Volltext Seite (XML)
Nichtskraft zwischen de» streilenden Teilen schafft. Daß der Land tag sich sofort mit der Frage beschäftigen muh, wenn ein derartiges Urteil erzegen sollte, steht aber außer Zweifel. Die Tatsache, daß die sächsische Negierung beim Reichsministerium des Innern über die Zulässigkeit einer 2Vaßlersckwerung im vorgedachtcn Sinne an- gesragt und einen bejahenden Bescheid erhalten hatte, kann für die ReckitSzüsligkeit der Bestimmungen gar keine Rolle spielen, weil eine solche Rechtsauskunft eine so weitgehende Wirkung nicht auslösrn kann Wohl aber kSnnle ein etlva neu zu erlassendes Neichsgeleh, das Erschwerungen, wie sie in Sachsen cingesührt worden sind, für zu lässig erklärt, die Folge haben, daß das zu erwartende Urteil des StaatsgerichtSboseS bedentunnslos bleibt, weil nachträ glich durch das neue ReichSgeseh die Erschwerungen sanktioniert werden — vorausgesetzt allerdings, daß das ReichSgeseh sich selbst eine rückwirkende Kraft beilegt.* Wir stylten die Frage, welche Folgen das Urteil des Staatsgerichtskiofes in Sachen Zentrumspartei gegen Land Sachsen für das Bestehen des Landtages haben könnte, schon deshalb noch nicht für spruchreif, weil das Urteil in dieser Sache frühestens Ende März zu erwarten ist. Die wievergegebenen Aeutzerungen von deutschnatio naler und demokratischer Seite zeigen, daß die juristischen Sachverständigen in der Beurteilung der Frage einander widersprechen. Wir gedenken uns in die Auseinander setzung der Juristen nicht einzumischen. Allerdings halten wir die Auffassung für irrig, daß die Gültigkeit der letz ten Landtagswahl ohne weiteres als eine „res judi- eata" (rechtskräftig entschiedene Sache) angesehen werden kann. Ebensowenig glauben wir, daß im Reichstag ein Gesetz zustande kommt, daß alle in den letzten Jahren er lassenen Kautionsbestimmungen der Landesivahlgesetze und Gemeindewahlordnungen rückwirkend für gül tig erklärt. Die Rechtslage würde dadurch immer verwickelter gestaltet. Die Zentrumspartei hat bei der Wahlrechtsreform in Baden durchgesetzt, daß keine Kau- lionsbestimmungen in das Wahlgesetz ausgenommen wur- den. Bei den Verhandlungen über ein Gesetz gegen vie Splitterparteien hat die Zentrumspartei dementsprechend sich der von liberaler Seite gegebenen Anregung. Kau tionsbestimmungen in das Reichswahlgesetz aufzunehmen, nicht anschließen können und andere Vorschläge gemacht, die den Mißbrauch des Einheitsstimmzettels verhüten sollen. Wir widerholen, daß der Streit um die Verfassungs mäßigkeit des sächsischen Wahlrechtes für die Zentrums partei, nicht eine politische Frage, sondern eine Rechtsfrage ist. Die Zentrumspartei weiß sich frei von dem Wunscke. die rein rechtliche Betrachtung des Falles durch politische Nützlichkeitserwägungen zu ver drängen. Sie wird die Entscheidung des Staatsgerichts hofes in Ruhe abwarten. vr«5<Ien unä Umgebung Erweiterung -es Sommerfahrplanes Sitzung des sächsischen Landeseisenbahnrates. Dresden, 4. Februar. Sin 3. Februar 1928 fand In Dresden unter dem Borsitz des Herrn Präsidenten Kluge der Reichsbahndirektion Dres den die 8. Sitzung des Landeseisenbahnrats Dres den statt. Noch Erledigung einiger geschäftlicher Angelegen heiten, insbesondere Zuwahl des Herrn Dr. Weber in Schwep nitz als Mitglied in den ständigen Ausschuß des Landeseisen bahnrats gab zunächst der Vorsitzende eine Darstellung der ge- pannten wirlsüMstliche» Lage der Deutschen Reichsbahn, wie ie zu grotzer Zurückhaltung nötigt, und machte dann Mittel ungen über den