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- Nummer 175 — 25. Jahrgang «ma! wöch. Bezugspreis für August 3.00 Zt einschl. Beilei,aelo. Anzeigenpreis«: Die Igejp. Pelitzeile »0F EieUengesucke 20 Die Petitreklamezeile. 89 Milli« meier breit. 1 Zl Ofsertengebühren für Selbstabholer 20 H bei Uebersenöung durch die Polt außerdem Peet-nuicklap E'nzel-Rr 10 F. Sonntags-Nr 18 Deschästlichcr Teil: I. Lillebrand in Dresden. Ligsri'vntzsus scoki 01 öS (len StiUIiSSll'SK« / tZesio ()uriH1c!1en u>»eiHtNtosretle, ^rua i»nd Vertan: »suzuiua. "Uichdruckerei (»»mbH., Dresden-A. 1, PoUerslrahe 17. ,'verurtt' 21V12. U"st'ctiocskon1o Dresden 14797 'n'ln'Nü: Vnssenac 6: Dresden. Arenag, 6. August 1926 Im Falle höherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung auf Lieferung sowie Erfüllung o. Anzeigenaufträge'» u. Leistung v. Schadenersatz Für undeutl. u. d. Fern« ruf übermitt Anzeigen übernehmen wir keine Ver antwortung Unverlangt eingesanüte u. m. Rückporto nickt oerlebene Manuskripte werv nicht aufbewahrt Sprechstunde der Redaktion 2—3 Uhr nachmittags. Hauptschrislleit.: Dr. Joseph Albert. Dresd»». kStU'I'Ml' prelZto krsslrtklle billigst üü. 8llf! Oresäen - -x. VtsNinerstrsk« 43 Für christliche Politik und Kiullur iNedntiio» vcr Lachstllii«« Volkszeliunn TrcSden-AUIladt I. Policrllra>,e t7 Fernrin LMIl und21012. Norm Toke — Sieben Mädchen, -er Chauffeur und ein Reichswehrfoidak unker den Trümmern begraben und verflümmett — Der Wagen eins 30 Meter liefe Böschung hinabgeschleuderk und von einer LokomoUoe 150 Meler forkgeschleist Rothenburg. 5. August (Drahtb.) Heute nacht 12 Uhr ereignete sich zwischen Wild- uao Burgbernheim und der Ortschaft Burgbernheim ein chwerer Autounsall. Ein mit zwölf Personen aus Uffenheim auf dem Heimwege von einer Feier be findliches Personenauto kam auf der ziemlich steil ab fallenden Straße ins Schleudern und stürzte den 'Abhang hinab, wobei es sich mehrmals über schlug. Der Kraftwagen blieb dann am Bahndamm liegen. Neun Personen fanden den Tod. drei wurden schwer verletzt. Dis Insassen des Autos, dar unter eine Anzahl Mädchen aus Uffenheim. hatten an einem Kränzchen teilgenommen. Auf der Rückfahrt mit rinem Lahnauto bemerkte der Chauffeur in der Nähe des steilen Abhangs von Burgbernheim, das; die Bremse nicht in Ordnung war, und forderte die Insassen auf, auszusteigen. Der Wagen geriet jedoch ins Rollen und stürzte die Böschung hinab. Unter den Tote» befinden sich sieben Mädchen, der Chauffeur und ein Reichswehrsoldat. Burgbernheim. 5. August (Drahtb.) lieber das Unglück wird noch gemeldet: Der Kraft wage», ein Sechssitzer, in dem sich zwölf Personen be fanden, stürzte offenbar infolge Ueberlastung und Ver sagens der Bremse an einer scharfen Kurve die drei» ß i g Aieter hohe Böschung hinunter auf den Bahndamm alles unter sich begrabend. In demselben Augenblick passierte eine Lokomotive die Unglücksstelle und schleifte den Wagen und die Ver unglückten noch etwa 150 Meter weit. Die Verunglück ten blieben in furchtbarem Zustande auf dem Gleise liegen. Es handelt sich bei dem Unglück um eine 8-Sitzer- Limousine, die mit 12 Personen besetzt »vor. Von allen Seiten wurde sofort Hilfe herbeigeholt. Das Rothen burgor Sanitätsauto traf eine Stunde nach dem Unglück an der Unfattstelle ein und brachte die Schwerverletzten nach ihren Wohnorten. Die Toten sind zum Teil furcht bar verstümmelt und bis zur Unkenntlichkeit entstellt. — Man versucht, die Ursache des furchtbaren Unglücks auf das Versagen der Bremse zurückzusühren. Die GemM in Mexiko Ci» „Friedensrichter" von der chic nee erschlagen. Ncuyark, 5. 