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Aeues vom Büchermarkt E n neues Napoleonbuch Napoleon, Wahrheit und Mythos. Von Albert Leo» Gun- rar». Teulsch vo» Erich Hacuel. Sibylle»-Verlag Dresden. Dieses Buch bedeutet eine Bereichern»» der Navoleon-Litc- ralur. (5s wi'l keineswegs eine »cue Biogravhic Napoleons sein, cs null viel mehr als das. Es ninimt die Taten der uapolconi- st: cn Gcjchichle als gegeben an. ebenso den unauslöschlichen Nim bus dieses Namens und stell! dann die Frage: Verbürgen die Tat sache», die jedermann kennt, auch in vollen« Umsange den Nimbus, den jedermann spürt? Liegt keine Kluft zwischen den offenen sach lichen Gründen u»ö ihren Wirkungen? Mt dieser für de» Ge schichtsforscher sehr wcfentlichcn Fragestellung geht Gm'-rard an die einzelnen Enlmicklungspbasen des Helden Napoleon Hera», erinnert zun, Beispiel daran, daß nicht der grosse Korse, sondern Lazare Earuot 1793 bis 1795 die Armee geschaffen l«at, mit der Napoleon seine«, Ruhm begründete, zeigt, welche Rolle die drei Faktoren Ehr geiz, Gcwandiheit und Stupetlosigkeil im Leben Napoleons spiel ten. „Tein Genie war das der Reproduktion im größ ten Stile. Nicht der Erfinder, sondern der Ausführendc heimst beim Publikum den Erfolg ein." Das ist die Quintessenz der histo rische» Studie, die man dank der hervorragend guten Darstellung kund der vortrefflichen Uebersetzung) von Anfang bis zu Ende niit größter Spannung liest. In feiner tiefgründigen Weise geht Guv- rard auch auf das Werden und Wachsen des Mythos »m Napo leon ei» und behandelt endlich ausführlich die „Napoleonsage" in der französischen Literatur. Er «reist geschickt »ach, wie der Napo- leoniSinus ein ausgesprochenes Symptom der nationalen Entmuti gung ist: „Wenn Frankreich mißmutig ist. wenn es den Glauben an sich sell>st verloren hat. findet cs in der Erinnerung an diese wun- dcrvolle Episode Trost" An jedes geschichtlich scheinbar bclanolose Ereignis leat der Verch.sser die kritische Sonde seiner strengen histo rischen Methode an, deren Subjektivität er sich stets vöKig bewußt bleibt. So scharf er darum auch mit dein Mythos Napoleon ins Gericht geht ossen erkennt er doch die Tatsachen an. die Napoleon noch beule als .Virtuosen der Macht, als Poeten der Tat und als Professor der Energie" gelte» lassen. Napoleons Loben sei ein Drama des Willens gewesen, den er süiiszeRl Jahre lang obnc jede terroristische Maßnahme durchgesetzt bat. Dieses vornehin ausgestattele und außerordentlich geistreich beschriebene Werk wird da? Problem Napoleon, obwohl es beute an lMualjtät verloren zu haben scheint, sicher in anregendster Weise beeinflussen. —om— Staat und Volk. Allgemeine und d e u t s ch e S t aa t S- ru n dc. Von Dipl. Hdl. Paul Wels, Dresden. Vertag von L. Ehlermaun. Dresden 1928. — Studicnrat Wels fügt mit der vorliegenden Staalslunde seinen bisherigen staatsbürgerlichen Ber- ösfcnllicbunge» eine neue hinzu, die man in ihrer übersichtlichen GUadernng und stirer präzisen Darstellung als sehr geeignet sür linterrichtSzn ecke bezeichnen darf. Dieser Bestimmung kommt die unvroblcivali'chc Art sehr zugute, die überall eine positive und ge sunde Einstellung zuin deutsche» Sozialslaat