Volltext Seite (XML)
Nummer 151 — 27. Jahrgang «rlchei»! kinal wScheu«. mit den tlluslr. GralisbeUageu .Die «eil" und .Für unsere «einen Leute", sowie den Terlbeilagei, St. Venno-Blatt". .Vnlerhaltuna und Wissen". .Die Welt der Krau" .Aerztlicher Ratgeber". .Dar gute Buch" .«ilmrund, wdaii". Monatlicher Bezugspreis ll Ml. etnschl. Bestellgeld, «iuzelnunmier ,0 z. Sonnabend- u. Sonntagnummer «v z. Haupt,christleiter- Dr.G. D«Sezyk. Dresden. SachMe Freiiag» den 8. Juli 1928 Ber lagsort, Dresden Anzeigenpreise! Die lgespaltene PetitzcUe »<» ^.«amtlien- anzelge» ».Stellengesuche SN g. Die Petitrellamezeile. 89mm breit, l Für Anzeigen anhcrhalb des Verbreitungsgebietes 4N z die Petttreklaniezeil« I.ttN^r. Offertengeb.SN g. Im Fall« höherer Gewalt erlischt sede Verpflichtung auf Lieferung sowl« Erfüllung v. Anzeigen-Auslrügen u. Leistung v. Schadenersatz^ G-schüslitcher Teil. Artur Lenz. Dresden. tlolrsseitun («eschäftsstell«. Drucku.Bcrlag: Germania. A.-S. sür Verlag und Druckerei,Filiale Dresden. Dresden.A. l. Polierstrabe 17. Fcrurut91012. Postlchecktonto Dresden r7as. Bankkonto Stadtban! DrcSden Nr M7IS Für christliche Politik und Kultur Redaktion der Sächsischen Bolkszeitung Dresden-Altstadt 1. Polierstrabe 17. Fernrin Mll und 2WI2. Iulislürme über Deutschland Die Schäden in Berlin Berlin. 5. Juli. Der Sturm, der am Mittwochnachmittag über Berlin nie- deraing. hat süns Schwerverletzte und acht Leichtverletzte gefor dert. Die Berliner Feuerwehr muhte über 35vmal eingreisen. um die Trümmer von Gerüsteinstürzen und von abgedeckten Dächern sowie vom Sturm umgefällte Bäume von der Strahe zu räume». Besonders schwer heimgesucht wurde der Berliner Tier garten, der verschiedene alte Bäume durch den Sturm verloren hat. Äm stärksten hauste der Sturm im Westen und Siidvsten der Stadt. Die Zahl der vom Wind umgestürzteu Bäume ist noch nicht annähernd abzuschähen. An verschiedenen Stellen wurde» Baugerüste an Hausfronten vom Sturm in die Tiefe ocrissen, Tiir'manfbauten der Häuser stürzten zusammen, zahl lose Fenster wurden eingedrückt. Schwer mitgespielt wurde auch den Zeilungsverkäufern. deren Stände vom Sturm um- geweht wui-den. wobei Zeitungen und Zeitschriften in alle Winde verstreut wurden. Nach einem Augenzeugenbericht gerieten die Türme der Nikolaikirche im Zentrum der Stadt ins Wanken. Dachziegel rasselten auf die Strahe, die sofort von den Fuhgängcrn geräumt werden muhte. Hart mitgenommen wurde auch der Zentralflug- Hafen auf dem Tempclhofer Feld. Hier wurde das Dach eines Flugzeugschuppens in einer Breite von etwa 18 Metern ab gedeckt. Außerdem stürzte der Sturm ein achtsitziges Fokker- Wulf-Flugzeug um. das aus dem Flugfeld stand, zum Glück aber unbesetzt war. Man kann sich einen Begriff von der Stärke des Sturmss machen, wenn man bedenkt, das; sich -10 Monteure und Arbeiter vergeblich bemühten, das Flugzeug zu halten und noch schnell in die Halle zu bringen. Verheerungen in Oberschlesien Gleiwitz, 3. Juli. Auch über Oberschlesieu ging gestern ein schweres Unwet ter mit einem Sturm von 40 Sekunden-Meteru Windstärke nieder. Der Sturm richtete ungeheure Verwüstungen an. Auf dem Glciwitzer Flughafen wurden beide Flugzeughal len abge deckt und die in den Hallen stehenden Flugzeuge durcheinander geworfen und beschädigt. Durch das Unwetter ist der 22 Nieter hol)« Schornstein der städtischen Ziegelei umgerissen worden. Dabei wurde ein Mann schwer und einer leicht verletzt. Auf der Strecke Lauban—Glei- wit; sind