'August. Wie „Assocsated Pech" aus 'Mer iw meldet, wurde der Fcicdcus'.ichtcc Delay» gestern getötet, nachdem er in die kattzalische Menge, die den Negicriingsbeamte» die Schließung der Kirche in Ctzilapa vcewetzrc» wollte. ans seinem Revolver geschossen hatte. Das Verhalte» der Volks menge soll für die .Oandtungsweise Teloyo:- »eine genügende Cetiüruttg gehen. Das Val» verhielt sich frieoüch, als Te- l-.»>o plötzlich seine Waffe zog und zu schießen begann, übrigens ohne jemanden zn töten. T uch dieses Vorgehen geriet die 'Menge so in C.eegnng, daß sie sich ans Teloyo stürzte und ihn tötete. In einer Ilurerreduug mit dem Vertreter der „'Asso ciated Preß" erklärte B schuf Daz: Die Kirche werde Me in,ils einen bewaffneten 'Aufstand gegen die Regierung dul den. Die Behörden sind damit be'.häfl gi, da- Verschwinden der Gvldirone der berühmten Lünne der Madonna von Guadalupe zn untersuchen. Die Krone soll 800 000 Pesvs wer: sein. In den Nachrichten über die Vermittlungs versuche im Kirchenstreik war auch der Rome eine- be deutenden mexikanischen Bankiers genannt worden, wvdnrch das Gerücht entstand, daß die Bankiers wegen des W i r t s ch a s t s b o h k v t t S besonders an einer raschen Be endigung deS KirchenstreilS interessiert seien. Die Bankiers stellen dieses in 'Abrede. Bisher seien bei den Privatbanken keine Depositen abgehoben worden. Die Erlangung eines ständigen Ralssttzes im Völkerbund — Der Wunsch nach nachbarlichen Beziehungen zu Deutschland — Das Verhältnis zu Litauen Warschau, 5. 'August (Drahtm.) 0er Minister des Acußeren empfing die hiesigen Vertreter der «nswärtigen Presse, denen er, anknnpsend an sein Expose, Mitteilungen über Gegenwartsfragen der polnischen auswärtigen Politik machte. Er betonte vor allem, daß das grundsätzliche Ziel der polnischen Politik die Erlangung eines ständige,, Sitzes im Völkerbundsrat sei. Der Minister sprach die Hoffnung uns, daß die Rekonstruktion des Rates unter Bedingungen vor sich gehen werde, die in der Sepiembertagnng keinen 'Anlaß zu neuen Enttäuschungen geben würden. Polen werde alle Vorschläge unterstützen. die gewissen Ländern die ständige Mitarbeit im Rate sichern wollten. Der Rat müsse so nmgestaltet werden, daß Ga rantien für eine unparteiische Prüfung aller strittigen Fragen gegeben würden. Die rechtliche Natur des polnischen Mandats müsse so festqelegt werden, daß Polen keine mit seiner nationalen Würde und mit seinen großen in Frage kommenden Interessen unvereinbare Zugeständnisse zn machen brauche. Wei ter wiederholte der Minister, daß Polen den ehrlichen Wunsch hege, die deutsch-polnischen nachbarlichen Beziehungen aus der Grundlage gegenseitiger Zusammenarbeit aufzubauen. Entgegen allen Gerüchten nähmen alle deutsch-polnischen Vertragsverhand lungen einen normalen Verlaus. Es seien noch nicht alle Schwie- rigkeiien überwunden. Aber er habe die Gewißheit, daß die Arbeit gut fortschreite. Deutschland mit seiner industriellen Aus rüstung könne für seine Fabrikprodukte in Polen Absatz finden, während Polen vor allen, einen Markt für die Produkte seines Ackerbaues und seiner Viehzucht sich sichern müsse. So könnten die beiden wirtschaftlichen Organismen sich einander mit Nutzen ergänzen. Darauf kam der Minister auf die falschen Gerüchte über Polens feindselige Absichten gegen Litauen zu sprechen und tagte: Feh erkläre in entschiedener Weise, daß Polen