tharandter Straße 5 einen neuen Fe'uisprechanschlus; nnier Nr. 20 844 erhalten, durch wel chen bis Gas-wache auch während der Nachtzeit fernmündlich zu erreichen ist. Die bisherige Anschlußnummer 10 377 ist weg- gefallen. : Einbruch. An, 31. Dezember während der Mittagspause drangen Diebe in ein Konsettionsgeschäft in der Prager Straße ein und stahlen 3 elegante pelzlvsctzte Damenmäntel, 7 Dame»- klcider mit Slickerei, Malerei, Spitzenbesatz und Perlstickcrci so wie ein mi! Biberett besetztes Damenkoslnm und eine» größeren Posten farbiger und schwarzer Seidenstoffe. — Einen, hiesigen Sp e d i t i o n s k u t sch e r wurde am 4. Januar iiachmitlags auf der Fahrt durch die Schandaner »nd Wehlcner Straße bis Alt tolkewitz bez. Lanbegast von seinem Wagen eine Kiste Margarine der Marke ..Merkur". I Kiste Zigarren der Marke ,,Ersetz", et wa 20 Kisichen in 60-Gramm-Packung, sowie ein großes Paket, enthaltend 2 Dutzend Bo.rals-Felle, gestohlen. Leipzig ) PlündeningSschädeii ans dem Laude. Vom Landb»".d Leip zig wird mttgeleilt, welche Schäden allein in, amtshanptmann- schasillcheu Bezirk Leipzig wäbrend des vergangenen halben Jah res die Plünderungen und Diebstähle auf dein Lande bis znm Eintreffen der Reichswelw angerichtet hatten. Es sind u. a. gestohlen wenden über 18 000 Zentner Kartoffeln, 4777 Zentner Weizen, 5476 Zentner Roggen, 1377 Zentner Hafer, 1003 Zentner Gerste, 231 Zentner Erbsen, 110 Zentner Bohnen, 1077 Zentner Mohre», 3706 Zentner Rüben, 100 Zentner Kohl rüben, 670 Zenlner Zuckerrüben, 399 Zentner Kraut, 1331 Zentner Stroh nsw. Aus Sachsen Sächsischer Presselag 1934 Die »msangreichen Vorbereitungen, die seit einiger Zeit vom L a n o e s v c r b a i, d der Säebsischen Presse für die vielseitigen Vcegnstaltnngen des Süchsffchen Prcg'setageS be trieben werden, ftnd nunmehr so weit gediehen, daß das groß zügige Unternehmen, dein die Oefsentlichkeit erfreulicherweise mit wachsendem Interesse gegenübersteht, als gesichert angesehen wer den darf. Es ist Pas um so begrüßenswerter, als die von, 11. bis 13. Januar in Dresden stattsindende Tagung ihrer Ver anlagung nach keineswegs rein gesellßmc.'Ucher „nd geselliger Naiur sein wird, sondern in der Hauptsache eine würdige und eindrucksvolle Kundgebung für die Bedeutung der Presse Nr. 7, Seite 5 im Leben des Staates und der Wirtschaft darstellen soll. Ter richtigen Einschätzung dieses Umstandes dürfte es znuischeeibe» sein, daß sich die Behörden des Landes nnd der Staat, private Organisationen nno einslnstreiche PersönO'ckeften der Hieligen Kunst- und G'.'ijieswelt, obwohl ihre »niste gerade in den gegenwärtigen Tage» bereits außerordentlich stark in An'vnich genommen sind, de» Plänen des Landesverbandes der Säch sischen Presse in ancrlennenswerter Bereitwilligkeit zur Ver fügung gestellt nnd durch ibr Entgegenkommen dem Arbeitsaus schuß der Tagung srsolgverivrecheude Vorbereitungen ermöglicht haben. Unter den kürzlich bereits angekündigten Programm- pnnkten, die »nun,ehr beinahe in volle». Umfange als fest stehend angesehen werden könne», erscheinen besonders bemerkens wert: der Empfang des Vereins der a n s l ä n d i I ch e n Presse zu Berlin durch die städtischen Behörden »nd später durch den Verband Sächsischer Industrieller, die Landiagsknvd- gebnng (Sonnabend, den 