Volltext Seite (XML)
Das Berliner Explosionsunglück FUns Tole I-riprig und ttmgrbung Dom Leipziger Bezlrlrsausschus; Leipzig. 20. Dezember. Der Bezirksausschuß Leipzig beschäftigte sich gestern mit -em Kanalbau und dem Bahn bau Zöschen —Leip zig. Ter Amtshauptmann erklärte zum Kanalbau. der Glaube, der Bezirk werde infolge der Einbuhe der Garanten eine An leihe ansnehmen, sei falsch. Er könne dazu nicht gezwungen werden: und es bleibe ihm nichts weiter übrig, als seine Ver pflichtungen bezüglich der Aufbringung des fünfprozentigen Lan- desantcils nicht einzulösen. Am Donnerstag würden die preu ßischen Verhandlungen über de» Landerwerb zum Abschluß lummen; die Kosten des Landes würden aus 135 000 Mark geschützt Geriichke um den ReichsoerichispräNdenken Leipzig, 20. Dezember. Berliner Blätter verbreiten eine Meldung, wonach der Reichrgerichtspräsident beabsichtige, wegen der Unstimmigkeiten zwischen der Rcichsregierung und dem Staatsgerichtshos in der Angelegenheit der Reichsbahn-Verwaltungssitze sein Rücktritts, ges-ch zu überreichen. Hierzu ist bei Leipziger zuständigen Stellen eine Bestätigung nicht zu erlangen. ) Städtische Bücherhallen. Die Auslciheabteilnngcn der Städtischen Bücherhallen bleiben vom 23.—20. Dezember und vom 80. Dezember bis 1 Januar geschlossen. Mit Rücksicht aus die aussallcnden Tage sind jedoch vom 20.—22. Dezember, sowie vom 27.—2t). Dezember und vom 2.-5. Januar die Ausleihe- abtcilungen durchgehend von 12 Uhr mittags bis abends 8 Uhr geöffnet. — Für die Festtage bann der einzelne Leser ohne be sondere Gebühr mehr Bücher, als nach der Leseordnung vor gesehen, gleichzeitig entleihen ) Der Vcrwattuiigobericht für die Stadt Leipzig für das N c ch- n»ngsjabr 1027 ist diesmal fristgemäß erschiene». Er ver einigt in einem Band die Berichte der städtischen Abteilungen »nd gibt einen Uebcrbück über die gesamte städtische Verwaltiingsarbe-t. Auch in diesem Jahre ist versucht worden, den BcrichtSstofs in ge drängter Form darzubieten, um die Lesbarkeit des Berichts nicht z» beeinträchtigen. Der Bericht kann zum Selbstkostenpreis von 3.80 Mark beim Nachrichten«,»!, Neues Natl>aus, Hauptgeschoß, Zim.acr 37", entnommen werden. Siiemnitr, Lvicksu. Klsuen tz. Ein Nachspiel zur Elstcrüberschwemmung. In, Jahre 1023 hatte aus Anlaß der damaligen Elstsrüberschwemmung der Bürgermeister von Bösdors einen Einwohner ausgcfovdert, sich an der Hilfeleistung zu beteiligen. Infolge vierstündigen Stehens iw Wasser zog sich der Mann ein Herzleiden zu, wo durch er arbeitsunfähig wurde, und machte die Gemeinde Bös dors schadenersatzpflichtig. Das Landgericht Leipzig und das Obcrlandesgericht Dresden hatten seine Ansvrüäre^ bereits als berechtigt anerkannt. Nunmehr hat auch das Reichsgericht in diesem Sinne entschieden. tz. Zum Selbstmord in Planitz. Da nach dem Selbstmorde des Dcrgarbeiterehcpaarcs Möckel in Planitz, wegen des Ver lustes von angeblich 5000 Mark, den Frau Möckel in Zwickau erlitten haben soll, Gerüchte im Umlauf waren, die diesen Ver lust zweifelhaft erscheine» ließen und dahin gingen, daß der wahre Grund zum Selbstmord in Unregelmäßigkeiten der Ehe leute in ihrer Eigenschaft