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yanoencn liever,chuß von ie<2 33ö RM, möglich, de» Handels- kammertzettrag zu ermäßigen. Man stimmte einmütig der Herabsetzung zu. Die Kammer genehmigte serner die neuen Catzungen für den Unterstützungsfonds siir Kaufleute. Vor Eintritt in die Tagesordnung wurde durch den Präsi denten der .Handelskammer Geheimrat Bankier Schmidt an 67 Iubilare der 'Arbeit aus Handel und Industrie das tragbare Ehrenzeichen der Kammer für Treue in der Arbeit ausgchändigt. Taken bei der Reichsposl Zu, Vereinjachung und - Beschleunigung des Gesck-ästs- venien-is iin Bereich der Deutschen 'Reichspost werden die Zu- stündiukeilcn des Reichspostministeriums und der unterstellten Behörden durch eine am 1. April in Kraft tretende Zustän- d i g k e i l s o r d n u n g neu geregelt. Darüber berichtet das Organ des Deutschen Bcamtenbunves folgendes: Maßgebend >ür die Nettordnung war das Bestreben, die Hauptverwaltung in weitestem Maße von allen Angelegenheiten, die von Nach geordneten Stelle» erledigt iverden können, zu entlasten, den Mitlelbchörden größere Selbständigkeit und Bewegungsfreiheit etnzurnume» und den äußeren Dienststellen die endgültige Er ledigung der örlllclwn Betriebs- und Berwaltungsgeschäfte in niöglichst wettern Umfang z» übertragen. Unter diesem Ge sichtspunkt ist eine Reihe von Zuständigkeiten des Reichspost- niinisle»iuins an die Oberpostüireklioue» und von solcher der Oberposlüirelitioncn an die Verkehrsämter abgegeben worden. Gleickxzeitig wird der Geschäftsbereich des bisherigen T c l e g ra p h c n t c ch n i s ch e n Reichsamls dadurch er weitert, daß ihm auch aus dem Gebiete der allgemeinen Ver waltung, des Poslbetriebs, des Kassen- und Rechnungsdienstcs, des Bescliaffringswesens alle Aufgaben übertragen iverden, die nicht unbedingt ministeriell behandelt zu werden brauchen. Tos so erweiterte TRA heißt in Zukunft Reichspostzentralamt lRPZs, besitz! die Eigenschaft einer höheren Reichsbehörde und ist den Oberpostüirelitionen gleichgeordnet. In den eigenen Berivaltungs- und Personalangelegenheiten sowie in Be schwerdesachen haben das RPZ und sein Präsident dieselbe Befugnis ivie die Oberposlvirektioiien und deren Präsidenten. Eine erhebliche Erweiterung der Befugnisse wird den Oberpost direktionen übertragen, und den Verkehrsämtern wird größere Selbständigkeit in ihren Entscheidungen verliehen. vxrselen un«I Umgebung Die Deuische Akademie «Sründung «tner Dresdner Ortsgruppe Dresden. 28, März. Am Dienst«gapend fand im Saale der Produktenbörse die Gründungs-Versammlung der Akademie zur wissenschaftlich)«» Erforschung und zur Pfleg« des-Deutschtums, Ortsgruppe Dres den statt. In Vertretung des Volksbildnngsministers hieß Minislerialdireklor Woe Icker die Erschienenen willkommen. Darauf ergriff Geheimrat Onke n das Wort, um i» längeren Ausführungen zunächst den Zweck der Deutschen Akademie zu erörtern. Der Redner wies daraiis hin, daß der Gedanke der Den!scheu Akademie auf eine Mischlinge Geschichte zurückblicken könne nnd mit dein Streben nach dem deutsch)«» Nationalstaat auss engste verbunden sei. Im Gegensatz zu Frankreich und England habe es in Deutschland früher nur Landesakademien gegeben. Eine Deulsche Akademie sei aber notwendig, um die deutsche Volks-Kultur, die weit über die deulsche Grenze hinaus rage. zu erfassen, denn der Staat könne diese Aufgabe nicht lösen, und die Kutturpolitik würde in Zukunst vielleicht wich tiger sein, als die Machlpolitik. Deshalb sei 1625 dieDeutsche Akademie ln München gegründet woiden, Sie sei in zwei