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Sonntag, den 81. Allgust 1S24 Die Dauer -es Lebens Bon Dr. Phil. Gilber Nahm O. S. B. (Maria Laach) Wie all werden die Tiere? Ein mittelhochdeutscher Spruch lautet: Ein Zaunkönig wählt 3 Jahr, ein Hund 3 Zaunkönigalter, ein Roh 3 Hunds alter, ein Mann drei Nohaitor, macht 81 Jahre. Der Esel erreicht drei Menschenalter, die Schncegans drei Eselsalter, die Krähe drei Gänsealter, der Hirsch drei Krähenalter, die Eiche drei Hirschalter. Schon Professor Dr. A. Weismann, der bekannte Biologe, weiland Professor der Zoologie an der Universität Frei- bürg, machte in einem im Jahre 1881 auf der deutschen Natur forscherversammlung in Salzburg gehaltenen Bortrag: lieber die Dauer des Lebens darauf aufmerksam, daß dieser Spruch sicher nicht auf genaue Beobachtung Anspruch machen könne. Der Hirsch iviirde dann ein Alter von 6000 Jahren, die Eiche ein Alter von 20 000 Jahren erreichen, was unserer Erfahrung widerspricht. Seit den Tagen Weismanns, der in späteren Jahren sich noch wiederholt mit dem Problem der Dauer des Lebens be saht hat, bis auf unsere Tag«, ist manches geschrieben worden, das mehr Licht in diese schwierigen Fragen, die letzten Endes jeden denkenden Menschen beschäftigen, geworfen hat. Erinnert sei nur an die grundlegenden Arbeiten Korschelts, Dosleins, Piitters und Küsters. Dennoch bleibt uns noch so vieles rätsel haft. Es ist noch nicht gelungen, den Schleier des Bildes von Sais zu zerreihen. Es kann auch nicht meine Aufgabe sein, im Folgenden eine erschöpfende Darstellung all jener Probleme und Theorien zu bieten, di« in den letzten Fahren über diesen Gegen stand aufgestellt worden sind. Wir wollen nur einen kurzen Ueberblick bwten und zunächst einmal feststellen, was wir denn Sicheres über die Dauer des Lebens bei Tieren wissen. Beginnen wir unseren Rundblick mit den am höchsten ent wickelten Tieren, den Säugetieren Ls ist bemerkenswert, daß wir hier bereits unsere mangelnde Kenntnis eingestehen müssen, obwohl doch gerade diese Tiergruppe hinsichtlich ihrer Entwick lung und praktischen Verwertung dem Menschen am nächsten steht und Gelegenheit zu genauer Beobachtung bietet, wie viel- leicht keine zweite Tiergruppe. Korschelt macht mit Recht darauf aufmerksam, daß wir auch die wenigen Angaben, die uns vor liegen, mit großer Vorsicht aufnehmen müssen. Meistens han delt es sich auch um Haustiere oder solche Tiere, die vom Men schen der Freiheit beraubt in Gefangenschaft gehalten werden, über die genauere Zahlen ihrer Lebensdauer ülurliefert sind und gesammelt werden. Die angegebenen Daten werden wohl in den wenigsten Füllen mit denen der freilebenden Tiere übereinstim men. Hagenbeck berichtet uns in seinem lesenswerten Buche: Von Tieren und Menschen, Berlin-Charlottenburg, 100. Auflage, 1914, von der Lebensdauer einiger Menschenassen, die bekanntlich in der Gefangenschaft kein hohes Alter erreichen. Bald nach ihrer Ankunft in Europa wurden Gorillas von Tag zu Tag teilnahmsloser gegen ihre Umgebung, verweigerten schließlich alle Nahrung und lagen eines Morgens, ohne vorher eigentlich krank gewesen zu sein, entseelt in ihrem Käsig. Nicht immer sind es Krankheiten, denen die Tiere in unserem Klima leicht erliegen, sondern Hagenbeck nimmt an, „daß es seelische Leiden find, welche die melancholisch veranlagten Geschöpfe