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l-riprig unä Umgebung Ralsbeschlllpe Leipzig, 16. Juni. Der Rat hat beschlossen: Für den Ausbau verschiedener Stra ßen in Leipzig-Connewitz südlich Marienbrunn werden zu Lasten des Vermögensstammcs 967000 Mark bewilligt. Um den endlichen Ausbau der Bahn Z ö sch e n—L e i p z i g zu ermöglichen, wird dem von den beteiligten preußischen und säch sischen Jnteresseutengruppen ausgestellten Finanzierungsplan zu. gestimmt. Darnach werden zu den bereits früher zur Verfügung ge stellten 250 000 NM. weitere 131250 RM. als Darlehen bewilligt, so daß der von Sachsen aufzubringende Anteil zum Bahnbau in voller .Höhe stäiergestellt ist. Zur Einführung der elektrischen Lichtleitung in die Siedlung Essener und Fmmclmaun-Straste werden den Anliegern darlehns weise "0 000 Mark zur Verfügung gestellt. Die Beschlüsse sind den Stadtverordneten zur Entschließung vorzulege». ) Leipzig als Tagungsort- Der Verband vereinigter Bau- matcrialieuhäuoler Deutschlands e V. hält vom 17- bis 19. Juni in Leipzig, 'einer GründuugSstadt, seine 23. ordentliche Hauptversamm lung, verbunden mit der Feier des 25jährigen Bestehens des Ver bandes, ab. Zu der Jubiläumsfestsitzung, die am Dienstag im Reuen Nathans stattfindet, haben verschiedene Reichs- und einzel- snialUehc Ministerien, sowie zahlreiche sonstige Behörden, die großen Drgaiiüaüoncn des Handels und der Industrie, sowie befreundete Verbände die Entsendung von Vertretern zugesagt. Ten Festvor- lrag Nil: Wirklicher Geheimer Lcgationsrat Professor Dr. K. Wie- deufeid. Leipzig, über „Der deutsche Kapitalmarkt in Nachfrage und Angeboi". ) Tödlicher Motorradunfall. In der vergangenen Nacht wurde der Geschäftsführer der bekannten Uhren- und Fahrrao- handlung Trützschlcr in Wurzen, Karl Trützschler, aus der Strasse Wurzen—Leipzig mit seinem Kraftraüe von einem Auto angefahren, in den Strossengraben geschleudert und so schwer verletzt, dass er bald darnach im Wurzener Krankenhaus starb. D>e Schuldfrage ist noch ungeklärt. > Feuer im Tagebau. In den Witznitzer Kohlenwerken bei Borna brach auf einem abgeräumten Flöz Feuer aus, das einen gefährlichen Umfang anzunehmen drohte und eine starke Naucheutwickelung verursachte. Der Wassermangel erschwerte die Lvscharbeiten beträchtlich. Nach einigen Stunden war die Gefahr beseitigt. Die Ursache oes Brandes konnte noch n^ht ermittelt werden. ) Der Schiedsspruch im Leipziger Grosshandel. Die Schlich- tungsverhanolungen im Arbeitsstreit des Leipziger Grosshandels brarbten nach mehrstündiger Beratung der Kammer einen Schiedsspruch, wonach die bisherigen Gehaltssätze bis zum .3! Oktober 1928 verlängert wenden. Erkiärungsfrist 21. Juni l9W. ) Von der Lnndesun>versit8t. Wegen der Uebertragung der Lehrstühle für organische Chemie und angewandte Chemie in der Phoosophischen Fakultät der Universität Leipzig sind Ver handlungen mit den Professoren Dr. Hans Meerwein in Königs berg und Dr, W. Biltz in Hannover eingeleitet worden. (Zirmnltr, rvicksu, ?!surn Exkursionen der D. L. <A. Falkenberq, 16. Juni. Im Anschluss an die landwirtschaftliche Ausstellung in Leipzig wurde der Kreis Liekenwerda von einer grösseren Erknrsion der D u'üben Laiidwir'ichasts-Gcsellschaft besucht, an der Landwirte aus allen Gauen Deutschlands teilnahmcn. Der Besuch galt dem Nitter- gnle Alt - L ö nnewitz mit seinem bekannten Vogelschntzpark, dem Rittergut S cli m e r k e n d o r I, dessen Aussen- und Jnnenwirt- schas! einer eingehenden Besichtigung unterzogen wurden, dem Ueberlandwerk Falken borg und dem Rittergelte Groß rosseln Vorher batte» die Landwirte dem staatlichen Gestüt Gradik einen Besuch abgcstatlct. Am