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Erscheint DieirSta-, Donnerstag und Sonnabend abends mit dem Datum des folgenden Tages. Bezugspreis r Vierteljährlich 1 Mk. SS Pfg. (ohneBestellgeld). Post-Bestellnummer 6595». bei außerdeutschen Postanstalten laut ZeitungS-Preisliste. Arrrzelrrrrrnrner 10 H'fg. Unabhängiges Organ für Wayryeit, Areiyeil und stecht- krüsittion unü Serchänrrtellr» viertle», pillnitter Sttarre «r. Fer«sprrch«r: Amt I-, Mr. INS«. Inserate werden die 6 gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pfg. berechnet, bei mindestens 3maliger Wiederholung Rabatt. Bestellungen hierfür nehmen ans: Heschästsstell« ^issniher Strahe 4», Fernsprecher Nr. 1366, sowie die Buchdruckerci von Aköin Aach«, Ziegelstraße 18. Rr. 47. Mittwoch, den 19. November 1902. L. Jahrgang. Das amerikanische Getreide. Die Einfuhr ausländischer Brotfrüchtc in so überreich lichem Maße, wie es jetzt geschieht, ist für unsere heimische Landwirtschaft hauptsächlich deswegen so verderblich, weil die Einfuhr unter allen Umständen die deutsche Produktion unter bieten kann, gestützt auf die viel billigere Erzeugung und die weit niedrigere finanzielle Bodenbelastung der Landwirtschaft jener Länder, die uns mit ihrem Überflüsse überschütten, und den billigen Transportkosten. In Nordamerika, das in der Hauptsache noch immer unser größter Konkurrent ist, sind die Gestehungskosten der Getreidebauern aus verschiedenen Gründen geringer als bei uns, nicht zum wenigsten auch deshalb, weil der durch die häufigen Überschwemmungen immer wieder von selbst seine Nährkraft erneuernde Boden der weiten Niederungen, besonders der Nebenflüsse des Mississippi, keiner regelmäßigen Fruchtfolge und keiner Düngung bedarf. Deshalb aber, weil die Produktion so billig ist, sind auch die Bodenpreise erheb lich niedriger als bei uns; die amerikanischen Landwirte brauchen daher von vornherein mit keiner so hohen Verzinsung ihres Bodenkapitals zu rechnen wie in Deutschland. Hierzu kommt noch als wichtiger Faktor für die über seeische Getreidekonkurrenz die spottbilligen Transportkosten. Im Jahre 1873 kostete die Fracht von New-Jork nach Liverpool (an der Westküste Englands) für 60 Psd. Weizen (27,2 Kg.) 10,57 Pence; 1883 betrug sie nur mehr 4.05 Pence; 1893 bloß 2,32 Pence. Der Weizenpreis sank in Hamburg seit 1873, wo er pro 1000 Kg. (zollfrei) auf 244.20 Mk. notierte, bis 1895, wo er mit 149,80 Mk. gezahlt wurde, um 94,40 Mk., die Fracht dagegen um 22.78 Mk. Nicht ganz ein Viertel des Preisrückganges ist also schon auf Kosten des Sinkens der Frachtgebühr zwischen New-Aork und Hamburg zu setzen. Und ganz derselben Tatsache, wie in New-Aork begegnen wir im Westen in San Franzisko; einerseits im Jnlandsverkehr. andrerseits in der Über fuhrfracht. Die Prozentsätze bewegen sich hier im ersten Falle zwischen 5,1 und 36,3"/<,: im andern Falle sank die Frachl- gebühr, welche 1873 für 1 Tonne 5 Psd. Sterling 4 Schilling betrug. 