-tr. R84 — IO. Jahrgaaq Tonniag den 18. August L VI> MchslscheNolksMilig «rlchrtnl «Sgltch uach«. mit «»»nähme derEonn- und Festtage. El«»««»» t mit .Dt» Net» in «orl und Bild- viertelt»»!»» ^ Ja Dresden du?» Boten ».4» In gan, Deutschland stei Hau« S.SS 4t; In Oesterreich 4,lä X. A»«gad» » ohne illustrierte «ellaae dierteiiSbrltch »,di« Zn Dresden durch Bolen »,I« In ganz Deutschland frei Hau« t».»S 4,; in Oesterreich 4,«7 L - »inzel Br »0 4. Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit J«se»«t« werden die «gespaltene Petilzeile oder deren Baum mit iS 4. »rklamen mit ltt» 4 die Zeile berechnet, bet Wiede, h-lunge» enisprechenden Badalt, «»«dvuSeret. Redaktt«» »»» «rschitfiltfteae- LreSdro. «illnttzer «traste 4». - Fernsprecher I»«« SitrRtickgab» nnverlaagl. Schrtstftit-eNtu.'vret't-dlichk«,« Bedakt«on«>Sprechstunde: II bi» I» Uhr, Lsvts Ooru^yusUsI V»r«üxNeI,v o,u» nock gsdruuviit,, »II, Hole- aock SUi.ri.o eovj. o.ok X.iokuuu^ II I CI A 8 voll 60 Kkirtc »tl Xnsvakl, ^ttnetizr, Ludlvoioe, kok, X»»s»n rudutt I «i,»-I>I»»o» I UVttQLLSiNr:«« : Iod»»».««»rg»»-4U»« l> porreUan Ltoinxut KrislaU Qedcructis- u. l.uxus- Oexenstsnäe Xönixl. Nokliekecsnl -^nkäuser Qcescten, Xönix-Iobsnn-Str. Die Reichsverstcherungsordnung nach den Wünschen der Sozialdemokratie. Dresden, den 12. Au-ust 1911. ES wäre vollständig falsch, wollte man die neue Reichs versicherungsordnung in allen Punkten als das Höchstmaß dessen betrachten, was in Bezug auf soziale Wünsche gefor dert werden kann. Das Zentrum hat nie ein Hehl daraus ge macht, daß es zur weiteren Vervollkommnung der Versiehe- rungsgesetze gern die Hand bieten würde, wenn sic unter den gegenwärtigen Verhältnissen möglich wäre. Das ver- schweigen natürlich die sozialdemokratischen Agitatoren und weisen stets darauf hin, welche Anträge der sozialdemokra tischen Fraktiow-das Zentrum abgelehnt hat. als die neue Versicherungsordnung im Reichstage zur Debatte stand Nun ist es ja zutreffend, dah das Zentrum eine g aze Reihe von sozialdemokratischen Anträgen abgelchnt hat; wir haben in früheren Artikeln darauf hingewiesen. Viel leicht hätte der eine oder andere Antrag Annahme gefunden, wenn das Zentrum dafür gestimmt hätte, dann aber wäre das ganze Gesetz wahrscheinlich nicht zustande gekommen. Denn es war mit den anderen Mehrheitsparteien als Kom promiß nach langen Verhandlungen vereinbart worden. Ta konnte das Zentrum nicht heute mit dieser, morgen mit jener Partei stimmen. Aber der Hauptgrund liegt darin, daß eine ganze Reihe lon sozialdemokratischen Anträgen keine Zustimmung fin den konnte, weil sie eine ganz unerschwingliche V e - lastung der Industrie und des Mittel st an- des, aber auch des A r b e i t e r st o n d e S im Gefolge ge habt hätten. Wenn man die Kosten ausrechnet, die die an genommene Reichsversicherungsordnung mit sich bringt, so kommt nian auf 230 bis 250 Millionen Mack im Jahre und gar bald werden es 300 Millionen Mark sei'', das heißt pro Arbeitstag 1 Million Mark. Diese hohe Last zu überneh men, ist schon recht viel. Die sozialdemokratischen Anträge hätten aber in Summa jährlich eine Mehrbelastung von 2 0 5 4 Millionen gebracht. Und diese Last konnte man weder den Arbeitgebern nach den Arbeitnehmern aufbürden, denn beide wären unter dieser Last znsammengebrochen. lieber die Kosten der sozialdemokratischen Anträge ist im Reichstage eine ganz einwandfreie Berechnung auf- gemacht worden und danach sind die Kosten der im Reichs- tage abgelehnten Anträge der Sozialdemokratie folgcnde: Krankenversicherung: 1. Erhitzung deS Krankengelde» auf den vollen Grundlohn 123 Mill. Mk. 2. Erhöhung der Versicherungspflicht bi» zu 6000 M. JahreSeinkommrn. . . 