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I l B. <s Ä. 0 G. > Ä > B. ' « o B. > B ' B X) «. « «. l0 «. »o «. B. ») B. )V «. »0 «. <s. 7ü <I. >L S. wrne treue Lkkj L bei Uetzler, melsler ieserant e Plätze ,»x. IlstlN»« »MLUQ. K»miluoir M Zweites Blatt Sächsische BolkSzeirung vom 2ii. September liMk Ätr. 215 Vom geistigen und vom körperlichen Tod. . Jesus Irai kiazu. rüb^ie die Buhre de» Loleu an und sprach. Jü»,.Ong. ich sape dir, siehe eufl So. Luk. 7. j Wie verschieden, ja einander entgegengesetzt, die Ge danken nnd Ansichten der Menschen sind, zeigt sich besonders auch bezüglich des Todes. Während die einen sich in sol chem Grade scheuen, daß sie es nicht einmal hören können, lvenn überhaupt vom Tode gesprochen wird, an ihren eige nen sie aber mit keiner Aaser denken mögen, gibt cs andere, wclcl)e des Schicksals Schwere derartig niederdrückt, daß sie sich nichts sehnlicher wünschen, als ihren Tod, den sogar manche, welche sich der Kraftquelle, die in der wahren christ- licl-en Religion liegt, teils durch eigene, teils durch fremde Schuld, beraubt haben, leider gewaltsam sich verschaffen. Viele in der Neuzeit sprechen auch vom Tode mit dem ge dankenlosen, sträflichen Leichtsinn des Unglaubens, der da meint, daß dann einfach alles aus ist. dessen Devise lautet: ..Macht hier das Leben gut und schön, kein Jenseits gibt's, keiu Auferstehn." Nun. diese letztere Kategorie von Menschen ist es be sonders. welct-e, wenn vielleicht auch nicht dem körper lichen, dessen sind wir alle ungewiß, so doch offenbar dem geistigen Tode sehr nahe sind. Unter diesem letztereil ist nämlich, gemäß den Aussprüchen verschiedener Stellen der heiligen Schrift, die Trennung von Gott, der Quelle des wahren seligen Lebens, zu verstehen, welche bei den un gläubigen und unmoralischen Geistern in diesem Erden leben ihren Anfang nimmt und, wenn keine Buße und Um kehr hier eintritt, in der Ewigkeit dann in den Aeharrungs- zustand übergeht. Ganz natürlich, — wer sich auf Erden, wo jeder seinen freien Willen hat, keine Mühe gab, Gott zu erkennen und ihm zu dienen, wer also seine Seele nichr mit göttlichen und heiligenden, oder, ist er einmal gefallen, mit reuigen Gedanken erfüllt hat, sondern sie in rein ma teriellen, sinnlichen Empfindungen aufgehen läßt, dessen Seele kann auch nach ihrer Trennung vom sterblichen Kör per nicht in eine Sphäre gelangen, die ihr gänzlich fremd , ist, wozu sie bisher weder Neigung, noch Interesse sich an- ^ zueignen gesucht hat. Darum sagt der heilige Paulus in der heutigen Epistel: „Täuschet euch nicht, Gott läßt seiner nicht spotten. Wie der Mensch säet, so wird er ernten: wer im Fleische säet (also rein irdisch gesinnt ist), wird Verderben ernten, wer aber im Geiste säet (also mehr nach höheren Zielen strebt), wird ewiges Leben ernten." Durch diese und viele andere Worte der heiligen Schrift ist die Fortdauer der Seele nach dem körperlichen Tode für uns Christen eine zweifellose Gewißheit. Wir haben darum auch in der vorigen Be trachtung schon angedeutet, daß es für uns ein wahres Leben, in des Wortes eigenster Bedeutung auf Erden nicht gibt, sondern dieser Zustand der vollen Befriedigung und des Glückes erst im Jenseits, sobald wir dessen würdig sind, cintreten wird. Den modernen Kritikern und Zweiflern aber sei cs gesagt, daß auch die gesunde Vernunft, das philosophische Denken dazu führt, daß mit dem körperlichen Tode das gei stige Prinzip im Menschen sich nicht verflüchtigen kann. Mag man alle Tenktätigkeit noch so sehr von körperlichen Funktionen abhängig erweisen, daß Gottes- und Selbst- bewußtsein, die urteilende lleberlegung, darauf zurückzu führen ist, wird niemand beweisen können, denn die Erfah rung lehrt, daß