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Miltwoch, den 7. Juli 1926 Nr. 149: Seite 8 König „Verkehr" Man hüte sich, diesem Problem nachzusinnen. Vor allen Duisicii nicht aus „Verkehrsstratzen erster Ordnung". Sonst ist man schon halb unter den Nädern. Kommst ou aber zufällig mit dem Leben davon, dann hagelt es Fläche libcr Flüche. Zur Landknechtszeit beschimpfte man so die Pferde. Heute, da das Pferd berufslos geworden ist, müssen die armen Menschen herhalten. Unsere Welt ist zu nervös geworden. Ich freue mich diebisch auf den 15. Juli. Nicht etwa deshalb, weil dann für andere Leute die Ferien losgehen, oder gar, weil an diesem Tage der Monat geteilt werden soll. Aber etwas Größeres steht uns bevor. Wenn der Dresdner an diesem Morgen aufstehen wird, dann ist seine Vaterstadt über Nacht „stark reaktionär" geworden. Dann ist nämlich der alte Kastengeist, der angeblich gesünderen An schauungen Platz gemacht haben sollte, sogar an allen Straßenecken von einiger Bedeutung öffentlich dokumentiert. An die Straßen, die sich besonders „verdient" gemacht haben, (durch Verminderung der Einwohnerzahl Deutschlands näm lich) werden nämlich Ordensnuszeichnungen in Form von giftigen Pfeilen verliehen. ES gibt da Orden 1. Klasse, 2. Klasse und sogenannte „Einbahnvrden". Die mit ihnen Ausgezeichneten werden in eine» neuen Adelsstand versetzt und genießen außerordentliche ostelbische Vorrechte. Sie brauchen es nicht mehr zu dulden, daß einfache Proletarier mit Fahrrädern ihr Pilaster „ruinieren", oder daß die wilde Jugend mit Rollern auf ihnen lang saust. Oh, ich fürchte, es wird viele schwache Menschen geben, die sich in diesen neuen Obrigkeitsstaat, den der Verkehr als ungekrönter König regiert, nicht zu recht finden werden. Und das wird schlimm. Denn die Polizei dieses Verkehrs staates hat den Bleistift schon gespitzt. Und dann heißt es nur noch, wenn wir uns widersetzen: „Komm' se »lit, uf- geschrieb'n sin se schon!" Wenn Schiller das geahnt hätte, dann hätte er die Ordnung nie heilig gesprochen! Nun aber läßt sich daran nichts mehr Andern. Bruder Mensch, ergib dich in dein Schicksal und beginne unverzüglich, die neue Verkehrsord- nung auswendig zu lernen. Sonst ist cs am >5. Juli zu spät und es erscheint sofort der Nachtrag zur Verkehrsord- »ung, den man bisher menschenliebenderweise noch unter drückt hat, daß jeder Fußgänger mit dem Gummiknüppel die neuen Vorschriften gelehrt bekommen soll. Daß die Verkehrsordnung nötig ist, wird man ja zugeben müssen. Vor allen Dingen wenn man öfter in der Siraßenbah» fährt. Dieses Gedränge i» der Elektrischen ist längst polizeiwidrig. Und dieses Warten an den Haltestel len. vor allem wen» inan es sehr eilig zur Vogelwiese hat nicht minder. Wenn die Polizei hier einmal eingreifen würde, oder vielleicht besser die Feuerwehr, die doch das Schnellfahren versteht, sie könnte sich ein unvergängliches Verdienst erwerben. Sie könnte die Einwohner der säch sischen Landeshauptstadt von der üblen Nachrede befreien, daß sie ihre Zeit gestohlen hätten. So weit geht unser Ehrgeiz noch nicht ganz. I u ck e n a ck. Dresden Die Rosenson-erschau -er Garlenbau- Ausskettmig Innerhalb der festlichen Veranstaltungen, die unter dem Namen „Dresden im Juli 1926" in Gemeinschaft mit den Staats- theatern und der Iahrcsscha» bis zum 18. Juli veranstaltet werde», fällt in der Zeit vom 19. bi 18. In.li die erste Rosen- schau der Gar ten ba u-A» st e l l u n