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Nummer 140 — 27. Jahrgang Sr,cheint «mal wSchenli. mit den illustr. Gratisbeilagen .Di, Well» und ,Mr uiilere Neinen Leute", sowie de» LertbeUagen St. Venno-Blatt". .Nnierhaltung und Wissen", .Die Weit der Frau". „Aerztiicher Ratgeber", .Da« gute Buch" .Filmrund, schau". Monatlicher Bezugspreis S Ml. elnschl. Beslellgeld. Einzelnummer 1« Z. Sonnabend- u. Sonutagnunlmer ikv Hauptschrlstieiter! Tr. V. Te«cjt,f. Dresden. SächMe Freitag, -en 22. Juni 1928 Ber lagsort, DreSde» Auzeigenprets«! Die lgespaltene Petitzeile »0 ^.Famtlien- an,eigen „.Stellengesuche ««4. Die Petitrellamezeil, SS mm brelt, 1 X Für Anzeige» außerhalb des Verbreitungsgebiete» 4V 4. die P-tttreNamezetI« I Osferiengeb.»« 4. Im Fall« höherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung aus Lieferung sowie Erfüllung v. Anzeigen.AustrSgen u. Leistung v. Schadenersatz. Geschäftlicher Teil: Artur Lenz. Dresden. Geschäftsstelle, Trucku.Berlag: Germania, A.-G. tiir Verlag und Drncke rel, Filiale Dresden. DreSden.A.t, Policrslrahe l7. Fermusi!l0I2. Posilchecklonlo Dresden r?a, Vanllonlo Stadtban' TreSden Ar 0I7l9 Für christliche Politik und Kultur Dresden Redaktion der Sächsische» BolkSzettung l-Altstadt 1. Polierstratze 17. Fernruf 20711 und 7I0I2. Triumphzug durch die Reichshauplstadl Berlin, 20. Juni. Um 2 Uhr 15 Minuten traf auf dem Tempelhofer Flug feld die „Europa" mit den Ozeansliegern Köhl, Fitzmaurice und 0. Hiihneseld an Bord ein. Ein Geschwader von 50 Maschinen gab den Fliegern das Ehrengeleit. Als die Maschine auf dem Flugfeld anrolltc» ertönten Böllerschüsse, während die Hunderttausende, die auf dem weiten Felde versammelt waren, in laute Freudenrufe ausbrachen. Die Flieger wurden von den Vertretern der Reich t und Stadtöehiirden feierlich empfangen. Die Ansahr, strahen waren umsäumt von den erregten Menschenmasse,r. die ihre Freude kaum meistern konnten. Es folgte ein kleiner Imbiß, währenddessen ein sog. japa nischcs Togesseucrwerk abgebrannt wnrde. Um 18 Uhr verlasse!: dann die Flieger den Flugplatz, um sich zum Nrichslanzlerpalais zu begeben, wo ein Tee statt? »d * Im Namen der Neichsrcgierung begrüßte Vizekanzler Hergt die Ozennslicger. Der Minister gedachte der beiden amerikanischen Flieger, die in west-östlicher Richtung im ver gangenen Jahr den Weg über das Wasser nach Deutschland ge sunden habe» und stellte mit Genuglunng fest, das, beide Flüge t-io Gcfiihlr ncgciisciUger Achtung und Freundschaft zwischen dem deutschen und dem amerikanischen Volke gestärkt hätten. Mit Stolz dürfe ausgesprochen werden, dag der Flug mit einem dentschen Flugzeug und einem deutschen Motor vollbracht worden sei, und es gezieme sich in der Stunde des Jubels auch jener Konstrukteure und Arbeiter zu gedenken, die unter der Leitung von Professor Junkers das geeignete Werkzeug geschaf fen haben. Die Flieger möchten aus dem Jubel, der sie um- brnuse, die Gewißheit entnehmen, das; das deutsche Volk nie aushöre» werde Männer zu ehren, die eine mutige Tat höher stellten <Ks ihr Leben, — Fm Namen der Reichshauvtstadt svrach OberbürgermetsterDr, Bös; herzliche Worte des Da» kos und der Bewunderung und richtete