jenes oft auch dann noch lebendig ist, wenn die Tätigkeit der körperlichen Organe schon fast ganz auf- gehört hat. Eben jenes Bewußtsein zeigt auch die Unab hängigkeit des rein Geistigen im Menschen vom Körper- lick)en. Das Wesen des letzteren ist sein Zerfall, die Auf lösung in seine Bestandteile: das Wesen des Geistigen ist bleibend, weil cs unteilbar ist, demnach nicht in Bestandteile aufgelöst werden, nicht vergehen kann. Vorstehendes möge heute genügen, andere Beweise für die Unsterblichkeit der menschlichen Seele werden wir bei anderer Gelegenheit berühren. Unser aller Bestreben sei es, unser irdisches Dasein so einzurichten, daß wir jederzeit mit Ruhe, ja mit Sehnsucht der Trennung unserer Seele vom Körper cntgegensehen können. Dazu gehört vor allem ein wahrhaft inniges und demütiges christliches Glaubens- leben und eifriges Wirken für alles Gute. Aber auch die irdischen Angelegenheiten sollen wir in gesunden Tagen möglichst ordnen, insbesondere unseren Angehörigen genaue Auskunft geben, sie über nichts, was uns betrifft, in einer zweifelhaften Meinung lassen. Wenn wir so nach bestem Wissen und Können unsere Pflichten erfüllt, wird einst der göttliche Heiland auch unsere Totenbahren berühren und unserer Seele die beseligenden Worte zurufen: „Jüngling, ich sage dir. siebe auf!" -V K. ^ Ein Wort an die tarho isck en Vereine der Diaspora. Wenn der Herds: Einlaß begehrend vor der Tür steht. ^ dann findet alljährlich die Entlassung der Reservisten statt Noch vor wenigen Tagen haben sie in angestrengten Manö vern gezeigt was sie an Ausbildung und Ausdauer gelernt haben, um ihre große Aufgabe im Ernstfälle erfüllen zu können. Die Rcservemützc auf dem Kopfe, den Reservestock in der Hand schivingend. so ziehen sie jetzt aus den Toren der Kaserne, die sie so manchmal seufzend passierten: doch jetzt lachend und scherzend zerstreuen sie sich nach allen Rich tungen. Tie einen eilen nach dem Bahnhose, um sofort zu ihren Lieben in der Heimat zu fahren, andere suchen Freunde und Bekannte noch einmal auf, um einen Ab- ! schiedsschoppcu zu irinken, denn „wer treu gedient hat seine ! Zeit, dem sei ein volles Glas geweiht". Und gar oft wird ^ dabei der Versicherung Allsdruck gegeben, daß Reserve nun > Rub hat. in dem allbekannten Liede. Diese Ruhe ist jedoch nicht von langer Dauer, es heißt jetzt im Zivilberufe sein Brot verdienen. Bisher hat der Staat für die leiblichen und geistigen Bedürfnisse des Reservisten gesorgt, nun heißt es, selbst streben und arbeiten, um weiter zu kommen und ! den Kampf ums Dasein, der manchmal nicht so leicht ist, aufnehmen. Nnd so sehen wir denn, wie viele nach einer j kurzen Erholung in der Heimat de» Wanderstab ergreifen ^ und ihre Schritte dahin lenken, wo es für sie Beschäftigung , gibt. Auch in den Jndustriebezirken unserer sächsischen Diaspora stellen sich all.ährlich unsere entlassenen Vater landsverteidiger ein und gar viele kommen weit her aus katholischen Gegenden, um sich hier uiedcrzulassen. Gar manch einer wird es daun erfahren müssen, daß der Kampf gegen einen markierten Feind in Feld und Wald vor meh reren Tagen oder Wochen doch leichter war, als gegen die wirklichen Feinde. die hiev überall an ihn herantreten. Ge rade die Reservisten sind es, die von gewissenlosen Agitato ren bearbeitet werden, alles das abzuwerfcn, was sie in ihrer Dienstzeit gelernt haben, die Pflege der Liebe zu Kaiser und Reich, Fürst und Vaterland. Und namentlich ist es die religiöse Ueberzeugung, die man zuerst zu brechen bemüht ist, um dadurch den jungen Manu gefügiger zu machen für die Zwecke des Umsturzes. Ter Unerfahrenheit in solchen Dingen ist es zuzuschreiben, daß so mancher in die Fallstricke dieser Verführer gerät