als Kassierer eines Vereins in Planitz zu suchen sei hat die Polizei ihre Erörterungen fortgesetzt. Dabei hat sich herausgestellt, daß sich die Eheleute tatsächlich Unterschlagungen zum Nachteil eines Sport vereines haben zuschulden kommen loste». Durch falsche Buchungen und Aufnahme von Darlehen haben sie die Verun treuungen z» vertuschen gesucht. Durch die Nachprüfung der Bücher durch den Vorstand des geschädigten Vereins hat sich jetzt herans-gestellt, daß sich die veruntreute» Gelder aus 3 000 Mark betaulen. einschließlich twr aiweblich verloren- gegangencn 5000 Mark auf insgesamt 6000 Mark. tz. Blutige Messerstecherei. Am Dienstag kam es im Lngauer Bergarbeilcrheim neuerdings zu einer blutigen Aus einandersetzung zwischen mehreren Bergleute!, und -anderen Güsten. Zwei Personen wurden schwer verletzt ins Kranken haus geschafft, wo der eine hoffnungslos darniedorliegt. Berlin, 20. Dezember. Ei» zcy>oercs Explosionsunglück hat, wie bereits gemeldet, ani Donnerstag ein fünfstöckiges Gebäude In der Schönlein straße völlig niedcrgclegt. Die Exvlosion ist in der Radio- fabrik Barcker u. Co entstanden. Bisher sind drei Todesopfer sestgesleilt. doch werden noch zwei Arbeiterinnen vermißt, deren Leichen noch unter den Trümmern liegen dürsten. Weitere 29 Arbeiterinnen mußten ins Krankenhaus eingeliefert werden, davon schweben einige gegenwärtig noch in Lebens gefahr. Das graiienvolle an der Katastrophe ist, daß es sich bei den Schwerverwundeteir, wie man jetzt erst Hat feststellen können, «n der Mehrzahl „in 13-, 17, und 10jährige Mädchen handelt, di« bis zur Unkenntlichkeit entstellt, mit verkohlten Gliedmaßen und Gesichtern eingcliefert worden waren. In der Fabrik von Daecker <K Co. ist fast ausschließlich von noch halben Kindern gearbeitet worden, und um so schwerer sind deshalb die Vor» Haltungen, die man den verantwortlichen Behörden über d!« mangelnde Kontrolle aus Jnnehaltung der gewerbe- und feuer polizeilichen Bestimmungen machen muß. Die Städtische Baupolizei, gegen die in diesem Zusammenhänge auch erhebliche Vorwürfe gerichtet worden sind, erklärt uns aus Anfrage, daß sür die Anbringung von Feuer- leiten» bei Fabrikbetrieben keine generellen Bestimmungen be stehen, und daß derartige Schutzvorrichtungen nur von Fall zv Fall gesordert werden. Das Fabrikgebäude Schönleinstr. 5 sei seinerzeit ordnungsmäßig von der Baupolizei abgenommen worden. Allerdings muß diese Abnahme schon vor mehreren Jahren erfolgt sein, denn die Granittreppen, die gleich zu Beginn des Feuers zerbarsten und jede Nettuiigsmöglichteit abschnitten. sind damals noch ohne Bedenken genehmigt worden, während man jetzt schon seit langem erkannt hat, daß derartige Stcin- treppen nicht mit den modernen feuerpolizeilichen Erfahrungen und Forderungen in Einklang zu bringen sind. Die Städtische Bau polizei sei bestrebt, nötigenfalls eine Ilmänderung derartiger Treppen zu verlangen, jedoch müsse hierbei aus die wirtschaft liche,, Verhältnisse Rücksicht genommen werden. Die Verant wortlichkeit sür die Frage, warum denn dieser Betrieb trotz seiner feuergefährlichen Arbeiten nicht später einmal wieder koniroliiert worden sei, schiebt