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Nummer 132 — 27. Jahrgang Erscheint Sinai wöchen». mit den illnstr. Gratisbeilagen .Die «eit' und .Für unsere »einen Leute', sowie den Lextbeilagen »St. Veuno-BIatt', .Unterhaltung und Wissen', .Die WeU der Frau'. .Aerzlltcher Ratgeber'. .Das gute Buch' .Filmrund. schau'. Mlin. nlicher Bezugspreis 8 Mk. elnschi. Bestellgeld, vinzelnumun- lO z. Sonnabend, u. Sonntagnummer »0 Hauvischristleitek! De. w. TeSczhk. Dresden. Sonnabend, den 7. Juli 1928 BerlagSort, Dresden »lnzeigenpreis«, Die Igespaltene Petit,eile !»<» ^.Familien- «nzeigen ».Stellengesuche 20 4. Die PetitreNamezeile. 89mm breit. 1 Für An,eigen außerhalb des Verbreitungsgebietes 4« g. die PetitreNamezeile 1 Off-rtengeb.2<» g. Im Fall- höherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung auf Lieferung sowie Erfüllung v. Anzeigen-Austriigen u. Leistung v. Schadenersatz. LeschSstltcher Teil: Artur Lenz, Dresden. tSeschäftSftell«, Drnitu.Verlag; Germania. «>!>. iür «erlag und Druckerei,Filiale Dresden, Dresden-A. l. Polierstratze N. Fernnis2I012. Postscheckkonto Dresden 27N7 Bankkonto- Stadtbank Dresden Nr 6t719 Für christliche Politik un- Kultur Redaktion der Sächsischen VolkSzrituug Dresden-Altstadt 1. Polierstras,,' 17. Fernem Ml> und rioi2. Die deutschen Angeklagten Otto un- Meyer freigesprochen Moskau, 6. Juli. J>» Schachty-Prozeß wurde heute das Urteil verkündet. Die deutschen Angeklagten Meyer und Otto wurden frei, gesprochen, der deutsche Angeklagte Badstieber wurde unter Zubilligung einer Bewährungssrist zu 1 Jahr Ge- sängnis verurteilt. * In Deutschland wird dieses Urteil mit Genugtuung be grübt werden. Von den vier verhafteten Deutschen war be- kanntlich der Monteur Wagner schon früher entlassen worden. Nunmehr sind auch Otto und Meyer freigesprochen worden, lieber Badstieber wird man zur Tagesordnung übergehen können, da er es gewesen ist. der seine Kameraden — wie jetzt das Gericht selbst zugegeben hat. in falscher Weise — denunziert hat. Eine Trübung des Verhältnisses zwischen Deutschland und Rußland ist infolge des Schachty-Prozesses also nicht zu er. warten. Welche innen-politische Bedeutung der Prozeß für Rußland hat. wird sich erst übersehen lassen, wenn der voll- ständige Text des Urteils vorliegt. Einigung in -er Amneikiefrage Der Reichsjustizminister Koch-Weser hatte am Donners tagvormittag im Reichstag eine weitere Besprechung mit den Führern der hinter der Regierung stehenden Parteien über die Amnestiefrage. Es ist eine Einigung über die Amnestiefrage im wesentlichen herbeigeführt worden. Die vor gesehene Amnestie soll einen Schlußstrich unter die Er eignisse der Inflationszeit und der erregten Jahre nach der Revolution setzen. Für die sogenannten Fememörder kommt eine Ermäßigung der Strafe in Frage. Der Rechts- ans schuß wird sich nun weiter mit der Angelegenheit be schäftigen. Mit 281 gegen 134 Glimmen Berlin. 6. Juli. Der Reichstag hat gestern in namentlicher Abstimmung die Billigungssormel für die Regierung angenommen. Diese Bitli- gungsformel hatte, wie bereits gemeldet, folgenden Wortlaut: „Der Reichstag billigt die Erklärung der Reichsregieruna und geht über alle anderen Anträge zur Tagesordnung über." Für diesen Antrag wurden 261 Stimmen der Sozialdemokraten, Demokraten, des Zentrums, der Deutschen Volkspartei und der Bayerischen Volkspartei abgegeben. Dagegen gaben 134 Stim men die Kommunisten. Deutschnationalen. Nationalsozialisten. Ehristlichnationale Bauern und Deutschhannoveraner. Stimm enthaltung übten 28 Abgeordnete der Wirtschaftspartei und -er DeutsÄ-en Bauernpartei. — Damit