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Donnerstag, oen 2t). An!! 1020 1>'r. ivv: «seile 2 Eine Initiative hervorragender Persönlichkeiten — Moralische Garantien anstatt mililärlscher Faniilien die ehemals ausgestotzenen RUtglieder nun bei :hcer dollargeschmückten Heimkehr in der Inflationszeit gar gern ausnahm, so wandelte sich die Geringschätzung Amerikas nun in den Glauben an eine kommende Welt herrschaft der Union. Zu einem solchen Wahne berech tigen aber auch die anderthalb Jahrhunderte amerikani scher Geschickte nicht. Die Union muh erst beweisen, datz sie und ihre Bevölkerung fähig ist, neue Formen der Kul tur zu schassen, die von Dauer sind. Technik, Handel und Politik sind voll von amerikanischen Mustern. Auf diese Art aber ist ein System von unerhörten sozialen Spannungen geschaffen worden. Im Innern des ameri kanischen Staates aber stehen daneben die Spannungen .zwischen den Rassen. Auf beiden Gebieten ist eine Lö sung noch nicht abzusehen. Mit christlicher Kultur haben die Formen der amerikanischen Zivilisation meistens so gut wie gar nichts mehr zu tun; trotz des betonten Christentums der Uankees. Würde Europa sich auf diese seine bodenstän dige Kultur besinnen (die freilich unter dem Schutt des industrialistische» Zeitalters zu verschwinden droht), dann zätte es einen festen Grund, auf dem es sich einig gegen )ie amerikanische politische und wirtschaftliche Expansion ;ur Wehr setzen könnte. Diese christliche Kultur stand schon vor tausend Jahren in Kraft — wer aber kann jagen, was nach abermals 150 Jahren von dem blenden den Phänomen der Bereinigten Staaten noch übrig sein wird? Dyk. Der Orkan bei Florida In Florida wütet ein furchtbacr Orkan mit einer Geschwin digkeit von 100 Meilen in der Stunde. Der 3360 Tonnen »rohe italienisch« Dampfer „Ansoldo San Giorgo" treibt im Meere in schwerer Seenot. Die 24 Mann starke Besatzung konnte bisher noch nicht gerettet werde». Auch ein WON Tonnen grosser däni scher Dampfer befindet sich in großer Not. Viel^ Schisse sind untcrgegangen. Heftige Stürme und Uebersthwemm ungen vernichteten In portorico 70 Prozent der Kaffee-Enite. Biele Ortschaften wur den überschwemmt und der Lelephonverkehr unterbrochen. Eine trotze Anzahl Menschen fiel dem Orkan zum Opfer. Der Or- <an beschädigte besonders an der Ostküste Floridas viele Luxus- >oiels. Biele kleine Schisse werden vernicht. Schwer heimgr- ucht wurde die Anlaoestetle Palw.-Beach. Es wurden hier 41 Luxusjachten lcsgerissen und teilweise zerstört. Die Eisenbahn- brücke, die West Beach und Palw-Beach verbindet, ist stark ge fährdet. 20 Tote und 50 Verwundete sind in Palm-Brach zu verzeichnen. Der orkanartige Sturm wütete entlang der ganzen Ostküste Floridas. Unter den vermitzten Jachten sind zwei, die 3.', Per sonen an Bord hatten. Der in Miami angerichtete Schaden wird aus 100 OVO Dollar aeschätzt, während der Schaden an der Gesamtküste Floridas 5 Millionen Dollar betragen soll. Die Bergarbeiter lehnen ab London, 28. Juli. (Drahtbericht.) Generalsekretär Cook ist gestern von seiner Propaganda- reise nach dein Midiandbezirk wieder nach London zurückge kehrt. Nach seiner Rückkehr erklärte er. daß die am Freitag znsammentretende Vertreterkonserenz einmütig die Politik des Vollzugsausschusses guthcißen werde, d. h. keine Lohnherab- sctzuna oder verlängerte Arbeitszeit annehmen werde. Infolge der Reden Looks gegen Streikbrecher hat die Zahl der arbeitswilligen Bergleute in Warmickshire gestern um 1400 «bgenonrmen und beträgt jetzt noch »ngesühr 6000. Im Unterhaus wurde gestern nachmittag eine Bot- schastües Königs verlesen, durch die der Ausnahmezustand für die Dauer des