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von eben denselben katholischen Zeitungen als so einflußreich geschilderten Pastoren die Macht dazu haben?», sondern sie ist die Folge der inneren politischen Lage selbst. Aber indem wir dies anerkennen, müssen wir doch bezeugen, daß wir von einem ganz anderen Gesichtspunkte her auch unsere Bedenken gegen die Art haben, wie die konfessionelle Spannung ans protestantischer Seite häufig zum Ausdruck , kommt. Wir haben auch die Empfindung, daß der Pastor 'als solcher dabei zu viel im Vordertreffeil steht, und daß die Kirche als solche zu viel mit herangezogen ivird. Wenn ans Politischen Bedenken die Jesuiten nicht wieder herein ins Land sollen, so lasse man doch poli tische Organe, Parteien und Versammlungen davon Zeugnis geben. Aber man mache das nicht zur Sache der Synoden oder gar der Kirchenregierungen. Ich gestehe, daß ein jeder derartige Beschluß evangelisch-kirchlicher Re präsentationen und Instanzen für mich etwas Aerger- liches und Beschämendes hat. Denn er erweckt nun einmal den Schein, als könnten wir Protestanten aus Gründen r e l i g i ö s - k i r ch l i ch e r Schwachheit den Ausschluß der Jesuiten aus unserem Vaterlande nicht entbehren." — Gencraloberst voll Wittich soll ans l. April vom Kommando des l l. Armeekorps znrücktreten und an seiner Stelle Herzog Albrecht von Württemberg kommandierender General werden; wir halten letztere Meldung für unrichtig. Der präsumtive Thronfolger von Württemberg ivar als Brigadier in Potsdam, und man rechnet allgemein darauf, daß er die Führung des württembergischen (13.) Armee korps erhalten werde. — Die japanischen Offiziere, die znm Militär Reit- institnl in Hannover beordert sind, erhielten Befehl, sofort »ach Japan znrückznkehren und sich dem japanischen KriegS- minister zur Verfügung zu stellen. Auch die übrigen japa nischen Offiziere, die sich in Deutschland ans Kommando- stellen befinden, sind nach Japan zurückbernfen worden. Aehnliche Meldungen kommen auch aus anderen Ländern. — Dem Frankfurter Arbeiterkviigresr widmet der be kannte Sozialpolitiker Landgerichtsrat Knlemaim-Urann- schweig in der „Soz. Präzis" einen Artikel, dem wir nach stehende Ausführungen entnehmen: „Plötzlich erscheint auf der Bildfläche ein Konkurrent der Sozialdemokratie, der stark genug in. um Beachtung zu verdienen. Ich sage mit Vorbedacht „Konkurrent", nicht „Gegner". Das neue Arbeiterbeer, das in Frankfurt eine Musterung hielt, ist im stände, einen Krinallisiernngspnnkt für alle diejenigen Ar- beitergrnppen zu bilden, die sich bisher der Sozialdemokratie gegenüber noch ihre Selbständigkeit gewahrt haben. Das bedeutet eine völlige Veränderung der Lage. Wie oft »mnscht man im Leben mit heißer Sehnsucht, man könnte das Rad der Zeit znrückdrehen und noch einmal vor einem Entschlüsse stehen, den man jetzt ganz gewiß anders fassen würde, als man es getan hat. In der Regel ist das aus geschlossen. aber hier ist das bis zu einen» gewissen Grade möglich geworden. Führt die Sozialdemokratie3 Millionen Anhänger gegen Reich und Staat ins Feld, so kommt hier Plötzlich eine freilich nicht eben so große, doch aber be achtenswerte Arbeiterschar und bietet Krieg oder Frieden, je nachdem man sie anfnehmen wird. Sie will gern auf dem Boden der staatlichen Ordnung bleiben, aber sie fordert, daß man ihr alles dasjenige gewähre, was inan bisher der sozialdemokratischen Arbeiterschaft wegen ihrer Staats- feindlichkeit verweigert hat. Run wohl! Ist wirklich die Staatsfemdlichkeit der Sozialdemokratie der Grund, wes halb man sie bekämpft, so muß man die neue Truppe als Bundesgenossen behandeln und ihre