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nach Lourdes. wo wir drei Tage verweilen. Die Rückfahrt erfolgt über Toulouse. Ninies, Marseille, (Yens. Selbstver ständlich werden in alle» von uns berührte» Städten die Sehenswürdigkeiten mit Rulw in Augenschein genommen werden, und in den berühmtesten Gotteshäusern Frankreichs wird sich die fromme Pilgerschar zu Pilgermessen versam meln. Genauer Prospekt ist gegen Einsendung einer Zehn- pfennigmnrke zu beziehe» durch die Schriftleitung für Lonrdesfahrten, München, Dachauer Straße 1l. Vermischtes. V Stare als Nonnenvertilger. In den Anlagen von Memel (Ostpreußen) war schon früher beobachtet worden, daß die Stare eifrige Vertilger der Nonnenraupen sind. Gegenwärtig wird diese Vertilgung in den Kiesernpflanzungen auf der Kurischen Nehrung fortgesetzt. Jede Baumkrone war von Staren besetzt. ES waren Zehntausende, die in den Wald einfielen und ungeheuere Mengen von Raupen und Puppen binnen wenigen Stunden vertilgten. Man hofft, daß die mühsam und mit großen Kosten angepflanzten Nehrungs- und Dünenwälder der Vernichtung durch die Nonnenraupe mit Hilfe der Stare entgehen. v Der Inhalt einer Schülerhosentasche. Die unerwartete Znventuraufnahme der Hosentasche eines Schülers, der dem Lehrer einer münsterischen Schule durch seine Zerstreutheit auffiel, förderte folgende Gegenstände zutage: 20 GeschästSemPfehlungskarten, 50 große Blanko karten, 20 Stollwerkbilder, 1 „Band" Ethel King, I weib licher Sherlock Holmes, 1 Tabelle: Das große Einmaleins, 2 Eisteller, dazu 3 Löffcl, 2 Taschenspiegel, 1 Sirene (schrille Seemannspseise). 1 Hufeisenmagnet. 1 Baßsaite, 1 großer Schlüssel, 1 Handschuhknöpser, 1 Bleikugel. 1 Hammer. 1 Schnurbari. 2 Wäscheklammern. 1 Masten fragment. 1 Bierseidel (noch kleiner als die gewöhnlichen), 1 Strumpfbauo, 1 Schuhknopf, 2 Bleistifte, 1 Hosenklammer, 1 Baustein, l Breuuglas, 1 größere N'PPfigur, 1 Hosen knopf, l zerplatze Ballonhülle, 1 Mundharmonika (aller dings verstimmt), 0 Meter Bindfaden, 0 Kontrollmarken und — tief im klebrigen Schlamm des Bodens geborgen — 5 Reichspsennige in Nickel. Theater und Musik. > Dresden, 8. August. Mit einer unvergleichlich schönen Aufführung des Straußschen „Zigeunerbaron" eröffnete gestern die Kgl. Hosoper die Saison im Schau spielhaus. Lembach sang die Titelrolle, weich, melodisch, im Spiel elegant uns männlich. Frau Na st schien ein wenig heiser, überwand aber die schwierigen Stellen ann ^run,Ueberrascht Hut Herr Pauli als Mikosch, Pardon, ich meine Zsupan. Seine Figur und sein Spiel war einfach kostbar. Als Ezipra agierte Frau Bender- Schäser, auch sie war fainoö. Herr Ermold vermochte nicht zu gesalleu, ihm liegt die Nolle des Earuero nicht. Hingegen stellte Herr Plaschke den Homonay als kraft vollen, allen Magyaren hin, der in jeoein Schritt den Edelmann zeigt. F>l. Freund spielte die Aisena etwas hausbacken, das kokette Ding will gespielt werden; stimm lich war sie aus der Höhe. Herr Häuser gab den Versuch, aus dem Otlolar etwas zu machen, aus. Er spielte nach Tarif. Doch das sind Kleinigkeiten und vielleicht ist die zweite Besetzung (heute abend) wieder anders; im Ganzen bildet die Ausführung eine Sehenswürdigkeit, zu der die einzige Dresdner Hofkapelle und der über 100 Köpfe zählende prächtige Chor erheblich beisteuert. Auch ein allerliebst arrangiertes Ballett (Herr Dietze?) ist zu erwähnen, das nach den Weisen des Straußschen Kaiserwalzers getanzt wird. Die äußere Aufmachung ist geradezu phänomenal. Alle drei Bühnenbilder