Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 07.09.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-09-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192409074
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19240907
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19240907
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-09
- Tag 1924-09-07
-
Monat
1924-09
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 07.09.1924
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Sonntag. den 7. September 1924 Nr. 208, Seite 6 Die Dauer -es Lebens Bon Tr. Phil. P. Gilbert Rahm O. S. B. (Maria Laach,. (Vergleiche Nummer 202.) N. lieber das Alter der wirbellosen Tkere liegen« auch Nach richten vor. Soweit diese nicht die Weichtiere, die vermöge Ihrer Schale genauere Schlüsse gestatten, u»o die Insekten, die vom Menschen vielsach genauer beobachtet wurden, betreffen, s>») sie mit großer Vorsicht aufzunehmen. Die ältesten Ver treter in der Klasse der Weichtiere finden wir unter den Muscheln, soll doch oie Bachperlmuschel nach Israels Angaben 60 bis 60, sa 80 bis 100 Jahre, andere Muscheln ves Süßwasiers, wie die Nasaoen, 20 bis 30 Jahre alt werden, die Teich- und Flnßnnischcl etwa 12 bis 1t Jahre. Merkwürdig ist es, oaß die Meeresperlmuschel im Vergleich mit ihrer Verwandten ans dem Süßwasser sehr kurzlebig ist. Korschelt gibt 8 Jaqrei Lebenszeit an. Ten kleinen Erbsenmuscheln des Süßwassers werden 2 bis 4, Austern 10 Jahre zugeschrieben. Di; große »'.arme Schnecke Natica wird 30, die Paludinen 8 bis 10, unsere gewöhnlichen Süßwasterschnecken 4 bis b, die Landschnecken, Helix arten, 2 bis 3 oder 3 bis 4, die Weinbergschnecke 6 bis 7 — es wird sogar im Schrifttum von einer 18jährigen ge sprochen —, Nacktschnecken 2 bis 3 Jahre alt. Bemerkens wert ist es, daß die kleineren Tintenfische nur einjährig sino, während, w>e schon Weismann hervorhebt, die großen Tinten- sische sicher ein hohes Alter von mehreren Jahrzehnten er- reichen. Nicht so leicht ist es, das Alter! der Gliedertiere zu be stimmen, da man oie Entwicklnngsstadien mit berücksichtigen muß, die oft viel längere Zeit des gesamte» Lebens in Anspruch nehmen, als der ausgewachsene Zustand. So brauchen z. B. die Ephemcriden, die Eintagsfliegen, 1, ja, 2 bi? 3 Jahre, bis ihre Larve soweit erwachsen ist, daß« sich die Umwandlung in das vollkommene Insekt vollziehe.« kann. An eurem schönen Juli- oder Augusttage kann man bann dao massenweise NnS- schlüpfen der Eintagsfliegen beobachten. Das Schautprcl ist so anziehend und fesselnd, daß uns mehrere Ratirrforscher in der anschaulichsten Weise davon berichtet haben. Sr schon ?chaef- fer im 18. Jahrhundert, C. Cornelius 18-18 und neuerdings Ulmcr in seinem lesenswerten Bändchen: Unsere Wasserinsekten. „Ich war einmal Zeuge dieses eigenartigen, an einen Schnees rll erinnernden Schauspieles. Tie Leute haben tatsächlich den Ein druck, als ob es schneit, so ist plöjrlich der Boden mit Milli'neu dieser soeben dein feuchten Element entstiegene» Tierchen bedeckt. Sic machen ihrem Namen alle Ehre, ihr Leben ist sehr kurz bemessen, 1 oder höchstens 2 bis 3 Tage, ja. manche sterben schon in wenigen Minuten, sobald sie sich mit dem Männchen gepaart haben." Einmal, es war in dem heißen Sommer 1921, erlebte ich auch einen solchen Massenslug und ein solches Massensterben der Eintagsfliegen oder des „Uferaases", wie diese Insekten auch bezeichnenderweise genannt werden. Wer dies ein mal mit angesehen hat, vergißt es nicht so leicht. Das Wasser scheint wirklich zu sieden ob des Geräusches, das die Tierchen