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«sette 2 »curwocy. oen 23. Februar 1927 ,tr. 44; «seire » » einer en11 o n bei de» i. Dabei ntcrsched Lütt oitz r.ee deH v. Lült- isamiiient- t er ver- iruch aus c Lösung er», als -minister '' e restlos ler be- ^ah dem Gehalts- er sich chverratS : Krttgs- die He l" >abe Las Für die w Abge- esvnderS -arbeits- Z. März om 17. chieden. !te Ver- Reichs- bestätigt »-Putsch id Bi- lstünd'.g. ms Ver- , daß er er vum ggg n- rr acht >r.ni der Lütt- in der >t, sorb« !» B e- üebeits- Er ist Weise Vervrd- erarbeit ehcnden werden Regi> Main lgen IS irüherer e. An, edrückt. tcr sind weniger starben. Schnee- Ei sin- werden en Ein- ar sind er and insturz- Triim- sxinften genom- > sest^ rnyaus s Ex- Kische bisyer, Flasche, im Nu hr nur um reu! aus die ! Die n Per- Sch've- diosidn esiogeii . Wie Tunnel ch ver- iarte llmäh- Särme- Bvr- miende Flach- iid bis Eröffnung -es Thüringer Landkages Weimar, den 22. Februar 1927. Am Ntontag nachmittag 4 Uhr trat -er neue Landtag von Thüringen zum ersten Male zusammen. Die Tri. Hünen waren überfüllt Nach der Begrüßung der Abgeordneten durch dcn Vor sitzenden des Staatsministeriums, Staatsminister Lenthe ri tz« r. übernahm der Abgeordnete B a u e r - Sondershaujen als Alterspräsident die Leitung der Präsidentenwahl. Der einzige in Vorschlag gebrachte Kandidat. Abg. Leber (Soz.). wurde mit großer Mehrheit gewühlt. Dagegen stimmten von 56 Ab geordneten nur 7. Der Abg. Leber übernahm hieraus den Vor sitz und gelobte, die Prüsidiaigeschäsle völlig unparteiisch und nur zum Wohle des Landes ausübcn zu wollen. Er wies auf di« noch zu erlcdiocndcn Ausgaben hin und bat um möglichst iv.ilgehcnde Unterstützung durch die Mitglieder des .Hauses. Nach einem weiteren Hinweis aus die dem Landtag obliegende Ver antwortung gegenüber dem Lande, betonte der Präsident, daß unbeschadet aller Meinungsverschiedenheiten die parlamentarische Form unter allen Umstände» gewahrt werden müsse. Bei der Wahl des 1. Vizepräsidenten siegte der Abg. von T Hümmel landbund) gegen seinen Gegner, den Abg. Engert (Komin.). der bei Stimmenthaltung der Sozialdemokraten nur die 8 Stimmen seiner Fraktion erhält. Engert unterlag auch bei der Wahl des 2. Vizepräsidenten gegen den Abg. Dr. Geier (D. V',). Damit war die Tagesordnung der ersten Sitzung erledigt. Die Wahl der Landesregierung soll Dienstag stattsinden. Sr. Durchgreifenden Mechfe! in der Tonari! Der Herausgeber der Zeitschrift „Der Zusammenschluß" (Verlag Hans Scheller, Berlin) Friedrich Timme nimmt in Heft 11 zu dem Ausscheiden D. Doehrings aus der Leitung des Evangelischen Bundes folgendermaßen Stellung: „Mit tiefer Genugtuung nehmen wir davon Akt, daß der bisherige Präsident des Errangelischen Bundes D. Dochring, den wir um seiner provozierenoen. den konfessionellen Frieden auss schwerste gefährdenden und schädigenden Haltung willen stark bekämpfen mutzten, durch ein Schreiben vom 28. Februar den Vorsitz niedergelegt hat. Wir möchten der Hoffnung Ausdruck geben, daß der Wechsel in der Leitung des Bundes auch einen Wechsel in der Gesamthaltung, nicht zuletzt auch in oen Aus lassungen seines Organs, der „Deutsch-Evangelischen Korrespon denz" zur Folge haben werde. Daß die Sprache der „Deutsch- Evangelischen Korrespondenz" nachgerade eine völlige hetzerische, mit christlicher Gesittung nicht mehr zu vereinbarende geworden ist, davon legt die letzte unter D. Doehrings Aegide am 26. Jan. erschienene Nummer noch einmal drastisch Zeugnis ab. Da wer den dem Zentrum wegen seines Verhaltens in oer