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Tagung für katholische Weltanschauung Verband -er katholischen Akademiker- Vereine Deutschlands Katholisch sein! Zum fünstenmal halten wir Verbandstagung. Kein Mas senaufgebot, nicht Parade, sondern ernste Selbstprüfuug und -in Fest nur tief drinnen, still in der Seele. Immer wieder mutz die Programmatik unserer Bewegung an den gesicherten theologischen Grundsätzen und an der Er fahrung der Ortsgruppenarbeit gemessen werden, Läuterung, Vertiefung, Bereicherung erhalten und muh verstärkte Lebens kraft hinausgeleitet werden bis in die entlegenste und kleinste Gruppe. Freilich beengt uns nicht mehr so sehr die Sorge um Organisation und äußeres Wachstum und kein Streit der Rich tungen, da wir nur eine haben, mit ihrem Doppelziel: welt anschaulicher Wahrheitsdienst und religiöse Lebenserneuerung. Es soll den besonderen Sinn der diesjährigen Tagung aus- inachcn, das; wir die absolut religiöse Einstellung inne halten, mit der Blickrichtung auf die eigenen Nöte der Ge- bildetenseele. Die erste unserer Tagungen zeigte den En thusiasmus, der wohlangebracht war stir ein junges Wol len. das nach kühnen Zielen griff. Die zweite brachte ein neues Wagen, wir versuchten die religiös-wissenschaftliche Woche. Und äußerer Zuspruch wie innerer Widerhall in den Seelen er munterten zur Wiederholung bis zur heutigen Tagung. Diese fünfte will entschieden in die Tiefe dringen. Wir wollen die Religion wiedcrgeminnen als zentrale Lebensmacht, sie begreifen und er greifen als Kulturfaktor und nicht Hemmnis und so zu einem „gottzugewandten Weltdienst" fortschreiten, der im katholischen Menschen seinen vollkommensten Vertreter finden kann. Religion ist Bezogensein des Menschen auf den Aller höchsten. Ein Verhalten der lebendigen Seele, mit ihrem gan zen Reichtum, zum lebendigen Gott. Das feinste, stärkste und mächtigste Leben der Seele, die ihrer letzten Bestimmung bewußt oder ahnend inne wird und zu ihr hin will. Religion ist damit der höchste Aufschwung des ganzen Menschen, der reifste Akt der menschlichen Vollpersönlichkeit, das volle Spiel des ganzen wundersamen Werkes, das zu beherrschen dem Menschen vom Schöpfer gegeben ist. Kein Teildienst also nur der einen oder anderen Seelenkraft, nicht die Sonderleistung nur dieses oder jenes begünstigten Seelenvermögcns oder gar eines eigenen mystischen Organs. Wir tun gut, uns zu hüten vor bloßer Be griffs- und bloßer Gesühlsfrömmigkeit, vor Rationalismus und religiösem Lyrismus, der in Emotion und Rausch verebbt und gegenwärtig noch vielfach in Mode steht, und werden uns schließ lich damit bescheiden, daß das Göttliche „in unzugänglichem Licht" wohnt und kein Seelenteil, weder der rationale noch der irrationale, mit seinen Kräften uns ganz zum Unnahbaren hinbringt! Wirklichkeit und Tat ist ferner das religiöse Leben, wirkliches Leben zu Gott hin, kein bloßes Fühlen, kein bloßes Ideenwesen, Nachfolge, Gehorsam, Empfangen und Geben, Ernst machen im Leben. Der religiöse Akt kann nur der reifste des ganzen Menschen sein und formgebend für sein ganzes Tun und Lassen: So wird er zur entscheidenden Lebensform. Religion ist damit offenbar die Grundtatsache der Lebens-Be wegung. sie geht nicht ebenher neben den übrigen Lebens gebieten. Verständlich wird dann auch, wie Religion und Kul tur zueinander stehen. Kultur als harmonische Entfaltung aller edlen Anlagen im Menschen oder im objektiven Sinne als die Schöpfung der Seele, als Leistung und Ertrag zweckvoll menschlichen Schaffens, kurz, Kultur und Kulturmerk — sie brauchen beide die Religion, blieben nur Anlauf und Stück werk ohne Religion! Können beide je natürliche Richtung und Abschluß gewinnen, wenn unertrüglickp: Diktatur einer gottes- sernen, vernunftstolzen Menschenphilosophie alle Kulturarbeit gegen religiöse Inspirationen grundsätzlich