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Lterislüü. v«" uz. September 1926 «r. 22«- Sette S A öll WWg -es MW W Pttsvdski nimm! -e« Kampf mtt den Aechtoparkeie« aus «ei »er Beurteidi«« der seekifchen Loge »nserrr Arbeiterschaft »iel mehr Ins Gewicht, als mar, gemeinhin 8 i« u t> t. Aus «Uebe« «rtziärt sich zunächst bi« groß« Unzu friedenheit weiter Bolksmassrn mit ihrer mirffchafsiichen Sag« und im Zusammenhang damit auch bas wachsenbe Mißtrauen gegenüber beu Maßnahmen zur schrittweisen Behämng ber Notlage. Letzten Endes hängen mit der gefchil- verten Üiotlage auch politische und moralische 1lebsl - stände und Ausschreitungen zusammen, die wir alle aufs tiefste »ebauern. Wie schassen wir Abhilfe? Nicht dadurch, daß wir einen neuen Umsturz betreiben, wir können damit die Verwirrung nur noch steigern: nicht dadurch, das-, wir neue Parteien gründen, wir haben mit den vorl^indenen 'schon zuviel; nicht dadurch, dos', wir die wirtschaftlichen und sozialen Organisationen noch weiter differenzieren, oder den Or- ganisaüonsgedanlicn noch weiter üderspannvn, als es schon ge fächen isl. Hier untre ein gewisser Aböau besser, als usba u. Auch nicht dadurch, das; sedes einzelne Inlereffe nur sür sich gesehen uud vertreten wird und wir dem radikalsten In- leressenoertretcr als unserem besten Fürsprecher Folge leisten, füllen müssen wir »ns auch vor aller Einseitigkeit bei den Maßnahmen zur Abhilfe. Der eine denkt nur an wirtschaftliche Reform und übersieht die politischen Notwendigkeiten, vielleicht erst recht die seelischen Bedürfnisse. Der andere niachl «s umgc». kehrt Wieder einer denkt sogar nur an irgendwelche Teilmaß- nahiieu aus irgendeinem Geoiete, zum Beispiel an die Boöen- retarm oder an die Siedlungen oder an die Bekämpfung des Al- kohoiismus. Bleiben wir uns bemüht, das; Einseitigkeiten, wenn sie iiderlpauni werden, der gute» Sache mehr schaden als nützen. Der wahre Reformer mutz seinen Blick aufsGanze richten, und sich auch von den Interessen des aanzen leiten lassen. Und Vars nicht vergessen, datz das menschliche Leben und die Ord nung des menschlichen Daseins ungeheuer vielseitig ist. Geholfen in uns auch nicht mit noch so schönen Ideologien oder Program men. Erforderlich ist vielmehr die praktische Tagesar- b e i t ans allen in Frage kommenden Gebieten. Ob wir Sozia listen oder Nichtsozialisten sind, ob wir Unternehmer, oder ob >ui Arbeiter sind, oder ob wir im Lager der Intellektuellen stehen, es gibt so viel an nahe I lege iwer dringender Ne form- orbrit, bah seder Mitarbeiten kann, ohne mit seinen Zielen oder Weltanschauungen in Konflikt zu geraten und ans diese nüchterne vrakt-Zche Einstellung kommt es an. lFortsetznng folgt.) Eine Rebe -es Reichsmnenminiskers Sächsischer Landcspartcilag V.r T mukratcu. Tresde«, 27. Septernber. Gestern vormittag fand im Plenarsitzungsiaalc des Landk.rgsgebäudes ein außerordentlicher L a n d e s p a r te i - tag der D e u t s ch e n Demokratischen Parte : Sach sens statt. Nach der Neuwahl des Roichs.nnenministers Dr. Külz znm Vorsitzenden sowie des Dr. Richter- Leipzig und B rctt s chneider - Chemnitz zn ste.'lvertrelen- den Vorsitzenden erklärte