12. Januar, II Uhr vormittags). bei der hiesige nnd auswärtige Redner vi» Rang hervortretcn werden, und der Festabend des Bezirksvereins Dresden im Landesverband der Sächsischen Presse. d-r Frellag, 7 30 Ohr, mit einen, Konzert der Siaatskapclle unter Generalmnsikdft.'ftor Busch eingeleiiet lvieo und den, sich eine gesellschaftliche Veran staltung anschließen soll. Für das Konzert, das ebenso wie der Gesellschastsabcnd in den Räumen des G e w e r b e h a n s e s Var sich geht, hat »eben Kammersänger Dr. Siaegemann auch die Kammersängerin Fräulein Stiinzner ihre feenndliche Milwnknng zngesagt. Im weitere» Verlause dieser Veranstalinng werde» Künstler der Stnntsoper, des OvernballettS nnd des Ncsidenz- Thcaiers für abwechslnngsvolle Unierhaftnng sorgen, soweft da für Wunsch »nd Neigung vorhanoen sind. Einladungen zum Presketage sind znm großen Teil bereits ergangen. Auch die Ein zel ch n n n g für oie Teilnah m e am Festabend de? Bs- zirksrercinS Dresden in die bei Ries »nd in den Hoiel-o Bellevue, Nuschln »nc> Europäischer Hof ausliegenden Listen ha! begon nen Ter Kartellpreis für Konzert »nd Ball beträgt 10 und 15 Mark zuzüglich Steuer. Für den gesellschaftlichen Teil des Fest abends werden bei entsprechende», Vermcrk in die Einzecchnnngs- listen Stühle an besonderen Tischen zu», Preise von 5 und 10 Mark bcreitgestellt. () Freibcrg, 8. Januar. (Brand.l DaS Wohnhaus dc? RittergutS Weißenborn ist Niedergebra»»,. Der Schaden ist beträchtlich. (j Kamenz. 8. Jannnr. kPreissenkiing) Auf dem letzten hiesige» Wochenmarkte war der Bntterpreis auf 1 Mark bis 80 Pfg. das Stückchen (ein balbeS Pfund) gegen 1,20 Mark in der Vorwoche herabaeketzt worden. (1 Lübau, 8. Januar. (Im Mühlcngetriebe verunglückt.) Der Besitzer der Niedermiihle in Breitendorf, E r n st Mäklig, geriet inS Mühlcngetriebe, wurde u», eine Welle gedreht und so schwer verletzt, daß sein Tod sofort eintrot () Riesa. 8. Januar. kE'in Ovler keines Berittes.) Dev Schornsteinfegcrmeister Starke stürzte in Ausübung seine? Be rufes von den, glattgelrorenen Dache eines Wolnigcbändes in der Kolonie der Lauchhammerwerle ab und erlitt tödliche Verletzungen. Gemeinde- nnd Vereinsnachrichten 8 Wilsdruff. Zu einer fetten gelungenen Feier vereinigte sich am Kircklaae (Sonntag, den 6. Januars tue katholische Ge. mein de. Durch tue wirklich staunenswerte Umsicht nnd große Tat kraft des ersten Vorsitzenden liniere» diesigen Gemeind'.VeremS, Herrn v. Knobelsdorfs, war c« möal'ch. alle Kinder und alle «eniaer bemittelten Katbockken mit Natnraftcn aller Act iow e verschieden» artiaen Klechimasbück-n zu bedenken. Daneben war für ale anderen »och reichlich für Kaffee und Stollen gesorgt. Die fest'iche Gaben» tatet mit dem brennenden Chrfftbaum. die frendiaen Gesichter der den Saal Sicidt Dresden dicht füllenden Glaubensgenosse, di- ge schmackvollen Reigen der Engel und nickt zuletzt die w:n„en Worte de» ersten Vorsitzenden brachten inng und alt in eine we h volle Stimmung, die der zustiindigc P'arrer, Herr Prälat Feßler, noch durch seine Ansprache b-jonder« st,inerte. — Ter Abend wird allen Teilnehmern unvergeßlich bleiben und nicht dankbar genug kann die Gemeinde ihrem verdftnten Herrn von Kno'velS- doiff sein, der mft seiner Gattin und Tochter und den avdeien Herren deS