dahinrafsen." Die Tiere sehnen sich in ihre Heimat zu ihren Spielgenossen zu rück. Wenn trotzdem von einem Gorillaweibchen berichtet wird, daß es acht Jahre im Zoologischen Garten in Breslau, von einem jungen männlichen Tier, das im Aquarium zu Berlin vier Jahre aushielt, so gehören diese Daten, die doch gewiß weit hinter dem Alter, das die Tiere in ihrer Heimat erreichen, zurückstchen, schon zu den Ausnahmefällen. Gorillas scheinen überhaupt die empfindlichsten Vertreter unter den Menschenaffen zu sein. Von einem Orang aus dem Zoologischen Garten in Dresden wird ge meldet, daß er dort zehn Jahre in Gefangenschaft gehalten wurde. Nach Korschelt sollen Orang und SchimMnse unter den günstige ren klimatischen Verhältnissen ihrer Heimat 15 bis 80 Jahre In Gefangenschaft gelebt haben. Derselbe Gelehrte ist der Mei nung, daß ein ausgewachsener Gorilla so alt werden könne, wie ein Mensch, da auch bei den alten Assen ähnliche Altcrserschci- nungen auftreten, wie wir sie beim Menschen beobachten (Zahn- verlust, Ergrauen, Schwerfälligkeit in den Bewegungen usw). Er beruft sich dabei auch auf die Schätzungen von Heek, der für die in Europa eingesührten Riesenorangs 50 bis 60 Jahre an gibt. Der Vollständigkeit halber seien noch einige Alterszahlen von anderen Affen angeführt, die aber auch nur für die in Ge fangenschaft gehaltenen Tiere gelten. Gibbons wurden 7 bis 12, Meerkatzen 12 bis 14, Makaken 12 bis 14, ebenso Paviane und Drill, Pinseläffchen 11, Kapuzineraffen 16, Ntandrills 16 Fahre. Einzelne Tiere, denen man sorgfältigste Pflege angedeihen ließ, lebten auch in der Gefangenschaft viel länger. So wurde z. B. ein grauer Pavian 24 und ein gehaubter Kapuzineraffe 41 Jahre alt. Auch bei den übrigen Säugetieren, soweit sie nicht zu den Haustieren zu rechnen sind, liegen nur so spärliche zuverlässige Nachrichten vor, daß wir größtenteils auf Schätzungen ange wiesen sind. Von jeher hat man dem Elefanten seiner gewal tigen Körpergröße entsprechend ein Hohrs Alter ^geschrieben. 150 bis 800 Jahre dürften auch nicht zu hoch gegriffen sein. Nach Korschelt sollen sie in der Gefangenschaft 80 bis 100 Jahre alt werden. Mit dem Elefanten werden auch den Walen mehrere hundert Jahre Lebensdauer zugemessen. Daß so groß« Tiere, wie z. B. der norwegische Blauwal, der eine Länge von 33 Me- ter erreicht, viel« Jahre brauchen, bis sie ihr« volle Körpergröße zur Entwicklung gebracht haben, ist einleuchtend. Di« kleinen Delphine schätzt man auf 25 bis 80 Jahre ein. Wenden wir uns nun den großen Raubtieren zu. Der König der Wüste, der Löwe, soll 20 bis 25 Jahre alt werden. Hagenbeck billigt ihm, nach seinen Erfahrungen, bei guter Pfleg« in der Gefangenschaft über 80 Jahre zu, Korschelt glaubt hin gegen, daß man in Tiergärten die Löwen nicht länger als 1b bis 16 Jahre halten kann. Eine gut verbürgte Nachricht sagt, daß die Tiger in der Wildnis 20 Jahre alt würden. Es handelt sich dabei jedoch nicht um greisenhafte Tiere, also nickt um solche, die ihr volles Lebensalter erreicht hatten und an Altersschwäche zugrundegegangen waren. Es wird überhauot draußen in der freien Natur kaum «in Raubtier an Altersschwäche eingechen. Wesentlich älter in der Gefangenschaft werden Bären. Korschelt gibt für den amerikanischen, torischen und malayischen Bären über 20, den Eisbär 33, den braunen Bär 50 Jahre an. Von den