1898 wird als Durchschnitt angegeben 1 Pfund Sterling 6 Schilling, beinahe auf den fünften Teil. Der Wert der Wcizeneinfuhr aber betrug vonseüen der Vereinigten Staaten 1876 etwa 3 730 810 Psd. Sterling, 1896 aber 3 198 728 Psd. Sterling. — Während das Quantum des eingeführten Weizens um 54 gestiegen ist, ist der Wert trotz der Steigerung der eingeführten Menge um etwa l 5 o/g gefallen. Der Anteil des Rückganges an Frachtkosten, an dem Rückgänge des Weizenpreises betrug in diesem Falle aber ca. 33 o^. Unsere Freihändler sagen zwar, die scharfe, Konkurrenz des amerikanischen Getreidebaues werde von selbst einmal auf hören, da der Boden Amerikas schließlich doch erschöpft und das anbaufähige Land in absehbarer Zeit vergeben sein werde. Dann müsse auch in Amerika die Grundrente steigen, und die amerikanischen Landwirte hätten dann keinen Vorzug mehr vor den deutschen und könnten ihr Getreide nicht mehr billiger anbieten als das deutsche Getreide. Auch werde inzwischen die industrielle Bevölkerung Nordamerikas so gestiegen sein, daß sie die ganze Getrcideproduktion des Landes selbst ver brauchen werde. Gin Opfer. Erzählung von Friedrich Meister. (6. F»rtsetzung.) (Nachdruck verboten ) „Die Überstürzung und die Aufregung haben mich etwas angegriffen," sagte er. „Es geht aber schon vorüber. Ja, wie du sagtest, es war ein Glück, daß ich sie sprechen konnte — ein Glück für dich." Er lachte bitter. „Und sie antwortete dir so, wie du vorausgesehen? ... Was hast du nun beschlossen?" Paul Wintersheim tat diese Frage mit erbleichenden Lippen. Er richtete einen Blick voll banger, angstvoller Erwartung auf des Freundes Gesicht. Er war ein starker, muskulöser Mann, aber er zitterte dennoch wie ein Fiebernder in diesem Augenblick der Entscheidung. Ihm war, als verginge eine Ewigkeit, ehe Eduard den Mund öffnete. „Ich werde tun, was ich dir zu tun versprach, wenn sie mir sagen würde, daß ihr Geschick einzig und allein an dein Wohl und Wehe geknüpft sei." Wintersheim stand mit weitgeöffnelen Augen. Dann tat er einen Schritt vorwärts und faßte Lubaus Hände. Er glaubte seinen Ohren nicht trauen zu dürfen. „Eduard!" rief er. „Du wolltest —? Bist du wirklich stark genug, diesen Entschluß bis zum Ende durchzuführen?" Freude, Hoffnung und Zweifel malten sich auf seinem Gesicht. „Ich will's versuchen," lautete die dumpfe, aber feste Antwort. „Eduard, das Opfer ist ein furchtbares — cs ist zu schwer für die Kraft eines Menschen — ein gleiches ist wohl noch niemals von einem Manne für einen anderen gebracht worden, selbst nicht unter den innigsten Herzensfreunden ..." „Ich tue es um ihretwillen," sagte Eduard ruhig und ernst. „Wahr! Wahr! Um ihretwillen! Nun, Gott ist mein Zeuge, daß ich dies Opfer auch um ihretwillen annehme! Hätte sich ein anderer Ausweg gefunden, ihr das Schreckliche zu ersparen und sie glücklich zu machen, so würde ich eher alles nur Erdenkliche getan haben, als dir diese Bürde aufzuladen. Aber es bleivt Das ist ein Wechsel auf die Zukunft, der zwar sehr viel Wahrscheinlichkeit, ja sogar nach menschlicher Voraussicht die größtmögliche Sicherheit für sich hat. Aber er ist auf so lange Sicht ausgestellt, daß die deutschen Getreidebauern inzwischen dreimal Bankerott machen können, bevor sie ihn ausgezahlt bekommen. Denn, wie gesagt, die anbau würdigen Flächen Nordamerikas sind heute erst kaum zur Hälfte ausgenutzt. Aber wenn auch einmal der Zeit punkt eintreten wird, an welchem Nordamerika keinen Überschuß von Getreide mehr abzutreten hat, so wird das amerikanische Kapital doch nicht aufhören, unserer Landwirtschaft eine drückende Konkurrenz zu bereiten. Angenommen, die ameri kanische Industrie würde in absehbarer Zeit die erstrebte Riesen- größe einnehmen und dann mit Kapital gesättigt sein, so wird sich die Mehrung des Kapitals sicherlich anderen Unter nehmungen zuwenden. Was liegt da näher, als eine Hebung der riesigen, erst zum kleinsten Teile