sind dekorativ sehr schön, das beste aber zeigt der dritte Akt (Szene: Allwien, vor dem Kärntnertor) mit dem Einzuge der Truppen. Hier hat stch'S die Generaldirektion etwas kosten lassen. In echten Kostümen der Zeit ziehen auf: Die Hoch- und Deutsch- meister, das Zigeunerbatatllon, die Husaren, eine Feld- Haubitzenbatterie, jeweilig mit prächtigen Pferden. Den Dank für eine solche ideale Ausführung des alten Strauß darf man nicht zuletzt aussprechcn den Hauptmatadoren: Kapellmeister Kutschbach und Regisseur Toller. — Resümee: Das muß man gesehen haben! Aast. ! Dresden. König l. Hoftdeater. Opernhaus: Wegen Umbaues bis wi> 10. September gischlossen. Die Vorstellungen der König! Hoioper finden bis mst 10. September im König!. Schausptelhause Natt Montag: Der Zigeunerbaron l>/j,8 Uhr) Dienstag: Carmen (7). Mittwoch: De: Zigeunerbaron (>/,8). Donnerstag: Mignon (VsB- Freitaa: Der Zigeunerbaron (>/z8). Sonnabend: Der Evangetimann (st,8». Sonntag: Der Zigeuner- baron (>/»8). Montag, neu eiastudtert: Orpheus in der Unter welt (Vr'O. i Dresden. Wochenspielplan des ZentraltbeaterS bom 8. bis mit 14. August. Montag Dienstag, Mittlvoch, Donners tag, Freitag und Sonnabend: Die fremde Frau (8), Sonntag: Die blaue Maus (st^); Die fremde Frau (8). I Dresden. Nestdenzthcater. Dicnltag findet eine Wiederholung der interessanten satirischen Komödie „Klapperstorchs Ende" von Karl Traut und Valerian Tornius statt Mittwoch wird das Volksstück «Der Meineidbauer" von Anzengruber auf» führt. Donnerstag und Freitag ist das Schauspiel „Alt-Heidelberg" von Meyer-Förster. Katholisches Arbeitersekretarist Dresden-Altstadt, Alorastratze 17, 1. Fernsprecher 8843» Unentgeltliche Auskunft und Arbeitsnachweis Sprechstunden von 11 — I Uhr und von .1—'/,7 Uhr Soziales Bureau und Verein kathol. erwerbstätiger Fraue* und Mädchen, Dresden Eekretartatr Bntonstraße 7, pt. — Telephon 8186 Auskunft zu jeder Zeit über alle einschlägigen Frage« Kistrnleser Arbeitsnachweis. Katholischer Frauenbund, Dresden Die Sprechstunde des Katholischcn Frauenbundes ist biö Leipziger Volksbureau öffentliche gemeinnützige ÄuSkunsts stell« Grtmmatschr-r Tteiiswest 18, II. Tpielpla» der Theater 1« Dresden. v»er»ha»». Bleibt bis mit 10. September geschlossen. »»«tgl. Echa«s»telh«»»> Vom 7. August bis 10. September finden die Opernvorstelluagev im König!. Schauspielhause statt. Dienstag: Carmen. Anfang 7 Uhr. Mittwoch: Der Zigeunerbaron. Anfang '/z8 Uhr. stestdenzthealrr. Dienstag: Klapperstorch» Ende. Anfang 8 Uhr. Mittwoch: Der Metneidbauer. Anfang 8 Uhr. Zeatral - Theater. Dienstag und Mittwoch: Die fremde Frau. Anfang 8 Uhr. Konzerte. Königl. Belvedere Ans. 8 Uhr. Große Wirtschaft Ans. 4 Uhr. SuSftellungSpalast Ans. >/,8 Uhr Luisenhof Oberloschwitz 0,8 Uhr «artötö«. Kleine» Theater (Hofbräo-Kab. Auf. '/,» Uhr. slora-Variäts (Striesen) 8 Uhr Mischer Kaiser (Pieschen) 8 U Hagenbeck (Bayreuther Straße) 8>/, Uhr. rptelPla« der Theater t» Leipzig. Neue» Theater. DIen»tag: Der Opernball. Mittwoch: Der Graf von Luxemburg. — Alte» Theater. Dienstag und Mittwoch geschlossen. — Schauspielhaus Dienstag: Der Raub der Sabtnerinnen. Mittwoch: Die Logenbrüder. — Neue» Ope retten Theater (iteatral-Theater.'. Dienltag: RoSmerSholm. Mittwoch: DaS gewisse Etwas. Getreide- und Produkteupreise in Bauyea am 6. August 1910. / auf dem Markte an der Börse Gegen st and von bi» von bi, 4 4 4 -» Weizen, weiß f 100 KA 22 20 30 19 60 20 so do. gelb neuer / 18 so 18 80 19 » — 19 50 Roggen . . . . » 100 - 14 — 14 40 14' — 14 20 do. neuer . . / 13 75 14 — 14 20 14 60 Weizenmehl . . . . 