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Eemmvend den 3. Januar 1920 Sächsische volkSzeitung Nr. 2, Seite 2 ganz geringfügigen Nebeneinkommen. Luch diese sollen nach dem Plan «er Reichsfinanzverwaltung, wen» auch in möglichst bescheidenem Maß«, herangezogen werden. Auch über dieses Projekt ist im Augen blick üne völlige Klarheit noch nicht zu gewinnen, aber heute ist schon a» sage«, daß eS in weitesten Kreisen den allerschwersten Bedenken begegnet. Auß«> diesen Steuerpläneu bestehen noch weitere, die sich mehr «ms de« Gebiete der indirekten Besteuerung bewegen. DeS fernere« ttrilgt «a» sich auch mit Steuer- und Finanzplänen, die die verschiede- lue» Können deS Besitzes, namentlich dt« Behaglichkeit der Besitzenden, kbren Wohnungs- und WohnungSeinrichtungS-Luxus zu treffen ge- «gnet wären. Soweit eine übertriebene Lebensführung in Frage kommt, würden die entsprechenden Ausgaben durch die oben erwähnte Aufwandsbesteuerung ersaßt «erde». Ersuche» «« baldige Unterzeichnung Ge»f, 2. Januar. Das „Journal" meldet aus Paris: Der Mai der Alliierten hat auch am Neujahrstage eine mehrstündige Sitzung abgehalten. Ueber den Inhalt der Beratungen besagt eine halbamtliche Note, daß sie einem neuen Ersuchen an Deutsch land gegolten habe, die Unterzeichnung des Protokolls zu be schleunigen. „Echo de Pari»" meldet: Die deutsche Delegation bleibt auch vach der Ratifikation deS FriedenSprotokolS in Paris. D-otschlaad wird zur Erfüllung der »affenstillstandövcrpflichtnngen r>hm Fristatgab. a«s,-fordert. Antienaliche Propaganda im Osten Auisterda«, 2. Januar. Die „Times" melden aus Amritsar, daß bei der Eröffnung des indischen Nationalkong resseS der Präsident des Kongresses eine Rede hielt, in der er sagte: Der Friede in der Welt sei teilweise hergestellt. Die 14 Punkte WilsonS seien jedoch tot. Wehe den Besiegten sei die Losung. Rußland, das de« Frieden wolle, lasse man nicht zur Ruhe kommen. Das LoS der Türkei hänge in der Schwebe. Irland und Aegypten müßten die Macht d«S britische» Reiches fühlen. In Indien sei das Kriegsrecht weiter gehandhabt worden, um Furcht in das Herz des indischen Volkes zu pflanzen und um etwaige kommende Schwierigkeiten zu vermeiden. — Die „Times" melden aus Bombay, daß die indischen Moham medaner die Teilung der Türkei oder die Erteilung von Mandaten Kür Teile der Türkei als einen Angriff auf ihre Religion ansehen würden. Paris, 2. Januar. Es entwickelt sich eine antienglische Propaganda in den mohammedanischen Staaten Zentralasiens. Die bolschewistische Liga unter dem Namen Liga zur Be freiung des Ostens proklamiert, daß ihr Persien und Afgha nistan als Kanäle dienen sollen, um das rote Evangelium in Indien «inziiführe«. Das Gerücht, daß Enver Pascha kürzlich in Lasch ten singetroffen sei, scheint nicht ohne Begründung zu sein. Eine Londoner Depesche aus Delhi an den „Temps" meldet, daß sich die indische Regierung lebhaft mit der bolschewistischen Propaganda in iZeiuralasien und deren Absicht, ihr Programm in Indien einzuführcn, beschäftigt. Paris, 2. Januar. Die Pariser Zeitungen veröffentlichen Ein zelheiten über Unruhen in Persien. Eine Depesche aus Teheran an den „Temps" meldet, daß die Lage an der nördlichen Grenze Per siens sich verschlimmert hat. Bolschewisten rücken längs der transkaspischen Bahn vor und machen erbitterte An strengungen. die Stellung von Krasnowodsl, den Endpunkt der Bahn linie am Kaspischen Meere, zu erreichen. Obwohl amtlich in London