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Nr.SIL Jahrg. Grschastsstelle und Redaktion^ Dresden. A. lg, Aolbeinktrnk.- in SiicklWie Montag, 15. Sept. 1919 Fernsprecher 21368 «vottkcheckkonto Leipzig Skr. 147V7 volksreliuna Üsn?°^Uu«,ab° » dlerMjLhrNch^g^ ^InDrEn Douischland frei Hai.S -rfch-'n. an a°m «°ch.nia«e„ na»mM°g-, - L"ch^aL^f/n/A7zL77nnen wir k.e «cmu.w-r.NchM- die Ni»-i»,ei. de- Te.-e- „ich. üden,ehm«. Taye der Erhebung Dresden, 15. September ^ Zehn Jahre sind es jetzt her — es tvar der 8. August dc> oahres 1808, ein Sonntag, ein unvergeßua ec Sonn- tW- Ueber Köln lachte die Sonne freundlich. Es war der Lä-lichtag des 28. internationalen eiicharislischen Kongresses. Tie Metropole des Rheinlands hat manches glan wolle Fest i!> ihren Mauern gesehen. Das Zusaninicnflnteu von gro ßen Menscheninassen lrxrr dort vor dem Kriege ein oft ge- ieheiieo Schauspiel. Aber darüber waren sich auch die ältw nen Aölnew einig, eiir Fest, wie es am 8. Angnsr 1808 im alten Köln gewesen, haben die Jahrhunderte alten ehr- würdige» Tomtürme noch nie geschaut. Wenn man bedenkt, das; sich über 80 000 Männer iir der Prozession bewegten, je lanu man sich ein, wenn auch nur schwaches Bild von den Eindrücken machen, welche diese gewaltige Prozession tervorgerufeu. Nicht Hunderte, sondern Tausende von Zahnen und Bannern belebten den Zug. Es war eine hcrz- rrhebende ünndgÄmng, all die Lausende und Aoertanseude katholischer Männer singend und betend vorüberziehen zu scheu. Es war tiefergreifend, die schier endlosen Reihen tntholiscki-er Bekenner, die zu Tausenden teilweise an- wei- ler Ferne herbeigeeilt waren, ihren Glauben bekunden zu 'che». Ein Teil der Männervereine bildete am Nenmarcw Salier und nun nahte zum Altäre — 88 Bischöfe aus »Iler Herren Länder voran — der Heiland selbst im aller- heiligsten Sakramente unter dem Geläute der Glocken und dein Gesänge der Menscheumassen. Ter Tomchor trug in Verbindung mit anderen Kölner Kirchenchören ein Lied formvollendet vor. Es klang das Tantum ergo znm Him mel — die nach Tausenden zählende Menge beugte die mne — es wurde der Segen gegeben. Und dann schallt- ee ans der Volksseele: Deinem Heiland, Deinem Lehrer. Tie Prozegion nahm ihren Fortgang. Vor dem Hanptportale des Kölner Domes war ein kleiner Altar errichtet, nm ihn gruppierten sich die Ver treter der Studentenkorporationcn und dann weiter all.. VereiM'drpntativnen mit ihren Fahnen und unten am Vlabe Kopf an Kopf, Zehntansende von Menschen. Tie wnserglocke ertönte, da- csanktissimilm nahte. Auch dies mal sang das Volk das „Tantum ergo". Kardinal Vanu- lclli gab den sakramentalen Segen. Als herrlicher Abschlag klang es empor znm Himmel unter dem Geläute sämtlicher Glocken der Stadt: „Großer Gott, wir loben dich." Dieser überwältigende Moment läßt sich nicht wieder- gcben. Inmitten von Glaubcnsbrüdern ans allen Ländern, inmitten von Zelmtansenden, unter freiem Himmel, amge> inlsts des gewaltigen Domes steigt cs empor, dieses herr liche Preis- »nd Tanklied, steigt empor zu den Stufen des Himmels — Glaubensfrendigkeit und Gl-aubenSmut tun- denL. Es verklingt der letzte Ton des herzerfassenden Kirchenliedes, der Toni öffnet sich, man wird von einer Licht- ilnr geblendet, die Orgel braust, und der Heiland zieht von llnnem vierstündigen Triumphzuge durch die Straßen Kölns wieder