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Nummer KO Sächsische Volkszeitung rr. g«nr ivrs k2i SM -ell MW -er WsW Der gröhle Derschiebebahnhof Sachsens in Dres-en-Friedrichstadt Ein Nervenknoten -er Wirtschaft MV Dresden, den 21. Juni. Eraktheit und Pünktlichkeit ist unsere Stärke. Der Sekunden zeiger bestimmt unser Tempo. Und wehe, wen» der D-Zng nach München 10 Minuten Verspätung hat! Wehe, wenn das Stückgut L. K. 221 eine» halben Tag zu spät in die Hände des Empfängers kommt. Dann ist die Kritik ebenso unbarmherzig wie absolut. Man kann das pon der Reichsbahn verlangen und damit Pasta! Sieh' du zu, Deutsche Reichsbahn, wie du mit dir fertig wirst! Wir leben nicht umsonst im Zeitalter der Arbeitsteilung! Habe ich vielleicht die Zelt und die Pflicht, mich darum zu bekümmern, wie die Reichs bahn funktioniert? Das zivile Leben begleitet die Kiste L. K. 221 bis zur Gülerannahme, Dann fahr wohl! Sie kommt »ns erst wie der zu Gesicht an der Zielstation, bei der Gepäckausgabe. Was da zwischen liegt ist unerforschtes Land, Polargcbiet. obwohl sicber noch nicht alle Züge über den Nordpol fahren. Aber Stückgüter sind stumm und schweigsam! lind die Menschen des 20. Jahrhunderts sind nicht neugierig — i bewahre! Wenigstens in den Dingen nicht, die ihnen am nächsten liegen! O — wenn manches Stückgut doch reden konnte! Nicht nur davon, daß der Reichsbahn der Güterverkehr als Einnabme- gnlle noch lieber ist als der Personenverkehr. Das ist eine alte Sache. Sondern von seinen Reiseerlebnissen. Reisen mit Kindern kann eine Lftial sein. Stückgüter sind so hilflos wie Kinder, wollen beinahe io betreut und so abgewartet sein, wie die Kinder. Sie machen der Reichsbahn viel Mühen und Sorgen. Aber wer fragt danach. Die Fracht wird mit oder ohne Murren bezahlt und das andere geht von selbst und versteht sich auch von selbst. Und schließlich ist diese Groß zügigkeit auch niemand übel zu nehmen. Denn alles, was zwischen der Ausgabe und der Zielstation liegt, ist geheiligtes Land, vor der breiten Oeiscnllichkeit verschlossen. Nur die immer und ewig bevor zugte Presse macht auch hier eine Ausnahme. Sie durste gestern einen t eien Blick in den seine» Mikrokosmos „Güterverkehr" hinein tun. linier der Führung hervorragender Fachleute und dank des Entgegenkommens der Reichsbahndirektion durste sie den größten „V e r s ch i e b c ba h n h o f" Sachsens, de» Ra n g i e r b a h n h o f Dresden-Friedrich st aot in- und auswendig kennen lernen. Und es war wirtlich Neuland, was sie da Heirat: sie sah Dinge, di: in unmitielbarstec Weise den Bedürfnissen dez Alltags dienen, die aber gleich wohl den Augen der breiten Ocssentlichkcit gerade des halb entween bleiben müssen, wei! sie in ihrer Art so gigantisch groß und Gebilde stärkster Eigenart sind. * ,.V e r sch i eb c ba h n h o f" Der Ansdruck verdankt sei» Dasein nicht der Inflation, Vcrschicbebahnhof, d. h. vielmehr soviel wie U m st e i g c ba h n h o f im Reiseverkehr der Güter, mit der Eaiicbränkung allerdings, daß im Grunde nicht die Güter an sich „uwsteigcn", sonder,, die Güterwagen, die Waggons. Aus den großen Vericliiebcbai »böse» — cs gibt davon insgesamt ctiup 1 d.O in Deutschland — lausen die mit den Erzeugnisse» der heimischen Wirtschaft beladenen Güterwagen zusammen. Hier werden sie neu