Wiederaufbau der im Juli 1927 zerstörten Müglitztal-Bahn und über die Betriebsstörungen, die in der Weihnachtszeit als Folge plötzlicher großer Kälte eintroten. Hieraus wurden die Güter- und Tiertarife besprochen und dabei die im Jahre 1927 eingetretenen Tarisänderungen erläutert. Besonders eingehend wurden an Hand von Cchaubildern der gegenwärtige Stand des Normalgütertariss und die infolge der Tarisrcsorm vom 1. August 1927 in Kraft getretenen und ferner die durch zahlreich« neue Ausnohmetarife gewähr ten Ermäßigungen dargestellt. Erwähnt wurde endlich die seit langem angestrebte Einbeziehung der Elationen der sächsischen Schmalspurbahnen in den Normalgütertarif, die diesen Sta tionen den Vorteil des Stasseltarifs bringen und ein wesent liches finanzielles Opfer der Reichsbahn bedeuten. Der Lan- desrisenbahnrat sprach der Rrichsdohndirektion Dresden den Dank für ihre erfolgreickxe Arbeit auf dem Tarlfgebiete aus. Daraufhin wurden Fragen der Personen-, Gepäck, und Expreßguttarife erörtert: der Landesessenbahnrat pflichtete einer Anregung auf Gewährung der Fahrtvergünstigung für Schulsahrten für eine größere Zahl von Begleitern bei. Wei terhin nahm der Landeseisenbahnrat verschiedene Mitteilungen verkehrsdienstlicher Art entgegen. Zum Schluffe wurde der Sommerfahrplon 1928 einer eingehenden Beratung unter zogen. Dabei konnte festgestellt werden, daß der Sommerfahr plan wesentliche Erweiterungen bringen wird. So werden neue Schnellzüge Schlesien—Dresden—Bayern, Dresden —Leipzig und Chemniß—Berlin verkehren, auch neue Personen zugsverbindungen geschaffen. Eine wesentliche Beschleunigung mancher Züge wind die Fahrzeiten abkürzen. Es wir- wie-er gespart Dresden, 8. Februar. Die Sparbewegung in Sachsen, soweit sie durch die Sparkasien geht, bat auch Im Fahr« 1927 ihre Aufwärts- bewegung fortqesetzt. Die Einlegerguthaben betrugen End« 1926 189 876 597 Mark (— 84.08 Mark auf den Kopf der Bevölke rung). am Ende 1927 aber bereits 292 VS7 134 Mark oder 58.59 Mark aus den Kopf der Bevölkerung. Das bebeutet inner kalb des letzten Fahres eine Steigerung um rund 72 o. H. Auf fallend ist es, daß der Einzahlungsliberfchoß im Fahr« 1927 zehn mal Höker war als der des Fakres 1913. Die Einieqerguthaben batten im Fakire 1918 ein» köhe von 1.954 Milliarden erreicht. Bon dieser Rekordsumme sind wir heut« allerdings noch weit entfernt, was einen Rückk-bkuß auf di« Lag« des heutigen lang fristigen Geldmarktes zuläßt. Eine vierköpfiqe Familie mit Gas vergifte! Dresden. 4. Februar. In der Nacht zum 2. Februar hat sich >m Grundstück, Gröbel st raste 18 eine entsetzliche Fami. lientraoödie zugetragen. Dort wurde gegen ^7 Ukr abends das Ekevaär B. mit feinen beiden 15 und 18 Fahre alten Kindern, nachdem di« Mahnung gewaltsam geöffnet worden war, in ihren Betten tot aukaef,mden. Nach den kriminalpolizeilichen Erörte rungen liegt Mord und Selbstmord vor. Der Vater der Familie hatte, nachdem er ein Loch in di« Wand gebohrt habe, das Gas durch einen Schlauch in das Zimmer strömen lasten und so den Tod berdetgefübrt. — Fm Hause Bendemannstraße 9 erlitten ein 47 Fahre alter Mann und ein 7sähriges Mädchen Gasver giftungen. Während dos Mädchen noch «Inständigen Anstren gungen ins Leben zurückgerufen werden konnte, blieben bei dem Mann die Wiederbelebungsversuche erfolglos. In diesem Falle dürste es sich um ein Unglück handeln. Zum 1V. Geburtstage -es -eukfchen Luftverkehrs Der deutsche Luftverkehr kann am 5. Mai aus sein zehnjährige? Bestehen zurückblicken. Es ist