verursache», wenn sie sich von der Larvenhülle besreien wollen. Eine große Anzahl Zische war herangeschwommen, die die weni gen Minuten, die den Tierchen zu leben vergönnt waren, noch abkürzten und eine nach Tausenden zählende Menge wegschnapp ten und verzehrten. Tie anderen erhoben sich bald zu einem dichten Schwarm in die Lust und wurden vom Abeudwinbe entführt. Viele starben aber apch gleich nach der Geburt, oa sic von den nachorängenden Geschwistern und Vettern einfach ins Wasser gestoßen wurden uno elendiglich ertranken. Langlebige Vertreter unter den Insekten sino die Käfer. Krancher hielt einen Laufkäfer 7 Jahre in Gefangenschaft, der große Lederlauskäfer lebt nach meinen Beobachtungen 3 bis 4 Jahre, nach Boßler kommt den Laufkäfern eine 7- bis 11- jährige Lebenszeit zu. Ein Blattkäfer (Timarcha) lebte 5, ein Totenkäfer (Blaps) 4 bis 5 Jahre, eine Totenkäferart (Blaps fatidica) hielt ohne jede Nahrung eine 6jährige Gefangenschaft aus. Alle diese Beispiele beziehen sich auf die Tan^r des Lebens der ausgewachsenen Käfer. Wenn man das Larven leven hinzuzählt, vergrößern sich die Zahlen. Korschelt sührt einige Beispiele an von sehr langer Tauer des Larvenlebens ber Käfern. So brachten zwei Bockkäferlarven (Hesperophanes mix- tus) 9 bis 10 Jahre, eine Prachttäfcrlarve (Eurythyrea) 27, Bockkäferlarven 20, 28, ja. 45 Jahre im Larvenzustande zu. Auch die Cicaden, denen im ausgewachsenen Zustande nur eine verhältnismäßig kurze Lebensdauer beschicken ist, brauchen 17 Jahre zu ihrer Entwicklung. Nach Wasmann erreichen die Ameisenweibchen der Formica- und Lasius-Arten das Alter von 10 bis 15 Jahren. Die Arbeiterinnen oer blutroten Ameise (F. sanguinea) sollen 5 Jahre alr werden, wie auch von den Königinnen der Bienen und Termiten angegeben wird. Spin nen leben im allgemeinen kurz, brauchen aber auch länger« Zeit zur Entwicklung. Wenn von einer Art Atypu piceus angegeben wird, daß sie 7 Jahre alt werden! kann, so konnte neuerdings von der Vogelspinne berichtet werben, daß ste löjährig wurde. Tausenfüßler hielt Berhoeff 3 Jahre in Gefangenschaft. Die Krebse sind meist sehr kurzlebig, wenn wir die kleineren Arten in Betracht ziehen. Sie erreichen selten rin höheres Alter als ein Jahr. Nur die größeren Arten, wie unser Flußkrebs und Hummer, sind langlebiger. Für den Flußkrebs werden 20 bis 30 Jahrs angegeben. Steigen wir in der Stufenfolge der wirbellosen Tiere weiter hinunter zu der großen Klasse der Würmer, in bi« auch alle die Tiere eingereiht werden, deren Zugehörigkeit man mit Sicherheit noch nicht festgesetzt hat, wie die Rädertiere und die Bärtierchen. Man hat deshalb nicht mit Anrecht oie Klasse der Würmer die große zoologische Rumpelkammer genannt. So wird z. B. vom medi zinischen Blutegel, der sehr langsam wächst, angegeben, daß er 20, ja, 27 Jahre, der Regenwurm 10, der Bandwurm im menschlichen Darm bis 35, Trichinen der Fadenwürmer im Muskelflcisch eingekckpselt 25 bis 30 Jahre leben sollen. Strudel würmer sind kurzlebig, etwas über ein Jahr. Ebenso die im Wasser lebenden Rädertiere. Hydatina senta überdauerte bei 18 Grad Celsius 13 Tage. Andere Rädertiere, die eine Ruhe« Periode in i,hrcm Leben überstellen, erfreuen sich eines längeren Lebens. 