die vogttändische Frauenklinik Plauen, 16. Juni Der Stadtrat hat in seiner gestrigen Sitzung von dem ab lehnenden Beschluss des Landtagsausschusses in Sachsen der Die Eifenmünner Roman. Don Stefan Rudolf Utsch. (40 Fortsetzung) „Mensch!" schrie der Franz und schob aufgeregt die Aermcl seines schmutzigen Wollhemdes zurück. „Ist das wahr'' " „Bestimmt — bestimmt — natürlich! — Ich Hab' den Schuizen doch selbst gesehen!" „Wo liegt er denn?" „Noch im Wald! Der Doktor kam auf. seinem Gaul schon angeritten. Er hatte es eilig. . " Der Franz lief spornstreichs aus der Halle über Felder und Weisen dem Walde zu. Auf der Hütte ging die Nach richt von Mund zu Mund. Die Hüttenleute gerieten in Erregung. Einer nach dem andern lief dem Franz nach. Ihr Schulze war geschossen worden! — „Lauft mir net alle weg!" rief der Platzmeister. „Das Stichloch mutz zugcstopft werden ... Das Eisen müssen wir raus,ziehen. . ." Doch seine Worte fruchteten wenig. Einer nack dem andern verschwand. Nicht aus Neugier liefen sie. Nein, die traurige Nachricht ergriff sie, denn sie liebten alle den Schulzen. Sie glaubten ihm helfen — vielleicht ihn — rächen zu müssen. Mit dem Mitleid stieg auch der Zorn in ihren Herzen auf. Man halte ihren Schulzen geschossen!! — Ihren Hütienschulzen! — Wehe dem Täter! Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die sensationelle Kunde nun im ganzen Dorfe. Als der Köhler Franz auf dem Platze anlangte, wo Friedrich lag. hatte der Doktor bereits die Wunde unter sucht und verbunden. Die Jäger und hinzugelaufene Leute umstanden den Arzt und den Verwundeten. Letzterer lag da — bleich und mit geschlossenen Augen. Als sich der Arzt aufrichtete, hingen aller Augen gespannt an seinem Munde. Der Förster drängte sich an seine Seite und fragte in er wartungsvollem Tone: „Ist's gefährlich. Herr Doktor?" Dieser hob die Schultern. „Ungefährlich ist die Wuicke iedensalls nickt. Der Schuß hat den rechten Lungenflüael Errichtung einer staatlichen Frauenklinik in Plauen mii Be bauer» Kenntnis genommen und beschlossen, weitere Schritte zur Förderung der Angelegenheit zu unternehmen. Es wird die Erwartung ausgesprochen, daß das Plenum des Landtages die geforderten 500 000 Mark als Teilbetrag für eine Frauenklinik in Plauen in den diesjährigen Haushaltsplan einstellt. tz. Bahnprojekt Adorf—Hof. Die Stadtverordneten be willigten in ihrer letzten Sitzung 500 Mark für Vorarbeiten für eine Bahnlinie nach Hof. Die Gesamtkosten der Vorarbeiten für die 33 Kilometer lange Strecke belaufen sich auf 3300 Mark, die von den beteiligten Städten und Gemeinden aufgebracht werden müssen. Die Reichsbalmdirelttion Nürnberg wird einen Entwurf und eine Ertragsberechnung anfertigen. tz. Postauto verunglückt. In Aue t. Erz. geriet Freitag abend ei» voll besetzter Omnibus der Postkraftlinie Schwarzenberg -Aue, dessen Führer die Gewalt über den Wagen verloren hatte, ins Schleudern und fuhr mit großer Schnellig keit dis Straße abwärts, wobei mehrere Bäume umgerissen und die Wagensenster zertrümmert wurden. Schließlich prallte der Omnibus, dessen Bremsen versagt haben sollen, in voller Fahrt gegen die Nikolaikirche. Bier der Insassen wurden schwer, etwa zehn weitere leicht verletzt. tz. Fachschule für Spitzenindustrie. Nach einer Verordnung des sächsischen Volksbildungsministeriums ist von Ostern 1928 ab die Vogtländische Spitzen- und Stickereifachschule in eine Sächsische höhere Fachschule für Spitzen, Stickerei- und Kon fektions-Industrie nmgewandelt worden. tz. Zusammenstoß zwischen Auto und Stratzenbahn. Am Freilagmittag gegen 12 Uhr ereignete sich in Chemnitz auf der Schlossstrasse. Ecke Kassbergstrahe ein