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Dv.inerstag. den 2V. Februar 1922. Nr. 47, Zeit/ S brr Tinge ausgingen. Ter Leser soll einen Einblick in d»s grobe politische Narrenspiel der letzten Jahre er halten. Wie harmlos ist das Fastnachtstreiben des Vol kes gegenüber diesem Spiel. Hier handelt es sich nicht mehr um eine augenblickliche zwangsläufige Stim- n.ungslage, die sich in einigen heiteren Veranstaltungen äundgibt, hier handelt es sich um ein verderbliches, geineingefährliches Spiel. Hier ist alles umge kehrt wie bei der Volksseele. Tas Narrentum, oder bes^ ser die Unvernunft gehört zum Wesen des politischen Nadikalismus und ist nicht nur äußerer Schein. Es ist zum System ausgebaut lind wird nicht nach einigen weni gen Stunden von dein Ernst der Arbeit abgelöst. Unter der Maske verbirgt sich nicht, wie beim Volksspiel, ein Glicht, das am anderen Tage wieder dem Ernst des Lebens entgegensieht und sein Handeln danach richtet, sondern es ist das von Neid und Machtsucht entstellte Angesicht. Tarum bedarf es des äußeren Aufwandes, um diese (gesichtszüge zu verdecken, darum bedarf es der Sen sationen, um über wirkliche Absichten hinwegzutäuschen. Tas Volk in seiner Gesamtheit kennt solche Ver stellungen nicht. Es trägt sein Gesicht so wie es ist. Wenn es diese Ehrlichkeit bewahren wist, dann sollte es auf der Hut sein, daß sie ihm nicht durch eine neue Hetze jener Selbstsüchtigen geraubt werde. Mehr denn je muß jeder Einzelne heute wissen, wo der Schein und wo die Wirk lichkeit beginnt. Wir glauben auch heute noch an die gesunde Kraft des Volkes. Aber sie kann nur ge deihen in der Verwirklichung jener dreifach betonten Einheit. Nach der Faftnachtszeit beginnt die große ernste Vorbereitung auf das Fest der Auferstehung. Dahinein ällt dieses Fahr zum erstenmal der zehnjährige Gedenkt ag an die Gefallenen des Weltkrieges. Wir werden er- eben, daß auch dann wieder große vaterländische, ganz gestimmte Tendenzen verfolgende Veranstaltungen statt- inden. Lassen wir uns nicht beirren. Wir wollen an )iesem Tage die Fahnen des Reiches in Ehrfurcht senken und alle unter der einen Flagge der deutschen Treue sammeln. Weil jene ihren Weg mit dem Tode beschlossen, so gebührt ihnen nur ein ernster reiner Tag der Trauer. Sie sind für die Lebenden und Kom menden die Rufer in der Nacht, streng und hart gemah nend an die Wirklichkeit des Lebens: und nichts ist dem Tode verhaßter als das Possenspiel der Welt. Keine andere Zeit als diese wäre geeigneter, uns der Toten zu erinnern. Mit ihnen harren die Lebenden der Auf erstehung aus Leid und Not. Wird in ihrem Geist das deutsche Volk sich finden, dann wird dereinst die wahre große Nation der Zukunft auserstehen. I. A. Mk LlMWM Berlin, 25 Februar. Die Maschinisten und Heizer der Berliner Großbetriebe, der Metallindustrie haben beschlossen, die Arbeit wegen Lohndisserenzen mit Zustimmung des Zentral verbandes der Maschinisten und Heizer niederzulegen. In der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft in Hennigsdors bei Berlin streiken bereits über 1000 Arbeiter. Der „Vorwärts" schreibt: Berlin stehe am Vorabend einer großen Streikbewe- 0 u » g. Bei der Berliner Milchlieferungsgesellschaft ist es in neuer lichen Verhandlungen zu einer Verständigung über die Lohn srage gekommen, so daß der drohende Streik in den Berliner M o I k e r e i b e tr i e b c n als beigclegt angesehen werden kann. Kiel. 25. Februar, lieber die Urabstimmung aus den Kie ler Werkten betressend den am 17. d. M. gefällten Schieds spruch über den Tarifstreik bei den Seeschissswerften liegen bis her folgende Zahlen vor: Für die Annahme des Schiedsspruches wurden 3324, gegen die Annahme 5870 Slimmen abgegeben. Für Kiel ist also die für die Arbeitsniederlegung erforderliche Mehrheit nicht erreicht worden. Essen. 