Haustieren wird das Pferd am ältesten Seine Le bensdauer wiro mit 40, ja 50 Fahrer angegeben. Ungefähr gleickalterig ist der kleinere Esel und das Maultier. Allerdings sollen Fälle vorgekommen sein, daß oer Esel über 100 Fahre alt geworden ist. Das Zebra lebte in unsere» Tiergärten 22 Fahre, Wildesel 20 Fahre. Ein Quagga starb im Londoner Zoologischen Garten im Alter von 29 Fahren. Bemerkenswert ist es, daß das Rind, das, wie Korschelt schon andeutet, dem Pserd an Umfang, Größe und Gewicht sicher nicht nachsteht, nur 20 bis 26, höchstens 30 Jahre alt wird. Das Kamel soll, wenn die Angaben richtig sind, älter werden. Sein Lebensalter wird auf 40 bis 50 Jahre angegeben. Das Lama gab in der Gefangenschaft schon mit 15 Fahren Zeichen von Alters- schwäche. Für Schafe werden 10 bis 1b, auch 20 Fahr«, für Hausziegen 12 bis 15, für Gemsen 20 bis 25, für Steinböcke 30, für Edelhirsche 30, für Rehe 15 bis 16. für Damwild 20. für Nenntiere 16, für Elche 20 Fahre Lebensalter angegeben. Unser Hausschwein erreicht wohl niemals sein natürliches Alter. Vom Wildschwein sind 20 bis 30 Fahre überliefert. Flußpferde wur den in der Gefangenschaft 39 Jahre alt. Doch schon Korschelt macht darauf aufmerksam, daß die freilebenden Tiere ein weit höheres Alter erreichen dürsten, da die Tiere einen so riesigen Körperumsang aufweisen. Das indische Nashorn lebte in der Gefangenschaft 42 bis 45 Jahre. Von dem afrikanischen be- richtet Hagenbeck, daß verschiedene Tier« in Zoologischen Gärten über 30 Jahre gelebt haben. Selbst das seltene „Rhinoceros lasiotis" konnte im Londoner Zoologischen Garten länger als 20 Jahre gehalten werden. Von den kleineren Haustieren dürften Hund und Katze noch von Interesse sein. Das Lebensalter des Hundes wird auf 10 bis 12 Fahre angegeben, wenn es auch feststeht, daß ein- zelne Tiere dieser Gattung 20. 80. ja 34 Jahre erreicht haben. Hauskatzen werden 9 bis 10 Fahre alt, einzelne Tiere brachten es aus 20. ja 22 Jahre. Der bekannte Pariser Forscher Metsch- nikofs berichtet von seiner 23 Jahre alten Hauskake. Der Merk würdigkeit halber sei ein Kater erwähnt, der sich vom Fahre 1840 bis 1878, das sind 38 Jahre, im Besitz ein und derselben Familie befand. Der Wolf, der nächste Verwandte des Hundes, wird 13 bis 14, der Fuchs etwa 10 und der Marder ses handelt sich in der Angabe um einen südafrikanischen und einen indischen Honigdachs) 17 bezw. 20 Jahre alt. Zum Schluß dieser Gruppe noch einige Nagetiere. Der Biber soll 50 Fahre, in der Gefangenschaft 17 Fahre, das Alpen- Murmeltier gefangen 14, Eichhörnchen 10 bis 12. Stachelschrveine 15 bis 20, ja 21, Meerschweinchen bis 8, Feldhasen 7 bis 8, Ka- ninchen 5 bis 7, Ratten 3. Mäuse nach Harms 3 bis 314, nach äl- teren Angaben sMetschnikosf und Woismanns 5 bis 6 Fahre er reichen. Weismann hatte sich schon der Mühe unterzogen, die vielen hier und da zerstreut im Schrifttum vorhandenen Be richte über das Alter der Vögel zu sammeln. Seitdem haben sich die Beobachtungen und die Nachrichten über die Lebenszeit der Vögel sehr gemehrt, ohne daß sie, wie dies ja auch bei den Säugetieren der Fall war, auf Genauigkeit Anspruch machen können. Immerhin sind die Angaben über das hohe Alter, das eine ganze Anzahl von Vögeln erlangt hat, von großem Wert, da man ohne weiteres nicht voraussetzen würde, wie Korschelt sagt, daß die Vögel, die bei