abschließt? Muß nicht solche irreligiöse Kultur ein Zerrbild zeigen, dem ent scheidende Züge fehlen? Und Mißwuchs und Ungcstalt, wenn die Persönlichkeitskultur ihre letzte und höchste Aufgabe beiseite läßt und nicht die reife Frucht religiöser Vollendung begehrt? Könnte es vollends ein erträglicher Zustand sein, wenn der Kul turmensch gewissermaßen „im Innendienst" wohl noch still uno verschwiegen dem Göttlichen opfert, jedoch im Hellen Licht des Tages nnd im Lärm des Marktes das Heilige verleugnet? Kann es Reife sein und des denkenden Menschen würdig, einen Dualismus zwischen Glauben und irdischem Schaffen, die Tren nung des religiös inspirierten Ethos vom weltlichen Handeln, die Spaltung der einen Persönlichkeit in das Doppelniesen des religiösen und etwa des wirtschaftenden und politischen, des künstlerischen und gelehrten Menschen als Lebensgesetz durchs Leben zu schleppen? Religion ist uns aber nur als Katholizismus möglich, die religiöse Lebensform uns nur die katholische. Da wir sie erfassen und umfassen als den Willen des sich offen barenden Gottes, der seinen Heilsplan enthüllt und Wege und Mittel bestimmt hat. Wir stehen also zur katholischen Idee. Nicht aggressiv, sondern im Geiste der Liebe: Unser Glaube lehrt ja die Liebe als das höchste Gebot und Kenn zeichen der Kinder Gottes, und der größte Glaubenseiferer und religiöse Aktivist, ein Paulus, kündet von ihr mit dem Tiesstcn, was die Weltliteratur aufweist, in 1. Kor. 13! Wir bekennen ein katholisches Christentum und begehren es zu erleben und zu leben. Nicht i n t u i t i o n i st i s ch noch i r r a t i o n a I i st i s ch, wir pflegen weder Schwarmgeist noch Gefühlsrausch: von der Lebcnsphilosophie unserer Tage und dem Irrationalismus neh men wir nur die Warnung vor rationalistischem Unsug als brauchbaren Kern: im übrigen werden wir Intuitionismus und Religionspstichologie der Gegenwart »och ost in ihre Grenzen zu weisen haben. Katholizismus ist auch nicht Quietismus noch Pie tismus, weder Wcltslucht noch Welthaß, sondern die Ueber- windung beider in dem Aktivismus, der eine grundsätzliche Trennung von Religion und Kultur nicht zugibt. Es kann nicht länger verborgen bleiben, daß gerade wir und gerade hier vieles nachzuholen haben, ums verpaßt wurde in Enge und Halbheit, in Bänglichkeit und Bequemlichkeit. Wir müssen — endlich — Vordringen zum unbefangenen weltzugewandtcn Kultur- begrifs, der die mittlere Linie hält zwischen .Kulturscheu und Kulturfeindschaft, zwischen Weltflucht und Weltsucht, und zu reden weiß von katholischer Kultur p s l i ch t. Wo ist der Be weis. daß die „Seele des Katholizismus" nur denkbar sei als Mystik in Weltabgekehrtheit? Und daß katholische Geistcs- haltung verurteile zur Inferiorität? Nein, wir kennen und wol len die Einheit des apologetischen und mystischen Menschen, des kontemplativen und aktivistischen: wir wollen durch Lebens dienst zur Lebensbeherrschung, wir wollen schöpferische Kulturarbeit leisten, so, daß sie Gottesdienst weroe. Nickt Flucht aus der Welt, sondern Sieg in der Welt, und in der Welt doch nicht von dieser Welt! Aber das volle katholische Wesen ist mit alledem noch nickt gekennzeichnet, es sei denn nur nach formalsten Seiten sie Wesensschau des Katholischen muß tieser gehen Katholische? Denken ist objektivistisch: es traut de» Kräften der Seele, daß sie das Wesen der Dinge heranbringe» uns schwort Urfehde dem Kantischen Bernunststolz, von den, letzt schon seine alte Gesolgschast zusehends abrückt. Katholisches Denke» > realistisch: ein bewußt-freudiges Iaiagen zu allen Din gen, die. wie wir selbst, aus Gottes Schöpferhand stamme» Katholisches Denken ist universalistisch: ein Giund- zug katholischer Lebensbewertung, daß sie die gesamte Weit, sie Menschen und Dinge, in Sen Übergreisenden, übernatürlichen Zusammenhang mit dem Göttlichen