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Sonntag den 11. Dezember 1921 eichstsch- »ölk»z«ik8«a Zur Liturgie des Advents Wahrhaft und tief empfundene Verehrung de» Sohne» Gottes führt von selbst und in zwingender Gedankenfolge zur Verehrung Mariens. Die» bedachten und bedenken mit lieben den Herzen die Katholiken aller Zeiten, die dem Gedankengang ihrer Kirche im Advent folgen. Wie könnte man auch im Herzen bedenken, das heißt doch wohl mit liebevollem Eingehen auf tue begleitenden Umstände betrachten die Geburt des KindleinS von ^Bethlehem, ohne seiner Mutter auch einige Aufmerksamkeit zu schenken? Bildeten schon für Künstlernaturen aller Zeiten Mutter uird Kind das einheitliche Motiv zur Darstellung reinster Liebe und opferfreudiger Hingabe, so haben unsere christlichen Künstler in „Maria mit dem Kinde lieb" einen unerschöpflichen Born künstlerischer Anregungen gefunden, das katholische Volk aber eine Quelle hinreißender Beweggründe zur innigeren Liebe Christi. Ist es psychologische Erfahrung und Berechnung oder zar tes, unbewußtes Selbstempfinden oder vielleicht besser die für uns Katholiken feststehende Führung des Heil. Geistes, wenn die Kirche von Rom am ersten Adventssonntage ihre Kinder in die Stationskirche Santa Maria Maggiore führt und vor der dort verobrten Krivve des .Herr» im Geiste uns zurückversetzt in icne Zeiten, wo jene Krippe den Ruf der Bethlehemiten vernahm: „O komm und zögre nicht, du Netter deines Volkes"? Wo jene Krippe sozusagen wartete, bis sie das- Heil der Welt, die Hoff nung Israels irage» durfte? Dem Charakter der Adventszeit entsprechend führt uns die Kirche in die Jahrtausende vor Ehri- stuS zurück, zeigt uns aber nicht bloß das Dnnkel jener Zeiten (daS bildet bloß den Hintergrund), sondern auch die anflcnchten- den Hoffnungsstrahlen kommender Erlösung anfangs nur schwach, dock immer Heller werdend bis zum ausgehenden Mor genstern und der Morgenröte unseres Heils. Der letzte, jede Enttäuschung ausschließende Wegpnnkt in der Verwirklichung der göttlichen Verheißungen ist das Hans der Jungfrau von Na zareth. deren Jawort den göttlichen Heilpla», die MensckheK durch den mcnschgewordenen Gottessohn zu erlöse», zur Voll eudnug brachte. Die Hoffnungskünder des Allen Testaments, die Propheten, werden in den täglichen Schriftlesnngen des Ad vents durch Jsaias vertreten, der von der wunderbaren Jung frau kündet, die empfangen und einen Sohn gebären soll, dessen Name Gott mit uns sein werde, von dem Reise aus dem Wurzel stock Jesses, unter dessen Weltherrschaft eine Zeit des Friedens anbreche» wird. Von diesem Reis singt das „alt katholisch trierisch Christliedlein": „Es ist ei» Reis (neuere Lesart: Ros') entsprungen — Aus einer Wurzel zart. — Als »nS die Alten sungen — Aus Jesse kam die Art. — Und hat ein Blümle'n bracht — Mitten im kalten Winter — Wohl zu der halben Nacht. — Das Reiskein. das ich meine, — Davon Jsaias sagt, — Ist Maria, die Reine, — Die uns das Blümlein bracht. — AuS Gottes ewigem Rat — Hat sie ein Kindlein geboren — Und blieb eine reine Magd." Reichlich geschieht in den Kirchengebeten des Advents Er- wähnung der Verkündigung der Geburt Jesu durch den Erzengel Gabriel, der Maria die Botschaft vom Himmel bringt; in man- chen Gegenden wollte man das Fest Maria Verkündigung lieber im Advent feiern, weil sein Inhalt besser in den Vorbereitungs charakter de» Advents passe als in die Fastenzeit. Ein Rest die ses Gebrauche» findet sich noch in dem Feste Mariä Erwartung der Geburt am 18. Dezember. Für das geistliche Volkslied er» gab sich in der Engelsbotschaft an