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Nr. 18. Jahrg. Freitag, den 7. Dezember 1917 Geschäftsstelle «nd Ltedaiktio« r Dresden-4l. 1«, Hokbeinstrahe 4« Fernsprecher S13K6 -» Postscheckkonto Leipzig Nr. 14 7S7 «,,og»preiSi X mt> INustr. v'Ilaae die»««! ».»» Uk. In DrcSdc» und aanj ' land frei Hnu» 2.8> m L ».M X. resterreich potgnb« 8 viertellSbiltch Druden und gunz Deuti 8.52 tn Oesterreich 4. In tzland stet Hous oo li. Dt« 0- »inzel-Nummer 40 ^ LLchMche LolkSzeituna erscheint m, all« Wochentagen nachmittags. Anna »o» A.getien: tnne von KeschäftSaiizriav» bis I« Nstr. gainUtena»-et>e» bis 11 Uhr vorn,. PreiS für dje PeM-Lvalt-rile 25 in, Rekla me teil 8V gamlkinvA»jrigen 20 ^ gvr undeutlich geschriebene, sowie durch Fern sprecher aiisftegebene Anzeige» kdiincn in» die «eraniworUlchkeil sürdleüNchstgdeit deSrrrtes nicht üdernehmcn Gprechsstmd» der RedaUion: I t—12 Nstr vorm. Einzige katholische Tageszeitung im Königreich Sachsen. Organ der Ientrumspartei. Ausgabe ä mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. WschenbeUage Feierabend. Ausgabe 8 nur mit der Wochenbeilage. ttvst« Itvraxsqllvllvt VvNLÜgUeks k*igHIiiIV8 uoii« uvli z-vkrauvkt«. sllv lloli!- linst 8ti!»rt.ski, novis naest 2«-iet>llUi>K- «/ia»0»IUI«S von 60 Uark an liissiqs ^nnvvrrstl, f-ünstij^s 2»iilvsi»o, kostsr liussourskntl.! INiot-i^isna.! s^ot.rc«vekv. „ne»»?« zvN.«»n>L.»ny«r«-chtt»v lL »»»». k» -»»«» I Das Nerreste vom «s«»- -«»»» Zur Feier der unbefleckten Empfängnis Mariä Manches X va-Glöcklein ist eingeschwolzen, das Kur in kliagt weiter. Die Kirche, der häufig Aeußerlichteit vorzi'.rvl-scn, ist innerlicher,, als ihre Gegner meinen. W-bl legt sie — ihrem Meister ähnlich — Wert auf Bilder und Gleichnisse, doch mehr auf Gedanken und Taten, die ihr In halt sind, und die sie wie ein Echo des Himmels auf der Erde in dem Menschen wecken will. Unser Glaube ist kein toter —, ein lebendiger, kein tönend Erz oder klingende Schelle, son- ster Geist, einige Wahrheit und Liebe. Er könnte das Irdische, lnas ihm zur Erziehung für die Kleinen, zum Schmuck und Verständnis dient, in der Not hingeben, cs trifft sein Wesen nicht. Das Wesen der Marienverehrnng ruht ans der An betung Christi. Kein Marienverehrer hat unseres Herrn Gottheit geleugnet, ivas wir von vielen gehört, die falsch und zu ihrem Zweck deuteten- „Weib, ivas habe ich niit -dir zu 'chaffen?" Je tiefer die Seele eindringt in den Glauben an ben Gottmensch. umso klarer wird ihr die Marienverehrung. Je mehr das Licht der Gottheit schwindet, umso mehr weicht -xr Heiligenschein um das Bild der Muttergoltes, die von bi es er Sonne ihren Glanz hat. Wo der Heiland sich mit einer —- oft fragwürdigen — Verehrung begnügen must, wo bleibt da Platz für seine Mutter? Christus, der Sohn Gottes! So lehrt die Kirche und stellt in dieser Lehre die Mutter Jesu hoch und heilig, liebt ne rein, in einer Reinheit, „über die man," wie Sankt An- ietm sagt, „nichts Größeres denken kann, als die Reinheit Gottes selbst. " Von ersten Augenblick ihres Daseins ohne Makel! limnne.ulntn! Nicht aus eigner, aus Gotteskraft, ver angesehen die Niedrigkeit seiner Magd und sic gewünscht trat: voll der Gnade. Reinheit! Jnngsräunlichlest! Mntterwürde! Was die Marlenverehrung mit nie zu übertreffendem Idealismus und praktischem Realismus darsteüt, es ist alte und moderne Weisheit. Viele Sorgen und Wünsche des Vaterlandes wären gelöst und erfüllt, würde die Marienverehrung allge meiner verstanden und geübt. Wie wahr sind die Worte, nvlche — recht genommen - auf die Unbefleckte bezogen werden: „Wer mich findet, findet das Leben und schöpfet daS .Heck von dein Herrn." 