in die Hallen des Domes ein. All denen, die das Glück hatten, dieser unvergleichlichen Glanbens- knndgebnng beizuwohnen, all denen wird sicher der 8. August des Jahres 1808 ein unvergeßlicher Tag ihres Lebens blei ben, ein Tag reiner und ungetrübter Freude. -X- *- * Tie Kölner Tage um den 8. August 1808 wieder holen sich jetzt nach zehn Jahren in kleinerem Maßstabe in Tresden und werden es in nächster Zeit auch noch an an deren Orten Sachsens sein. Hunderte und aberhunderte von wackeren katholischen Männern Dresdens füllen jetzt die Gotteshan.l r, um den von Herzen kommenden und zu Herzen gehenden Worten der Missionare zu lauschen. Tie Frauen- Woche ist beendet — mit großer Befriedigung kann auf sie znrückgeollckr werden. Nun sind gestern die Männer e>'- sclüenen — in großen Scharen. Sie wollten und wollen nnd dürfen nicht znrückstehcn, ob jung oder alt, ob hoch oder niedrig. Und als diese Männerscharen gestern die Kirchenlieder sangen — da flammte in mir die Erinnerung an das -rewa.'tige Kölner Erlebnis empor. Zwei B'Ider — dort im Freien vor Zehntamendcjn, hier in der Kirche vor dnnderten von Männern — zwei Bilder, wie verschieden- artig, aber doch wesensgleich — beide Glaubensfrendigkeit nnd Glaubensmnt verkündend. Tage der Erhebung für die katholische Frauenwelt Tiesdens s'nd verflossen, Tage der Erhebung nw die kalho- likche Männerwelt Dresdens haben begonnen. Tage der Erhebung, wie sie nnS und unserer Zeit so bitter nottnn. Vor einigen Monaten fand Mission in Ehcmnitz statt. Die ewe seit Luther rm Sachsenlande! Und es ist, als ob das .atlwlische Volk schon längst darauf gewartet hätte: Tie Massen, die alltäglich nun die Kirchen füllen, beweisen es. Tie Bedeutung dieser Glaubenstündgebnng unseres kathw- liw-eir Volkes in dieser Zeit läßt sich gar nicht in Worten ansvrücken. Diese Kundgebung wird und muß neuer An sporn zu rastloser Arbeit sein. Vor allem aber gilt es nun. nicht zu erlahmen in dieser Woche. Tie Scharen der Män ner, die zu den Predigten der unermüdlichen Missionare ecken, müssen sich noch vermehren. Und kann es eine ubönere Vorbereitung zum Ersten Sächsischen Katholikentag g:ben als diese Msswu c l>--!. Die Jesuiten! ? ? ? (Ein Nachwort zum Altdeutschen Vcrbnndstngs Nun erfährt die Wett endlich, w'er dein eigentlich die Niederlage von Deutschland nnd Oesterreich herbeigesührt hat. ^ Die Jesuiten haben es getan. Wcr's nicht glauben will, mag sich von dem tirsgrün- rizen Forschen des Alidentjchen Verbandes ans- klären lassen. Ans der letzten Tagung des Gesamrvorstan- des in Berlin ließ man sich folgende Schanermär anfti'ck en. Herr Allizee, der Vertrauensmann Elemenceans und des Vatikans zugleich, Hai schriftlich mit dem ehemaligen Beichtvater der Kaiserin Zita, Prof. Seydel, einem in timen Freunde des Herrn Erzberger (große Bewegung'-, znsammengearbeitet. Bereits 1810 waren die Wiener Jesuiten und die Jesuiten des Vatikans sich einig dar über, daß das protestantische Kaisertum der Hohen zollern zu beseitigen sei. Tie Jesuiten bereiten die Rück kehr Karl des Kläglichen vor. 87 Jahre sind jetzt verflossen seit dem Erlaß des Jc- snitengesetzes, mit dem das neue Deutsche Reich sein Ge setzesblatt verunzierte. Wie hat sich die Weltlage inzwischen geändert! Aber eins steht fester als alle Grenzsteine nnd alle Staatsfnndamente, die übliche Verleumdung