50 « 10 25 19 50 — — — — Rotzgenmehl . . Welzenkleie . . . SO - . - 8 75 12 b 30 — — — Roggenkleie . . . SOics — — b 2S — — — — Weizcn-FuttergrieS — — 5 7S — — — Roggcngrics . . . . — — 6 25 — — — — Gerste, neue . . . — — — — — — — — Hafer, aller. . . 16 — 16 60 15 80 IS 20 do. neuer. . . — — — — — — — Erbsen 100 kx 25 — 27 — Wicken 17 50 18 50 Hirse 30 — 83 — Grütze 3e — 34 — Kartoffeln . . . 5 — 6 — Butter . 1 kA 2 40 2 60 Heu 100 - 7 — 7 SO do. neues . . 100 - 5 — 5 60 / Flegel-Drusch >00 Kx »Mchch.-DruschlOO . 4 — 4 17 3 — 3 SO Ferkel 726 Stück L Stück . l3 — 27 — Eine Mandel Eier. . . — 98 1 k Landwirtschaftliche Produkteupreise iu Zittau am 6. August 1910. (Noch amtlicher Feststellung durch den städtischen Ausschuß.) SO Kilogr. netto von ^ f H bis so Kilogr. netto v on b iS § Weizen weiß. . 10 36 10 60 Weizenmehl. . . 16 7ö 18 7ö Weizen gelb . . 9 60 10 10 Roggenmehl . . 9 80 10 80 Roggen, alter . 6 70 7 20 Heu, neu .... 2 SO 8 — do. neuer. 6 80 7 30 Scküttstroh. . . 1 70 1 90 Braugerste '. . . — — — — Gebundstroh . . 1 16 1 30 Futtergerste . . — - — — Kartoffeln, neue 2 80 3 — Hafer, neuer. . f 7 40 / Butler (1 Irx;) - 2 R) 8 — - 186 — „Liebe Franziska, ich habe „och niemals bedauert, daß ich nicht Kail heiße. Heute „der bedauere ich es." Sie halte ihre großen fausten Angen zn ihm anfgeschlagen und Halle in ihrer ruhigen Weife lächelnd gefragt: „lind warum denn warum denn heute?" „Weil ich jenst fo schön rezitieren könnte: „Wo alles liebt, kann Karl allein nicht hassen." Aber auch ohne Zitat, mein liebes Fränzchen ich meiste es dir schon lange sage» und »nn duldet es leinen Aufschub mehr. Ich habe dich so von Herze» lieb und niöchie dich fragen, ob du nicht meine Frau wer den willst?" Sie sah zn ihm auf. Zwei große Tränen rollten über ihre Wangen. „O. wie gern, wenn ich nur wüßte —" „Wenn du was wüßtest?" „Ob die Sache mit der anderen nur eine vorübergehende Passion von dir war. oder ob du dich nur mit mir verlobst, nn> an ihr Rache zu nehmen?" Er machte große Angen. „Aber von wem redest du nur?" fragte er verständnislos. „Von wem?" fragte nun sie vorwurfsvoll, „von wem anders, als von Fräulein Elansen, der Pianistin." „Was von d' i?" lächle er laut ans, „um des Himmels »villen, wie lonnnst du denn darauf?" „Weil du dich mir jetzt erst erklärst, nachdem sie sich vcrlobt hat, und weit du dich um mich gar nicht mehr helnmmerst hast, so lange du jener de» Hof machtest." „Ten Hof machtest? Tn lieber Himmel das arme anämische Ge- schöpschei' jammerte mich und ich habe ihr meine ärztlichen Ratschläge ge geben, dc>S ist alles." „Wirtlich?" „Ans Ehrenwort! Nun jetzt ist wohl jedes Hindernis ans dem Wege genuin!. Wir kennen nnS vcn Fugend ans üi"'r unsere materielle Lage branclst Gott sei Tank lein Wort verloren z» werde». Meine Eltern lieben und schätzen dich, die Teuren mich und wenn nicht alles täuscht, so war nu fere Vervindnng das Liehlingsprojekt beider Familie». Nun aber komm mit, liebes Fränzchen, »vir »vollen gleich mit den Eitern sprechen." Sie hatten sich eine Weile schweigend nmjchlnngen gehalten, den Vraut- knß geianscht und dann waren sie zu de» Elter» gegangen. „Nun gut, daß das iji der Reihe ist," halte der alte HÜdebrand gesagt, als sein Sohn ihm mit kurzen Worten erklärt hatte, was vorgegaugeu war, „es war ein Lieblingsprojekt von mir und meiner Schwester — nur wollten wir als vernünftige Leute euren Herzen nicht vorgreifen. Komm her, Nicht- chen ich werde dich als