der Gegenwart erkennen läßt. Als besonders wertvoll sei angeinerkt, daß der Verfasser auch d-c außenpolitische Verflechtung Deutschlands durch die sogenannten- Fricdcnsvcrträgc »na durch Dawes-Gubachten und Londoner Ab kommen in den Gnmdzügcu klar zum Ausdruck gebracht hat. Ein Schlaciwörlcrvcrzeichnis eruiöglicht eine gute und sichere Orientierung. Rußland und der Weltkonflikt. Von Friedrich Skievc und Graf Mar Monlgclas. Verlag für .Kulturpolitik, Berlin. (Broschiert 6 Mark, Ganzleinen 8 Mark.) — Tic vorliegende Schrift ist eine Antwort aus die Memoiren des russischen Außenministers Sasonow. die unter dem Titel „Sechs schwere Jabrc" in der deutschen Uebersetzung ebenfalls in« Verlag für Kustnrpolstik erschie ne» sind. Sasonow ist bckannllict« einer von den Männern, die in den« euroväische» Schickschsjabrc 1914 die Fäden der Außenpolstik in Händen batten. Die Rolle dieses ruffi-ebc» Außenministers beim KriegsanSbrnci« war eine besonders cinslußrciche. In seine» Me- nimrcn sucht Sawnow sich dadurch vor der Geschichte rcin'iiwa'chcn, daß er die Leiter der Mittelmächte als die Allcinschuldigcn a„> Kriegsausbruch hiustcllt Slieve und Moutgclas geben mit ocu Er innerungen Sawiiows scharf und gründlich ins Gericht. Ihre Kritik ist durchaus sachlich, eine Arbeit gründlichen Quellenstudiums und ernsten deutschen Gclehrtenflcißes. Sticve bel>anÄcl' die Vor geschichte des Weltkoiisl'ktcS, beginnend mit der bosnischen Krise, wobei er der Balkankrise, der Mecrciigeinrage und dem Problein Panslavismus »nd Isolierung der Mittelmächte besondere Kapitel widmet. Montgelas befaßt sich mit den unmittelbaren Ursachen des Kriegsausbruches, der Krise von 1914. Scrajcwo, den folgen den Potsdamer Besprechungen, den« Besuch Poincarcs in Peters burg, dein österreichische«« Ultimatum und den MobilmachunaS- thesen. Wir können uns nicht erinnern, daß das komplizierte, um- sangrciche Material dieser Probleine bereits einmal in Ctefamldar- stellung der entscheidenden Ereignisse, die zum Ausbruche des Welt krieges geführt haben, verarbeitet worden wäre, wie hier. Die Schrift ist sür Sasanow vernichtend. „Zusommenfassend muß man urteilen", so schließt Graf Monlgclas, „daß unter den vielen An klageschriften gegen Deutschland über den Kriegsausbruch die vor liegende (nämlich Sasoiiows) wohl am wenigsten der Kritik stand- bält. da sie nicht nur die meisten Ergebnisse einer seit acht Jahren tätige» Forschung ignoriert, sondern sich sogar i» Widerspruch seht zu einem Tagebuchc, dessen Auszeichnungen von Sasonow selbst vor knapp zwei Jahren als richtig anerkannt worden sind." In diesem Buche wird man eine sehr wervolle Waffe im Kampfe gegen die Kricgsschuldliige erblicken dürfen. —om— Neues Archiv für sächsische Geschichte und Altertumskunde. Her- ausgcgebcn von Waldemar Lippert. (48. Band. 2. -Heft.) Ver lag Buchdruckerci der Wilhelm und Bertha v. Baensch-Sbiftung. — Besondere Beachtung verdient in diesem neuen Bande ein Bei trag von Oberftaatsarckivar H. Beschorner, Dresden, über „August de» Starke» und seine ncncstcn Biographen". Der Beraster gebt insbe'onderc auf das auch vo» «ins schon mehrfach er wähnte Werk des Berliner .Historikers Paul Hake über