Maria ein dankbares Thema zur volkstümlichen, manchmal dramatischen Darstellung des An teile» Mariens an dem Erlösungswerke. Es seien hier genannt das „schön mrd gar andächtig geistlich Lied von unser liebe» Frauen im Advent". Ave Maria, gratia plena, — So grüßet der Errgel di« Jungfrau Maria. — In ihrem Gebet, darin sic saß"; ferner die alten Adventslieder „Tänblein weiß", „Wald« vöglein", „Der geistlich Jäger" und Tankers „Es kumt ein Schiff". Ebenso innig und in die nächste Adve»tsern>artung uns versetzend sind die Lieder, die Maria uizd Joseph begleiten nach Bethlehem und uns Mitempfinden lassen die traurige Tat- suche, daß der Erlöser in sein Eigentum kam. und die Seimgen nahmen ihn nicht auf, ober die Mariens Gesinnung schildernd und auSmalend dem Advent feiernden Christen zeigen wollen, wie er die Ankunft Christi in seiner Seele erwarten soll. Solche liebliche Blüten brachte besonders die Marienverehrnng des Mm. genlandes hervor, wie zum Beispiel: „O lieblichster Knabe, -nie soll ich dich pflegen? Wie soll ich nehmen in meine .Hände dich, der d» mit deinem Winke alles hältst? Wie soll ich dich in Win- dein hüllen, der du die ganze Erde in Wolken hüllst? So rief aus die heilige Herrin. Du Sonne, mein Sohn, wie soll ch dich in Windeln bergen? Wie soll ich dich halten, der du alles zu sammenhältst? Wie werde ich dich ohne Scheu anblicken können, den nicht anzuschauen wagen, die viele Augen haben <dw.,himin. fischen Wesen)? So sprach Christum tragend, die keinen Go- mahl erkannte." Kein Wunder, daß die christliche Kunst des Mitlelalte-S die Ankunft Christi in der Herrlichkeit des Weltenrichters sich nicht anders denken konnte als begleitet von denen, welche seiner An kunft im Fleische die Wege bereitet hatten, Maria und Johannes. Nachdem so nach den Lehren des Evangeliums die Mit wirkung Diariens beim Erlöserwcrke in ihrer ganzen Bedeutung in das Bewußtsein des katholisckcn Volkes übergegangen war, wurde auch ihr eigener Eintritt in das Leben als ein Lichtpunkt in der Vorbcritung auf den Erlöser gefeiert. Ja, unier allen Festen der Adbentszeit wird das Fest der Unbefleckten Enipkäug- nis Mariens am feierlichsten begangen. Hinter den dunklen Wolken der Jahrtausende des Alten Testaments geht die Mor- gcnröte des Neuen ans; Maria, die Makellose, die den Sieg üb.-r die Sünde, den der Menschcnsvhn erringen wird, bereits an sich trägt, in der Makellosigkeit ihrer Seele durch Christi Verdienste. Schönste Advenisbosfnnng, da diese KotteSgabe ancb der ganzen sündigen Menschheit gegeben werden kann; wirksamste Mah nung. die Schönheit der makellosen Seele zu erfassen und zu er streben und die Gnadenanknnft des Herrn in unserer Seele oor- zubereitenl Kulturpolitik und preußischer Landtag Von A. G o t t w a l d - Berlin, M. d. L. Im Anschluß a» die Beratungen über den Haushalt des preußischen Kultusministeriums im UnterrichtSansschuß des preußischen Landtages haben wir bereits vor einigen Tagen einen Aufsatz ans der Feder des Landtagsabgeordneten Rektor Gottwald über die kulturpolitischen Fragen in Preußen veröffentlicht. Wir lassen nunmehr den zweiten Teil des Aufsatzes folgen. So ta >ch«e ein weiterer Gegensatz auf, der soziale. Ist Massen- oder Spitzenbildung das Kernstück unserer Schulreform? Minister Becker halte in seiner Programmrede die Universi täten nicht erwähnt. Er verteidigte diese Unterlassung, indem er die Universitäten als außerbalb des Tagcsstreites stehend bezeich net«;. ihre Aufgabe sei nickt ln Frage gestellt. Unser heutiges Bildungsprogramm muß der Bedeutung Rechnung tragen, welche die Massen des