jetzt endlich beendeten Regierungskrise ohne den Schatten eines Beweises die häßlichsten Dinge und Absichten unterstellt. Da wird der Preutzische Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung der evangelischen Bevölkerung wieder als der Minister zur Wahrung der römischkatholischen Interessen" denunziert. Da wird gegen oen „politischen Geschästskatholizismus in Preußen- Deutschland" gewettert, da wird der Katholizismus der Gebil deten als „Höhenkalholizismus" verspottet usw. Eine solche Sprache steht, man verzeihe den harten Ausdruck, unter jedem christlichen und jedem evangelischen Niveau. Sollte es denn wirklich nicht möglich sein, den evangelischen Standpunkt in Klarheit uno Entschiedenheit und selbst in Leidenschaft zu ver treten, ohne in hämische Unterstellungen und in haßerfüllte Po lemik zu verfallen? Wir appelliere» an die nunmehrige Leitung des Evangelischen Bundes, daß sic auch in der „Deutsch-Evan gelischcn Korrespondenz" einen durchgreifenden Wechsel in der Tonart eintrcten lassen möge. Sie wird damit der Sache des evangelischen Zusammenschlusses und oer Vertretung der evan gelischen Interessen einen großen Dienst erweisen." Das sind Worte, wie man sie bisher aus protestantischer Seite nur selten oder säst gar nicht zu hören bekam. Sie wer den in ihrer Eindringlichkeit ihre Wirkung aus die Leitung des Evangelischen Bundes nicht verfehlen, die sich bisher noch Mühe gegeben hat, von der „Beibehaltung des bisherigen Kurses" zu reden. Auch ein Beilrag zur Schulfrage Heutzutage gibt es Leute, die sich nicht genug tun kön> nen in ihren Lobgesängen auf die angebliche Neutralität der Schule, die allen Kindern wohl will ohne Unterlchied der Konfession. Vergeblich ist der Hinweis auf das gegenteilige Verhalten, das nickt einmal vor Kränkungen zurück,chreckt. Einen wertvollen Beitrag hierzu liefert neuerdings das B ez j r ks i ch u l a m t in Zittau, unbewußter Weise neh men wir an. In einem Rundschreiben, unterfertigt vom Anrlshauptmann K ahma n n, einem Sozialdemokraten, wer den die Schulen des Bezirks aufmerksam gemacht und zugleich Dr. Wirlh formuliert wertvolle Grundsätze — Aber kehrt sich -le Opposition daran? Der ehemalige Reichskanzler Dr. Joseph Wirth ver öffentlicht im „Berliner Tageblatt" «inen Artikel „Der Wille und die Tat", in dem er sich mit den sachlichen Grundlagen der neuen Negierung auseinondersetzt. Er kündigt darin seinen Willen an, die soziale republikanische Bewegung innerhalb des Zentrums noch weiter zu vertiefen. Er setzt sich dann mit der Stellungnahme seiner Freunde, der Al'g. Dessauer und Ioos, zu der neuen Regierung auseinander und erklärt: „Meine Freunde meinen und hoffen, oah die Episode der heutigen Regierung nicht ohne einen positiven Gewinn für die deutsche Republik zu Ende gehen werde. Was an den entschie denen Republikanern liegt, diesen Gewinn zu erhöhen, wird geschehen. Ziel und Takt sind nickt allzu schwer zu ivählen. Blindes Umsichschlagen ist nicht dlbwchr, sondern ebnet der Reaktion nur oie Wege. Das möge man in linksgerichteten Kreisen wohl beachten und wohl bedenken. Niemand von uns verkennt auch heute schon einen gewissen inncrpolitischcn Ge winn. Außenpolitisch ivar zurzeit nichts zu gewinnen und nur noch weniges ni verlieren. Das klingt sehr bitter, entspricht aber der tatsächlichen Lage. Der innerpolitische Gewinn ist frei lich n chl groß. Wir haben der Rechten Massen, die sie jahrelang mißbräuchlich angewandt hat, aus der Hand geschlagen. Gewisse Agitationsmethoöen, die gestern wahnwitzig waren und die, wenn sie