keinerlei kriege rirische Absichten gegenüber Litauen hegt. Wir sind überzeugt, daß seine Lebensbedmgungen und sein eigenes Interesse früher dder später Litauen eine Aenderung seiner Politik auferlegen werden. Es ist unwahrscheinlich, daß für einen längeren Zeit- chschnitt ein Zustand zugelassen wird, in dem. wie heute, ein Mitglied des Völkerbundes, Litauen, nach unbegründeter und :ein individueller Ansicht sich in einem latenten Kriegszustände nit einem anderen Mitglied zu befinden glaubt. Wenn Li anen in seiner Politik sich non seinen realen Staatsinteresser» lei»en lassen wird, dars man hoffen, es werde früher oder später zn dem einzig logischen Schluß gelangen, daß die Wiederaufnahme normaler Beziehungen zn Polen notwendig ist, Die polnische Verfassungsänderung Warschau, 5. 'August. (Drahtb.) Im polnischen Reichsgesetzblali ist gestern abend das Pom Staatspräsidenten unterschriebene und vom ganzen Kabinett g e g e n g c z e i ch n e l e n Voll m a ch tSges e tz und das Gesetz über die 'Aenderung der Vers a s - snirg, letzteres in der im Sejm beschlossenen Fassung er schienen. Damit ist der Konflikt zwischen Sejm und Senat zuungunsten des Senats erledigt worden. Dieser dürfte sich i» seiner heutigen Sitzung auf die Feststellung in einer Ent schließung beschränken, daß im umstrittenen 'Artikel die Verfassung ohne Zustimmung deS Senats geändert worden sei. In einer zweiten Entschließung soll auf die Notwendig keit der Errichtung eines Verfajsuiigsrribunals hingewiesen werden. Was Spanien will London, 5. August. (Drahtb.) General Primo de Ribera erklärte in einer Unterredung mit einer Korrespondentin des „Daily Ex preß" auf die Frage, ob sich Spanien endgültig ans dem Völkerbund zurückziehc» weise, wenn cS nicht einen ständige» Sitz im Völkerbnnosrat erhält: Er sei über zeugt, daß die Frage für alle Jnbctrachtkommenden annehm bar geregelt werde» würde, bevor der Völkerbund zu- sammentritt. Spanien «verdc nichts tun, was das gute Werk des Völkerbundes behindere. Es wünsche an der 'Auf rechterhaltung des Weltfriedens tcilzunehmeii. Auf die Frage, ob Spanien auf einen ständigen Sitz im Völkerbunds rat bestehen werde, erklärte Primo de Nivera: Wir hoffe« auf die Unterstützung ChamberlainS und VriandS. (Gute optimistische Reden sind bekanntlich noch lange keine Gewähr sür eine gute Tat. Bis jetzt ist jedenfalls das Pro blem des Völkerbundes noch sehr dunkel. D. Red.) ML AuWM IM ZW MliWilLS- Von unserem Genfer Vertreter. Nur noch wenige Wochen sind es, bis die diesjäh rige grotze ordentliche Tagung des Völkerbundes in Genf stattfinden wird, deren erster Akt die Auf nahme Deutschlands in den Völkerbund sein müßte, und inan hört und sieht nichts van Verhand lungen und Vereinbarungen, die der Erreichung dieses Zieles dienen können. Jedenfalls ist äußerlich bis jetzt noch nicht der geringste Anhaltspunkt dafür erkenn bar. daß die diesjährige Tagung besser als die außer ordentliche und resultatlos verlaufene Märztagung vor bereitet würde. Richtig ist allerdings, daß die Genfer September-Beratungen inzwischen auf diplomatischem Wege sehr ausgiebig erörtert wurden, aber inan weiß bis jetzt noch nichts näheres über das Resultat dieser Sondierungen. 