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EchrtfistückekrtuePeebiudlichkerl RedaktionS-Sprechstunde: II dt- I» Uhr. porrellan StoinZut Kristall Oebraucbs- u. l.uxus- OeZeristLnäs XöniZl Uoklietemnt r^nkäussr Dressen, Xönig-äokLNn-Str. !-l6is126 8poriLl-stvIr«ai-on- unö IVlütrsngogekLft Orssclen-^., ^iDAsipalZe 26 unweit ^otee Vilrdoeiusteasse, xegenüdee rloe l.anrtstünrlisctisn Sank 6spsrat.ur6n unck ^su-^nfsntlgurißsn Stolypin 1-. Dresden, den IS S-ptember 1911. Der Ministerpräsident Stolypin ist am Montag gegen 10 Uhr abends gestorben. Er hat ein Alter voll 49 Jahren erreicht. Im Mai 1906 wurde er an Stelle Dur- nolvos Minister des Innern und bei der Auslösung der Duma (August 1900) an Stelle Goremykins Minister präsident. Aus schweren revolutionären Wirren hat der Minister präsident Stolypin das russische Reich mit sicherer Hand ge rettet. Vor fünf Jahren glaubte man Rußland als eine Beute des Nihilismus. Mord und Raub standen auf der Tagesordnung. Das Bürgertum zog sich feige zurück und leistete keinen Widerstand. Man hoffte auf eine Wieder geburt Rußlands ans dem Absolutismus. Doch der Te w, die Metzeleien verjagten rasch den Rausch, und mit der Er nüchterung trat die Reaktion gegen die verbrecherische Tyrannei ein. Stolypin wurde auserschen, die Revolution niederzukämpfen und die nötigen Reformen einzuführen. Der Mann war geeignet dazu, er nahm seine gefährliche Tätigkeit furchtlos mit Einsetzung seiner ganze» Person und mit ehrlichem Willen ans. Dadurch machte er sich oben und unten verhaßt. Der höfische Einfluß spann gegen ihn Intrigen, weil er Neuerungen schuf, und die Radikalen haß ten ihn, weil er die Revolution mit drakonischen Mitteln niederwarf. Dabei kämpfte er mit aller Macht gegen die Korruption, die die herrschenden .Klassen durchseucht hat, und zahllos waren die Prozesse, die ihn in dem verlotterten Beamtentum gefürchtet machten. Ter Bombenanschlag am 18. März 1907 gegen ihn mißglückte. 30 Personen fielen der Mordbande zum Opfer, nur Stolypin entging dem Ver hängnis. Dieses Attentat schüchterte den furchtlosen Mann nicht ein. Unbeirrt ging er seinen Weg weiter und suchte das Volk durch Reformen zu beruhige». Fast schien es ihm zum Teil zu gelingen. Tie Zeit des Terrorismus schien überwunden zu sein, nachdem er durch eine Anzahl Morde Schrecken um sich verbreitet hatte. Die Gouverneure von Tambow, Poltawa und Twer, von Jekaterinoslaw, von Samara und Warschau, die Admirale Knsmitsch und Tschuchnin, der Chef der Petersburger politischen Polizei, Oberst Karpow, waren den Nihilisten zum Opfer gefallen, fünf andere Gouverneure wurden verwundet, die höchsten Beamten von Minsk und Tiflis, die Kommandanten von Sepastopol und Odessa entgingen nur durch einen Zufall dem Tode. Stolypin hatte zur Bekämpfung der revolutionäre» Be wegung die innere Reform begonnen. Ei» freies Dereins- und Versammlungsrecht, Religionsfreiheit und Bürgerliche Gleichheit, Reformen der Selbstverwaltung, Versicherung fikr die Arbeiter und eine Schulreform hatte er angekündigt. Schritt um Schritt suchte er seine Versprechen einzulösen. Der neuen Duma unterbreitete Stolypin am 19. März ein noch weitergehendes Arbeitsprogramm, in dem er die Bauernbefreiung, die Verbesserung des Justizwesens, eine radikale Reform des öffentlichen Unterrichtes, die Freiheit des Briefwechsels und die Gcwissenfreiheit ankündigt. Doch auch dadurch konnte die revolutionäre Bewegung noch nicht zum Stillstände gebracht werden. Mitte Mai wird ein Komplott gegen das Leben des Zaren und Thronfolgers entdeckt und 55 sozialdemokratische Tumaabgeordnete wer den durch Schriften und andere Beweise, die man in der