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Beilage zur Sächsischen Volkszcilimg Nr. S Sonnabend, den 3 Januar >920 ihn die Bitte gerichtet hätten, er möchte sich sür unsere Gefangenen der- wenden. Die>e Bitte fand Gehör. Gr sap'e mir: „Nun kv'.nm'n Iß-- Schullinder zu mir; ich schreibe sofort wiesec in dieserAngelegetthen und werde tun wasi ich kann, um die Bitten zstier Schuliinscr zu er-- füllen!" Ich ivollte ihm ferner bauten laGr das; er sich bemüht hat, die große Not in Oesterreich und Teulsalaud in wirksamer Weise zu lindern, und Abhilfe zu schassen. Ich banne ihm dafür, das; er die Autorität wieder ansgerichtel har. Cr hat das Pen raue», baß Tenisch- laud sich wieder ausrichlet und erhebt. Aber dazu iß eiste' notwendig: Arbeit, Arbeit und immer wieder Arbeit! Tie Arbeitslust muß in unserem Volke wiederkehren, damit es wieder eine geachtete Stellung sich erkämPst. Das sind die Worte des Hl. Vaters, für die wir ihm besonderen Dank aussprechen wollen! Cs war im Dezember 1916, als er mich zum Kardinal ernannte, ohne vorerst den Namen zu verkünden. Cr sagte mir seht bei meinem Besuche: „Ich konnte Sie nicht rufen, di«. Verbindung war nicht mög lich, aber ich habe Ihren Namen drei Jahre lang in meinem Herzen getragen." So wie meine Vorgänger, Melchiore von Diepenbrock und der hvchselige Kardinal Kopp ein Band der Liebe mit dem Aposto lische» Stuhle verband und der Kardinalspurpur schmückte, so ist nun wiederum die Diözese Breslau mit dem Hl. Stuhle verbunden. Dafür wollte ich ihm Dank sagen. Tie Kardinale haben den Papst zu wählen. Dazu werde ich hosscntiich nicht kommen, denn Gott Lob, der HI. Vater besitzt eine unverwüstliche Arbeitskraft. Wir wollen Gott anfleben, das; er dem Papste seine Arbeilslrait erhaltet; möge. Ich soll seinen Segen überbringen der ganzen Diözese Breslau, der Provinz Schlesien, Obersckilesien. dem tschechischen Teile, der ganzen Diaspora und der Sladt Berlin wo ich mit dem Apostolischen Nunzius, der dorthin ge kommen war, wichtige Unterredungen gepflogen habe. Des Papstes Balerherz umfasst alle mit gleicher Liebe. Seinen Segen so» ich ferner überbringe» dem Klerus der Diözese, der so tapfer und ireu seines heiligen Amtes wallet, den christliche» Vätern und Müttern setzt, wo der Kamps um die christliche Schule gekämpft werden muß, wo die Kinder besonders eifrig in Zucht und Ordnung erzogen werden müssen. Seinen Segen soll ich bringe» den christlichen Lehrern und Lehrerinnen, deren hohes Amt er zu würdigen und zu schätzen weiß. Den Segen bringe ich ferner den religiösen Orden von Breslau und Schlesien, deren segensreiche Wirksamkeit er anerkennt. Ten Segen überbringe ich allen Männern und Frauen, die so treu sür die katholische Sache kämp fen, und die in religiösem Eifer auf dem Gebiete der christlichen Cari tas wirken. Segen »verbringe ich den Männern, die mir mutiger Stirn die Rechte der Kirche vertreten, dem Malteser-Ritterorden, den Männern, die in de» ösfentliche» Parlamente» die Rechte der Kirche und Schule vertreten. Sehl, meine Andächtigen, das sind die Worte, die ich Euch vom HI. Vater überbringen soll. Wenn uns dieses Band der Liebe immer inniger und fester umschlingt, dann ist meine Reise in die Heilige Stadt nicht vergeblich gewesen. Wir wolle» in inniger Liebe mit dem Aposto lischen Stuhle verbunden bleiben. Wir wollen den Allerhöchsten