Konfliktes im Kohlenbergbau erklärt wird. Tie Gesetzesvorlage betr. die Reorganisation der Bergwerke wurde in dritter Lesung mit 312 gegen 125 Stimmen angenommen. Kurze Nachrichten f Im Millstädter See ertrunken. Gestern ertranken im Millstäüter See der Oberlehrer Otto Haller aus Plauen i Sa. und der Kunstgewerbler Nteinelt aus Lengenfeld vor den Augen ihrer Frauen und Kinder. Haller, der Mcincli retten wollte, wurde von diesem mit in die Tiefe gerissen. s Zu Tode geschleift. Bei Adenau im Rheinland siel von dem Speicherbcden einer Mühle ei» Iagdhüier aus das im Gange befindliche Mühlenrad. Er wurde von dem Rad zu Tode geschleift. s „Olympia" und „Wiiking" auch für das Reich verboten. Der Reichsminister des Innern I)at das vor einige» Monaten von der preußischen Regierung ausgesprochene Verbot der Bereinigung der Olympia und Wicking-Bu»d, dem „Vorwärts" zufolge, auch für das Reick) bestätigt. s Ausfall der Breslauer Herbstmesse. Der Aussichlsrat der Breslauer Messe, Aktiengesellschaft, beschloß, die diesjährige All gemeine Breslauer Herbstmesse trotz der zahlreichen besonders aus der Textilindustrie vorliegenden Anmeldungen aussallcn und nur die Möbelmesse auf besonderen Wunsch der Interessen ten dieser Gruppe stattfinden lassen. Die abgegebenen meh rere» hundert Anmeldungen werden für die Frühjahrsmesse 1027 mit Varrecht vorgeinerkl. K Zu dem Brand in Dresden-Friedrichstadt (siehe Berichi auf Seite 3s wird noch gemeldet: Das Holzlager der Firma Hirsch bedeckte eine Flache van 2l000 Quadratmetern, davon waren 12 000 Ouadrauncter überdacht. Eine Masse kostbarer Hölzer, ferner sournierte Sperrplatten mit Mahagonieinlage, umreit in dem Lager enthalten. Mit einer Milli 0 n ist der Schaden sick)erlich nicht zu hoch beziffert. s Mildes Urteil. Vor dem Tchöifengerickt in Konstanz vurd« gestern das Urteil gegen die beide» Reickiswehrsoldaten and drei Gyiimapaitcn gefällt, die am 22. Mai on der Rhein- brückc den Wimpel der schwarz-rot-goldene» Fahne herimtergerisscn haben. Der Gymnasiast Kienei erhielt we gen Vergehens gegen das Rcpnbliksckutzgcsetz 14 Tage Ge fängnis unter Bewährungsfrist s!> bis 1020: die üb rigen Angeklagten wurden f re i g e s p r 0 ch e n sl!) Die Gym nasiasten waren kurz nach der Tat ans der Anstalt ausgewie- scn worden. ß Wiener Sänger in Leipzig. Am Montagnachinitlag um 5 Uhr kamen von Berlin die gegenwärtig auf der Reise durch Deutschland befindliche» Wiener Sänger der ., Typogra ph ia". des Sängerbundes der Wiener Buchdrucker in. Leipzig an. Die Ankommenden wurde» namens der Leipziger Sänger von deren Vorsitzende» .Herrmann begrüßt. st Um die Errichtung des mitteldeutschen Grotzslurhafens. Für die Errichtung des mitteldeutschen Großslughasens in Schkeuditz hat die Sladlocrivalluna ei» Gelände von 60 Morgen, sowie eine» Betrag von 100 060 Mark zur Verfügung gestellt. Lvellerbertchl der Dresdner WeNerwarr» Wittcrungsaussichten: Noch immer Neigung zur Unbe ständigkeit. Gemäßigt warm. Mäßige Winde aus west licher bis nordwestlicher Richtung. Allgemeiner Witte rung s ch a r-a k t e r d er näch sten Tage: Vorläufig noch feine durchgreifende A«nder»na. «Berlin, 28. Juli (Drahtbericht)l. Der Verband für europäische Verständi gung veröffentlicht einen Aufruf, in dem es heißt: Das Zeichen für eine Aussöhnung der europäischen Völ ker ist mit dem Vertrage von Locarno gegeben worden. Deses Verständigungswerk hat selbst die Genfer Kri sis überstanden. Der Verlauf und das Ergebnis der Versammlung von Genf haben aber dargetan, datz auch innerhalb dieses erduinflinnnenden Skaatenverbandes der Kreis der europäischen Volker sich gesondert verständigen mutz. Die Schöpfer des Vertrages