25. Februar. Die vier Dergarbeiterverbände ver öffentlichen einen Ausruf, in dem gegen die Verbindlichkeils- erklärung des Schiedsspruches über die Mehrarbeitssrage für den Ruhrbergbau Stellung genommen wird. Die Erkrankung -es Reichspräsidenten Berlin, 25. Februar. Im Zustand des Reichspräsidenten ist keine Veränderung eingetreten. Das Befinden ist befriedigend. Aus Anlaß der Erkrankung des Reichspräsidenten haben die fremden Diplomaten teils durch persönliche Besuche, teils durch ihre Vertreter ihre Teilnahme zum Ausdruck gebracht. Ferner haben der Reichskanzler, die Reichsminister, der preu ßische Ministerpräsident, der bayrische, der wiirttembergische, der badische, der hessische, der sächsische Gesandte, zahlreiche Parla mentarier und andere politische Persönlichkeiten ihre Anteil nahme bezeigt. Der 5-Mittionen'Kredtt -es Herrn vmi Jitzewitz Berlin. 25, Februar. Im Untersuchungsausschuß des preu ßischen Landtages für die Landespfandbriesan stall erstattete gestern zunächst ein Vertreter der Staatsanwaltschaft einen vertraulichen Bericht über den Stand der gerichtlichen Un tersuchung Aus einem Schreiben der Landespfandbriefanstalt, das zur Verlesung kam. ging hervor, daß die Rittergutsbesitzer von Zitzewitz und v. Etzdorf einen Betrag von 3 286 403 Mark als Kredit ausgezahlt erhalten haben. Der frühere Direktor der Pfandbriefanstalt Gehcimrat Karl Nehring sagte dann aus, daß er als Beamter im Mai und Juni 1923 hätte erklären müssen, daß die Anstalt nicht weiter bestehen könne. Um die Anstalt zu erhalten, wandte er sich Kreditgeschäften zu. wobei die Anstalt Verluste erlitt. Dabei kam Nchring auch mit v Zitzewitz und v, Etzdorf, die ihm per sönlich bekannt waren, in geschäftliche Beziehungen. Es handelte sich dabei um Grundstückgeschüste, die satzungs- widrig waren. Das Gesamtsatdo der Landespsandbcies- ank'alt bei v. Zlhewitz stieg schlie'Uch auf S.3 Millionen Go'dmark. Besondere Auskünfte über v. Zltzewitz und v. Etzdorf wurden nicht eingeholt. Er. Siebring, habe keinen Vorteil von den Geschäften gehabt. — Auf B-fraaen, ob die Gesellschafter vielleicht einen Teil der Gelder für sich verbraucht batte, ant wortete er, er wisse nur von dem Kauf des Automobils. Ministerialdirektor Eontze betonte, daß das Vorgehen Veh- ings als Dank unzulässig und unmöglich be'-ichnet werden müsse. — Der Ausschuß vertagte sich auf Mittwoch. Huliskers Geschälte V rffn. 25. Februar. Ter preußische Barmat-Aus'chnß be schilft gie >ich gestern mit de» Lederqeschästzen Kutiskers. Nack) d.r Aussage des Handelsvertreters Beßker, hat der Generaldirektor der Altledervertvertuiigsstellc Warnholz an Kutislec Waren weit unter Selbstkostenpreis abgegeben. So Militärs,isrüstuiigsstü.le, deren Selbstkostenpreis 40 Mark betrug, für je 1 Mark. Ein großer Posten Geichirr, der für die Landwirtschaft bestimmt war, und eine Menge von Schuiirlchnhe,,, dir der ärmeren Bevölkerung Härten zugute komme» lollen, wurde» an Kutisker vergebe», der sie »ach dem Osten verschob. — Tr