besonders herzlicke Worte des Willkommens an Fitzmaurice, der als Kamerad der deutschen Flieger und als Sohn eines befreundeten Landes hier erschienen sei. Anschließend wurde das Deutschlandlied ge sungen. in das die Menge begeistert einstimmte. Der englische Botschafter In Berlin Sir Ronald Li » dsagab seiner Freude Ausdruck, daß auf dem ersten atlantischen Flug von Ost nach West der Mut und die Talkrast von Irland sich mit dem Mut, der Tatkraft und dem Unter nehmungsgeist Dentschlands geeinigt hätten. Ebenso feierte der amerikanische Botschafter Shurman die Bremenflieger, die eine» neuen Begriff der Menschenkrast gegeben und die Hoff nung auf noch größere zukünftige Siege über die Natur er weck! hätten. Indem er diese Helden ehre, möchte er der deui- schen und irischen Rasse huldigen, die in so hohem Maße zu Macht und Größe -er amerikanischen Nation bcigesteuert habe Es folgten an die Erwiderung Ansprechender drei Flieger Hauptmann Köhl, umbraust von nicht enden wollenden Hurra-Rufen, gab seiner Freude Ausdruck, wieder aus dem Platz zu weilen, auf dem er jahrelang seine Tätigkeit ausgeübt habe. Er und seine Kameraden dankten für den unerwartet begeisterten Empfang. Das, was sie vollendet hal ten. den Flug von Osten nach Westen, hätten sie im Vertrauen auf die gründliche deutsche Arbeit und aus Liebe für die ge heiligte Heimaterde unternommen. Sie dankten Gott dem Allmächtigen dafür, daß er den Flug habe gelingen lassen, Sic überbrächten Grüße von dem großen mächiigen neuen Kon tinente Amerika. — Fitz maurice dankte in englischer Sprache für den überaus warmen Empfang, den man ihm bereitet habe. Er sei stolz darauf, daß er den Flug mit Köhl und Hünefeld habe unternehmen können, nicht nur weil diese Deutsche seien, sondern auch weil sie die beiden nettesten Bur- scheu seien, die er bisher auf der Welt kennen gelernt habe, — Nachdem die irische Nationalhymne gespielt worden war, schilderte dann v. Hünefeldden herzlichen Empfang, den die Flieger in Amerika gefunden haben. Genau so, wie es der Amerikaner vor seinem Vaterland tue, beugten auch sie sich in Ehrfurcht und Liebe vor Deutschland. Hiinefelü schloß mit dem Ruf „Hoch Deutschland", in den die Menge begeistert einstimmle. Die Begrüßung auf dem Podium, das in der Mitte des Flugplatzes errichtet war, sano mit der Ueberreichung eines gewaltigen Lorbcerkranzcs an Hauptmann Köhl ihren Ab schluß Es schloß sich eine Rundfahrt auf dem Tem pelhofe rFeld an, während der 100 japanische Bomben mit Flnggenketten, Zeppelinen, Fallschirmen, Rauchschlangen und Rauchsternen in die Luft geschossen wurden. Eine Sck^ir von mehr als 3000 Schulkindern begrüßte die Flieger mit Ge- sangsvorlrägen. In einer der Flugzeughallen fand dann ein kurzes Frühstück statt, dem sich die Fahrt znm Reichs- k a n z l c r p a la i s anschloß. Diese Fahrt gestaltete sich zu einem wahren Triumphzuge. Am Brandenburger Tor ivar über die Straße ein weißes Transparent mit herzlichen Worten des Willkommens gespannt. Gegen 5 Uhr nachmittags fuhr unter den brausenden Hurrarufen der Menge das über und über mit Blumen bedeckte Auto der Ozeanslieger in die Wilhelmstraße ein. An dein E in p fa n g c b e i m R e i ch s K a n