Zusammenstoss zwischen einem auswärtigen Lieferwagen und einem Strassenbahnzug. Der Kraftwagen fuhr mit solcher Gewalt gegen den Strassen bahnzug. dass der Triebwagen aus dem Gleis gehoben wurde, mehrere Meter weit fuhr, bis er gegen einen Baum anprallte und stehen blieb. Der Kraftwagen wie auch der Strassenbahn- wagen wurden erheblich beschädigt. Von den Fahrgästen wurde glücklicherweise niemand verletzt; nur der Beifahrer des Liefer wagens erlitt Kopfverletzungen und musste ins Krankenhaus überführt werden. Die Ermittelungen über die Schuldfrage sind noch nicht abgeschlossen. Kur cker l.su5i<r l. Lastauto verunglückt- Freitag nacht verunglückte ein mit leere» Fässern beladenes Lastauto aus Licske bei Kamenz auf der Nautzen-Kamenzer Staatsstraße in der Nähe des Miltitzer Stein- bruches. Das Unglück geschah infolge eines Fedcrbruches. Mit gro ßer Wnckt rannte das Auto gegen einen starken Straßenbau,» und wurde arg beschädigt. Die Ausbesserungen nahmen ziemlich viel Zeit in Anspruch, bis der Lastwagen feine Weitersahrt antrcten konnte. Ter Führer fuhr bet dem Anprall mit dem Kopf gegen die Scheibe und wurde durch Glassplittcr im Gesicht verletzt. Der Bei fahrer kan, mit dein bloßen Schreck davon. Dnß das Unglück noch so glimpflich oboelaufen ist, ist dem mäßigen Fahrttempo des Wagen führers vi danken. l. 28cr Fcldartilleristcn! In den nächsten Wochen erscheint die von dem letzten Kommandeur des Regiments, Oberstleutnant a. D. Siedet, verfasste Geschichte des 2. Kgl. Sachs. Feld er r t i l l e r i e - R c g i m c » t s Nr. 28. Der Preis wird etwa 7 Mark betragen. Um einen Ueberblick über die Höhe der erforder lichen Auslage zu gewinnen, wird um baldige Bestellung gebeten. Bestellungen sind zu richten an Oberstleutnant a. D- Sicdcl, Dres. den-N. 6, OKacis-Straße 2. l. Der Sächsische Bürgermcistcrtag, die Vertretung der säch sischen Mittelstädte, wird »ach erfolgter Neuorganisation vom 21- bis 2.3. Inn! in Bautzen zu einer Tagung zusamnientreten. I. Belohnter Lebensretter. Dem Handelsmann Kurt Donath in Spitzkunnersdorf ist für die von ihm am 17. März d. I. durch rasche und entschlossene Handlungsweise bewirkte Errettung eines Kindes vom Tode des Ertrinkens von der Krcishauplmannschaft Bautzen eine Geldbelohnung bewilligt morden. Neue Regierungsvorlagen St-K N- Dresden, den 16- Juni. Das Gcsinntininislcrimn bat in seiner Sitzung vom 15. Juni 1928 beschlossen, folgende Vorlagen dem Landtag zugehcn z» lassen: 1- Vorlage über das vom Landtag geforderte Gutachten über die wirtschaftlichen Verhältnisse und die zukünftigen Verwendungs möglichkeiten der landwirtschaftlichen Betriebe des Wirtschaftsmini- ftcriinns; Die Regierungsbildung Die tnlersrakttonellen Besprechungen am Sonnabend Berlin, 16. Juni (Drahtbericht). Heute vormittag fanden im Reichstag die gestern verein barten Besprechungen zwischen Hermann Müller und den an der Regierungsbildung interessierten Parteien statt. An der Verhandlung nahmen die Vertreter der Sozialdemokra- ten. des Zentrums, der Deutschen Volksparte:, der Demokraten und der Bayrischen Volkspartei teil. Die Wirtschaftspakte!, die gestern nochmals ihre Bereitschaft zur Teilnahme an den' Verhandlungen ausgespro chen hatte, war nicht zugezogen worden, doch lagen ihre schrift- lich eingereichten Forderungen vor. Gegenstand der Verhandlungen waren lediglich die sach lichen Voraussetzungen der Regierungsbildung. Die Forderung der Deutschen Bolkspartel auf Umbildung der preu ßische» Regierung wurde nicht erörtert. Diese Forderung wird bekanntlich de,, Gegenstand von Verhandlungen zwischen den Fraktionen des preußischen Landtages bilden. V * Die sozialdemokratische Reichstagsfraktion hat im Reichs tag einen Gesetzentwurf eingebracht, der die Abschaffung der Todesstrafe verlangt. An die Stelle der Todes strafe soll nach dem Entwurf lebenslängliche Zuchthausstrafe treten. — Einen gleichartigen Gesetzentwurf wollen die Demo kraten einreichen. 