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Nummer 228 — 27. Jahrgang Suche»» smal wöchenU. mit den llliislr. Gratisbeilagen ,D>, ve»' und .Für miiere kleinen Leuie'. lowie den rexibeiiage» ,St. !>en>io<B>aN'. .Nnierhaitiing und Wissen'. .Die Weil der grau'. .Nerzliicher Ratgeber' Das gute Blich' .gilmrund. scha,,'. Monatlicher BezugSvrciS 3 MI. einschl. Bestellgeld, kinzeimimme, >v 4 Sonnabend- ». Sonntaginimmer SO 4. Hauviichriltieitcr: Dr. <S. TeSc.tllk. Dresden. Sächsische Freilag- den S. Oktober 1928 Verlags»»«, Dresden Anzeigenpreise, Die Igesvaltene Pettlzeiie SO 4. isamnien. anzeigen u. Stellengesuche SO-s. Die Betitrellamezeile. k»mm breit. 1 gsir Anzeigen »»ßerhakb des VerbrciiiitlgSgcbicteS 4 O 4. die PetUreklam ezeike I.»0^. Offeriengeb.SO 4. Im gälte böherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung auf Lieferung '»wie Erfüllung v. Anzeigen.Auftrügeu ». Leistung v. Schadener'atz. Geschäftlicher Dell Artnr Lenz. Dresden. volkssettuna tSeichästssirlle. Truttu.Verlag- «ermann,. A..G ,s,r Verlag und Druckerei,Filiale Dresden. Dresden-A. l. Policritratzel?. Fernriuütoill. Pnlticheckkonlo Dresden I7aa Vankkonte Etadtban' Dresden », «171- Für rhrislliche Polilik und Kullur Redaktion der Sächsischen AolkSzettung Dresden-AItltadi t Poiierstratze >7. sternru- SMt> und ?It»2. Das Luftschiff hak die Probe für die grohe Amerika-Fahrt befianden MonMst SlarS zur Amerika-Fahrt Friedrichshasen, 4. Oktober. Das Lustschiss „Gras Zeppelin" ist gestern nach- I »litt, g 5 Uhr 39 gintt gelaiidet. Das Luftschiff hatte auf dem Rückwege von Dresden aus Kurs über Frciberg, Chemnitz und Zwickau genommen, dann um 1 Uhr Plauen überflogen, war 2 Uhr über Bayreuth und 2 Uhr 85 über N ürnberg gesichtet worden. Ansbach wurde 3 Uhr 08 überflogen. Dinkelsbühl 3 Uhr 35. Schließlich ging cs in gerader Linie über Ellwangen und i!! m nach Friedrichshafen. * Der „Graf Zeppelin" liegt nun wieder in der Halle. Er hat mit dieser Dauerfahrt die große Probe für Amerika bestan den. Dr. Eckener wie die anderen Herren von der Führung erklärten, daß das Schiff sich glänzend bewährt habe. Fm ganzen hat das Schiss 2800 Kilometer zu rück g e! e g i. Die größte Höhe war 2375 Meter während der Nacht über der Nordsee. Während der ganzen Dauer der Fahrt haben die Motoren ausgezeichnet gearbeitet, es ist nicht die geringste Störung vorgekommen. Auch die Brenngasversuche, die während dieser Fahrt fortgesetzt wurden, haben allen Er wartungen enlsprochen, und es hat sich gezeigt, daß auch das gemeinsame Laufen der Motoren auf Brenngas vollkommen einwandfrei funktioniert. Während des größten Teiles der Fahrt ist noch Benzin zum Antrieb verwandt worden, weil das Blausas nach Möglichkeit für die Amerikafahrt ausgespart werden soll. Ein wichtiges Ergebnis ist ferner, daß das Schiff k.incrlei Deformierung zeigte. Gerade kei einer so langen Fahrt können sich an einem neuen Schiff mit dieser riesigen Kons.ruktion leicht Verbiegungen oder Verlagerungen zeigen. Aber nichts davon ist aufgetreten, obwohl der „Graf Zeppelin" auch mit starkem Wind zu Kümpfen hatte. Das Interessanteste waren diesmal die Naviga tor i schon Uebunge^i während der ganzen Nacht. Der Sieuerraum war von dem dahinterliegenden Kartenraum voll kommen abgeschlossen und dunkel, damit die Navigation aus schließlich nach den Instrumenten dnrchgesührt wurde. Es war ein seltsamer Eindruck, sagte jemand, der dabei mar, in dem dunklen Naum stehend nur das bunte Aufleuchten der Apparate und unten das weite dunkle Meer. Mit diesen Uebungen ist die Besatzung für die Amerikasahrt geschult. Dr. Eckener hat sie zum großen Teil selbst geleitet. Er hat aus der ganzen. Fahrt nur eine Stunde geschlafen, machte aber beim Verlassen des Schisses einen durchaus