Volkes gewonnen haben. So muß die Tätigkeit der Unterrichts-Verwaltung anders einsetzen, und zwar bei der Aufbauschule, um möglichst viele VolkSschüler in höhere Bil- dungsschichten zu bringen, bei der Lehrer- und bei der Erwach senenbildung, letzteres Wort in seinem weitesten Sinne genom men. Daß Ostern 1922 die untersten Klassen von 60 Anfbau- schnlen eröffnet werden solle», sand allgemeine Zustimmung. Sie sollen ans der Volksschule sich anfbanen, also etwa vom 13. Le bensjahre an zugänglich sein, und in sechsjährigem Kurse die Schüler zur Reifeprüfung bringen. Hauptsächlich werden sie die Form der deutschen Oberschule erhalten, doch sind auch gymna siale und realistische Anstalten vorgesehen. Die ersten Anstal ten werden an Orte» eröffnet, die bisher höhere Schulen nicht besaßen. Sie sollen als „Sammelschnlen" wirken und dem Plat ten Lande zugute kommen, dessen begabte Kinder nicht so früh das Elternbaiis zu verlasse» brauchen und ohne erheblichen Zeit verlust zur Nniversitätsreife gelangen können. Am umstrittensten ist die Frage der Lehrerbil dung. Artikel 143 der Neichsverfassung sagt, daß sie nach den Grundsätzen, die für die höhere Bildnng überhaupt gelten, ge ordnet werden soll, lieber den Sinn dieser Vorschrift wird ge stritten, auch zwischen Ländern und Neichsregierung. Deshalb kann das Neichögeseh über die Lehrerbildung immer «loch nicht erscheinen. Die Länder verlangen, das Reich solle die Kosten übernehmen, die durch seine Anordnungen entstehen; das Reich lehnt ab. Kultusminister Becker »rußte daher einerseits Mittei len, daß eine Einigung im Staatsministerinin. namentlich zwi schen ihm und dem Finanzmimster, über die Neuregelung der Lehrerbildung noch nicht erzielt sei, daß aber andererseits der Abbau der bisherigen Lehrerbildungsanstalten vorgeschritten «r. 286. Seite » wäre und ein längeres Zögern die Gesahr eines starken künf tigen Lehrermangels herbeisühre. Diese Sachlage nötige zu Ver- suchen, durch welche der künftigen Entwicklung nicht vorgegrisfen würde. Die neuen Ausbanschulen dienen solchen Versuchen. Sie sollen nicht die einzigen Stätten der Lehrerbildung fern, aber eS bleibt zunächst Vorbehalten, nach fünfjährigem Besuche dieser Anstalten die Fachbildung der Lehrer zu beginnen und so zu einem siebenklassigen Seminar zu kommen. Er persönlich wünscht eine solche Entwicklung nicht. Der Hauptansschutz folgte ihm darin, und erklärte in einer einstimmig angenommenen Ent schließung das siebenklassige Seminar nicht für eine ausrei chende Lösung der Lehrerbildungssrage. Er sehnte desbalb die Einrichlung siebenklassiger Seminare mit Entschiedenheit ab. Als nächstes Ziel für die Neuregelung der Lehrcrbildmik bczeichnete der Minister die Reifeprüfung einer höhe- ren Lehranstalt. Was dabinter konimt, bleibt in dey Schwebe. Er kündigte Versuche an, Abiturienten der bestehen den höheren Lehranstalten zu Volksschullehrern in hochschnlmäßi- ger Weise vorzubilden, um aus dem Ergebnis ein Urteil über einen derartigen Vnsbildiingsgaug zu bewilligen. Eine Aus. bildnng der Volksscknillchrer nach dem Muster der heutm - Ober- lehrerbildnng lehnt Minister Becker ab, doch hat er nichts dagegen einznwenden, daß die Lebrerbildung in Verbindung mit den be stehenden Hochschulen erfolgt. Diese Anschauungen ivurden von den Paricicn der Linke» als unzulänglich bekämpft, von den übrigen i»> weseinlichen ge billigt. Minister Boelitz erklärte später, daß er sich in dieser Hinsicht das Programm seines AmlSvorgängers zu eigen mache. Stärkere Zusammenstöße gab es wegen des konfessionellen Cha rakters der Lebrerbildni'g. Minister