Rcichsiunciiminister Tr. Kitt,; den Parteitag sür eröffnet. Er begrüßte die Teilnehmer mit herzlichen Worten. Er ging dann in kurzen Zügen auf die großen Fragen der Außen- und Innenpolitik ein. Die Art der Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund sei ein schlagender Beweis von der Nichtigkeit der Außenpoli tik. die durch Verständigung mit den Feinden von gestern den Weg zur Freiheit zu gewinnen suchte. Ohne eine solche Politik ständen wir auch heule noch dicht bei Vrriaillcs und nicht in Genf. Der moralische Erfolg müsse selbstverständlich von realpoliti sch en Auswir kungen gekrönt werden. Deutschland hatte jetzt einen starken Anspruch ans Gegenleistung. Bölkerbundsointritk, Locarnoberträge und Dawesabkommen verkörpern, als Gan zes gewürdigt^ die Voraussetzungen, unter denen nach Ar tikel 431 des Versailler Diktates ein Nechtsspruch auf vorzeitige Räumung des besetzten Gebietes gegeben ist. — Wenn über die politische Verständigung m : t F r a n k- ceich hinaus noch eitle wirtschaftliche Entente erreichbar ist, so würde das mit Freuden zu begrüßen sein and unter diesem Gesichtspunkt sei auch der Gedanke eines finanziellen Entgegenkommens hinsichtlich der dem Treu händer sür die Reparationen übergebenen Eisenbahnobli gationen erörterungsfähig. Die r n n er p ol i ti s ch e Entwicklung zeigt eine erfreuliche Konsolidierung. Tic Kampfparole gegen die Republik hak ihre Zugkraft verloren. (Zurufe: Na, na!) Das Ziel ist: Sammlung aller, die positive Arbeit am Staat und auf der Grundlage des heutigen Staates leisten wollen. Der in Sachsen unternommene Versuch, bei den bevor stehenden Landtagswahlen die Tendenz eines Ausschlußes der Sozialdemokratie von der staatlichen Verantwortung als Kampfparole zu etablieren, würde ein schwerer iinb'vsr- verhänginsvoller Pst)chologischer Fehlgriff gewesen sein, um Warschau. 27, Scptenwer.. Aus dein Sommeraufenthalt Pilsudskis kommt soeben die Meldung, daß es Pilsudski gelungen ist, den bisherigen Mini sterpräsidenten Bartel zu bewegen, die Neubildung des Kabi netts zu übernehmen. Pilsudski hat beschlossen, den Kampf gegen die Rechtsparteien nicht ouszugvben und ungeachtet der Forderungen der Opposition ausgesprochene Kamps,,andidaten in das Kabinett aufzunehmen. Bartel hat sich heute früh nach Warschau begeben, um dein Staatspräsidenten eine fertige Ka b i n e t t s l i st e, die noch am Sonntagadenö zwischen Pilsudski und Barlel ausgearbeitet wurde, vorzulegcn. Ter Staatspräsident ist durch Pilsudski über das Ergebnis seiner Besprechung mit Bariei unterrichtet Als neuen Unterrichtsminister nennt man Tugutt, als Innenminister wiederum den General W Io d zia m ow s ki. Ta gegen Wlodziamoivski der Sesm kürzlich ein Mißtrauens votum annenommen hat, märe seine Riichbernfung nur bei gleich zeitiger Auflösung des Sejm versassungsmätzig möglich. Heute früh um 7 Uhr kam Premierminister Barlel von seiner Reise zum Kriegsminister Pilsudski aus Druskianiki zu« rück. Uin 10 llhr erschien Bartel beim Präsidenten der Republik und überreichte ihm die Liste der neuen Kabinettsmitglieder. Die Liste iveist keine Aenberung der Namen gegenüber der alten Re gierung ans. Der