sehr lebhaftem Stossumsatz unge- mein energische Lebensäußerungen zeigen, eine so bedeutende Lebensdauer besitzen. Ein fahler Geier wurde in Wien 118 Fahre alt. Bekannt ist es, daß Falken, Eulen, Raben, Schwäne, Samt gänse und Eiderenten ein hohes Alter erreichen können; 100 und mehr Jahre scheinen gut verbürgt zu sein. Ebenso wurden Papa geien über 100 Jahre in Gefangenschaft gehalten. Nach Korschelt werden Hausgänse 80, Adler 60 bis 80, Störche 70, Fischreiher 60, Gaukler 55, Tauben 40 bis 80, Möven 40 bis 44, Kraniche 40 bis 50, Kuckucke 40, Elstern 30, Haushühner 1b bis 20 Fahre alt. Unsere Singvögel sind im allgemeinen nicht sehr langlebig. Immerhin schreibt Korschelt, der sich auf die langjährigen Be obachtungen im Londoner Zoologischen Garten, die sehr sorgfäl tig angestellt wurden, stützt, den Sperlingsvögeln ein Alter von 20 Fahren zu; die größeren sollen sogar ein Alter von 60 Fahren erlangen. Kanarienvögel halten nach Naumann 7, in der Gefan- ^ MV, «eit. V i genschaft 12 bi« 16, nach Korschelt 24 Fahr« au». Don einem Gartengrasmückenmännchen wird berichtet, daß e» 17 Jahre, von einem anderen, daß es 24 Jahre am Leben blieb. Zuweilen werden auch merkwürdige Beobachtungen an freilebenden Bügeln angestellt. So meldet di« Deutsche Iägerzeitung au» dem Jahr« 1916, daß in Kärnten einer Hauskatze eine Schwalbe, die dies« aufgegriffen hatte, abgenommen wurde, di« einen Ring mit der Aufschrift: Ornithologische Station Salzburg 1897 Nr. 1 trug. Demnach wäre das Tierchen zu der Zeit, wo es den Krallen der Katze zum Opfer siel, bereits 19 Jahre alt gewesen. Die langlebigsten Tiere treffen wir in der Klaffe der Rep tilien an. Bekannt geworden ist die Riesenschildkröte aus dem Zoologischen Garten in London, die von W. Rothschild dem Zoo geschenkt wurde. Das Niesentier („Testudo Daudinii"), das im Jahre 1737 auf der Egmontinsel des Lhagos-Archipels im In dischen Ozean gefunden wurde, war damals schon ausgewachsen und wird heute auf mindestens 800 Jahre geschätzt. Die Gelehr- ten sehen ln ihm den Nestor aller uns bekanntgewordenen Tiere. Allerdings wird von Naumann das Alter der Schwäne auch auf 800 Fahre angegeben, aber bereits Weismann scheint der Nach richt keinen Glauben zu schenken, denn er versieht die Bemer. kung mit einem Fragezeichen. Korschelt erwähnt diese hohen Zahlen überhaupt nicht. Er spricht aber von anderen Schild kröten als der obengenannten, die sicher auch 200 und mehr Fahre in der Gefangenschaft alt wurden. Ein beträchtliches Alter sol len die Krokodile erreichen. Nach Metschnikoff wurden im Pa riser Naturhistorischen Museum Krokodile 40 Fahre gehalten. Seltsamerweise besitzen wir keine genauen Angaben über das Alter der Riesenschlangen, die nach ihrer Größe zu schätzen — werden doch die indischen Gitterschlangen und die Anaconda Südamerikas an 10 Meter lang — sicher ein hohes Alter erlan gen. Allerdings macht Korschelt daraus aufmerksam, daß die Riesenschlangen in der Fugend sehr rasch wachsen. Sie wurden in vier Jahren 8, in 10 Fahren 7 Meter lang. Ilm noch ein ein heimisches Tier zu nennen: die Blindschleichen sollen über 30 Jahr« alt werden. In Hamburg wurde im Fahre 1881 eine Blindschleiche gefangen, die erst 1914, in der Häutung begriffen, einging. Sie wurde also 38 Jahre alt und matz 41,6 Zentimeter. Ich besitze in einem Terrarium Blindschleichen, die