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Sonntag 1Z. februar >4:7 UmertzaUung urM Mitten Nummer z» Seile » »nun» I»VII,Ilitt >>» »tttlitttttt m, «u,»,»«„»,»,II» tttt II« »»»»„»Iltttt» «»»»«»IttlllttU« ntt II» >«» II» ttttttlil»»»»»»»»» litt,,»,»,»» NIIU -«»«ttttttttttSI Ilktttttttttttt tt,Itt»tt«tti,tt» MeZee Wettwunder Das Anne ienseils Los Ozeans — Man hvrk L?e Sterne — Dke Tnntsifer der Zigarre — Eine neue WeMnfel — Das Ende des WettaNs Das licht-elektrische Auge ist das Mittel für oas Fernsehen, dessen endgültige Lösung nur noch eine Frage kurzer Zeit sein kann. Es besteht aus einer Glas birne, ähnlich den Röntgen- oder Kathodenröhren, aber mit einem lichtempfindlichen Teil, der der Netzhaut des menschlichen Auges entspricht. Diese künstliche Netzhaut wird von einem Kaliumhäutchen gebildet. Der schwächste Lichtstrahl läs;t aus diesem Häutchen einen Elektronen strom entspringen, welcher der Lichtstärke proportional ist. Die abgeschleuderten Elektronen erzeugen einen Strom, den man ableitet, verstärkt und dann wieder in Licht zurückverwandelt. Es kann daher auf diese Weise ein be liebiges Lichtzeichen elektrisch weitergegeben werden. Zum Fernsehen gehören daher immer zwei verschiedene Apparate: an der einen Stelle das licht-elektrische Auge, das die dortigen Bilder aufnimmt und sie weiter leitet, an der Empfangsstelle den umgekehrten Vorgang, wobei die elektrische Energie wieder in das ursvriina ' cht Zurückverwandelt wird. Es sind also zwei korrespondie rende Apparate nötig, genau wie beim telephonieren. Die Folge ist. datz man auch in Zukunft nicht unbe schränkt fernsehen kann. Es wird nicht möglich sein, von Europa aus beliebig zu sehen, was in Amerika oder Australien vor sich geht, sondern man wird nur die jenigen Teilausschnitte mitsehen können, die vom dor tigen licht-elektrischen Auge beobachtet werden. — Aber noch etwas anderes. Man kann die Energie eines elek trischen Stromes nicht bloß in Licht, sondern wie beim Telephon auch in Schall umwandeln. Man kann daher Lichtsignale, die von der licht-elektrischen Zelle an der einen Stelle ausgenommen werden, an der anderen Stelle iitSchallu m w andeln und durch ein Telephon hör bar machen. Wird z. B. der Durchgang eines Sternes durch den Meridian mit Hilfe einer licht-elektrischen Zelle kontrolliert, so entsteht im Augenblick des Durchgangs in der Zelle ein elektrischer Strom, der im selben Moment an der anderen Stelle als Lichtzeichcn oder als hörbarer Schall im Telephon vernommen werden kann. Man kann also die Sterne hören. Bis jetzt allerdings ist es noch nicht die berühmte Harmonie der Sphären, die man dabei zu hören bekommt, sondern lediglich drs prosa ische Summen der Telephonmembran, aber immerhin, die Sterne sind für uns nicht mehr bloß sichtbar, son dern auch hörbar geworden. Wie eine Prophetie hören sich daher die Anschauungen Goethes an. wenn er im zweiten Teil des Faust, im Beginn des ersten Aktes schreibt: „Ungeheures Getöse ver kündet das Herannahen der Sonne." Ariel: Horcht! horcht! dem Sturm der Horen? Tönend wird für Geistesohren Schon der neue Tag geboren. Felsentore knarren rasselnd Phöbus Näder rollen prasselnd; Welch Getöse bringt das Licht? Diese Dichterworte sind