sormicrt, durch geistreiche Einrichtungen ans den, rationellsten Wege zu neuen Zügen zummmcngcstellt. Diese wichtige zugtechuische Arbeit nennt man ..verschieben". Es läßt sich denken, daß cs einfacher ist, 1000 nach verschiedenen Orten adressierte Postkarten nach den ver schiedenen Zielrichtungen zusammenzustellen, als UM Güterwagen in der gleichen Weise zu ordnen. Bei letzteren wachsen die Dimensionen der hierfür unerläßlichen Einrichtungen schier ins Unermeßliche. Dis Gewirr der Gleisanlage» in Dresdcn-Fricdrichstadl mißt z. B. insgesamt 110 Kilometer, d. i. eine Strecke von Dresden bis Ncicbeu- bach. Täglich weisen lster etwa 10(10 Güterwagen verschoben. An- ciuandcracreiht würden sic eine» Zug ausmachen, der von Dresden bis Freibcra reicht, oder auf das Fahr umgcrechuet (300 Arbeits tage) eine Strecke von Dresden bis W la d i w o st o ck, also durch ganz Rußland und ganz Sibirien! Dicke Zahlen geben einen Begras von dem Umsang der Dresden-Fricdrichstädtcr Anlage, deren Bclegstärke, ohne Zugbegleitpersonal, über 600 Personen aus,nacht. «- Der Kops der ganzen Anlage ist der sogenannte „Ablauf- ber g". Er reicht weit bis »ach Cotta hinein und hat sich ob seiner vorwitzigen Gestalt im Volksmunde einen sehr derben Kosenamen gefallen lassen müssen. Sogar die „Wilde Wcißcritz" muß sich unter das Joch dieses Ablaufberges beugen, ehe sie — die heute Gezähmte — die Elbe küssen darf. Die schwersten Güterznglokomotiven, die die Reichsbahn besitzt, schleppen die einlanfenden Züge nach diesem Ab laufberg, der vier Geleise trägt. Der ganze Bahnhof ist als Ge- fäll bahn Hof angelegt. Wie am fließenden Band, ohne jede Dampjkrast, lausen die Wagen nacheinander vom Ablaufberg ab. Sie werden zunächst fein ordnungsgemäß von der Stellerei an der so genannten „Gurgel" auf die „Richtungsgleise" verteilt, von diesen weiter auf die Stationsgleisc, Von diesen aus kaun daun die Zu sammensetzung der Güterzüge noch immer unter bloßer Ausnützung der Schwerkraft erfolgen Auf den, Plan oder aus der Vogelschau gesehen gleicht dicke riesige Gleisanlage einer Harfe, oder vielleicht auch dem Pfeifcn- prospckt einer großen Orgel. Es mag eine Kunst sein, darauf zu spielen. Unablässig bei Tag und bei Nacht rollen die Waggons vom Ablaufberg. Die „Gurgel" kommt nie ganz zur Ruhe. An den Rich. tungs- und Stationsgleisc» stehen Posten und gebieten den anrollen- dc» Wagen oder Wagcngruvpen durch das Aussigen von Hemm schuhen ein sicheres Halt. Hier am Ablaufberg und an der „Gurgel" mußte die Operation ansetzen, wenn man das Verdauungsguantum des Riescnbabnhoscs noch erhöhen wollte. Und das hat man gerade in den letzten Monaten hier in genialer Weise getan, da der Bahnhof den an ihn gestellten Anforderungen kaum noch zu genügen ver mochte. Man bat zunächst eine neuartige Ablaufvorrichlung gescbaf. scn, eine Seilanlage, mit deren Hilfe man die Leistungsfähig, kcit des Ablaufberges zu steigern und zugleich die Betriebssicherheit zu erhöhe» hasst. Die Maschinenanlage für die Seile hat man gleich eine»! großen Schwalbennest am Wcsthange des Ablaufberges an- gesetzt. Die Bevieuung der Seilanlage, mit der nian die Kommando, gemalt über den ganze» Ablaufberg an einem Schalttisch konzentriert hat, ist in einem Reiter st ell werk untergebracht. Breitspurig überspannt cs an der Gurgel