'Dwse Rädertiere, sowie eine ganze Anzahl Faden würmer und Mirtierche», gepanzert und ungepanzert, besitzen die Fähigkeit, mit dem Moos, in dem sie meistens wohnen, im heißen Sonnenbrand auszntrocknen. In diesem scheintoten Zustand vermögen sie dann jahrelang (auch in einem Herbar anfbewahrt), lebensfähig zu bleiben, nach meinen eigenen Beobachtungen 2 bis 3 Jahre. Baumann gibt allerdings als Grenze der Callidinaarten 1i/g Jahre an. Sie verharren dann in einem ähnlichen lufttrockenen Zustand wie die im ersten Teil erwähnten Pflanzensamen. Einmal sah ich ein Nädertirr (Callidina gnadrieorne Mine) aus einem Herbar moos, das vor 59 Jahren gesammelt und so lange lusttrocken anibewahrt worden war, „ach zweitägigem Anfeuchten zu voller Lcbenstütigkeit znrückkebren. Alle diese ausgetrocknelen Lebe wesen vermögen ihre Lebenstätigkeit, wie Bewegung, Nahrungs aufnahme »sw., nur im Wasser zu entfalten. Dennoch möchte ich nicht behaupten, daß dieses Tier einen so langen Dornröschen» scblat hinter sich hatte. Alle anderen im Moosrasen miteige schlossenen Tiere, wie Nematoden und Bärtierchen, quollen zwar nach der Anfeuchtung wieder ans, erwachten aber nicht mehr zum Leben. Wenn mir auch versichert wurde, das Moos sei immer verschlossen die ganze Zeit hindurch ausbewahrt worden, es kann doch zu leicht beim Durchsetzen der Herbarien Staub eines frisch gesammelten MooseS, in dem sich Nädertierchen be fanden, hineingeraten sein. Jedenfalls ist mir bisher kein ähn licher Fall eines so lang andauernden Trockenschlafes bei Tieren bekannt geworden. Nur von einein Fadeuwurm, dem bekannten Weizenälchen, das die Gicht oder das Nadigwerden des Weizens Hervorrust, findet man in dem Schrifttum, auch in wissenschaft lichen Abhandlungen, immer wieder die ans den Engländer Baker zurückgehcnde Bcbauptung, oaß diese Krankheitserreger 2« Jahre lang in dem Weizencorn lufttrocken znbringen können. Pennatier hatte schon in den 60er Jahren des vorigen Jahr hunderts Zweifel an der Richtigkeit dieser Behauptung geäußert; ich habe eine große Anzahl gichtkranker Weizentürner untersucht, die mir ans den verschiedensten Gegenden Deutschlands zugeiandt wurden, aber niemals ist es mir gelungen, die Tiere, die länger als 13 Jahre in den Körnern eingetrocknet waren, »ach dem Anfeuchten zum Leben zurückkehren zu sehen. Bärticrchen (Tar- digraden) können nach den Beobachtungen Richters 10 Jahre, nach meinen Erfahrungen 5 bis 6 Jahre trocken anfbewahrt werden, ohne ihre Fähigkeit, beim Auseuchten zu neuem aktiven Leben zu erwachen, einznbüßen. Diese Trockenzeit wirkt bei den oben genannten Arten sicher lcdenverlängcrnd, da die Tiere, wenn sie beständig feucht gehalten werden, kaum länger als ein bis zwei Monate ain Leben bleiben Andere Arten, wie z. B. verschieoene Kleinkrebse unserer Tümpel, legen bei Eintritt ungünstiger Lebensverhältnisse sogenannte Danereier, die sehr lange, bei Avus und anderen Krebschen zehn Jahre lang, im trockenen Schlamm lebensfähig bleiben. Er wähnt sei nur noch, daß auch die Kälte lebensverlüngernd zu wirken scheint. Versuche mit Fadenwürmern, Bärtierchen und Räderticrchcn, die 18 Monate im kalten Bade der flüssigen Lust ansharrtcn, waren kräftiger und erwachten »ach dem An« feuchten rascher zum aktiven Leben als ihre Genossen, die ein fach im lufttrockenen Moosrasen ansbewahrt worden waren. Man könnte hier fast von einem Konservieren des Lebens in oer Kalle sprechen. Wahrscheinlich werden aber in dem kalten Bad die Schädlinge, wie Milben und Bakterien, abgetötet bezw. ihre schädi- gcnoen Einflüsse lahmgelegt. Bryozoen, d. h. Moostierchen, die Kolonien bilden im Meere und in unseren Süßwasserseen und Teichen, leben sechs bis sieben Monate, da die Stücke meistens zu Beginn des Winters absterben. Danereier sorgen dann für den Fortbestand der Kolonie im Frühjahr. Ueber daS Lebensalter der Manteltiere, der Tunicaten, liegen nur wenige Beobachtung«» vor; eS scheint, daß die Tiere höchstens zwei- bis