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»«««er?> Sächsische Volkszeikung r» März irr« Am Ar. April 1929 ist die Jahrhundertfeier de» «odernen katholischen E n g l a n d, die man in allen »nglischsprechenden Ländern bei den dortigen Katholiken mit warmem Anteil feiern wird; ist sie doch ein zu gewichtiges Er. eignis. um sang- und klanglos übergangen zu werden. An jenem Tage sind es hundert Jahre, seitdem die Katholiken Eng. lands ihre früher entrissene, schwer entbehrte und über alles wertvolle politische Freiheit wieder erlangten und dadurch end lich die Möglichkeit vor sich sahen, zu vollberechtigten Mit. gliedern des englischen Staatslebens und der Gesellschaft auf- zusteigen. Es ist ja durchaus nicht so. als ob es mit diesem Tage in England zum ersten Male vollberechtigte Staatsbürger katho- lischen Glaubens gegeben hätte. Die Katholiken Englands haben eine hohe und heilige Tradition, wie jedermann bekannt tst Das ist es gerade, was den katholischen Engländer mit so besonderem Stolze erfüllt, was ihn so stark von Elaubenseifer durchglühen lägt, wenn man mit ihm über katholische Dinge spricht Auch wir Deutsche sind englischen Katholiken zu großem Danke verpflichtet. War es doch England, das uns Bonifatius, den Apostel der Deutschen, schenkte. Das geschah aber bereits in sehr früher Zeit, sicherlich ein Zeichen der religiösen Ueberschuß- kraft, über die England verfugte Und so rühmt man denn auch seinen sächsischen Königen, einem Laedvalla, Ine, Offa, Ethelwulf besondere Anhänglichkeit an den Heiligen Vater in Rom nach, und der Peterspfennig, den heute alle Katholiken der Welt nach Rom senden, soll im katholischen England auf» gekommen sein. In diesem Zusammenhang sei an die heilig- gesprochenen Könige Englands erinnert um die frühe Blüte- zeit der katholischen Religion in England recht deutlich zu machen. Doch die Reformation bereitete dem ein schnelles Ende. Es war kein leichtes Stück Arbeit, das treue England von seinem katholischen Glauben abspenstig zu machen. Groß ist die Zahl der Märtyrer, die in jener Zeit schlimmster Katholikenver- solgung ihr Blut für ihren Glauben vergossen haben. 62 dieser Elaubenshelden sind bereits von der Kirche heilig oder selig gesprochen worden; zurzeit wird in Rom ein Seligsprechungs- vrozeß für neue 252 englische Märtyrer betrieben, für andere ist ein solcher ^n Vorbereitung. Joseph Bolten schreibt hier über in seiner verdienstvollen Schrift „Katholisches England* (der wir manches entnehmen): „Dem englischen Katholizis mus hat der katholikenfeindliche Staat — fast möchte man sagen — das Knochengerüst zerschlagen, während den Katholiken der übrigen Länder gleichsam mehr in stillem Kamps« da» Blut entzogen wurde." Erst das Jahr 1829 brachte für den katholischen Engländer die politische Emanzipation,, ec wurde frei und bekam die gleichen Staatsbürgerrechte wie seine Mitbürger. Freilich ist dies Ereignis nicht so zu verstehen, als ob nun Katholiken mit einem Schlage im öffentlichen Leben an führenden Stellen ge standen hätten Nur die Möglichkeit staatsbürgerlicher Betäti gung war damit dem katholischen Engländer gegeben, er muht« zusehen, wie er aus seiner gesängnismähigen Zurückgeblieben heit sich die Anerkennung der maßgeblichen Oberschicht erwarb. Ls ist dies für ihn sehr schwer gewesen, standen sich Katholiken und Protestanten doch — wie Wilfried Ward einmal schreibt — gleichsam wie verschiedene Rassen gegenüber, „getrennt vonein ander seit Jahrhunderten in