g. Rosenzüchter aus allen Teilen des Reiches werden hierzu ihre schönsten Rosen blumen ausstellen. Die Vorführung der vielen Rascnkiassen und Rosensorten, angesangen von den bekannten und bewährten bis zu den neuesten Züchtungen, wird in mannigfaltigster Form erfolgen. Die große Halle, die inan nach Durchschreiten der Eingangshalle an der Stübelallee betritt, soll die ungeheure Zahl blühender Rosen zu einer großen dekorativen Tesamtwir- krmg vereinigen. Die Mitte nimmt ein Rosenparterre ein, des sen Form durch Zusammenfassung besonders hierzu geeigneter Nosensorteii farbig betont wird, und deren Steigerung in einer zentralen Gruppierung erfolgt. Die seitlichen Rabatte» werden gleichfalls nach FarbeniLeen mit roten, rosa und weißen Rosen besetzt. Ein hoher dunkler Rahmen aus Tannengriin. unter brochen durch Pfeiler und Portale, wird das Ganze umschließen und im Verein mit schönen Plastiken und Basen zu einer ästhe tischen Gesamtwirkung steigern. In einer weiteren Halle werden Tausende von langstieligen Schnittrosen in säst allen beachtens werten Sorten sich aneinanderreihen. Hier wird es dein Besucher gleichzeitig ermöglicht, eingehende Sortenstudien zu machen, eine Gelegenheit, die kein Gartenbesitzer und Nosenfreund versäu men wird. In der großen Halle, die anläßlich der zweiten Son- derschnu den Wohnrüumen Vorbehalten war, untersteht diesmal alles der Leitidee: Die Rose im Heim. Gerade die Frau wird sich für die reizvollen Tischdckorationen, für die Vorbild- „Turan-ol" von Pueeini (Schluß). Ein besonderer Vorteil dieses lyrischen Dramas muß aber in das gebührende Licht gerückt werden. Man bekommt nach der Flut des atonalen Wustes der letzten Jahre wieder einmal melodische Harmonie» zu hören. Nichts verletzt und zersetzt die Gehörsnerven. Die lind jene melodische Stelle trägt man auch mit fort.' Sie hat sich im Gedächtnisse festgesetzt und behauptet sich in angenehmer Erinnerung. Bedarf es daher Verwunderung, wenn unmittelbar nach dem ersten Aufzuge begeisterter Beifall einsetzt? War es nicht nur eine Bestätigung dafür, daß man der längst entbehrten Melodie mit Sehnsucht geharrt hatte? Freilich taten auch die Bühnenbilder das ihre. Der äußer liche Prunk der großen Oper, der Reiz des Landes der Sonne, das ganze chinesische Milieu. Märchenstimmung, der Zauber längst vergangener Zeiten übte» ihren unwiderstehlichen Zwang aus. Und nicht zuletzt die Aufführung selbst. Unsere Oper hatte wieder einmal einen großen Tag. der an vergangene Zeiten erinnerte. Man hört zwar nicht gern von vergangenen Zeiten. Es ist jetzt nicht anders geworden So behauptet man wenigstens. Es muß doch aber nicht an dem sein. Sonst wurde nicht von allen Seiten das Echo anderer Meinungen kommen. Schade nur, daß vier Gäste den Premierenerfolg mit herbeiführtcn. Kurt Taucher war gezwungen, krankheitshalber von der Mitwirkung abzuschen, obwohl er die Partie des Kalaf vollkommen beherrschte. Ein Glücksumstand war es daher, daß Richard Tauber in Dresden sich aufhält. Am 80. Juni abends übernahm er die Partie. Am folgenden Tage hatte er die erste Stuüierprobc. Mit zwei Orchestcrproben, deren eine die Haupt probe mar. bewältigte er die umfangreiche Aufgabe. Ein neuer Beweis für die Musikalität dieses erstklassigen Künstlers. Sein Kalos war eine Meisterleistling ersten Ranges. Der große Erfolg ist ihm in der Hauptsache zu verdanken. Die ungarische Sängerin Anne Noselle stand ihm als Turandot ebenbürtig zur