wicoerholt werden, verbrecherisch sind, können überholt sein, wenn aus Menschcnwert und feierliche Erklärung überhaupt noch etwas gegeben werden kann. Dr Wirth spricht dann über seine eigene Stellungnahme: „Als ich mein „Nein" aussprach, haben gewisse Zeitungen mit allen möglichen Drohungen zwischen der Zentrumspartei und mir einen Strich ziehen wollen. Man sprach auch davon, daß am letzten Sonntag gleichsam meinem politischen Dasein ein Ende bereitet werden solle. Es kam etwas anders, als manche Reaktionäre sich gedacht haben. Man bedauerte mein Nein. Ich habe es auch bedauert, daß ick aus vslichtmäßiger Erwägung heraus anoere Wege gehen mußte. Ich habe es aber trotzdem getan, uno ich stehe zu dem Nein." Dr. Wirth bezeichnet dann die Regierung als ein Ge schenk für Demokratie und Sozialdemokratie, faßt aber seine Bedenken in folgende Worte: „Ich weiß noch n'cht, ob man diese Gabe als Aufgabe würdigen wird. Jetzt bieict sich zum erstenmal die Möglichkeit zu einer staotspolitischen Opposition. Staatsbürgerliche Opposition hat nur dann cstie» Sinn, wenn man damit oie innere Bereitschaft wie die äußere Erklärung verbindet, gegebenenfalls schon morgen verantwortlich die Regierung zu übernehmen. Damit ist bei unseren verworrenen und vergifteten Parteiverhältnissen aller dings noch nicht alles gesagt. Das Ziel der Opposition ist das Herausmonöverieren der politischen und sozialen Reaktionäre aus der heutigen Regierung. Ich bin mir klar darüber, daß schon in wenigen Tagen aus den Gewerkschastskreisen heraus die Bewegung ins Land getingen werden inuß, welche die heutig: Regierung sozialpolitisch und fortschrittlich machen soll. Die in der hcntlgen Regierung zusammengeschlossenen politischen Kräfte sollen sich betätigen, nur so sino sie in ihren Tendenzen auch für den Fernstehenden wirklich erkennbar." Zum Schluß gib! Dr. Wirth seinem Bedenken Ausdruck, ob in der Tai die monarchistischen Kreise in der Tentschnaiio- nalen Nolkspartei i» verfassnnasrechtlicher Be iehung die Richt linien befolgen werde», uno führt «ine Reihe von Fälle» an. in denen sich eine Reihe solcher Kreise in Widerspruch mit diesen Richtlinien gesetzt haben. Der Artikel schließt: Diese Hinweise genügen wohl, »in unser erneules Bemühen um die deiitsche Re publik. ihren sozialen Gehalt und ihre Freiheit in Zukunft voll auf zu rechtfertigen. Der Wille Ist s, der in der Politik aus schlaggebend ist. Diesen Willen in die Tat umzusetzen, ist die große politische Ausgabe dieses Jahres » Die Stellungnahme Dr. Wirths ist deswegen wertvoll für die praktiscl-e Arbeit der Regierung, weil er ein Beispiel gibt für die Art, in der wirklich staatspolitische Oppo sition getrieben werden kann. Es ist ein« Tatsache, die sich aus der parlamentarischen Geschichte ergibt, daß sachliche Oppo sition, die sich der Verantwortung dem Staate gegenüber be wußt ist, für das Land ebenso wertvolles leisten kann, wie die Regierung selbst. Beoauerlich ist nur. daß man in den Kreisen der Sozial demokratie und teilweise auch in denen der Demokratie offen bar nicht gewillt oder nicht imstande ist, die Opposition in dieser sachlichen Form zu betreiben. Vor allem die sozial demokratische Presse kritisiert die Haltung der Regierung nur noch im Tone der Wahlagitation. Die wiederholt von Dr. Wirth ausgesprochene Vermutung, daß nach Biloung der neuen Regie rung sich ein großer Teil der Parteipress« bereits aus die 1928 fälligen N e i ch s tag s wa h l e n einstellen würde, wird dadurch bestätigt. Während sich die demokratischen Fraktionsrcdner im Reichstage in