Erziehung und Anschauungen, ohne persönliche Kenntnis voneinander." Daß dieser Prozeß der kulturellen und politischen Emanzipierung des katholischen England so schwersällig und langsam vonstatte» ging, lag zum Teil in inneren Schwierigkeiten begründet. Es fallen nämlich in jene Zeit die ersten Massenübcrtritte vom anglikanischen zum katholischen Glauben, die eine Zahl regsamer und aktiver Neukatholiken den Stammkatholiken, die aus der Zeit der Leiden und Ver folgungen kamen, hinzugesellten. Di« Neuen wollten nach rechter Konvertitenart Bewegung und Erfolge, sie waren von initiativreicher Denkart und vermochten den Sinn der Stamm katholiken. der nach Schüchternheit und Zurückgezogenheit mehr als nach Publizität verlangte, nicht zu befriedigen. So wird es erklärlich, das, sich auch etwa im Organisatorischen eine Scheidung vollzog: in die „Oarclen ok tti« Loul-Sntkolio»" und „Oratorv-catkolies", was naturgemäß wenig geeignet war, die Aktionsfront der eben Emanzipierten zu stärken. Doch über diese Zeiten sind die englischen Katholiken auch hinweg« gekommen, sie wurden mählich eine beachtliche Macht im öffent lichen Leben 1924, in allerneuester Zeit, konnte Kard'nal Bourne kaaen: ..Wir wubten es lelbkt nicht, daü wir ko stark und einflußreich geworben waren. Es geschieht jetzt im Lande nichts mehr gegen uns und auch nichts ohne uns." Dies Ge ständnis des erzbischöflichen Primas der englischen Katholiken ist kennzeichnend für die augenblickliche Lage de» katholischen England. Sehen wir uns diese einmal näher an! 2,14 Millionen Katholiken leben unter 98 Millionen Engländern, sie stellen 5.6 Prozent der Gesamtbevölkerung dar. Freilich sind mit Viesen Zahlen nur die aktiven Katholiken gemeint, die Tausschcin- katholiken zählt man drüben nicht (vielleicht keine so ganz ab wegige Maßnahme). Die Katholiken setzen sich zumeist aus Arbeiterkreisen zusammen, wenige nur kommen aus dem Mittelstand, einige reiche Familien finden sich unter ihnen. Daher treffen wir in den Großstädten wie London. Birmingham, Liverpool. Manchester u. a. die Mehrzahl von Katholiken, auf oem Lande nur ganz wenige. Dian wird sagen, dies sei aber allerschlimmste Diaspora, die englischen Katholiken besäßen auf Grund ihrer Minderzahl wenig Bedeutung. Man wird nicht so oberflächlich urteilen, wenn man einmal die ungeheure geistige Lebendigkeit dieser englischen Katholiken kennt und zum an deren bedenkt, daß diese 2 Millionen Katholiken Englands ge wissermaßen nur das Zentrum der englisch sprechenden Katho liken darstellen und infolgedessen eine größere Wirkmöglichkeit für sich haben. In ganz Großbritannien, Irland und den andern europäischen Besitzungen Englands aibt's bereits 6.19 Millionen Katholiken. Das ganze britische Imperium zählt aber die respektable Zahl von 15,28 Millionen Katholiken. Zieht man den Kreis noch, weiter und nimmt alle englisch sprechenden Katholiken der Welt, so kommt man zu der Zahl von 49,91 Millionen Katholiken. Der Zusammenhalt aller englisch Sprechenden auf der Welt ist eine anerkannte Tatsache, die wir hier in Rechnung stellen müssen, um den Einfluß richtig abschätzen zu können den die wenige» englischen Zentralkatho liken auszuüben in der Lage sind. Und man fühlt diese Ver bundenheit und Zusammengehörigkeit sehr wohl und versucht, gegenseitig immer häufiger zusammenzuarbeiten, ca-opkuotion zu treiben, eine offensichtliche Stärke der englischen Welt. Wie stehen nun diese Katholiken Englands zu ihrem Staat? Absolute Trennung