der Je suiten. Schon 1872 mußte man hören, die Jesuiten hätten dein „protestantischen Kaisertum der Hohenzollern" den Untergang geschworen. Keine einzige Tatsache ließ sich znm Beweise anführen, wohl sprachen Tatsachen dagegen, z. B. die herzliche Begrüßung des neuen Kaisertums durch den Vatikan und die Verdienste der Jesuiten während des Krie ges von 1870 und 1871. Aber der Orden nnd all seine Mitglieder wurden doch in die Neichsacht getan. Das an- geblich bedrohte Kaisertum der Hohenzollern bestand weiter nnd blühte herrlich empor, auch nach der Milderung des Jesuitengcsetzes. Auch im letzten Kriege haben die Jesniten treulich und eifrig ihre Pflicht getan: doch die neuen Eisernen Kreuze schützten sie ebensowenig wie die alten Eisernen Kreuze gegen die Behauptung, daß sie den Untergang der Hohenzollern beschlossen hätten. In den Strudel dieser unsinnigen Verleumdung wer den nun ansdrücklich die „Jesniten des Vatikans" einbe zogen. Es ist also nicht allein ans eine Jesnitenhctze ab gesehen, sondern ans eine Hetze gegen den Heiligen Stuhl, gegen den Katholizismus selbst, auf «inen neuen Kultur kampf im Stile der siebziger Jahre. Warum und wozu? Ter Altdeutsche Verband hat kein reines Gewissen. Er fühlt, daß sein überspanntes Treiben wesentlich dazu beigetragen hat, im Ausland Mißtrauen nnd Abneigung gegen Tentichland zu wecken. Er weiß, daß er mitschuldig ist, an der Ablehnung aller Gelegenheiten zu einem Verständigiingssricden »nd an der Fortsetzung des Krieges bis znm alleräußersten, d. h. bis znm vollen Zu sammenbruch. Tie verhängnisvollen Jrrtümer und Miß griffe der Alldeutschen sollen nun verschleiert werden, indem man das Gespenst der Jes» i t e n v e r s ch w ö r n n g an der Wand erscheinen läßt und den Aerger des leidenden Volkes ans den „U l t r a m o n t a ni s in n s " abzulenken sucht. Nun wird wohl Graf Czernin auch noch in den Ver dacht kominen, ein Jesuit im Staatsfrack zu sein, denn wen» man die Wurzel des Verderbens in Oesterreich sucht, so muß man doch anerkennen, daß Graf Czernin frühzeitig und mit voller Offenheit der verbündeten deutschen Regie rung erklärt hat, die habsburgische Monarchie sei am Enke ihrer Kraft angelangt. Alw von einem „heimlichen Eiim griff in den Gang der Dinge kann dach keine Rede sein. Nicht irgend eine Verschwörung in Oesterreich-Ungarn ha- das Nebel herbeigesührt, sondern vielmehr die Nicht krach-« tnng der förmlich und feierlich angelündiglen Erschöpsnac, unserer Kampfgenossen. Tie Jesniten und der Vatikan bedürfen wahr!:.! keiner Verteidigung gegen so tolle Verlenmdnngen. rwer wir müssen diese Ausschreitung des Alldeutschen Verbau. iw das gebührende Licht stellen, nm unsere Leser zu warnew vor dieser gewissenlosen Gesellschaft. Die He neu s'.-Nen. sich jetzt als die Vorkämpfer der Monarchie hin nnd als die echten Vertreter des „naüonalen" Gedankens. Tüiitj wollen sie Anhang werben in den Kreisen, die noch Sinn lüu eine sesle monarchische Ordnung hasten und den Wie . i»i° schwnng unserer Nation in der Welt ersehnen. Wei l.ch dadurch angelockt süblt, der möge bedeuten, daß du e reute in der jüngsten Vergangenheit ein verhängnisvolles Ha sardspiel betrieben haben, dessen Verluste wir tragen wüsten, und daß sie für die Znlnnit ans eine n e n e I e s n i l e n » v e rsol g n n g n » d K a t h o l i t e n h etze binarbeiten. Ist das der Weg zur Eintracht, zur Samullnck ' lllev guten Kräfte? Haben wir nicht mit den tnlinrtämvu.u i eheir Neigungen ans der Linken übergenug zu tun? a.