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Nummer 174 —26. Jahrgang -mal wöch. ««rugsprei» für Juli S.00 Mk. einschl. vestellgew. «nzelg«npreise: Die laefp. Petit^Ile Stellengesuche SV Die Petttreklamezetle. 89 Milli meter breit, 1 ^l. Offertengebühren für Selbstabholer 20 bei Uebersendung durch die Post außerdem Portozuschlag. Einzel-Nr. 1V Sonntags-Nr, 20 L. Veschästlicher Teil: Artur Lenz in Dresden- SSickMe Sonnabend. > den 30. Juli 1927 ewalt erlischt lebe Berpflichtun» Erfüllung o. Anzeigenaufträgen ' Ft, - - Im Falle höherer Gewalt auf Lieferung sowie Crfül u. Leistung v Schadenersatz. Für undeutl. u. d. Fern ruf Ubermitt. Anzeigen übernehmen wir keine Ver antwortung. Unverlangt eingesandte u. m. Rückporto nicht versehene Manuskripte werd. nicht ausbewahrt. Sprechstunde der Redaktion 2—3 Uhr nachmittags Hauptschristleiter: Dr. G. Desezpk. Dresden volmeiümg t0eschäs«ösle»e, DrutI ».Perlon: lrermanla. A.<>S. lürNcilogimd Druck-recHilioleDrec-di-n, Dresden.«, l. Polierftrnt-.e 17. gcr»»»2l0is. loft'checkloiilo Dresden r7us, Bonllonio: Stadtbanr DreSdrn Nr. üI7lv Für christliche Politik und Kultur Redaktion der Eächslschea lvolkszettuua Drcsdeu-Allstodt 1. PoUe,strotze 17. Fernrui Mit »,,d »>0I2. ö' Wrills wirWaflliche Znkunsk. Sk e u e Weltwirtschafts-Problem«. Von kbmund Kleinschmitt. Schanghai, im Inn». Seit vaw zwei Menschenaltern kämpfen die Groß mächte um das wirtschaftliche China, um 400 Millionen Menschen als mögliche Käufer europäischer Industrie- Produkte, um das Recht, die reichen Bodenschätze des europagroßen chinesischen Reiches Kapitalistisch verwerten 'u dürfen. Sie .ämpfen um Rechte und Einrichtungen, die ie für nötig hielten, das Kapital und die Verzinsung des Kapitals zu sichern, das man gern und willig in diesem wirtschaftlich zukunftsträchtigen Riesenreich von Menschen und Land anzulegen bereit war. Die alten politischen Mittel dieses Kamp fes sind heute verbraucht. Bald werden Exterritorialität, Zollkontrolle, Eisenbahn- und Post-Aufsicht vom chinesi- 'chen Boden verschwunden sein. Doch jene alten Methoden lud nicht nur verbraucht; sie haben auch ihre Mission er füllt. Vorbei ist jener Geist, der aus der Antwortnote des Kaisers Tschin Lung sprach, die er 1793 dem englischen Ge- sandten auf dessen Gesuch um erweiterte Handelserlaub nis mit auf den Weg gab, und in der die stolzen Worte standen: „Unser himmlisches Reich besitzt alle Dinge in üppigem Aeberflug, und ihm mangelt nichts innerhalb seiner Grenzen. Deshalb besteht kein Bedürfnis, die Waren , fü schränkte Handel, der bisher erlaubt war. bestehen bleiben." Heute hat die Trägerin des neuen Ratio- nalismus, die Kuomintang-Partei, „Entwick lung der Industrie", ja sogar „Benutzung fremder Kapi talien" in ihrem Programm stehen und die chinesischen Kaufleute haben in den letzten 15 Jahren des politischen Chaos eine solche Zähigkeit m dem Bestreben bewiesen, die eigenen Produkte gegen die Waren fremder Barbaren aus- sutauschen» daß der chinesische Außenhandel sich eit der Zeit vor dem Kriege mehr als verdoppelt hat, und ich in den letzten Jahren trotz äußerster Ungunst aller politischen Verhältnisse zähe auf der Höhe von etwas über 6 Milliarden Goldmark behauptet (etwa ein Viertel des deutschen Außenhandels). Und dabei wird China nicht stehen bleiben. Wenn die nunmehr angeregte technisch-unternehmerische Geistigkeit das ganze China mit seinen 400 Millionen Menschen mehr und mehr erfaßt, dann ist es keine phantastische Bor ste"-.ng. in der nächsten Generation mit einer Verzehn- fach-.u-.g dieser 5 Milliarden zu rechnen. Selbst dann würde der Kopfbetrag des chinesischen Außenhandelswertes nur wenig höher sein, als der japanische Außenhandel 1924 pro Kopf der japanischen Bevölkerung ausmachen, und auch weniger als die Hälfte des Kopfbetrages in den doch so ausgeprägt zur Autarkie neigenden Vereinigten Staaten von Amerika betragen. Diese kurze Ueberschlagsrechnung erhellt die große Be deutung, die China als künftiger Wirtschaftsnation von den großen Industriestaaten der Welt beigemessen werden muß. Im Gegensatz zu den „Land-Kontinenten" Amerika, Afrika und Australien ist China ein „M e n