Wohnung des sozialdemokratischen Abgeordneten Ohsol be schlagnahmte, der Teilnahme an einer Reihe verbrecherischer Anschläge überwiesen. Infolge der Enthüllungen, die io zahlreiche Mitglieder der Duma kompromittieren, wird am 16. Juni 1907 die zweite Duma ansgelöst und die dritte für November 1907 einberufen. Die neue Duma wird von Stolypin mit einer Erklä rung eröffnet, in der er seinen „leidenschaftlichen Wunsch" russpricht. „das Vaterland zu erneuern, aufzuklären »nd zu erhöhen im Gegensätze zu den Leuten, die seinen Zerfall anstrebcn". Nach und nach gelang Stolypin die Wiederherstellung der Autorität, wobei er es auch an dem Ausbau der Reli gionsfreiheit - durch die Gesetze von 1909 — und an son stigen Fortschritten nicht fehlen ließ. Nu» erinnert das- Attentat von Kiew so blutig daran, daß bei der Riesen summe von Reformarbeit. die Stolypin zu leisten hatte, sein Hauptkainpf gegen den Umsturz gerichtet war. Mahnt uns manches Anzeichen nicht an die Verhältnisse in Deutschland? Warum will die deutsche Sozialdemokratie an den Reformen zur Besserung der sozialen Lage nicht Mit arbeiten? Weil damit die Unzufriedenheit aus dem Volke genommen und der gefährliche Zündstoff entfernt wird. Diese Partei arbeitet eben auf den Umsturz hin, das ist ihr Ziel. Vor einigen Tagen stellte sich die Sozialdemo kratie als Friedensengel vor. Während sie noch die Backen aufblics, wurde Stolypin in Kiew ermordet. Wie sieht nun der Friedensengel aus? Er zeigt sich in seiner wahren Gestalt: man sieht, die Sozialdemokratie ist weiter nichts, als eine blutdürstige Gesellschaft, eine alte Revolutionärin. Von Frieden und Brüder! .bkeit ist keine Rede mehr. I» der ganzen rote» Presse lies! man kein Wort des Bedauerns über den Mord. Kurz vorher hatte die dcut'.che Sozial demokratie noch 500 000 Ü.ark zur Unterstützung der russi schen Revolution hergegeben. Bebel hatte „binnen kurzem einen neuen Aufschwung" der Revolution angekündigt. Kaum hatte er das ausg. sprachen, da fiel ein Schuß im Stadttheater zu Kiew, und der ihn abgab, das ist ein jüdischer Sozialdemokrat, der zvni'ch erklärte, daß er im Aufträge seiner Partei gehandeli I ve. Mit blntbesndclten Händen steht also die Sozialdemo! ratie vor uns: ein netter Frie- dcnsengel! Wir finden es im höchsten Grade unanständig, wenn das Verbrechen eines Parteimitgliedes der Gesamtpartei zur Last gelegt wird, so lange sich diese nicht mit dem Verbreche identifiziert. Wenn somit die Sozialdemokratie den Mör der von sich abschülteln würde, dann wäre die politisclie Seite des Attentates erledigt. Aber die rote Presse denkt gar nicht daran. Im Gegenteil, sie verherrlicht das Atten tat; sie findet es ganz natürlich; sie wünscht, daß noch mehr Blut fließt. Und durch dieses Blntmeer soll dann die rote goldene Zukunft kommen. Also ganz die Kopie der fran zösischen Revolution. Man lese zum Beispiel nur folgende Auslassungen des „Vorwärts": „Den Henker der Revolu tion hat das Schicksal ereilt, daß er so viele» der Besten des russischen Volkes bereitet hat." Noch deutlicher ist das, was die „Leipziger Volkszeitg." schreibt: „Tie Gewaltpolitik der russischen Gegenrevolution, die Politik der Greuel und Verbrechen hat die Antwort ge sunden, die sie provoziert hat. Ihr Haupt, ihr blutbefleck ter Vertreter, ist durch die Kugel eines Revolutionärs zu Boden gestreckt. Ter Täter hat Vergeltung geübt, er hat Rache genommen für entsetzliche Scheußlichkeiten, die unter dem Regime Stolypins am russische» Volke verübt worden sind. ... Er hat die Verzweiflung und den wilden Haß ge sät, die in dem Attentat ihre» Ausbruch fanden. Es wäre lächerlich, diese Tat mit dem Maßstabe des