von Staat und Kirche herrscht, wie man sich nach dem oben Gesagten wird denken können. Der Staat bat auck nickt das leiiekt« Wärtcken beim Auf- und Aus- Verschärfung -er Wien (UTA.) Der seit Jahren in Moskau tätige Ingenieur Nikolaus Vasseches verösscntlichl in einem Wiener Blatt eine äußerst be merkenswerte Darstellung über die Verschärfung der Krise in Ruß land. Die Mitteilungen sind um so ausfallender, als Ingenieur Wrsseciies bisher das Sowjetregüne mit Wohlwollen beurteilt Hut. Die unter seinem Namen kier veröffentlichte und aus Moskau stammeude Darstellung muß daher besonders beachtet werden. Llasseches sagt in seinem Bericht: Die russische Agrar krise nähert sich ihrem Höhepunkt. Aber damit erschöpfen sich die Wirtschastsschwierigkeitcn nicht. Auch eine Jndustriekrisc ist un vermeidlich. Die Sowjcircqicru»« kann cs nicht riskieren, infolge mangelnder Belieferung mit Nohstossen Betriebe stillgclegt zu setzen. So bleibt nichts anderes übrig, als für die Industrie alles zu mo bilisieren. Mau ist bei den Investitionen für die Industrie nur zu ost sehr leichtfertig vorgegangen. Einer der ernstesten Fehler war dabei der allzu schnelle Ausbau der Energiequellen, die transkau kasische Krastzenlralc bei Tiflis hat keine Aussicht, jemals ihren Strom an einen zahlungskräftigen Verbraucher abzusetzeu, und nun nähert sich eines der größten Lüasserkrastwerke Europas, der „Dnjeprostroij", seiner Vollendung, und dasselbe Problem wird auch hier anftauchen, wenn der Strom abgesehl werden soll. Alle diese Kraftzentralen bleiben eine dauernde Belastung. Die sowjetistische Volkswirtschaft ist heute in einem Zustande, in dem cs eigentlich keinen anderen Ausweg gibt als abzuivarten. Bei der bestehenden Not, angesichts der Austuninung aller Kräfte des Landes, bei einem stark fortschreitenden Verfall der moralischen Energien, die durch die Wirtschaflsschwlerig- keitcn untergrabe» werden, gilt das ganze Bestreben der Regierung Sau Ser Hierarchie mikzureden. der Heilig« Baker und die eng lischen Katholiken haben frei« Hand und können nach rei» seelsorgrrischen Gesichtspunkten die kirchliche Entwicklung be- stimmen. So nimmt es kein Wunder zu hören, daß England 18 katholische Bistümer hat mit 29 Bischöfen, darunter 4 Erz bistümer mit der Spitze in Westminster (London). Deutschland hat mit seinen 2V Millionen Katholiken etwa die gleiche Zahl von Bistümern. Ein Vergleich wird noch interessanter, wenn man erfährt, daß die Diözese Breslau eine halbe Million Seelen mehr als die 18 Diözesen Englands hat, und Köln mit 3 968 354 Seelen die Gesamtzahl der englischen Katholiken fast um da« Etneinhalbfache übersteigt. Eine weniger angenehme Seite hat die Tennung von Staat und Kirche in Englang mit Bezug aus die Schulsrage. Di« staatlichen Schulen, die elomentiu/ sekools, sind religionslos. Die Religionsgemeinschaften besitzen di« Befugnis eigen« Schulen aus eigenen Mitteln nach staatlicher Approbation zu errichten. Hiervon haben die Kaholiken drüben ergiebigen Ge brauch gemacht; im Jahre 1928 werden 1267 solcher Schulen mit einem Besuch von über 376 66V Kindern unterhalten. Dazu kommen 468 Höhere Schulen («eeonilar/ seboolic) mit 54 465 Kindern. Für die Ausbildung der Lehrer und Lehrerinnen be stehen besonder« „Colleges", die man mit unseren pädagogischen Akademien vergleichen könnte. Alles in allem svricht au» Viesen Zahlen ein erstaunlicher Opsersin» der englischen Katho liken. der für deutsche Verhältnisse beispiellos ist. Die große