Mleilungen, in die wissenschaftliche und di« praktische Abteilung gegliedert. Während die wissenschaftliche dlbtei- Inng der Erforschung des deutschen Lebens diene, solle die prak tische Ableilnng den geistigen Zusammenhang aller Deutschen und insbesondere auch der Ausländsdeutschen pflegen. Auch für die Wirtschaft würden aus der Pflege der deutsche» Kultur jenseits der Grenzen Vorteile entstehen. Die Deutsche Akademie sei unabhängig vom Staate und baue sich aus dem Freundes kreise derjenigen auf, denen die Zukunft deutschen Volkstums und deutscher Art am Herzen liege. Daraus wurde die Orts- grupve Dresden der Freunde der Deutschen Akademie für gegründet erklärt. Der neue Schlichter Dresden, 28. März. Der btslserigc Vorsitzende des Schlichtunflsausschinscs im Be zirk der Krcisliauvlmannschastcn Dresden und Bautzen Dr. Opitz ist als Leiter des Arbcilsanües nach Leipzig vcrst'tzi worden. An seine Stelle tritl, wie die Blätter melden, der Landgcrichlsral Dr. Ro scher aus Zwickau, der sein Amt Kreits am 26. März augelrcleu hat. Theater und Musik Palmengarten. Wie oft schon hat man Schumann, Brahms und Hugo Wolf im Konzertsaale singen hören! Wen» Elena Gerhardt Liedern dieser Meister Leben gibt, dann verblaß! dos, ivos man vorher hörte. Wohl ist an dieser Stimme der Hauch der Vergänglichkeit nicht unbemerkt vorüber- gegangcn, »Er verschont eben nielsis was ivdisch ist. Aber den unvergleichlichen Zauber einer um übervollen Edelkultux hat er dieser Künstlerin nicht nehmen können. Und Klangschönheit besitzt dieser Sopran noch in reichlicher Fülle, In der Abklä rung und geistigen Vertiefung steht aber Elena Gerhardt auf einer Höhe, auf der nur noch ganz Vereinzelte Fuß gefaßt Hobe». Wenn die Zuhörer in Heller Begeisterung dieser un- lwrgleichllchcii Künstlerin zujubcln und ihr Zugaben obnöligen, dann folgen sie dem unw:dcrstehliöl)em Drange ihres heiß ent zündeten Herzschlagetz. Paula Hegner sucht sich der einzig- arligen Künstlerschaft Elena Gerhardts durch seinempfiudsame Begleitung anzupasscn. —Ist— Dresdner Musik-Schule. Unter Mitwirkung der Dresd ner Philharmonie veranslallele die Dresdner Musikschule gestern abend im Gewerbehausc ihr S ch I u ß k o nze r l. Ein reichhaltiges Programm gab treffliche Kunde von der fleißigen Arbeit, die im aölausenden Sch ul sah re in diesem Institut geleistet woideu ist. Konzerte für ein Klavier sSaint-Saens), zwei Klaviere sI. S. Bach), Klaviersoli und Orchester sNachl uns Morgen sür zwei Klaviere von Herrn, Zilck)er und Sel)erzo in Es Dur für ei» Klavier von Hans Wendl), Konzerte sür Flöte sMozart, Köch.-Verz. 314) und Cello sGollerman»), ferner Szene aus „Aida". Lieder von Weingartner, Brahms. Hugo Wolf und Rich. Slrauß und Rezitation s„Die Massen r-uhn" aus Schillers „Iungsrou von Orleans") schufen «in farbiges Bild von der ge wissenhaften, liebevollen, gründlichen und seiiikünstlerischen Schulung, deren sich die Vortragenden erfreuen dursten. Mit großem Eifer, emsigem Fleiß und tiefem Ernst entledigten sich alle Schüler ihrer teilweise sehr anspruchsvollen Aufgaben, Manches enlbehrle zivar noch der restlosen Erfüllung, anderes aber reichte auch völlig zur Konzertreise heran. Die Eindrücke, die dieser AbBid hinterließ, waren über durchweg außerordent lich günstig und befriedigend und dienten der Dresdner Musik- Schule zu höchster Ehre. Einen besonderen Vorzug hatten die Musikstudierenden darin zu buchen, daß ihnen zur Unter- Der Arbetts«ar»r i« Sachse« Dresden, 28. März. Das La » d c s a rb e i t so m t berichtet über die Arbeits- markillage: Die Zahl der