Becker legte dar, daß nach seiner Ansicht der pädagogische Unterricht »ür Lehrer konsessio- neller Schule» anders sein muß, als beispielsweise für solche weltlicher Schulen. Solchen Bedürfnissen werde die Fachbildung Rechnung tragen müssen. Dem widersprachen die Sozialdemo kraten und die Demokraten. Mit besonderer Schärfe sprach sich eine Vertreterin der Denlschen VolkSvartei dagegen aus. Sie er klärte wissenschaftliche Ausbildung bei konsessioneUer Gebunden heit für unmöglich. Die Sozialdemokraten zeigten sich über diese Stellungnahme hocherfreut, vom Zentrum wurde sebr ent schieden widersprochen. Konfessionelle Schulen ohne dafür vor« gebildete Lehrer wären Schulen ohne Kern, der katholische Volks- teil würde sich dagegen wehren. Dabei fiel das Wort, daß die Vorgänger der Deutschen Volkspartei, die Ncitioiialliberale Partei, schon früher dem Zentrum »n Kampfs gegenübergestan den habe. Das führte zu einer lebhafte» Ablehnung des Kulturkampfes, der auch seiner Idee nach für versehlt erklärt wurde. Auch Minister Boelitz hielt es wohl im Hinblick auf mebrere Presseänßeruiigen für notwendig, in seiner ersten Rede vom Kulturkampf entschieden abznrücken. So herrschte also eitel Frieden und Friedensstimmunq. Aber daneben werden doch die Bestrebungen, weiten Teilen des deutschen Volkes eine Schule aulznzwingen, die dieser Volksteil ablehnt, mit anßerordentlichem Nachdruck vertreten und unter stützt, und die theoretische Friedensliebe dürste sich in praktische Kampfbereitschaft verwandeln, sobald die Gestattung des Schul wesens zur Entscheidung steht. Es bleibt notwendig, was Dr. Heß im Eingang« seiner Rede betonte, daß man sich inehr aus das Einende besinne» müsse, daß aber Frieden nur dann möglich sei, wenn man auf Einheit in der Methaphysik verzichtet und sich ans de» Boden der Gewissensfreiheit stellt. Zur Frage der Beseitigung von Kultur kampfs esten Von Professor Dr. Hiliing, Freiburg l. B. K. K. Für die Eingehung der Ehe bestanden in Deutsch land gesetzliche Bestimmungen, die unter den Begriff der Zivil ehe falle». Es ist nicht nur die Zwangszivileheschließung vor geschriebe», sondern anch bestimmt, daß viese. al»gesehen von der Lebensgefahr eines der Brautleute, unbedingt der kirchlichen Trauung vocanfgclen muß. Wen» ein Geistlicher diesen Vor schriften zuwider die kirchliche Trauung vornimmt, wird er nach 8 67 des Zioilstandsgesctzes vom 6. Februar 187S (R.-G.-Bl. S. 23 ff.l mit einer Geldstrafe bis zu 300 Mark oder mit Ge fängnis bis zu drei Monaten bestraft. Lange Zeit hindurch galt diese Strasaktion auch für die Trauung auf dem Sterbebette, Sächsische VolkSzcituug — Nr. 286 — 11. Dezember 1921 Zurück zu den heiligen Satzungen Von Franziska Schneider (Nachdruck verboten. — Alle Rechte Vorbehalten.) (60. Fortsetzung.) Als Robert O'Nell die Eisenbahn«ugelegenheit glücklich er ledigt hatte, fühlte er das Bedürfnis, sich erst wieder etwas zu sammeln und zu erfrischen, um neu gestärkt in den harten Le benskampf zurückznkehren, in dem es galt, ein bis znm dumpsen. Wahnsinn in Verzweiflung geratenes Volk, das die englische Re gierung durch ein eisernes Netz von Polizcimaßnahmen nieder drückte, in Liebe anfznrichte». im Glauben zu trösten und von unvernünftiger Handlungsweise abzuyalten. Er kehrte deshalb von Dublin nicht wieder sofort zurück sondern begab sich von dort mit der Eisenbahn nach Killarney, überquerte dort den unteren See und fuhr zu Wage» einige Meile» weiter bis zu dem Ccrp of Duuloe, einem wilden Ge birgspasse, der zwischen den Macguillienddy-Felsen und den Ber gen TomieS und Glenna