anerkennenswerter Weise bemüht haben, die Linie der sachlichen Opposition zu wahren, macht leider ein Teil der o e m o k r a t i s ch e n Presse die vorausgenommene Wahlagi tation der Sozialdemokratie mit. So haben wir beispielsweise schon einmal feststellen müssen, Saß die „Zittauer Morgenzeitg." das sachliche Urteil, das man früher an ihr rühmen konnte, an gesichts der neuen Regierung verloren zu haben scheint. Nach den scharfen Angriffen aus den Reichskanzler, die wir kürzlich bedauern mußten, bringt das Blatt in Nummer 42 ganz un gerechtfertigte Angriffe gegen den F i » a nz in i n i st e r Dr. K ähle r. Diese Angriffe siche» in einem Neichstagsbericht, dessen 'Verfasser wir zu kennen glauben. Der Bericht geht oar- aus aus. Dr. Köhler lächerlich zu machen. Es wird gesagt, Dr. Köhler habe durch seine Rede seine „mangelhasie volkswirt- schastl che Schulung" bewiesen und nichts weiter geboten. als „die übliche von den Geheimrüten zusammengestellte Rede". Diese Rede sei auch noch in einer schwunglosen Art vargetragen worden, die sehr im Gegensatz zu der geistigen Ucberlegenheit Dr. Reinholds gestanoen habe. Der positive Teil der Rede, so sogt der Bericht weiter, sei „außerordentlich dürslig" gewesen und habe sich in der Hauptsache auf Gedanken Dr. Reinholds aufgebaut. Wenn Dr. Reinholds Pläne nicht den ursprünglich erhofften Erfolg gehabt hätten, so liege das daran, daß oer Reichstag unter Führung des Zentrums oie Reinholdsche» Pläne „denaturiert" habe. Die gehässige Art. in der hier der n-ue Reichssinanz- minister bei seinem ersten Auftreten hernntergerisse» wird, hat mit sachlicher Opposition nicht mehr das iniaoesie zu tun. Das Witzige an der Sache ist. daß Dr. Köhler, der hier als eine In telligenz zweiten Grades hingestellt wird, im allgemeinen von der Opprsinonsprcsie die mildeste Beurteilurg von alle» Mini- siern oes neuen Kabinetts erfahren hat. Selbst der sozialöemo- krati'che Fraktionsredner Müller (Franken) hat die ausrichtige republikanische Gesinnung des Finanzministers von der Tribüne des Reichsiages ans anerkonni. Das Beispiel der „ZiNaner Morgenzeit,mg", deren Kampseswcise trotz dieser Mängel sich freilich »och sehr varleilhasi von jener der sozialdemokratische» Blätter unterscheidet, zeigt, daß die Opposition noch sckr viel von Dr. Wirth lernen muß. wenn sic wirklich zi»n Wokle des Staates und oer Bolksgesamtheil durch ihre Kritik an den Arbeiten der Regierung beitrage» will. eingeladen, mit den Schulkindern den evangeli'che» Knltnr- ks'.lm „Glaube „nd Heimat" von Schönster»: an'.v'ehcii. Der Film läuft wohl ans Veranlassung des Zittauer Kirchcii- aintes. Schönherrs Theaterstück, das gegenwärtig an vcr- 'chiedenen Orten der Lausitz au'gesührt wird, erregte sc.uer Zeit bei Katholiken allseitig« Ablehnung. Der verstorbene Hofrat Dr. Jäger nennt es „jenes skandalöse Bühenenslück. das nur in der Roheit »nd Verachtung unterer Zeitbedürf- ni'se Genie offenbart, eine unerhörte Provokation der Katho- lik-'n". Das B-'zirls chulainl, i» diesem Falle Aintshauptman» Kahmann ahne» wohl kaum, daß sie mit dieser Empfehlung einer Sache Dienste leisten, die 'i:e innerlich ablehne». Vor allem scheint es ihenen aber vollkommen entgangen zu sein, daß sie katholischen Schulkindern und Lehrern c:»e schwere Kränkung zumuten. Wir bedauern, daß das Bezirks- Ichuiamt dem Geiste der Zeit so fremd gegenübersli.ht. »nd erlauben uns mir die bescheidene Gegenfrage, was wohl gckchchen würde, wenn ein hoher katholischer Beamter ein lolches Teudenzstück übelster Art Leu Schulen empfehlen