Forderungen bewilligen. Tut man das nicht, so zeigt man, daß die angeblich im Staatsinteresse erforderliche Bekämpfung der Sozialdemo kratie nichts ivar als ein Borwand, um die Emanzipations- bestrebnngen des vierten Standes abznlehnen, daß man die Sozialdemokratie schlug, aber die Arbeiterbewegung meinte." Die Forderungen des Frankfurter Kongresses lauten: Sicherung und Erweiterung des Koalitionsrechtes, Ge währung eines freiheitlichen Vereins- und Versammlungs rechts für das ganze Reich. Anerkennung der Rechtsfähigkeit der Bernssvereine und Einrichtung von Paritätischen Arbeits- kammern. — Gegen die Wahl des ZcntrumSabgrordneteu Sch«i»- Iumienstadt, der zu den treuesten und eifrigsten Abgeordneten des ganzen Reichstags gehört und fast nie bei einer Sitzung fehlt, ist vouseilen der Nationalliberalen Protest erhoben worden. Die liberale Presse sticht mm den Abgeordneten Schund allzugreifen, weil er sich selbst über die in dem Wahlprotest angeführten Ungesetzlichkeiten erkundigt hat, obwohl dies nur das gute »liecht des Abgeordneten ist und von anderen Parteien ebenso geübt wird. Den Liberalen aber raten wir, über diesen Protest möglichst wenig ver lauten zu lassen, weil wir sonst genötigt sind, einige Stich proben daraus zu publizieren; so fordert ein Hochweiser liberaler Rektor nicht die Ungültigkeit der Wahl, sondern die Anberaumung einer Stichwahl (!I). obgleich Schmid im ersten Wahlgange gewählt wurde. Diese lächerliche Forderung hat nur dann einen Sinn, wenn die Liberalen für die Stichwahl die Unterstützung der Sozialdemokratie ergattern »vollen, »vorauf sie allem Anscheine nach rechnen! — Der NcichstagSabgcordnete Graf Kanitz richtet in der „Kreuzzcitmig" eine „Bitte an den Herrn Minister präsidenten und Reichskanzler", die dahin geht: „Möchte der Herr Mi isterpräsident — und diese Bitte sollte in den vorliegenden Zeilen znm Ausdruck gelangen — das Kanal projekt dem Landtage erst dann vorlegen, »venu der Herr Reichskanzler das längst verheißene Gesetz gegen sozial- demokratische Gewalttätigkeiten in» Reichstage zur Annahme gebracht haben wird." Wie man sieht, sind die Scharf macher auf der ganzen Linie an der Arbeit; im Interesse des deutschen Volkes liegt eS. daß sie ohne Erfolg tätig sind! — Gin großer Erfolg deö Zrntrumsobgeordneteu L>r. Pichler wird ans Bayern gemeldet; derselbe hatte irr der Münchener Abgeordnetenkammer bei der Generaldebatte zum Etat darauf hmgewiescn, daß die Rückvergütung des MalzansschlageS für ausgeführtes Bier höher fei. crls die erhobene Steuer; nun wird die Rückvergütung um 10 bis 20 Pf. herabgesetzt, was insgesamt sofort 200—300 000 Mk. ansmacht. Man kan» dem verdienten Abgeordneten Or. Pichler zrr diesen» Erfolge nur besten» gratulieren! — Ein Meister vom Stuhl vor Gericht. Der Logen- meister Or. Spatzier, der sich wegen Unterschlagung von Freiinaurergeldern vor der Berliner Strafkammer zu ver antworten hatte, wurde freigesprochen. Uns interessiert aus den Verhandlungen nur, wie lohnend das Amt eines Meisters vom Stuhle ist; vr. Spatzier erhielt sicherlich auf Weihnachten allein eine freiwillige Spende von über 1000Mk., für Repräsentationskosten hat er für die letzten 2 Jahre allein 3000 Mk. der Kasse entnommen, was ihn vor das Gericht brachte. Der Gerichtshof war jedoch der Meinung, daß er dazu das Recht gehabt habe. Wie hoch mutz dann wohl das eigentliche Gehalt des Logenbruders gewesen sein? Ein recht lohnendes „Beschäst"! — Ein „ReichSverbaud gegen die Sozialdemokratie" ist in der Gründung begriffe.»; die sozialdemokratische Presse ist natürlich bereits in der Lage, die Liste des geschäfte führenden Ausschusses zu publizieren; inan