und es später bitter bereut, des Königs Rock ausgezogeu zu haben. Welch herrliche Aufgabe bietet sich hier unseren katho lischen Arbeiter- und Männervcreinen in der Diasporal Da heißt es. das Ganze sammeln: in unserer Mitte ist der Platz für diese unsere Glaiibeusgenosseu. Mit unserer Er fahrung müssen wir au sic herautreteu, sie aufzuklären suchen, wo sie ihre wahren Freunde finden. Seien wir ihnen behilflich in ihren Bemühungen um Arbeit und Woh nung, und geben wir ihnen väterlichen Rat in Bezug auf ihre geistige Nahrung, das Lesen von Zeitungen und Schrif ten. Tenn gerade der Reservist fühlt ein mächtiges Ver langen. seine:' Gesichtskreis auf allen Gebieten zu erwei tern. In der Kaserne war es ihm versagt, einen Einblick 'n eine Zeitung zu tu», und so sucht er nun nachzuholeu was er glaubt versäumt zu haben. Hier können wir von unseren Gegnern lernen, wenn wir sehen, wie sie sich um jeden einzelnen Mann abmühen, ihn mit List und sogar mit Gewalt unter ihre Botmäßigkeit zu zwingen. Die Sozial demokratie scheut dabei lein Mittel und wird dabei unter stützt von ihrer überall verbreiteten Presse. Ganz besonders die Vorstände der katholilchen Vereine müssen da am Platze sein, die jungen Glaubensgenossen entladen zu unseren Versammlungen. Sie werden dort sehen, welche Ziele wir verfolgen und mit welchen Mitteln wir dieselben zu er reichen suchen. Di«' aus der Heimat mitgebrachte religiöse llcberzeugung wird bei uns weiter gepflegt, auü welcher er nur die Kraft ichöpfen kann, den Lehren des Umsturzes er- lolgreich zu widerstehen. Als Vereinsbruder wird er bei uns eine zweite Heimat finden und für manches Ersatz, was er zu Hause zurücklassen mußte. Stillen wir seinen Wissens drang indem wir ihn aufmerksam machen auf die Vereins- bibliothek, worin er alles wünschenswerte findet. Die „Sächsische V o l k s z e i t u n g ", die Geineingut aller Mitglieder im katholischen Verein sein soll, muß ihm enrp- fohlen werden zum Abonnement, worin er sein Wissen so bereichern kann, daß er die Angriffe seiner Feinde jederzeit zurückzuweisen vermag. Wenn wir uns so der jungen Vaterlandsverteidiger au- nehinen, dann haben nur selbst den größten Vorteil, unsere Vereine werden blühen und gedeihen, zum Wohle unseres Vaterlandes, zum Wohle des christkatholischen Lebens und Wirkens in der Diaspora. Ein V e r e i n ü b r u d e r aus Rositz P»litilche rk vn Fortsetzung nu« dkm tza.i. WU> i — (fine Neureqelnnq der Vctcrcmenbrihilfk wird de n Reichstage mit der Reichrfiuanzresonn vorm schlagen werden und zwar wird sich diese den vom Zentrum gewünicknen Sätzen näbern, wonach alle Veieraue» uutei OOO M'k Ge samteinkommen die Beihilfe von >20 Ml. erhalten solle". Es sind zurzeit 500000 Kriegsteilnehmer vo'h mden die aus Re chL-nntleln w> der gesetzliche Jnoalideiipe lion f ach Unterstützungen nach Maßgabe des Allerhöchsten G iaae„. erlasseS vom 22. Juli beaeoei,; ei vielte j.dec die Beihilfe so wären 00 Milt,, also 88^ nähr ivi - biShe:, erfordeilich. Wolle mau die Beihilie aut 2-10 Mill. Ml. erhöhen, so wären rund 08 Mill. erswderltch M >rde man alle Veteran n unterstützen, die wen ger als 000 M'k. v-i- dienen, so betrüge die Mehrausgabe lO Millionen Mark. Die Erfüllung der Zentrumt-sorderuagen kostet ung.sähc 85, Mill. Mk. Die sonst laut gewordei cn Wü sche geven in folgenden Richtungen: l. Die Kriegsrellnehn erbeihNie r von 120 Mk. allcii Veteranen ohne Rücklicht aill '.Vre Erwerbsunfähigkeit nnd Bedürftigkeit z»,umeude> ; 2 Za- Wendung der Beihilfen für alle Veieranen, die wenige, .,!s 000 Mk. jährlich verdienen; 8. Gewährung eines Gnaden- gnartnls für W lttuii nnd Waise»: -t. Gewävruiig emeS Gnadenmouats sür die Hinterbliebenen; 5. ärztl ch- ll, te - stütznng