z l e r nahmen die Reichsminister Hergt, Köhler, v, Keudell, Gröner, Schätze! und eine Reihe preußischer Minister teil. Gegen Uhr bega ben sich die Flieger zum Hmel „Kaiserhof". An: Abend fand ein Festmahl in der Krolloper statt, an dem etwa 400 Personen teilnahmen. Im Laufe des ?lbends wurden mehrere Ansprachen gehalten, u. a. vom Reichs verkehrsminister Koch, der dem Wunsch Ausdruck gab. daß die jetzt iu Not befindlichen Pioniere der Forschung General Nobile und seine Begleiter gerettet werden möchten. Reichs- tagsprüsident Lobe feierte die völkerverbindende Idee der Transozeansluge, Ein Fackelzug schloß die Reihe der Fest lichkeiten ab. Blauer Himmel und strahlender Sonnenschein liegen in den Vormittagsstunden über dem Teinpelhoser Feld, Schon in den frühen Morgenstunden sind Tausende von Menschen nach dem Flugplatz geeilt, und immer neue Scharen drängen heran. Uw o,e Mittagsstunde sieht man auch Scharen von Kinvern yeran- ltrömen, die durch den früheren Schulschluß dem feierlichen Empfang beiwohnen können. Eine Reichswehrkapelle und große Lautsprecher, aus denen Musikstücke ertönen, unterhalten die fieberhaft wartende Menge. Das Teinpelhoser Feld mit den Flughafengebäuden bietet, in ein Meer von Farben getaucht, mit dem frohen Leben und Treiben das Bild eines großen Fest platzes. Besonders festlich geschmückt ist aber der Platz vor den Abfertigungshallen, wo der eigentliche Empfang stattfinden wird. Hier hat man ein Podium errichtet, das durch Lorbeer bäume, Tannengrün und frische Blumen völlig verdeckt ist. Dis Schupo hat schwere Arbeit zu leisten. Alle Reserven sind heran gezogen. Die Spannung steigt mehr und mehr. Die freudige Erwartung wird auch nicht herabgemindert, wenn etwa eine dunkle Wolke den Himmel bedeckt. Aber die Sonne bricht immer wieder durch. Auch das Leben in der Stadt selbst war in den Mittagsstunden ganz in das Zeichen der Flieger gestellt, Sämt liche Verkehrsmittel waren überfüllt, und die Menschenmassen drängten sich zu den Straßen, durch die die Flieger kommen sollen. Sie Zwilche»!»»»«»« In Hamburg Hamburg, 20 Juni. Die Ozeanflieger sind auf ihrem Flug von Bremen nach Berlin um 11 Uhr in Hamburg zu einer Zwischenlandung ein- getrofsen. Zu ihrem Empfang hatte sich eine unübersehbare Menschenmenge eiiigefundcn. Der Senat mit Bürgermeister Roß an der Spitze war fast vollzählig erschienen. Unter den Hochrufen der Menge entstiegen die Flieger dem Flugzeug, Im Namen des Senats begrüßte sie Bürgermeister Roß mit einer Ansprache, in der er darauf hinwies, daß es der Tatkraft dieser Männer gelungen sei, eine neue Verbindung zwischen der alten und neuen Welt zu schaffe». Die alte Hansestadt an der Elbe, die mit ihrer Bremenschen Schwester gemeinsam seit Jahrhunder ten Mittlerin des deutschen Verkehrs nach Uebersee sei, wisse diese Tat besonders zu schätzen. Im Namen seiner Kameraden sprach Hermann Köhl kurze Dankesworte. Sie seien glücklich, daß sie vor der Reise nach Berlin noch in Hamburg ihren Dank abstatten können. Habe doch Hamburg viel dazu beigetragen, daß der Flug gelang. AobUe ausgefunden Ma-dalena überbringk Proviant und Material Oslo, 21. Juni. Die italienische Gesandtschaft in Oslo hat von der