an- slehen, daß er den Hl. Baier noch recht lange erhalten möge. Ad multos annos! Gott segne, stärke unnd erhalle unseren Hl. Vater Benedikt XV.!" Wahlen bewiesen hat!) keinen Raum zu lassen scheint für vernünftig! Erwägungen. Man lebt i» Frankreich offenbar der Ansicht, daß man in Deutschland so etwas wie eine Wunderhenne zu sehen habe, di« so viele goldene Eier legt, als Frankreich es sich nur wünschen mag, ganz unbeschadet denen, ob ma» auch die einjachsten Lebensbedingun gen abschne den Eine !ehr bezeichnende Illustration dieser Austastung lirkene kie Sitzung der französischen Kammer vom 20. Dewniber, in der de: Finai uninst.er Ktoy die s-anzösisckien Finanzverhäliiiisje so schildert', ww sie rals-.chlich sind, möglichst grau in grau. Als der Minist?, snb.i -en Festland französischen Vailtta erörterte, wurde er von der Regnen mst dem Ruf niiteibrecheitt „Die Boches müssen zahlen!", ein Zuruf. de? .'ich auch an andeien Stellen der Rede wieder holte. Cs ist natürlich sür den fr-nnksischen Steuerzahler sehr bitter, nach einen; svlche» Siege hören zu müssen, daß er 75 Prozent mehr Steuern zahlen mvß als vor dem Kriege. Und es ist verständlich, daß er nicht v-n dem Wahne lasse» will, daß diese Steuerlast ans Deutsch land nb iewälzt werden tonn, wie es ihm seine Staatsmänner immer wieder versprach?» haben ähnlich den: demschen Fiiiaiizminister un seligen Aagedenlens Helffericb. der »ns sa auch immer »weder leicht fertig versprochen hat. das; unsere Kriegslast-'» aus den Tauchen unserer Feinde bezahlt werden würden. Daß das französische Volk noch nicht die gaine nnge'>e>ire Größe unserer Verarmung bearifse» hat. st' nicht weiter verwunderlich, wenn man bedenkt, daß selbst weste .Kreise un seres eigenen Volkes noch immer die Augen vor dem wahren Stand unserer Verelendung vanuastia verschließen Aber auch iür Frank reich wird die Erkenntnis nicht aiisbleiben, und an» den h.'st'üiiugsvoll und irvbgemii'e» Ansrust „Tie Boches »nisten miste»!", wird d'e Ernüchterung bald folgen. In England, wo wo-, von jeh-r nüchter ner zu rechnen verstand, bat man sich aus den Wollen überschwenglicher Hoffnung schon wieder ans den Boden realer Tatsachen bie und da zurnägesiinöen, was uns ein Buch beweist, das der offizielle Vertreter des englischen Finaiizmnnsteriiims bei den FriedenSverhandlnnaen in Versailles, Kenner, geschrieben hat und das „Die wirtschaftlichen Folgen des Krieges" betitelt ist. Hier wird von einem durchaus Sachver ständigen nachgewiesen. daß daS Vermögen Deutschlands in vhanta- slischer Weise überschätzt wird; und es wird empfohlen, den Schaden ersatz. den Deutschland zu zahlen verpflichte! ist. etwa auf ein Viertel zu ermäßigen. Solchen Vorschlägen sind aber die Franzosen, wie die Vorgänge in der erwähnten Kammersitzmig zeigen, heute noch nicht zu gänglich, und es wird noch manches Tages und noch vieles Geschreis von dem angeblichcn Häsen Willen Deutschlands bedürfen, ehe man auch in Frankreich sich wieder zu der Weisheit des alten Satzes durch gerungen hat, daß man eine milchende Knl» nicht schlachten darf, wenn man sich ihre Milch erhalten will. Einstweilen aber hat ruhig denkende und die Dinge klar erfassende Verminst in Frankreich noch kein Heimat- rechi. und die überaroße Mehrheit der Kammer schreit in fanatischer Leidenschaft: „Die Boches müsse» stahlen!", und erweckt damit bei der erdrückenden Mehrheit des französischen Volkes stürmischen Jubel und glückselige Hoffnungen. In diesem Sinne werde sie den Wiederein tritt des Friedenszustandes feiern. Wir können dem mit Gleichmut zuschen. 