unmittelbar über der Wcißcritz die Gleisanlage. Ungehindert gibt es nach allen Seiten den Blick über Aus der Internationalen Arbeitskonserenz, die gegenwärtig in Gens tagt, gab der Direktor des Inter nationalen Arbeitsamtes. Thomas, den üblichen ausführ lichen Bericht über die Tätigkeit des Arbeitsamtes. Eines der interessantesten Kapitel des diesjährigen Berichtes ist das über das Wirken der katholischen Kirche auf dem Ge biete der A r b e i t e r f ü r s o r g e, der Sozialpolitik und der Wirtschaftspolitik unter dem Gesichtswinkel der Enzyklika Rer um »ovarum gesehen. Hier liegt wohl eine Aeußcrung einer Wcltinstitution vor. wie sie selten geboten wird. S>e ist ui» so bemerkenswerter, als Thomas Sozialist ist. Insgesamt bedeutet der Bericht eine rückhalt lose und glänzende Anerkennung des Wirkens der katholischen Kirche und ihrer Päpste aus dem Gebiete internationaler Arbcitspolitik. Wir geben denselben in Uebersetzung wieder. „Mit Aufmerksamkeit, im Geiste verstehender Sympathie müssen wir die neuzeitlichen religiösen Bewegungen verfolgen, die erfüllt sind von sozialem Geiste, und deren Macht wohl nur zu ost unterschützt wird. Auf verschiedenen Wegen vermag die Internationale Arbeitsarganisaiion von dieser Seite her Hilfe von unleugbarem Werte zu finden. So zeigt die große Bewegung, die im Schoße der katholischen Kirche ans der Enzyklika „N erum novaru m" erwachsen ist, unver mindert ihre fruchtbringende Kraft. Es wäre äußerst wertvoll, dieser Bewegung hier bis ins einzelne nachzugehon. Leider erlaubt uns der Raum nur die Wiedergabe einiger leitender Gesichtspunkte. die Gesamtanlage frei und ln geruhsamer Fahrt, aber doch ohne Unterlaß gleiten die Waggons vom Ablaufberg zwischen de» „Bei nen" des Reiterstcllwerkes hindurch: Ein ewiger Blutkreislauf. Da» alle Stellwerk wird schon in den nächsten Tagen „in Pension" gehen, ebenso die bisherigen dürftigen Unlerkunslsräume, die durch ein modernes, neues Dienstgcbäude, unmiltelbar neben dem Rcilerstell. werk, ersetzt worden sind. Hier berührt sich die alte und die neu« Zeit. Nur der Waggonablaus bleibt äußerlich scheinbar immer de« gleiche. Tag und Nacht. ES kommt keine Unterbrechung. So arbeitet dieser Verschiebebahnhof schon seit 1891. Der ganze Ablaufberg ist damals künstlich ausgeschüttet worden. Die Kies. Massen gewann man unten bei der Ausschachtung des Elbhafen» Die Straßen, Fabriken und Wohnviertel von Cotta gebieten einen» weiteren Vordringen des Ablaufberges Halt, Mer der Verkehr wächst noch. Die Scbleppzüge werden länger und länger. Die Reichsbahn konnte daher nur aus eine Intensivierung des Riesen, bciriebes sinnen. Und sie hat in dieser Beziehung Vorbildliches ge leistet und gezeigt, daß der Gefällbahnhof durchaus nicht» Ucberlebtcs ist, im Gegenteil, daß gerade er den gegebenen Verschiebe, bahnhof für unsere sächsischen Verhältnisse darstellt. « Einen Nervenknoten am oeutschen Wirtschaft»- k 8 rperhat man den Verschiebcbahnhof genannt. Der Beamte oben im Reiterstcllwerk und die Männer unten zwischen dem Schienen- wirrwarr, die allesamt gewissenhafte Arbeit leisten muffen, sie fühlen vielleicht am unmittelbarsten diesen Blutkreislauf. An der vorüberrollenden Achsen können sie Tag für Tag ablesen, wie e» um Deutschland und uni sein« Wirtschaft steht. Um so besser für unser Volk, je häufiger hier die Arme zu greifen haben, je beständiger hier die srachtbeladenen Nlaggons abrollen, Ein schönes Bild romantischer Technik, solange eine mild» Junisonne darüber lacht. Aber der Blutkreislauf der Wagen dars nicht stocken, wie immer auch das Wetter grollt. 