August den S'arken ein und stellt es in Vergleich zu Cornelius Gurlitts zweibändige,«, Werke. Die gehässigen Ausfälle Haakes gegen Gur litt stellt Beschorner richtig, rügt auch die oft zu starke preußische Einstellung, „die Haakc, ohne das« er es «viil und fühlt, dem geprie senen Rankeschen Ideale strengster gc'chichtlicher Objektivität ent fremdet und ihm keine unbefangene Auffassung seines Helden er möglicht." Für die Einstellung Haakes zun« Katholizismus findet Beschorner leider kein Wort der Richtigstellung. — Woldemar Li fi liert veröffentlicht einen Aussaß „Wendisches im Aulchluß an O. E. Schmidts Weiidcnbuch". Letzteres wird im wesentlichen anerkannt, nur in einigen wcnigen Punkten vertritt Lippert eine abweichende Meinung. Religiöse Literatur Engelhardt. Leopold, Neue Wege der Seelsorge in« Rin gen uin die Großstadt. 127 Seiten. Bcrlagsanstalt Throlia Jnns- brnck-Wien-Münchcn. — Die bereits für das letzte Jahr wiederum vorliegende» kirchlichen Uebersicbien bieten uns neben vielem Uner freulichen doch auch viele Anregungen dar. Sie rufen Gedanken «nach über „neue Wege in der Seelsorge", damit nach einen« treff lichen Worte des heiligen Clemens Marla Hosbaucr (ch 1820 in Wien) in dieser Hinsicht „das Evangelium immer »cu gepredigt werde" und die «veitläufige Großstadt und Diaspora de» Gcgcnnxnlsvcrhällnisse» scelforglich stets angcpaßt bleibt und dainit ihnen gewachsen ist. Die Zeillagc ist zuweilen zu mächtig, so daß die ausgowondte prieslerliche Scclsorgsarbeit im umgekehrten Ver hältnis steht zum priestcrlichen Erfolge, Dieses Mißvcrhältnis zwischen Arbeit und Enolg kann, soweit es sich außer auf die Gnade Gottes auf das menseblick'e Können gründet, heute nur durch eine geschlossene kirchliche Aktion, nicht durch den eine» guten Hir ten, sondern nur durch die eine Herde unter Leitung des einen Hirte» überwunden weiden. Darin lag einst von der menschlichen Seite her das ganze Gchclmins des panlinischen Missionsersolacs begründet, daß dem Meltapastel eine ganze Schar freiwilliger „Mit arbeiter" aus den Laicnsländc», meist de» Handwerkerkrcisc», zur Verfügung s'aud und das großangclcgtc Missions-Werk sicherte und - stützte. „Eine Person miß den Kreislauf des geistige«, und geistliche» Lebens, de» mir Pfarre nennen, treiben und regulieren; cs gibt kein Rchenzentrnni", keine Gemeinde in der Gemeinde nach Ständen oder Nationen, nach Akademikern »nd Nichlakadcmikern. Nur durch die Einheit der Gemeinde und der allseiligen Mitarbeit kann nach paul'iiiiscbcm Vorbild in der Großstadt wie in der Dia spora »in die Gläubigen „gerungen" werden. — In dankcnKwcrlcr, knapper und klarer Darstellung bat der Wiener Domprcdiger E n g e l- bart uns in seiner Schrift aus seiner Erfahrung recht brauchbar« Ratschläge geboten, vor alloin in der grnndlegendcn Forderung Seile 8): „Planwäs igkeit in der Arbeit und zielsichere Methoden sind wicht die letzten Ursachen sür fcclsorglichc Erfolge." Zu sol cher Planmäßig angelegter Gemcindcarbeit mit einen« geschulten, eif rigen Stab von La.ieiibelscrn suchen die Darlegungen in übersicht licher Klarheit anzuroge»; ei» reichhaltiges, sorgfältiges Scbrisic««. Verzeichnis über die verschiedensten