Hossnung für die Zukunft schöpft da« katholische England aus der ansteigenden Zahl der Konver sionen. Die Konvertitenziffer für 1926 erreichte bald da, 12. Tausend! Und dabei handelt es sich zumeist um Uebertritte, die zählen, da sie aus reinster Ueberzeugung und oft von hoch- gestellten Persönlichkeiten aus erfolgten, also beispielhaft wirken. Ganze Organisationen der englischen Katholiken stellen sich offen in den Dienst der Förderung der Uebertrittsbewegung, so die „Quilcl ok our ttaci/ ok Ilnnsonr", die „Lntkolie Kvi- cioncs Ouilcl", die „ttaiivoits cXicl Sooietv" und die „ttatttolio t'.uilck ok Iftvool". welch letztere einzig der Bekehrung vor» Juden ihre Arbeit widmet. Gerade über diese Kongregationen ließe sich eine Menge sagen, da sich in ihnen vornehmlich die Aktivität der englischen Katholiken entfaltet. Sie sind typisch englisch aufgezogen und arbeiten im Weinberg des Herrn auf weite Sicht, nicht so sehr von Heute auf Morgen. Wir erkennen: Englands Katholiken sind nach 106 Jahren Selbständigkeit zum Sauerteig geworden für das britische Welt reich und die englisch sprechende Welt. Sie sind auch der Er habenheit ihrer Aufgabe bewußt und schassen still und zugleich in der großen Oessentlichkeit sür das Werk der Wiedervereini gung im Glauben, das uns alle anarbt. Lrnst Sauer. Krise in Ruhlarr- der Erhaltung der Währung. Die Währung halten, heißt alle Mit tel auswcndc», um den Lebensstandard der Ärbeilermassen auf Sec jetzigen Stufe zu sichern, für sie wenigstens die Kaufkraft des Ticherwonzen nicht zurückgehen zu lasse». So schreitet »i.rn immer mehr und niehr zur Spaltung der Währung. Der Rubel verändert seine Kaufkraft, je nachdem, aus welcher Tasche er bezahlt wird. Die Uranfänge einer verschiedenen Kaufkraft des gleichen Geldes bestanden schon immmer. Der Zins der Wohnungen richtete sich nach den Mieter». Jetzt geht die Entwicklung weiter. Die Ver sorgung der Bevölkerung mit Konsuniwaren wurde vom Staat auf die .Werktätigen" beschränkt. Arbeiter und Angestellte, die auf Grund ihres Gewerkschaftsbuches in de,, staatlichen Geschäfte» ein- lausen können, zahle» weniger für dieselben Waren als die übrige, nicht Privilegierte Bevölkerung, welche diese Waren auf dem freien Markt erwerben muß. Das setzt eingcsnhrte Brotcinkaufsbuch doku. menticrt uiese Stellung der Währung abermals, und zwar offiziell. Zum „W o h n u » g s ru b e l", zum „Warenrubel* kommt setz! der B r o t r u b c l". Damil ist das Klassenpriuzip bis zur letzten Konsequenz auch auf die weißen Geldscheine erstreckt, welche die Staatsbank druckt und welche anqeblich die gleiche Goldeinbelt repräsentieren. Ter Rubel ln der Tasche des Bauern darf nicht dieselbe Kaufkraft haben, wie der in der Tasche des Jndustrtepro- letariats. Der Kampf zwischen Bauer und Staat wird vor wiegend auf wirtschaftlichem Gebiet ausgcsochten. So lieferte der kommunistische Staat durch die Getreidepreiserhöhuug den Bauern die wirtsckiafilichen Wasfcn zum Kampfe gegen den Sozialismus. Dieses Zugeständnis >var das schwerwiegendste, das seit der Ein- führung der neuen Wirtschaftspolitik gemachk wurde. Gleichzeitig Thraker und Musik Albertthcater. Fast alle Dramatiker haben einmal in ihrem Lebe» den Wunsch, einen „Soiiuneriiachtstraum* zu schreiben. Der Hauptmannsche („Die Jungscrn vom BischofSbcrg") ist ja jetzt sogar Nepertoirstnck des Slaatstheaters geworden. Lüarum sollte also Wolfgang Philipp, derzeit Direktor des Albecllheaiers, seinen Soinmernachislraum nicht