nuf Staatskosten; 0. Erhöhung der Beihilfe not >20 auf 240 Mk. für die Veteranen, die weniger >.is 000 Mk. jährlich verdienen. — Ein Weltkongreß der Presse in Berlin. Vom 21. bis 20. September tagt in Berlin der 12. internationale Pressekongreß. Es ist das erste Mal, daß dieser Kongreß, welcher von Vertretern der Presscvereinigungen fast aller Länder beschickt wird, auf deutschem Boden stattsindet. Auf Anregung eines internationalen Komitees wurde vor 14 Jahren die internationale Presse-Union begründet, welche den ersten Kongreß im Jahre 1801 nach Amsterdam berief. Ter ausgesprochene Zweck war die dauernde Verbindung zwischen den Pressevereinigungen der verschiedenen Länder, um in periodischen Ziisaminenkiinsten Berufsangelegenhei ten zn erörtern und Berufsinteressen zu fördern. Ausge schlossen blieben von vornherein alle religiösen, politischen, Rassen- nnd Nationalitätssragen. Bisher haben die inter nationalen Pressekongresse in folgenden Städten getagt: 1805) i„ Bordeaux, 1800 in Rom, 1000 in Paris, 1002 in Bern, 1001 i» Wien, 1005» in Lüttich nnd 1000 abermals in Bordeaux. Te» jetzigen Kongreß werden folgende Gegen stände beschäftigen: Tie Ausgestaltung der Standesgerichte der Preise, das journalistische Berufsgeheimnis, die Herab setzung der Post- nnd Telegraphengebühren für die Presse. Ferner soll die Aenderiing der Berner Konvention, die Unterdrückung des fliegenden Gerichtsstandes in inter nationalen Rechtsfragen und das Projekt einer internatio nalen Journalisteiiversichernilg ans Gegenseitigkeit (Alters- und Jnvaliditätsversicheiung) besprochen werden. Ter dies- jährige Kongreß in Berlin dürfte, sowohl was die Bedeu tung der zur Beratung stehenden Fragen als auch die äuße ren Beranstallimgen zum Empfange der Journalisten aus Äus der Reirhshnuptstndt. lS-eS"»,-- vk!d"t.n., Berlin, den 17. Sep ember 1908. Unsere Luftschiffe haben etwas Pech: bis heute sind alle gestrandet; zuerst das Militärluftschifs, dann Zeppelin und jetzt auch Perscval. Kundige hat der letztere Unfall nicht sehr überroscht, denn seit Wochen weht auf der norddeut- scl^n Tiefebene ein recht ansehnlicher, oft mit Böen durch setzter Südwcst trotzdem zeigten beide Ballons sich fast täg lich über Berlin und inachten ihre berühmten Dauerfahrten von 11'/. und 1!) Stunden. Wer vorgestern, während der „Parscval" seine Proben absolvierte, den Militärballon über Berlin in der Luft sah. wie er zierte, wie er abgcdrückt wurde, wie er immer wieder neu in Kurs gebracht werden mußte, wer da sah, wie mehrfach der gewaltige Körper von den einsehenden Böen deformiert wurde, der wußte, daß die beiden Fahrzeuge keine „Vergnügungsfahrt" machten, sondern einen ernsthaften Kampf mit dem Winde bestanden. In der Tat wurden die Probefahrten von Groß nnd Par- seval ebenso vom Wetter beeinträchtigt, wie die Zeppelins seinerzeit begünstigt war. Trotzdem hatte der „Parscval" vorgestern eine 11'/>stündige Dauerfahrt bei schlechtem Wetter glücklich unternommen, nachdem er vorher schon mit derselben Gasfüllung eine Reihe von Fahrten absolvicrr hatte. Noch zwei Proben standen ihm bevor, eine Höhen- fahrt und eine Wagenfahrt in verpacktem Zustande mit darauffolgender Füllung. In der Höhensahrt wäre eS vielleicht notwendig gewesen, eine Neufüllung vorzuneh- inen. Aber dazu kam eS nicht. Urplötzlich bekamen die Herren Groß und Parsepal Befehl, ihre Ballons nach dem Bornstedter Felde bei Potsdam zu führen. Tort wollte der Kaiser eine Parade der deutschen Luftflotte abnchmen. Nuf dem Paradeplatze bei Potsdam waren der Kaiser und die Kaiserin mit Gefolge in den leuchtenden gelben Automobilen erschienen nnd harrten seit 0-''/ Uhr der An kunft der beiden Luftschiffe. Die Bornstedter Seite war