ausgenutzten Bodenschätze Südamerikas? Dann erst wäre das erträumte Allamerika auf eine solide, nämlich auf eine wirtschaftliche Grund lage gestellt. Wir wollen ganz davon absehen, daß außer den größten teils noch im Urzustände befindlichen, jungfräulichen Steppen und Waldländern Südamerikas noch andere Konkurrenz in verschärftem Maße unserer deutschen Landwirtschaft droht, daß z. B. die von deutschem Kapital erbauten Bahnen in Kleinasien neue Gebiete dem Getreidebau und der Getreide ausfuhr erschließen und nach ihrer Fortsetzung durch die frucht baren, bisher nur vernachlässigten Niederungen des Euphrat und Tigris erst recht eine Überschwemmung Europas mit asiatischem Getreide bewirken werden, das seinen Produzenten unglaublich billig zu stehen kommen wird. Nur eine andere Erwägung wollen wir hier noch anknüpfen: wenn der Einwand der Frei händler richtig wäre, daß die ausländische Konkurrenz von selbst Nachlassen werde, dann würde daraus doch nur folgen, daß Deutschland nun erst recht die Pflicht hat. seinen eigenen Getreidebau zu erhallen und zu stärken, damit nicht dann, wenn die Einfuhr von außen nachlüßt, der deutsche Getreidebau aber kaum noch existiert oder doch hinter dem Bedarf der dculschcn Konsumenten weit zurückbleibt. Mangel an Brvtfrüchten und die Gefahr einer chronischen Hungersnot eintrete! Diese Gefahr würde um so näher rücken, wenn die deutschen Bauern, dem Rate der Freihändler folgend, den Getreidebau aufgeben und nur noch Viehzuckt treiben wollten. Also, wie man die Sache auch betrachten mag, man kommt immer wieder zu dem Ergebnis: der deutsche Getreidebau und die deutsche Viehzucht, nicht eins ohne das andere, müssen so ge stärkt werden, daß sic in absehbarer Zeit den ganzen Bedarf Deutschlands decken können. Dazu sind aber ausreichende Schutzzölle, welche vor der ausländischen Konkurrenz wenigstens einigen Schutz gewähren, unerläßlich. Aus allen diesen Tatsachen ergibt sich der Schluß: Der Preisrückgang im Getreide, namentlich in Weizen, ist nicht allein auf-das Überangebot aus überseeischen Ländern, nicht allein auf die dortigen billigen Produktionskosten zu setzen, sondern zu einem ganz bedeutenden Teile auf die Ver minderung der Transportkosten zurückzuführen. Erst der Fortschritt der Befürderungstcchnik und damit das Sinken der Beförderungskosten hat die überseeische Zufuhr im Getreide iu dem Umfange ermöglicht, wie wir sie heutzutage auf dem nichts anderes übrlg, und da du ohnehin entschlossen warst, in die »veite Welt zu gehen, wenn sie ..." Er unterbrach sich und starrte verwirrt um sich. Dann begann er von Neuem: „Es ist ein hartes Ding für dich, Freund, ein unmenschlich hartes Ding. Wird dir's auch nicht wieder leid werden, wenn du draußen in der Nerbannung bist? Wann du darüber nachgrübelst, was sie daheim wohl über dich reden? Wird dir dann das Opfer nicht allzu groß erscheinen, sodaß du dich doch schließlich aufmachst und den wahren Sachverhalt enthüllst?" Eine Stimme in seinem Inneren drängte ihn, Lubaus Opfer nicht anzunehmen, selbst nicht um Luises willen. Aber die Schwachheit, die ihn in seine gegenwärtige Lage hineingerissen hatte, behielt auch über seine edleren Empfindungen die Oberhand. In seinem Charakter »var das Gute und das Schlechte so gleich mäßig verteilt, daß jegliche Versuchung die Wage stets nach der ungerechten Seite niederdrückte, obgleich unmittelbar darauf die bitterste Neue niemals ausblieb. Wintersheim war im