Ncucrscycinungc» der sc lwrg, lichcn Arbeitsgebiete beschließt das Büchlein, das «regen sei,», fruchtbringenden GedanUll« und Ausblicke de» Seclenbirte«, Beruf und auch den Laicnhelsern recht empfohlen werden kan««. Dr. N >««r. Skutella, Fridolin, O. F. M , Kurre Einsülning in tat liturgische Latein, Germania Verlag. Berlin 1928. — Um V.rßäiid. nis einer Sprache z» gewinnen, muß-man sabrelang, selbst l bcn?. lang in sic hineinwacbsen, wie erst letzthin ine Ten.kschri>t der B lo- sopkischen Fakultät der Berliner Universität im .Einblick aus dH srcndchrachtichc Unreife heutiger Abiturienten und Slniennn ,,»« ernsten Worten deutlich machte. Daher ist sich auch Pater S n-Mi aller Schwierigkeiten bewußt, die einer knappen Einsübruug auh nur iu das enger umschlossene Gebiet des liturgische» Latein zcz Meßordo und Meßkanon ciitoeaenstchc». Mit unverdrossenem hat er sich die-cr schwierigen Aufgabe gewidmet, geleitet von sceüorg- lichcm Eifer für eine verständnisvolle, nicht nur modische „Litur gische Bewegung", und zwar trotz verschicdcnsachcr Versuche anderer vor ihm (Zwior, Lcitl). Die Beschränkung ans die »»uer- ändcrlichcn Mcßtcrte ist aut, und so ist ein Erfolg als Lob» «ist alle Mühen nicht ganz aiissichlslos, wenn man sich auch stets bewußt bleiben muß, daß durch einen knappen Abr ß von nur 92 Seist«, niemals ei» Sprachverständnis cr.sfnel werden kann, auch »i!>t für die Schönheit der lilurgischc» Sprache, die zugle-ch einen Ein blick in ihr Wenden nötig macht. Auch -die ge'strcich zn'aminci«. gedrängte Lautlehre des Verfassers im Schlubkapitel seines Büchlein) setzt bereits ein verständnisvolles, allgemeines Spracbgesü'l voraus, das jedoch der eigentlichen nichtakademischen, liturgisch-bewegte«, ,,srow-mc» Seele" nur sehr selten eigen ist. Möge trotz d'eser prak» tische» Schwierigkeiten den« Büchlein doch ein guter Erfolg ol) Lohn für die liebevolle Mübc des Verfassers zuteil weiden, aber gleichzeitig doch auch jede sprachliche Verwässerung »nd alles ichä> liche Halbwissen akademisiercnder Kreise vermieden werde» Tr Nbur. Vermerkter Eine Frage a» dß: „Ernsten Bibelforscher". Di« Sekte der „Ernsten Bibelforscher" verbreitet überall in Deutschland ein Schriftchen ..Der Stein ist im Rollen". Dari» ist auch die Rede von der Anmaßung der Päpste, „ein ano.rer Gott .zu sein". In einem offenen Briefe richtete ?. Alber! Aili»- ger 8. 3. vor 4 Jahren an die Verfasser der Schrift die Auf- «orderung, auch nur einen einzige» der 20l Päiffte zu nenne««, der sich angemagt habe, „ein anderer Gott zu sein" Dies könne«, sie nicht, sonst hätten sie der Aufforderung längst ent sprochen. Trotzdem wird die ungeheuerliche Verleumdung ruhig weiter verbreitet. Wie verträgt sich diese Unwahrhaftigkeil mit dem Ausspruch der „Ernsten Bibelforscher". „Gottes geweihtes Voll" zu sein? EB.-Vorort — Aachen. Am 1. März ist der TV -Vorort von Sauerlandia Münster, auf Kaiserpfalz in Aachen übergegangen. Es ist dies eine der jüngeren — erst 1920 gegründeten — Verbindungen des CV Die CV. Versammlung wird in den ersten Augusttagcn in Aackzen staitiinden. Der Vorort Übergabe vom» ging, wie all jährlich, eine mehrtägige Aussprackze aller Amtslrügcr des V.