begreiflich, daß man aus diesem Anlaß das Innerdeutsche Streckennetz nickt nur in seiner alten Ausdehnung und Dichte auch für das Jahr 1928 behalten will, sondern darüber hinaus »ach besonders günstige Ncrbindungen durch sogenannte ..D-Linien" zu schaffen gedenkt, di« ohne jede Zwischenlandung zwi schen wirtschaftlich besonders eng verbundenen S'ädten durchacführt werden sollen. An neuen D-Lmien sind bereits für den kommenden Sommrrsahrplan die Strecken Berlin —Zürich in 5 Stunden, Berlin —Wie» in 4 Stunden. Berlin —Kopenhagen in 3'^ Stunden und Berlin —Köln in 4 Stunden neu aus genommen worden. Eine weitere Neuerung ist die Einrichtung eigener Fracht- linicn und der Ausbau des Nachtluftverkehrs. Auch wird ein besonderer Sonntagsslugdicnst «inaerichtet, der zunächst auf den Strecken Berlin—Men und Berlin—Paris vor sich gehen soll. Mit der „Mitropa* steht man überdies in Verhandlung wegen Einrichtung eines Luftspeiscwagenbetricbes in neu erbauten deutschen Verkehrsflugzeugen, der auch die Servierung einer ganzen Mahlzeit an die Paffagiere ermöglichen soll. Die Diebstähle bei -er „Wikib" Dresden, 4. Februar. Ein größerer Diebstahls- und Hcblerprozeß beschäftigte am Freitag das Gemeinsame Schöffengericht Dresden. Es handelt sich dabei um die in den Jahren 1925—1927 vorgckommenen Diebstähle bei der Wikid-G- m. b. H, Dresden (Mrtschastsbund der Klempner und Justallatcurc). Angellogt waren als Hauptläter der Mickrige Marktbelfer H-, während die übrigen Angeklagten, der Mickrige Kutscher B., der 34 Jahr« alte Krastwagensührer F. und der 27 Jahre alte Lagerist W. nur kleinerer Diebstähle bez, Hehlereien be schuldigt wurden. H. hatte sich in seiner Tätigkeit als Marktheiser der Finna, der ungehindert zu den umfangreichen, im Dresdner Jn- dustriegelände gelegenen Lagerräumen Zutritt hatte, Wirtschafts- Kirchenmustk r Kath. Hof. und Propfteikirche Dresden. Sonntag, s. Fein«, 11 Uhr vormittags, Messe G-Dur von Nelßiger, Graduale: Bencdll tus, Offertorium: Justorum animae von Kretschmer- gegenstände angeeignet, deren Wert auf 1000 Mark beziffert wurde Aus d«r angehenden Beweisaufnahme ergab sich, daß die Angeklagten weniger aus verbrecherischer Neigung, als aus der sich gebotenen Gelegenheit gehandelt hatte». Die Strafen sielen aus diesem Grunde auch sehr milde aus. Unter Zubilligung mildernder Umstande er hielt H. wegen Diebstahls 2 Monate Gefängnis, wovon 1 Monat als durch die Untersuchungshaft verbüßt gilt, für den Rest der Strafe erhielt er eine dreijährige Bewährungsfrist. B. erhielt wegen Heh. lerei 60 Mark Geldstrafe oder 10 Tage Gefängnis, F. wegen Dieb stahls und Hehlerei 30 Mark oder 5 Tage und W- wegen Diebstahls 60 Mark oder 10 Tage Gefängnis. : KKB- EolnmbnS Dresden. Die Mitglieder und werten Freunde des KKV. EolmnbuS seien nochmals auf daö heute Sonn- tag, abends 6 Uhr, stattfindendc Fröhliche Schützenfest hin. gewiesen. Alles Nähere ist a»S dem Aufruf im Inseratenteil zu ersehen. : Zum Rektor der Technischen Hochschule zu Dresden für dai am 1. März 1928 beginnende Rektoratsjahr ist der ordentlich« Pro fessor Dr. Ing. Nägel gewählt worden. : Die Erhöhung des Gemeindezuschlages zur Grund- und Ge- werbrsteuer in der Stadt Dresden ist von der Sächsischen Gemeinde- kammrr für die zweite Hälfte deS Rechnungsjahres 1927/28 beschlos. sei, worden, nachdem daS Einigungsverfahrrn zwischen Rat und Stadtverordneten zu keiner Einigung geführt hatte. Dir Erhöhung der Gewerbesteuer ist in dem endgültigen Gewerbefteuerbescheid für 1927, der den