findet hier die Namen der schon längst bekannten Scharfmacher, »nie Beniner, Stockmann, v. Tiedemann kder im Reichstage diesen genialen Gedanken ausbrütete» Freiherr v. Zedlitz, aber auch den freisinnigen Abgeordneten Hirsch. Wenn diese Leute nur die Hälfte der gegen die Sozialdemokratie unnütz verbrauchten Kraft zur Förderung der Sozialreforin verwenden würden, hätten sie weit mehr in erfolgreichem Kampfe gegen diese geleistet. — Der Bericht der Handwerkskammer zu Saarbrücken für 1W2/03 konstatiert, daß die Stellung des Handwerks zur Handwerkergesetzgebnng sich wesentlich freundlicher ge staltet. Nach ihn» lebt sich die neue Handwerkergesetzgebung immer mehr ein und begegnet in steigenden» Maße einer verständnisvollen Anffassung bei den Handwerkern, wen»» es auch vielfach noch an Kenntnis des Inhalts und des Zweckes der neuen Dmge fehlt. Ans diese Weise stehe zu erwarten, daß in wenigen Jahren der Abschluß schriftlicher Lehrverträge, die Ablegung der Gesellen- und auch der Meisterprüfung vielleicht als etwas Selbstverständliches und beruflich Segensreiches von» Handwerk anfgefaßt werde. Das ist unseres Erachtens bereits ein schätzrnswerler Erfolg. Mit der steigenden Ansniitzung der durch die neue Gesetz gebung geschaffenen Vorteile wird dann auch ninsomehr der Wunsch des Berichtes, „daß vonseiten der Staats- und Gemeindebehörden und besonders der königlichen Negierung die Kammer »»ad die Innungen an der Durchführung dieser Telle der Gesetzgebung dauernd und nachdrücklich unterstützt werden", seine Berücksichtigung finden. — Vom Fortschritt des PolcutumS in Berlin wird gemeldet, daß jetzt in allen Stadtgegenden polnische In- formationsbnreans für Handwerker und Arbeiter errichtet worden sind, die ihren Landsleuten unentgeltlich mit Rat beistehen. — Bei den württcuidkrzischen Gemeinderatsrvahlcn wurden diesmal in 3t Orlen 0.: sozialdemokratische Ge- ineinderatsmitglieder nengewählt gehen 20 in 2l Orten vor 2 Jahren. Ein katholischer Ort befindet sich unter diesen nicht. O-srerrfich-U»z«r«. — Kardinal Fnrsterzbischos Skrbensky reist morgen nach Berlin, »nn sich dem Deutschen Kaiser vorznstellen und den preußischen Teil der Prager Erzdiözese zu besuchen. — Ein Bild dcS Wohlstandes in Böhmen, bietet eine statistische. Zusainineiistellnng. Nach derselbe» wurden im abgelaufenen Jahre 2022 Realitäten »nid Liegenschaften im Schätzwerte von -l0.017320 Kronen in Böhmen exekutiv faktisch verkauft. Angekündigt wurden jedoch 3033 exekutive Feilbietungen von Realitäten u >d Liegenschaften. Und angesichts dessen ist inan noch innner im Unklaren, ob inan mit oder ohne innere tschechische Amtssprache zu Grunde gehen soll, und ob inan das reicbsdeutsche Geld notwendigrr für die Abfallsbewegnng oder zur Aushilfe für in Not ge kommene Familien benutzen soll, auch »venu sie nicht nb- fallen. R»m. Ter Papst verkündete heute mittags im Saale des Konsistorinms die Heiligsprechung der ungarischen Märtyrer Marcus Grisino, Stefan Ponccacz und Melchior Grodecz. In einem gleichzeitigen Erlaß werden der Heldenmut und die Tugenden der Inngfran voi» Orleans anerkannt. An wesend waren n. a. die Kardinäle Ferrata, Steinhnber und Mathien, sowie die Botschafter Szecscn und Nisard. Der Papst drückte in einer kurzen Ansprache die Hoffnung ans, Frankreich werde eingedenk bleiben, daß sein geschichtlicher Ruhm und seine Rolle unter den zivilisierten Nationen von dein Bekenntnis des Evangeliums yecrühren. Der Bischof von Orleans rühmte Ieanne d'Arc. Der Weihbischof der Erzdiözese Gran, Pries, legte namens des Vaterlandes der ungarischen Märtyrer das Gelübde ab, daß Ungarn bis znin Tode die Vorrechte