Staatspräsident hat die Liste um 19.30 Uhr au- g-nouinien. Donnerstag wird die neue Negierung sich dem Sejm vorstellen. Falls der Sejm der neuen Negierung kein Vertrauens votum ausdrücken wird, beabsichtigt die Negierung, den Sejm aufzu! ösen. Poincarö spricht Paris, 27. September. Auf dem Schlußbankett der Tagung der Kriegs- beichädigten in St. Germain hielt Ministerpräsisent Pvincare eine Ansprache, in der er u. a. aussühuke: Arbeiter des Sieges und Träger der Erinnerung, seid ihr Kriegsbeschädigte wertvolle Ratgeber sür das Volk, das ihr gerettet habt. Die Pflicht jeder Regierung ist es, euch so oft wie möglich aufzusvrderu, mit ihr zufammenzunr- bciteu. Bei der ungeheuren Aufgabe der Wiederhersteülnng der durch den Krieg heimgesnchten Nation ist der Ge'tsr, so schwerer, als gerade in Sachsen in mehrjähriger Koa litionsregierung die Sozialdemokratie eine starke Staats verantwortung betätigt hat. Nach einer kurzen Ansprache, an der dich n. a. Finanz- minisier Dr. Dehne und Abgeordneter Pros. Seyfert beteiligten, nahm der Parteitag mehrere Entschließungen au, in denen u. a. gefordert wird, das Arbettsbeschafsungs- progra»»» sofort in die Tat nmzufetzcn. Ford arbeite? nnr 8 Tage Und doch »olle Wochenbezahlung. Berlin, 27. September (Drahtm.) Wie die Monlagspost aus Neuyork meldet, hat die Ford- Motor-Company in Detroit die 5 Tage-Arbciiswoche verbunden mit achtstündiger Arbeitszeit eingeführt. Die Neuregelung der Arbeitszeit soll die Produktion nicht vermindern, auch soll der Arbeitslohn für die 5-Tage-Woche genau so viel betragen, wie für die frühere Arbeitswoche von tz Tagen. Die Ford-Motor- Company behält sich jedoch vor, den schlechten Arbeitern ent sprechend ihrer geringere» Arbeitsleistungen den Lohn zu kürze». X Der 19. Internationale Esperantokongreß in Danzig 1927. Der Ortsausschuß teilt mit, daß der Kongreß vom 28. Juli bis 4. August 1927 stottfinüen wird, der von der Dan zig er Esperanto-Gesellschaft und der Danziger Internationalen Messe eingcladen wurde. Es wird der Kongreß des 49sährigen Bestehens des Esperanto sein. Deshalb ist auch eine Sonderfahrt nach Warschau und dem Grab Zamenhoss, des Schöpfers des Espe ranto, geplant, ivo das non der Esperanlistenschaft aller Erd teile gestiftete Denkmal seine internationale Weihe erhalten soll. der euch beseelt, das beste Kraft und Anregung gevcnve Mittel. Sicherlich liegt Kit eurem gemeinsamen Gefühl nichts Aggressives und nichts Kriegerisches. Ihr kennt zu sehr Vie Schrecken »es Krieges, als das; ihr nicht Irene Tieuer »es Friedens wäret. Aber der Friede wird- für euch niemals ein Grund sein, aus euren Ruhm zu ver zichten oder die Recht« zu verleugnen, die ihr verteidigt habt. In der Stunde, als die Reiche Mitteleuropas eine Katastrophe ohne gleichen entfesselt haben, sclid ihr nicht auf den Gedanken gekommen, für diesen Angriff alle Deutschen ohne Unterschied verantwortlich zu machen. Ihr habt euch nicht allen Offizieren und allen Soldaten der gegnerischen Armee die in unfern besetzten Dörfern be gangenen Barbareien ^nr Last gelegt. Ihr künut indes weder vergessen, daß uns der Krieg erlklärt worden ist, noch daß er auf unser Gebiet getragen