117 Güterzüge, wollen hier täglich formiert sein. Und wehe, wenn ein unbereche». barer Kältcsturz in die Feinmechanik der über 700 Weichen eingreift! Ein ganzes Land mit seiner Wirtschaft hängt an diesem Kreislauf, von dem wir nur so lange nichts ahnen, als die 1000 Menschen hier i» ihrer Welt in eisernem Pflichtbewußtsein ihren Dienst tun Mau muß um die Größe dieser Dinge wissen, um nicht fehl zu ur. teilen. Darum Dank dem Präsidenten der Reichsbahndirektion und seinen wackeren Helfern, die der Presse gestern diesen Einblick mst so großer Hingabe vermittelt haben! Bet Antritt seines Pontifikats im Dezember 1922 bekräf tigte Papst Pius XI. von neuem die katholisä)« Lehre über die Fragen Oer Moral, des Rechtes, der wirtschaftlichen Ordnung, insbesondere aber „das Recht des Eigentums, die Rechle und Pflichten der Arbeiter in Landwirtschaft und Gewerbe und die Beziehungen zwischen Arbeitern und Arbeitgebern". Pins Xt. wandte sich nachdrücklich gegen diejenigen, die, obgleich sie die Grundsätze jener Lehre nicht bestreiten, „doch im alltäglichen Leben so handeln, als wenn jene Lehre und die so oft verkün deten Befehle ihren ursprünglichen Wert verloren Hütten oder vollständig überholt seien . . , Diese Lehren und Vorschriften." so schloß der Papst, „müssen wieder lebendige Kraft erlangen, und das besonders, wenn es dem Unterricht der Jugend gilt." Diesen, Geiste der Enzyklika „Rerum novarm»" ist die katholische Geistlichkeit getreu und bestrebt, mit ihm das Volksleben mehr und mehr zu dnrchdringe». Auf den Kon zilien der Kirchenprovinzcn, in Hirtenbriefen, in Katechismen finden sich die Regeln Leos Xlll. für eine wahrhaft katholische soziale Organisation wieder, über de» angemessenen Lohn, über berechtigten Streik, über das Schsichtungswescn, über die Pflich ten der Arbeiter zur Solidarität in. Nahmen der Vereinigungen, die >n christlicher Weise die Belange der Arbeitnehmer wahren. Inmitten der soziale» Umwälzungen der letzten Jahre, inmitten der wirtschaftliche» Streitfragen während des Krieges und nachher, mochte foinnien, was wollte — die katholische Geist lichkeit blieb bemüht, jene Lehren reinzuhalten und auszugestal ten. Mit erneuter Kraft wenden sich d i e B i s ch ö f e jetzt gegen die „Lehren und die verhängnisvollen Auswirkungen des Libera- Aus den Spuren Leos XIII. Eine sachliche Anerkennung -er sozialen Arbett -er katholischen Kirche -urch -as inkernakionale Arbeitsam! Mütterliche Erziehung Von Rektor P. H o ch e. Besten Eltern liegt naturgegeben die Erziehung ihrer Kinder ob, und es wird immer der idealste Zustand sein, wenn sich väterlicher und inütterlichcr Einsluß im guten Sinne zusammen am Kinde aus wirken. Es kann aber kaum bestritten werden, daß der Mutter eigentlich die größere Bedeutung bei dieser „königlichen Kunst" zu kommt, und wenn man die Pflichten zwischen Mann und Frau teilt, unterlässt man nicht, der' Mutter die besondere Erzichungsaufgabe zuzuwcisen. Diese Pflicht eignet ihr schon deshalb mehr als dem Manne, weil dieser