Strafrechtes zu messen. Das Gesetz gilt für zivilisierte Länder. Es ver liert seine bindende Kraft, wo die Hüter des Rechtes und des Gesetzes sich außerhalb aller Regel» menscblicher Gesittung stellen. Wo eine Bande wie die nm Nikolaus II.. über cineni unglücklichen Volke wütet, da kehrt der alte Urständ der Natur wieder, wo Mensch dem Menschen gegenübersteht. Möge» sich das die Leute gesagt sein lassen, die in Deutsch land »ach russischer Gewaltpolitik gegen die Arbeiterklasse schreien! . . . Das Attentat auf Stolypin ist eine War nung die über die Grenzen Rußlands hinausreicht." Hier äußert sich die gleichgestimmte Sympathie für den Rächer in unverhohlener Weise, hier wird es geradezu als lächerlich bezeichnet, diese Tat mit dem Maßstabe deS Straf rechtes zu messen. Es wird das Attentat auf Stolvpin als eine Warnung bezeichnet, die über die Grenzen Rußlands hinaus auch für Deutschland gelte. Nicht minder offen spricht die sozialdemokratische „Dresdner Volkszeitg.". Oertel hatte auf das fortwährende Spielen mit dem Feuer der Revolution in der roten Presse hingewiescn, In der Antwort der „Dresdner Volkszeitg." heißt es, daß die Sozialdemokratie in Deutschland Attentats für zwecklos hält und sie deshalb auf das schärfste ver urteilt. Sehr gut! Wo sie also dem Zweck nützen, werden sic nicht verurteilt. Und dann kommt folgende Verherr lichung des Attentäters: „Wird überhaupt der Maßstab der übliche» bürger lichen Moral angelegt, so wird jeder ehrliche Mensch zu geben »nissen, daß ein politischer Attentäter, der aus Idea lismus sein Leben in die Schanze schlägt, sicher sehr viel höher steht als ein Man» wie Stolypin, der ruhig zusieht, wie viele Tausende von Mensche» grausam gemartert und hingemordet werden, obgleich er die Macht hätte, es zu verhindern." Das stimmt mit den folgenden Sätzen der „Frankfurter Volksstimme" überein: „Und angesichts dessen sollte man bei der Nachricht aus Kiew etwas anderes empfinden, als dies, daß die Sühne, die den Schuldigen an den Metzeleien und Pogromen, an den Galgen und Martern mit ei» paar Revolverkugeln heimsncht, wahrhaftig gelinde ihres Amtes gewaltet hat." Da wird also der politische Mord als gerechtfertigt an gesehen und noch gepriesen. Tie deutsche Sozialdemokratie übernimmt dadurch die Verantwortung für das in Kiew geflossene Blut. Und wenn, durch solche Artikel ange- stachelt, unreife Köpfe auch anderwärts die Pistole ergrei- Dle „Wissenschaft" des „ehemaligenkatho lischen Pfarrers" Leute und sein Verleger. Als wir das Machwerk „Der Ultramontanismus" des „ehemaligen katholischen Pfarrers", wie Leute sich zu neunen pflegt, wofür die Verleger (Bermühler-Berlin) eine schreiende Reklame gemacht, abtaten mit der Charakteristik, so wie Leute Bücher mache, habe man bisher Würste ge macht, da lief der Mann zum Kadi, um den Staatsanwalt mobil zu machen wider die böse Kritik, und er berief sich darauf, daß sein Buch iu der Presse verschiedene beifällige Rezensionen erhalten habe. Kein Wunder! Es mag heut zutage einer das tollste Zeug auf den Bücliermarkt bringen, tvenn es mit antikatholischen Hetzphrasen ordentlich gepfef fert ist, findet sich immer einer, der das Zeug belobigt, ja je schlimmer es wider „Rom" loszicht, um so größer ist der Beifall. Und diese kulturkämpferischc Zeitrichtung suchen denn auch manche Leute finanziell auszunützen. Mit Wissen schaft hat das natürlich alles nichts zu tun. Das wird dem Herrn Leute nun auch wieder von pro testantischer Seite bescheinigt. Der „Nordhannov. Landes bote" (Nr. 107 vom 7. September), der auf positiv pro testantischem Boden steht, sich aber von der unsinnigen kon fessionellen Verhetzung, bei der