und Rechte des heiligen Stuhles verteidigen werde. Spanien. — Die spanischen Hochzeiten, die in der Mitte des letzten Jahrhunderts eine so große politische Nolle spielten, scheinen eine Neuauflage zu erleben. König Alfons XIII. soll sich verheiraten, und ans aller Herren Länder bieten ihm die Zeitungen die Prinzessinnen dutzendweise an, ob wohl er doch auch nur eine heiraten kann; heutzutage haben die ehelichen Verbindungen unter Fürstenhäusern nicht mehr die Politische Bedeutung der früheren, man kann deshalb dem jungen Könige nur wünschen, daß er der Neigung seine- Herzens folgt, damit er später vom Throne aus eiu Muster des EhelebeuS geben kann, was im Interesse seines Landes wie des monarchischen Gedankens sehr gelegen ist. — Der „Figaro" bestätigt die Meldung, daß König Alfons von Spanien in diesem Jahre Wien besuchen und ans der Hinreise sich in Paris aufhalteir wird. Oftasien. — Alle russischen Kriegsschiffe in Wladiwostok sind, wie nach Tokio gemeldet wird, in See gegangen, wahr scheinlich »rach Port Arthur. Die Antwort Rußlands ist noch nicht eingegangen. Man neigt dort iir vielen Kreisen entschieden dazu, die Meldungen von einem versöhnlichen Charakter der zu erwartenden Note zu bezweifeln. — Das nordamerikanische Marinedepartement beabsichtigt, Admiral Evans telegraphisch besondere Instruktionen für sein Ver halten im Falle von Feindseligkeiten zu geben. Die oft asiatische Politik der Regierung geht dahin, strikteste Neu- tralität zu beobachten und nicht zu intervenieren, wenn nicht vertragsmäßige Rechte Amerikas verletzt werden. — Der Tokioer Korrespondent des „Standard" meldet: Man darf annehmen, daß die Antwort Rußlands an Japan bei der russischen Gesandtschaft in Tokio am 5. d. M. eingegangen, aber der japanischen Negierung bisher noch nicht zugestellt worden ist. Die aus Peking eintreffenden Nachrichten gehen übereinstimmend dahin, daß China eine entschlossenere Haltung gegen Rußland einzunehmen anfängt. Die russischen Schiffe, die bis vor kurzem in den koreanischen Gewässern lagen, kehren mit Volldampf nach Port Arthur zurück. Hier ist nicht die mindeste Erregung vorhanden, obgleich Anzeichen dafür vorhanden sind, daß Ereignisse von weitgreifendster Bedeutung bevorstehen. Der Kursrückgang an der Börse dauert ungehemmt fort. Amerika. — Der Kommandant des amerikanischen Kriegsschiffes „Detroit" telegraphiert dem Marinedepartemrnt aus Puerto Plata, er und der Kommandant des englischen Kreuzers „Pallas" hätten dem militärischen Befehlshaber von Puerto Plata eine gemeinsame Note überreicht, in der sie ihn für fernere Ruhestörungen verantwortlich machen und für den Fall von Ruhestörungen ein entsprechendes proniptes Ver fahren androhen. Sächsischer Landtag. Dresden, den 7. Januar t964 Die heutige Sitzung der Zweiten Kammer erösfnete der Präsident Herr Geh. Hofcat I)»-. Mehnert mit einer nochinaligen Beglückwünschung der Kammernritglieder znm Jahreswechsel. Nach Verlesung der Registrande gelangte der Antrag zum mündlichen Berichte der Finanzdepntation X über Kap. 32 und 31 bis einschließlich 37 des ordentlichen Staatshaushaltsetats für 1004/05, Departement der Finanzen betreffend, zur Beratung. (Berichterstatter Abg. Steiger.) Dic Kammer beschloß, bei Kap- 32, AlbrechtSburg in Meißen, nach der Vorlage die Einnahmen mit 15 320 Mk. zu genehmigen, die Ausgaben »nit 13 070 Mk. zu be willigen; bei Kap. 34, Allgemeine technische Zwecke, nach der Vorlage die Einnahmen »nit 4200 Mk. zu genehmigen, die Ausgaben mit 13 000 Mk. zu bewilligen; bei Kap. 85. Rechtliche Verteidigung der fiskalischen Gerechtsame, soweit nicht dafür Ausgaben bei anderen Kapiteln vorgesehen