Aussagen Beßkers wurden durch einen zweiten Zeugen Simon bestätigt. — Weiter beschäf tigte sich der Ausschuß mit der Wohnuiigsangclegeiihcit Kutiskers. Marl, einem Bericht des Wohnnngsamtes Wilmersdors wurde >est° W« Im öeeWel Neuyork, 25. Februar. Admiral Phelphs, ein Mitglied des amerikanischen Floltcnausschusses, dem die besähigsten Offiziere angehörmi, hielt gestern vor dem nationalen Frauenausschuß eine äußerst scharfe Rede gegen England. Er erklärte, daß nur eine starke Flotte cs verhindern könne, daß die zwischen Eng land und Amerika bestehenden Differenzen nicht schließ lich zu einem Konflikt führen. Amerika habe nicht, wie es von England erwartet wurde, nach dem Kriege seine Handelsslotte verringert, um England die Nutznießung des Handels wie vor dem Kriege allein zu überlassen. England versuche, die See nationen zur Festlegung auf den Grundsatz zu veranlassen, daß alle Seewege allen gehören. England hoffe, Ameria durch ein derartiges Abkommen mit Skandinavien, Deutschland, England, Belgien und Japan zu zwingen, seinen Küstenhandel allen preis zugeben. Es sei möglich, daß dieser Punkt in das Genfer Proto koll gebracht werde. Amerikas Flotte müsse stark bleiben in mitten der aggressiven Außenpolitik anderer Mächte. Er meinte, daß in Anbetracht der Tatsache, daß das Himmelreich noch nicht auf Erden sei, eine so reiche Nation, wie die Vereinigten Staaten, nicht abrüsten dürfe. Das wäre eine Sünde gegen Gott und die Menschen. Marinesekretär Wilbur sprach gleichfalls äußerst scharf. Er erklärte, daß Amerikas Flotte für den Kampf gebaut sei, und das habe nur dann einen Zweck, wenn» sie kampffähig bleibe. „Wir können die Flotte aufgeben und uns der Macht einer mäch tigeren Nation unterwerfen, wenn uns das heilige Grit der Nation nicht wert genug ist, um cs zu erhalten", sagte Wilbur. „Die absolute Entwassnung biete keine Sicher- h e i t". Diese beiden Reden haben die Washingtoner Kreise ver anlaßt, zu erklären, daß keine ernstlichen Differenzen zwischen England und Amerika wegen der Flottenpolitik beständen. Dresden, 25. Februar. Ter Sächsische Landtag erledigte gestern die t9 Pnntte der Tagesordnung, die vom letzten Freitag noch übriggsbtisben loaren. Alles Staatshaushaltkapttel versteht sich, die ichon in bcljaglicher Breite im Landtags einmal durchgckaut, in den betreffenden Ausschüssen noch gründlicher behandelt und schließlich zum dritten Male dem Landtage und der Oeffentlichk«it vvn den Herren Abgeordneten, die fast ausschließlich den radikale» Sozialisten und Konimuuistcn angehören, anfgetischt wnrden. Eme intereisante Note brachte zu Anfang der Sitzung eine Erklärung des sächsischen Finonziiiinisters Tr. Relnhold, die er gegen die Steuerpolitik des Reichstages abgab, und dje folgenden Wortlaut hat: „Im Aufträge der StaatSregiernng habe ich folgende Er klärung abzngeben. Tie Negierung hat sich dem Landtage gegen über verpflichtet, die neuen Geleke über die Besteuerung des Grundbesitzes und des Gewerbebetriebes, wie dies auch ihre», eigenen Wunsche entsprach, noch vor Beendigung des Etatsjahres vorzulegen. Beide Gesetze sind seit Wochen fertig und können deshalb dem Landtage jederzeit zugchen. Tas G r n n d st e» e r - gesetz ist auf dem Prinzip der Griliidwertsteiicr, das Ge iverb e st e u e rg c > e tz auf dem Prinzip der Besteuerung des >m Gewerbebetrieb investierten Kapitals und des erzielten Er trags aufgcbaut; in