Telegraphenstangen und Bäume auf die Schienen ge schleudert worden, so das; eine sehr schwere Verzögerung des Zugverkehrs eiutrat. In Peiskret schäm ist durch das schwere Unwetter der Schornstein einer Ziegelei eingestürzt. Dabei wurden vier Personen getötet und drei schwer verletzt. Fm Wasserwerk Za w a da stürzte ein Schornstein aus eine Autogarage, in die Arbeiter vor dem Unwetter geflüchtet waren. Vier Personen wurden schwer verletzt. Eine davon ist an den Folgen der Ver letzungen erlegen. In Gleiwitz ist ebenfalls eine Person durch Einsturz eines Schornsteins einer Ziegelei getötet worden. Breslau, 2. Juli. Auch über Breslau ging am Mittwoch ein schweres Gewit ter, verbunden mit ausserordentlich heftigem Sturm nieder. Be sonders schwer wurde die Umgebung von Breslau heimgesuchl. Windhose über dem Karz Blankenburg, 2, Juli. lieber Mitteldeutschland tobie am Mittwoch ein heftiger Sturm. Um 11 Uhr vormittags zog vom Brocken bis nach Blankenburg durch den ganzen Harz mit furchtbarer Gewalt eine Windhose, die grohen Schaden angerichtet hat. Bei Dreiannenhohnc ist der Wald buchstäblich uingeweht worden. Bäume von einem halben Meter Durchmesser wurden ab- gekuickt. Lange Wegstrecken sind mit abgerissenen Baum kronen bedeckt. Die Obstbäume haben grossen Schoden erlitten. In Bad G r u u d wurde ei» Passant durch Trümmer eines ab- gcdeckie» Daches erschlagen, andere schwer verletzt. Besonders gross waren die Verwüstungen durch den Sturm auch in Bitter seid und Umgebung. Von einer gröhereu Anzahl von Häusern wurden die Dächer vollständig oder zum Teil abgedeckt. Gros; ist die Zahl der entwurzelten Bäume! esue Starkstromleitung wurde zerrissen. Der Telephonbeirieb -muhte teilweise stittgelegt werden. FlugunsäUe Halle, 2. Juli. Aus dem Flugplatz Wernigerode ereignete sich bei dem Sturm am Mittwoch ein Uuglücksfall. Das Verkehrsflug zeug D 1391 hatte seinen fahrplanmäßigen Flug Quedlinburg —Wernigerode beendet. Pilot und Passagiere hatten gerade das Flugzeug verlassen, als die Windhose sich näherte. Man versuchte das Flugzeug noch zu sichern, der Sturm ris; die Maschine jedoch aus der vierfachen Verankerung und schleuderte sie 10 Meter hach in die Luit. Das Flugzeug ist stark lieschädigt. Triest. 2. Juli. Aus dem Flughaien von Nettun o iiberschlug sich ein italienisches Militärflugzeug bei der Landung und geriet in Beand. Der Chef des Generalstabes der Fliegertruppe. Gene ral Armani, sowie zwei Unteroffiziere, die sich au Bord befan den. erlitten schwere Verletzungen. Von einer Mauer erichlaqen Weet sHolland), 2. Juli. Durch einen Blitzschlag stürzte die Mauer eines Getreiae- lagcrs mit einem grohen Teil der Vorräte auf die Wohnung eines Verwalters, wodurch dieser mit Frau und Kindern den Erstickungstod fand. Billigung -er Regierungserklärung Die Abstimmung im Reichslag Berlin, 2. Juli. Der Reichstag wird in seiner heutigen Sitzung die Abstimmungen über die Mißtrauens- und Bert rau en santrüge vornehmen, die nach der Regierungserklärung eingebracht morden sind. Sowohl die Deutschnationalen wie die Kommunisten haben ein Misstrauensvotum eingebracht. Da gegen haben die Nationalsozialisten ein Vertrauensvotum oor- gelegt, mit der ausdrücklichen Bemerkung, dah sie selbst zwar kein Vertrauen zur Regierung Hütten, dah sie aber durch ihren Antrag die Lage zu klären wünschten. Der Präsident Löbe hat bereits gestern darauf hingewiesen, dah ein solcher Antrag im Grunde eine Verhöhnung des Parlaments