2. Vorlage über besondere Hilfsmaßnahmen für die süchfische Landwirtschaft im Anschluß an die vom Reich beabsichtigte» Hilfsmaßnahmen; 3. Entwurf eines Anleihegesetzes über die Aufnahme von Anleihen bis zum Gesamterlös von 60 Millionen Reichsmark; 4. Entwurf einer Vorlage über den Erwerb der Weißeritz. tat sperren bei Klingcnberg und Malter durch den Staat; 5- Vorlage wegen Uebernahme eines weiteren Staatsbaues für die Aktiengesellschaft Sächsische Werke. Lemelnrir- und Vrprin§v««n § Katholischer Deutscher Frauenbund Leipzig. Mehrfach geäußerten Wünschen der Eltern entsprechend, hat sich der K. D. F. L. entschlossen, versuchsweise, in diesem Jahre er holungsbedürftige Knaben im Alter von 14 bis 16 Jah ren während der Sommerferien nach Ellhofen im bayrischen Allgäu zu senden unter Leitung eines Führers. Der Aufenthalt ist artt 20 Tage berechnet und die Abreise von Leipzig auf den 23. Juli gelegt. Die Kosten betragen 2.50 Mark pro Tag. 20 X 2,50 — 50 und die Reise zirka 10 Mark. Man hat dem K. D F. L. freundlicherweise in dem katholischen Lehrlings heim in Ellhofen, das die Erholungsfiirsorge für Lehrlinge E. V. in München schuf, Plätze zur Verfügung gestellt. Ellhofen liegt bei Rdrhenlach nicht weit vom Bodensee und hat den Blick auf das herrliche Gebirge des Allgäu, den Bodcnsee mit den da hinter liegende» Schweizer Bergen. Es wird den Knaben Gelegenheit geboten unter Leitung eines kundigen Führers das Deutsche Museum in München zu besuchen. Der K. D. F. L. ist bereit, noch einige Knaben, die nicht in Leipzig wohnen, mit nach Ellhofen zu nehmen, falls Gewähr geleistet wird, daß sie sich den Anordnungen des Führers willig fügen. In Frage kommen Mittel-, Gewerbe- und Fortbildungsschiiler usw. Die Anmeldung hat bis zum 22. Juli zu erfolgen. Näheres durch das Büro des K. D. F. Leipzig-Süd 3. Kaiser-Wilhelm-Str. 38, 1. Witterungsaussichten: Wolkig bis heiter. Nach kühler Nacht tagsüber Temperaturen im Flachland auf gemäßigte Wärme ansteigend. Don mittleren Gebirgslagen an auch tags über ziemlich kühl. Massige Winde aus westlichen Richtungen. Ein erquickender Schlaf ist ein Labsal und ein tiefes Be dürfnis für jedermann. Je besser das Bett, desto besser der Schlaf. Bei Bezug von Bettfedern sollten Sie sich daher nur an die anerkannte und solide Firma S. Benisch in Prag X I l, Böhmen, wenden. Unterlassen Sie deshalb nicht, sich vor Ankauf von Bettfedern die reich illustrierte Preisliste obiger Firma gratis kommen zu lassen. gestreift. Vorerst müssen wir den Verwunderen nach Hause transportieren. Dort werde ich ihn weiter unter suchen" Man hatte eine Bahre herbeigebracht und hob nun den Verwundeten vorsichtig auf diese. Der Köhler Franz wollte eben an der Bahre mit- anfassen. da fiel sein Bl'ck auf Ranzoni, der einige Schritte hinter ihm stand und lächelte. Eine teuflische Freude lag in diesem Lächeln — eine wohltuende Genugtuung. And in Franz begann es zu kochen. Sollte der viel leicht . . .? War da vielleicht der Grund zu suchen, wes halb er mit Heinrich soviel getrunken hatte? Franz faßte nicht an der Bahre an. Er warf noch einen Blick auf den armen Schulzen, dann ging er hinweg. Mit einem solchen Grimm und Zorn, wie er ihn im Herzen hatte, konnte er seinen Brotherrn nicht tragen helfen. ^ Hilde war am Tage über außergewöhnlich heiter und fröhlich gewesen; sie hatte bei der Arbeit lustige Liedchen