'Verfolgt man die Presse der verschiede nen Länder, so sollte man glauben, daß man beispiels weise in der Ratsfrage gegenüber dem Stande der Dinge vom Mürz auch heute noch nicht vorwärts gekommen sei, daß vielmehr die Situation vollständig unverändert wäre. Denn weder über die Haltung Spanie n s, noch über die Brasiliens ist bis jetzt eine positive Klar heit erzielt. Daneben sind neuerdings auch wieder die polnis ch e n Ansprüche angemeldet worden, und die Eteilungnohme Italiens ist ebenfalls vollständig un geklärt. ja man will wissen, daß Italien für die Sep tembertagung eine Aktion vorhabe, die ganz bestimmt nicht einer raschen Förderung des Zieles, das min einmal mit der Aufnahme Deutschlands in den Völ» kerbund gegeben ist, dienen würde. In dieser Stunde hat nun M a c d o n a l d, der ehe malige Premierminister von Großbritannien, in der Schweizer Presse das Wart ergriffen, um sich über die Zukunft des Völkerbundes auszusprechen. Er sagt dar über folgendes: „Die Zukunft des Völkerbundes hängt nicht da von ab, ob Amerika ihm bestritt oder nicht. Der Beitritt Deutschlands ist wesentlich." Das ist in der Tat der Kern der Völkerbunds politik. wenn überhaupt der Völkerbund, der von innen heraus eine schwere Krise durchwachen mußte, seine Existenzberechtigung dartun will. In dem verzeichneten Artikel bezeichnet Macdonald als den einzigsten Zweck der Völkerbnndstagung. „die Ursachen des Krieges zu beseitigen und die Sicherheit der Staaten mehr auf Recht und Gerechtigkeit, als aus militärischer Macht zu begründen. Wenn er dies nicht erreicht, s o ist sein Fehlschlag vollkommen." Vis jetzt ist dieses Ziel sicherlich nicht erreicht. Ganz im Gegenteil beobachten wir, daß die Völker sich immer nach sehr fremd gegenüberstehen, und das vollkommen unzulängliche Ergebnis der-letzten A b r ü st u n g s v e r» b andIunge n zeigt uns. daß wir, wenn nicht eine entschiedene grundsätzliche Wendung in der Völkerbunds politik, ober auch in der Politik der einzelnen Mächte im Verhältnis zu anderen Völkern eintritt, einer ver hängnisvollen Entwicklung zusteucrn. Dem Sinne de < Völkerbundes völlig zuwider laufen diejenigen Tender- zen, die sich in so verhängnisvoller Weise gerade bei de« Märztagung geltend machten, und die sich auf die Bil dung neuer Mächte und Koalitionen und damit neuer Kräftegruppierungen, die gegeneinander ausgespielt werden, bezogen. Diese Tendenz ist noch überwunden, aber ein Eintritt Deutschlands in den Völkerbund müßte ausgeschlossen sein, wenn nicht absolute Sicherheit gegen die Verfolgung solcher Pläne, die dem Geiste des Völ kerbunds-Gedankens schnurstracks zuwiderlausen, ge geben wäre. Und nun erhebt sich die Frage: Ist auch Deutschland für die Genfer September tagung vorbereitet? Gewiß wird viel, nament lich von englischer Seite, Beruhigendes darüber gesagt, daß die Septembertagung nicht den Zufälligkeiten und Regiewidrigkeiten vom März unterworfen würde. Man sucht auch Deutschland durch den Hinweis darauf zu beschwichtigen, daß gerade van englischer Seite alles ge tan worden sei, um einen reibungslosen Verlauf dieser Genfer Tagung zu sichern. Aber mir kommen trotz alle dem von einem berechtigten Mißtrauen nicht las und werden in unseren Bedenken bestärkt durch die schon oben erwähnten Unklarheiten über die Stellungnahme Spaniens, Brasiliens, Polens und Italiens. Deutschland kann und darf dieses Rial nicht nach Genf gehen, ohne zuvor die absolut sichere Gewähr dafür zu haben, daß es nicht wieder in eine solche schiefe Lage gebracht wird, wie im März. Im März haben wir es ja erleben kön nen, daß Brasilien sich darauf berief, daß eine von ihm offiziell gegebene Zusage später Ausdeutungen unter worfen wurde, die man bis dahin im normalen diplo matischen Verkehr nicht Hütte kür möalich halten tollen