auch wieder hervorsuchen? Nun für uns Dresdner ist sein Sommernachtstvaum, der den ominösen Titel „Das glühende Einmaleins* führt, nicht neu, man er- tnneri sich »och seiner Erstausführung lin damaligen Neuen Theater vor reichlich 4 Jahren. ES ist viel Wissen in dem Stück aufgestapelt, zuviel fast, »m eine unmittelbare dramatische Wirkung gewährleisten zu können. Die Sommernacht wird hier zum Sommertag, ober Alt- Hellos und die Betrachtung der heutigen Dinge aus der Perspektive der guten Laune und des Witzes ohne Schärfe finden sich auch hier ein. Der kultivierte Apoll hat sich in di« Nymphe Echo verliebt. Sie verschmäht ihn und muß den Fluch über sich ergehen lassen, an der Rede der Mensche» zu kleben, d. h. ihnen als Echo zu dienen. Echo wiederum verliebt sich in den Hirten Narziß, den reinen Toren, der sich von Echo verspottet fühlt, eben wegen des Echos. Ihre Rivalin Hydora hat mehr Glück beim Kulturgott. Daneben ein „Philosoph", der Eumenes, der die Auswüchse der Zivilisation ver körpert und für den Humor sorgt. Diese Hauptpersonen spielen ein Spiel, das gar wenig kurzweilig sein würde, hätte dieser Dichter nicht sür reichlich Scherze gesorgt, die immer dann, wenn die Slini- mung gefährdet erscheint, belebend eingreisen. Denn, so liebevoll der Autor in seinen Vorbildern, zu denen außer den Griechen auch Ovid und Shakespeare gehören, schwelgt, ebenso sehr belastet er seine Dichtung mit allzuviel Wissen von klassischen Dingen, die ihm per sönlich sicher mehr Vergnügen bereiten als der Majorität eines LhvatcrpuvttkumS von Anno 1929. Der Dichter nannte einmal ge- «idr diese Komödie die Zwillingsschwcster der Tragödie. (Vorwort zur Erstaufführung.) Mir scheint, darüber wie überhaupt über das allzu literarische Wollen tst er zum Schaden seines Stücks gestolpert. Und wie «S schon früher war. so auch dieSinal: das Publikum nahm tberhaupt nur die possenhafte Seite des Ganzen zur Kenntnis, ohne Ach über dry beabsichtigten tieferen Sinn klar zu werden. Und das durste nicht geschehen. Daß es geschah, tst einzig dt« Schuld des Dramatikers. Der auch nicht gleich von Anfang an hätte durch- blicken lassen dürfen, daß sich die Paare finden werden, daß sich also alles im „glühenden Einmaleins" aufläsen werde. — Aber man läßt sich so etwas zur Abwechslung mal ganz gern gefallen und unter der väterlich schützenden Hand des DichlerS wurde recht annehmbar gespielt. Freilich sind Verse nicht die Parke Seite aller Akteurs ini Albertthcater und in dieser Hinsicht siel so manches unter den Tisch. Das Beste gab übevhaupt Eduard Wenck, der den Eumenes ohne Beschwerden und symbolistische Reminiszenzen frisch und lustig an- faßte. Auch Verhoeven wußte sich zu helfen und bestand die Wandlung vom reinen Toren zum feurigen Liebhaber ausgezeichnet. Rainer war nur der schöne Mann Apoll, der die Sannenlampe ansteckt, ansonsten aber ein Faulpelz ist und oem nian darum seinen Bannsprnch nicht glaubt. Seine noch schöneren Partnerinnen waren Anni Wtlke und Gertrud Meinz, die Nymphen, beide gor lieblich zu schauen. Und der nervöse Göttcrbote war Jähnig mit Effekt. Mitschke-Collande hatte die ideale Landschaft auf die Bühne gezaubert, in der mich nur der Schrammstcinzug im Hin tergründe störte. Zck. Staatsoper. Im „Freischütz" sang Herr Bclctto gastweise den „Kaspar". Gesanglich konnte man sich an einer gut- geschulten, leicht beweglichen und klangvollen Baßstimme mit deut licher TcxtauSsprachc erfreuen. Die Darstellung beschränkte sich aus