wurde durch die Vergewaltigung eines neutralen Staates (Belgiens), noch daß er auf Befehl des kaiserl. Generalstabes mit unerbittlicher Grausamkeit geführt wurde. Wenn bas nenc Tenttchlanb offen gewisse Tate» des Dcntfchland von gestern desavouieren würde, wie viel leichter würde es dann für euch sein, die -luge» von euren Wunde» abzn- lenken und »>n Urhebern eurer Verletzungen di« Haud zn reichen. Ans jeden Fall ist es nicht au euch und nicht an Frankreich, irgendetwas von dem Vergangenen zu verleug nen. Ihr sehnt euch nnr nach der Ruhe Enrovas; ihr verlangt nur die Stabilität unserer Grenzen, die Unab hängigkeit innerer diplomatischen Tätigkeit und heit eurer täglichen Arbeit. Wer die Rede genau liest, wiro in oeutt.chster Weise den gewaltigen Unterschied zwischen dem alten und neuem Poiiicare herausfinden. Trotz der an einigen Stellen noch recht scharf klingenden Ausdrücke. Diese Schärfen hätten wir allerdings lieber vermieden gesehen, aber sie sind bei weitem nicht das, was vielleicht eine „kriegs-- tüchtige" Polternde Presse in Deutschland erneut daraus machen wird. Der große Mißgriff (dieser Ausdruck ist an sich zu gelinde) der deutschen Regierung von 1914, der in der Neiitralitätsverletzung des belgischen Gebietes bestand, spukt natürlich immer noch in den französischen Gehirnen und bei einer Kriegsinvalidentagung denkt man allzu leicht an solche und andere mißliche Dinge. Im übrigen wird Poincarc auch die etwas hochtönende Stresemanurede, die er noch kurz vor seiner Abreise im Genfer Bier-Lokal „Gambrinus" vor der „Deutschen Kolonie" hielt, gereizt haben. Schweigen ist auch für die Diplomaten bisweilen besser als Reden. Dresdner Schlachlvlehmarkt Dresden, den 27. September. Auftrieb: 161 Ochsen, 232 Bullen, 46« Kühe, 56 Färsen. 557 Kühe, 482 Säwfe. 2263 Schweine. Bon dem Auftrieb sind 127 Rinder und 3 Kälber österreichischer Herkunft. Ueberstanb 31 Rinder (davon 5 Ochsen, 6 Bullen, 20 Kühe). Geschäftsgang: Schafe mittel, Rinder, Kälber und Schweine langsam. Preise: Ochsen: a) 57—59 (105), 2. 46-52 (94); b, 40--13 (83), 2. 36-38 (70), c) 34-35 (79). ü> 30—33 (79). Husumer Wcideochscn: 36-62 (98/192), Bullen: a) 57-66 (101). b) 51—54 (95). c) 46—50 (92). d) 41-^14 (90). Kühe: a) 54-57 (191). b) 43—49 (88). c) 32—37 (88). d) 23 bis 26 (72). Husumer Weidekühe und Kälber: 53—62 (96—103). Färsen: a) 58-00 (102), b) 46—52 (94). Kälber: a) —. b) 82 bis 86 (135), c) 71—74 (120), d) 62—66 (116). Schafe: a) 1. 62- 64 (121), 2. 60—63 (123), b) 50—56 (113), c) 42—48 (108), d) 35—4» <99). Sei,weine: a) 85 (106). b) 83—84 (106), c) 81 bis 82 (106), d) 80—81 (106). s) —. g) 70-76 (97). Ausnahme preise über Notiz. WeSerderichl Dr»«»»»» «»«»nvan» Witterungsaussichten. Vorwiegend wolkig. Anfangs schwache NiederschlagssäMier nicht ausgeschossen: verbreitet dunstig oder neblig. Temperatur wenig geändert. MO ML« OrAeIbLULN8taIt rm»», r. r». und kr»Icdk:vt»erg i. v. lli"- Wll IlfWl-IIMM älMI Mls.KedlKs Amerikanerinnen Uraufführung in der „Komödie". Der Zettel bezeichnet das am Sonnabend zur deutschen Ur aufführung gekommene Stück des Ncnnorker Tramenschreibers Artur Nichmann als „Komödie", die Vornotizen