hindnrchführt. Zu beiden Seiten des Engpaßes ragte» gewaltige Felsen- kuppeu empor. In ihrer massigen steinernen Wirklichkeit spra chen sie ein solches mächtiges Wort zum Lobe ihres Schöpfers, daß es nicht des Aufschwunges der Phantasie bedurfte, um in Verwunderung, Erstaunung und ttcberraschnng ausznbrechcn. istobert O'Nell stand vor ihnen, blickte zu ibnen hinauf und ging an ihnen vorüber wie an allen Bekannten. Er wnßte ibr Rät sel zu lösen. Er hatte schon oft ihre» Predigten gelauscht, sich erquickt an ihrer jungfräulichen Keuschheit und geruht in der wunderbaren Ruhe ihrer Einsamkeit. Ein kleiner Fluß lief die Felsen herab und ergoß sich in mitten eines erweiterten Teiles des Engpasses i» ein gigan tisches Felsenbeckcn. Im Heroste und Frühjahr überftttteir das Master dessen Rand und überzog alles mit einer tintenschwarzeil Farbe. Jetzt war nur der Grund mit Wasser bedeckt, kohlraben schwarz war ringsum di« Berandung des Beckens. Von den Felswänden hin,gen lange, schwarze, strähnige Sireifen herab, die von durch Regengüsse aufgeweichten Torfmorasteu herabria- nenden Gewässern entstanden waren, sie vervollständigten das düstere Bild einer gewaltigen Melancholie. Robert O'Nell ließ sich am Rande des mächtigen Beckens nieder und ließ seine Blicke über das Tal und seine sett'ige Um gebung schweifen. „The dark volley", das dunkle Tai, nannten es mit Recht die Irländer, die Enaländer bezeichne!«» es als das „steinerne Herz Irlands", das schwarz wie di« Hölle sei. .Nein," sagte sich Robert O'Nell im Gedanken au diese Be zeichnung. „nicht schwarz wie die Hölle, sonder» schwermütig mit der Farbe der Trauer übcrgosscn ist dieses Herz Irlands und doch lacht mit Hellem Schimmer ein blendendes Weiß darin. Immerfort muß es Ströme dunkler Tränen weinen, und dennoch, blaut ei» heilerer Himmel darüber her, so scheinen seine Gewässer von einem köstlichen Goldbraun und schillert sein Ge stein wie herrliche Bronze." Seinen Gedanken hingegebcn saß er eine Zeitia ig in beschaulicher Ruhe, dann stieg er zur T-ese des Wasserspiegels hinab, schöpfte mit der Hand daraus und ließ das Master durch seine Finger rinnen. Es war rein nutz hell wie Bergkristall. Seine Bvgstoffe hatten sich aus den Grund ge senkt. Wiederholt schöpfte er, wiederholt ließ er das klare Naß wieder niederrinncn, Mächte sich also seines Volkes Seele läu tern, möchte so von ihr absallen alles, was sie beschwert und be trübt, und sie in ihrer angeborenen Heiterkeit und Schönheit erstrahlen. „Doch wann? wann nur?" fragte er 'ich, „wird die ses sein?" Ihn selber befiel oft eine HorsiinngSlosigkeit. mit der er tavfer kämpfe» mußte. Langsam stieg er den Beckenrand empor. Ilebr ihm zog ein prächtiger Adler mit maieslätischer Ruhe seine schwungvollen Kreise, aus der Ferne erscholl der schrille Ruf eines Birkhuhnes. vor iiwi auf der nächste» Felsen klippe stand eine weiß und schwarz gefleckte wilde Ziege. Auf dem Gipfel des starre» Gesteins lag der Rosenhanch eines zarten Lichlsch'inmerS. Die lichte Höhe lockte und rief. Mit unwider stehlicher Gewalt zog es ihn hi «laus. Da der Ausstirg mühelos war, begann er ihn. Droben überrasch!