Arbeitsuchenden bei den össentlichen Arbeits nachweisen in Sachsen war am Stichtage der monatliel-en Be standsaufnahmen, am 15. März 1928, gegenüber dem Februar- slichtage um 2669 männliche und 693 weibliche, insgesamt also um 3662 Arbeitsuchende gewachsen. Insgesamt würben 156 451 Arbeitsuchende gezählt. Zu dieser Erscl-einung ist jedoch zu be merken, daß der Märzstichtag in die Zeit der letzten Frost- wetterperiode fiel, die «ine starke Hemmung in den Außen- berufen, insbesondere im Baugewerbe, verursachte. Allein im Baugewerbe ist die Zahl der Arbeitsucl)«nden in dieser Zeit uni 2215 gestiegen. Eine Steigerung um 1884 weist allerdings auch die Textilindustrie aus, die in manchen Weberei- bezirken einen schwachen Konjunkturrückgang erlebt. Die letzten Berichte der in Frage kommenden Arbeitsnachweise lassen jedoch erkennen, daß ein weiterer Rückgang des Be schäftigungsgrades nicht mehr stattgefunden hat. In den übrigen Berufsgruppen sind dagegen wesentliche Verschiebungen nicht eingelrete». Hier hat sich vielmehr die Zahl der Arbeitsuchen den weiter verminderi, allerdings in einem sehr geringen Aus maße, in der Metallindustrie z, B. nur um 38. Der Arbeits- marki verharrt also im ganzen, abgesehen von den oben erwähii- icn Zunahmcbewegungen, im Zustande eines beständigen Aus- gleiclies der austreienden örtliäxen öder beruflichen Schwan kungen. In der entsprechenden Zeit des Jahres 1927 vollzog sich bereits ein kräftigerer Mbau des damals allerdings erheblich höheren Gesamtniveaus des Angebotes: die Verminderung betrug 38 666 zu insgesamt 206 662 Arbeitsuchenden am 15. März 1627. Bei einem Vergleiche ist jedoch zu beachten, daß zur da maligen Zeit im Baugeiverbe bereits eine breitere Wiederauf nahme der Arbeit möglich geworden war und daß der Konjunk- luranstieg der Industrie eingesetzt hatte. Mit dem Beginn des milderen Weilers am Anfänge voriger Wocize hat sich die Zahl der 'Arbeitsuchenden nunmehr wieder soweit vermindert, daß in zahlreichen Bezirken das An gebot schon unter dem Stand bei Beginn der Frostwetterperiode zurückging. Für die nächste Zeit wird die Weiterentwicklung der Arbeiismarktlage wohl immer noch vorwiegend von der Zunahme oder Abnahme der Beschäsligungsmöglichkeiteii in den Außenberufen, vor allem im Baugewerbe, alchängen. : Explosion. Im Grundstück Kleine Planerische Gasse 42 erfolgte heule früh gegen 2.30 Uhr eine heftige Explosion. Durch den laute» Knall aus dem Schloss, geweckt, eilten die Bewoh ner. nur notdürftig bekleidet, aus die Slraße. Die Kriminal polizei stellte fest, daß nur Kurzschluß der elektrischen Stark stromleitung vorlag. Personen sind nicht verletzt worden, : Monteuer Spindler ein Dresdner. Wie wir erfahren, handelt es sich bei dem im Zusammenhänge mit dem Fluge des Haupimanns a. D. Köhl nach Baldonnel in Irland genannten Monteur Spindler um den in Tresden-Koditz wohnhaften 37 Jahre alten Krastwagcnführer Arthur Spindler, der bis zur Auslösung des Flugplatzes Kaditz dort als Flugzeugführer und zuletzt bei einer Dresdner Firma als Chausseur beschästigt war. : Bund deutscher Tozialbeamtcr, Tic im Freistaatc Sachse» tätigen Mitglieder des Bundes Deutscher Sozialbeamtcn haben sich zu einer Laiidcsgruppe Sachsen des Bundes Deutscher Sozial beamten zusammcngcscblosseii. Die Geschäftsstelle bcsiiidcl- sich in Dresden, Bismarckplatz 16. : Die Bor- und Ausbildung der Forstlrhrliiige. Das Wirt schafts-Ministerium hat die von der Fachkammcr für Forstwirtschaft bei der Landwirtscboftskommer für dcu Freistaat Sachsen ausgestellten Bestimmungen über Vor- und