frischen Eindruck. Auch der Vertreter des Reichsverkehrsministeriums. Ministerialrat Mühlig- Hosfmann, hat den Uebungen beigewohnt. Er erklärte sich von der Fahrt ebenfalls außerordentlich befriedigt. Das Schiss wird jetzt üb e r h o l t. Es wird außerdem das Nachzieheii der Hülle beendet. Im Anfenthaltsraum der Besatzung im Innern des Schiffskörpers mutz eine Umänderung vorgenommen werden, weil sich gezeigt hat, daß die Venti lation sich zu stark auswirkte. Ueber der Nordsee herrschten in der Nacht süns Grad Kälte, und dieser eisige Wind setzt die Mannschaft natürlich gesundheitlichen Gefahren aus. Die Aenderung ist aber im wesentlichen bereits dnrchgesührt. Am Montag wird das Schiss dann für die Amerikasahrt klar sein, so daß die Reise über den Ozean dann sofort angetreten werden kann, wenn das Ties, das augenblicklich zwischen den beiden Kontinenten liegt, vorüber ist. Post und Verpflegung werden vorher an Bord gebracht werden. Die Briefe bekommen den Poststempel 7. Oktober. Vorher wird das Schiss voraussichtlich »och eine kurze W e r k st ä t t e n fa h r t machen, um auszuprobieren, ob die Aenderung der Schlafgelegenheit für die Mannschaft genügt. Die Fahrtteilnehmer schildern ihre Eindrücke in begeisterten Worten. Die Nachtfahrt sei wundervoll gewesen, und einer der schönsten Eindrücke war Rotterdam in der Abenddämmerung. Das Schiss ist überall, auch in Holland und England, wo es sehr niedrig slog, herzlich begrüßt worden. Die Begeisterung in Deutschland ist unbeschreiblich gewesen. Die Verhandlungen mit Polen Die umslrUkene Dich-Einfuhr Dr. Hermes ist gemeinsam mit dem deutschen v>e;anvren in Warschau, Rauscher, in Berlin eingetroffcn, um der Regierung über den Gang der Verhandlungen Bericht zu erstatten. Augenblicklich sind die Fragen der unbeschränk ten Sweineeinsuhr und damit im Zusammenhang der veterinärpolizeilichen Maßnahmen zu klären. Vorancstchtlich sindct anfangs der nächsten Woche eine Kabinett- sitzung statt, die sich mit dieser Angelegenheit beschäftigen wird. Warschau, 2. Oktober. Eine Reihe von polnischen Zeitungen bringt eine offenbar inspirierte Mitteilung, worin es heißt, daß die deutsch- polnischen Handelsvertragsverhandluirgen in den letzten Tagen soweit gediehen seien, daß es sich als notwendig gezeigt habe, gewisse grundsätzliche Fragen betreffend den Vertrag und gegen seitige wirtschaftliche Zugeständnisse endgültig aufz»klären. Hiermit hänge die Abreise des deutschen Bevollmächtigten Dr. Hermes nach Berlin zusammen, wo die dentsch« Seite zu weiteren Berhandlungsplänen endgültig Stellung nehmen müßte. Ein Teil der deutschen Presse, so heißt es weiter, stell« die polnischen Wünsche als zu weitgehend im Verhältnis zum Ber liner Protokoll vom November 1927 dar. Diese Auffassung sei irrig. Tatsächlich hcBm das Berliner Protokoll nur ein Pro visorium vorgesehen, während die jetzigen polnischen Vor schläge einen vollwertigen Handelsvertrag zum Ziele hätten. Was die anderen Angelegenheiten betreffe, so sei der polnische Standpunkt unverändert geblieben. Polen huldige weiterhin dem Grundsätze des Ausgleichs der beider seitigen Vorteile, der in gegenseitigen Kompensationen seinen Ausdruck finden müsse. Insbesondere betreffe dies die Ausfuhr polnischer tierischer Produkte, gegen die ohne Rücksicht auf di« Bedürfnisse der breiten Vvlksinassen des Reiches von den deut schen Agrarkreisen eine leidenschaftliche Agitation entwickelt worden sei. Es sei zu wünschen, daß der demokratische Teil der öffentlichen Meinung Deutschlands den Widerstand der Reaktion brechen und damit den Weg zu einer günstigen Beendigung der Verhandlungen bahnen werde. Hierzu ist solgedeo zu bemerken: Es ist richtig, daß gewisse grundsätzliche Fragen des deutsch-polnischen Handelsvertrags