von Locarno selber nennen ihr Werk einen Anfang. Sie erklären, die Negierung könne mir die Wege ebnen. Der Zusammeuschl itz zu Positiver Zusammsnarbcit mutz das Werk »er Völler sein. TaS deutsche Volk ist bereit, seine LebenS- knteresscn ans dem Wege weiterer Verständignngsarbcit zu sicher». Andererseits haben die übrigen Völker begriffen, datz die Weiterentwicklung Europas ohne vollen Ausgleich mit Deutschland unmöglich ist. Soll aber die neue Ord nung, die zur allgemeinen Abrüstung führen mutz, von Dauer fein, so muß die Gewißheit geschaffen werden, datz die moralischen Garantien, die an Stelle der militärische» treten, von keiner Seite verletzt werden. Dies kann nur durch Vertiefung der Gedanken des Friedens und der Soli darität sowie durch Verflechtung der Wirtschaften erreicht werden. Für beide Ziele will der Verband für europäische Verständigung alle Kreise unseres Volkes sammeln, die die VerständigungSarbeit zu fördern bereit sind. Dieser Ver band ist soeben im Einvernehmen mit den gleichstreben- den Gruppen anderer Völker ins Leben gerufen worden. Dem vorläufigen Vorstand gehören an Prof. Schücking als Vorsitzender, Wilhelm Heile als ge- sckäftsführcnder Stellvertreter des Vorsitzenden, ferner die Abgeordneten Prälat Kaas, Giesberts, Dr. Cremer, Rickes, Tolimann, W.ssell, Nuschle und Frhrr. v. Reibnitz. Der Aufruf schließt mit der Aufforderung an die „Freunde des europäischen Gedankens", sich bei der Geschäftsstelle des Verbandes für europäische Verständigung (Berlin- WilmerSdorf, Postschlictzfach 16) zu melden. Der Aufruf ist von sehr zahlreichen hervorragenden Persönlichkeiten aus allen Gebieten des öffentlichen Lebens aus ganz Deutschland nntcrx.cichnet worden. Von den Unterzeichnern sew» genannt: Reichskanzler Dr. Marx, Reichsantzenminister Dr. Strcsemann, Reichs- wehrministec Dr. Gehler, Ne chSkanzler a. D. Dr. Wirth, Paris, 28. Juli. (Drahtber.) Poincare hat in der Kimmer gestern die Regie rungserklärung verlesen und seine Finanzentwürfe zur Vorlage gebracht. Tie Regierung verlangte sofortige beschleu nigte Behandlung der Finanzgesetze unter Vertagung sämtlicher Interpellationen. Mit diesem Antrag verband Poincare die Ver trauensfrage. Mit 358 gegen 131 S t i m m e n wurde der An trag angen 0 m ni e a. Es stimmten 30 sozialistische Republikaner, 75 Radikalso zialisten, 40 Linksradikale, 15 Unabhängige Linke, 30 Linksre- pnblikaner, 35 demokratische Linksrepublikaner, 13 Demokraten, 100 demokratisch-republikanische Unionisten und 20 von der Un abhängigen Linken für Poincare: gegen ihn 28 Kommunisten, 3 sozialistisch-kommunistische Abgeordnete, 97 Sozialisten und 3 Radikalsozialisten. 50 Abgeordnete der Linken enthielten sich'der Stimme. Etwa 30 Abgeordnete waren bei der Abstimmung nicht zugegen. Der Finanzgesetzentivurs. den die Regierung nach Annahme der Bertrauenssrage vorgelegt hat, umsaßi 29 Artikel. Es wird darin die Ermächtigung verlangt, durch Dekrete den am 1. 7. 1914 in Kraft gewesenen Tarif lEisenbah» und Post) dem Wert des Geldes anzupassen und zwar durch Erhöhung bis zum sechsfachen Betrage. Ebenso nach dem gleichen Grundsatz die Erhöhung der Verkaufs preise für Monopolerzeugnisse und der Post- und Tcleoraphengebiihren vorzulegen. Die Transport st euer wird ab 16. August 1926 auf 32>4 Prozent für Personenta rife und aus 11X- Prozent für Gütertarife festgesetzt. Autzerdem wird die A u t 0 m 0 b i l st e u c r erhöht. In einem weiteren Artikel wird die Umsatzsteuer einheitlich aus 2 Prozent se st gesetzt. Die Umsatzsteuer bei Exportgeschäf ten, wird gestaffelt festgesetzt und zwar in Höhe von 1.3 bis 12 Prozent, je nachdem, ob es sich um gewöhnliche