ü'stw ver legene iind zersetzende Treiben sollte man nicht ...ckldeustch" ! nennen, sondern nn den tick', da es gegen di. dcupcho j Treue verstößt nnd an der deutschen Zninnst frevelt. X! Dre EntnisetttND dr?v deuLsrhen Vntuta i Von uiwerem P o l k s w i r t' ch a f t I i cl> e n Mit- ! arbeite r. Als nnmilteibar nach den Reden des Reick , manz- minister Erzbergcr in der Nationalversammlu'la die . utuste Valuta .ich d.aucuid abwärts bewegt", - ein Prag ;. der übrigens schon lange vorher begonnen hatte, - da neu. die Gegner Echlcrgers schnell bei der Hand, uw ' und den Wirklingen de>' von ihm entwickelt'!: Plane die nuild das», zuznichielen. Was hörten wir damals in -.lies an Vorwnistn aegen Erzberger dahingehend, dm; uar. allerdings in alicrengsien .Kreist' uussenich ifttick'er chuan;- uerl-cte- zu: E'e'terni'g gestellten Anregung de>' Aogc upe-- inng der Bau'uulen und Wertvavwre. dst Be clckc'c. ernng des Markknrses in, Auslände und dawft unsere cai ..! ig- tcit uericknlde! Ist Oe. Man ging cn a.u .l runlion rg-„ Erzl'.'rger sogar soweit, daß man eine Rechnung über den durch die Valulaen.'n''ilniig hc'rbeigeiü')''!cn Verlusr an a eld.: e:t ..»'nellte. N. iuraen aß twi man dabei '. einer Milliardenzssser mW man forderte, daß Erzberger stu iest'» Verlust deutscher Werte aon der Nationalversammlung zur Rechen'ckiasl gezogen and ans dem Ministerium ausze- stl'oistm werde. E.ne diesbezügliche Aktien ist 'an d-c Tentschnationalen Volkspariei sür den Beginn der tonunen- deu Tagungen der Nationalversammlung in Veilm ic» bereitet Nun sind inzwischen längst alle seinerzeit im Schoße des Fin'anzministcru'mis erwogenen Abstempelung-Pläne fallen, gelassen worden nnd der gesamten Oessentlictlai! wurde dieser Entschluß mitgeteitt. Auch das AnNaua lnt ihn selbstverständlich erfahren. Was aber sehen wir min als Folge? Der K n r s der d e u t s ch e n R e i ch s in a r r° sin kl immer rapider. Dieser Tage war die Notie-, rnng in Holland und in der Schweiz uns dem tiefsten Stande, der jemals verzeichnet wurste. Die Notierung in der Schweiz, die während der damaligen Preßtaiinpagiw gegen Erzbergers Finanzpläne dnrchscstnitllich ans etwa 010—320 sür Fraüken lautete, stellte sich am 8. September ans 802, am 10. September ans 120, und am l l. September ans >37. Innerhalb dreier Tage war also ein Kurssturz nm 35 Prozent zu verzeichnen, demenlsprechend die Mark-, bewertimg geringer wurde. Während sür l M. im nvr« malen FriedenskiirS in der Scl wei,; etwa 1,25 Frank be zahlt wurde, stand der Preis sür die Mark zu Beginn dieses Jahres ans 0 00 Fr., Mitte August schon ans 0,-ckst Frank, Mitte September ans 0,23 Frank, nnd in den letzten Tagen ans 0.20—0,21 Franst Ein Schweizer Fran ke», der also in, normale» Frie. m .knrs mit 80 Vs. bezahlt ivnrde. kostete Mitte August etwa k_'i> M.. am 8. September aber^schon 8.02 M., am 10. Sc! Wucher l.22 M. nnd am ll. September gar 8,37 M. Es !. r also eine säst sechsfache Verteuerung eingctreten. 'Roch scharfer war der Knrsslnrz in Holland. Ter holländische Gulden, der im Preise etwa ksrmoliillms- j V«1l«n e«1Ivr Or««It«n1 ? Verlcauk: llgegcign-A., 8vkloö8ti-sks 16 ^oi-N8pr. 13432