würde. Interessant wäre es, zu wissen, ob das Volksbil dungs-Ministerium — Herr Dr. Kaiser — dieses Verhalten billigt. Amtshauptmaiiu Kahmaun genoß bisher auch das Vertrauen des Katholiken in der Amtshauptniaiiu chaft, verzichtet aber icheinbar darauf durch solche Einstellung. Wir haben als Staatsbürger zu verlangen, daß eine staad- l che Behörde sich »ich, e:ntpa„„en laßt u:> irgend eine Strömung, die geeignet ist. die Gefühle ihres kalhokitchen Bevölkerungsteiles zu verletzen. Lusaticus. Paramenten - Oolctstickerei - Kunstslopielei bleusniertgiunx- - ^uckesserunL - Ovivisaenlisttv Arbeit Romola Ei» Renaissance-Roman von George Eliot Frei nach dem Englilchen von H. Riesä,. (Verlag Joseph Habbel, Regcnsburg) (42. Fortsetzung.) „Ne in, „ein, er ist einer der Gefangenen des St suche, er yal^ihr Abzeichen." „Seht, er bewegt sich, er ist also doch nicht tot. Hütten wir nur einen Tropfen Wein, um ihn zu erwärmen." „Ich kann chm Wein geben, laßt mich zu ihm," »Nichte sich Romola unter die eifrig durcheinander Sprechende». Sie öffnete eine kleine Flaiche, welche an ihrem Gürtel hing, und vernichte dem Erschöpften einige Tropfe» e:n- zuflötzen. Es gelang, das Reizmittel wirkte, und der alte Man» schlug d,e Augen auf, wilde, dunkle Augen, die tief in den Höhlen lagen. Romola erkannte nun mit einem Male die,« Augen, dieser gelbe Gesicht, in das Leid und Sorge ihre Runen eingegraben hatten, sie erkannte den ein- wizchlcn Gefangenen, den sie vor zwei Jahren im Dom ge sehen, gerade an dem Tage, an welchem Tito zum ersten mal sein Kettenhemd trug, sie entsann sich der seltsamen Skizze j,c Pjero di Cosimos Atelier, und ihr Herz begann zu pochen. Vielleicht würde >ie jetzt ein Geheimnis er fahren, trauriger noch als die bisherigen. ES drängle sie zu fliehe», wie vor einem Schreckensanblick, mächtiger noch aber war das innere Bedürfnis, an dieieS alten Mannes Leite zu bleiben, dem, wie sie iiisttnktmäßig erriet, ihr Mann Bches zugefügt hatte. Sie neigte sich über ihn, stützte mit Hand win Haupt und suchte ihm noch niehr Wein eulzuflößen. Ihre Hände zitterten leicht, doch bemetstcrt« Ke sich. - „Wird Vs nicht besser sein, ihn auf di« Stufen von van Stefano zu tragen?" schlug sie vor. „Hier hindern wer den Straßenverkehr." Königen Schritte dorthin wurden rasch zurück- Baldajsarre war nun schon so weit erholt, daß üwH die Tragbahre zu verlassen und sich auf die Lttlsen uicderzusetzen. Die Träger entfernten sich, Romola aber setzte sich einen Augenblick neben den Alten geht es, ich lasse Euch Brot' da. Ich selbst muß jetzt weiter, ich versprach ins Spital zu gehen. Aber ich wül wiedcrkvniincu, wenn Ihr auf mich warten wollt, und Euch dann in eine Zufluchtsstätte bringen. Versteht Ihr m.ch? Wollt Ihr warten? Ich komme bald." „Komme bald," sagte Baldajsarre halb traumbesai»- aen ihre Worte nach. Romola nahm aus ihrem Korb ein Stück seines Brot und drückte es ihm in die Hand. „Gebt Ihr Euer Brot nur denen, die es nicht essen können?" ries einer der Zutchauer, die sich, wie es bei einer solchen Szene unvermeidlich ist, angesammell hatten. „Laßt doch die in Ruhe, die keinen Hunger haben, und gebt den Leuten, deren Mägen knurren." „Ja, das meine ich auch," stimmte ein anderer bei, „wen» jemand alt genüg ist, um zu sterben, daun hin dert ihn doch nicht daran, statt ihn wieder auszuwccken." „O, ihr habt eben kein Verständnis für die Nächsten liebe," mi'chte sich ein gutgekleideter junger Mann ein, de'sen Gesicht keine Spuren der Entbehrung auswies. P. Hieronymus predigt den Vögeln wie Sankt Franziskus und hat