redeten von einem „Schauspiel". Beide Bezeichnungen sind unrichtig. Die Komödie leidet unter Sentimentalitäten, zum Schauspiel fehlt das ethische Moment. Ein Konversationsstück ist es mit einer nach europäischen Begriffen unmöglichen „Handlung", ein Stück über ein Thema, das der Autor zu analisieren nicht imstande Ist, weil ihm die dramatischen Ausdrucksmittel fehlen. Es wird viel Konversation gemacht, aber bis auf einen vom Publikum als Oase akkiamicrten Wortwitz keine gute. Ermüdende Längen begleiten die magere Handlung. Man weiß, daß die dramatische Kunst der Amerikaner auf sehr schwachen Füße» steht, aber man sollte doch meinen, daß ihnen in der Komödie mit aktuellem Thema bei so viel guten Beispielen rin Wurf gelänge. Freilich heißt Geist da drüben immer Geschäfts-Geist, also Geld, und da man damit die Kunst anderer Nationen einsangen kann, ver zichtet man aus eigene Anstrengung. Immerhin: Es gibt drü ben glänzende Publizisten und Fcuilletonistcn. Bei uns sind diese Leute meist zu Komödienschreibern prädestiniert. Warum nicht in Toilarika . . . Die geringe Eignung der Amerikanerinnen zur Ehe ist das Thema. Zunächst glaubt man, eine Büchse der Pandora werde sich aufttm. Tann kristallisiert sich dos Romeo und Julia-Motiv heraus, oder wenigstens ein Anklang daran, die Entwicklung rasender, zum Schicksal werdender Iugendleidenschaft, wozu als Schauplatz Florenz gewühlt ist. Echt amerikanische Sinn mungsumche. Ein italienischer Gras als Verführer macht sich nach Ansickt des Autors auch nicht übel. Und schließlich siegten doch noch Romeo und Julia. Die Begründung würde zwar eines i-csonderen Eollcgium logicum bedürfen, aber sie siegten. Weil Richnmn endlich des Beweises bedarf, daß alles falsch wird, wrnn die Ettern anderer Meinung als die Kinder sind. Die Ma rionetten dieser „Komödie" l^wegen sich nicht an Drähten. Sie werden von Akkumulatoren angelriebcn. So jundtionier»» sie Diese Marionetten zu beleben nmr nun Ausgabe der Regie Renata Mordos. Mit einem sehr hübschen und geschmack volle» Dekorationsrahmen (Lustig) uud mtt dem Versuch, zu akzentuieren und ein bissel zu übertreibe», gelang manches. Da gegen war die Konversation nicht zu retten. Nur Ernestine Münchheim, die man lange nicht sah, liatte dank ihrer lie benswürdigen Persönlichkeit einiges Glück damit. K-arla Holm, Theodor Rocholl, Mühlberg, Alexander Wüllegk gaben sich zwar Mühe darum, aber es konnte ja nicht gelingen. Anders die aktiven Personen. Voran Trude Wessel r>. Diese begabte Künstlerin ging mit einem Aufwand von Gefühl an ihre Ausgabe, der einer besseren Sache würdig gewesen wäre. Man mußte die Gestalt liebgemimien. Auch Wahl brück versuchte den „Zwiespalt der Natur" mit un- nianirierter LeiLensäjasilichkeit «uszugleichen. Steiner gab dem Vater viel Sympathisches. Persönliches, spielte den „guten Mann" des Stückes. Alfred Haase war als Graf Sturani prachtvall. Temperament und Lebensart hielten sich die Wage. Ihm wurde Szencnbeifall zuteil. In Episoden gefielen Elisa beth Frank und Irma Zeißig. Der Gesamteindruck war desl)alb Richman nicht günstiger. Aber man erlebte wenigstens einen guten Tarsteller-Ersolg. Zch. Die Käufer -es