Grunde ein herzensguter, ja sogar ein hochherziger Mensch, der seinem Nächsten gern alles Gute erwies, was in seiner Macht lag. Als Lubau vor Jahren als ein Bittender zu ihn» gekommen, da hatte er den alten Schulfreund mit warmer Freude bewillkommnet, und ihm nach Kräften unter die Arme gegriffen. Geschah es aber, daß er selber einmal in der Klemme saß, dann ergriff ihn ein wahres Entsetzen bei dem Gedanken, auf Unrechtem Wege ertappt zu werden, und dann scheute er sich auch nicht im Geringsten, den ersten besten andern zu seinem Sündenbock zu machen. Er war sich dieser seiner schlimmen Seite wohl bewußt, allein alle guten Vorsätze halten ihn nicht gebessert. Vergeblich suchte er jetzt sein Gewissen dadurch zu beschwichtigen, daß er sich fortwährend wiederholte: „Es geschieht ja nur um ihretwillen. Eduard will sie glücklich wissen, und dasselbe will auch ich. Sie hat ihm gesagt, daß es dafür nur eine einzige Möglichkeit gibt, und er ist einverstanden. Folglich muß auch ich damit einverstanden sein." Die Stimme in seinem Inneren aber ließ sich dadurch nicht zum Schweigen bringen, und dazu kam jetzt auch noch die Furcht, daß Eduard, wenn er Zeit zu gründ licher Überlegung gewann, alles aufbieten werde, um seinen guten Namen wieder herzustellen. europäischen Markte kennen. Dazu koinmt für die europäischen Produzenten noch der Preisdruck, den der Börsen- und Termin handel mit sich bringt, wie auch dieMonopolisicrung des Zwischen handels und des Mühlen- und Mehlgeschäftes. Organisation der Landwirte, Gründung von Lagerhäusern. Frachtenermäßigung und ein vernünftiger Zollschutz werden darum von der europäischen Landwirtschaft zur Sicherung der Produktions kosten und gegenüber der überseeischen Konkurrenz verlangt. Zur Wahlkewegrrng in Sachsen. In Nr. 263 der „Bautzener Nachr." stand geschrieben, daß die „Zentrumspartei" bei den nächsten Reichstagswahlen mit keiner anderen Partei in Sachsen ein Bündnis schließen wolle. Dasselbe Blatt bringt in Nr. 266 aus dem Zittauer Wahlkreis eine Richtigstellung dahingehend, daß „das seit über 20 Jahren bestehende Bündnis zwischen Zentrum und Deutschfreisinn in Geltung bleiben und zur Kandidatur des deutschfreisinnigen Zit tauer Morgenzeitungsbesitzers Haupt führen soll". Voll Bitter keit fährt das Blatt weiter fort: „In Ostritz wird bestimmt be hauptet, daß bei der Reichstagsstichwahl 1898 zwischen dem Kartellkandidaten vr. Vogel und dem Sozialdemokraten Redak teur Fischer von einzelnen maßgebenden Persönlichkeiten des Nonnenklosters Marienthnl bei Ostritz die Losung ausgegeben worden ist: „Einen Nationalliberalen dürfen wir nicht wählen." Da haben diese maßgebenden Persönlichkeiten vollständig recht gehabt. Und wenn infolge dieser Haltung der Katholiken der Sozialdemokrat gewählt wurde, so soll es den Ordnungs parteien ein Fingerzeig sein, welchen Kandidaten sie im Zittauer Wahlkreis jetzt aufzustellen haben. Vor allen Dingen einen solchen Mann, für den die Katholiken mit gutem Gewissen stimmen dürfen. Wenn sie das nicht tun, so tragen nicht die katholischen Wähler, sondern das geringe Verständnis und Entgegenkommen der Ordnungsparteien die Schuld am Siege des Sozialdemo kraten. Das bisher bestandene Wahlbündnis zwischen „Zentrum und Freisinn" hat auch nur dann Aussicht auf weitere Giltig keit, »venn der Kandidat den gerechten Forderungen der Katho liken Deutschlands gegenüber ein Entgegenkommen bekundet. An diesem Grundsatz muß auch