die Städtische Baupolizei de, Feuerpolizei zu, die dem Polizeipräsidenten, also der staatlichen Aussicht, untersteht. Wie sich die Zuständigkeiten über di« einzelnen Ressorts und Ausgaben auch verteilen mögen, die Tat- 6u5 der I.3U5itr l. Weihnachtsbescherung in Bautzen. Zu der diesjährigen Gabonbeschcrung des E I i s ab e t h - F r a „ c „ v e r e i „ s konn ten 55 bedürftige alte Frauen und Mütter kinderreicher Fami- lien mit praktischen und nützliche» Geschenke! bedacki werden. Tie vielen Kleidungsstücke und Lebensmittel kaufte der Berein aus den Mitteln der Mitgliedsbeiträge und aus de» Erträg nissen der Jahresveranstnltungen. auch die hiesige Geschäfts welt Hot in freundlicher Weise beigesteucrt. Tie Feier selbst war in ihrer Schlichtheit so recht geeignet, weihnachtliche An dacht in de» Gästen zu wecken Ein gemeinsames Lied und das Weihnachtsevangeüum leiteten ein. H. H. Parrer Spren kel ließ in seiner Ansvrache so manchen Trostgedanken wach werden: die Liebe des Kindes in der Krippe galt ja allen Men schen. Alte liebe Weihnachismustk boten die hochiv. H. Psarrcr Sprentzel und Tr. Sudbrak, un'erjtützt von Frl. Sprentzel und Quickbornjugend. So wechselten Weihnachtschöre und Lieder zur Laute und Deklamationen, sie ließen ans ein Stündchen AlltagsKummer und Not vergessen. Und dann packte jedes seine Gaben ein: die Damen des Vorstandes, an der Spitze die unermüdliche Vorsteher,», Frau Studiendirektor Neubner. dürfen mit Freude auf ein volles Gelingen der diesjährigen Weihnachtsfeier zurückblicken. Möchten doch im neuen Jahre noch recht viele Fernstehende Mitglieder werden, damit mit fache steht fest, daß hier von den Behörden nicht mit der nötige, Energie vorgegangen ist und daß man sich damit begnügt haß die Vorschriften ans dem Papier stehen zu lasten, ohne sich darum ,u kümmern, ob sie auch durchgcsülirt werden. Die kriminalpolizeiliche Untersuchung hat bereits zu einem Ergebnis geführt, und zwar ist die erste Annahme, daß die Katastrophe durch den Leichtsinn einer Ar beiterin entstanden ist, bestätigt worden. Eine der Arbeiterinnen namens Schönemann, die erst ein paar Tage im Betrieb war, hatte, wie bereits gemeldet, einen der Zelluloid- streisen als Fidibus benutzt, um von einer Nachbarftamme die Gasflamme an ihrem Arbeitsplatz anzuzünden, die zum Er wärmen der Platten diente. Als das Zelluloid rasch aus- slammte und das Feuer an ihre Finger schlug, ließ sie vor Schrecken den brennenden Streifen fallen, der unglücklicherweise In den auf dem Arbeitstisch stehenden Pappkarton mit den übrigen Zelluloidstreifen fiel, die auch sofort in Flammen stan den. Nun warf sie den Karton auf die Erde, daß auch die hier hcrumliegendcn Abfälle von dem Feuer ergriffen wurden. Die Arbeiterin, die durch ihre Fahrlässigkeit die Katastrophe her- oorgerusen hat, ist selbst sehr schwer verletzt und konnte bisher im Krankenhaus noch nicht vernommen werden. * Bayerische Anteilnahme am Berliner Brandunglück. Am Schluß der Dienstagsitzung des Haushaltsausschusses des baye rischen Landtages gab Staatssekretär Oswald dem Ausschuß Kenntnis von dem schweren Explosionsunglück in Berlin. Der Vorsitzende gab