eingetroffene Nachrichten melden, daß die roten Truppen noch mehr als 120 Kilometer von der Stadt entfernt seien, meldet der „Times"- korrespondent, daß sie viel näher seien und daß sich die weißen Trup pen zurückzögen. Der Grund für das Bestreben der roten Truppen, bas Kaspische Meer zu erreichen, ist offensichtlich das dringende Be dürfnis nacb Petroleum. Gens. 2. Januar. Das „Journal des Debats" ersähet, daß man «us dem Programm deS bevorstehenden Pariser Entente- lrateS, zu dem man Lloyd George und Nitti erwartet, vor-' läufig den Punkt ausgeschaltet hat, der fordert, der Sitz des Sultans und seines Ministeriums sei von Konstantinopel nach einer anderen Stadt zu verlegen. Die von Lloyd George erhaltenen Nachrichten ließen angesichts der in der muselmanischen Bevölkerung durch diese Gerüchte entstandenen starken Bewegung ein Kompromiß zwischen der Entente und der Regierung des Sultans für das Jahr 1920 erwarten. Hacz. 2. Januar. In Liverpool wurden große Mengen Hand granaten und Druckschriften gefunden, die für die Sinn feiner bestimmt waren. Bei der Untersuchung stellte es sich heraus, daß ein regelmäßiger Verkcbr zwischen Liverpool und den Sinnseinern in Irland stattsand. In Liverpool finden vielfach Versammlungen der Sinnfeiner statt. Man glaubt, daß von den 260 000 in Liver pool wohnenden Iren der größte Teil den beiden Sinnfeiner-Organi- fationen angeschloslen ist. Die britische Regierung in Dublin hat die Besatzung und Bewaffnung der Wachtmannschasten des Vizekönigs von Dublin und seiner Residenz verstärkt und das ganze Gebiet durch Stacheldraht abqesvent. Lord Greys Mission Paris, 2, Januar. Nach einer Neuyorker Sondermcldung der „Eliicaqo Tribüne" hatte Lord Edward Gren in Amerika keine poli tische sondern eine finanzielle Mission, nämlich den Ab schluß einer Anleihe von 13 Milliarden Dollar aus 8 0 Jahre. ..Dailn Chronicle" meldet aus Neuyork, Lord Grey sei die Aufgabe gegluckt. Nach einem Londoner Privattelcgramm des .Journal" schreibt die Zeitung „Neuyork American" hierzu: Die An leihe werde durch die Reserve Federalbank vermittelt., sic solle alle Anleihen, die während des Krieges England, Frankreich, Belgien und anderen verbündeten Ländern gewährt »nd deren Zinsen noch nicht be- zablt worden leie», vereinheitlichen. Sir George Paish, der »ns England in Neunorl eingctrossen ist, habe erklärt, Amerika müsse sein Geld England leihen, denn England kaufe in Amerika für unge heure Summen und werde alsdann Europa bedienen. Englis'k'c Mcnskhlichteit Berlin, 2. Januar. Ter Fi-chdampser „Bremerhaven" hat kürz lich in Aberdeen wegen K o b l c n m a n a e l Z «flucht gesucht, lieber die Ausnahme, die das Schiss dort iand. werden der „Voss. Zeitg." folaende Einzelheiten mitgeteilt: „Am 12. Dezember versuchte bie .Bremerboven" an der Fischballe des Abcrdecner Hafens anzulegen. Der Hafenmeister erklärte den, Kapitän soiort. daß es bei ihm keine .Ikohlen gebe. Er solle aus die andere Seite des Häsens fahren. Ms Ider Kapitän diesem Ersuchen nachkam. wurde ihm von dem zweiten Hafenmeister zvaerusen: „Hier gibt es keine Kohle, hier wird nicht ^stgemochtl Geben Sie aus die andere Seite!" So gab es für das deutsche Schiff weder Kohle noch die Möalichkeit zum Festmachen. In folgedessen geriet bei dem niedrigen Wasserstands der Fischdampser aus Grund und blieb zwei Stunden sitzen. Die englischen Beamten er- 7lö''en es sei unbegreiflich, wie der Kapi'än die Frechheit 0.) besitzen