« bindes in München, ain Sitze der Schriftleitung der Verban-o- zeilschrift „Acadcmia" und des CV.-Beirats. Die 117 Verbin dungen des CV. zählen zurzeit 7541 Studierende. Fm Winter Halbjahr sind 507 Studierende neu eingetreleii, im Som-mcr- Halbjahr 879. Ueber IW Studierende zählen 17 Verbindliiuz.-n Die meisten Verbindungen der deutschen Hochlchulftädtc hat Wi.-n «nit 15 EV.-Verbindungen Die einzige Hochschulstadt ohne CV Verbindung ist Rostock, wo aber «in Sommer eine Grün dung bcoorstchl. Windthorst als Franzislanerschiiler. Als älteste aller Eelehrtcnschulen Deutschlands gilt >> « das Gymnasium Caroliueum in Osnabrück. Es ist von .8 «r dem Großen 773 gegründet morden. Diese Anstalt hat auä Ludwig Windthorst besucht. Cr war der Sohn eines tzl« le in Oslcrkappcln und ei» sehr wilder Junge, der nicht rech lernen wollte. Seine Erzieher erklärte», er könne hoch« e Schuster werden. Um noch einen letzten Versuch zu mack-n schickte ihn die Mutter — der Vater war gestorben — nach O- a brück zum Dompastor Kruse, seinem Pater. Jetzt bekam Wmdt- horst Freude am Lernen. In Kürze übertraf er alle Milstld 'er. Am Carolinen«» lehrten damals fünf Patres aus der sää ßi > Franziskanerprovinz. Windthorst hat später oft gesagt: Doz -<l, im Glauben treu geblieben bin, verdanke ich dem gute» Reli gionsunterricht ain Carokincum, Er gehörte übrigens zu den ersten Abiturienten der Anstalt. Der Franziskanerschiiler ist «ei» Leben lang den Lehrern überaus dankbar gewesen. Beramworlli.tz >i«r Leu pol« uchc» Teil e-iccUac a OeScz».. Dre-:-Leu ü> de» «itchsiicheu Tei« und das jZeuillelou i)r» Mar Donmch-r Dre-dec >>!r Anzeigenl Ar« nr 9 e»z rresoc». Das Majorat Eine Erzählung von E T- A. Hofs mann. <21. Fortsetzung.) Da saßen nun beide bciin hcllodcrndcn Kaminfcuer an dem großen Tüche, V. mit der Feder in -der Hand, die Summen noiicrend und de» Reichtum des Majovatshcrrn berechnend, dieser «nit a«rs- gestemmlem Arm hineinblinzelnd in die aufgeschlagcnen Rechnungs bücher, in die gewichtigen Dokumente. Keiner vernahm das dumpsc Brausen der See, das Angstgeschrei der Möven, die das Unwetter verkündend in« Hin- und Herslatlcr» an die Fensterscheiben .schlugen, keiner achtete des Sturms, der un« Mitternacht hcraufgekommcn in wildem Tose» das Schloß durchsauste, so daß alle Unlenstimmen in den Kamine», in den engen Gängen erivachlen und widerlich -durch einander psisscn und beutle«,. Als endlich nach einem Windstoß, von -dem der ganze Ban erdröhnst, plötzlich der ganze Saal iin düster» Feuer des Vollmon des stand, ries V.: „Ein bö'es Weller!" — der Freiherr, ganz ver liest in die Aussicht des Reichtums, der ihm zugcsalle», erwiderte gleichgültig, indem er mit zufriedenem Lächeln «in Blatt des Ein nahmebuches »»nchlng: „In der Tat. sehr stürmisch." Aber wie fuhr er von der eisigen Faust des Schreckens berührt in die Höhe, als die Tür des Saales anfspoang, und eine bleiche, gespenstische Gestalt sichtbar wurde, die de» Tod im Antlitz hinein- schrilt. Daniel, den V. so «nie jedermann in tiefer Krankheit ohn- mäcbüg daliegend, nicht für fällig hielt ei» Glied zu rühren war es, der abermals vo» der Mondsucht befallen, seine nächtliche Wande rung be^on« e». tHiiOos