Ausbildung von Forstlchrlingen im Privat- und Gemeindesorstdieiist des Freistaats Sachsen durch Ver ordnung vom 19- d. M, genehmigt. Diese Bestimmungen treten am 1. April 1928 in Krasi, : Einbreä>er sestgciiommcn. Der Einbrecher, der in der Nacht zum 21, März im Gruudstiick Hamburger Straße 39 nach Eindrücken einer Fensterscheibe in die Kontorräume eingcdrungen ist, einen Autovelz und einen Scheck über 1000 Reichsmark entwendete und den letzteren am nächsten Tag einlösle, konnte nunmehr nach umfang reiche» Erörterungen von der Kriminalpolizei in einem hiesigen Gasthause sestgeiiommen werde». Es handelt sich um den 27 Jahre allen Arbeiter Paul Bastian aus Halbcudorf i. Schics. 600 Mark wurden noch bei ihm vorgesunde». Auch der Pelz konnte wieder hcrbcigeschafst werden. Bastian steht im Verdacht, bei der gleichen Firma wenige Tage vorher bereits einen Einbruch verübt zu haben. — Das Kriminalamt Dresden warnt vor einem Schwindler, der sich unter dem falschen Namen Dr. Mißbach oder Dr. Marner verschie dentlich ciugciiiictct und es aus geradezu raffinierte Weise verstanden hat, die Vermieter um größere oder kleinere Geldbeträge, die er sich als Darlehen sür gekaufte Waren geben läßt, zu betrüge». stützung ein Berufsorchester von Rang und Ruf zur Verfügung stand. Als Dirigenten des Orchesters zeigten Geivandtheit und Umsicht die Herren Kapellmeister Willi) Kehrer, Hans Richter und Fritz Zschiesing. Als Uraufführung hörte man dos Se>>erzo siir Klavier und Orchester von Hans Wendl, eine talentierte Arbeit, die Geschick in der Orchestrierung zeigt, von Puccini viel gelernt hat. der aber noch die Konzen tration fehlt. Beteiligt waren Schüler und Schülerinnen aus den Klassen von Direktor .Hans Schneider, Käty Schnei der, Otto Büchner, Albina Pietz sch, Willy Kehrer. Betsy Wulffius, Marie L ö s ch k e - T h o m a, Arthur Zen - k c r. Eine beschwingte Wiedergabe der Oberon-Ouvertüre bildete den wirkungsvollen Abschluß, Die Ausführung war gut besucht, und die Vortragenden fanden reichen Beifall. Die Philharmoniker bewährten ihren Ruf auss beste. -Ist- Neues Theater Leipzig. Die vovbestcllien Karten für die am 1. April (Palmsonntag) stattsindende Ausführung von „Par- sifal" müssen bis spätestens Sonnabend mittag obgeholt werden, da sonst ivegen der großen Nachfrage anderweitig darüber ver fügt wird. Pädagogium dkr Tonkunst. Nächste» Freitag 7,-30 Uhr abends findet im Pädaoogium der Tonkunst der zweite zeitgenössische Kom- ponistenobend mit Werken von Rolf Schubert-Dresden und Kurt .Kern-Leipzig statt. Von dem letzteren, der als Komponist der ersten Jazz-Symphonie westen Kreisen bekannt wurde, gelangen sympho- hische und Wiener Tänze zur Uraufführung. Ausfübrende sind Erich Licbermanil-Roßwiesc, Willy Janda, Suzaunc Prcc und Jo- lmiincs Hci'klotz. Leipzig. Das 11. Phillmrmouisch« .Konzert brachte neben Les Prclndes von Franz Liszt 11811—1886) drei Chöre mit Orcheslcr- bcglcilung von Hugo Wolf <1860—1903). Leitung: Max Lud- w i g. Liszt wird an manchen Stellen nur allzu verständlich. Wolf — mit nervösem Anslug — eigenartig. Seine Musik leitete in etwa über zum Hauptwerk dieses bedeutungsvollen Abends: zu Judith. Musikalisch« Handlung sür Solostimmen, Ehor und Orchester von Arthur Honcggcr (gcb. 1892). Er soll alemannischer Herkunft sein. Will man ihn damit siir das Deutschtum in Beschlag nehmen? Ho- neggcr ist einer der in vorderster Linie kämpfenden musikalischen Revolutionäre. Gab es im politischen Leben der Völker nicht auch Ohne Visum iu die Tschechoslowakei H«i>t« vormittag find im Auswärtig«» Amt die Noten