Steuerpflichtigen demnächst zugrhen wird, schon berück sichtigt worden. Wegen der Grundsteuerrrböhung wird ein besondere, Steuerbescheid ebenfalls in der nächsten Zeit zngrstcllt werden. : Frauenbewegung für alkoholfreie Kultur. Die Dresdner Ortsgruvve des Deutschen Frauenbundes für alkoholfreie Kultur kann in diesem Jahre aus rin 25jähriges Bestehen zurückblicken. Die Bewegung ging im Jahre 1874 von Amerika aus. Die „World» Nomaus Christian Tempera»« Union* gründete zunächst in Eng. land und bald auch in Deutschland Zweigvcreine. Der Bund, der den Ehrentitel „organisierte Mutterliebe" erhielt, wandte sich vor allem an die Frau, die bezüglich edler Geselligkeit, richtiger Ernäh rung und Wohnungskultur noch vieles nachzuholen hatte. Dem Bnnd. der für Gosthausreform, alkoholfreie Jugenderziehung und gärunoSlosc Frückteverwertung eintrat, Ist auch die Einführung des Wanderunierrichts zu verdanken. Die Dresdner Ortsgruppe hat an der hygienischen Volksbelehrung lebhaften Anteil. Es sei nur an die ständige Schaufenstcrausstellung im Sidonienhose erinnert s. Sinfoniekonzert Reihe A, in -er Siaaksoper Am 18. Februar 1891 teilte Bruckner Th. Helm als Geheimnis mit: „Die neiinte Sinfonie (D-Moll) ist begonnen.* Als 70jäh- riger lag er im Oktober 1894 schwer krank in Steyr darnieder. „Ich habe auf Erden meine Schuldigkeit getan*, äußerte «r sich zu einem Besucher, „wäre mir doch gegönnt, meine neunte Sinfonie zu voll, enden!* Den Schlußsatz konnte er aber nicht mehr vollenden, da ihm ein Höherer di« Feder aus der Hand nahm. Am 31. Oktober (1894) hatte er di« drei ersten Sähe mit dem Adagio beendet. Die ersten Entwürfe zu der „Neunten* fallen in das Frühjahr 1889. Ans den beiden Eck'äben dieser Sinfonie strahlt der Glanz des Jenseits. In ihnen zeigt sich Bruckner als Mystiker. Das Scherzo zwischen ihnen ist siche, einer der genialsten Sähe, die Bruckner geschrieben bat. In ihm siebt er ack ein völlig Neuer vor uns. Er äußert sich selbst üb« diesen Sah: ,Mann S' das erleb'», werd'n sie sich giften — aber da hör' i schon nix mehr davon, da bin i sckon im Grab." Der letzte Satz (Sldagio) führt durch Kampf und Schmerz zu Sieg und Ver klärung. Von einer Stelle sagt er selbst, daß es sein „Ab'chied vom Leben'' sei. Max Auer schreibt In seiner Brucknerbiographie, daß dieses Adagio der ergreifendste Sah des Meisters sei, „nach welchem eine wie immer geartete Musik nur abschwächend wirken müßte". Und in der Tat empfand man den Anhang der Haydn-Sinfonie Nr. 4 in D-Dur in diesem Falle als recht überflüssig. Fritz Busch brachte mit der Staa t s ka p e ll e das letzte Werk Bruckners er. greifend schön heraus. Nach den. Verklingen der letzten Takte lag es über dem Hause wie ein heiliges Schwelge», das Gefühl tiefster Ergriffenheit. Dan» aber ehrte man den Dirigenten und die Ka pelle in herzlichster Weise. Nebenbei sei noch erwähnt, daß Busch eine teilweise neue Orchesterausstellung ausprobierte. Die ersten und zweiten Violinen saßen links nebeneinander, während sich rechts die Bratschen, Celli und Bässe gruppierten. Auch die Anordnung der Bläser zeigte kleine Abänderungen. Der Klang hat durch diese Ab änderung wesentlich gewonnen. —Ist— tlk wird darum noch unerträglicher als sie cs obnchin ist. Man hat ein Geleitwort ins Programm gesetzt. Von Alfred Polgar stammtS, einem feinsinnigen Literaten. Man wollte wohl dadurch noch beson. drrs unterstreichen, wie absichtlich und wabr die Wedekindschc Ver allgemeinerung des Sexual-Dämons sei. Wir danken hösl. für