starrte der Freiherr den Alten an, als dieser nun aber unter < nnswollcn Sennern der Todcscnial an der Wawd kratzte, da «aßst den Freiherr,, tiefes Entsetzen. Bleich im Gesicht wie der Tod, mit cmporgesträubtcm Haar, sprang er auf. schritt in bedroh licher Stellung zu aus de«. Allen und ries mit starker Stimm«, daß der Saal erdrötnite: „Daniel! — Daniel! — ivas «nächst du hier zu dieser Stunde!" Di stieß der Alte jenes grauenvolle, heulende Gewimmer aus, gleich dem Todcslaut des octrossciieu Tieres, wie damals, als ihm Wolsgang Gold für seine Treue bot. .und sank zin-nn-men. B. rief die Bedienten herbei, man hob den Alten aut, alst rsuche, ihn zu beleben, waren vergebens. Da schrie der Freiherr wie außer sich: „Herr Goll! — Herr Gott! Habe ich den» nicht gehört, daß ikachtivandler a„s der Stelle des Todes sein können, wenn nia» sie beim Namen rusl? — Ich! — Ich Unglückseligster — ich habe den armen Greis erschlagen! — Zeit meines Lebens habe ich kcine ruhige Stunde mei-r!" V-, als dir Bedienten den Leichnam fortgetragen und der Saal leer geworden, nahm den immerfort sich anklagendcn Freiherr» bei der Hand, führte ilni in tiefem Schweigen vor die zugeina-uerte Tür und sprach: „Der hier tot z» I-bren Füßen nicdcrsank, Frei herr Rodcrich, «vor der verruchte Mörder Ihres Vaters!" — Als sähe er Geister der Hölle, starrte der Freiherr den V. an. Dieser suhr fort: „Es ist nun wohl an der Zeit, Ihnen das gräßliche Geheimnis zu enthüllen, das ans -diesem Unhold lastete, und ihn, den Fluchbeladenen, in de» Stunden des Schlafes umher- tricb. Die einige Macht ließ den ScEn Rache nehmen an dein Mör der des Vaters. — Die Warle, die Sie dem entsetzlichen Nacht«vand- ler in die Ohren donnerten, waren die letzten, die Ihr unglücklicher Vater sprach!" Bebend, unfähig ein Wort z» sprechen, hatte der Freiherr neben V., der sich vor den Kamin setzte, Platz genommen. V. fing mit den« Inhalt des Aufsatzes an, de«, Hubert für V. zurückgclassen, und den er erst nach Eröffnung des Testaments entsiegeln sollt«. Hubert klagte sich mit Ausdrücken, die vo» der tiefste» Neue zeugten, des unversöhnlichen Haffes an, der in ihn« gegen den älte ren Bruder Wurzel faßte vo» dem Augenblick, als der alte Noderich d-as Majorat gestiftet lzatst. Jede Waffe «var ihm entrissen, denn wäre es ibin auch gelungen, auf hä»iische*Wcisc den Sohn mit den« Vater zu entzweien, so blieb dies ohne Wirkung, da Roderich selbst nicht ermächtigt tvar, dem ältesten Sohne die Rechte der Erstgeburt z» entreißen, und es, «vandte sich auch sein Herz »nd Sinn ganz von ibm ab, doch nach seinen Grundsätzen nimmermehr getan hätte. Erst als Wolfgang in Gens das Liebesverhältnis mit Julie» von St. Bal begonnen, glaubte Hubert- den Bruder verderben zu könne». Da sing die Zeit an, in der er im Eiii-verständnissc mit Daniel aus hübische Weise den Alten zu Entschlüssen nötigen wollte, die den Sohn zur Verzweiflung bringe» wußten. Er wußte, daß nur die Verbindung mit einer der ältesten Familien des Vaterlandes nach dein Sinne des alten Rodcrich den Glanz des Mawrats auf eivige Zeiten begründe» konnte. Der Alte lmtto diese Verbindung in den Gestirnen gelesen, und jedes frevent liche Zerstören