darstelll. Es besteht also die Möglichkeit, dah der Aeltestenrat des Reichs tages den nationalsozialistischen Antrag überhaupt zurückweist. Sollte der Antrag aber vor das Plenum kommen, dann dürfte er ebenso abgelehnt werden, wie die Mihtrauensanträge der Kommunisten und Deutschnationalen. Das Ergebnis der heutigen Abstimmung dürfte die A n - nähme einer Billlgungsformel sein, über die sich die hinter der Regierung stehenden Parteien bereits gestern ge einigt haben. Der dementsprechend eingebrachte Antrag lautet: »Der Reichstag billigt die Erklärung der Reichsregierung und geht über alle anderen Anträge zur Tagesordnung über". Da dieser Antrag der weitestgehende ist. dürfte er zuerst zur Ab stimmung gebracht werden und eine Abstimmung über dir anderen Anträge sich damit erledigen. Die Stellungnahme des Zentrums Namens der Z e n t r u m s f r a l; t i o n gab im Rahmen der grohen politischen Aussprache am Mittwoch der Abg. Dr. Perlitius folgende Erklärung ab: Die Zentrumsfraktion betrachtet die heutige Reichsregie rung im Zusammenhang mit den Ergebnissen der Neuwahlen. Die stark veränderten Mehrheitsverhältnisse im Reichstag haben den Weg für die Bildung einer der gesamtpolitischen Entwick lung Rechnung tragenden Regierung gewiesen. Demgemäh hat sich die Zcntrumsfraktion nach den Wahlen für die Schaf fung der Großen Koalition erklärt. Die heilte vorliegende politische Gestaltung ist eine zeit liche Notlösung. Im Hinblick hierauf glaubt die Zen trumsfraktion heute von einer abschliessenden politi schen Stellungnahme absehen zu müssen. Sie beschränkt sich darauf, ihre Haltung zum Wortlaut der Regierungs erklärung zu präzisieren. Das Programm der Rcichsregierung enthält in einem reich lichen Ausmaße Erwägungen, Anregungen, Vorschläge und stellt viele Prüfungen in Aussicht. Die Zukunst mutz erweisen, was die Regierung von der Fülle der formulierten Aufgaben zu verwirklichen vermag. Die auf Weiterverfolgung einer Politik friedlicher Verständigung und europäischer Solidarität hmzieleiiden Bestrebungen der Rcichsregierung, die zugleich den nationalen Belangen und den Sorgen der noch besetzten Ge biete und der Grenzkande gerecht werden wollen, fi irden un- sere ungeteilte Zustim m u n g. Wir begrüßen, dah die Regierungserklärung unseres österreichischen Bruder volkes gedachte und dah wir auf dem Wege des geistiges und kulturellen Zusammenwachsens in der gegenseitigen Rechts angleichung uns näher kommen. In dem i n n e r p o l i t i s ch c n Arbeits-Programm werden eine Reihe von Vorlagen angekundigt. die teils voni Reichsrat bereits verabschiedet, teils dort zur Beratung stehen oder deren Vorarbeiten in den beteiligten Ressorts abgeschlossen waren. Das gilt insbesondere für die in Aussicht gestellten Sozial gesetze. Es liegt im Sinne politischer Wahrhaftigkeit, wenn wir heute, angesichts entstellender agitatorischer Auswüchse im letzten Wahlkampf, auf diese Tatsache ausdrücklich Hinweisen. Wir wollen auch keinen Zweifel darüber aufkommen lassen, Satz wir einige Fragen des innerstaatlichen, wirtschaftlichen und geistig-kulturellen Lebens, sür deren Erwähnung unsere im ersten Stadium der Verhandlungen über die Regierungs bildung gemachten Vorschläge grundlegende Anregungen ge geben habe», schärfer sehen, als sie i» der Erklärung der Regie rung zum Ausdruck gelangen. Wir denken u. a. an die Reform des geltenden Wahlsystems, an Vorschläge zum Schutze des Mittelstandes und der Laudwirtjchast, zur Weiterbildung