könne, noch Aberdeen zu kommen, für die deutschen Hunnen gebe e teine K o b I e. Inzwischen batten sich an Land Hun de' - v - Leuten angesammelt, die die deutschen Schiffer mit Zü rn-w wie: „Hunnen! Kindermörder! Schweine! Schießt die Hunnen tn t!" »sw, beo-üßten. Der enatilche Pöbel warf mit Stemen und Kable». Als >' b ein englischer Dampfer versuchte, die .Bremerbaven." rn rammen e "schloß sich der Kavitän. den „gastlichen" Hasen »n verlassen. Es l '-hte starke Brsse und bewegte See. Bei «nmünstia-m Wetter b'l mußte die beschwerliche Fahrt fortge setzt, werden, nnd mit >u - -wm Z-w'nern Kohle erreichte die „Rremer- z-Haven" den Halen >n dm >'->!m>'t. A»s ^er Heimfahrt mußten 36 Kilo Upatch'nenös M Kilo -I Tran, 120 große Halzroller, 110 »'-U'e R sse, '.e>s, Rssbscha-'^,, 101 Nein- Schotten, ein Netz IO Ki'e ^erk-e- go - an»'-'! und ein Oeskoß verfeuert werden. ... oaan a-."' -.r-y--:»., »»entzlkeimna in Aberdeen mußte es klar f-m -> ' in krinaenden Notlage befand und s.'ß buch die Verweigern»,i der Kahle Schiff und M'nuschast unter Umständen in die größte Gefahr kommen konnten. Bei dem schlechten Wetter drohte e»n Hineintreiben in die Minenfelder, wenn eS dem Kapstätt sticht durch seine Umsicht gelang, den Dampfer sicher nach BremerhtMn. ur bringen." ^atistd Die a«erika«ifche Unterstützung Berlin, 2. Januar. Wie die „Nationalzeitg." von dem deut schen Zentralausschuß für die Amerika Hilfe (Auslandshilse) hört, ist in Amerika neben der Liebesgabenaktion Hoovers augenblicklich eine große allgemeine amerikanische Unterstützungs- bewegung für Deutschland im Gange. Seit einiger Zeit werden dort große Geldsammlungen veranstaltet, die bereits den Be trag von mehreren Millionen Dollar erreicht haben. Von diesem Gelbe sollen für Deutschland Wäsche, Kleidungsstücke, besonder« aber Le bensmittel beschafft werden. Mehrere Transporte, die diesen Sammlungen entstammen, sind bereits vor kurzem in Deutschland ein getroffen und im sächsischen Erzgebirge und in Thürin gen zur Verteilung an die bedürftigen Bevölkerungslreise gelangt. Von amerikanischer Seite ist Deutschland jetzt auch die Lieferung von 20 000 Milchkühen angeboten wurden. Ueber diese Frage schweben augenblicklich noch Verhandlungen. Die Verteilung der hier anlommenden ausländischen Lebensmittel erfolgt nur durch den Zen tralausschuß für Auslandshilfe, dem alle deutschen Zentralwohlfahrts organisationen angeschlossen sind, und dessen Ehrenvorsitzender der Reichspräsident Ebert ist. Die Verteilung erfolgt nur nach dem Ge sichtspunkte der Bedürftigkeit. In den Kommunalverbänden wird eine Wohlfahrtsorganisation, die ähnlich zusammengesetzt ist wie der Zen- tralausschuß für Amerikahilfe, die Verteilung vornehmen. Wenn nicht unvorhergesehene Ereignisse irgendwelcher Art ein- treten, so ist zu erwarten, daß sich diese allgemeine amerikanische Aktion in Deutschland bald günstig bemerkbar machen wird. Aber nicht nur in Amerika, sondern auch im neutralen Auslande, besonders in Schweden und Dänemark, macht sich in letzter Zeit eine starke Strömung für die Unterstützung Deutschlands bemerkbar, und es sind bereits aus beiden Ländern nicht unerhebliche Lebensmittel hier ein getroffen. Neben der allgemeinen amerikanischen Aktion geht augen blicklich die Licbesgabenaltion HooverS einher. Hoover beziffert die Zahl der in Amerika lebenden Deutschen ans ungefähr vier Millionen. Dadurch, daß diese vier Millionen durch sein neues Verfahren die Unterstützung