sind, nach der Vorlage die Ausgaben mit 3000 Mk. zu be willigen; bei Kap. 30, Allgemeine An»gaben bei dem Departement der Finanzen nach der Vorlage die Ausgaben mit 2000 Mk. zu bewilligen; bei Kap. 37, Jmmobiliar- VrandversichernngSbeiträge, nach der Vorlage die Ausgaben mit 310 300 Mk. zu bewilligen. Zinn Kapitel über die Brandvcrsichernngsbeiträge für die König!. Theater stellt Abg. Dr. Vogel die Bitte, einer Prüfung zu nnterziehen, ob in» König!. Opecnhause, ähnlich »vie es in» Nesidenzthcater durch eine Verfügung »er Wohl fahrtspolizei geschehen ist. im Parkett eii» Mittelgang ge schaffen werden könne. Der Präsident erklärt diesen Vor schlag als nicht zu diesen» Kapitel gehörig, »veil die Sicher- heitsvorschriften nicht in dieses Ressort gehören. Auch Abg. Schnbart erklärte, einen ähnlichen Antrag stellen zu »vollen, den er jedoch aus den» von» Präsidenten ange gebenen Grunde zurückziehe. Nächste Sitzung Freitag, den 3. Januar, vorm. 10 Uhr. Antrag der Beschwerde- und Petitions-Deputation über die Petition des Ernst Heinrich Herrinann in Noßwein um Erhöhung seiner Unfallrente. Die Ziveitc Kammer erledigte in ihrer heutigen Sitzung mehrere Petitionen, welche sie zuin teil ans sich beruhen ließ, znm teil als unzulässig erklärte. In einer an die Zweite Kammer erlassenen Denk schrift werden von der Negierung als Grundlinien einer Wahlreforn» folgende Vorschläge gemacht: Verbindung von direkten Abteilnngswahlen (48 Ab- geordnete) »nit bernfsständischen Wahlen (35 Abgeordnete). F.. Die Abteilnngswahlen werden in 10 durch das ganze Staatsgebiet ohne Unterschied von Stadt und Land ge bildeten Wahlkreisen von jeder Abteilung besonders gewählt. Es wählen unter der Voraussetzung der sächsischen Staats angehörigkeit »md des erfüllten 25. Lebensjahres: a) in der I. Abteilung alle diejenigen, welche an staatlicher Grund-, Einkommen- oder Ergänzungsstener zusammen mindestens 300 Mk. entrichten oder ein abgeschlossenes Hochschulstudium hinter sich haben; d) in der II. Abteilung alle diejenigen, welche in derselben Weise weniger al» 300 M., aber mindestens- 38 Mk. Staatssteuern entrichten oder, bei ge ringerer Steuerleistnng, die Berechtigung zum Einjährig- Freiwilligeildiensle erworben haben; o) in der III. Abteilung alle übrigen, dafern sie überhaupt eine Staatssteuer ent richten. Ü. Die berufsständischen Wahlen werden in der oben angegebenen Weise von den Unternehmern der drei Hanptproduktivstände vollzogen. 0. Im übrigen verbleibt es bei dem bisherigen geheimen Wahlverfahren, bei dem Erfordernis absoluter Mehrheit bei der ersten und relativer bei der zweiten Wahl, sowie bei den bisherigen Erfordernissen der Wählbarkeit als Abgeordneter (8 20.4 des Wahlgesetzes). O. Bei Einführung des neuen Wahlrechts würde eine Jntegralerneuenmg der Zweiten Kammer nicht zu ver meiden sein. Für später ist jedoch an der alle zwei Jahre eintretenden Drittelerneuerung festzuhalten, die mit Rück sicht auf die Kontinuität der Verhältnisse ratsam und auch bei der neuen Zusammensetzung ohne Schwierigkeit durch- zuführen ist. Da die Negierung zunächst abzuwarten wünscht, ob und inwieweit sich die Kammern mit diesen Grundlinien einer Wahlreform eiiwerstanden erklären, so hat sie vor läufig davon abgesehen, einen entsprechenden Gesetzentwurf auszuarbeiten und den Ständen vorzulegen. Aus Stadt und Land. Dresden, den 7. Januar 1904. * Se. Majestät der König wohnte heute vormittag 10 Uhr der feierlichen Einweihung des neuen Gebäude- des Bitztumschen Gymnasiums. Dippoldisrvaldaer Str. 9. bei. Nach Rückkehr in» Residenzschloß empfing Allerhöchst- derselbe die Departement-chefS der Königl. Hofstaaten -u