solche Beleimungen. „Daß das Ewig-weibliche hinobzieht, paßt nicht in den klassischen Idealismus des deutschen Mannes." So etwas kann wohl nur in der tobsüchtigen Freiheitsstimmung der Untergangs- zeitcn geschrieben werden, lind weiter: „So ist daS Leben, so ist die Welt, so sind die Dinge. Möge man sich darüber bei Gott beschwe ren, mcht bei Wedeklnd!" Es Ist ekelerregend . . . Die Aufführung selbst halte, das sei zugestanden, ein beacht liches Niveau Nichts von den Mätzchen LichoS war beibehasten. Alles wurde künstlerisch ernst erfaßt. Ein sehr geschickter, die Möglich keiten der kleinen Bühne klug ausnützender dekorativer Rahmen ist Leopold Lustig zu danken, der eine Vorhangsszene schuf, in die sich mit vortrefflicher Wirkung die fünf Bühnenbilder einstigen. Da- vurch ist der Versuch gemacht, die naturalistischen Reste wenigstens szenisch zu beseitigen. Auch eine äußerst gewandte, im fünften Akte tief ergreifende Lulu fand man in Mea Hauser. Sie bedeutet einen Gewinn, wenn sie im Ensemble verbleiben sollte. Die Typen Schigolch, Schön sen , den ..Springfritzcn* und Alwa gaben Carlmayr mit der nö tigen Dosis Zweifelhaftigkeit, Hoase mit den Allüren des Ti gers. Coüa mit viel roher Kraft und Erich Fiedler In unsen- timeulaler Aufmachung. Gertrud Spalke fand für die un glückliche Gcschwitz echte Gestalt. Roch oll als Maler (später Ne gerprinz), Wols Kcrsten als Casti-Pioni und die vielen Episo. dssten mn Ottbert, Koch und Irma Zeisig an der Spitze waren sämtlich lobcnsivert. Daß sich Haase auch noch in Jack, den Bauchausschlitzcr, verwandeln mußte, war weniger vorteilhaft. Mit Grausen ivand man sich durch den Schlußakt. Und konnte nur be- freit sein, wenn man sich den literarischen Clown, nicht denDichter vorstcllte. Der eben doch zersetzend wirkt. Franz Zickler. Staatsoper. Seit der Eröffnung des neuen Gemperbaues sind 50 Jahre über das Sachsenland dahingeslogen. Freud und Leid haben in reichem Wechsel seine Geschichte bestimmt. Inten danten, Kapellmeister sind dem Zuge des Todes gefolgt. Ihnen haben sich zahlreiche Künstler angeschlossen. Neu« Herrscher sind an ihre Stelle getreten, Generalintendant Reucker und Generalmusiköireklor Busch In den Jahrbüchern einen Rück blick haltend, liest man 1903 als Festvorstellungen am 2. Februar „Manfred" und am 3. „Fidel lo". Zur 50-Iahrfeier war di« Wahl aus „Die Meistersinger von Nürnberg" gefallen. Schließlich hätte man erwarten können, daß auch äußc.Itch sich diese festliche Angelegenheit in irgend einer Form bemerkbar geinacht hätte. Ls war aber nicht der Fall. Man begnügte sich mit einer sehr temperamentvollen Ausführung des Wagnerischen Werkes Meta Seinemeyer, Elfried« Ha» der Korn, Friedrich Plosch Ke. Max Hirzel, Wisst Bader, Heinrich Teßmer, Ludwig Ermold, sowie die übrigen Mitwirkenden trugen zur Feststimmung des Abends ihre auserlesenen Künstlereigenschaften in das prachtvolle Werk des großen Bayreuther Meisters. Ein vollbesetztes Hau» lies sich durch di« festliche Veranlassung in begeisterte Stimmung ver setzen. —Ist— Zsnlraltheater. Für kurze Zeit hat sich in der Waisen- hausstraße der „Graf von Luxemburg" eingestellt. Die Operette, die aus der Werkstatt der Herren Willner und Bo- danzky stammt, war in der Vorkriegszeit «in außerordentlicher Erfolg beschiedon. Man möchte beinahe sogen, daß ihr der Eriolg :reu geblieben ist. Denn die melodienreiche, einschmei chelnde mit guten Walzern und gefälligen Liedeinlogen sorg- sältig geschriebene Musik, die nebenbei eine