beide» GeMen »st für die Gemeinden ein nach oben begrenztes Znjchlagsrecht vorgesehen. I,«zwischen hat aber die Reichsregierung an den Reichsrat siebe» neue Gesetze gebracht, die bei ihrer Annahme die beiden in Frage stehenden sächsischen Gesetze wesentlich beeinflusse» müßten. Es sec h'.er insbesondere auf den Entwnrs des ReichsbeivSrtungSgesctzes hin- gewiesen, der in Paragraph 1 bestimmt, daß die nach den Bor- ilbriften dieses Gesetzes festgestellte» Werte auch für die Stenern der Länder und Gemeinden, die diese »ach dem Merkmale, des Wertes einzelner Vermögensarten erheben, zu gelte» haben, eine Bestimmung, die eine außerordentlich einschneidende Um änderung des sächsischen Gewerbesteuer- und Grnudwertsteuer- gcsetzes zur Folge haben müßte. Weiter sei auf die Ent würfe eines Körperschaitssteuergesetzcs, sowie eines Ge- sehes über die gegenseitigen Besteiierungsrcchte des Reichs, der Lander und Gemeinden hingewiescn, die „ach der Meinung der Negierung ebenfalls nicht ohne Rückwirkung aus die tächslschen Gesetze bleiben könne». Tazu kommt, daß das Schicksal des .Finanzausgleichs zwischen dem Reiche einerseits und de» Ländern nick Gemeinden anderer,eits noch vollständig ungewiß :st. Nach den Informationell der Staatsregicrnng hat das Reichssincinz- mliilsterium an das Rcichskab'nett eine Vorlage über de» Finanz aus gleich gebracht, die nach der übereinstimmenden Meinung der Fiilanzminister aller deutsche» Länder für de gestellt, daß >m Falle Kutisker eine Täuschung vortiegt, der die Wohnung sich erschlichen hat. Branllng Stockholm. 25. Februar. Ter schwedische Minister Branting :st gestern 12,37 Uhr gestorben. Karl Hjalmar Branting wurde am 23. November 1860 in Stockholm geboren. Er begann seine Laufbahn als Gelehrter, indem er sich nnt astronomischen Forschungen befaßte. Später wandte er sich der Politik z» und wurde ein eifriger Ver fechter der sozialistischen Ideen. Als Pnrteisfühier übernahm er 1917 das Fiiianzministerüum. Tas starke Anwachsen der ichwcdischcil Sozialdemokratie nach dem Kriege führte nach den Wahlen im Frühjahr 1920 zum ersten Kabinett Branting. Aus Neuwahlen tm Herbst 1920, die eine Stärkung wieder dcr Konservativen ergab, zog Branting die Folgerung, indem «r zurücktat, nachdem die Liberalen den Eintritt in ein Koalitions- Ministerium abgelchnt hatten. Ein zwcttes rein sozialistisches Kabinett bildete Branting im Oktober 192l, nachdem d'e Sep- temberwahlen seine Partei wieder erheblich verstärkt hatte,,. Tiesmal blieb er bis zum April 1923 an der Reg ernnz. Als dann die Rechte tu dcr crsten Kammer durch Neuwahlen zunahi», irat er zurück. Es folgte ein Ministerium Trygger. Dieses löste Branting nach den für ihn günstigen Neuwahlen im Herbst 19L4 wicdcrilin mit einem dritten, rein sozialistischen Kabinett, ab. Branting war während des Krieges deutsch feindlich, doch hat er sich nach Versailles im Bölkerbundsrat gegen die Berge- limltiguiig der Besiegten eingesetzt. Eine Telephonllnle London—Berlin geplant London. 