vor dem Kriege gefangen wurden, bis heute also ein Alter von 10 Fah ren erreicht haben. Auch vom Lebensalter der Amphibien werden unglaublich hohe Zahlen überliefert. Korschelt sieht die Angaben über Kröten von 40 Fahren noch als glaubwürdig an. In Bonn wurde lange Zeit hindurch in dem Bogelsamengeschäst Schorn in ber Brüdergasse eine Kröte gezeigt, die etwa 15 bis 17 Fahre alt gewesen sein soll. Das Tierchen war außerordentlich zutrau lich, fraß aus der Hand und schien auf den Rufnamen „Fritz" zu hören. Allerdings machten sich in den letzten Fahren — das Tierchen ging im Fahre 1921 ein — manche Alterserscheinungen bereits geltend. Es fraß nicht mehr viel, machte nur noch schwer- fällige Bewegungen und schien erblindet zu sein. Unken können nach meinen Beobachtungen auch etwa 10 bis 12 Fahre alt iver- den Frösche gelten nicht als langlebig. Nur von Laubfröschen wird öfters behauptet, daß sie längere Zeit am Leben geblieben seien, z. B. 11 Fahre. Laubfrösche 5 und 6 Fahre in der Ge- sangenschast zu halten, ist nicht schwer. Unken konnte ich auch mehrere Jahre lang. 6 bis 7. im Terrarium verpflegen. Von „Triton alpestris". dem bekannten Alpensalamander, gibt Hesse in seinem Werk Tierbau und Tierleben. Leipzig und Berlin 1910, S. 590 an. daß er 15 Fahre, der gesteckte Salamander („S. ma- culosa") 11 Jahre lebend gehalten wurde. Steigen wir nun zur untersten Klasse der Wirbeltiere, den Fischen, hinab, so treffen wir auch dort recht langlebige Ver- treter an. Karpfen, Hechte, wahrscheinlich auch Lachse und Welfe machen Anspruch auf ein hohes Alter. Es scheint die Nachricht gut verbürgt zu sein, daß diese Fische 100 und mehr Fahre alt werden. Korschelt bucht noch die etwas veraltete wenig glaub- würdige Ueberlieferung von dem altersgrauen Hecht des Mittel alters. der 250 Fahre alt geworden sein soll. Ausgangs des Mittelalters tauchte die Sage auf. daß im Fahre 1250 Kaiser Friedrich U. eigenhändig beiKaiserslautern eincn.Hecht ausgesetzt und gezeichnet habe, der dann im Alter von 267 Fahren wieder eingefangen sein sollte und 175 Kilogramm gewogen habe. Bet den Fischen sind wir in der Lage, sagt Korschelt, „durch gewisse Eigentümlichkeiten des Baues das Lebensalter mit großer Eicker. l>eit bestimmen zu können, und zivar dadurch, daß an gewissen Teilen des Skeletts und anderen Hartgebildcn des Körpers ein« Art von Jahresringen auftritt, nicht unähnlich denjenigen ist. die wir vom Stammquerschnitt der Baumstämme kennen. Bei den Heringen z. B. scheinen die Schuppen besonders geeignet solche Beobachtungen anzustellen, bei den Schollen die Gehör steine und die Knochenplatten des Kiemcndeckcls. Es muß des halb besonders befremden, daß wir gerade Uber das Alter der Fische noch so wenig zuverlässige Nachrichten im Schrifttum fin den. Es liegen nur einige Bemerkungen vor über die Schollen, die 40 bis 50 Fahre, Uber die Heringe, die 15 Fahre alt werden sollen. Berücksichtigt sei aber immer dabei, daß es sich nicht um Grenzwerte handelt, da hier meist wirtschaftliche und praktische Fragen mitsviclen. Das Alter des weiblichen Aales wird auf 10 bis 12 Fahre geschätzt. In diesem Alter ziehen die Aale wie- der ins Meer zurück, »m dort, wo einstens auch ihre Wiege stand, Hochzeit zu feiern. Alan nimmt an, daß sie dann auch bald den Strapazen der Reise und den Anstrengungen, die das Laich