Kerrn Sartorius E r st a u s f ü h rn n g im A I b e r t t h e a t e r. Die Gesellsthastssatire „Die Häuser des Herrn Sartorius" gehört gewiß nicht zu den bedeutendsten Komödien Süatvs. Dazu steht sic zu oft uud zu nahe am Rand« der Poise. Aber sie hat eine Stelle, die als ganz vorzügliche Charakterstudie anerkannt werden muß, uud sie hat eine große Bühnenwirkung, ivcil man lachen kann. Neu ist das in Dresden noch unbekannte Stück nicht, in den« ein Idealist die Dame seines Herzens darum nicht heira ten will, weil ihr vieles Geld aus höchst anrüchige» Ge schäften des ehrenwerten Schwkegerpapas stammt. Näm lich: Der kauft die elendesten, baufälligen Hinterhäuser Londons und vermietet sie au die Aerinsten der Armen, die wöchentlich zahlen müsse». Agenten treiben mit größter Brutalität das Geld «in. Sartorius wird dadurch ein reicher Mann. Blanche, feine Tochter, ist in Luxus und über überspannter „Bildung" herangewachsen, sie ist hübsch und fischt sich leicht den naiven Doktor Treuch, der außer 700 Pfund Rente nichts hat. Aber er will auch das Geld Bianches nicht, denn er erfährt zufällig dessen anrüchige .Herkunft. Die Braut macht Szenen und schließlich wirft man den Werber samt seinen spleenigen Freund Eokane, der so gern seine Einkünfte bei dieser Gelegenheit mit ausgefrischt Hütte, hinaus. Ei» ehemaliger Agent des ehrenwertem Sartorius ist selbst durch diese vom Meister abgeguckten Kniffe reich geworden. Er wittert neue Spekulationen und 'führt den Ex-Brüuligam wieder bei Sartorius «in. Und da wendet sich mit echter Shaw-Pointe alles znm besten. Treuch hat nämlich — ahnnngsloS wie Idealisten sind — sein Geld auf einem Grundstück des Sartorius stehen. Er will das Gute, und es wäre ihm recht, wenn die Hypo thek auSgezahlt würde. Als er jedoch erfährt, daß sich dann seine Rente auf etwa 250 Pfund vermindern würde .. sagte er doch noch „Non ollt!" und heiratet Blanche. Diese beißende, gegen die Londoner Hausbesitzer der Altstadt gerichtete und dem Dichter seinerzeit sehr übel vermerkte Satire würde kaum noch zünden, tvenn sie nicht mit so viel Witz gestaltet wäre. Voran die Roll« der Blanche, Are Vorzüge und Schattenseiten sind kaum irgendwo bei Shaw so drastisch und dabei so echt (soweit man in der Satire von Echtheit reden kann) gestaltet. Daneben sind auch Sartorius, der Naivling und der Nassauer mit dem „feinen Takt" zn trefflichen Typen geworden. Geradezu klassisch di« erste Begegnung des Brautpaares, die zugleich eine Travestie ans das „Sichfindcn" in der Londoner Gesell schaft enthält. Lotte Klein spielt die Blanche. Auch sie wurde gestern mit Blumen gefeiert. Sic hat sich kaum äußer lich verändert. Aber eine »och größere Künstlerin ist sie ge worden, eine Charakterdarstellerin von Rang und feinem Stilgefühl. Sie unterstützte die Charakterstudie des Dich ters kongenial. Fischer selbst spielte den Schurken.Sar torius mtt der überlegenen Ruhe des prominenten Gauneris. Rainer war der Naivling, Schön emaun gab den Takt- Protzen famos. Auch Willi war famos in der schwierigen Rolle des Agenten, der die große Charakterwandlung voll zieht. Das Stück fand beim Publikum freudigen Widerhall. Franz Zickler