geschmackvolle, gut- klingende und wirkungsvolle Instrumentation zu bieten hat, übt auch noch heute eine faszinierende Anziehungskraft auf die Zuhörer aus. So fand auch diesmal Lehars Musik reichen, leb haften Beifall, zumal ihr in Martha Serak (Angela Didier) und Otto Marls (Rens«) zwei wirklich gut singende Dar steller zur Verfügung stehen, die sich gleichfalls in den Kniffen einer routinierten Darstessiingskunst reichlich auskennen. Aber auch Daisy Sands. Arthur Hell, Karl Water st rodt, sowie die übrigen zahlreichen Darsteller waren in bester Ver. fassung. Werner Go edel war der Musik ein imvulsiver Führer, mühte aber seine allzureiche Bewegungvtätigkeit beim Dirigieren auf ein erträgliches Maß zurückschrauben. Zu wün schen wäre jedoch, daß man sich einigermaßen an die angegebene Schlußzeit halten möchte, denn der Schlußvorhang senkt« sich erst wieder in bedenklicher Mitternachtsnäh«. —ei— Der 1166. Bolkswvhl-Abend trug den Charakter «ine» bunten Künstler-Abend». Mit Liedern von Wolf und Reger und Arien von Bach und Händel bekundet« sich Ruth Patzschke (Berlin), als geschmackvolle Sängerin mit einem klangschönen, gutgepslegten Mezzosopran. Für Sprechvorträge hotte Vera von Padberg (Berlin) Dichtungen von Keiler, Goethe, Heine, Liliencron. Mönke und Rilke gewählt, die sie in schlichter, vornehmer, klar ausbauender Vortragstechnik zu Gehör bracht«. Willy Wolfs (Dresden) kann für sich in An spruch nehmen, nicht nur als gewandter und sich gut einsühlen. der Begleiter der Gesänge zu gelten, sondern auch als Pianist (Impromptu As-Moll von Schubert und „Amerikanische Idyllen* von Mac Dowell) höheren Ansprüchen gewachsen zu sein. Lie der aus der „schönen Müllerin" von Fr. Schubert und zwei Ge- sänge aus „Lohengrin" wußte Andre Kreuchauss (Mim- chen), gestützt auf eine geschmeidige Tongebung und eine im großen und ganzen sympathische Klangfärbung, charakteristisch zu gestalten. Endlich konnte man von Erich Barth (Dresden) noch das G Moll-Konzert von Bruch und die „Faust"-Fan taste von Sarasate hören und gewann dabei den Eindruck eines wohl- beschlagenen, mlt trefflicher Bogentechnik ausgerüsteten und eine gute Kantilene pflegenden Violinisten. Man trug sehr befrie digende Eindrücke mit fort und konnte den reichlichen Beifall für alle Mitwirkenden sehr wohl verstehen. —n. Bereinshaus. Der Frauenchor von Ida von Wols veranstaltete unter Mitwirkung von Liefe! non Schuch und dem Dresdner Streichquartett einen Schubert- Abend. Anderen Verpflichtungen halber konnte ich nur «inen Teil des Programms hören. Auch diesmal erwies sich diese Chorvereinigung als sehr zu beachtender Kunstfaktor unsrer Stadt. Die beiden ersten Chöre, die als Komnositionen an sich kaum zu hervorstechenden Vertonungen Schuberts zu zählen sind. Ittten noch unter Trübungen und Hemmungen. Im weiteren Verlaufe aber setzte sich die gute Schulung und das durchaus stimmlich sehr beachtlick)« Stimmaterial durch. In Liedern bewährte Liesel von Schuch ihre auserlesene, meister liche Künstlersckast in hohem Maße, wozu ihr Hedwig Wuls- sius eine verständnisvolle und sichere Begleiterin war. Pracht volle Interpreten erstanden dem D-Moll-Streichquartett in den Herren Fritzsche, Schneider. Riphahn und Krop» holler. Karl Schütte mar für den Part der obligaten Klarinette in „Der Hirt auf dem Felsen" gewonnen morden. Leider konnte ich diese Vertonung nicht mehr hören. —lst— Ueber Zentraltheater „Der Gras von Luxemburg* und den Beethovenabend von Lamond wird in der näch sten Nummer berichtet wenden.