des staatlichen Schutzes der Allgemeinheit gegenüber Erohbildnngen in der Wirtschaft, an die Reichsschulgesetzgebung, an die posi tive Förderung der Familie. Indem wir die in der Regierungserklärung umschriebene Grundrichtung bejahen, möchten wir ergänzend aus folgen des Hinweisen: Die Regierungserklärung spricht ausführlich vom Schutz und der Förderung der Landwirtschaft und Wiederherstellung ihrer Rentabilität. Die aufgenommenen Anregungen zur tech nischen Intensivierung und Qualitätssteigerung sind unmiß- verständlich, unsicher dagegen die Forderung auf unvermeidlich notwendigen handelspolitischen Schutz der deutschen Landwirt schaft. Man kann das offene Bekenntnis der heutigen Reichs regierung zu dem vom letzten Reichstag beschlossenen Hilfsmerk so aiiffassen, als ob alles Notwendige darin enthalten wäre. Wir sind der Ansicht, dah dieses Hilfswcrk eines weitere» Aus baues bedarf. Der Hinweis auf die Beachtung der Ergebnisse der Genfer Weltwirtschaftskonferenz sott wohl keinen Gegensatz andeuten, zumal gerade in diesen Beschlüssen die Notwendigkeit der Ausrcchterhaltung des Zollschutzcs der landwirtschaftlichen Erzeugung anerkannt wird, und solange nicht andere aussichtsreiche Maßnahmen sich in der deutschen Landwirtschaft erfolgreich ausgewirkt haben. Alle Veriiche- rungen und Anträge aus Hebung der Landwirt schaft und verständnisvolle P siege de» Landvolkes, insbesondere auf dem Gebiete der ländlichen Siedlung sind bedeutungslos, wenn nicht gleicherzeit alle Vor kehrungen zur Festigung und Erhaltung der Rentabilität — einschließlich des notwendigen Zollschutzes — damit verbunden werden. - Die in der Regierungserklärung gekennzeichnete Einstel lung des Staates zu den großen monopolistischen Organisatio nen in unserem Wirtschaftsleben entspricht unserer Ausfassung, insoweit es sich hier darum handelt, die Allgemeinheit gegen über wirtschaftlich unbegründeten monopolistischen Maßnahmen zu schützen. Die Regierungserklärung erweckt stellenweise den Eindruck, als ob wir hier unmittelbar vor praktischen Erfolgen stünden. Eine genaue Prüfung des Wortlautes dagegen ist geeignet, d a h in g e h e n d e E r w a r t u n g e n zu dämp fen, da sich die Sätze gegenseitig eins chrän keil und aufheben. Die Erklärungen der Negierung über ihr Stenerprogramm lassen zu unserer Genugtuung erkennen, daß die demokratischen und sozialistischen Mitglieder des Rcichskabinetto die Auf fassung verlasse» habe», auf Grund derer sie den letzten Etat ablehnten. Wir verzeichnen diese erfreuliche Tatsache. Die Zentrumsfraktion wünscht eine großzügige Entwick lung der Anslandskulturpolitik von Reichs wegen. Die kul turelle Weltgeltung Deutschlands, die Förderung der über staatlichen kulturellen Gemeinschaftsarbeit, die Sorge um das Auslandsdeutschtum und die deutschen Minderheiten muß um fassender und planvoller herausgearbcitet werden, als es bis her mit unzureichenden Mitteln und Einrichtungen geschehen ist. Die Forderung einer sozialen Bildungs politik werden wir mit Nachdruck unter» stützen. Dabei denken wir daran, daß für alle Schichten des Volkes eine lebendige Anteilnahme am deutschen Kulturbesitz geschaffen werde. In der Schulfrage wird die Vorlage eines Rcichs- schulgesetzes uns Gelegenheit bieten, unseren Stondmintt erneut näher darzulegcn. Die Zentrumsfraktion wird keiner Lösung dieser sür die innere Bolkscntwicklung entscheidende» Frage zu- ' stimmen, die nicht der in der Rrichsversassung gewährleisteten