Töchterchen nicht minder lieb haben — das se". versichert!" Er hatte sie dal>ei in die Arme genommen und sie geküßt, während die Mutter den Sohn mit feuchten Augen umarmte und sich des Ausrufes nicht enthalten konnte: .Gott sei Dank, daß die Geschichte mit dem kleinen blutarmen Klavier- mädel aus ist. Das hat mir manche schwere Sorge gemacht." Und als sic dann auch die neue Tochter und der Vater seinen Sohn umarint hatte, »var der alte Hildebrand ans Telephon gegangen und hatte vom Postamte Ver- — 187 - bindung mit seine», Schivager Mauritius verlangt. Als er eben von dem iranneil Kaste» znrüclgeireten, waren Onkel Galleiske mit Wally und Otto eingeiretcn. ..Lieber Tolivr," wandte sich nun Herr Galleiske zu dem älteren Hilde- braud, „das ist heute ei» gesegneter Tag, wie es scheint. Ich glaube, da —" und er zeigte ans das sich nmschlimgeu haltende Brautpaar, „ist alles in Ord- niiug und hier " er machte eine Bewegnng nach Wally und Otto hin — „stehen zwei junge Menschen, die ebenfalls in den Stand der heiligen Ehe treten »volle». Meinen Segen haben sie schon." „Ei," erwiderte Tr. Hildebrand, Otto die Hand reichend, „das kommt mir zwar iliierivarteter, aber kaum weniger erwünscht, als die Verlobung meines Sohnes. Fa, lieber Eggenburg, ich sage Ihnen ganz offen, daß ich mich fehl darüber freue. Ich habe Sie als einen wackeren jungen Mann kennen gelernt und heiße Sie als Schwiegersohn herzlich willkommen." Mutter Lconore, die jetzt Ströme von Tränen vergoß, fiel ihrer Tochter »m den Hals und seufzte einmal über das andere: „Gott sei Dank, daß die Geschichte mit dem hypernervösen Tenoristen alle ist!" Ta klingelte das Telephon — und drei Minuten später ging ein Gra tulieren IvS, bei kein es Onkel Galleiske sich nicht nehmen ließ, Franziska als neue Nichte ebenfalls herzlich abzuküsscnl Beim Abendessen aber gab es eine Gratulationskur ohnegleichen. Der Champagner floß in Strömen und allen Gesundheitsregeln wurde in der frevelhaftesten Weife Hohn gesprochen. Wally konnte sich dabei nicht enthal- ten, den beiden Bnhnengrößen, als sie ihr zntranken, recht schnippisch zu sagen, daß mail nicht gerade zu den Göttern der Erde zu gehören brauche, um doch sc in Glück zn erlange». Beide aber hatten sie groß angesehen und sie gar nicht verstanden — Brachvogel wenigstens tat so. Tr. Hildebrand aber forderte in einer humoristischen Rede diejenigen, die in der Frühe des nächsten Morgens hatten abreisen wollen, kategorisch auf, bis zum Mittag zu bleiben, da man alsdann ein großes Verlobungsmahl abhalten wollte. . ; ,'' O O . Tie einzigen, die außer dem alten Fräulein und dem Kopitänleutnant die allgemeine Fröhlichkeit nicht geteilt hatten, waren Anna Sterzknger und Pani Schwarzenberg gewesen. Aber sie hatten sich oft in die Augen gesehen und zwar tiefer und länger, als unter normalen Verhältnissen eigentlich nötig g.'wesen wäre. F» der Frühe des nächsten Morgens trafen sic sich beide im Garten der Anstalt — denn melstwürdlgerweiie hatten che beide nicht gut geschlafen. Als e> ihrer ansichtig wurde, leuchtete es in seinem Gesichte auf und nachdem ec sie begrüßt Hütte, sagte er denn auch ohne viele Umstände: „„Mein Fräulein — ich kann zwar im allgemeinen diejenigen Frauen nicht leiden, die den Teufel im Nacken haben. Aber Sie, mein liebes Fräu lein, Sie sind, obwohl Sic mich sattsam gequält und geplagt haben, so schön und so liebenswürdig, daß ich Ihnen gestehen muß, ich kann ohne Sie nicht leben. — Ich habe Sie geliebt vom ersten Augenblicke und meine Neigung ist