namens des Ausschusses der tiefgefühlten Teil nahme Ausdruck. Die Mitglieder des Ausschusses erhoben fichs zum Zeichen der Troucr von ihren Sitzen. Grotzfeuer ln Kalle Halle, 19. Dezember. In einer Malzfabrik in der Vecsener Straße brach heut« nacht um 2 Uhr Feuer aus. Die Feuerwehr griss mit vier Motorspritzen und 14 Schlauchleitungen ein. Das Feuer fand in der hölzernen Innen- und Dachkonstruktion des vierstöckigen Gebäudes sowie in den dort lagernden großen Mengen von Gerste reiche Nahrung und brach schließlich durch das Dach durch. Es gelang, ein Uebergreisen der Flammen aus die an grenzenden Gebäude zu verhindern. Das Feuer dauerte heute früh um 148 Uhr noch an. Das Gebäude ist vollständig ausgebrannt. Der Schaden ist beträchtlich. „och größeren Mitteln diese segensreiche caritative Tätigkeit weiter ausgebaut werden kann. 1. Schwerer Einbruchsdiebstahl. Ein schwerer Einbruchs- diebsiahl wurde in das Goldwarengeschäsr Liebscher in Zittau in der Nacht zum Mittwoch alisgeführt. Ter unbekannte Täter zerschlug mit einem Pflasterstein die große Schaufenster scheibe und stahl u. a. 13 wertvolle Uhren. Als Täter kommt ein 20— 25 Jahre alter Bursche in Frage. Vor Ankauf wird gewar» t. l. Die Sparkossenaufwertung In Löbau. Der vorläufige Aufivertungssatz in der Läbauer städtischen Szxrrkasse wird jetzt mit 22.75 Prozent bckanntgegeben. dürfte sich aber Lei der endgültigen Ausstellung noch etwas erhöhen. l. Tot ausgcslindcn. Tot ausgefundcn wurde an, Dienstag abend der alleinstehende Lcftcr des Läbauer Brandversiche- rungsamtcs, Baurai Seiler. Er scheint durch irgend eine Ge sundheitsstörung beim Esten überrascht worden sein n»ö ist wahrscheinlich erstickt. Ter Vorfall kann sich schon am ver gangenen Sonntag ereignet haben. Der Verstorbene genoß große Achtung und Verehrung. VeraiilwerNich Mi den voiiliicheu Teil Ur. «Äerdard TeSczvl. Dresden -ür de» -gchii-chen TeU »nd das 3»mUe!oii! irr. Mar Dom-chle Dresden >Lr An-eigen- 21 rinr Ven, D reSden. iw« Abfetts Eine Weihnachtserzühlung von Theodor Storni. <1. Eort-eizung.- Bald darauf hantierte die Magd mit dem Kaffcckessek in der Küche, während Marlen die gcsangenc» Fische zwischen Graslngen in einen Korb verpackte, um sie der Herrschaft zur Abcndtasct in die Liadt zu bringen. Die Haushälterin trat in ihre Stube: gegenüber auf der olie» Standuhr schlug es eben zwei. — Nachdem sie sich einen Augen blick die »erklommenen Finger an dem Kachelofen gewärmt baue, um sie an eine messingbcschlagene Kommode und nahm aus verschie denen Schubladen derselbe» ein neues schivarzcs Wollenkled. eine schneeiveiße Haube und ein seidenes Tuch. „Es ist doch Heilig abend!" sagte sie für siel, — Auch crwarlcic sie ja noch Besuch; nubl mir d e Weihnachlsbricfe von ihrem Bruder, eine» wohlslehen- tei' Kausinann in einem deutschen Nachbarlande, und dessen c!n- ?ü e„> Solme. der seil einigen Jahren auf einem größeren Gute die Land'wirt-ehai't erlernte, sonder» auch de» alte» Lehrer drunten aus d>"i: Torfe, wobin der Fußsteig hier vorbei über die Heide sührie. Sic balle ihn, oa er am Vormittag i» die Stadt ging, gebeten, die Briefe für sie von der Post milzubringcn. Nun mußte er bald zurück sein; und er hatte >a auch !»