durch Militär nnd Hilfsmannschaften für etwaige Landun gen aligesperrt worden. Tenn es schien keinesfalls unwahr scheinlich, daß der Kaiser bei leidlicher Witterung selbst einen Ausstieg im Ballon gemacht haben würde. Ter Standpunkt der Hofgesellschaft, die sich aus etwa 20 Offi zieren und ll) Damen zusammensetzte, war i» einem Tal kessel so tief, daß von dort aus nicht einmal der mit dein Winde ganz in der Nähe kämpfende Militärballon zn be obachten war, der überdies noch durch den Pfingstberg ver deckt wurde. Aus Westen her stieg eine schwarze Wolken wand herauf und drohte strömenden Regen zu bringen, den sie später auch über die zahlreichen ^Zuschauer auSschüttete. Gleichzeitig nahm der Wind einen böigeren Charakter an. Oben in einer Höhe von 200 Meter schwankte der Fessel ballon, der als Windmesser dient und automatisch die Wind stärke nach unten meldet, in bedenklichen Sprüngen hin und her. Ordannanzen wurden in kurzen Zwischenräumen nach dem Bureau gesandt, »m die letzten Nachrichten über die Windstärke einzuholen. Immer wieder brachten sie die un erwünschte Meldung: „18.0 Sekniidenmeler." Fast schien ^ es aussichtslos, daß die Fahrten unternommen werden - konnten. Trotzdem öffneten sich die eisernen Tore der Halle des Militärballons. Kommandorufc erschallten schnarrend durch die Luft, die Propeller begannen ihre surrenden Drehungen und nach wenigen Augenblicken stand der Ballon zur Abfahrt bereit. Er wurde auf das Terrain der Motor- lnftschiffahrtSgescllschast hinübergezogen und nahm den Inspekteur der Vcrkchrstruppcn, Generalleutnant von Lhnckcr, die Majore Groß, Sperling und Meister, den Hauptmann von Schulz, den Oberingcnieur von Basenach nnd zwei Ingenieure an Bord. In diesem Augenblicke trat die Sonne durch die Wolken und ließ das Luftschiff in I Hellem Golde erstrahlen. Oben heulte der Wind gegen den f schwankenden Fesselballon. Man schüttelte den Kopf, als i daü Kommando zur Abfahrt gegeben wurde und man er- ^ zählte sich, daß die Sackverständigen dringend abgeraten hätten, die Fahrt zn unternehmen, daß aber Generalleut nant von Lyncker darauf bestanden habe. Bald schwebte das Luftschiff in einer Höhe von etwa 100 Meter über dein Schießplätze, machte einige Wendungen nnd verschwand in der Richtung nach Spandciu in dem Nebel, der über dem Horizont lagerte. Eine Stunde später, Punkt 0 Uhr, wurde, auch der Parsevalballon ans seiner Halle gezogen. Major Parseval ging in seiner blauen bayrischen Uniform geschäf tig auf nnd ab und schien mit seinen Beratern auch jetzt noch die Bedenke» gegen den Aufstieg zu erörtern. Da mel dete eine Ordonnanz, daß der Wind eine Kleinigkeit nach gelassen habe, und Major Parseval gab schließlich den De« fehl zum Aufstieg. Außer ihm nahmen Hauptmann von Kehler, Ingenieur Kiesei und Werkmeister Weik in dev Gondel Platz. Die Propeller begannen zu arbeiten und dev Motor stieß wie aus Uebermut eine gewaltige Rauchsäule aus. Der Ballon stieg rasch in eine Höhe von etwa NX) Meter und schlug ebenfalls die Richtung nach Spandau ein, um seinem Ziele nach Potsdam znzustcuern. DaS war ein sehr gewagtes Spiel: das Militärluftschifs kam nach Pots- dam, aber es konnte nicht landen, und mußte nach Tegel zurück, Ivo es wohlbehalten anlangte. Anders ging es Par- seval; er erlitt einen Moschinenbrnch. wurde über den Grunewald getrieben und mußte sich hier nuf einer Tülle niederlasscn. Verletzt wurde niemand. Der jähe Unfall, den der Parsevalballon vormittags im Gruuemald erlitten hat, dürfte für die Konstrukteure der Motorluftschifstudien- gesellschaft einige bedeutungsvolle Lehren zur Folge gehabt haben. Wie der unermüdliche Graf Zeppelin auS der Ka tastrophe von Echtcrdingcn neue Ideen für die Weiteren!-