waren alle weiteren Vertrauens- und Mißtrauensanträge erledigt. * Vor der Abstimmung wurde dieAussprache überdie Regierungserklärung zu Ende geführt. Zunächst er- hielt der Reichskanzler Müllerdas Wort. Reichskanzler LNUUcr wandte sich in seiner Antwort Mts die Ausführungen verschiedener Debattercdner zunächst gegen den Abg. Graf Westarp. Meinem Amtsvorgänger, so führt« er aus, habe ich bei der Amtsübernahme in der Reichskanzlei den Dank ausgesprochen für seine bisherige Tätig keit. Auch hier wiederhole ich diesen Dank nochmals. Ich weiß aber nicht, ob es notwendig ist, einen in parlamen tarischen Ländern nicht üblichen Brauch hier aufrechtzuerhalten. Ich weiß z. V. nicht, ob Herr von Keudell Wert darauf gelegt bätie, daß ihm von sozialdemokratischer Seite der Dank für seine Amtsführung ausgesprochen wird. (Heiterkeit.) Wir sollten froh darüber sein daß, soweit die Führung der auswärtigen Politik in Frage kommt, wesentliche Differenzen zwischen den großen Parteien nicht vorhanden sind. Ich möchte einen in der Oeffentlichkeit verbreiteten Irrtum richtigstcllcn. Es ist nicht richtig, doß bei der Bildung dieser Regierung, wie cs beispielsweise 1927 der Fall war, die Minister durch Abstimmung in den Fraktionen gekürt worden sind. Aus der Regierungserklärung geht deutlich genug hervor, daß die Negierung n c> ch nicht auf toalitiousmäßiger Grundlage be ruht- Gaiu deutlich aebt auch daraus bcrvor. dak di« k«ite Ab- Am die Am Donnerstag nachmittag fanden erneut im Reichstag Be sprechungen der Parteiführer mit dem Reichsfinnnznünister Hilferding Mer die geplanten Steuererleichterungen statt. Falls sich eine Einigung über die jetzt geplanten Steuersenkungen er zielen läßt, wird auch die Verlängerung des Steuermilderungs gesetzes, das am 39. September aülauft, ui» eiu Jahr erfolgen. Das Steuermilderungsgesetz jetzt bei wirtschaftlichen Zusammen schlüssen im Interesse der Rationalisierung den Steuersatz des Kapitalverkchrssteuergefetzes von 4 vom Hundert auf 1 vom Hun dert herab. In den bisherigen Besprechungen ist festgestellt worden, daß es sich bei der jetzt geplanten Lohnsteuersenkung nicht um einen Rechtsanspruch aus der Lex Brüning handelt. Es ist weiter von den Mittelparteien hervorgehoben worden, daß durch eine jetzige Norwegnahme keineswegs eine Präjudiz für die E e s a m t p r ü f u n g der Stcucrptänc im Herbst ge schaffen werden dürfe. Damit haben sich die Sozialdemokraten einverstanden erklärt. Die finanzielle Mindereinnahme der jetzt geplanten Steuersenkung beläuft sich für das Jahr 1928/29 auf 7 üMillionen Mark. Davon entfallen 5V Millionen Mark auf die Lohnabzugs-Steuerpflichtigen und 2V Millionen Mark auf die Veramlagungspslichtigen Brüssel, 5. Juli. Die beiden Flieger, die während der Einweihungs feier der neuen Löwener Bibliothek über der Stadt kreuzten und Flugzettel mit der Inschrift „kurors teutoniao cksruta" („Zerstört von deutschen Barbaren") abwarfen, sind nach ihrer Landung verhaftet worden. Der eine der Flieger mit Namen Ballvnd ist faschistischer Advokat. Der andere heit Petermans. sicht vorhanden ist, die notwendige Umbildung der Regierung alsbald vorzunehmem Diese ist auch notwendig, wenn das uins» ngrciche Regierungsprogramm in Angriff genommen werben soll. Die Miiiisteroerantwortlichkeit sei nicht etwas Neues, durch die Verfassung Eingeführies, sondern sei aus dem alten Regivne übernommen morden. Ich glaube, daß es nicht im Interesse dea Landes gelegen ist, wenn es immer so dargestellt wird, als wenn die Verfassung von Weimar nichts tauge. Die Ver kostung von Weimar hat sich bewährt. Sie kann