in Zittau festgehalten werde». Vorderhand haben die Zittauer Katholiken noch keinerlei Veranlassung, zur obschwebenden Wahlfrage Stellung zu nehmen. Aber alle Ursache haben sie, durch fleißige Vorarbeit ein wackeres und schlagfertiges Fähnlein heranzubilden, das entweder selb ständig in den Wahlkampf einrückt, »venn die „Orvnungsparteien" im blinden Fanatismus keine Rücksicht auf die 16 "/o Katholiken iin Wahlkreis nehmen zu brauchen glauben, oder aber ein hoch willkommenes Hilfskorps für jenen Kandidaten ist, für den es ohne Gewissensskrupel in den Wahlkampf gegen den roten Gegner eintreten kann. Die „Bautzener Nachr?' gehen sodann nach den obigen Sätzen auf das Vorpostengefecht über. Es heißt nämlich in der Notiz aus Zittau weiter: „Und »venn man die heftigen Angriffe liest, welche ein Franzis- kanerinönch, der früher lutherisch gewesene Sohn einer Zitlauer sehr achtbaren lutherischen Familie, aus das Resormalionsschauspiel „Lorenz Heidenreich" des Ziltaucr Amtsblattrcdakteurs Hans Hagen in der „Zittauer Morgcnzeilung" richtet, so kommt man zu der sesten Über zeugung, daß der Wahlkamps der verbündeten Leute vom Zentrum und Dcutschsrcisinn im Zittaucr Wahlkreise, wo die „Zittaucr Morgenztg." ja überhaupt davon lebt, schon ordentlich begonnen hat." Die feine Spürnase macht den „Bautzener Nachr." alle Ehre. Die „Zilt. Morgenztg." hilft den Katholiken bei der Hetzjagd auf den dramatischen Dichter eines „Lorenz Heidenreich", um ihren Besitzer, Herrn Haupt» bei ihnen bestens in Erinnerung zu bringen. Wir sind schlechte Gedankenleser. Jedenfalls hat das Vorgehen der „Zitt. Morgenztg." manche Sympathien bei den „Ich habe dir »nein Versprechen gegeben, und das ist mir heilig," beruhigte ihn der letztere. „Halte nun aber auch das deine und mache sie glücklich, daun werde ich den heutigen Tag nie beklagen." „Daran will ich mein Leben setzen, und cs wird mir gelingen, denn sie liebt mich!" „So hast du von mir nichts zu befürchten. Hast du die Schrift aufgesetzt, von der »vir gesprochen?" „Hier ist sic." Wintershcim zog ein Papier auS der Brnsttasche und reichte cs Lubau. Dieser schlug cs auseinander und las seinen Inhalt. Seine Züge blieben dabei unbcwcglich. „Bist du zufrieden?" fragte Wintersheim mit halber Stimme. „Ist es nicht klar und unzweidcntig?" „Das ist's; ich bin zufrieden. Wenn dieses Schriftstück in andere Hände gerät, dann wäre sein Verfasser unter allen Umständen verloren, selbst »venn er seine Handschrift leugnen wollte... Da, Paul, nimm cs zurück. Ich will nicht, daß du in steter Furcht lebst vor der Gewalt, die mir dieses Dokument über dich verleihen würde. Dein Geist und dein Gemüt müssen frei von jeglichem Drnck sein, damit du voll und ungehindert deine Aufgabe ihr gegenüber erfüllen kannst. Bist du nun deinerseits auch mit mir zufrieden?" Stumm, überwältigt ergriff Wintcrsheim seine Hand. Endlich fand er wieder Worte. „Wenn ich mein Gelübde nicht cinlösc, dann möge mir das Schlimmste widerfahren, was die ewige Gerechtigkeit auf dieser Welt und im Jenseits dem Treulosen und Meineidigen angedroht hat — dann verdiene ich keine Gnade! „So sei es .. . Aber nun sage mir, was für Maßregeln du für meine Flucht getroffen hast." Wintersheim atmete auf. Der Wechsel hes Themas gab ihm einen Teil seiner Festigkeit wieder; auch gewährte ihm die Ruhe, mit welcher Eduard die Sachlage und seine Zukunft zu betrachten schien, eine große Erleichterung. (Fortsetzung folgt.)