ihrer in Deutschland lebenden Bekannten mit Lebensmit teln betreiben werden, erwartet Hoover eine bedeutende Er leichterung für die allgemeine deutsche Ernährung. Alle Pakete, Kisten risw., die Liebesgaben enthalten, brauchen leine Einfuhrbewilli gung »nd unterliegen nicht der Beschlagnahme. Fünskilopakete mit Liebesgaben irgendwelcher Art an Privatpersonen zum persönlichen Bedarf sind künftig vollständig zoll- und abgabefrei. An Tabak dürfen die Sendungen iedoch nicht mehr als zwei Kilo gramm enthalten. Sendungen von Liebesgaben irgendwelcher Art an den deutschen Zentralausschuß für die Amerikahilfe oder eine andere gemeinnützig,; Gesellschaft sind, wie bisher, in jeder Menge zoll- und abgabesrei,.. Ne'jchSwirtschaftsminister Schmidt hat an Hoover ein Schreiben gerichtet, in dem er das Hilsswcrk freudig begrüßt und ihm namens der Regierung dankt. Die Onäkerlommission, die heute abmd in Berlin ankommt, wird morgen vormittag vom Rcichspräsidenren Ebert empfangen werden. Hamburg, 2, Januar. Das .Fremdenblatt" meldet aus Buenos Aires: Mit einem Kapital von zehn Millionen Pesos hat sich hier ein Syndikat gebildet, das die Verproviantierung Deutschlands bezweckt. Gegen entsprechende Garantie versucht das Snndilat, einen Kredit von 100 Millionen Pesos zu erhalten, um dafür argentinische Erzeugnisse für Deutschland ankau fen zu können. Das Syndikat hofft, sofort 350 000 Tonnen Getreide und Mais, 30 000 Tonnen Flachs, 80 000 Tonnen Fleisch nnd 20 000 Tonnen Fett anzulausen und nach Deutschland zu senden. Bruch zwischen Wilson und House Neuyork, 2. Januar. Die Hearst-Prcsse veröffentlicht eine Mel dung, derzufolge Oberst House sich entschlossen habe, endgültig seine Beziehungen zu Wilson abzn brechen. Er werde Wilson künftig in keiner Weise unterstützen und auch nicht mit einem Demokraten, den Wilson an Hauses Stelle zu seinen, Vertrauensmann wähle, zusammcnwirken. Der Bruch zwischen Wilson und House wurde bekanntlich in der irischen Frage nnd der Lösung der Fiume-Frage her beigeführt. Oberst House versprach seinerzeit als Mitglied der ameri kanischen Fricdensdelegation in Paris Orlando, daß Wilson Italien Helsen würde, und so lange die Unterhandlungen dauerten, hat Oberst House darauf gedrängt, daß dieses Versprechen erfüllt werden sollte. Kopenhagen, 2. Januar. Die „Times" melden aus Neuyork, daß Präsident Wilson sich völlig vom politischen Leben zurück ziehen will, wenn seine Präsidentschaft zu Ende geht. Am 8, Ja nuar findet ein großes politisches Fest statt. Bei der Gelegenheit werde ein Brief Wilsons verlesen werden, in dem er seinen Entschluß mittcilt, voni politischen Leben zurückzutrctcir. Die amerikanische Presse erörtert eifrig alle Möglichkeiten von Präsidentschastskandida- turen. Als demokratischer Kandidat wird wieder Bryan genannt. Aus Nutzland Kopenhagen, 2. Januar. Koltschaks Niederlage er weist sich als nahezu vollstä » dig. Seine Soldaten ziehen sich in ungeordneter Flucht zurück und haben die fürchterlichsten Leiden in Sibirien auSzusicycn, Zwischen Koltschaks Generalen herrscht Un einigkeit und das Beispiel der Offiziere steckt die Soldaten an, die sich während des Rückzuges schon überaus unzuverlässig gezeigt habe». Wiederholt kommt es zu Meutereien, wobei die Offiziere von den Soldaten erschossen werden. Die Japaner versuchen, die Ord nung der sibirischen Verhältnisse ganz und gar in ihre Hände zu neh men, Als sehr traurig wird das Schicksal der noch in Sibirien