einfügt und die Einh -t dadurch herstellt, das; sie kausal dieses ganze Sein und Tätig- sein von Gott dem Absoluten herleitet und smal zu ihm als letzten Daseinszweck wieder Hinleitei — Kaiholiiches Denken ist aternistisch: da wir vom Höchsten und Letzten her die Dinge beschauen und bewerten: im Ewigkeltsli yt, sub specie aetemllatls — im Kickte der Ewigkeit! In solcher Geisteshaltung vollziehen wir das wesenhast katholische Bekenntnis zu einein höheren Sinn alles Daseins den der Katholik als ein Dreifaches deutet: Als die Herr'cha'i des Ethos, der aus Freiheit gegründeten Sittlichkeit. Und dieses sittliche Reiseziel als ein Gottesgebot, als Verwirklichung unaushebbarer Herrschaft Gottes, der als Bater-Gott Alle zur Ebenbildlichkeit in Gotleskindschaft beruse», und spirituelle Heilskräste init auf den Weg gegeben hat. Denn das ist das Dritte: Der Weg persönlicher Heiligung im Gnadenleben. ver mittelt durch die kirchlich-liturgische Wirklichkeit. „Die Siiii- sierung der Seele in der Richtung des Bollendungstyps kann grundsätzlich nur auf sakral-liturgischem Wege erfolgen.' In Sakrament und Sakramentalien, im ganzen Reichtum der litur gischen Dienste haben wir die Symbole übernatürlicher Gnaden. Wirksamkeit, mit der das Unendliche in unser irdisches Dasein hineinragt. Quell und -Höhe aller liturgische» Gnadenvermilt- lung aber ist das eucharistische Opfer. Dort vollendet sich die spirituelle Wirklichkeit, eine Gott und die Seelen verbindende Wirklichkeit und die Gliedschast am mystischen Leibe des Herrn — „wie am ersten Tage steht der eucharistische Christus im Her ze» dieser spirituelle» Wirklichkeit und seine Gnade schlag! die ewige Brücke aus der sündenverlorenen Welt in den Himmel unserer Sehnsucht".'! Gott. Sittlichkeit und Gnade sind uns die hoch sten Lebensmächte und Lebcnswerte. die den letzten Lebenssinu verwirklichen Helsen. So wollen wir zurückgewinnen den religiösen Lebensstil und seine Herrschaft durchführen ans all den mannigfachen Kullurgebietcn: wie es Ser Fall umr in glauöens- stärkeren und religiös lebendigeren Zeiten: in Sitte und Recht. Gesellschaft und Staat, in Wissenschaft und Kunst, Bildung und Zucht — nicht zuletzt in der weithin entarteten Wirtschaft. Der ganze Mensch, sein ganzes Denken und sein gesamtes Wollen aus allen Lebensgcbieten ist für Gott geschaffen uns Gott verantwortlich. Gott braucht uns nie, aber nur alle ihn und immer! Gott und Gattes Gebot soll wieder seine Ehre und den Gehorsam der Völker finden! Sein Wille geschehe! piat voluntss tust R—r *) „Liturgie und Zeitgeist", 1921, München-Gladbach Der Austakk -er Tagung Dresden, den 6. September 1921. Die Herbsttagung der katholischen Akademikervereine Deutschlands hat begonnen. Die Mehrzahl der auswärtige» Teilnehmer aus allen Teilen des Reiches brachte bereits der gestrige Freitag nach dem Elbslorenz. Im „Italienischen Dörf chen". das den äußeren Sammelpunkt der Tagung abgibt, führte bereits gestern die familiäre Tischgcmeinschaft die Teilnehmer zusammen. Katholische Akademiker bevölkerten die schmucken Räume. Im „Italienischen Dörfchen" versammelten sich auch die Teilnehmer am Freitagabend zu einer schlichten Begrüßungs feier. Schon dieses erste Tressen zeigte, daß die Zahl der aus wärtigen Teilnehmer so groß ist, wie man es bei der peripheren Lage Dresdens nur irgendwie erivarten konnte — und daß die Anteilnahme in Dresden selbst eine außerordentlich lebhafte ist. Es war buchstäblich unmöglich, den zuletzt Erschienenen Platz zu verschaffen. Im Namen des Vorstandes der Dresdner Bereinigung katholischer Akademiker richtete Dr. Splett an die Erschie nenen herzliche Worte der Begrüßung. Ein besonders herz liches Willkommen rief er den Gästen zu, die fernher aus dem katholischen Westen und Süden des Reiches nach der sächsischen Diaspora gekommen sind. Sie müßten Rücksicht