oder um Luxus gegenstände handelt. In einem weiteren Artikel verlangt die Negierung die Er mächtigung. durch Dekrete die Zollsätze dem Werte des Geldes -mzupässen. — Die Steuer auf Einkünfte aus mobilen Werten wird für ausländische Renten und Staatspapiere von t8 auf 25 Prozent erhöht. Die Steuer für den Besitzwechsel sran- zösischer mobiler auf den Inhaber lautender Werte wird von 0,84 aus 0,5 Prozent ermäßigt. Ein weiterer Artikel setzt eine 7pro- zentige Ausnahmezusatzsteucr auf jeden Besitzübergang fest. Der Ertrag dieser jeweils nur bei dem ersten Eigentumsübergang zu entrichtenden Steuer soll in eine Amortisationskasse fließen. — Ter Entwurf enthält ferner eine neue Staffelung und Erhöhung der Erbschaftssteuer. Was die Erhöhung der direkten Steuern anbetrifst, so wird vorgeschlagen. die Steuer auf Gewinne aus industriellen und kauf männischen Unternehmungen um 50 Prozent, die Steuer aus die Erzielung von Gewinnen bei Ausbeutung landwirtschaftlicher Un ternehmungen ans 12 Prozent zu erhöhen, die Steuer auf Ge hälter, Löhne, Pensionen und Renten ebenfalls aus 12 Prozent zu erhöhen mit gewissen steuerfreien Beträgen, sodatz Gehälter und Löhne von weniger als 46 009 Franks von der Steuerer höhung nicht betroffen iverden. Die allgemeine Einkom» menst euer wird ans 30 Prozent ihres bisherigen Satzes er mäßigt. In einem weiteren Artikel wird die Eröffnung von Kre dite,, in Höhe von 608 Millionen Franks verlangt. Für die vor läufige Erhöhung der Gehälter der Beamten werden 660 Milli onen gefordert. Endlich wird die Eröffnung eines Kredits in Höhe von 1351 250 Franks beantragt, um die Ausgaben zu des,- Ken, die das Schatzamt zu leisten hat, ohne datz ihm entsprechende ^'-nahmen zur Verfügung stehen, nämlich 1. für die Bezahlung Reichssiiianzmiinster Dr. Reinhold, Re-chsmiieniinn»stcrl Dr. Külz, Reichskanzler a. D. Dr. Luther, Reichs«! lnKpräs.dent Löbe, Staatsminister a. D. Lindemann-Köln- NeichSminister a. D. Koch, Ministerialrat Prvf. Albert! Einstein-Berlin, Dr. Karl Fritz, Erzbischof vo,^ Frei bürg (BreiSgan), Gerhart Hauptmann, Ober-« Präsident Hörst ng, Prof. Leopold Jctzner, der Inten« dank der Deutschen StaarStheater; Th. Leipart, der Bor« sitzende des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes?- Innenminister Severing, Neichsgerichtspräsident Si>- monS u. a. Amerika und Frankreich London, 28. Juli. (Drahtber.) Nach Vlättermeldungen aus Neuyork ist Präsident, C 0 0 Iidge der Ansicht, daß die den Amerikanern in Frankreich« erwiesenen Feindseligkeiten und die Erklärung fran zösischer Regierungsbeamter eine Bewegung in den Ver ewigten Staaten auslösen weroen, die sichgegen das Schulden?! abkommc» mit Frankreich richtet und streiigereBedingun- gen fordert. Der Präsident glaubt, daß infolge der französischen Agitation für völlige Anullierung oder für günstigere Beding»», gen das Ratifzierungsabkommen unmöglich sein werde, wenn Frankreich sich nicht schnell ehrlich bereit zeigt, die Bedingungen des Abkommens an zu nehmen. Ferner wird berichtet, daß die amerikanischen Botschafter in Paris und London mehrere Monate vor ihrem gewöhnlichen Urlaub im Herbst Coolidge über die Lage in Europa Bericht erstatte» werden. Zu der bereits gemeldeten Mahnung Coolidges an die im Auslande reisenden Amerikaner wurden nach einer weite, ren „Associated-Preß"-Meldung aus Paul Smiths an amtlicher Stelle noch Erläuterungen über den Standpunkt des Präsidenten! gegeben. Trotz der Belästigungen, denen die Amerikaner seiten» der Franzose» ausgesetzt sind, wird daraus hingewiesen, daß die Vereinigten Staaten von dem Wunsche erfüllt seien, mit samt- lichen Auslandsmächten weiterhin freundliche