durch die licht-elektrische Zelle der Wirklichkeit entgegengeführt worden Neben diesen FöhNwinÄ Skizze von Marie Schein pp. WöhrenS 0er Nach! ward er Weststurin wie der wilde Jäger über die Dächer gelobt, aber der Morgen zeigte ein stilles Gesicht, uns Sie Lust war scipneichlerlsch lau wie im Frühling. Dabei schrieb man Februar, und Ser Schnee hatte wochenlang fest auf FelSern unS Wegen gelegen. Unü nun aus einmal schien alles heimlich venvcmdclt und vom F'.ost erlöst, als hielte Ser Winter die schwere Faust ein wenig geöffnet uno gönne der Erde befreites Atemholen. Draußen auf Ser Landstraße schritt der Kammerassessor Jobst Fabius Surch Sie Platanenallee, hatte Sen Kragenmantel aus geschlagen und sog Sen warmen Luftzug ein, Ser vom Westen her über Sie freigcfegten Aecker lief. — Sonnenlos der Tag. aber am Himmel hellflaumiges Gefieder milchweißer, silbergrouer Schas- wölkchen, die unaufhaltsam, rastlos fernen Ziele» zustrebten. Föhnstimmung. Lockendes Spiel von Luft, Wolken unü Winden uns jenem drängenden Etwas erfüllt, das Sie Men schen verheißungsvoll mit sehnsüchtiger Unruhe durchpulst. Jobst Fabius jedoch haßte das Grübeln unS Philosophieren der Seele, hatte abgetan damit und nannte es Schwäche des Geistes, Alt jungferngetue. Hart gegen sich selbst war er geworden. Verstrickt in Ser Zeiten Nöten unü Kargheit. Nun war 1812 zu End« ge gangen. und seit Jahren schon hatte man im Lande keinen freien Tag mehr gehabt. Jahr um Jahr verging in Arbeit und Fron vms tägliche Leben. Fast schon machte er sich Vorwürfe, saß er den Nachmittag hier draußen vertrödelte, anstatt sein vorgenom- menes Pensum Akte» fertig zu arbeiten. 'Aber mit einem Male war es ihm Sa drin in -er leeren Amtsstube am Markt zu enge, der Drang nach Luft und Bewegung so unwiderstehlich geworden, daß er die Arbeit zur Seite geschoben, dem Hunde gepfiffen hatte und herausgestürmt war, als ivartc Köstliches auf ihn, das sonst unwiederbringlich verloren. Und doch, wieviel nüchterner sah das in Wirklichkeit aus. ivas die spielende Phantasie in lujtgetränkten Farben gemalt! Nichts als Wiese», Acker und Feld. In der Ferne der dunkle Streifen der Wälder; Einsamkeit, Stille — Menschenleere. Nur jcnscils Ser Landstraße karrte schiverfällig ein Fuhrwerk. — Verstimmt, wie enttäuscht, bog er von der Chaussee ab. um auf dem seitlichen Feldweg zur Stadt zurückzukehren. Gehoi-sam folgte der Wolfshund dem Anruf und trottete, den klugen Kopf sichtend gehoben, neben seinem Herrn her. Dieser stattdessen hielt den Nacken gesenkt und ließ sen Blick am Boden haften. — Was kümmert es ihn, daß da drüben jenseits der Aecker aus dem Baumgespinst die Hellen Mauern von „Waldhe de" herübergrüßen. Sein Zauber ist gebrochen, seitdem die schöne Dorothee Danderland ihm sein Wort zurückgegeben unü inzmisäxen wohl längst eines anderen Hausfrau geworden. Hart eiyensinnig hatte sie ihn gescholten, weil er den Spitzbuben, windioen Franzosen, der ihr Tanzlehrer gewesen, aus -er idealen Leistungen des elektrischen Auges wollen wir noch eine rein irdische und praktische Anwendung davon be trachten, die von Jean Labadie geschildert wird: Auf Ku ba wird unsere Zeile mit dem Kaliumhäutchen benutzt, um die Z i ga r r e n z u sortieren. „Die