nehmen auf dir in mancher Beziehung engen und unvollkommenen Ver hältnisse der Diaspora. Unmöglich sei es. alle zu nennen, die sich um die Vorbereitung dieser Herbsttagung verdient gemacht hätten, besonderer Dank aber gebühre Professor Kutzbach für die außerordentlich aufopferungsvolle Vorbereitung aller Einzelheiten. — Voten der großen katholischen Heimat seien die Teilnehmer der Tagung für die auf ausgesetztcm Posten stehenden sächsischen Katholiken. Zusammenarbeit von katho lischer Heimat und Diaspora werde sich auch auf dieser Tagung bewähren. — Sanitätsrat Bergmann- Cleve, der Vorsitzende des Gesamtverbandes der Akademiker Deutschlands dankte für die außerordentlich herzliche Aufnahme der Teilnehmer und die umsichtige und mühevolle Vorbereitung. Trotz der außer gewöhnlichen Schwierigkeit der diesjährigen Verhältnisse sei es ermöglicht worden, ein Programm zu bieten, das sich würdig an die bisherigen Tagungen anschließe. Die Dresdner Tagung werde ein neues Zeugnis des katholischen Weltgefühls sein. Zeugnis.gelte es abzulegen dafür, daß Christus der Mittelpunkt sei, um den allein sich alles sammeln könnte, ivas heute in Zwietracht und Trennung lebt. Flüchtig seien di« Tage dieser feierlichen Woche, flüchtig wie die Linien des in Dresden so reich vertretenen Rokoko, aber der Gewinn werde ein dauernder sei». Musikalische Vorträge, für die Professor Müller, Pader born, humorvoll Silentium erbat, brachten reiche Abwechslung in die Unterl-altung des Abends. Besonders erwähnt zu wer den verdienen «in paar Kompositionen von dem Pfitznerschüler K. M. Dombrowski. Zumal ein Lied gab einen wundervollen Jorklang für diese Tagung, die uns über den Nöten des Augenblicks an die ewigen, unverlierbaren Werte gemahnen soll: „Das ist Sünde, die du meiden sollst: Der Hader mit dem Schicksal, Sei getrost! Geht es auch dunkle Wege — Folge ihm nur wie ein Kind, das an der Mutter Hand Im Dunkel sicher geht — cs weiß: Die Mutter kennt den Weg!" Prachtvoll war auch ein Terzett von Streichinstrumenten, in dessen leise Schlußakkorde die Glockenschläge der zehnten Stunde in erwünschtester Harmonie hineinklangen. Lediglich ein erstes Treffen sollte dieser Abend bedeuten. Die feierliche Eröffnung der Tagung findet erst am Sonnabend abend statt. Mag die ganze Tagung unter einem so günstigen Sterne stehen wie dieser über Erwarten gelungene stil- und stimmungsvolle Anfang! Der Sonnabend Am Sounabeudvormittag trat im Hause der Kaufmannschaft die M i t g l i e d e r v c r s a »i m lung des katholischen Aiadcnnker- vcrbaudes zusammen, die am Nachmittag fortgesetzt werden sill. lieber oaS Ergebnis dieser Versammlung kann erst nach deren Abschluß b erichtet werden. Um Il .llhr wurde der religiöse Teil der Tagung mit einem feierlichen Lenitenamt in der Hofkirche eingeleilet, das vom Pfarrer der Hostirche, Propst Setbler, zelebriert wurde, assistiert von den Herren Kaplänen Tr. Neubuer und Echinger. Der hochwlirdigste Abt von St. Stephan aus Augsburg wohnte dem Hochamt am Altäre bei. H Nach dem Gottesdienst fand in den Räumen der Galerie Arnold, Schloßstraße 31, die Eröffnung der Ansstcllung für christliche Hauskunst statt, Architekt Robert B. Witte, in dessen Hände» die künst lerische Leitung der Ausstellung lag, begrüßte die Erschienenen nnd führte in seiner Eröfsnungsreoc folgendes aus: Ter Verband der Vereine katholischer Akademiker zur Pflege der katholischen Weltanschauung hat in oiesem Jahre nach T-res- den eingeladen. Es bedarf wohl keiner Erklärung, daß in die von diesem Verbände gepflegte Kultur das ganze große Ge« biet der Kunst, soweit sie kirchlich und religiös durchaus katholisch eingestellt ist, mit einbezogen wird. Nur bangen Herzens haben wir das Wagnis hier in Dresden übernommen. Wieweit es gelungen ist, oavo» bitte ich sich selbst überzeugen zu wollen. Wir haben eine