« ihn ein Bild, das ihn wenig angenehm berührte. Nach der entgcgeugesetzlen Seite der Felsenklippe, am Rande des Scheitels, bewegten sich in eifriger Hantierung Men schen hin und ber. Die Klarheit der Lust stellte ihre Gestalte» scharf in ihren Umrissen gegen den Hor:;ont. so daß er sie trotz einer gewissen Entsernnng betraust«» konnte. Da waren einige zerlumpte irische Landlcute und mehrere Herren der Nobilny i» Jagdkostümen. Mali wickelte ein Seil ab und einer der nie dere» Leute hing sich daran und wurde von den anderen von eine,,! Felsenvorsprnnge bcrabzelassen. Von drunten erschollen Pfiffe und Hallornse. was schließen ließ, daß sich ans der Paß. Höhe Beobachter ausgestellt hatten, die wahrscheinlich mit zu der Jagdgesellschaft gehörten. Jetzt war ihm alles tlar. Es war eine bekannte Sache, daß die englischen LardS aus der City des öfteren ans einem aai!,; absonderlichen 'Vergnügen die ro-mcuttische Wildnis von Kerry nufsuchtei, Sie pflegten dort ans Kotten eines aiige- worbene» armen irländischen Teufels, wie sie zu sagen beliebten, einen sehr gefährlichen Sport zu treilwn. Ans vorspringendei', schroffen Platt:» der unzugänglichen Felsenwänbe l aut der Adler seit langen Jabren sein Nest. Zur. Zeit, wenn die Jungen alt -zwing sind, um von den Menschen aufgesüttert zu werde», finden sich Leute, die sich zu dem lebenS- gefäbrlichen Spiele hergebe», diese hernnierzuhole», und sie an irgend «inen Marqmö, der sich in den Kopf gesctzi hat das Vogelgattcr seines Parkes damit zu bereichern, für vier btt situ» Pfund Sterling zu verkaufen. Hänsig kommen die Marquis und Lords selbst herüber, um diesem niigcwötnitichen Schanspiete eines AdlerranbeS belzuwobne», da die damit verbundene Le bensgefahr einen prickelnde» Reiz ans ihre erschlaffte» Nerven ausübt. Die Gebirgsbewohner wissen geiiam die Stunde abzu- Pasten, in denen das alt- Adlerpaar ans NabrunySsuche sortge- flogen ist. Zu dieser Zeit gehen sie ihrem kühnen Jagdstückch-n nach. Da es sich aber immerhin ereignen kann, daß einer der Alten früher zurückkomntt als erwartet, so kann es zu harten Sträußen mit dem Räuber komme», der sich gegen solche wü tende Angrisfe mit einer Pistole bewaffnet. Gelingt der Raub, so finden ihn die Zuschauer höchst amüsant, gelingt er nicht und geht das gefährdete Menschenleben dabei zugrunde, so bat man ein großartiges Schauspiel erlebt. Was gilt dabei das Lebe» eines lumpigen Irländers? Sind ihrer doch zu viele znni Esten da. Robert O'Nell hatte mit dieser Deutung nicht »Echt. Alles in ihm empörte sich über dieses frevelhafte Spiel, übee das er jeden rechtlich denkenden Menschen mit Abscheu hatte reden bören. Wenn das in Frage tomnisnde Nest daö;enige des Adlers war, de» er soeben batte kreisen sehen, dann Gnade dem armen Iren, der sich um Geld für diesen Frevel hergegeben hatte. Am liebste» wäre er soiort nmgekebrt, doch hielt er es sür seine Pflicht, rechtzeitig zu warnen. Warum nur mußte ihm der fluchwürdige Sport dieser Leute seinen schonen Spazier gang i» solcher Weise verderben? Im Begriffe, sich ibne» zu nähern, hörte er plötzlich ei» furckubareS Geknisch der Rcinbvöget. Das rübrtr nicht von den Jungen ber. die Alten mußten zurückgekehrt sein. Ohne Zwei- fel rang der am Seil hängende Ire mit den Tieren. In die Zuschauer oben kam Bewegung, sie beugten sich über die Fels wand herab, um den Hergang besser beobachten zu können Ro bert O'Nell blieb stehen seine Warnung kam zu spät. Jetzt hörte er einen gellenden tHitwschrei. Warum machte der Aermste nicht Gebrauch von seiner Waffe? War sie ihm vielleicht entfallen. Da ertönte ein Schuß. Und nun sah Robert etwas Ueber- raschendes. Einer der Herren droben fuhr mit den Händen in die Luft, taumelte hin und her und siel nach rückwärts z» Bo den. Wahrscheinlich halte der Schuß von einem nuten Twhen- den dem Adter gelten sollen, und batte, sein Ziel verfehlend, einen der droben sich Neberbeugendei' getroffen. (Fortsetzung folgt ) botcl urstentzos ° mvrig Mle rtmmer mtt «alt II. warmwLllcr zo VScker - Preise mäßig - «oalerenMlk