Citta dl Milano eine Meldung erhalten, nach der es dem italienischen Flieger Maddalena geglückt ist, Proviant in das Lager Nobiles ab z umersen. Maddalena war Mittwoch morgen um 6 Uhr in Kingsbay ausgestiegen, um Nobile zu erreichen, nachdem mit der Nobile gruppe ein neues System von Funkzeichen vereinbart worden war. durch das das Flugzeug gelenkt werden sollte. Gegen 9 Uhr vormittags hatte auch die meteorologische Station von Tromsö neue Funksprüche von Nobile aufgefangen, die an Maddalena gerichtet waren. Rom, 20. Juni. Amtlich wird bestätigt.- daß es am Mittwoch Maddalena gelungen ist, 300 Kilogramm Lebensmittel und Material über Nobile abzuwerfen Maddalena kehrte um 12.30 Uhr nach Kings bay zurück. Amuntsön norgelan-et Berlin. 21. Juni. Wie aus Kopenhagen gemeldet wird, ist nach dort einge- laufenen Meldungen das Latham-Flugzeug, mit Amundsen an Bord, im nördlichen Polarmeer zu einer Notlandung gezwun gen worden. Amundsen hat dringend um sofortige Hilfe gebeten. Das Schicksal -er „Bremen" Quebeck, 21. Juni. Der Direktor -er Kanadischen Transkontinentalen Luft verkehrsgesellschaft, Louis Cutsinier, der das erste Flug zeug nach Greenly Island gesteuert hatte, um Hauptmann Köhl und seinen Gefährten Beistand zu leisten, erklärt, daß der ge- strandete Eindecker „B reinen" auf der Insel bleiben wird, bis die deutschen Bersicherungssachverständigen eingetrofsen sein werden. Dann werde das Flugzeug verpackt und nach Deutsch. land verschifft werden. Die „Bremen" sek zwar ernstlich be schädigt, könne aber für weitere Flüge wieder instand gesetzt werden. Die mexikanische Kullurschan-e vor dem Schweizer Parlament Bern, den 20. Juni Anfangs Juni kam die schandbare Ehristenversolgung Mexikos auch im Eidgenössischen Parlament in Bern zur Sprache. Der greise Züricher Nationalrat Georg Baum berger, rühmlich bekannt als christlichsozialer Arbeiter führer wie als Schriststeller, geißelte in kurzer, aber trefflicher Rede die gegenwätige Verfolgung der Katholiken durch Calles. Der schweizerische Nationalrat sagte u. a.: „Ich weiß wohl, daß man einwendet, an diesen Zuständen seien die Katholiken, bzw. der Katholizismus in Mexiko schuld, da sich der Klerus zu wenig um das arme Volk bekümmert habe, um das Volk der Indios. Ich gestehe diesem Vorwurf eine gewisse Berechtigung zu. sage aber, wenn wir alle niartern und erschießen wollten, die sich bei uns wenig um das arme Volk bekümmert haben, ich glaube, es gebe sogar Leute in diesem Saale, die an die Wand gestellt werden müßten, nicht etwa nur konservative Katholiken und nicht nur Freisinnige, sondern bei genauer Untersuchung auch Herrschaften der äußersten Linken. Ich will Sie nicht Hinhalten init Schaucrschilderungen über die Missetaten, wie sie in jener Republik vorgekommen sind, nicht Hinhalten mit Schil derungen der entsetzlichen Martern, denen katholische Priester und Laien ausgesetzt worden sind, nicht Hinhalten mit den blutigen Hinrichtungen, nicht Hinhalten mit einer Schilderung der brutalen Vergewaltigung katholischer höherer Bildungsanstalten und der Inhaftierung der ganzen Schülerzahl solcher Anstalten. Es ist heute nicht mehr nur die katholische Presse Europas, die darauf aufmerk-