gesungen, so daß die alte Magd mehrmals verwundert den Kopf geschüttelt hatte. Sie fühlte sich leichter und gehobener als sonst — als in den letzten Wochen, in denen sie stän dig im Kampfe mit sich selbst gelegen mar. Jetzt konnte ja alles gut werden. Der Schulze hatte ihr gestern abend das Jawort zurück- gegeben. Der gute Friedrich! — Eigentlich tat er ihr sehr leid, denn gut leiden mochte sie ihn, wenn sie ihn auch nicht liebte. Es hatte ihr viel gekostet, die wahre Neigung ihres Herzens zu offenbaren, denn der Friedrich war §u gut — zu herzensgut — zu ehrlich. Man konnte ihm nicht wehe tun. Deshalb hatte sie ja auch solange und verzweifelt mit sich gerungen. Sie wollte ihn lieben — sie wollte ihn heiraten — sie wollte ihm eine gute Frau werden! Aber der Heiner . . .! Sie liebte Heinrich. — Alles in ihr zog sie zu ihm. — schon seit der Zeit, da sie nach dem Kirchgang mit ihm Kaffee getrunken hatte. Als er dann nie ins Forsthaus ge kommen war. sondern viel des Dorflehrers Maria aus gesucht hatte, war sie ärgerlich gewesen. Im Grunde hatte sie sich aber gesagt: Es ist gut so. Meine Neigung zu ihm kann ich so besser unterdrücken, denn den Schulzen muß ich heiraten. Er hat schon alles zur Hochzeit vor bereitet, das ganze Dorf weiß von der Verlobung — und dann will eine Verbindung mit ihm ja auch der Vater... Als ihr aber die Maria erzählt hatte, daß der Heinrich sie nie geliebt habe, war die noch lange nicht gelöschte Glut von neuem wieder angefacht worden. Sie wußte, weshalb Heinrich trank und so ein liderliches Leben zu führen be gann. Das grämte sie — und es schmerzte sie tief, wenn ihr Vater über ihn schimpfte und behauptete. Heinrich sei aus der Art geschlagen, habe beim Militär allerlei ge lernt und werde mit der Zeit verkommen und versumpfen. Sie kannte ihren Vater und hatte auch seinetwegen nicht gewagt, sich dem Heinrich mehr zu nähern. Doch gestern abend hatte sie eingesehen und gefühlt, daß es nicht mehr so weiter gehen durfte. — Und sie hatte den entscheidenden Schritt getan. Wieder dachte sie an den Schulzen. Wie war er gestern abend vor ihr gestanden! Enttäuscht war er gewesen, das hatte sie gesehen, — aber nicht böse. Ruhig war er ge blieben und still hatte er sie und Heinrichs Mutter an gehört, — dann bitter gelächelt und nachdenklich mit dem Kopfe genickt. „Dann muß ich doch halt Junggeselle bleiben!" Das waren seine Worte gewesen. „Und vielleicht hört der Heiner auf mit dem Trinken, wenn du seine Frau wirst." Noch nie hatte sie den Schulzen so gern gehabt wie in dieser Stunde. Sie hätte ihn umarmen und küssen können. Und mit etwas Humor hatte er hinzugefllgt: „Eigent lich bin ich ja auch zu alt für dich. Nimm ihn dir, — oann wird alles gut. Ein Hagestolz zu sein, ist keine Sünde!" Dann war er heiter geworden und hatte sogar noch versprochen, dem Förster die Neuigkeit zu unterbreiten und dessen Einwilligung zu einer Verbindung zwischen ihr und Heinrich zu erbitten. Den ganzen Tag hatte sie nun auf Heinrich gewartet. Sie nahm mit Bestimmtheit an, daß entweder seine Mutter oder der Schulze ihm das mitgeteilt hätten, was gestern vorgefallen war. Sie hoffte, daß Heinrich darauf sogleich zu ihr eilen würde. Sie wartete und wartete, aber er kam nicht. „Es ist aber heute eine Treibjagd," sagte sie zu sich selbst, „da muß er mit dabei sein, natürlich, er durfte nicht fehlen." Das beruhigte sie. Aber am Abend mußte er kommen. Vielleicht yatte der Schulze schon mit ihrem Vater gesprochen. Sie kannte dessen Einfluß auf ihren Vater und hoffte das Beste. Sie bereitete alles zu Hein richs Empfang vor und malte sich im Geiste diesen in den schönsten Farben aus. (Fortsetzung folgt)