und bestimmte gegenseitige wirtschaftliche Zugeständnisse endgültig geklärt werden müssen und daß die Abreise des deutschen Bevollmächtigten, Reichs minister a. D. Dr. Hermes, nach Berlin damit zusammcnhängt. Unrichtig sind dagegen die Schlußfolgerungen, die von pol nischer Seite hieran geknüpft werden. Was das Berliner Pro tokoll anlangt, so hat dieses nicht ein „Provisorium", sondern einen sogenannten „kleinen Handelsvertrag" vorgesehen. Kurze Zeit darauf aber ist schon durch das Warschauer Protokoll vom 8. Dezember 1927 eine weitere Vereinbarung erfolgt, durch die das Verhandlnngsfeld im gegenseitigen Einvernehmen auf breiter Grundlage abgesteckt worden ist. Daraus ergibt sich, daß schon tm Dezember v. I. auf beiden Seiten volle Klarheit Uber den Umfang des geplanten Handelsvertrags bestand. Uebrigens -enthält das Berliner Protokoll nicht nur ziffernmäßige Ange bote, sondern es führt auch eine Reihe weitergehender Möglich keiten au, die durchaus noch nicht ausgeschöpft sind. Was die Einfuhr polnischer tierischer Produkte anlangt, so ist dies eine Frage, bei der in erster Linie veterinäre Gesichtspunkte berücksichtigt werden müssen, da der Schutz der wertvollen deutschen Viehbestände vor der Gefahr der Ver seuchung zu den vornehmsten Pflichten der Regierung gehört. Mit der angeblichen „Agitation" der deutschen Agrarkreise haben gewiss« rein sachliche Bedenken gegen bestimmt« polnisch« Vorschlag« nichts »u tu«. Mexiko und die Wahrheit Wie »ie mexikanische Regierung die Presse Knebel» Die in Neuyorr erscheinen»« ,,-Lye crommonwearra" bringt am 12. September einen Artikel von Saunders über „Was ich in Mexiko gesehen habe". Dort heißt es: „Wenn ich an die blutigen und barbarischen Ereignisse denke, die im Laufe zweier Jahre in Mexiko vorgekommen sind, und sie mit den zahmen Berichten darüber vergleiche, die in den Blattern des Landes und in einem großen Teile der ausländischen Presse erschiene» sind, nach denen man glauben müsste, das Land befinde sich in einem Zustand der Ruhe und der Wohlfahrt, muß ich mich üver das Menschengeschlecht wundern. Zwei Dinge sind es, die die Oesfentlichkeit in der fernen Welt über die Lage in Mexiko täuschen. Das eine ist die Zensur über die mexikanische und sremde Presse, Las andere die sehr tätigen und findigen mexikanischen P r e s s e a g e n t u r e n. die besonders in Neuyork und Washington an der Arbeit sind. Die Zensur, mit deren Hilse es Calles gelingt, zu verhindern, daß die Wahrheit sowohl im Lande als auch auger- hald an die Oesfentlichkeit gelangt, steht im offenen Widerspruch mit der mexikanischen Versasjun g." Und nun zitiert er dek 7 Artikel der Verfassung von 1917 und fährt dann weiter fort: , Die Presjezensur geschieht inallerOesfentlichkeit und wird von den staatlichen Zensoren sowohl in den Redaktionen der Zeitungen als auch am Telegraphenamt ausgeübt, so oft irgendein bedeutendes Ereignis verkommt, z. V. ein Aus,Land oder die Ermordung des Generals Obregon. Bei solchen Anlassen befinden sich gewöhnlich zwei Zensoren in den Redaktionen des Exceisivr" und des „Universal", den beiden bedeutendsten Morgenblättern der Stadt Mexiko. Die Postverwaltuna steht in einem schlechten Ruse, wenn man es auch nicht zugeben will, daß Briese geössnet werden. Aber kein vorsichtiger Mensch schickt einen Brief per Post ab, in dem etwas enthalten wäre, was der Regierung mißsallen könnte. Als ich Mexiko verließ, übergaben mir zwei Korrespondenten großer Zeitungen der Vereinigten Staalen Briefe an ihre Verleger, die ich in Neuyork aufgcben sollte, da sie Bedenken trugen, sie der Post anzu- vertrauen. Der Vater einer Ordensschwester, die in einem Kloster unseres Landes (Vereinigte Staaten) lebt, gab mir einen Brief und ein Paket mit, jenen zum Ausgeben