d» deutschen und tschechoslowakischen Negierung über die Aufhebung des Paßvisuimzwanges zwischen beiden Land-'- mit Wirkung vom 5. April d. I. aiisgetauscht wordeo» Mit großer Befriedigung begrüßen wir diese Maß. nähme, welche bekanntlich schon mehrmals ins Auge gefaßt wurde, aber immer wieder wegen auftretender Schwierig keiten zurückgestellt werden mußte. Wir sehen hierin einen sichtbaren Beweis für die Annäherung, welche sich zwischen Deutschland und der Tschechoslowakei vollzieht und nicht zuletzt auch einen Erfolg der dortigen deutschen Regierungsparteien. Diese haben sich seit ihrem Eintritt in die Negierung mit stillem aber rührigem Ester bemüht, die Beziehungen zwischen den beiden Nachbar ländern zu verbessern, die letzten Endes auch entscheidend für das Verhältnis der deutschen und tschechischen Ve- völkerungsteile sind. Die Aufhebung des Visumzwaiiges im gegenwärtigen Augenblick wird ebenso wohl dem Touristenverkehr wie dem Wirtschaftsaustausch von Nutzen sein. Krankhafte Störungen bei Jugendlichen Dresden. 28. März, lieber dieses Thema sprach vor dem Dresdner Lchrerverein am 23, März Obermedizinalrat Dr. Reiß von der Städtischen Heil- und Pflegeanstalt, Seine Ausführungen erregten beson deres Interesse, da 8 Tage vorher Ministerialdirektor Fremd an gleicher Stelle seine Gedanken über die Errichtung von Er- ziehungÄieratuiigsstellen in Dresden vorgetragen hatte, denen aber nicht ungeteilte Zustimmung zuteil geworden war. Tr, Reiß trat in seinem Vortrag dem Individualpsychologen Adler und seiner Theorie, deren Verdienste er voll anerkauiile, da entgegen, wo diese alle erbliche Veranlagung leugnet und nur aus reine Milieuwirkuiig sieht. Beim Studium des Seelen lebens von Zuchthäuslern hat Dr. Reiß erfahren, daß die Frage des Milieus Leim Verbrechen zivar eine große Rollo wie!:, darüber hinaus aber die mitgebrachten Anlagen stark wirksam ivevden. Ein großer Teil der Verbrechen sei zu er klären aus der fehlenden Anlage zur Ausbildung der höheren Gefühle. Auch beim Iugendirrsein oder der Schizophrenie müsse von einem AnlogedeseLt geredet werden, wenn di« gleichen Störungen in einer Familie immer wieder auflrclen, Von den in einem Anlagesehler wurzelnden Störungen inner, schied der Vortragende die Entwicklungsslörungen, die vor allem während der Vorpübertät und der Pubertät anstrele». Jeder Erzieher wühle, daß in diesen Zeiten die Haupt schuueno- keiten bei der Erziehung liegen. Eine dritte Gruppe von Störungen würde durch körperliche Erkrankungen hervor, gerufen, deutlich erkennbar z, B, bei der G e h i r n g r i p yc, die aus dem besterzogenen Kinde ein unausstehliches Ges-böe! machen könne, ehe die körperlichen ErstarrungsLrschciiinnarii sich bemerkbar machten. Wen» die Freunde Adlers am ihre großen Erfolge hinwiesen, so müsse bedacht iverden, daß enoli- rungsgemäß neue Behandlungsmethoden am Anfang naiver viel Erfolg auszuweisen hättsu, um dann wieder nachzuiaiieu, Viel Erfolge der Adlersci)«» Theorien erklärten sich aus der persönlichen Beeinflussung suggestiver Art. wie sie durch jeden seines Erfolges sicheren Menschen ausgeübt würde, Adler un feine Anhänger müßten sich davor hüten, aus der Iudivid ol- psvchologie eine Generalpsyclwlogie zu machen. Man birst nicht um der schönen Einfachheit willen alle anderen Ergebnisse ernster Forschung über Bord werfen. Am Schlüsse seines Aor> träges, dem er durch viele aus seiner reichen Erfahrung stoni> wende Beispiele belegt hotte, warnte Dr, Reiß seine Zuhörer davor, sich einer einseitigen Theorie zu verschreiben. : Die Städtische Bücherei