doch bloß der Radikalismus die Rolle des lachenden Dritten spielt, freihält und diese entschieden verurteilt, was ihn nicht hindert, seinen pro testantischen Standpunkt mit Nachdruck zu wahren, widmet dem Leuteschen Machwerke eine interessante Besprechung, die wir unlängst veröffentlicht haben. Der Schluß lautet: „. . . Das Buch ist wissenschaftlich wertlos, stellenweise geradezu grotesk. Trotzdem wird es gewissen Kreisen, die vom Hasse gegen Rom leben, eine willkommene Gabe sein." Also unser Urteil über Leutes literarische Wurst fabrikation. Fast zu gleicher Zeit berührt sich ein anderes, das P. M. Vaumgarten in der „Theol. Revue" (Nr. 13 S. 411) über den Mann und sein Machwerk abgegeben hat. Auch daraus die Stellen allgemeineren Inhaltes: „Da Leute einsieht, daß man in diesem Kampfe (gegen den Ultramontanismus) nur „erprobte Waffen" mit Erfolg gebrauchen kann, so behauptet er. in seinem Buche nur „zu verlässiges Material" zu bieten. Außer einigen theologi- sclzen »nd kanonistischen .Kompendien sind seine Hauptguellen die „Tägl. Rundschau", die Bücher des Grafen Hoensbroech. einzelne Stellen des Abschriftstellers Zacher, sowie die un gezählte Schar all derer, die in größere» und kleineren Büchern in den letzten Jahrzehnten gegen die Kirche ge hetzt und geschrieben haben. Daneben lausen „persönliche Erfahrungen" aus seiner Seminar- und Priesterzeit her, so daß man sich über den weiten Umfang der Grundlagen seiner Betrachtungen nicht zu wundern braucht. Wenn der Verfasser es verstanden hätte, die zahllosen Einzelheiten organisch zu verarbeiten, statt sie unter einer losen Dis position aneinandcrzureihen, so würde dem Buche beschicken sein, daß cs nicht bloß gekauft, sondern auch gelesen würde. . . . Enttäuscht wird mancher Käufer die doktrinäre Aus einandersetzung beiseite, legen, da sie stellenweise wenig ge nießbar ist. Ich brauche nicht eigens hervorzuheben, daß Leute sich um die Richtigstellung der Tartarennachrichten der „Tägl. Rundschau", der er eine Menge von Nachrichten entnimmt, nicht gekümmert hat. Was dieses Blatt über die Katholiken schreibt, nimmt er als wahr hin und baut darauf seine Schlußfolgerungen. Bis zum ausdrücklichen Beweise des Gegenteils will ich annehmen, daß er daS Iicma kick«- tut. Dazu gehört zwar ein Glaube, der Berge versetzen kann, aber den prästiere ich in diesem Augenblicke. Die heillose Konfussion, die der Verfasser mit den Begriffen Nom, Kurie, Kirche, Ultramontanismus, Katholizismus. Kirchliche Autorität, Papst usw. zu machen versiebt, stellt seinen theologisch-kanouistischen Kenntnissen kein besonders glänzendes Zeugnis aus. Namentlich ist mir die tiefgrün dige Unkenntnis der eigentlichen römischen Verhältnisse so wohl sachlicher wie persönlicher Art aufgesallen. Solche Blößen sich zu geben, hätte der Verfasser vor allem vermei den müssen. . . . Zum Schlüsse sei noch bemerkt, daß der „ehemalige katholische Pfarrer" auch zu der oben erwähnten Menschenklasse gehört, die nicht an Selbsinnterschätzuna zu grunde gehen werden." Nun aber noch ein anderes: das ist der Verlag selbst, bei dem Leute gelandet ist. Ter schon genannte „Nord hannoversche Landesbotc" schreibt noch in der Fortsetzung der mitgeteilten Kritik des Leuteschen Machwerkes: „Be merkt sei »och, daß der Verlag wieder ein sittlich jedenfalls höchst bedenkliches Buch anprcist, wie auch Leute selber ein reichlich starkes Interesse für seruelle Angelegenheiten be wiesen hat, das macht ihn nicht gerade sympathischer." Nock) weniger sympathisch wird einem der Mann und sein Verlag, wenn man weiß, daß der Verlag sich befaßt mit der Ver breitung sogenannter „pikanter" Lektürel! Vor mir liegt