nicht so schlecht sein, wie sie oft gemacht wird. Unter der Verfassung von Weimar haben sich die Verhältnisse in Deutschland konsolidiert. Graf Westarp hat weiter gesagt, daß die Regierungs erklärung über die Programmsorderungen der Sozialdemokrati schen Partei so schweigsam gewesen sei Daraus ist zu sagen, daß cs nicht in den Rahmen einer Regierungserklärung gehört, an der mehrere Parteien beteiligt sind, die Programmfolde rungen einer bestimmten Partei auszustellen. Graf Westarp hat in seiner Kritik an der Außenpolitik vor allem be anstandet. daß eine klare Stellungnahme zu dem Problem ver mißt wird, daß er als Krisis der Locarno- Politik bezeichnet Es handelt sich dabei um nichts anderes als die Räumung der besetzten Gebiete. Die Regierungserklärung hat den Standpunkt des Kabinetts dazu klar und unzweideutig klar gelegt, und danach hat Graf Westarp keinen Anlaß zu seinen Mahnungen. Er wird auch bemerkt haben, daß alle Persuche, in unberechtigter Weise die Räumungsfrage mit anderen Fragen zu verknüpfen, zurückgewiesen worden sind. Da mir bestimmt erklärt haben, daß wir den Kurs der Außenpolitik weiter ver folgen werden, ergab sich daraus, wie wir grundsätzlich zu diesen Fragen stehen. In bezug auf die Frage des kommunistischen Abg. Ewert wegen des Panzerkreuzers muß von dem Beschluß der vorigen Reichsregierung, ausgcgangen werden. In dem Be schluß des Neichsrats vom 31. März 1928, dem der Reichswehr minister zugestimmt hat, wird die Tatsache der Bewilligung nicht in Frage gezogen, aber die Reichsregierung aufgefordert, vor dem 1. September nochmals z» prüfen, ob nicht wegen des mangelnden Gleichgewichts im Haushalt eine Beschränkung der Ausgaben möglich und vorläufig der Bau des Kreuzers zurückgcstellt werden kann. Demgemäß liegt die Entscheidung über den Bau bei der Reichsregierung: sie ist eine offene Frage, und der R e i chs m eh r m i n i st e r wir» sich r-chtreitio mit dem F i n a ns IN i n i st e r in Verbindung setz.«» (Fortsetzung nächste Seite!) Anschlutzsrage und Mitteleuropa Problem 2L«il man meist klüger zu sein pflegt, wenn man vom Nathans kommt, so hat sich bei uns nach dem Weltkriege die Meinung zu einer Art Aberglauben verdichtet, daß die alte Donaumonarchie mit oder ohne Krieg in Kürze zerfallen mußte. Demgegenüber läßt sich sehr wohl die Ansicht ver treten, daß Oesterreich-Ungarn aus einem siegreichen Kriege nicht allein unzerstückelt, sondern sogar gestärkt und terri torial vergrößert hervorgegangen wäre, umsomehr, wen» es gelungen wäre durch Gewährung größerer autonomer Rechte an die verschiedenen Bevölkerungsbestandteile die Staatsfreudigkeit zu erhöhen. Aber selbst, wenn dies alles vage Wnnschträume gewesen wären, so kann heute kein ernsthafter Mitteleuropäer mehr leugnen, daß der Fortbestand eines geschlossenen Staatswescns in Zentral europa ebenso politisch wünschenswert wie wirtschaftlich notwendig war. Bekanntlich lag es bis zum Amtsantritt Clemenceaus nicht in der Absicht der kriegführenden Westmächte, Oester reich-Ungarn aufzuteilen und erst die mißverständliche Aus legung der Wilsonschen Punkte und die geschickte Propa ganda der tschechisch-slowakischen, rumänischen und südsla wischen Führer habe» das heutige bunte Kartenbild Mittel europas geschaffen. Da bei der vielfältigen Vermischung der Nationen im Donaubecken eine Bildung wirklicher Nationalstaaten unmöglich war, so blieb das National staatenprinzip mit umgekehrten Borzeichen das Gleiche, hinzu aber traten die schwersten wirtschaftlichen Belastun gen, welche sich aus der Zerreißung der österreichisch-ungari schen Wirtschaftseinheit