Seite. Diese leuchtende Stimme beherrschte die außer gewöhnlich hochlicgendc Partie mit fabelhafter Leichtigkeit. Kein, Sour von Ermüdung war zu hören. Das zarte, mimosen- Drcsden, 0. Juli. Die gestrige Sitzung des Landtages begann mit der Be ratung des kommunistischen Antrages aus Aushebung der Straf verfolgung und Verhaftung des Abg. Böttcher (Komm ). — Mbg. Grindel (DN.) widerspricht dem kommunistischen Anträge aus Schlußberatung und verlangt Ucberiveisung an den Rechts ausschuß. Es folgt die Beratung Uber den Gesetzentwurf über die Aufhebung von Behörden der coangelisch-lutheris-hen Landeskirche. Abg. Hick mann (DVP.)i Diese Vorlage sehe davon ab, die Frage der Abfindung der Kirche zu regeln, aber sie stelle im merhin einen Fortschritt dar. Der 8 2, der festsetze, daß durch die Aufhebung des evangelisch-lutherischen Landeskonsisto riums der Kreishauptmannschaft Bautzen als Konsilslorialbehörde und der Kircheninspcktionen die Verpflichtungen des Staates gegenüber der Kirche nicht berührt werden, zeige den einzig möglichen Weg, der auf dem Boden der Neichsversassung mög lich sei. Die Vorlage sei unbedenklich und er beantrage ihre Ueberweisung an den Nechtsausschuß. — Abg. Wehrmann (Dein.): Auch seine Partei sehe das Gesetz als ersten Schritt der Auseinandersetzung zwischen Staat und Kirche an. — Abg. S iege r t (DN.)i Trotz mancher Bedenken würden seine Freun de der Vorlage zustimmen, da in der Begründung ausdrücklich gesagt iverde, das Gesetz solle beiden Teilen, dem Staate und der Kirche dienen. — Abg. Siewert (Komm.): Seine Partei sehe in der Vorlage einen Versuch, eine Auseinandersetzung mit der Kirche herbeizuführen. Für die Aufhebung der kirch lichen Behörden würden seine Freunde stimmen, nicht aber für irgendwelche Entschädigungen der Kirche. — Abg. Bethke (A. Soz.s: Seine Freunde würden der Vorlage zustimmen, weil sie einen Rechtszustand herbeisühren ivollc. — Abg. Wecke! (L.- Soz.) erklärt, die schnelle Arbeit über eine solche Vorlage könne seine Partei nicht mitmachen. — Die Vorlage geht an den Rechtsausschuß. — Ferner steht zur Beratung der Gesetzentwurf über den Verkehr mit Grundstücken (Grundstücksvcrkehrsgesetz). Ministerialrat Dr. Kittel begründet die Vorlage. Der Anregung, auch für Sachsen das Bodensperr gesetz aufzuheben, vermöge die Regierung nicht stattzugeben, da sie das gemeindlich« Vorkaufsrecht als ein gesetzliches Mittel zur Durchführung der Gemeindebodenpolitik betrachte. Da die Aus übung des Vorkaufsrechts in erster Linie den Interessen einer gesunden Bodenpolitik dienen solle, sei dos im geltenden Gesetz bestehende Vorkaufsrecht für bebauten Grundbesitz beseitigt und den Gemeinden lediglich ein Vorkaufsrecht für den unbebauten Boden eingeräumt worden. Abg. Dr. Weigel (Dem.): Die Vorlage bringe eine kleine Besserung gegenüber dem bestehenden Rechtszustande, besonders liehe Anwendung der Rose» bei den verschiedensten Anlässen innerhalb ihres Bereiches interessieren. Nicht minder starke An ziehungskraft wird das herrliche Frühobst. Kirschen. Pfirsiche und Beerenobst, das je nach der Größe der Früchts in zierlichen Körbchen zur Ausstellung gelangt, ans alle Kreise der Bevöl kerung ausüben. Diese Erzeugnisse des heimische» Gartenbaues leiten dann hinüber zu der Halle mit Frühgemüse, die wiederum neben einer Reihe von Ausstellern, insbesondere der Gärtnerverein van Dresden und Umgebung, in bekannter her vorragender Qualität zeigen wird Die