geschäft mit sich bringt, erliegen. (Fortsetzung folgt.) ich Zungenlaute aus allerlei Ländern. Ein altehrwürdiger Pfarrer bediente zuvorkommend meine Prozesstonskerze und sprach niederländisch; daneben ein Amerikaner, vor mir suchte sich ein französischer Priester mit uns zu verständigen, unweit von mir hörte ich den Vollklang der spanischen und italienischen Sprache. Und unter den 70 Bischöfen und Aebten waren die Sprachcngaben noch verschiedenartiger verteilt und ähnlich war es bei den Purpurträgern in den höchsten Mirden unserer hl. katholischen Kirche. Aber gerade bei den Kardinälen zeigte schon die äußere Aufmachung das überwältigende Bild der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche. Zunächst ein hol ländischer Kardinal, der päpstliche Legat van Rossum; dann in hierarchischer Rangordnung in einer Sitzreihe, geschmückt mit den einzelnen Kardinalswappen derEngländer Kardinal Bourne, der Oesterreicher Kardinal Psiffl, der Franzose Kardinal Du bais, die deutschen Kardinäle Bertram und Schult«, der Spanier Kardinal Reig und der Italiener Kardinal Sincero. Bei allen sieht man dasselbe hl. Kreuzzeichen zum Gebete, dieselbe Knie beugung vor dem Allerheiligsten, beim „Pax" der hl. Messe die selbe Priesterliebe und beim Segen mit dem Allerheiligsten derselbe mit chriftkatholischer Gesinnung ersehnte und erfrischende Himmelstau für die Seele. Ich wollte einem älteren, fremdlän dischen Priester den Ehrenvortritt lassen; er wies es ab mit dem Bemerken, wir sind ja doch alles Mitbrüder! Aber welche Sprache werden wir nun sprechen und wel hes Prozessionslied anstimmen, um uns alle zu verständigen. Die Deutschen und die Franzosen, die Holländer und die Ungarn, die Tschechoslowaken und die Chinesen, di« Spanier und die Wen den, die Javaner und die Engländer, die Italiener und die Russen, die Schweden und die Iugoslaoen usw.?! Wir bedien ten uns der katholischen Muttersprache und man stimmte den Psalm 147 an: Lauda Jerusalem Dominum, lauda Deum tuum Sion ... und ergriffen im Herzen wiederholten mir diese Worte und wir verstanden, wir verstanden ihre Bedeutung und wir verstanden uns Es war ein Brudergesanq in der katholischen Muttersprache und das ganze Volk stimmte begeistert mit ein. Selbstverständlich wurden auch die Dialekte dieser katholischen Muttersprache geduldet, al» in den Pausen ein holländischer Priester holländisch den Rosenkranz vorbetete und dann wieder ein deutscher Priester deutsch. Beim eucharistischen Gastmahle göttlicher Liebe gedeiht die internationale Tugend der Duldsam keit, in den stolzen Gehöften selbstsüchtiger Eitelkeit wuchert die internationale Untugend der Unduldsamkeit. Die Psalmworte: „Lauda Jerusalem Dominum, lauda Deum tuum Sion . . ." dran gen in das Stadion, drangen darüber hinaus nach Amsterdam, drangen auf Nadioschwingen hinaus in die ganze Welt, dran gen durch die Wolken zum Himmel hinauf und aus Himmels höhen kam das antwortende Echo: „Qui posuit fines tuos Pa- cem . . ." und er hat deinen Grenzen Frieden geschenkt. Der Gesang und die ganze Weltfronleichnamsprozession glich dem machtvollen Versikel der Erde zum Himmel hinauf: „Gloria in excelsis Deo . . ." und dem Responsovium des Himmels zur Erde hinab: „Et in terra Pax hominibus boneve voluntatis!" Ehre seit Gott in der Höhe und Friede den Menschen aus Erden, die eines guten