ergaben. Dieses geschlossene Wirt schaftsgebiet besaß im Norden seinen industriellen, im Süden seinen landwirtschaftlichen Schwerpunkt, während Wien und Budapest großstädtische Zentren eines weiten Hinter landes darstellten. Durch die Pariser Grenzziehung wurde die böhmische Industrie ebenso wie die Landwirtschaft der Donau- und Theiß-Ebenen von ihrem natürlichen Absatz gebiet abgeschnürt, während den beiden Landeshauptstädten durch Beschneidung des Wirkungsareals der Lebensatem genommen wurde. Am schnellsten reagierten das ampu tierte Kleinösterreich und Kleinungarn, welche durch noch weitere Sanktionsbeslimmungen belastet waren, das eine politisch, wirtschaftlich das andere. In Ungarn setzte, erst unter der Aegide Habsburgs, dann Rothermeres, eine starke Revisionspropaganda ein, gegen welche sich die drei Nachfolgestaaten zur kleinen Entente zusammen- 'chlossen, in Oesterreich brach eine so katastrophale wirt schaftliche Zerrüttung aus, daß internationale An leihen den Zusammenbruch verhindern mußten. Bereits damals, in den Jahren 1922—24 haben österreische Staats männer es ausgesprochen, daß die Wirtschaftskrise nur durch eine ge mein sameAktionder mitteleuro päischen Nationen beizulegen sei, daß Oesterreichs Notlage auch den Nachbarstaaten zum Nachteil wurde, und daß auch die jungen Nationen der Hilfe durch eine Aende- rung des wirtschaftspolitischen Systems in Zentral-Europa bedürften. ^Damals wiesen diese Staaten das Ansinnen weit von sich und empfahlen Oesterreich, das Mitleid der Welt anzurusen, statt selbständig nach eigenen Lösungen Umschau zu halten. Erst, als auch in den Nachfolgestaaten wirtschaft liche Krisen einsetzten, als sich die Erkenntnis durchrang, daß das zerstückelte Mitteleuropa wirtschaftlich nicht länger lebensfähig sei, und als Oesterreich sich wirtschaftlich und politisch immer enger an das größere Brudervolk im Nor den anschloß, erst von diesem Augenblick ab begann man sich in Prag, Belgrad und Bukarest mit der Notwendigkeit wirt schaftspolitischer Annäherung zu beschäftigen, und es ist sehr bedeutsam, daß die letzte Konferenz der kleinen Entente ln Bukarest sich in bevorzugtem Maße mit diesen wirtschafts politischen Fragen beschäftigt hat. Das Nad der Geschichte läßt sich nicht rückwärts drehen. Das welthistorische Ereignis der Zerschlagung Oesterreichs- Ungarns ließ ein Jahrhundert kleindeutscher Entwicklung verblassen, und näher denn je stehen heute seelisch Deutsch land und Oesterreich ihrer Verschmelzung. Gegen diese Stimme des Blutes verstummen alle wirtschaftlichen und parteipolitischen Bedenken, alle Proteste besorgter Nachbar staaten, die erst spät erkannt haben, welchen Freundesdienst sie im allerletzten Grunde dem Genius der deutschen Ge schichte erwiesen haben. Wie im Reagenzglase durch Zu führung dieses oder jenes chemischen Elementes plötzlich ein Bestandteil frei wird und nicht mehr in seine ursprüngliche Gebundenheit zurückkehrt, so war es mit dem seiner Natio nalitäten beraubten heutigen Oesterreich. Wie fern sind sich in wenigen Jahren Oesterreich und Klein-Ungarn, wie fern Ungarn und die Staaten der Kleinen Entente gerückt. Zwar haben diese versucht. Oesterreich iu einen Zweckoer band gegen Ungarn aufzunehmen und es zum territorialen Nutznießer von Trianon zu stempeln, aber die tatsächlichen und ideelen Gegensätze sind zu groß, um eine Angleichung zu gestatten. Auch die Nachfolgestaaten selbst werden nur durch die gemeinsame Gegnerschaft und anw'blitbe ..B^rot-nna" Die heutig« Nummer enthält das St. Benno-Blatt, Vas Sonntagsblatt für die Diözese Meißen. Die Annahme -er MMgnZNSssrmel