Vorstandes in wirklich vorbildlicher Weise christliche Liebe allen erz ucc hat. Waren ja die Sp-ncen an Brot, Butter, Mebl, Eer, Zucker uiw. wirklich in der schweren Zeil allen ein« große Hilfe und jed-r wird dem Pfacrer beigestimnit haben, daß deizlichster Dank ollcu Veranstaltern gebühr,. — Auch der Presse wurde gedacht: 6 neue Bezieher schlossen sich zu einer P reß»Ve rein S - G rii v ve un > er Leitnng d e s H er rn v o >, Knobelsdorfs zusammen. Im Anschluß an die neugcgrllndcte Gruppe Freital w'rd in Wilsdruff eisiigst für die Ausbreitung unserer wackere», outen katholischen Tageszeitung aeacbeftet weiden. 8 Archipresbtzlerat Zmickn». Priesterkonscrenz erst Ende Januar. Hain, Erzpriester. Theater und Musik Falstaff von Ginseppe Verdi. > Zur Neneinstndierung und Neniiiszeniernng am 5. Januar 1924 in der Staatsopcr. Lange hat bei uns der „Falstaff" geruht. Vielleicht, daß der geignete Darsteller der Titelrolle gefehlt hat! Das Ncu- erwachen dieser komischen Oper wurde mit größter Zustimmung begrüßt. Unser Spielplan wird so durch ein treffliches heiteres Werk bereichert. Ist doch „Heiterkeit der Himmel, unter dem alles gedeiht". Der Sonnabend-Erfolg ist um so mehr zu begrüßen, als die letzte Buffooper doch nur eine Niete bedeutete. Man könnte begreiflicherweise sings einen Vergleich anstelle!, zwischen „Fal staff" »nd der „Höhle von Salamanca". Aber die letztere Oper ist wirklich kaum der Tinle nnd des PäpisrS wert, was dazu verbraucht würde. Nur das eins: Hie Genie, dort Talent! Baumgartner mag Talent sein. Aber er suchte für sein Talent einen falschen Bode», um wurzeln zu können. Ten Weg dazu könnte ihn, Vee», zeige»!... Verdi, der, säst achtzigjährig, den jngendklch übcrschäu» mcnden Falstaff schrieb. Ter Meister war mft Bitternis erfüllt, daß sich die Kunst seiner Heimat tiefer und tiefer senkte. Mit Schmerz sah er das Wohlgefallen der Menge an Albernheiten und Frivolitäten. Um der gänzlichen Befleckung deS Geschmackes die Spitze zu bieten, schuf er seinen „Falstaff". Untersuchungen, wie weit Richard Wagners Einjlilß ans die letzte Over Verdis eingewirkt hat, sind wohl müßig. Ter Schöpfer dcS „Falstaff" blieb auch hier letzten Endes Italiener. So wurde diese Oper das bedeu tendste Wer! der italienischen Bühne und eins der größten Kunst werke aller Zeiten... Die Neueinstudierung hat sich in diesem Sinne des „Fal staff" angenommen. Farbig und fesselnd sind die Bühnenbilder, die Artur Pältz und Max Hassait geschaffen haben. Der Weinkeller wirke zum Miizechen versührenjch. Tie sacbentrnn- kenen Parks berauschen das Auge. Ter Platz vor der alten Schenke strahlt Wärme nnd Behaglichkeit ans. Leo F-anto belebt die Pracht der Bühnenbilder außerdem durch bestechende Kostüme. So ist schon der äußerliche Nahmen Aarbensinsonie. Alois Mora als Gast tauchte das Spiel in eine» sein abge tönten Humor und eine köstliche Komtt. Mit sicherer .Hand ver mied er ein Ueberspringen der Grenze» und Ausflüge ins Land der Extreme. So blühte die Handlung als fröhliches Spiel auf und wurden — was in gefährlicher Nähe steht — die Liebeslüsternücit des dicken Fülüasf, das Tobe» des- eiscriüchtigen Ford, da? übermütige Treiben der lustigen windsorschen Weiber und der Maskenscherz der inonddurchlenchleten Sommernacht vor Narrenpossen und