25. Februar. Im Unterhaus« erklärte der Gcnrral- postmeister Mitchell Thompson in Beantwortung einer An frage, das britische Postministeriiim steh« in Verhandlungen »itt bolländischen Behörden wegen Einrichtung einer englisch-deutschen Telephoulinie. Es sei jedoch noch nicht möglich, vorauszusehcn, wann diese fertiggestellt sein werde, da ein Unterseekabel zwilchen England und dem Festlande und ferner 6 Landleitungrn ui England, Holland und Tentschland angelegt werden müßten. Tic Frage dcr Gebühren für Dreimiiuitengespräche »verde zurzeit s M HM ill itt WWiM Paris, 25 Februar. Havas meldet aus Wash'mg'. man . erklärt im Weihen Hause, daß Präsident Cool idge bezüglich der europäischen Schulden der Ansicht fei, es sei vorzuziehen, daß man nicht fortgesetzt von dieser Frage spreche, da es bei den Völkern Europas den Eindruck machen könnte, als ob die Ver einigten Staaten einen Druck auszuiiben versuchten. Die end losen Kommentare bezüglich dieser Schulden könnten den aus wärtigen Beziehungen Amerikas nur schaden, weil sie nicht den Geisteszustand schassen könnten, der zu einer Regelung dieser Frage geeignet sei. Griechisch-serbisches Dün-nis gegen -ke Türkei Belgrad, 25. Februar. Zwischen Südslawien und Griechen land ist ein neues gegen die Türkei gerichtetes Abwehrbünv - nis geschlossen worden. Das Bündnis ist von Wichtigkeit, da Serbien noch nicht den Friedensvertrag mit der Türkei unter zeichnet hat und Griechenland sich darum die volle Mitwirkung Südslamiens im Falle eines Krieges mit der Türkei sichert. Die englische Negierung billigt das Abkommen, das ihrer Ansicht nach das Gleichgewicht aus dem Balkan aufrechterhalte und cin Gegengewicht zu der Türkei und zu Italien bilden werde. Paris, 25. Februar. Nach dem „Matin" ist die britische .Re gierung dagegen, das; der Völkerbund Schritte in der Frage des Patriarchats unternimmt. In offiziellen französischen Kreisen hoffe mann, daß eine freundschaftliche Verständigung zwischen der Türkei und Griechenland zustande kommt und Griechenland in Genf keine Schritte untnehmen wird. Länder- und Gemeindesinanzen unerträglich ist, da ffe »n Ländern und Geineinden von ihren bisherigen Einnahmen zu gunsten des Reiches sehr wesentliche Teile nimmt und d'e Länder und Gemeinden zwingen würde, falls sie Gesetz werden sollte, iyre N'-olsteueru — in Sachsen also die Grundsteuer, die Gewerbesteuer nnb die logenannte Mictzinssteuer — in einer Weise anznsvaniicn, die der Regierung für die Wirtschaft und d'e gesamte Bevölkerung niicrträglich erscheint, während das Reich gleichzeitig set„e eigene» Steuer», so z. B. die Reich-vermögensstener, nicht univesentlich lenken will. Vor Verabschiedung des ReichSfinanzauSgle'.chs -st es deshalb unmöglich, die Sätze, nach denen die Grundivertslener und die Gewerbesteuer zur Erhebung kommen >ollen, endgültig fest zustellen. Aus dieien Gründe» hält es die StaatSregiernng für unmöglich, über die beiden sächsischen Steuergesctze zu beraten oder sie etwa gar zu verabschiede», ehe über die in Frage stehen den Neichsgesetze und den Finanzausgleich eine endgültige Klärung erjolgt ist. Sie bittet deshalb de,, Aeltestenaiislchuß des Land tags um eine möglichst beschleunigte Beschlußfassung darübei', ob dcr Landtag wünscht, daß d>e Regierung ihrer Zusage getreu d.c Gesetze trotzdem beim Landtag einbringen soll, oder ob der Landtag damit einverstanden ist, daß bei der e'.