Maschine prüft jede Zigarre vermittelst des licht-elektrischen Auges und ! ordnet sie. je nach der Farbe, in eine der dreißig Kate- ! gorien, welche seitdem die Tonleiter der Zigarren von ! den hellsten bis zu den dunkelsten enthält ein, während früher selbst die geübten Arbeiterinnen nur acht Katego rien unterscheiden konnten." — „Diese Einzelheit zeigt, das; das industrielle Auge bereits Tatsaclze geworden ist, und das; dieses neue Werkzeug verdiente, allgemeiner be kannt zu werden." Seitdem man von Kraftwerken und Ucberlandzen- tralen aus den elektrischen Strom über weite Lcmdstrek- ken verteilt, ist man genötigt, zu immer höheren und höhe ren Spannungen überzugehen, da der Widerstand des Leitungsnetzes mit seiner Länge zunimmt So hat man in den großen amerikanischen Bertriiungsnetzen bereits Spannungen von 250000 Volt. Bei Labornio- riumsversuchen. die die dortige Industrie unternehmen ließ, ist man schon bei zwei Millionen Volt angekommen. Wenn es also gelänge, den Widerstand der Leitungen herabzusetzen, so wäre es auch möglich, mit niederen Spannungen zu arbeiten und dadurch den Strom billig zu liefern. Gibt es ein solches Mittel? Ja, >.ber in der Praxis ist es noch nicht cingewendet. Es i>' bekannt, das; bei ganz tiefen Temperaturen der Widerstand eines elek- triichen Stromleiters nahezu gleich Null wird. Der kürz lich verstorbene Kamerlingb Onnes hat in seinem Kälte- I n st i t u t zu Leyden Versuche mit flüssigem Helium unternommen und gefunden, daß vei dieser tiefen Tempe ratur von minus 260 Grad der Widerstand eines elek trischen Leiters praktisch gleich Null war. Ist aber der Widerstand Null, so kann man zu einer unbegrenzten Voltzahl emporsteigcn. Man könnte daher, wie Labadie sagt, durch eine Nähnadel aus Stahl, ohne das; sie schmel zen würde, den Strom der vereinigten Niagara-Maschinen hindnrchleiten. Wenn daher die Anwendung der Elek trizität auf allen möglichen Gebieten eingeführt sein wird, von der Bestellung des Feldes bis zur Heizung der Klnb- räume. dann werden die Kraftwerke ganz andere Elek trizitätsmengen zu liefern haben, als heute. Plan wird daher die Leitungsdrähte inNöhren unterbringen, d i e durch flüssige Gase gekühlt sind, so daß der Strom ohne jeden Verlust bei beliebiger Voltzahl befördert werden kann. Das Licht legt in der Sekunde 300 000 Kilometer zurüch und braucht von der Sonne bis auf unsere Erde acht Minuten. Die nächste Sonne außerhalb unseres Son nensystems ist der Stern alpha Centauri am südlichen Him mel; sein Licht braucht vier Jahre sieben Monate und sechs Tage, um zu uns zu gelangen. Tie zweitnächste Sonne ist der Helle Stern Sirius, der auch in unseren Breiten sichtbar ist; er ist 8,75 Lichtjahre von uns entfernt. Ein Lichtjahr bedeutet demnach nicht eine Zeit, sondern eine und et den Stodi hatte weisen lassen. naä>dem er sich von seinen geheimen Spionagediensten überzeugt. Damals war es zwischen ihm un feiner Braut zu Auseinandersetzungen gekommen, die schließlich zum Bruä-e geführt hatten. Seitdem hatten sie sich nicht wie- dergesehcn. Zwei Jahre lagen darwischen. So oder anders — jetzt war es gut so und mochte so bleiben. Wenn cs erst losging — und man fühlte, daß etwas im Gange war. allerlei