befindlichen Kriegsgefangenen geschildert. Im letzten Jahre sind infolge der hygienischen Verhältnisse nicht weniger als 34 000 Gefangene am Typhus gestorben. Eine Heimsendung der Ge fangenen ist indes äußerst schwierig. Nachrichten, die vom Roten Kreuz kommen, bezeichnen eine augenblickliche Hilfeleistung für die Ge fangenen als unbedingt notwendig. Wenn man den unglücklichen Gefangenen zu Hilfe kommen wolle, sei eine Aktion schleunigst nötig, habe aber nur Aussicht auf Erfolg, wenn man sofort eine Summe von vielen Millionen zur Verfügung stellen könnte. Friede zwischen Sowjet-Rußland und Estland Haag, 2. Januar. „Daily Herald" berichtet aus Dorpat folgendes: Der Friede zwischen Sowjet-Rußland und Estland ist gesichert. Es seien nur noch Formalitäten zu er ledigen. Das Volk von Estland sieht den Frieden bereits als voll endet an. Die Kirchenglocken wurden geläutet und die Häuser sind beflaggt. Man hofft in Estland, daß die Handelsbeziehungen bald wieder ausgenommen werden. Aber die Entente hat dabei ein Wort mitznreden. Das Abkommen mit Sowjet-Rußland ist möglich geworden durch die Abreise von Judenitsch nach Lettland. Judenitsch steht jetzt vor der Entscheidung, ob er seine Beziehungen zu Koltschn! abbrechcn oder ob er in Lettland eine Bedrohung für die Estländer werden will. Jedenfalls bedeutet sein Aufenthalt in Lett land, daß die Estländer eine starke Streitmacht an der lettländischen Grenze halten müssen. Der Fall Röchling Berlin, 2. Januar. Wolff» Tclegr -Hureau verbreitet nach stehendes: Die von elniaen Blättern gebrachte Meldung, »»nach auch der dritte der Gebrüder Röchling verhaftet »erden sei, ist unzutreffend ES sind, wie durch W. T,»B. am 23, Dezember v- I, gemeldet w»r- ve» ist, die Brüder -ermann und Robert Röchling verurteilt worden, Hermann Röchlina war bisher der technische Leiter der Stahl werke Völklingen, wihrend Robert Röchling der Leiter der Earls- bitte in Dicdenholen (Lothringen) war, die ebenfall« z« den Röch- lioqschen Unternehmungen gehörte. Robert Röchling war in Dieben- hofen auf der CarlShütte geblieben, als die Franzosen elnrückteu und wurde von Ihnt« Mtt,den bekannten Beschuldigungen verhaftet- Auch Hermann Röchstng'sollte aus den gleichen Gründen in Völkungen her- haftet werden. Da er sich ober iu Trier bei den Verhandlungen :>/ * der Waffenstillstandskommiss! r» befand, so konnte die Verhaftung nicht erfolgen, da die Amerika,,'r, die Trier besetzt hielten, sie nicht genehmigten, Hermann Röeilmg mußte alsbald das Saarland ver lassen. Gegen Louis Ro yling, der von einigen Blättern m>t seinen Bruder Hermann vcrw ck s.ll worden ist. ist Anklage nicht erhoben worden. Er konnte datier selbstverständlich auch nicht verurteilt werden. Er war kaufmännischer Leiter der Nöchlingschen Eisen- und Stahlwerke «nd bi» vor kurzem Vorsitzender des Deutschen Stahl» werkverbande» in Düsseldorf. Auch Loui» Röchl ng hat das Saar- gebiet verlassen müssen Außer den Gebrüdern Röchling sind auch di« leitenden Beamten der Nöchlingschen Jndustrieunter- nehmungen aus Völklingen verrricben worden, sodaß die Werke der- zeit jeder Oberleitung völlig entbehren. Die Kohlennot im Reiche Berlin, 2. Januar. Wie der ReichSkohlenkommtssar «itteilt, har sich noch keine Gelegenheit geboten, die Kohle nkäbne, die in Fürstenberg liegen, nach Berlin heranzubringen. Uno die wenigen Sohlen, die durch die Eisenbahn heranlommen, werden von den Elck- trizitäts- und Gaswerken und Krankenhäusern in