8. N MW SeM LWUMl (Amtlich. W. L.-B.! Großes Hauptquartier, den 7. Dezember 1917. Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: Das im Qpern-Vogen zeitweilig stärkere Feuer dehnte sich nach Süden bis zur Lys aus. Alls dem Südufer der Scarpe war der Artilleriekampf am Abend gesteigert. Zwischen Graincourl und Marcoing führten kleinere Unternehmungen zur Verbesserung unsrer Stellungen. DaS Gehöft La Justice wurde erstürmt, Marcoing vom Feinde gesäubert. Nördlich von La Vacquerie behaupteten wir unsre Stel lungen iu erbitterten Kämpfen gegen englische Handgra- natenailgrifse. Vorübergehend eindriilgender Feind wurde im Gegenstoß zurückgeworfen. Heeresgruppe deutscher Kronprinz: Aus beiden Maadnfern war die Feuerkätigkeik am Nach mittag lebhaft. Heeresgruppe Herzog Albrecht Rheunsckw Landlvehr brachte von kühnem Vorstost in die französischen Gräben im Walde von Apremont 20 Ge fangene ein. Leutnant Müller errang seinen 36. Luftsieg. Oeftlicher Kriegsschauplatz Nichts Besonderes. Mazedonische Front: Geringe Gesechtstätigkeit. Italienische Front: In Ausnutzung ihrer Erfolge haben die Truppen deS Feldmarschalls Conrad den Monte Sisemol erstürmt. Die Zahl der in den Sieben Gemeinden gemachten Gesangrnen hat sich auf Ist 000 erhöht. <> r<» .P Amtlich. Vertreter der vier verbündeten Mächte und die zurückgebliebenen Mitglieder der russischeil Delegationen hielten gestern vormittag und nachmittag Kommissions- sitzungen ab, in denen die Redaktion der Sitzungsprotokolle lind die Vorarbeiten für die kommenden Vollsitzungen ab geschlossen wurden. Der erste Gencralquartiermeister: Ludendorff. Wer die Gestatt, welche die vorderste englische Liirie ge wonnen hatte, auf «der Karte verfolgt hat, dem mußte es ohne weiteres klar sein, daß der Engländer sich in der in Form eines stumpfen Keils vorsvringenden Geländezorn', die er sich erkämpft hatte, ans die Dauer kaum besonders tvohl würde fühlen können. Seine vorgeschobene Stellring unter lag beiderseits der Flankierung durch unsre rasch verstärkte Artillerie. Nun aber bat sich unsre Führung entschlossen, durch eine energische Handlung aktiver Verteidigung dem Gegner diese Lage noch unbehaglicher .;» gestalten. Dem Unternehmen, das; dieser Absickst entsprang, wurde am 30. November ein voller Erfolg zuteil. Fm Norden wurde in der Richtung auf die Dörfer Annenr und Grain- court ein Vorstoß unternommen, der die englische Linie um etwa 1 Kilometer zurückdrücken konnte und 1000 Gefangene in unsre Hand brachte. Auch der Vorstoß aus der SüdflanLe gelang vollständig. Er uberrarrte nicht nur die vordersten Linien der durch den feindlichen Vorstoß errungen englischen Südslanke, er stieß auch über die Linien hinaus, welche der Deutsche wie der Engländer vor der Cambraischlacht inne- gehabt hatte und setzte unsre schneidig vordringenden Divi sionen in Besitz der Dörfer Villers-Guislain und Gonnelien, die sich bisher innerhalb