dreijährig' werden. Von unserem Seestern (Asterias rubens), der in d«r Ostsee ziemlich häufig ist, berichtet Ludwig, daß er, da er erst mit dem fünften Jahre geschlechtsreif wird, ein beträchtliches Alter erreicht. Seewalzen (Holothurien) schätzt derselbe Forscher auf mehr als zehnjährig. Merkwürdigerweise sollen manche Hohltiere (Coelenteraten) ein recht hohes Lebensalter erlangen. Unser einheimischer Süßwasserpolyp kann nach Steche bis zwei Jahre, der mittelgroße zwei bis drei Monate alt werden. Wie wenig zuverlässig solche Ueberlieferungen sind, geht daraus her vor, daß bei einzelnen Hydroidpolypen ein viel höheres Alter von fünf Monaten bis zu vier Jahren beobachtet wurde. Sehr alr, 20, 24, 28, ja 50 bis 60 Jahre alt können die Seerosen (Pslanzentiere> werden. Ein wahrer Nestor unter seinen Ge nossen, überhaupt das älteste Tier, das unter den wirbel losen bekannt wurde, ist eine Seerose aus oem Botanischen Garten in Eoinburg; sie wurde im Jahre 1828 von Dalhell dort kns Aquarium gesetzt und bis zum Jahre 1887 gehalten Als sie starb, schätzte man ihr Alter auf 67 Jahre. Ihr wisseiy- schaftlicher Name lautet: Netinia mesembryanthemum. Um euo- lich noch ein Wort über das Lebensalter der Schwämme iSpongien) zu sagen, so werden die verschiedensten Angaben vor gebracht. Unsere Süßwasserschwämme gehen meistens beim Be ginn der ungünstigen Jahreszeit zugrunde, nur wenige vermögen den Winter zu überstehen. T«r Meereskalkschwamm Sycon ca- pillosum lebte drei Monate, von den Marinen-Schwämm.en, die Kolonien bilden, vermutet Korschelt mit Recht, daß sie sicher weit älter werden. Unser Ueberblick ist beendet. Es blieben nur noch die ein zelligen Lebewesen, die Protozoen, übrig. Von Ihnen hat ja schon Weismann bas Wort geprägt, daß sie „unsterblich" seien. Diese „Unsterblichkeit" ist jedoch nur so zu verstehen, daß, gün stige Lebensbedingungen vorausgesetzt, die Tiere keine Leicben bilden, nicht an Altersschwäche zugrunde gehen, sondern das Muttertier teilt sich nach bestimmter Zeit und läßt aus seinem Leibe zwei Tochtertiere hervorgehen. Tatsächlich werden vraußen in der Schöpfung solche paradiesischen Bedingungen, daß z. B. keine Feinde vorhanden sind und keine Krankheiten auftret«», wohl nie verwirklicht, so daß die „unsterblichen" Lebewesen in der Tat absterben. Viele unter ihnen vermögen auch ähnlich wir dies schon von den Kleinkrebschen und anderen Tieren oben an- gedeutet wurde, Dauerzustände einzugehen, die ihnen gestatten, längere Zeit einen Dornröschenschlaf zu schlafen, um bei Ein tritt günstiger Lebensbedingungen wieder zu erwachen. Es erhebt sich nun die Frage^ ob die oben angeführte» Zahlen nur Grenzwerte bedeuten, die weiter nicht wissenschaft lich zu verwerten sino, und ob sich die Angaben miteinander ver gleichen lassen. Das letztere ist bedauerlicherweise nicht der Fall. Schon WeiSmann und nach ihm viele andere Forscher, besonders Korschelt, haben sich bemüht, eine Vergleichung der verschiedenen Lebensdauer bei den Tieren anzustellen. Man suchte Körpernmfang, Trächtigkeitsdaner und Jugendzeit in Uebec- einstimmig zu bringen. Alsein ohne Erfolg. Man vergleiche nur den Unterschied in der Lebensdauer beim Pferd und Rind, die dem Körperumfang ziemlich gleich sind. Anderseits werden das Pferd, die Taube und die Möve gleichaltrig, ebenso Rind, Gemse und WildganS, Mensch und Storch, Karpfen und Elefant »iw., um nur bei den Wirbeltieren zu bleiben. Nicht viel weiter kommen wir, wie Korschelt dies eingehend gezeigt hat, wenn wir die anderen oben angesührten Verhältnisse zum Vergleich lieran- ziehen, Trächtigkeitsdaner, Jugendalter