Schönheit all der vor genannten Blumen und Früchte wird in erfreulicher Weise leb haft ergänzt durch Blumen, die in Gewächshäusern gezogen sind und durch andere, die entsprechend ihrer Blütezeit im Kreislauf des Jahres gerade im Juli die Gärten zieren. Diese dritte Sonderschau, an deren Fertigstellung intensiv gearbeitet wird, wird nicht nur den vorhergehenden Sonder- schauen nicht nachstehen, sondern vielmehr zum Höhepunkt der diesjährigen Ga r t e n b a u - A » s st e l! u n g über haupt überleite». Die Rose, die Königin der Blumen, soll mit Recht auf der diesjährigen Gartenbau-Ausstellung ihre höchsten Triumphe feiern. Ein fühlbarer Denkzettel Einen Monak Gefängnis für eine Beleidigung Dresden, 6. Juli. Ein Beleid:g»ngSprvzcß mit poli tischem Hintergründe kam vor dem Schöffengericht Dresden zur Verhandlung. Die Anklage war erhoben worden gegen den aus Wittstock gebürtigen vierzigjährigen Zsoilingeisteur Helmut!) Julius Hermann Staffehl, der beschuldigt wurde, den sächsische» Minister des Innern Müller be leidigt und in Beziehung auf ihn nicht erweislich wahre Tatsachen behauptet zu habe», Vergehen nach den 88 185, 186 StGB. Staffehl bezeichnet«! sich als Preise- und Prv- Pngandaleiter der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiter partei. Die Ortsgruppe Dresden der N.S.D.A.P. hielt am hafte Wesen traf Julia Nöhler recht gut. Der vierte Gast war Issai Dvbrviven als Spielleiter. Auch er trug zum Erfolge bei. wenn man wohl hier und da Auslvckernng der zere moniellen Starrheit erwünscht hätte. Am besten gelungen waren die Vvlksszenen im ersten Aufzuge. Allerdings erinnerten sie stark an „Boris Godnnow", weiche Oper er auch kci uns insze niert har. Sehr ergötzlich war die Maskenkomödie des Ping, Pang, Pong durch Paul Schöfsier, Heinrich T e sz m e r und Otto Sieg m n n d. In kleineren Rollen bewährten Waldemar Staegemann, Willi Bader und Ludwig Ermold ihren längst anerkannten Rns. Die durch Karl Pembaur einstu- dierten Chöre klangen prächtig. Leoni,ard Fanto und Max Hasait hatten für eine prunkhaste Bühnenaufmachung Sorge getragen. Ich muß allerdings sagen, daß in der .Hauptprobe die Bühnenbilder vom Parkett aus auf mich eine viel bedeutendere Einwirkung halten. Echo» :m zweiten Range wird die Wirkung beeinträchtigt, da von den Bauten in der Höhe zu viel verloren geht. Fritz Busch, der meisterliche Führer der Puccinischen Partitur, ließ die ganze Farbenpracht der Turandatmusik auf- lcuchten. Unsere Kapelle erweckte in voller Größe das Gefühl: Dresden mnsz mit besonderem Stolz auf dieses Orchester blicken. Die Begeisterung schlug hohe Wogen. Man feierte die Dar steller und alle Spitzen in herzlichster Weise. Wie lange der Beifall anhielt, weiß ich nicht. Das eine aber, daß ich bereits schon im Kassciiraum war, als im Inneren immer noch stürmisch nach den Mitwirkenden gerufen wurde. Otto Hollstein. Freilichtbühne Großsedlitz. Die gestrige Premiere hatte nun einmal, von einigen Regenschauern abgesehen, gutes Wet ter, Es war beinah zuviel davon. Die knallige Hitze hieß das zahlreich erschienene Publikum das — leider viel zu weit vom ZuselMierranm entfernte — Erfrischungszclt in den Pansen stür men. Man gab „Die goldene Eva", das liebenswürdige Augsburger Lustspiel des Wieners Franz v. Schönthan und des Dresdner Intendanzrots v. Koppel-Ellseid. Es ist an dieser Stelle bereits der ganz vorzüglichen Spielleitung Max Zistels gedacht worden, der sich aus Dilettanten