88 Dsr Einzug des Kardinals Bertram in Breslau fand am Dienstag vormittag in feierlichster Weise statt. Bei der Feier rin Dom richtete der neue Kardinal an die Gläubigen laut „Schles. Vvlkszlg." folgende Worte: „Wiederum weile ich heute in Eurer Mitte, um die Segenswünsche und Grüße zu erwidern, die mir enlgegengebracht worden sind. Zwei mal schon habe ich in Rom geweilt, um dem Hl. Vater Rechenschaft zu geben über die Verwaltung meiner Diözese. Diesmal waren es noch ganz besondere Gründe, welche mich hinfüyrten. Tie katholischen Christen hängen ja mit ganzer Seele an dem Felsen Petri: dorthin zieht es die Gläubigen, dorthin zieht es ganz besonders den Bischof. Es ist der lebendige Glaube an das Wort des Heilandes: „Du bist Petrus; aus diesen Felsen will ich meine Kirche bauen, und die Pforten der .Höllen sollen sie nicht überwältigen!" Mag noch so viel in der Well stürzen, mögen Throne in Trümmer gehen, mögen Zepter zerbrechen: ewig bleibt doch stehen der Thron Christi und seines Statthalters aus Erden. „Du bist Petrus," so Ilang es in der Sixtinischen Kapelle, als die neuen Kardinäie einzogen. Felsenfest ist die Kirche Christi mii dem Felsen Petri verbunden, und so nimmt sie teil an dieser Felsen- kraff. Darum zieht es uns so sehr nach Rom. Am Fuße des Obe- li-lcu. der vor der Peterslirche ausgerichtet ist, steht die Inschrist: Christus vincil, Christus regnat, Christus imperat! Christus siegt, Christus herrscht, Christus ist König! Was zieht uns hin nach Rom? Es ist zunächst die Liebe. Als der göttliche Heiland die Erde verlassen wollte, hat er uns einen Hir ten gegeben, und hat zu Petrus gesagt: „Weide meine Lämmer, weide meine Schafe!" Die ganze unendliche Menge der Gläubigen, die vie le» Milliarden, die den Erdkreis erfüllt haben — alle diese stellte ec linier den Hirtenstab des hl. Petrus. Wir Bischöfe bekomme» aus der Hand seines Nachfolgers unseren Hirtenstab, eine» Zweig von jenem Stabe, den der göttliche Heiland dem hl. Petrus überreicht hat. Bei ihm finden wir die wahre Hirtenliebe, und die echten heiligen Hirlen- woi te kommen aus seinem liebevollen Herzen. Als er mich zum Ka-- dival erhob, als er mich an seine Brust drückte, als seine Wanne lie ineine berührte, da fühlte ich so recht seine Hirnnliebe. Noch mehr aber empfand ich sie, als ich mit ihm sie Sorgen besprich, welche cr mii uns teilt: Sorgen im Osten, Sorgen wegen Tschechien Sol gen, wie das Verhältnis von Kirche und Staat sich s chatten werde. Sergen uni die Jugend in den Schulen. Sorgen um den Ehe.roktcr, den eie Eckmle haben wird, Sorge» um den künstlgeil Kl-rus, S >rgen um die Lehrer, und nicht zuletzt Sorgen nm unsere arme» K:-d-r, Sorgen um den Frieden unter uns. Und oies alles lesvrach der Papst mtt tir iiin-gen Liebe eines wahrhaft apostolischen Hirten. Darum zieht es uns alle so hin zu ihm. Der Heiland sagte zu Petrus: „Stärke deine Brüder!" Die Brüder des Petrus waren die Apostel, die Bruder des Paoites sind die Bischöfe des Erdkreises. Sie kommen zu ihm, damit er iie stärke, sic mit neuem Mul erfülle. Das sind die allgemeinen Gründe, die »ns nach Rom hinzieben. Diesmal traten noch ganz besondere Gründe