de,, Falken gejagt, sie sollen dem Sperling zur Nahrung dienen, ebenso ist jeder gute Florentiner dazu be stimmt, ,echs verhungernd« Bettler von Ärezzo oder Bologna zu nähren. Die schöne Frau da ist eine fromme Piagnone, sie wirft ihr Brot nicht an ehrenwerte Bürger weg, welche sich ohne hi» an den Prophezeiungen de? Priors sättigen." „Kommt, Madonna," ergriff der erste Sprecher das Wort, „der alte Dieb da itzt nicht, probiert es lieber mit »ns. Wir fasten io lang schon, daß wir bereits halbe Heilige sind, und das genügt doch, ganze brauchen wir erst im Himmel zu werden." „Ich weiß, Hunger ist hart zu ertragen. Es steht in eurer Gewalt, mir mein Brot zu nehmen. Für Kinder und kranke Frauen sollte es gehören. Ihr seid starke Männer, wenn ihr aber nicht leiden wollt, könnt ihr den Schwachen alles entziehen und meinen Korb euch aneigncu. Diesem alten Manne werdet ihr aber die Nahrung nxht entreißen, ich werde ihn behüten." Einige Augenblicke herrschte lautlose Stille, während Romola die Gesichter der Umstehenden musterte und ihnen den Brotkorb hinhielt. Ihr eigenes, nun leicht errötendes Antlitz trug die Abzeichen des Hungers, und das machte ihre Worte no cheindringlicher. Sie verfehlten denn auch ihre wenig zurück, der junge Spötter vertchwand gänzlich, und als ein Trupp Stadt'ncchte,. der zufällig des Weges kamz. die Menge gleich daraus zerstreute, trat ein Buriche auf Romola zu und sagte in respektvollem Tone: „Wenn Ihr weiter gehen müßt, meine Dame, will ich bei dem alten Manne bleiben." Romola zauderte. Antwort zu geben. „Mißtraut mir nicht," bat ex, ihr Zögern, ihren musternden Blick richtig deutend, denn er iah in der Tat nicht sehr einnehmend aus, „ich bin nicht so schön wie Ihr, aber :ch habe auch ein Herz, Ihr könnt meine Mutter fragen, der ich alles gebe, was ich verdien«. Seht, der Alte bcg:nnk schon zu essen, bald wird er wieder auf den Füßen fein." „Ich danke Euch für Euer Anerbieten, mein Freund," sagte Romola herzlich, ihren zweifelnden Bttck bereuend', und zu Baldajsarre gewendet mahnte sie noch einmal? „Bitte, wartet, bis ich w.edcrkomme." Er stimmte durch leichtes Kopfnicken zu, und Romola machte sich dann auf den Weg zu dem Spital San Matteo aus dem Markusplatze. Eine Stunde später kehrte Romola zurück. Sie fürchtete sich einesteils, mehr von dem Alien zu erfahren, und hatte doch andererseits das Gefühl, sie würde jemand, der Rechte auf sie hak, im Stiche lassen, ginge sie nicht zu ihm. In!der Nähe des Por' Santa Maria versperrte ihr eine Prozession de» Weg, und da sie müde war, mehr durch die seelische Err'guug als durch die Anstrengung des Kraiikeu- dieusteS im Spital, machte sie gerne Gebrauch von dem Au- erb'lctcn eines Ladenbesitzers, :n seiner Wohnung Platz zu nehmen. Romola war cs gewohnt, von einfachen Leutew, besonders von solchen, die gleich ihr regelmäß g die Pre digten Savonarolas besuchten, frnndjchaftlich aiigesprrcheil zu werden. In den Straßen von Florenz fühlt« sie sich jetzt heimischer als in ihrer eigenen einsamen Wohnung. Die Prozession zog i» stiller Trauer vorbei, ohne Ge sang, ohne lautes Gebet. An der Spitze gingen Kinder, in deren Mitt: ein Bild des Jesusknaben getraaen wurde, und nach ihnen kam eine geheimnisvoll auS'ehendc Schar Büßer. Man wußte, es waren Florentiner verschiedener Rangstufe,,, aber ein langes Gewand verhüllte jeden >o vollständig, daß der Sohn nicht den Pater, die Frau den Gatten nicht herausgefundc» hätte. Die Büßer vernichteten gleichmm ihre eigene Persö„I:ch'eit und schritten dahin als Symbol der unglücklichen Stadt.