eine Spielgemeinschast erzogen hat, die tatsächlich etwas kann. Einige Rollen waren so besetzt, daß mir Ziveifel kamen, ob ihre Vertreter wirklich Dilettanten sein könnten. Auf meine Erkundigung erfuhr ich. da sie mit der Genehmigungspfiicht aufräume uns oas Vor. kaussrecht auf unbebaute Grundstücke beschränke. Das werde der Förderung des Siedelungswesens dienen. Verschiedene Un klarheiten der Vorlage müßten im Nechtsausschuß aufgeklärt werden. Bedenklich sei 8 15, der es verhindere, daß ein für Siedelungszwecke gekauftes Grundstück nätigensails mit indu striellen Anlagen bebaut werde. Dadurch werde die industriell- Entwickelung der Gemeinden unterbunden. Abg. Dr. Beutler (DN.: Seine Freunde müßten sich mit der Vorlage „absinden". da nichts Besseres vorliege, sie wür den aber an ihr im Ausschuß Kritik üben. — Abg. Bet Hk« (A. Soz.): Seiner Partei salle es schwer, sich mit dieser Vor lage z» besreunden. Gegen einige Bestimmungen des Gesetzes haben wir ernsteste Bedenken. Angesichts des Umstandes, daß das Reich die Materie zu regeln beabsichtige, dürste es zweck lose Arbeit sein, die man verrichten ivollc. Dann wird einstimmig Ueberweisung an den Ausschuß be schlossen. — Die Errichtung des Deutschen Hygiene-Museums in Dresden steht alsdann zur Debatte. Der Kommunist Lieberasch bekämpf« die Einstellung, „da man mit derartigen Ausstellungen nur den hygienische» Abbau verschleiern wolle". Zum Berichterstatter wird Abg. K u n tz s ch bestellt. Die Frage des Waldfriedhoses der Stadt Dresden und der Verkauf einer Fläche der jungen Heide für diesen Zweck findet wenig Zustimmung Aus jeden Fall wird die Prüfung der von verschiedenen Seiten vvrgcbrachlen Be denke» gegen diese Anlage verlangt und Ueberweisung an den Hanshaltsausschuß B beschlossen. Endlich kommt noch ein bedeutsamer Punkt der Tagesord. nung, die Besoldung der akademisch vorgrbildeten Volks- und Be rufsschullehrer zur Aussprache. Abg. Grell m a » n (Dnat.) wendet sich gegen die Vorlage und fragt die Negierung, ob sie das vorgeschlagen« Gesetz bei der gegenwärtigen Finanzlage des Staates v e r ant worten k ö n n e. Ebenso bezeichnet Abg. Hickmann (DVP.) die akademische Lehrerbildung vorläufig noch für einen Versuch, der zu einer alnvartenden Stellungnahme zwinge. Den in Frage kommenden Lehrkräften könne man das ihnen zukommende Ein kommen vorläufig auf dem Wege der persönlichen Zu lage gewähren. Die Linksparteien setze» sich für die Vorlage ein und beschließen: gegen die Stimmen der Dentschnationalen und der Volkspartei Ueberweisung an den Besold nngs- auss ch u ß. Schließlich wnvdc das Etatskapitel Polizei, das von der leisten Sitzung zurückgestellt mar, mit den Mehrheitsanträgen an- genommen, Schluß der Sitzung 4.25 Uhr. Nächste Sitzung heute Dienstag mittag 1 Uhr. 24. Februar ikre Gencralmitgliedervcrsammlung ab. Im Anschluß an das Redeverbot Hitlers in Sachsen hatte Staffehl eine Entschließung ausgearbciret und diese auch gleich persandsertig gemacht zur Veröffentlichung in einigen Zeitungen. Wegen der sehr reichhaltigen Tages ordnung und infolge der vorgerückten Stunde konnte über jene Entschließung nicht mehr verhandelt werde». Trotzdem hatte der Angeklagte jene verfaßte aber nicht zur Annahme gelangte Entschließung an den Innenminister Müller und weiter auch an den bayrischen Ministerpräsidenten Held ge schickt. Diese Entschließung enthält eine Reihe von Be/ keidigungen. Strafantrag halte Innenminister