für mich hinzu. Ich wollte zunächst dem Hl. Vater danken für seine Unparteilichkeit in den ver- floü-ncn Kriegsjahren. Wenn die Völker in blindem Hasse sich zer fleischen. der Hl. Stuhl hält die Unparteilichkeit aufrecht. Worin be ruh' sie? Sic beruht darin, daß er überirdische Interessen vertritt, daß er die Bande der Liebe und Gerechtigkeit, welche die Völker verbinden sollen, hoch hält, daß er jedem einzelnen Volke eine gesunde Entwick lung wünscht. Darum haben wir gefleht in den Gebeten, die wir Tag für Tag am heiligen Altäre verrichtet haben. Die Väterliche des PavfteS macht keinen Unterschied zwischen Engländern und Franzosen, zwischen Deutschen und Polen. Sie ist gegen alle Völker die gleiche. Ich wollte ihm dafür danken, daß er stets seine Stimme erhoben hat für den Frieden, für die Gerechtigkeit, für die Billigkeit. Freilich sind nicht alle seine Mahnungen gehört worden und in Erfüllung gegangen. Aber vergeblich sind sie darum doch nicht gewesen. Die Samenkörner, die er ausgestreut hat, sie werden noch ausgehen und Früchte bringen. Sters stand der Papst über den Fürsten. Seine Briese, die über den Ozean gingen, sind überall mit Verehrung ausgenommen worden. Nie war da- Papsttum größer als jetztt wo es, der irdischen Macht beraubt, seine Worte mutig und unerschrocken an die Fürsten und Machthaber richtete! Ich wollte dem Hl. Vater ferner danken dafür, daß er sich unserer Kriegsgefangenen so warm angenommen hat. Er teilte mir kur; vor meiner Abreise aus Rom mit. daß er nach Amerika geschrieben habe, man möchte sich der Gefangenen in Sibirien annelsmen. Er sagte mir ferner, daß er den Kaiser von Japan angerusen habe, ob nicht die Gesangene» durch Japan zurückkebren könnten. Der Hl. Vater teilte mir »sodann mit Rührung mit. daß 80 000 Breslauer Schulkinder an Die Hoffnungen Frankreichs Nach den neuesten Zeitungsmeldungcn scheint cs so, als ob die er sten Tage des neuen Jahres uns nun wirklich die Wiederkehr des Friedenszuftandes bringen solllen, da die Verhandlungen, die augen blicklich in Paris zwischen dem Vorsitzenden der deutschen Friedens- delegation und dem Generalsekretär der Friedenskonferenz geführt wer den, einen befriedigenden Verlauf nehmen und in aller Kürze eine Einigung erwarten lassen. Auf welcher Basis diese Einigung zustande kommen wird, darüber brauchen wir uns gar keinem Zweifel hinzu geben, denn nach allem, was wir bisher von unseren Feinden erleben mußlen, ist eine andere Einigung, als die, die durch unsere Unterschrift unter dem Protokoll vom 1. November betreffend die Nichtausführung gewisser Wassenstillstandsbedingungen und die Lieferung von Material als Ersatz sür die bei Scapa Flow vernichteten Schisse herbeigesührt wird, schlechterdings nicht zu erwarten. Dabei bedeutet es nur einen sehr mageren Trost, daß uns für die Ablieferung der Schwimmdocks usiv. Milderungen in Aussicht gestellt worden sind. Denn solange die Feinde dieses mündliche Versprechen nicht in einem Protokoll schriftlich nicdergelegt haben, wäre es töricht, auch nur eine Minute mit seiner Erfüllung zu rechnen. Wir müssen uns klar darüber sein, daß auch nach der offiziellen Erklärung des Friedenszustandes man »och versuchen wird, aus Deutschland herauszupressen, was nur eben berauszuprcffcn ist, wobei dem leidenschaftlichen Haß, der besonders in Frankreich das Zepter schwingt (wie das der