20 3. Gewährung de« Krankengelde« sür jeden Arbeitstag 20 4. Erhöhung des Hau»gelde» .... 3 . . 5. Schwangerengeld (Berechnung unmögl.) 6. Hebeammenhilfe 23"/. „ 7. Stillgelder 170 „ „ 8. Obligatorische Familtensürsorge. . 150 9. Sterbegelder 7 „ „ Insgesamt 525'/, Mill. Mk. Unfallversicherung: 1. Erhöhung der Vollrente von 66?/, auf 100 Prozent . . .- 118 Mill. Mk. 2. Andere Mehrbelastungen .... 25 „ „ Insgesamt 143 Mill. Mk. Invaliden- und Hinterbliebenenverstcherung: 1. Ausdehnung der Verstcherungspflicht . 19 Mill. Mk. 2. Einbeziehung aller Hausgewerbetreiben den 8,6 „ 3. Erhöhung der vcrstcherungSgrenze bi» auf 5000 Mark Jahreseinkommen. . 15 « 4. Gewährung der Invalidenrente bei der halben Invalidität 326 ,. „ 5. Herabsetzung der Altersgrenze auf das 65 Lebensjahr 29 , » 6. Gewährung der Witwenrente an jede Witwe 259 „ , 7. Zwang zum Heilverfahren .... 77 ., . 8. Verdoppelung de» RetchSzuschusse» usw. 206 „ .. 9. Verdoppelung der Leistungen der An stalten 443 - Insgesamt 1386 Mill. MI. Somit insgesamt 2054 Millionen Mark für das Jahr. Diese Summe verschweigen die Sozialdemokraten im Lande draußen; sie sagen davon kein Sterbenswörtchen, sondern suchen nur klarzulegen, wie brutal die Mehrheit und da» Zentrum mit ihren Anträgen umgelprungen sei. Wer sollte aber diese 205-1 Millionen aufbringen? Die Antwort darauf ist sehr interessant und wurde ebenfalls im Reichstage gegeben. Nach Annahme dieser Anträge würde sich für die Krankenversicherung der Beitrag der Ar beit e r, der sich bisher auf 218,2 Millionen Mark belaufen hat, »in 314,7 Millionen Mark erhöht haben, der Beitrag der Arbeitgeber, bisher 10!),1 Millionen Mark, um 172,3 Millionen Mark. Die Leistlinge» der Arbeitgeber für die Unfallversicherung, deren K sten bekanntlich von ihnen allein bestritten werden, würden sich gesteigert haben von 102 Millionen Mark um 143.3 Millionen Mark, und die Lei stungen der Jnvalidenvei üchcrnng würden gewachsen sein für Arbeitgeber und Arbeiter je von 04,2 Millionen u in 5 5 8,2 Millionen Mark. Das gibt in Prozenten ausgedrückt: für die Kranke.iversicherung eine Erhöhung der B. eiträge n in 157 Prozent, für die Invali den- und Hinterbliebenenversicherung um 5 92 oder rund 600 Prozent und sür die Unfallversicherung um 70 Prozent. Dazu würde kommen die Mehrbelastung des Reiches von 51,2 Millionen Mark um 252,3 Millionen Mark, also um 5 00 Prozent. Von diesen Zahlen haben wir in der hiesigen sozial demokratischen Zeitung nichts gelesen: sie verschweigt sie sorgfältig. Um so mehr wurde mit dem geprahlt, was die Sozialdemokraten in ihren Anträgen verlangt haben. Trotz dem die Reform zirka 250 Millionen jährlich Mehraufwand fordert, heißt es in Nr. 137: „Die Reform hat alles beim alten gelassen. Eine Erhöhung der Leistungen hat so gut wie gar nicht Platz gegriffen." — So streut man den Ar beitern Sand in die Augen. Denn die Auszählung der Verbesserungen sind so verklausuliert gehalten, daß sie dein flüchtigen Nachbeter der Parteiweisheit als verschwindend klein erscheinen. Warum erzählt das Blatt nicht, was die Anträge der Weltbeglücker dem Arbeitcrnehmer mehr an Beiträgen gekostet hätte? Denn wenn der Arbeiter erfahren würde, daß er, wenn die Anträge der Sozialdemokratie durchgegangen wären, unendlich mehr zu zahlen gehabt hätte, dann würde er die Genossen mit ganz anderen Augen anschen und dieser Volks beglückung nicht mehr viel Glauben schenken. Um so deut- sicher müssen wir daher immer wieder auf diese notwendig« Kehrseite