Gerüchte gingen um, seit Napoleons Armee vernichtet ihren jämmerlichen Rückzug angetrelen hatte —, marschierte sich's leichter, wenn daheim nicht Weib und Kind aus einen warteten. Und schon vom Persönlichen losgelöst, befand sich der Wandernde mitten im Vaterländischen -rin. Rüstig schritt er aus. Leise setzte die Früh- däinmsrung ein. verblaßte der Wolken Lichtheit zu grauen Schleiern. Der Hund jagte jetzt in großen Sprüngen voran, kehrte zurück uns fuhr dann bellend auf eine dunkle Masse los. die seitwärts ini Felde, nahe der Weggabelung sich undeutlich ab zeichnete. Fabius erkannte beim Nähcrkommcn eine angespannte Kulscrte, die schief geneigt am Grabenrande hing, während das eine Hinterrad am Boden lag Der Kammerassessor trat lang sam näher. Irgendwie kamen ihm Wagen und das Falben gespann bekannt vor. Aus dem Innern drang kläffendes Bellen heraus, und gleich daraus drängle sich ein winziger weißer Pint scher durch den halbosscncn Wagenschlag und fuhr zänkisch an ihm empor. „Minette, hierher!" Eine Frauenhand winkte, und aus dem hera-gelassenen Fenster sclzaute ein Antlitz, das Jobst einst zu gut gekannt, um jetzt den Fremden spielen zu können. Doch nur haaresbreit lüstete er den grauen Kastor und fragte dann höflich- gleichmüttg, als hätte man sich erst gestern oberflächlich getrennt: „Ein Radbruch?" „Eben das. Der Kuischer fubr zu kurz am Meilenstein vor über und holt jetzt Hilfe in Wal-Heide." — Auch hier ruhige Förmlichkeil. Knapp Frage wie Antwort. Nur Wolf hatte der alten Freundsämft »och nicht vergessen und schmiegte sich unter Dorothee Banderlands leis liebkosende Hand. Jobst blickte auf ihre schlanke Blässe und die ringlosen Finger, die über das dunkle Fell des Tieres strichen, gütig und schweigend, doch mit dann und wann einem kur-en Truck, der den Tierkops au sich drückte. Ihr Gesicht war wieder ins Wagendunkcl zurückgeglit- ien. — Jobst hätte nicht nötig gehabt, sich davon «bzuwende». Wortlos sah er über die blau verdämmerte Landschaft hin. Minute» schleppten. Traumlelchte Stille, in die nur der zärtlichv Ruf einer Meise klang. Und van „Waldhelde" her kuschle jetzt schivankeud, lautlos, wie ein Irrlicht, ein Lichtpünkt- chen über den Boden hin. „Das muß Franz und der Stalljunge sein"; sagte die Frauenstimme hinter Jobst Fabius. und ein Rauschen von seide nen Nöcken unü leichter Lawendeldust sagten ihm. daß das Fräu lein zu ihm getreten. Sogleich machte der Angercöete einen Schrtti zur Seite und griff nach dem Hute, als wolle er sich zum Gehen wenden. „Oh — Ihr wollt schon gehen, bleibt nach ein wenig, gleich werden sie hier sein." Sie sagle es ängstlich erschrocken. „Seit wann ist das Fräulein Banderland so furchtsam ae> worden?" kragte er spöttisch zurück. Entfernung, und zwar gleich 9460 Milliarden Kilometer. Ter Polarstern ist 46,5 Lichtjahre entfernt. Wenn daher im Jahre 1927 ein 46jähriger Mensch t en Polo stcrn be trachtet, so sieht er ihn so, wie er zu seiner Geburtssruuoe war, denn jetzt erst trifft das Licht auf der Erde ein, das vor 46 Jahren voin Polarstern abging. Noch viel weiter sind aber jene Weltinseln entfernt, die uns ats Wol ken und Nebel erscheinen. Die Entfernung der kleinen Magellansclzen Wolke am südlichen Himmel wird