der feindlichen Linien befunden hatten. Das war der Erfolg des ersten Kampftages unsrer Gegenwirkung. < In zäher Gegenwehr hatten sich während -es ersten Schlachttages englische Abteilungen an der Südostecke tm Torfe Masnieres gehalten. Ten Feind aus dem ihm ver bliebenen Eckpfeiler zu vertreiben, war das Ziel des zweiten Kampstages der neuen Schlacht. Die Aufgabe wurde spach heftigem Kampfe gelöst. Die tapfern englischen Maschirpm- gewehrabteilimgen, die sich in diesem Dorfe noch hatten Hak ten können, wurden in einem stiirinisckwn, durch heftige.Be schießung vorbereiteten Angriff und anschließenden grimmi gen Häuserkampf aus den Trümmern des Torfes hinauS- geworsen. Zur Kennzeichnung dieser gesamten Gegenwirkung ge nügt der Hinweis auf die Tatsache, daß der Vorstoß uns rd. 6000 Gefangene und eine Beute von 100 Geschützen gebracht hat. Die gesamte Entwicklung der Cambraischlacht liefert den Beweis, daß sebft eine lleberraschung unsre Führung und miire Truppe nickst um den frisck>-fröhlick>en Angriffs geist bringen kann, den sie sich durch alle Anfechtungen der westlichen Kriegführung bisher erhalten hat. Es ist mit Be stimmtheit anznnehmen, daß der Engländer seine Versuche, mit der Eroberung von Cambrai sich doch noch einen Nccklame- erfolg vor Beginn der verhältnismäßigen Winterruhe zu sickern, noch nickst ohne weiteres aufgegeben wird. Führer mid Truppe erwarten die Anstrengungen in der gehobenen Stimmung, welck>e der über Erwarten große Erfolg eines frischfröhlichen Gegenstoßes beiden besännst bat. Die Folgen solchen Gelingens lassen sich zurzeit noch nickst übersehen, da für die weitere Entwicklung der Lage alle Möglicksteiten osfenstehen. Zum deutschen Gegenstoß bei Cambrai Von besondrer militärischer Seite im F eldewird nnsgeschrie b en: Die Flandernschlackst tvar zu Ende, mußte zu Ende sein. Die britisch Heeresleitung konnte sich der Erkenntnis nicht länger verschließen, daß der Durchbruch gegen die flandrisch U Boot-Basis rettungslos verunglückt sei, in Schlamm und Blut stecken geblieben, wie schon so manch Offensive unsrer Heinde. Nnn galt es, ein prestigepolitischs Ablenkungs- mittel zu finden, um durch einen, rvenn auch schlimmsten- älls nur örstlichn Erfolg an der Westfront die Anfmerksam- tcit der Welt vom Zusammenbruch der Flandernschlackst ab- inleiten. Das tvar der Zweck der Cambraischlacht. Fhr nächstes strategisches Ziel war, Cambrai zu nehmen. Gelang es, den Erfolg noch gar Donai anszudchnen — um w besser. —Es ist bekannt, wie sehr dies englische Unter nehmen durch die Witterung der zweiten Novemberhälfte unterstützt wurde, die es uns nniiiöglich machte, durch Flieger- nnd Ballonbeobachtung den Aufmarsch der feindlichen graste gegenüber den Cambrai deckenden Abschnitten unsrer Stellring zu beobachten, bekannt, wie der erste Vorstoß, durch Vas Moment der lleberraschung begünstigt, den Engländern gestattete, unsre vordersten Linien zu nehmen und sich an die AM Cambrai heranzuarbciten. Der unvergleichlichen Fähigkeit unsrer Truppen und der Besonnenheit unsrer Füh rung ist cs gelungen, den kraftvoll geführten englischen Stoß anszufangen. Die. nächsten auf den Durckstruch folgenden Tage hat der Engländer lediglich an die fruckstlosen und an Blut überaus kostspieligen Versuche setzen dürfen, seine im 'rsten Anlauf errungenen Ersalge in -er Richtung auf die .