und Lesehalle wird im Lome der nächsten Monate ihre Zweigstelle Neustadt vom Martin-Lust Platz in das Grundstück Bautzner Straße 21 verlegen. Dieses Haus, dessen Ankauf die Stadtvcrordneien beschlossen hebei,, ermöglicht die von der Nevstädter Einwohnerschaft und von dr: Bücherei-De rwaliung lange gewünschte Erweiterung u:it> würdige Unterbringung dieser Zweigstelle, Das Erdvesäiotz wird neben einem Dorraum die Ausleihe, das Büchermagawi und die Büros, das erste Stockwerk zwei allgemeine Lese-iwwer sür Raucher und eine Kinderlesehalle umfassen, diese als eiskn derartigen Versuch in Dresden, Der hinter dem Hause liegend! große Garten wird vielleicht im Sommer als Lesegarten '» benutzen sein, Zeiten, die in ihrem Stillstand nur durch Revolution voiwölis- gelrieben werde» konnten? — Welches Schicksal dieser Ncinnusil beschieden sein wird, — wir, die wir leben, werdcn's nichl ciiclu». Ihm, dem man »aelstagt, er schriebe „absolut uupstukologisch", spncl'i man „genialische Gruiidmusikalstät" zu. Sie sei das Eigcbm: „inttlistver Hiiigcrissciihci!, tLiebcrmaii», Nostwjesc), — lins w schein! sie als Programm-Musik, bis auf die höchste Spitze gelricbc», Cie gibt sich als vcristischc Kunst, di« wcliciiscru allein inneren EnNt- siiidcn die jeweilige Lage, die zur Vcrl>and!ung stehende T.Nstciit musikalisch, beziehentlich akustisch bestrahlt wiederzugeben sucbl. Fül tonlogische Beziehung ist hier gelöst. Ein Wille zur küiisilcrü.i'c» Tat bricht sich hier durch mit unheimlich wirkeuder Kraft, die mil- unter Entsetzen einslößt. Die ungeheure Neuartigkeil nberrasclil, verblüfft, regt aus, seht alles, tvas bisher als Mutlosigkcb gell, außer Wirkung und Werl. Die Zeit ist noch nicht allzulang vorüdii. wo man über diese Musik lächclle, leise und loul. Honegger !«ii d>< Menge zum Nachdenken gebracht. Man ahnt hier ei» Höhere-?, cb> Walten von Geist und Krasi, das man aber nur ahnt, nicht begrast l^iis Hcuiigen fehlt vorläufig noch jedes Maß für diese kmrstlerischc» Flugversuche, der zwar sichere», aber ausgesahrenen Straßen <!»§ dem Wege zu gehe». Das Eigenartige ist, inan kann dieser Musil nicht einmal »achsageiz, daß sie überhaupt eine Kunst wäre, dcuu sie hinterläht ohne jeden Ztveisel den Eindruck, de» der „»isi'alW Hörer von jedem anderen musikalischen Großwcrk empsänai: ein bedeutungsvoller Inhalt i» durchgeistigter Kunstsorni, Beides üt hier vorhanden. Ob in jedem Motiv, i» jedem musikallsthen Ab schnitt? — Sicher ist: Hier begegnet uns ein ernstes Wollen und gro ßes satziechnisches Könne». Es gehört neben Begabung cntsc!'icdcu Mut dazu, solche kühne Musik zu schreiben, aber dem Kühnen gehör! die Welt. Wer die Wahrheit sucht, hat nichts zu fürchten . . .. - Die Ausführung stellte an den Ricdelverein denkbar höchste Aiisoük- rungcn. Ob es überl>aupt schwierigeren Chor- und Sologesami gibt? Gertrud Wentschcr-Lchmoiiii lJudith), Elis. Merkte!», Hedwig Didam-Vorchcrs, Hanns Fleischer <Te»or) und Alfred Käse — luk- besondere die genannte» Damen — leisteten tvahre Wunder der mr- wegenstcn Trefsiechnik — verlasse» von aller orchestralen Hilfe gcgcu- über irreführender Blätermoiive aufdringlicher Art. Haus Zciic- Gött erstrebte die dramatische Linie als der Erzähler, Leider W seine Laukbildung (das unleidliche Rache,,-r stait des allein zulässigkN Zugcn-r) keinen ungetrübte» Genuß aufkommcn. Max Ludwig iu>! auss neue seine Kimstlerschast bewiese» (mit dem lcistunaSsülMU Sinfonieorchester), sür die er den begeisterten Bcisall der iasl völlig ausverkoiisten Albcrlhall« durchaus verdiente. Dr, Hugo Löbinauii.