aus 100 600 Lichtjahre geschätzt. Nun hat aber kürzlich aus dem Haward-Observatoriüm der Astronom Howard Shap- ley mit Hilfe der photographischen Platts eine neue Wel- teuinsel im Sternbild des Bogenschützen entdeckt, die nur als ganz schwacher Schimmer erscheint. Nach Shapley liegt dieses neue Universum weit jenseits der bisherigen Sternenwelt in einer Entfernung von etwa einer Million Lichtjahre, also viermal weiter als alle bisher bekannten Entfernungen in unserem Weltgebäude. Die neu entdeck ten Sterne werden katalogisiert, so wie bei uns neu ge borene Erdenbürger auf dem Standesamt eingetragen werden. Die neue Welt ist eingetragen als N. VT C. 6822 und gleicht den Magellanschen Wolken, nur daß sie kleiner ist. Eine Million Lichtjahre, und noch ist kein Ende ab- zusehen. Tanz ums Keiliglum Bon Hans Winter. Bei allen Kulturvölkern des Altertum» war der Tanz bei den heiligen Zeremonien anzutreffon. Mit Tän zen verehrten die alten Inder die ausgehende Sonne, mit solchen feierten die Acgypter den Galt Osiris, und die Perser brachten ihrem Mithra auf gleiche Weise Huldigungen dar. Bei Grie chen und Römern lraten sogar Priester selbst als Tänzer auf, und auch die Bibel spricht davon, daß David um die Bundesladr gelanzt sei. Unsere eigenen Vorfahren, oie alten Germanen, mach ten es auch nicht anders, denn sic zündeten bekanntlich an ge wissen Tagen des Jahres Freudenfeuer an und tanzten zu Ehren der Götter um sie herum. Die christliche Kirche war zu jeder Zeit duldsam genug, um ererbte beliebte Bräuche, sofern sie ihrer Moral nicht wiederliefen. dem Volke nicht rauben zu wollen und begnügte sich vielfach damit, sie einfach aus christliche Festlage zu verlegen und ihren Sinn zu ändern. Im Christentum selbst war der Tanz auch seit altersher üblich. Tan'enö, als ginge es zum Hochzeitsfeste, ging die heilige Blandina in die Arena, wo sie den wilden Tieren vorgeworfen wurde. Die Tänze der ersten Christen ivaren durchaus ehrbar, voll Zucht u»ü Ordnung. Die Städte, in welchen Bischöfe sich aul- hicllcn. waren die bevorzugten Scl)aup!ätze derselben. Die oft aus großer Entfernung zusammengeströmten Christen zogen tanzend zu de» Gräbern der Märtyrer, um sie zu ehren. Aber immer tanzten bei diesen Gelegenheiten nur Männer mit Männern und Frauen mit Frauen. Der Spott der Helden. welck>e diese kirZz» llchen Tänze traurige Feste nannten, änderte ihren frommen Sinn nicht. Viele von den ehrwürdigen Kirchentänzen haben sich Iahr- hunoerte lang erhalten. Zu einem der ältesten Festtänze zählte der am 24, Juni übliäie Sa n k t I o ha n n e s 1 a n z. Die Ju gend der Dörfer entfachte Feuer, um die singend und tanzend gesprungen wurde. In Frankreich tanzte man am Feste de» heijige» Martials in den ihm geweihten Kirchen einen R»"-d- ianz und sang Psalmen dazu, um am Schlüsse von jedem di« Worte: „Heiliger Martial, bitte für uns, wir tanzen für dich", auszuruscn. In Dcsancon erhielten dl« Tänzer dafür Wein und Acpsel Einer der sonderbarste» kirchlichen Tänze, der sich aus der »och älteren Sitte des weihnachtlichen Kindclwicgcns ent wickelte. war der sogenannte P o m w i tz e l ta n z. Ms näm. „Die Franzosen im Land — Marodeurs —", cs klang hilf los, wie verweht, zu ihm I>erauf. „Ah — die Franzosen — sieh an. ich dachte doch ..." Er brach ab. bitteren Sarkasmus im Ton, Es ging doch nicht so leicht mii der fremden Gleichgültigkeit. Auch jetzt noch, wie einst, fühlte er sich zu heißer Selbstbehauptung geneigt, gleich damals, als er of! dachte, sie spotte heimlich seiner Leidenschaft und genieße gern die Uebcrlegenhelt ihres kühleren Seins. — Fast brüsk wandte er sich ihr entgegen, irgend etwas Päses auf der Zunge, das dann -doch ungesagt blieb, als er das schöne blü« hende Mädchengeslchl von ehedem so schmal und ernsl nacl-denk- llch fand Oder machte das nur der Schein des Vollmondes. Ser jetzt im Osten aufaestiegen. Leben und Blut zu farbloser Malt- heil verwischte? Doch aus dem Karneol an ihrem Hals schlug er feurige Blitze. „So lange du ihn trügst, gehörst du mir", hatte er ernst gesagt, als er ihr das Kleinod umjegte, und — „so lange ich ihn trage, mußt du mich lieben", hatte ihre eigen: siegessichere Antwort gelautet. Dachte sie wohl jetzt daran, daß sie so schnell den geöffneten Pelz mit der Linken zusammen'og? Sie erschauerte, trotz der weichen Luft, sie wie eine warme Welle sie zärtlich umspielte. — Langsam, immer näher hüpfte der Laterne Flock ersähe in. Stimme» erklangen. Da packte sie cs mit drängender Sehnsucht, die Minute» zu länger». Irgendwie ihn zu halten, den sie nimmer vergessen konnte. Noch äugen, blickslang an ihre Seite zu fesseln. So sagte sie schnell halblaut und atembcengt: „Wißt Ihr cs schon, der König soll überredet worden sein. Napoleon den Krieg zu erklären, und einige Korps —" flüsternd dämpfte sie die Stimme, „sollen schon kriegs bereit sein " Sie hatte cs gesagt, in dem instinktiven Gesühl, ihn mit dieser Nachricht zu überraschen, zu fessein. wenigstens auf Augenblicke noch neben sich sestzuhalten. Jetzt sah sie. daß sie recht getan. Lebhaft interessiert bog Fäbius sich zu ihr: „Und woher wißt Ihr das letzere — woher stammt die Nach richt. sagt doch. Darette." Von der guten Botschaft gefangen, hotte er univillkürlich die alte Anrede gebraucht. Beglückt gewahrte sie es, ivor schnell mit der Antwort bereit. Mein Bruder kam gestern aus dem Hauptquartier und kann es Ihnen bestätigen." Jobst Falb ins' Augen forschten prü fend in dem schönen, wie bittend ihm zugewandten Gesicht, ehe er langsam betonte: „Und das Fräulein Dorette. aus wessen Seite steht sie diesmal, ivenn cs gegen den Franzosen geht?" „Da. wo sie immer gestanden hat. auf des Jobst Fabius seiner", gab sie zurück. Und diesmal Klang es bestimmt und zu- »ersichtlich, während sie wie eilig an den Wagen zurückging, wo ihre Leute schon mit großem Gehämmer das Rad zu befestigen begonnen hatten. Und nachher, als schon die Pscrde elvi, an- zogen, tat Jobst, nochmals an den Wagcnschlag lretend. die zrveile bedeutungsvolle Frage: „Wind das Fräulein Darelle morgen zu Hause sein, wenn ich zu fragen komme, was sie sonst noch Gün- stiges zu melden weiß?" Diesmal erhielt er zwar keine Antwort, aber war es nicht gewesen, als habe sekundenlang eine erglühende Mädchen,van ge aus seiner Rechten gelegen? Langsam und doch federnd schritt Jobst Fabius zur Stadt zurück, barhäuptig und hingegeben dem zärtlichen Westwind, der chm wie Frauenhande icher die Stirn strich