und Berechnung des Ener gieaufwandes, wie dies Nubner versucht hat. Rubner hat einen scharfen Gegner in Pütter gefunden, der die Beziehungen des EnergienmsatzeS und der Lebensdauer direkt in Abrede stellt Pütter räumt dem „Alternsfaktor", worunter er die „Geschwindig keit" versteht, „mit der sich die inneren Bedingungen so ver schieben, daß das lebendige System leichter durch äußere Schädlich keiten zerstört werden kann" oder „die Geschwindigkeit des Alterns aus inneren Gründen", eine Hauptrolle bei Beurteilung der Lebensdauer ein. Wir werden darauf noch zurückkommen, wenn wir in einer neue» Abhandlung das Alter des Menschen be trachtet haben. Im Grunde genommen können wir jetzt schon sagen, oaß die verschiedenen Unterlagen der Lebensdauer auf dem Ge- beimnis der Zelle beruhen. Solange uns aber diese winzigen Bausteine, ans der alle Lebewesen zusanimengeseht sind, angekang'» vom Menschen bis hinunter zu den allerkleinsten Lebewesen, die nur über eine einzige Zelle verfügen, noch so wenig bekannt sino und Rätsel über Rätsel anfgeben, müssen wir mit jedem ebrlich?!, Forscher Goethes Worte uns zu eigen machen: Geheimnisvoll am lichten Tag Läßt sich Natur des Schleiers nicht berauben,^. Und was sic oeinem Geist nicht offenbaren mag,- Das zwingst du ihr nicht ab mit Hebeln und mit Schrauben! Ja, wahrlich, trotz Mikroskop und den wunderbaren Lei stungen der neueren Biologie und Chemie! Bücherlisch ElemenS Baeumker, Ringende Mächte im philosophischen Welt- anschmmngSkampfe der Gegenwart. Im „Jahrbuch des Ver bandes der Vereine katholischer Akademiker zur Pflege der katholischen Weltanschauung" 1923, zweite Auflage (Augsburg 1923), Seite 34 bis 64. Clemens Baenmker, einer der führenden Vertreter der de»t- schen philosophischen Wissenschaft katholischer Prägung, dem die in- und ausländische Gelehrtenwelt für die mittelalterlich« Geistes geschichte in seinen „Beiträgen zur Geschichte der Philosophie des Mittelalters" ein Standardwerk von den grössten Ausmaße» (zur zeit mehr als 20 Bände) verdankt, nimmt unter obigem Titel in dem ihm zur Vollendung des siebenten Jahrzehnts von dem katho lischen Akademiker-Verband dargebrachten „Jahrbuch 1923" das Wort zu dem die denkend« Menschheit von heute so gewaltig auf. wühlenden Geisteskampf der Gegvnivart. Und wir danken eS ihm! Ein Beitrag, der trotz seines fast populären, jedes schwere philo sophische Rüstzeug meidenden Gewandes — er ist die Wieder gabe eines nn November 1922 in dem „Verein akademisch gebildeter Katholiken Münchens" gehaltenen VortragS — himmelhoch über so manchen zu diesem Tchema sich meldenden dick- und dünn- Icibigen Arbeiten steht. Eine kurze Inhaltsangabe möge die ver. schiedenen Geistesströmungen aufzeigen, an die Baeumker den Leser heranführt. Die Disposition für seine Arbeit gibt dem Verfasser die von ihm erkannte Zweiteiligkeit in dem Dcltcmschauungskampf der Gegenwart: Meta P-Hhsik-Scheu und Metaphysik-Auf erstehung. Dementsprechend führt er nach einleitenden Wor ten über den Begriff der „philosophischen Weltanschauung" und ihre Probleme im Verlaufe der Menschh-itSentwickung zunächst in die metaphysikfeindlich eingestellten Philosophiesysteme ein ,in die er einreiht: Materialismus. Neukantianismus, die neuhegelsche Bewegung und di« südweftdentsche Schule der Vindel- band uni» Rickert (hier besonders gegen den neueren katholischen AugustiniSmuSl). Jedoch auch innerhalb der Reihen des Kantia- nismu« vernehmen wir ein leise»? Pochen an daS Portal der Meta. Physik. Baeumker betont als vornehmste Aufgabe der christlich orientierten Philosophie gegenüber