bestimmie gezeichnete Momente und hielt sich von überladenen Gesten frei. Auf diese Weise erhielt der „Kaspar" den finsteren, un heimlichen Clxiraktcr. Verschlossen, nur dann gesprächiger, wenn cs sich uni Gewinnung des neuen Opfers handelt, um für das eigene Leben noch eine Frist zu erreichen. Der Dialog war jedoch zu ein tönig gefärbt ui d mit veraltetem Pathos reichlich durchsetzt. — lieber di- Eigenartigkeiten der Beleuchtung ist man doch manchmal sehr verwundert. Der letzte Teil des 1- Aufzuges liegt in völliger Dunkelheit. Und bei ausgehendem Vorhang steht man zu Anfang des 2. Aktes das Fenster noch tagcshell erleuchtet. Zeitlich ist aber diese Szene später als dir Vorgänge am Schluffe des ersten Aktes. Merkwürdiger Fall! — Der Besuch des Hauses war niangclyait und auffällig bcifqpsarm. —ist- GewrrbehwS. Da» 15. S i n fo n i«k o n z e r t d e r Vo l k 4 - bühne gestaltet« sich zu einer ernsten und wüvdlgcn Gedenkfeier für den verstorbenen E d,ua r d Mörlk«. Wolfgang Schumann gab rin liebevolle» Bild von der Persönlichkeit und Bedeutung des Heimgegangenen, der nun am See im Gcunewald den letzte» Schlaf schläft. Die E g m o >i t-Ouvertüre und die .. Eroica", beides Werke Beethovens, die sür eine musikalische Totenfeier an Tiefe und Erhebung von keinem anderen Werk« übertrosfen werden können, erklangen zum Gedächtnisse des Mannes, dei jahrelang die Dresdner Philharmonie führte und unter dessen Taktslock die herrlichen Ton- schöpfungcn oftmals die Herzen der Zuhörer in Staun geschlagen haben. Florenz Werner und die ihres Generalismus berauble .Kapelle ließen die beiden Musikwerke in bestechender Farben pracht erblühen. Mörlkes Andenken wird in Dresden sorttebcii. und sein Werk wird reiche Früchte tragen. —-ei— Tonkiinjllerveretn zu Dresden. Die hohen Erwartungen, die man auf das Gastkonzert der Be r la g sa n sl a l 1 Deutscher T o n l, ü n fl l e r, Berlin, gesetzt hatte, wurden im 11. Kammer « bend nicht erfüllt. Die Gäste brachten «ine Reihe in Dresden noch nicht gehörter Werke verschiedener Art von lebenden Komvonistcn mit, aber es fehlte dem Abend ein Höhepunkt, ein Werk, das weit über das alltägliche Maß himvegragts. Am wertvvllslen erwiesen sich zwei Stücke aus den polyphonen Studien für Klavier von H W. von W a l t e r s h a u s e n. die alte strenge Forme» mit moder nem Geist erfüllen Diese» am nächsten stand das Quintett in einem Satz sür Klarinette, zwei Violinen, Viola und Violon cello von Kurt Schubert, ein stimmungsvolles, sauber ge arbeitetes Werk, dessen Stilreinbeit nur durch das Neben einander von alten und neuen Kläiux'» und Folaen etwas getrübt wird. Bei der Sonate sür Violine und Klavier von Arnold Edel vermißle man eine straffe Konzenlrativn. Die musikalischen Gedanke» sind, namentlich im langsamcn Sak. zu wett schweflig bearbeitet Am besten gelungen ist der tanzart ge, frisch empfundene lebhafte Schlußsatz. Velde Werke »mittel» auf sehr gemäßigt modernen Wegen. Die Lieder am Klavier von Fritz Stege vermeide», wie auch die folgenden, gewv'tr Tonfolgcn vnd absonderliche harmonische und rhythmische Ge staltung. Sie sind natürlich empfunden und geben den Sl m- mungsgshalt der Dichtung meist gut wieder. 'Aber eine beson- ders fesselnde Eigenart fehlt ihnen, wie nach viel mehr den Liedern vo» Robert Hernried. Etwas Häher an Wert standen die Lieder von Edmund Schröder. Das schon früher Im Toiikiinstlerverein gespielt« unbedeutende Trio von August Reuß beschloß den -lbend. Di« Darbietung der