Ausfall der französischen Theater und Konzerte -- Dresden» 2S. Dezember. Nlberttheater. (.Feuer im Haus", eine Familienkomödie aus der Gegenwart.) Paul Her mann Hartwig, der unS das schöne Weihnachtsmärchen »Die Schnee» königin" geschenkt bat, 1t> noch inst einer Komödie bervorgetrcten, die in den eisten Tagen der Revolution handelt und die Wandlungen beleuchtet, die in so manchem altkonservativem Hanse binnen küizester Frist »or sich gegangen sind Es ist da vieles geschildert, was den Stempel trefflicher Beobachlniig trägt. Der Gebeimrat, der am ersten Tage tobt, dieweil er gerade eine neue Ho'unisorm bekommen hat, am zweiten voi sichtig die Fühler ausstr'ckt, was wohl die Kollegen tun weiden und am dritten Tage sich schon äußerlich mit der vollzogene» Tatsache abfindet. Die Tochter, die eine .Rätielbaite" und Männerieindin war und sich nun rasch verlvkt. d>r Leutnant, der ans Existenzgi finden sich schleunigst der Schuhindustrie zuwendet, die Köchin, die voi Fcanensitziingen ihren Dienst nicht »vehr verleben kann Das könnten iaiiriiche Strelstichter werden» wenn es dem Autor daraus nnkäine. Der will das aber gar nicht. Bringt nur Auszeichnungen ans lestiem Tagebuch. Ciiebtes «Gehörtes» Erzähltes. Humvr und Ernst. Eine Enigiet'nng ist die Szene non der treten Liebe, wunderl-bön die Wandlung der .Rälietha'Ien", Biel Güte und Menschenliebe stnilist ans dem Stück, zu einer Komödie reicht cs aber nicht ans Die Au'inhrnng unter G. Falkenhousen war muster gültig. Albert Wi l Ii (lkebeiniiai). M-ta Billiger (eine sehr haus mütterliche «SelieiinrälnO. Eggerih. Flamin und Fiäul. Genzmer die Kinder, Anna Schönst»''!. die ema»ziv!e>te Köchin: alle zusammen ein ganz vvizngNcheS Ensemble. Rosa-Marina Roman von Melati von Java AuS dem Holländischen übersetzt von Leo Tepe van Heemstede (16. ForlsetzunoZ „Ja, wenn das möglich gewesen wäre! Jans hatte sich so prächtig erholt, jetzt kränkelt sie wieder." Es kamen ein paar Kunden; ein Kind mit einem Arz neifläschchen, worin es Schnaps holen mutzte für die Mut ter, „die es so in den Beinen hat," und ein paar Arbeitet, die nicht mehr ganz nüchtern waren. „Bitte, gehen Sie jetzt!" sagte Rose-Marie. ...Oder wollen Sie Jans einen guten Tag sagen?" ..Ja. ich gehe nach oben." Er sprang die sechs Stufen hinan, die zu. einem klei nen Ziminerchen führten. Es war zum Ersticken heitz darin; auch war es halb dunkel, denn das Stübchen empfing sein Licht nur aus der Schankstube und ans einer kleinen, fen- sterähnlichen Oefiming» die ans eine Nachbargasse hin- ousging. ..Guten Tag, Jans" sagte Frank zu dem Mädchen, das in der Ecke auf einem niedrigen Stuhl kauerte. „Guten Tag, Herr Frank! Haben Sie mit Rose ge sprochen?" „Ja, ein Augenblickchen." ..Und sie will noch nicht?" Nein, um keinen Preis!" „Sie ist närrisch!" „Ich finde ibre Bedenken sehr übertrieben." Man horte in der Wirtschaft laut reden; die Leute schienen sich allerlei ungeziemende Freiheiten dem Mädchen gegenüber erlauben zu wollen. „Bleibt mir mit euren Händen vom Leibe!" rief Rose w heftigem Tone, „oder ick »verfe euch das Glas an den Kopf! Noch fünf Pfennige und dann macht, daß ihr sortkommt!" „Ist der Vater nicht zu Hause?" fragte Frank, dem es eigentümlich zumute wurde, als er die Worte vernahm, die sich das Mädchen gefallen lassen mutzte. „Nein, er treibt sich in den anderen Kneipen umher." entgegnctc Jans; „Rose mutz sich ganz allein ihrer Haut wehren!" . > , -.