«dordwestfront von Cambrai lxst Fontaine und Bourlon -aus-ichauen. 13000 Tonnen versenkt. Berlin, 6. Dezember. (Amtlich.) Im Sperrgebiet um England wurden durch unsre U-Boote neuerdings 13000 Br.-R.-T. versenkt. Unter den vernichteten Schissen befanden sich zwei große bewaffnete Dampfer, von denen einer schwer beladen war, sowie das englische Fischcrfahrzcug „Premier". Der Chef des AdmiralstabcS der Marine. Berlin, 6. Dezember. (Nichtamtlich.) Der aus dem Mittclineer jetzt eingelaufene Bericht des -Oberleuttrants z. S. Wendlandl über den unterm 21. 'November gemeldeten schneidigen Angriff ans die vor Gaza gegen den rechten Landflügel unsrer türkischen Bundesgenossen in Palästina eingesetzten englischen Secstreitkräfte gibt interessante Ein- zelhciten über diese glänzende Tat wieder und bildet einen neuen. Beweis für den kühnen Geist, von dem unsre U-Voot- besatznngcn beseelt sind. In einem von der Küste Palästinas nach See zu wehenden Snndstnrms war U . . . am 1. No vember vor Gaza eingetroffen und hatte, nachdem es durch die äußere Bewachungslinie von Fischdampfern zur Erkun dung dnrchgebrochen war, sogleich den Entschluß gefaßt, die auf der Reede ankernden Schisse in der Abenddämmerung anzugreisen. Die geringe Wassertiefe, der Schutz durch Notz- sperren und Bewachnngslinien erschwerte den Angriff auf die sich dadurch sickx'r glaubenden feindlichen Schiffe. Frischer Wagemut und tadelloses Zusammenarbeiten aller Teile der Besatzung wurden jedoch der Schwierigkeiten Herr und führ ten zu dem sckjönen Enderfolge. Kurz hintereinander ver ließen znnn Torpedos die Rohre und trafen ihr Ziel, zuerst einen gröberen Zerstörer, dessen Schornstein durch die Ex plosion abgerissen und in die Tiefe gcschleuder wurde, und (Fortsetzung «uf Sekt, L) Sächsischer Landtag Erste Kammer (:) Drcsden, 6. Dezbr. Die Erste Kammer genehmigte heute mit einer kurzen Sitzung aus Antrag der 2. Deputation das Kgl. Dekret Nr. l> betr. den Gesetzentwurf wegen der vorläufigen Erhebung der Stenern und Abgaben im Jahre 1018. Oberbürgermeister Blüher rickstete vorher eine An frage an- den Finairzminister betr. Besteuerung der Teue rungszulagen und der Militärdiensteinkommen. Es sei not wendig, hierüber Klarheit zu schaffen. Staatsttilnister von Seydewitz bemerkte, daß eine Entscheidung der Negierung hierüber noch nickst erfolgt sei. Sie werde der Kammer jedoch demnächst eine Vorlage hier über zugehen lassen. Nächste Sitzung: Voraussichtlich Donnerstag. Zweite Kammer Die zweite Kammer trat in Gegenwart der StaatS- ininister Dr. Beck und Graf Vitztnm von Eckstädt zu ihren 10. öffentlichen Sitzung zusammen. Ans der Tagesordnung stand zunäckstt die Interpellation des Nbg. Singer und Gen. betr. die Schließung von Lon- desanstalten. Staatsministec Graf Vitzthum von Eckstädt beant wortet die Interpellation und gibt Aufschluß über einige Aendernngen infolge 'des Krieges im Bereiche der L-anldeS- anstalten. Bei den Heil- und Pflegeanstalten fei die Zahl der Aerzte und Pfleger bedenklich zusainmengeschrnolzen. Von 00 Nerzten blieben nur 43 in den Anstalten. Die Zahl der sonstigen männlichen Angestellten betrug beim Ausbruch des Krieges 1806. TelVon sind 767 eingezogen und 77 gepvh«