in der Regel hinaus ins öffentliche Leben, in die Arbeit, in den Erwerb muß. Er verläßt am Morgen das Haus und sieht die Kinder oft den ganzen Tag nicht. Diese aber brauchen jemand, der de» ganzen Tag um sic ist, der sie ständig betreut, anlcitet, erzieht. Das kann in der Regel nur die Mutter sein, die gottlob kn sehr vielen Fällen auch heute noch im Hause bleibt, die daher immer mit den Kindern Zusammenleben kann. AuS dem beständigen Zusammensein wie aus dem besonderen Wese» der Frau wird die mütterliche Erziehung bestimmt. Es ist von Bedeutung, daß im Familienleben das Ktnd einen Ausschnitk ans dem wirklichen Leben erfährt, daß es somit in dieses eingeführt, dafür vorbereitet und erzogen wird. Es werden ihm nicht nur die Tugenden in Worten, wie etwa oft in der Schule, vorgestellt und aucmpfoblcn, sondern das Beispiel leuchtet voran und zieht nach, es gilt, in den vielen kleinen Pflichten des Tages, in der Wirklichkeit -cs Lebens die Tugenden selbst zu üben. Hierbei treffen wir auf einen wichtigen Unterschied zwischen väterlicher und mütterlicher Erziehung. Der Vater kennt das öffent liche Leben besser, daher kann er seine Kinder in die materiellen Ver. häitnisse einsühre», er kann ihnen die Bedingungen des äußeren Lebens ausciuauderlegeu, die späteren Lebensziele weisen, ihnen die Wege dazu ebnen. Das vermag die Mutter im allgemeinen nicht so gut. In ihrem Wesen liegt es dagegen, Hüterin der Ideale zu sein, m« feine, rcn Empfindungen für das Schöne und Gute zu äußern, selbst den Sinn für sittliche und äschetische Werte zu haben und ihn auch bet Ihren Kindern zu pflegen. Die Mutter wirkt in jeder Stunde Minute auf die Kinder ein; sie wirkt durch ihre äußere Erscheinung, durch ihr Tun und Reden, sie wirkt durch die Gestaltung der Wohn- räume. Die Mutter erzieht zu Tugenden, die das spätere Leben einst fordert, wie Ordnung, Reinlichkeit, Pünktlichkeit. Sie führt zum Guien und weckt den Sinn fürs Hohe und Heilige, sie nährt die Phantasie und alle die heimlichen Kräfte, di« später einmal das be sondere Sein und Schassen des Menschen ausmachen. Die Mutter kann so ihr Kind emporsühren, aber freilich auch hinab. Sie kann eS gut, aber freilich auch böse machen, sie wird zu seinem Schicksal. Vor allem wird die Mutter die große Aufgabe erfüllen können, den Sohn zur Ehrfurcht gegen sich, damit aber auch zugleich gegen das ganze weibliche Geschlecht zu erziehen. Der Mann, der von Pietät gegen seine Mutter erfüllt Ist, kann eigentlich kaum roh und unrittcrlich gegen ein fremdes Mädchen sein, die Franenlicbe des Mannes wird mit seiner Mutterliebe parallel gehen. Auch der Vater liebt sein Kind: aber diese Liebe ist härter, väterliche Erziehung daher ost strenger, rücksichtsloser. Die Frau ist mehr Gefühl, der Mann mehr Verstand, beide wohl gleichwertig, aber andersartig. Besonders das kleine Kind hält sich daher fast immer znm Vater in größerer Distanz, läßt sich mehr von ihm rufen, fürchtet nicht selten seinen Ernst, seine Strenge nn- Konsequenz. Anders bei der Mutter. Das Kind Ist in den ersten Jahren auch mehr Gefühl, Empfindung, Einbildung, daher der Mutter ver. wandter als dem Vater. Es Hot dazu die Mutter immer um sich. In allen seinen Nöten und Freuden darf es sich an sie wenden und findet immer Teilnahme. Nicht selten findet es anch