Anspruch genommen. Wann sich die Verhältnisse bessern, hängt im wesentlichen davon ab, ob es gelingen wird, den Verkehr auf den Wasserstraße» wieder her zustellen. Die Verhältnisse in der Kohlenversorgung der Berliner Industrie lassen das Schlimmste fürchten. Die Still legung weiterer Industriebetriebe ist wahrscheinlich. Die Hausbrand versorgung geht langsam so weiter, wie sie im Dezember gewesen ist. Noch schlechter liegen die Verhältnisse im Reiche. Die norddeutschen Städte Hamburg und Kiel leide» unter der Kohlenkalamität noch viel mehr als Berlin. In Kiel haben die Elek trizitätswerke ihren Betrieb von mprgens 8 bis nachmittags 4 Uhr eknstellen müssen, so daß die Bahnhossanlagen nicht betrieben werben können. Die elektrisch betriebenen Weichen, Drehscheiben und Wasser pumpen sind außer Betrieb, so daß der Eisenbahnverkehr so gvr wie ganz stockt. In Ostpreußen und S ü d t> c n t s ch l a n d liegen die Dinge ähnlich. Ganz Ostpreußen leidet in stärkerem Maße als Berlin unter den Transportschwierigkeiten. In Süddeutschland, zumal in Baden und Württemberg, die auf den Tr.rnspoitt der Ruln kohle auf dem Rhein angewiesen sind, können nur »all, die l-benSwichiigsttn Betriebe aufrechterhalten werden. Alle i»deren sind tillgelegt. Jetzt tritt das ein, was man im Sommer vorausgeseyen hat. Die Unmög lichkeit, im Herbste einen Kohlcnvorrat anzmanuneln, hat zur Folge, daß die Verhältnisse einer Katastrophe cntgeqengehen, und die In dustrie völlig niederlegen. Gegen den Getreidewucher Berlin, 2. Januar. Die Klagen, diß größer: oddr kleinere Ge- treidemengen über die Grenze verschoben w-rden, um teils im Auslände zu höheren Preisen Absatz zu finden, teil,- als Auslandsqetreide zu Wucherpreisen zurückzufließen, werden immer zahlreicher. Die Reich s- g et rei d e st e l le hat sich daher veranlaßt gesehen, Maß« ihm c» zu treffen, um dieser verbrecherischen Ausfuhr wirksamer als bisher entgegen zu treten. Zunächst soll im Westen an der alten Zollgrenze im besetzten Gebiete die Zahl der in den Kommunalver- bänden schon jetzt tätigen Ucberwachungsbeamtcn um etwa 600 Beamte verstärkt werden. Eine entsprechende Uebcrwachung der .Küstenplätze und der ostpreußischen, polnischen, tschechoslowakischen und österreichi schen Grenze ist gleichfalls geplant. Die Beamten sollen neben einer auskömmlichen Besoldung durch hohe Prämien an ihrer Tätigkeit inter essiert werden. So hofft man zu verhindern, daß sie auf Bestechungs versuche des Schleichhandels eingehen. Die notwendigen Mittel sind beim Reichswirtschastsministcrium beantragt. Eine Anzahl von Nett einstellungen solcher Beamter ist bei der ReichsgetreidesteNe bereits er folgt. Die Ernte ISIS Berlin, 2. Januar. Das Reichswirtschastsministerium, das auch die Geschäfte des aufgelösten Reichsernährnngsamtcs führt, teilt mit: In einzelnen Zeitungen wird die Mitteilung verbreitet, daß die dies jährige Getreideernte über höchsten Erwartungen gut ausgefallen »nd infolgedessen die Rcichsgetreidestcllc bereits für das ganze Wirtschafts jahr eingedcckt sei. Diese Darstellung trifft keineswegs zu. Allerdings ist die Ernte entgegen dem ungünstigen Ergebnis der Ernteschätzung nicht unerheblich besser als die des Vorjahres ausge fallen. Es kann aber keineswegs davon gesprochen werden, daß die Reichsgetreidestelle bereits für das ganze Wirtschaftsjahr eingedeckt ist. Für die allernächste Zeit ist sie allerdings versorgt, aber von einer Sicherstellung der Brotversorgung