der Konstellation konnte nur Verderben bringen über die/Stiftung. Wolfgangs Verbindung mit Julien erschien in dieser Art dem Allen ein verbrecherisches Attentat, wider Beschlüsse der Macht gerichtet, die ihm beigestanden im irdischen Beginnen, und jener Anschlag, Julien, die wie ein dämonisches Prinzip sich ihin entgegcngeworfcn, z» verderben, gerechtfertigt. Hilbert bannte des Bnidcrs an Wchnftim streifend« Liebe zu Julien, ihr Verlust mußte >h» elend machen, vielleicht löst», und «»«« so lieber wurde er tätiger Helfershelfer bei den Plänen dcs Alten, als er selbst sträfliche Neigung zu Julien gefaßt und sie nir sich zu gewinnen hoffte. Eine besondere Schickung des Hiininels wollte es, daß oic oif tigsten Anschläge an Wolfgangs Entschlosscnleit scheiterte», ja daß cs ihm gelang, den Bruder zu tün-chcn. Für Hubert blieb Wo!« gangs wirklich vollzogene Ehe, soivic die Geburt eines Sohnes ei» Geheimnis. Mit der Vorahnung deS nahen Todes kam de», alle» Noderich zugleich der Gedanke, daß Wolfgang jene ibm «eind'icbe Julie geheiratet habe; in dem Briese, der dem Sohne besä t am bestimmten Tage nach N..sitten zu kommen, um das Majorat an- zutrcten, fluchte er ilrm, wen» er nicht jene Verbindung zerreißen werde. Diese» Brief verbrannte Wolfgang bei der Leiche des Vaters. An Hubert schrieb der Alte, daß Wolfgang Julien s-clciralet habe, er werde aber diese Verbindung zerreißen. Hubert hielt dics für die Einbildung des träumerischen Paters, ericbrak aber »i,bt wenig, als Wolfgang in R . . Wen selbst «nit vidier Freimiitigkcil die Mi«i«»ig des Alien nicht allein bestätigte, sondern auch hinzusiiale, daß Julie ibm einen Sohn geboren, und daß er nun in kurzer Zeit Julien, die ihn bis seht für den Kaufmann Born aus M. gehalten, mit der Nachricht seines Standes und seines reichen Beiitzt-ms hock« erfreuen werde. Selbst wollte er hi» »ach Gens, un« das ge liebte Weib zu holen. Noch ehe er diesen Entschluß aussübrcn konnte, ereilte Pn der Tod. Hubert verschwicg sorglich, >vas ibm von den« Dasein c»c? in der Ehe mit Julien erzeugten Sohnes bekannt und riß io das Majorat an sich, das diesem gcbübrie. Doch nur wenige Jahre waren vergangen, als ibn lies« Reue ergriff. Das Schicksal niahnle ibn an seine Schuld auf sürck'terl.cbe Weise durch den Haß, der zwischen seinen beiden Söhnen mehr >«»i> mehr bervorkcimte. „Du bist ein armer, dürftiger Schlucker", sagte der älteste, ein zmölsjährig-er Knabe, zu dem jüngste», „aber >4 werde, wenn der Vater stirbt. Majoratshcrr von R..si!tcn, und da «nutzt du demütig sein und mir die Hand küsse», wenn ich dir Eeld geben soll zum neuen Rock." — Der jüngste, in volle Wut gerate» über des Bruders höhnenden Stolz, «vars das Messer, das er gerade in der Hand batte, »ach ihn« bin und traf ihn beinahe zum Tode. Hubert, großes Unglück fürchtend, schickte den jüngste» fort nach Petersburg, wo er sväter als Offizier unter Sunurrow wider die Franzosen focht und blieb, Var der Welt das Geheimnis seines unredliche», betrügerischen Besitzes kund zu tun, davon hielt ihn die Sel«am, di« Schande, die über ihn gekommen, zurück, aber ciilzicben wollte er dem rechtmäßige» Besitzer keinen Groschen mehr (Scbliiti solat.)