der Medaille Hinweisen. Politische Rundschau. Dresden, den 12. August >Sll. — lieber die Verhandlungen mit Frankreich wegen Marokko ist es stille geworden. Nicht ein Sterbenswörtchen fand man in den Zeitungen über die doch ohne Frage wich tigste politiscl>e Begebenheit der Gegenwart. Die Rubrik! „Marokko" ist von den Negierungen buchstäblich „ausge hungert" worden. Zum Glück hat der ewige Störenfried in England mit seinem Londoner Streik selbst viel zu tun, außerdem geht der Londoner Presse das Papier aus, weil die Tockarbeiter keinS liefern lassen, so daß jenseits des Kanals keine erfundenen Meldungen zu uns herüberkom- men. Und das ist gut so. — lieber 1100 viktchstaßskandidateu, eine Zahl, die bisher noch nicht erreicht worden sein dürste, sind nach den Zusammenstellungen der Deutschen TageSztg. bis jetzt aus gestellt worden. Die Sozialdemokraten haben in sämtlichen Wahlkreisen Kandidaten aufgestellt. Von der Fortschritt lichen VolkSpartet sind bisher 190, von den National- liberalen 159. von den Deutschkonservativen 126, vom Zentrum 96. von der Wirtschaftlichen Vereinigung 89. von der Reichspartei 37, von den Polen 15, von den Deutsch-Hannoveranern 9. von den Elsässern (soweit sie nicht zum Zentrum gehören) und Littauern je 2 und van den Dänen 1 Kandidat aufgestellt worden. Die Kandidaten des Deutschen Bauernbundes sind den Nattonalliberalen und die Demokratische Vereinigung den Freisinnigen zu gezählt worden. Auf unbedingte Genauigkeit dürfte diese Ausstellung indes keinen Anspruch erbeben. — Jatho versucht in seiner Erwiderung die Unklarheit! der Ausführungen Harnacks wie folgt aufzuhellen: „Ich muß meine Behauptung, daß Sie meine Christusauffassung im wesentliche» teilen und vertreten, aufrechterhalten. Denn »vir sind beide der Meinung, daß Jesus ein Mensch war. und dadurch unterscheiden wir uns von denen, die mit der Kirchenlehre sagen: Nein, er war mehr als ein Mensch." Das möchte Herr Haruack, obscho» er so denkt, doch nicht so offen gestehen. Herr Jatho sagt dann weiter: „Das heilige Feuer in der Religion wie in der Wissenschaft entzünden immer nur die Subjektivisten. Für sie gibt eS keinen Un terschied zwischen „den Bedürfnissen der Wissenschaft und den Bedürfnissen einer Landeskirche". Es ist ihnen klar, daß alles geistige Lebe» aus derselben Quelle stammt und nach derselbe» Quelle dürstet. Nennen Sie diese Quelle, wie Sie vollen: Gott oder Geist Vernunft oder Gewissen. Wahr heit oder Eigenkraft. Ich bin überzeugt, daß eine protestan tische Kirche nur dann eine Zukunft hat, wenn sie ihren Predigern die volle Freiheit gibt, aus dieser gemeinsamen Quelle alles Wissens und Glaubens, aller Liebe und alles Sehnsucht zu schöpfen, aus dem Leben selbst." Dazu be merkt das „Berliner Tagebl.": „Zwischen dem heiligen Feuer des Jathoschcn Subjektivismus und dem theologi schen Nationalliberalismns Harnacks, der zwischen Feuer und Wasser die mittlere Linie sucht und auch in Fragen der Die Festfahrt auf dem Rhein. Opo. Mainz, den 11. August 191t Wunderbar, wie alles an der Mainzer Katho- likenversammlung wunderbar gewesen, war die Fcstfahrt auf dem Rheine, mit der sie am Donnerstagabend ihren Abschluß fand. So wechselvoll waren die Eindrücke, die man empfing, so zauberhaft schön war die Beleuchtung der Nheinufer in dunkler Nacht, so märck»enhaft lag der Rhein mit seinen mensck>enttmwogten Ufern im matten Lichte deS Mondes vor uns. Die vielen Tausende von Menschen, die an der Fahrt teilnahmen'. waren hingerissen von ihrer Schönheit, und auf den Festdampfern herrschte eine ge hobene Stimmung, die