aus der Post, dieses zur persönlichen Uehergabe. Die Briese der Korrespondenten enthielten die Beschreibung der Vorgänge in Mexiko. Wären sie der Post in die Hände gefallen, so wären die Absender verhaftet oder aus ge wiesen worden. Die Zensur arbeitet ständig. Sie schüchtert die mexikani schen Zeitungen ein und bedroht die Korrespondenten der aus wärtigen Zeitungen: Als ich noch ein Neuling im Lande war, fragte ich einen Korrespondenten: „Warum schicken Sie diese Dinge nicht brieslich an Ihr Blatt, wenn Sie die Zensur am Teiegraphenamt vermeiden wollen?" Die Antwort war: „Weil mein Blatt dann innerhalb einer Woche hier nicht mehr zugeiassen würde und ich sofort den Ausweisungs befehl erhalten würde, wenn ein Staatsbeamter den Artikel liest." Mir wurde mitgeteilt, daß ein General des mexikanischen 'Heeres sich in die Redaktion eines Morgenblattes der Stadt Mexiko begab und so laut, daß alle Redakteure und Reporter es hören konnten, dein Ehesredakteur droht«, falls er noch einmal so etwas drucken lasse wie an jenem Morgen, er ins Gefäng nis oder in die Verbannung wandern würde. Aus den Chefredakteur machte das einen solchen Eindruck, daß er nach Hause ging und sich krank zu Bett legte. Jeder mexikanische Verleger, der Meldungen oder redaktionelle Bemerkungen druckt, die an einer Reaierungsmaßnahme Kritik üben, ist sich bewußt, daß er in die Verbannung oder ins Gefängnis kommen kann, und die ausländischen Vertreter wissen, daß ihrer die Ausweisung wartet, wenn das, was sie absenden, nicht in die Richtung der Regierung paßt. Die Ausweisung der Ausländer wird hier die Verbannung von Rr. 33 genannt, weil der 33. Artikel der mexikanischen Verfassung den Staatspräsidenten ermächtigt, jeden Ausländer ohne gerichtliches Verfahren anszu» weisen, wenn seine Gegenwart im Lande für unerwünscht gehalten wird. Im vorigen Jahre wurden drei Redakteure des „Excelsior" in Mexiko von Calles ausgewiescn. Mit dieser Methode kann ein jedes Blatt, das einem einflußreichen Staats beamten unbequem geworden, ohne Schwierigkeit unterdrückt werden." Im weiteren erzählt Saunders das Schicksal des ehemaligen Hauptbesitzers des „Universal", Felix Pallavicini. „Der Fall der drei Kinder, die zu Colima von Militär getötet wurden, weil sie den religiösen Boykott unterstützt hätten, ist eines der bezeichnendsten mir vorgekommenen Beispiele für die Rücksichtslosigkeit der Zensur. Es handelt sich um eine überaus grausame Tat. Die mexikanischen Zeitungen erhielten die tele graphische Anweisung, nichts darüber zu veröffentlichen. Die ausländischen Berichterstatter wurden an der Absendnng ihrer bezüglichen Berichte verhindert. Ich habe einen Brief des Ve- 'iäitersiatters einer Vostoner Zeitung an seinen Verleger gelesen, in dem die ganze Geschichte mit allen Einzelheiten und unte« Angabe der Namen der drei Kinder erzählt wurde, aber mit dem Hinzufügen, es solle nicht gedruckt werden, sonst würde er nach den Bestimmungen des Artikels 33 behandelt werden. Als Präsident Carranza nach seiner Vertreibung aus der Stadt Mexiko durch General Obregün auf der Flucht ermor det wurde, stellte sich der Mörder freiwillig dem Gericht, wurde aber nicht bestraft, und die Zeitungen, die wußten, was die Re gierung wollte, befaßten sich nicht weiter mit der Sache. Als Villa wegen seiner Opposition gegen die Kandidatur des Calles für die Präsidentschaft ermordet wurde, kannte man die Mörder seist wohl, aber die Zeitungen erhielten die Anweisung, die Sache in Vergessenheit zu bringen. Und so geschah es. Die Mörder wurden nie vor Gericht gerufen. Als Flores der ehemalige Gouverneur von Sonora, als Gegenkandidat gegen Calles für die Präsidentschaft auftrat, wurde er in seinem Bett« veraiktet. Seine Witwe erklärte am Taae darauf, sie wikle