> von- neu Jahre sich zu einem Schälchen Kafftc Zeit gelassen. — Nachdem sie dann noch eine frische Serviette über das unter dein Fenster gebende Tischchen gebreitet, ging sie mit ihren Festkleider» i» das nebeninliegende Schlastämmerchcn, »,„ sich anzuklcidcii. » Es war eine halbe Stunde später. Marten und Täckcl waren mit kcn Fische» in die Stadt gegangen nachdem erstcrcr noch dis Fett einer kürzlich erlegten Fi-choltcr über den Rücken gclmngen hn>e. das er bei dieser Gelegenheit zn verwerten dachte In dem Sülchen drinnen stand ans der weißen Serviette ein sauberes Kaf- scegc cbirr; die verooldcicn Tassen und die Bunzlaucr Kaffeekanne blmklen in den !chrägiake„d«n Soniienstrablen. Vor dem Tisch in dem großen Ohrcnlelmstnbl saß der Schul, iclrcr, ei» ältlicher Man», mit ernstem Antlitz und trotz der ans- gem-'glen Gesichts forme» mit scncm weiche» Lcidcnszng um die su 'nen Auo.e», der sich nicht selten unter den Friesen findet. Die b cnimiieri» des Stübchens, in ihren, F-stanzuge, der weis en Haube u»d dem lila Scidcntüchlci». präsentierte eben ib-cm Eiaste die braunen Pfeffernüsse, die sic zuvor unicr dem Ose» aus dem grünen Bleckkästchen genommen hatte. „Tie Fra» Scuatorin bot sie mir heransgeschickl", sagte sie lächelnd, „sie backt sie alle Jahr zu Wcih- nach labend." Der alte Mann nah», etwas von dein Vackwerk; aber seine Augen lastete» mit einem Ausdruck von Verlegenheit an der ande ren Hand seiner Gastsrenndin, die schon längere Zeit ans einem noch immer vcrjicoelien Briese geruht halte: .Mollten Sie nicht lese», liebe Mamsell?" fragte er endlich. „Hernach, Herr Lehrer; das ist meine Gesellschaft auf den Abend." lind sic strich mit leisem Finger über das Kuvert. „Aber der Herr Senator lptt Sic doch gewiß zu», Chrisibaum eingelaücn?" Ter Ausdruck ruhiger Güte verschwand sür einen Augenblick aus dem etwas blasse» Antlitz de»alten Mädchens. „Es ist heute ei» Tag des Friedens", jagte sic, u»d ihre sonst so milde Stimme klang schars; „ich mag nicht in die Stadt. Ter alte Mann sah mit großen teilnehmende» Augen z» ihr hinüber „Ich bi» zuletzt im Juni dort gewesen, seitdem nicht wieder", fuhr sic fort; „wir lullten hier keine Blumen: aber in den Gärten der Stadt und auch am Hause uiiftres alten Bürgermeisters blühten sie. Der gute Mann hat in die Fremde gehen müssen; aber die Rosen, die er selber pflanzte, hatte» schon die ganze Fronte seines großen Han'es überzöge,- Jetzt wohnt der neue Bürgermeister dann Als ich im Vorübergehc» die geputzten Kinder mit ihrem lauten fremden Geplapper die schönen dnnkelroten Rose» von, Spa lier hcrabrcißcn sah, — mir war cS, als müßte Blut hcraiiSsließen." Ihr Gast schwieg noch immer; aber um seine Lippen zuckle es, als stiege ein Schmerz a»i. de» er vergebens z» bekämpfen suche. „Wir sind mit de», Senator ausgewachsen", begann sie wieder, ..nie!» Bruder und ich; nur waren Nachbarskinder. lind mit diese» Worte» trat ein Löckcln in ihr Antlitz, als blickte sie unter sich i» eine sonnige Landschaft. „Es waren arge Buben damals, die beiden", sagte sie, „sie haben mich >vas ehrliches geplagt." Mamsell lullte die