„gctrete„en Lage, aus die die lächsische Regierung ohne entsche'dendei, Einfluß ist, die beiden Gesetze bis nach dcr Erledigung der Re'chsgeietze zurückgestellt werden solle». In diesem Falle würde die Regie rung unverzüglich einen Gcietzeiitwurf über vorläufige Weiter- erhebniig der bisherigen Steuern an de» Landtag bringe,,." Weiterhin beschäftigte sich der Landtag m'-t dein Darlehen für das P r i e st e r s e m i n a r in Bautzen. Auf diese Debatte werden w>r zurückkomnicn, sobald das amtliche Stenogramm vor- liegt. Ein etwas komisches Intermezzo erlebte man noch bei der Forderung der Negierung, die sächsische Gesandtschaft in München wieder zu errichte», und die dafür nötigen Mittel zu bewilügen. Es »st bekannt, daß die Gesandtschaft unter dem Zeigiler-Liebmaiin--Negime„t eing'ng. Daß gegen die Wieder errichtung infolgedessen die radikalen Soz'alistcn und Kommu nisten Sturm laufen würden, war vorausznsehe,,. Tie Auf fassung des Temokratcn Günther (Plaue,,) von auswärtiger Politik verschweigen wir l'cber. Und damit das Satyrspiel nicht fehle, kam am Schluß dcr Sitzung noch der kommunistüche Mißtrauensantrag gegen den Fi»a»zmi»ister Dr. Nci»l,old zur Beratung und Abstimmung. Wir wollen es kurz machen. Sr wurde mit 69 gegen 2l Stimmen der radikalen Sniaiisten und Diumun'tsten in »a,»o„tlichcr Abstimmung abgelelsiit. Wo bei mstil noch die angenehm« Mitteilung durch de» Landtags- Präsidenten erfuhr, daß der koinmiinistische Abgeordnete Schnel ler, dcr auch Retchstagsabgeordneter ist, sein Landtagsmandat mcdergelegt hätte. Um! i/>7 Uhr war die Sitzung schon zu Ende. in den drei beteiligten Ländern erwog«». Tas Haus nahm dann einstimmig eine Resolution an, die den Betrag, der gemäß der Akte zur Förderung des Handels gerantiert werde» darf, von 65 au; 70 Millionen erhöbt. — Im Unterhaus« erklärte auf ein« Anfrage dcr Präsident des Board of Trade, er hoffe, daß eine internationale Konferenz über die für die Zugvögel und Fische Ichädlichen Folgen dcr Oelabwäiser von Schissen e>iit«rufe„ werde. Eni Gesetz über diese Frage, daS nur nationalen Charakter hätte, werde nicht eingebracht werden, da Aussicht best«he, daß eine -uter- uationale Regelung getroffen werde. Gin lralhvlifches Gymnasium in Berlin Berlin, 25. Februar. Endlich ist die Notwendigkeit einer höheren Lehranstalt für die katholische männliche Jugend in der Reichshauptstadt anerkannt worden. Zwei Jahre hat es aller dings gedauert, bis «in dementsprechender Antrag mit Ermäch tigung des preußischen Ministers für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung durch das Provinzialschulkollegium Berlin-Lichterseide genehmigt worden ist Die Genehmigung des Antrages ist so lange hinausgezögert morde», obgleich lie große Zahl der Voranmeldungen, die gleich bei dem crsten Be kanntwerden des Planes erfolgte, gar keinen Zweifel an dem Bedürfnis einer solchen Anstalt in Berlin aufkommen lassen konnte. Die von seiten desEvangelischenBundes gegen den Gründungsplan vorgebrachten Bedenken konnten die Ge nehmigung der Anstalt wohl Hinhalten, sie aber auf die Dauer nicht verhindern, da die staatsbürgerliche Gleichberechtigung der Katholiken durch die Verfassung garantiert ist und in -einer solchen Lebensfrage unmöglich beiseite geschoben werden konnte. Das „Gymnasium am Lietzensee", wie die Lehranstalt heißen wird, erhält seine Unterkunft in der Kanisius Kuratie in Charlottenburg. Neue Kanisttaße. Geleitet wird die Anstalt von Priestern der Gesellschaft Jesu. Welierbertchl -er Dre»-ver -VeNerwarl« Witterungsausstchten für den 25. Februar abends bi» 26. Februar abends: Zunächst vorwiegend heiter, später auch zeit weise starke Bewölkung ohne erhebliche Niederschläge, Tempe ratur einige Grad über dem Gefrierpunkt, Flachland mäßige» hohe Lagen lebhafte Winde aus südwestlicher Richtung.