dann bei der Mutter Schuh und Recht, wenn es tatsächlich im Unrecht ist. ES spürt gar bald dos weichere Gemüt seiner Mutter, merkt, wie sie ihm wie ein Kind zum Spielkameraden wird, wie sie ihm immer Zuflucht ist. Da spinnen sich die feinen Schicksalsfäden zwischen Mutter und Kind,.da wachsen die Herzen so fest zusammen. Das ist eS, was Logarde, der große Deutsche, beklagt, wenn er des frühen Todes der Mutter gedenkt: „O Mutter, selbst ein Kind, als du gebarst, warum bliebst du mir nicht als Gespielin. Ich konnte ja nicht wachsen als mit dir vereint." In der Weichheit der mütterlichen Erziehung liegt aber auch eine gewisse Gefahr. Wir sind gewohnt, von verwöhnten, verweichlichten, verzogenen Muttersöhnchen M reden - Die Mutter läßt so ost nur ihr Herz, nicht auch die Vernunft reden, ste kan« nicht sehen, daß dem Kinde etwa» weh« tut, st« stärkt in chm nicht genug den Willen »um Leiden und de» Wille» zur Tat. Mütterliche Liebe lucht wohl k«mer dar Beste de» Kinde», ab« kommt zuweilen W keinem Herz. basten Entschluß, weil ihr manchmal der klare Blick für die Reoli. täten des Lebens abgcbt. Mütterliche Weichheit und Nachsicht schonen das Kind manchmal zu sehr, räumen allzu bereit alle Steine ans dem Lebenswege, biegen vielfach van dem eingcschlagenen Wege ab, um dem Kinde nicht webe zu tun. Das sind Gefahren, zu denen mütter liches Wesen neigt, die aber durchaus vermieden werden können. ES gehört dazu freilich ein gewisses Maß von Selbstzucht und Selbst überwindung, das Bemühen, sich in die Bedürfnisse des wirklichen Lebens zu finden. Gottfried Keller erzählt in „Fra» Regel Amrain und ihr Jüngster", wie auch eine Witwe, die ihr Herz auf dem rechte» Flecke bat, imstande ist, ihren Sobn durchaus auch mit väterlichem Ernste und Wirklichkeitssinn zu erziehen, Heute hat die Mutter mehr als ie die Pflicht, ihre Kinder gut zu erziehen. So viele Väter müssen für den Tag über ans dem Hanse heraus und selten ihre Kinder nur, wenn diese noch oder abends schon schlafen. Auch der erziehliche Wert der väterlichen Arbeit ist so ousgeschaltet. Dazu kommt, daß ja viele Kinder ibren Pater durch den Krieg verloren haben, so daß die Witwe sich der gesamten Erziehung gegennbersieht. Das ist sicher eine ungemein schwierige Aufgabe, und gar manchmal mag dem mütterlichen Herzen der Seufzer entfahren: Ach, daß dcni Kinde der Vater fehlt! Aber ie größer die Not, um so mehr muß man sich eben gegen sie stemmen und alle Kräfte zusammenrcißen. Wenn einer der elterlichen Einllnsse fehlt so ist es noch immer besser, wenn die Mutter dem Kinde verbleibt, denn sie beide bilden nun einmal von Natur aus eine enge Schick salsgemeinschaft, und es braucht uns um die Zukunft eines Kinde» immer noch nicht bange zu sein, wenn es nur in der Hut und Wärme der mütterlichen Liebe oufwächst. Ibsen schlägt so dieses Werk der Mütter so hoch an, daß er ansrust: „Die Frauen werden die Mensch, heilsfrage lösen, als Mütter werden sie cs tun!" („Die Deutsche Familie", Tyrolia, Innsbruck.) kür Lv Lvisv Ie mit gezahntem vor! Wanderungen und das Wochenende unerläßlich Lhlorodo nt - Zahn paste und die dazuge hörige ChlorodonI- nitt zur Beseitigung fauliger, übel- nräumen und zum Weißputzen der aesch, von bester Quast ,s,»e 1.« ML. für Kinder 7« Pst, Ist In blau-weiß-grüner »benM «-Mt-. S0 wm