Müller persönlich gestellt. Der Vertreter der Anklage svrderte die Bestrafung Sraffehls mit Gefängnis. Die selbstverfaßte und nicht be schlossene Entschließung enthalte unverkennbar schwere Be leidigungen, die durch eine Geldstrafe nicht geahndet werde/ könnten. Das Schvssengericht unter Vorsitz des Amtsgerichrs- direktors Dr. Fuchs verurteilte den Angeklagten wegen formaler Beleidigung nach 8 185 StGB, zu einem M v- ii at G e s ä n g ii i s, In der Begründung hierzu wurde nuS- geführt, daß es sich !m vorliegenden Falle uni gröbliche Be leidigungen gehandelt, begangen in einer Hikiöpfigkeit, die nicht mit einer Geldstrafe geahndet werden konnten. Der Angeklagte will gegen das Urteil Berufung einlegen Die Erhebung in der EkMerbsloseniiirsorge Der öffentliche Arbeitsnachweis erläßt folgende Be kanntmachung: Zur Durchführung der gesetzlich ungeordneten Erhebung in der Erwerbslosenfürsorge gehen den Arbeitgebern in den nächsten Togen Vordrucke zu, die unbedingt bis znm 20. Juli 1926 aitsgesnltt an de» öffentlichen Arbeitsnachweis stirnckzusenden sind. Für jede» Arbeitnehmer, der daß das ganze Ensemble aus srieolichen Bürgern ans Pirna und Heidenau bestehe. Dann Hut ab vor diesen Liebhaberkünst lern! Ich kenne Herr» Zistel nicht, spüre aber ganz deutlich, weiche Arbeit dieser Theaterdircktor im Nebenamt — ge leistet hat, wie er seine Darsteller sprechen lenste (manche über treiben zwar das Dramatische „r" ein wenig, aber sie haben es!) und die Dialektremlstüt — das schwerste Stück Arbeit im meiß- nisch-elkischen Sprachgebiet! — ist bis auf kleine Rückstüle fast völlig erreicht. Frau Lena Zihc> ng irwr die nach dem Hoch adel auslugende Goldschmiedin. Die Natur hat ihr die erfor derlichen Vorzüge Zugeteilt. Aber sie kann auch etwas. Sie Itzibe ich vor meiner Erkundigung für eine routinierte Schau spielerin gelösten. Die liebreizende Trotzkopfin kann man nicht besser geben. Ebenso trifft ihr Liebhaber, der Gesell Peter (Herr Luziga) ins Schwarze. Diese beiden Darsteller spra chen übrigens die Verse äußerst gewandt und wirksam. Lies Schulze gab allerliand Feines in der Charakteristik der hei- ratswütigen allen Jungfer. Auch Sie komischen Rollen nwren bei Mar' Pfützne r und Wolter T i tz e in guten Händen, und in den kleinen Rollen sah man von Lanny Klein- st ai, bc r, Paul M e s ch k e und Helm»! Ma y recht Erireuliches. Freundlicher Applaus lohnte die Spielsrendigkeit der Beteilig ten. Zck. X Der Obcrlausitzer Mannerchor ans Ncugersdors i. Sa. wird der Stadt Dresden im Oktober einen Besuch abitaiten und unter Leitung seines Chormeisters Erich Hüüe in: Vereins-Haus ein Konzert geben. Dem Obcrlausitzer Männerchor geht ei» aus gezeichneter Ruf voraus. Chormeister Hülle ist ein bewährter Führer der kunstbegeisterten Süngerschar. X Der erste Katholisck)« Kirchenmusiker-Konqreß, der i» den Tagen vom 12.—15. September in Essen staltsindet, verspricht auch nach der kirchenmusik-pädagogische» Seile hin de» Anforde rungen der Zeit gerecht zu werden. Es sollen für den Kreis der eigentlichen Kirchenmusiker sechs instruktive Vorträge über wich- tige aktuelle Fragen gehalten werden. Der Kongreßleiliing ist es gelungen, für die Behandlung des gregorianischen Chorals und seiner Praxis den Bcnediktinermänch Pater Mickxwlis Witowski aus Gerleve bei Evesfeld zu gewinnen, lieber pmlrtische Stimmbildungs-Methode wird der i» diesem Fache be sonders gut orientierte Domkapellmeister Professor I. Mök»