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— 115 — sie auch in dem neugedruckten Abc-Buche stehen, weiset er (4) ihnen dieselben darinne, und lässet sie (5) bald dieses Kind an der Talfel, bald jenes im Buche, doch das alle auf diese Lec- tion zugleich merken, nachhuchstabiren. Lernen sie sich auch darein finden, so gehet er (6) die schwehren Wörter, welche auf der folgenden Seite stehen, auf gleiche Manier mit ihnen durch. Alsdann bleibet er (7) allein bey dem Abc-Buche, daraus die Kinder (8) eine Seite nach der ändern durchbuchstabiren, doch dass er (9) sie allemahl zusammen vor sich treten, (10) ein jedes auf das Buch Achtung geben, (11) bald dieses bald jenes die Buchstaben zusammen setzen, unterdessen, wenn das Eine bucli- stabiret, (12) die ändern in ihrem Buche zugleich darauf sehen, unverhofft (13) ein anders in den folgenden Worten fortfahren, und also Keines müssig stehen lässet. Sind sie in dem Abc- Buclie, darinne die Sylben zertheilet stehen, genugsam geübet, so giebet er ihnen den Catechismum in die Hände, dass sie nunmehro die Sylben ohne fernere Hülffs-Mittel aus einander suchen und zusammen setzen lernen, gewöhnet sie auch allmählich an, einen Versuch zu thun, oh sie die buchstabirten Zeilen lesen können. Inmittelst richte er sich auch alsdann nach dem, was in diesem § von p. 8 biss 13 ist erinnert worden. In solcher Arbeit aber hat er Dreyerley in acht zu nehmen, und Zweyerley zu verhüten. Ich acht nehmen soll er (1) die Nothwendigkeit des Buchstabirens. Denn an dieser Kunst lieget mehr, als sich unerfahrene Schul- Leute einbilden. Die Fertigkeit im Lesen und die Richtigkeit im Schreiben wird nimmer mehr von einem Kinde zu erhalten seyn, wo es in dem Buchstabiren versäumet ist. Ja dieser Fehler ist so hartnäckicht, dass viel Leute gefunden werden, welche seiner die gantze Zeit ihres Lehens nicht wieder loss werden können. (2) Die Deutligkeit, dass er den Kindern durch einfäl tige Angabe helffe. Darunter ist die Vornehmste: Man nehme soviel Buchstaben zu einer Sylbe, als wir Deutschen in der ge wöhnlichen Ausssprache darzu nehmen. Und das ist die Ursache, warum oben ist gerathen worden, dass man den Anfang mit dem mündlichen Vorsagen und Nachsprechen im Buchstabiren machen soll. Inmassen sich solcher Gestalt das Kind unvermerkt an diese Regel gewöhnet. Denn wenn ich Z. E. spreche: Ge-rei-ni- get: So merket der Schüler schon, dass ich nicht buchstabiren kan: Ger-ein-ig-et. Weil ich nicht sage: Ger - ein - ig - et, son dern spreche: Ge - rei - ni - get. (3) Die Schwierigkeit. Und diese ist nicht sowohl in solchen Wörtern zu befürchten, welche schlechter Dinges zu unsrer Deutschen Sprache gehören, als sie sich in dergleichen Vocabulis äusert, die aus fremden Sprachen, und sonderlich aus der Lateinischen, Grichischen und Hebräischen entlehnet sind. Z. E. In dem Worte Lection, Evangelium, Christus 8*