für die spätere Zeit des Wirtschafts jahres kann bisher so wenig die Rede sein, daß zur Förderung der Getreideablieferung besondere Maßnahmen vorgesehen werden mußten. Eine dieser Maßnahmen ist die Festsetzung von Ablieferungs- Prämien für Brotgetreide und Gerste. Der «berschlesilche Veirat Oppeln, 2. Januar. Unter dem Vorsitze des kommissarische» Oberpräsidenten Regierungspräsidenten Bitta fand in Oppeln die erste Sitzung des oberschlejischen Beirates statt, in der Zentrum, Sozialdemokratie, Demokraten und Deutschnationale vertreten waren. Die Polen haben bekanntlich abgelehnt, nachdem der durch die pol nische Berussvercinigung gestellte Antrag aus 60 v. H. aller Sitze aus Billigkeitsgründcn abgelehnt werden mußte. Von den sechs Mitglieder» sind fünf geborene Oberschlcsier und alle der polnischen Sprache mäcky- tig. Die eingehenden Erörterungen allgemeiner Natur nnd in Fragen der Schulverfassung ergaben die vvllstä » dige U e b e r e i n st i m- mung des Beirates mit den vom kommissarischen Oberpräsidenten in seiner bisherigen Tätigkeit und für die Zukunft dargclegten Grund sätzen. Insbesondere soll, um den auf Wunsch polnisch sprechender Elter» in den Volksschulen erteilten polnischen Religionslehr- und Schreibuntericht möglichst nutzbringend zu gestalten, für die bereits an- gestellten Lehrer in den gemischtsprachigen Teilen der Provinz die Ein richtung polnischer Fortbildungskurse von nmtswegen durchgeführt werden. Auch auf den Lehrerseminaren soll polnischer Unterricht un» polnischer Religionsunterricht crieilt werden. Ernste Lage in Bulgarien Bern, 2. Januar. W>e die G,„s>r „Si'ille" ans Sofla über Belgrad mel''ei, ist die Lage i n B n l a n > i » i e k r c r n st. Die Regierung wird wabischiünttch den K > > ea s ^ u st a n.d über das ganze Land wr!>ä" en In einer Versammlung oer kommunistisch n Partei w >rde von einem Offiziir eine Bombe aeworfen durch die fünf Personen getök t wurden Ter bnlaar'sck'? Generalnabschef Neratom bat dcmstsionieit und wird durch den Obersten Rcsukanow ersetzt werden. Noske über Deutschlands Lage Budapest, 2. Januar. Der Berliner Korrespondent des Buda- pester Blattes „Szozat" hatte eine längere Unterredung mit dem Reichswehrministcr Noske, der ». a. äußerte: Ich lege dem Leip ziger Beschluß der Unabhängigen nicht mehr Bedeutung bei als ande ren ähnlichen Resolutionen. Die Unabhängigen machen einen Gärungsprozeß durch. Sie sind in Wirklichkeit keine in sich geschlossene Partei. Ich kann auch nicht finden, daß sie sich auf den Boden deS Bolschewismus gestellt haben. Ihre Schimpfereien lassen mich aber kalt. Die R ä t c w i r t s ch a ft ist aus das Maß gebracht worden, das unserem Wirtschaftsleben entspricht. Ueber die Lage in Deutschland äußerte sich NoSlc folgendermaßen: Ich habe mich für die Aufhebung des Belagerungszustandes in Berlin eingesetzt, weil ich überzeugt bin, daß mit schweren inneren Konflikten, nnd besonders mit Aufständen, zurzeit nicht zu rechnen ist. Ich neige zu der Auffassung, daß wir über die Gefahrenzone hinüber sind. Rückkehr von Kriegsgefangenen Berlin, 2. Januar. Nach einer von der schweizerischen Gesands- "'chast in Tokio telegraphisch eingegangenen Meldung haben di« ersten a»S Japan heimkehrenden Kriegsgefangenen am 88. Dezember auf dem Dampfer „Eisnko-Maru" K o be verlassen. An Bork befin den sich insgesamt 941 Personen unter Führung des Kapitäns z. S. Vollerihun. — Holländische Blätter melden aus Tokio, daß im Januar