«! In diesem Augenblicke erschien Rose-Marie, von ihren Peinigern befreit, selbst an der Schwelle; Scham und Ent rüstung sprachen aus ihren zuckenden Lippen, ihren gesenk ten Augen und geröteten Wangen. Fräulein Rose-Marie," sagte Frank, der sie nie anders als mit der größten Höflichkeit anredete, „ist es nicht weit schlimmer, täglich so etwas anhören zu müssen, als wenn Sie ein Stündchen in einem Atelier zubringen, wo ich Sie, ich verspreche es Ihnen feierlichst, mit einer Ehrerbietung behandeln werde, wie ich sie meinen eigenen Schwestern nicht erzeigen würde." „Das ist gewiß nicht schlimmer," lautete die Antwort, „der Unterschied ist nur der, daß ich hier aufwarten muß, lvährend ich das andere freiwillig tun würde." „Ich verspreche Ihnen täglich zehn Gulden." „Herr van Haeren, reden Sie nicht weiter so, ich müßte Ihnen zürnen und könnte Sie . . . nicht mehr achten. Ihr Feilschen kommt mir so vor, als wenn Sie glaubten, daß ich nur aus Laune so handle. Mer mögen Sie bieten, was Sie wollen, ich kann und darf es nicht tun!" „Du bist nicht recht gescheit." warf ihr Jans vor; „was ist denn dabei? Denke dir. wie herrlich ich für zehn Gulden täglich leben könnte! Aber daran denkst Lu gar nicht!" „O Jans, wie kannst du nur so unbillig sein! Es wird mir schwer genug, nein sagen zu müssen, weil ich Herrn van Haeren gern einen Dienst erzeigen und dir etwas Besseres gönnen möchte, aber wirklich, es ist nn- möglich!" Die Tür. welche von selbst beim Oefsnen klingelte, ließ sich vernehmen. „Da ist er! Ich bitte Sie. Herr van .Haeren, reden Sie mit ihm nicht davon, er würde mich zwingen . . Franks Künstlernatur und sein Mitleid mit dem armen Mädcl)en gerieten miteinander in schweren Streit; er hatte aber das Gefühl, daß es unehrenhaft sein würde, mit einem solchen Bundesgenossen dem Mädchen, das ihm volles Ver trauen schenkte, gegenüberzutreten. Giesingers ging an das Büfett und rief laut: „Rose! Rose!" „Was gefällig?" fragte das junge Mädchen an der Schwelle des Zimmerchens. „Wo bleibst du nur? Weshalb bist du nickst hier unten?" „Das tue ich nie, wenn keine Leute da sind." „Aber das gehört sich so, und ich will es." „Ich will es aber nickst!" „Warte, Schlange, ich will dich Gehorsam lehren!" „O n>eh, es ist wieder so weit mit ihm, seine Zunge schlägt doppelt" seufzte Jans. „Bitte, bleiben Sie noch ein wenig hier, Herr Frank." setzte sie ängstlich hinzu. Rose-Marie blieb stehen und sah den halb Betrunkenen ohne Furcht herankommen. „Willst du wohl machen, daß du herunterkommst!" „Nein, ich bleche hier." „Und ich sage es dir. Gutwillig oder . . ." „Bleib mir vom Leibe!" Sie streckte die .Hände ans und umspannte GiesingerS Handgelenke mit festem Griff. „Ich will es nickst und damit basta!" „Sie nimmt eS mit ibm auf!" flüsterte Jans. „Was . . I'''— Ein roher Fluch kam über seine dicken, geschwollenen Lippen — — „wen habt ihr da bei euch? Ist das dein Liebster?" „Ich habe keinen Liebhaber. Das ist .Herr van Haeren» von dem ich Euch mitgeteilt habe, -er Nesse des A'.rzteS, der für Jans so freundlich gesorgt hat." Giesingers Aufmerksamkeit war auf einen anderen Gegenstand abgelenkt, er machte eine Art Verbeugimg, und dabei sah Frank, daß er kein häßlicher Mann war. nur hatten Trunkiuckst und Leidenschaft seine Züge entstellt. (U»rtse<>un« s«latZ