Hä»de in ihren, Schoß gefaltet und blickte durchs Fenster i» die Heide binanS DaS feuchte Kraut der Eriken glitzerte in dem Scheine der villcrgebenden Sonne; und wie schwim mend in Dutt gehüllt stand fern am Horizont der spitze Turm der Stadt. Auch das alle Mädchen saß da, vom blassen Abendschein um flossen. Es war ein Antlitz voll stillen Friedens, i» dem freilich der Zug des Entsagens auch nicht fehlte; aber er war nicht herbe, eS mochte wohl nur ei» bescheiedcnes Glück sein, das hier vergeblich er hofft worden war. „Nach „iisercs VatcrS Tode", sagte sie leise, „war der Senator mir ein hilfreicher Freund, ich habe lange in sei nem Hause gclebi, und spitzer lull er mir dann aus meine Bitte» die sen Posten hier gegeben. Es ist jetzt der rechte Platz sür einen ein samen, alten Menschen." „Aber", sagte der Lebrer und legte de» Teelöffel sorgsäftig über die geleerte Tasse, „hieß cs nicht vor Jahren einmal, liebe Mamsell, daß Sie den ledige» Stand hätten verrücken wollen?" Sie schlug die Augen nieder und strich mit der flachen Hand ein paarmal über das Tamasttncb. „Ja", sagte sie dann, indem sie auf ein getuschtes Prosilbildchen blickte, das in einem Strohblunxn- kranze über der Kommode hing. „Vor Jahren, Herr Lebrer; aber es kam anders, als wir gedacht hatten " Der Lehrer war ausgestaiidcn und besichtigte das Bild. ..Ja ja", sagte er. „der alte Ebrcnsried, wie er leibte und lebte; der Her, Scnator baben bis zu seinem Tode große Stücke aus ibn gelullie»; ich habe manches Päckchen Schnupftabak von ihm zngcwogci, be kommen." Die Haushälterin nickte. „Ich mag es Ihnen wobl erzählen", snbr sie fort, „Sie haben auch Jbrc Lebensfreude, Jbren einzige» Sohn, in unserem Kriege dalüngcgcbcn, und haben ihm de» schöne» Spruch aufs Grab setzen lassen." Der Alte beugte sich vornüber und legte seine Hand wie bc- schwichtigcnd auf de» Arm seiner Freundin. „Das ist nun vorbei", sagte er. und seine Sümme zitterte. „Er starb für seine Heimat, sür welche wir bald nicht mehr leben dürft»; den» auch i» meine. Schule joll nächstens, wie es heißt, die deuischc Sprache alme-cka-fl werden. Mein Wirken ist da»,, zn Ende." — Der alte Mann seufzte „Doch", fuhr er fort, „Sie wollten ja erzäblen!" Sie stand auf nutz süllic erst nach einmal die Tasse des Gastes und präsentierte ihm die Schüssel mit de» WcihnachtSkuchcn. — „Mein Vater", begann sic nach einer Weile, „luttte einen kleinen Posten bei der Stadt »»o nur ein notdürftiges Einkommen, aber er sah nachts a» seinem Pult uns schrieb Noten sür die Klavicrschüftr des SrIiiiisicn, oder er fertigte die Rechnungen sür die Armen- oder kklostervorfteber, die mit der Fcöcr selbst nickt umzugehen wußten. Er >var ein schwächlicher Via»» und bat mit de» vielen Nachtwachen sein Leben wohl verkürzt. Doch als er starb, fand sich sür meinen Bruder und mich, die wir beide »och kaum erwachsen waren, ein kleines sauer verdientes Kapital. Es mochte sür jeden wobl eitt paar tausend Mark betragen." Sie schwieg «inen Augenblick, „lieber dieses Kapital", jagle sie dann, „das ich besaß, da Ehrensried und Ich unfern Versuch taten, konnte ich jpäterbin nicht mehr verfügen." sForttetzung jolgl )