dem NeukanttaniSimiS und seiner feindlichen Einstellung zu den Gottesbeweisen, die „kriti- zistische Aushöhlung dcö Rückschlusses vom gegebenen Endlichen auf da« Unendliche, vom Zufälligen auf das Notwendige, von der geordneten Welt auf den intelligenten Schöpfer zurückzuweisen. ES gilt, durch Begründung eines erkenntnistheoretischen Realie. ZniS und durch erkenntnistheovetische Sicherung dev Kausal begriffs zu zeigen, daß die Frage nach Gott nicht aus der Sphäre der wissenschaftlichen Philosophie heraus fällt." (Zu dem Kausal gesetz vergleiche jetzt besonders I. GeYser: Einige Hauptprobleme der Mcthaphysik. Mit besonderer Bezugnahme auf di« Kritik Ka»tS, Frciburg 1923, Seite 75 ff.) In dem zweiten Teil zieht an unserem Auge die ganze Buntscheckigkcit der zahlr«ick>e» metaphysischen Systeme vor über. In ihrem Bezirk finden wir die Indien zum Ausgangs punkt nehmende» verschiedenen philosophische» Richtungen (Ve- daula-Philos., Buddhismus usw.), die Thcosophi« und Anthropo sophie, den „falschen Mystizismus", demgegenüber Baeumker den Begriff der wahren christlichen Mystik als „liebende Vereinigung der Seele mit biott" im Sinn« eines „Gnadengeschenke- freier göttlicher Liebe" cherauSschält. -- Die eingehendste Darstellung und Würdigung erfährt die sogenannt; „Philosophie des Lebens" (dritter Teil), die geradezu zu einem Umsturz aller ewiggeltendeil Werte führt. Jedoch bei den ernsteren Verfechter» dieser Lehr« können wir eine „Gott sei dank" mangelnde Folgerichtigkeit ihres Denkens beobachten, die sie eben an ein „Mehr-alS-leben glauben läßt (öleorg Simmel). In den Schlußabsätzen erweist B. das Christentum als die „LebeaSphilosophie", als die Philosophie von dem „ewigen Leben der Seele" und den» „ewigen Leben der Gottheit", mrd seine Seele weitet sich auS zu dem Bekennt nis an den Verkündiger jenes großen Wortes, das eben nur einer von sich sprechen konnte: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und daS Leben". „Er hat auch der Gegenwart im Kampfe ringender Mächte um die Weltanschauung de» Weg gezeigt, der zum Leben führt, den Quell, au§ dem zuletzt alles Leben und alle Wahrheit entspringt." So gibt eS für Baeumker kein« philosophisch« Richtung, die er nicht in den Kreis seiner Betrachtung einbezogen hätte. Min. cbes hätte man gern etwas ausführliches dargestellt aesehen, wobei ich mir durchaus der Bedeutung, die die jeweilige Interessent;g« des Einzelne» dabei spielt, bewußt bin (so etwa die moderne Ge. heimlehre). Zum Schluß möge der Wunsch nicht ausgesprochen bleiben, diese Ausführungen vielleiecht als Sonderdruck erscheine» zu lassen, denn sie verdienen wahrhaft weiteste Verbreitung. Ein guter Literaturapparat ist ihnen beigegeben. Thalhauser, Leipzig. Der närrisch« Freier. Roman von Leo Weismantel. 8° (IV und 92 S.) Freiburg i. Br. 1924, Herder. Geb. in Lein wand G.-M. 2.40. Leo Weisinantel hat in diesem Werke die problematische Welt seines bisherigen Schaffens verlassen und seine ganze be deutende Dichterkraft einem einzigen merkwürdigen Menschen zugewandt. Im „Närrischen Freier" erwuchs somit Weismantcl» erster wahrhaft volkstümlicher Roman voller Einblick« in da» Wünschen und Fühlen des Herzen«. X Di« Katholiken in China. Der Jesuit P. Kennley, der seit vielen Jahren in Schanghai als Missionar tätig ist. hat kürz lich über die in China lebenden Katholiken eine Statistik zu sammengestellt. Noch derselben leben dort gegenwärtig 2 208 OOE Katholiken. Viele davon gehören Familien an, die schon übe* LOO Jahr« zum katholischen Glauben bekehrt sind..
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)