sich aus der fröhlichen rheinischen Art allein nicht erklärt. Ich selbst bin Rheinländer und habe zahlreichen Festlichkeiten an und auf dem Rheine bei- gewohnt, deren Bild unvergeßlich ist. aber ich weiß mich von Uebertreibung frei, wenn ich sage, daß das, was die Festfahrt der Katholikenversammlung nach Bingen bot. zu dem schönsten gehört, das ich bis jetzt gesehen. Es war. als ob die Begeisterung, die die voraufgegangenen Tage mit ihren herrlichen Reden und Kundgebungen katholischen Lebens noch einmal die katholische Mainzer Bevölkerung und ihre Gäste tief in der Seele ergriffen hätte, in der Ab schiedsstunde das Beste geben wollte, »vaS jeder geben konnte Ans dem einen Festschiffe, das ursprünglich in Aussicht ge nommen war, ivaren fünf stolze Dampfer geworden, denen sich eine Flottille kleinerer Dampfer zugesellte, und alle diese Dampfer waren mit Menschen dicht besetzt. Am Rheinufer werden Böllerschüsse ansgelöst und nut dröhnendem Munde antworten unsere Dampfer. Erst geht es bis zur Eisenbahnbrücke rheinaufwärts, dann drehen die Dampfer auf und nun geht es rheinabwärts. Golden liegt der Sonnenglanz auf der Feststadt, deren Konturen sich scharf vom Himmel abheben, deren stolze Türme und Zinnen mit Fahnen geschmückt sind. Auf beiden Seiten des Ufers bilden ungeheure Menschenmengen Spalier. Wir kommen bald nach Biebrich. Auch hier sind die Ufer dicht besetzt, auch hier erdröhnen die Völler, auch hier jubelt uns die Menschenmenge zu. So wiederholt sich das Bild an jedem Orte. Bald fängt es an zu dämmern. Ueber dem Scheitel des Gebirges, dem wir uns nähern, flutet das Licht der scheidenden Sonne und taucht in die Fluten des Rhei „es. Das Gebirge liegt vor uns. Bald begegnen uns stolze Dampfer, die eine festlich gekleidete Menge uns von Bingen cntgegenbringen, dis dem Katholikentage auf l-iner Fahrt das Ehrengeleite geben wollen. Auf allen Dampfern er klingt bald erhaben, bald heiter die Weise der Musik, sie wird abgelöst durch geistliche und nationale Lieder. Nun dunkelt es. Da erstrahlen an den Ufern unzählige benga lische Flammen. Von den Höhen winken Freudenfeuer. Die Fassaden der Häuser erstrahlen in magischer Beleuch tung, ihre Fenster sind illuminiert. Alles wetteifert mit einander, um sich an Glanz und Schönheit zu übcrtreffeil und die alles überragenden Türme der Kirchen wollen nicht Zurückbleiben und lassen ihre schlanken Konturen bis zuc Kreuzblume in Hellem Lichte strahlen. Nun sind wir in Rüdesheim. Ein wnndervoller Blick liegt vor uns. So weit das Auge sieht, strahlt olles in fest licher Beleuchtung. Aus tausend Kehlen werden uns vom Ufer her Grüße zngerufen. Ans den Fenstern winkt man uns, die Glocken läuten, das Ufer erscheint mit seinen zahl reichen Lichtern wie eine Silberschlange. Alle Anhöhen, namentlich die Rochnskapelle. senden das 'engalische Lich^ Veit in die Nacht hinein. Von dem Tech» knm in Vinge« sucht uns der elektrische Scheinwerfer. Jetzt hat er uns er reicht und begleitet uns. Wie mit Silber übergossen, liegt unser Schiff da. Nun hebt sich der Scheinwerfer und mit ihm heben sich unsere Blicke. Er lenkt sie auf die Höhen hinauf und nun sehen wir oben in dunkler Nacht und dockj in Tageshelle die Germania, wie sie am Rhein Wacht hält. Es erbraust spontan von den Schiffen und den Ufern dass Lied: Es braust ein Ruf wie Donnerhall, und die Berg« rufen das Echo. Eine Begeisterung, hier wie dort, wie ich sie selten gesehen. Und als diese Weise verklungen, da wird! die Nationalhymne intoniert und eS wird mir ewig unver- geßlich sein, mit welck-er Begeisterung alte Ordensleute i„