Ausstellung für religiöse Kunst, für eine Kunst, die das Privathaus zieren nnd schmücken soll. Es ist nicht gesagt, daß dem religiösen Kunstwerk sich auch die Pforten eines Gotteshauses zu öffnen brauchen oder gar öffnen müssen. Mir haben also keine kirchliche Ausstellung, wenn auch einige wenige Werke kirchlicher Kunst vertreten sind. Ter Unter schied zwischen religiöser uno kirchlicher Kunst ist wohl zu be achten. Was Sie hier sehen, ist durchaus christlich und katho lisch, eine Kunst, durchstrahlt vom Vcrllärungsglanze des auf- erstandencn und triumphierenoen Christus.. Wir stehen inmitten dieser Kunstwerke in einer Wett, die au; starkem religiösen Fundament erbaut ist, die verklärt und verklärend wirkt. Tie religiöse Erhebung, die Pslege des Innen lcbens, diese Wellen, oie gegen tausend sehnsüchtig harrende Herzen schlagen, sie treffen und erfassen auch den Künstler, der ohne sich um Formalismus, Impressionismus und Erpressi.'nis- mus zu kümmern, lediglich der religiösen, der christlichen Kunst dienen will. Vor Kunstwerke soll man bekanntlich hintreten und ab warten, was sie einem zu sagen haben. In einer Veranstaltung für religiöse Kamst gilt das erst recht: hier kann und muß das Kunstwerk erlebt werden. Tie erste Begegnung kann nicht immer sagen, was cS an erfreulichen oder abweisenden Euidnicken verborgen hält. Die Kunst ist ein großer Garten voll herrlicher Blumen, die ihr eigenes Gesetz, ibre eigene Schönheit haben. Wir kennen diesen Garte», diese Natur rn, wen., wir ste zu jeder Tage?- und Jahvoszcit gesehen haben: wie ein Franz von Assisi, der jeden, der sich ilzm nahte, mit Liebe aufnahm, »ins; man sich ihr näher». Unsere Ausstellung ist durchtränkt von deutjchem Gei st e, wie Sie es nicht anders erwartet haben. Sicherlich soll die Phan tasie in entfernte Regionen schwärmen, um jederzeit mit fremden Schätzen bereichert zur Heimat zurückkehren zu können, zu dein was für ihre Zeit, für ihre Nation einmal der böckite Brennpunkt des Gefühls und der Dichtung ist, will sie nicht unvermeidlich kalt und kraftlos werden." -Denn, so sagt Schlegel, als er von Paris kommend in Köln die Schönheit des Stephan Lochnerschen DombildcS in sich aufgenommen batte, die Malerei sucht „das Ein zelne und Nächste bis in seine letzte Tiefe und eigentliche Wurzel zn durchdringen und cs dann im Bilde von neuem zu gebären, so daß aus dem nun wiedergeborenen und verklärten Abbilde deS unerforschlichcn Naturwesens zugleich daS Rätsel unseres Ge fühles uns überraschend cntaegenschcint und in uuaussprech, lichen Worten hervorbricht". In diesen Worten sind die geheim- nißvollen Fäden, die das künstlerische Ausdrucksbedürfnis eines, Stammes mit eiuem jeden verbinden, unübertrefflich, kaum ver gleichbar angcdeutet Ein Programm objektiv individuell, das unserer Ausstellung voranleuchtet. Und nun darf ich die Bitte aussprechen, mit wohlwollender: al>er auch gerechter Kritik die Säle zu durchwandern, um zu prüfen, zu sichten, sich anregen zu lassen. Die Ehrfurcht vor geistigen Werten, die Empfänglichkeit für Form, die Lust am Schöne» ist gestiegen. Wollen wir hoffe», daß die Künstler, die hier ihh Bestes geben, nicht entäuschen und nicht enttäuscht werden. Und damit erkläre ich die Ausstellung für relig'öse Kunst für eröffnet. Damit ist eine Ausstellung der Oeffentlichkeit Übergeber, deren Beachtung allen Freunden christlicher Kunst nicht warm, genug empfohlen werden kann. Einen ausführlichen Bericht, über die Ausstellung bringen wir in der nächsten Nummer. E», darf aber schon heute der Hoffnung Ausdruck gegeben werden,' daß alle Kreise diese für Dresden so seltene Tat, die demAkademiker. verband zu danken ist, zu schätzen wissen und mit ihrem Inter-' esse fördern werden. Die Ausstellung ist während der Tagung täglich von 9 bis SZj Uhr geöffnet, am TagungSso.-.niag vo^ L bis 8 Zj Uhr. -