exzentrischen Späßen behütet. Besonders ge glückt waren die Szenen des zweiten Bildes und die Jagd nach dem Verbrecher der Liebe im vierten. ElwaS z» dick »nd auch nicht übersichtlich genug blieb allein oer Maskenscherz unter der Herne'-Erche. Vielleicht, daß hier das gedrängte Bühnenbild nicht genügend Raum der Entsaftung bietet.. Fritz Busch war der Partitur Verdis ein vollgültiger Ausleger. Unter seinem Stabe leuchtete das Orchester in Pracht und Prunk. Die darstellerisch Mttwlckenden setzten ihre volle Kunst nicht nur in den Dienst der temperamenivollen Munk Verdis, sondern sie hatte» sich auch in den Gehalt oes dichiensch sein empfundenen und bühnenwirksamen Textbuches von Anigo Volt» fleißig vertieft. Der Falstaff R ober! B n r g S erhob sich durch den breiten, satten Humor zu bildhafter Wirkung. Dse listigen Frauen hatten in L'iesel v. Schuch, Helene Jung und Irma Tervani echte Vertreterinnen. Das neckische Liebespaar (Grete Nickisch und Ludwig Evbisch). der eifersüchtige Ford (Waldemar Staegcmann) nnd endlich Tr. Cajns, Bardolph und Pistol (die Herren Tcßiner, Lange und Pnttlitz) schlossen den fröhlichen Neigen in harmonijcver Abrundung. Tie Chöre hatte Karl Pembaccr ansgczcicknc.k vorbereitet, und Herr H o r n n f f belebte die Mondnacht m-i stlmnncngSvollen Tänzen, die er dem Ballettkarv? geschickt einnu- diert batte... Es war alles in allen, ei» voller Erfolg, unk die Darsteller lvnrden gemeinsam mit Busch nnd Mora an, Schlüsse lebhaft gefeiert. Otto Hollstein, Stciatsoper. Die Hänsung der Gastspiele für das »och« dramatische Sopranfe.ch lassen vermuten, daß man sich genötigt sieht, eine entstehende Lücke zu schließen. Es geht auch bereits ein ungewisses Rauschen durch den Blätterwald, daß unsere Stoais- vper eine der schönsten Stimme» verlieren soll. Und so hörte »wn eine Bnrckhardt, eine Bruck-Zimmer und in, „Lohengrin" am Sonntag Elsa Foer st er von den vereinigten Thealern in Düsseldorf. Die Eignung dieser Sängerin für das hocheeainatische Fach hat >n »s nnn freilich i». Unklaren gelassen. Wohl ist die Stimme bei einer gewissen Forcierung imsranoe. unser Hon? zu füllen. Aber dadurch verfällt sie bisweilen ln ein Flackern. Die Tongebung ist verbildet; denn sie bleibt in der Mundhöhle sitzen. Tie Hohe ist spitz nno flacki. Im große» und ganzen ist ja der Klang nicht „nsymvathisch. Aber dieser Eindruck Hilst nicht über die Mängel hinweg. Tie Tentlickckeit der Teriaussprnche läßt auch viel zu wünschen übrig. DaS Spiel gibt teilweise Ber- 'chüchternug, teilweise sungsräuliche Anmut, es gesäilt sich aber auch in Tlieairalik, und zeiiweii» macht sich eine gewisse Hili- losigleit in der Ausnützung der nötigen Gehen beniertbar. Nach ihrer Elsa von Brabant zu schließen, dürste sie für unsere StaarS- oper kaum einen Gewinn bedeuten. Mehr Jntercjse konnte Wil helm Buers erwecken, der nnshilssweise den Telranuind sang. Dr imponierte schon durch seine stattliche Heldengestalt Auch im Spiel ließ er verschiedene Feinheiten nnd Elmrakterzüge er kennen, die eine Persönlichkeit durchbliclen lassen. Die Stimme, ist groß, nur in der Unterlage vermochte sic unser Orchester nicht zu iibertönen. Manchmal ecinncrle ,ic stark an das- Organ Friedrich PlaschkeS. Sollte es nicht möglich sein ckhct für unsere Oper zu gewinne»? lit-<