Beziehun gen aufrecht zu erhalten. Die im Auslande reisenden Ameri kaner sollten sich deshalb vor Augen halten, daß die Bevölkerung einiger europäischer Länder sich in einer bedrängten Lage befänden und die Amerikaner sollten sich bemühen, die Schwie rigkeiten der betreffenden Völker mit Sympathie zu betrachten.! der fällig werdenden ausländischen Verpflichtungen, die mchtj durch Sondereimiahmen gedeckt sind, 2. zur Bezahlung der Zinsen der schwebenden Schuld des Schatzamtes. Die gesamten Einnah» men ans den neuen Steuergesetzen werden mit 936 Million«» Franken angegeben. Die Behandlung dieses Gesetzentwurfes nach dem be» fehle unigten Verfahren wurde von der Kammer mit 4l8 gegen 31 Stimmen beschlossen. — Poincare erklärte sich be. reit, ain Freitag dieser Woche sich für eine allgemeine Aussprach« in der Kammer zur Verfügung zu halten. Die Kammer tritt am Freitag wieder zusammen, zunächst zur Aussprache über die in zwischen von der Finanzkommission durchberatenen Finanzpro jekte. Im Senat wurde die Regierungserklärung vom Justiz- minister und Vizepräsident Barth 0 u verlesen und fand großen Beifall. Die Sitzung des Senats wurde unmittelbar nach de« Verlesung wieder geschlossen. In der Regierungserklärung lauten die wesentlichen Sätze: Dos Kabinett ist im Geist oe» nationalen Einigung gebildet worden, um einer Gefahr zu begeg nen, die sowhl den Wert unseres Geldes wie auch die Freiheit) unseres Staatsschatzes und das Gleichgewicht unserer Finanzenj bedroht. Es können sich in Zukunft Fragen auftun, über die die Männer des Kabinetts verschiedener Meinung sind. Heute aber sind sie sich einig Uber die Tatsache, datz schnelle Hilfe dringend not tut und einig Uber die im Augenblick einzuschlagenden Wege. Wir unterbreite» Ihnen einen Gesetzentwurf, der zum Ziele Hot, die gegenwärtig ungenügenden Einnahmen des Budgets zu er höhen. Um für dauernd die Gefahr einer Inflation zu bannen, schlagen wir Ihnen vor, aus der einen Seite orötzmög.ichste Spar samkeit Platz greifen zu lassen und auf der anderen Seite das Mehr an Einnahmen zu erlangen, das unumgänglich notwendig ist. Wenn uns diese dringende Not, die Einnahmen zu erhöhen, dazu zwingt, gewisse indirekte Abgaben zu steigern, so wird es uns auch möglich sein, durch direkte Steuern das erworbene Ver mögen heranzuziehen. Die auf diese Weste eingebrachten Ein künfte sollen einer Amortisicrungskasse zur Tilgung der Bon»« der nationalen Verteidigung überwiesen iverden. Wir werden Nicht in der Lage sein, eine Krisis, die nicht nur die unsere ist, in einigen Woche», auch nicht in einigen Monate» zu beheben. Das wichtigste ist zunächst, für die nächste Zukunft rasch unh ahne Umwege und Schwankungen vorwärts zu komme». In der Kammer wurde die Verlesung der Regierungserklä rung durch Demonstrationen der Kommunisten gestört. Auch de^ Kammerpräsident Peret war vor Eröffnung der Stkung von den Kommunisten ansgepfiffen worden. « Die Regierung ist offenbar bemüht, auf jede Weise zu zet-t gen, das; sie die Finanzprobleme so rasch wie möglich erledigen will. Poincare hat gestern dem Bureau der Kammer den Butz, getentwurf für 1927 zugehen lassen. Der Minister für öffentliche Arbeiten Tardicu hat ge stern nachmittag mit den Direktionen der großen Eisenbahngesell schaften über die Hera ussetzungderEisenbahntarify verhandelt. Diese Heraussetzung der Tarife soll in kürzester Zeit vor sich gehen. Die Finanz Kommission ist bereits heute früh zur Bearbeitung der Finanzprojekte zusammcngetreten. Die Kom mission wird ihre Arbeiten mit größter Beschleunigung fort- sükren Beschleunigte Beratung -er Finanzgesetze — S3K Millionen neue Steuern Vertrauensvotum in -er Kammer