Willens sind! Pfarrer Ps. Jugendsorgen Die Jugendzeit gilt im allgemeinen für die sorgloseste, glücklichste Zeit, und viele Menschen glauben wirklich in der Rückerinnerung, daß sie damals nur lichten Sonnenschein ge kannt haben; aber trotzdem gibt es auch für die jüngste Gene- ration Leid und Kummer, an denen man schwer trägt, und da» Dichterwort behält recht: Es trägt wohl mancher Alte Im Antlitz eine Falte, Die aus der Kindheit stammt. Es l>andelt sich ja nicht immer um den Verlust der Lieb lingspuppe, der ein kleines Mädchen zu Tränen rührt, nicht nur um die Sorge vor der zu erwartenden, vielleicht weniger guten Zensur, die die jungen Herzen bewegt, - es gibt auch für Kin der seelisches Leid, das sie tief herabzudrücke» vermag, beson ders, wenn sie gefühlstief veranlagt sind. In einem bestimmten Alter empfindet man jede unverdiente Zurücksetzung unendlich schwer: jede Enttäuschung schneidet ties in das junge Herz. Wen det sich in jenen Jahren, da man selbst noch fest an eine „ewige Freundschaft" glaubt, eine Freundin ohne stichhaltigen Grund, von einem ab, um sich einer anderen so anzuschließen, daß man sich Plötzlich ausgeschaitet sieht, io schmerz: dies unsagbar. Noch schlimmer Ist es, wenn Vertrauen mißbraucht wird, wenn sich jemand, auf den man felsenfest gebaut, als falsch er weist. Das sind Kümmernisse, an denen ein junges Herz ebenso schwer trägt, wie Erwachsene an ernsteren Sorgen, und die dir Jugend vielleicht deshalb doppelt empfindet, weil es die ersten bitteren Erfahrungen des Lebens sind. Da hat man durchaus kein Verständnis für den billigen Trost der Erwachsenen, man solle sich nichts daraus machen, wer so handele, sei keiner Träne wert usw., da ist ein Mitfühlen mehr am Platze. Vor allen Dingen aber gilt es für Eltern und Erzieher, den religiösen Kämpsen, die oft die junge Seele bewegen. Teilnahme und Ver ständnis entgegen zu bringen. Man findet solche Kämpfe be sonders bei Knaben. Sehr olt wird die jugendliche Seele von Zweistln bedrängt, die sogar imstande sind, den Grund zu einer pessimistischen Lebensanschauung zu legen Da Hilst nur eine offen« Aussprache, durch die der Fugend klar wird, daß es sür »in und denselben Gegenstand verschiedene Gesichtspunkte gibt, — daß vielleicht jener, dem man sich anvertraute, einst ähnliche Zweifel hegte und sich doch zur Klarheit durchrang. Wird einem in dieser Beziehung Vertrauen von der Jugend entgcgengebracht, so darf man das nicht als „unnötige Kindersorge" spöttisch be- iächeln, sondern soll versuchen, durch Trost und Rat. sie zu ver scheuchen. Oft lieben es besonders junge Menschenkinder, denen materielle Sorgen im Elternhaus» unbekannt geblieben sind, sich einer selbstquälerischen Trimmung hinzugeben. Deren Vertrauen soll man zu gewinnen suchen, indem man durch teilnehmende Fragen den Grund 'hrer Sorgen erforscht und die Fugend sich durch eine Aussprache erleichtern läßt. Beweisen es die Lebens erinnerungen berühmter Menschen doch zur Genüge, wie oft der einzelne Seelenkampf ausfocht, ehe er die abgeklärte Ruhe ge wann, die ihn später ouszeichnete. Es gibt in der kleinen In teressenwelt der Jugend manche Sorg», di« da» im Ertragen noch ungeübte Herz zu zerbrechen droht. Das darf man nie »er- geffen; darf nie al» „Lappalie" verspotten, was der jüngsten Ge^ neratton in Wahrheit ats Leid und Kummer erscheint. W.