s ch e n k o n t i n e n t" mit nahezu 100 Millionen mehr Verbrauchern und Produzenten als in diesen drei Landkontinenten zusammen. China ist neben Indien der einzige noch unentwickelte Erdraum von Kontinentgröße und europäischer Bevölkerungsdichte. Der Gang seiner künftigen Wirtschaftsentwicklung unter eigener Souveräni tät wird den ohnehin schon sehr großen Problem-Reichtum der weltwirtschaftlichen Zusammenhänge gewaltig ver größern. Obenan in der Reihe dieser neuen Probleme, vor die unsere Industriestaaten bald gestellt sein werden, stehen jene, die daraus herrühren, daß China ein bereits von einer fremden, und — wie es scheint — für moderne Pro duktionstechnik aufnahmewilligen und -fähigen Menschen rasse dicht besiedelt ist. Diese Siedlungsdichte bei einer ganz überwiegenden landwirtschaftlichen Produktion hat einen so niedrigen allgemeinen Lebens- Standard hervorgebracht, daß China seit Jahrhunder ten das klassische Land ist, an dem man die von Malthus vorausgesagten Folgen eines zu engen Nahrungsspiel raums in all ihren furchtbaren Erscheinungsformen (Ban ditenwesen, Bürgerkrieg. Hungersnot, hohe Kindersterblich keit, Revolutionen und Aufstände) nur allzu gut beobachten und studieren kav- Keule r Die Welt der Frau Aerztlicher Ratgeber. Me WM lll MM Ae KSiügi«-Mwe «oll bk«»«««. Paris, 28. Juli. , Die Zeitung „Paris Matinal" hebt als auffallend hervor, daß die Königin-Witwe von Rumänien an den offiziellen Trauerfeirrlichkeiten in Bukarest nur sehr entfernt teilgenommen habe. Das Blatt führt das auf ein Zerwürfnis mit Bratianu zurück. Am Todestage des Königs habe der Streit einen solchen Umfang angenommen, daß die Königin- Witwe Bratianu damit gedroht habe, sie werde sofort das Land verlassen, um das Schicksal ihres Sohnes Larol zu teilen. Das Blatt bemerkt, daß vielleicht eine Beseitigung des Streites dadurch möglich wäre, daß die Königin-Witwe in den Regentschaftsrat eintritt. Averescu soll die Varleilelkung niederlegen. Paris, 28. Juli. Nach einer Meldung des „Matin" aus Bukarest hat der Vorstand der Volkspartei seinen Präsidenten, General Averescu, wegen seiner Erklärung im Senat, in der er sich den Ansichten Bratianus anschlotz, nahegelegt, vom Vorsitz zuriick- zutreten, da dies« Erklärung ohne Wissen der Partei abgegeben worden sei. General Averescu hat sich Bedenkzeit erbeten. Am heutigen Donnerstag tritt der Parteiausschuß zusammen. Sollte er sich dem Vorstand anschließen, so würde ein allgemeiner Parteitag einberufen werden. Inzwischen haben die Führer der Volkspartei beschlossen, Besprechungen einzuleiten, um eine Verschmelzung ihrer Partei mit der Nationalen Bauernpartei vorzunehmen, di« unter Leitung Manius steht. Man rechnet damit, daß General Averescu sich aus dem politischen Leben zurllckzieht. Die österreichischen Länder befriedigt. Wien, 28. Juli. (TU.) Wie di« Korrespondenz Herzog meldet, gehen die Berichte »us Tirol, Steiermark und Salzburg dahin, daß der versöhnliche Abschluß der großen politischen Debatte im Parla ment auch in den anderen Ländern einen günstigen Ein druck hervorgerufen habe. Der in den Umsturztagen ausge tretene Gegensatz zwischen Wien und den Ländern gilt nunmehr keineswegs als unüberbrückbar. In den westlichen Ländern ist man derzeit so sehr mit ernsten Arbeiten und dem Fremden verkehr beschäftigt, daß man die Entspannung in Wien mit be sonderer Befriedigung begrüßt. Die „Grazer Tagespost" schreibt zu dem Ergebnis der gestrigen Obmännerkonferenz im Parlament: Der Ausgang der zweitägigen Debatte im Nationalrat und noch mehr dar Ergebnis der nach Schluß der Hauptsitzung abgehaltenen Ob männerkonferenz bestätigt den Eindruck, daß Dr. Seipel auf allen Linien gesiegt hat. Die Sozialdemokraten räumten gestern widerspruchslos alle Positionen. Sie werden sogar ihre Ob struktion im Zollausschuß künstelten und auf diese Weise den Ab schluß der Generaldebatte ermöglichen. Di-a wird bereits vom morgigen Freitag der Fall sein. Seipels Echo in Rom No«, 28. Juli (E. P.)> Di« vorgestrige Rede Seipels im österreichischen National rat wird von der Presse lebhaft kommentiert. — „Giornale d'Jtalia" wendet sich nach der Feststellung, daß die Beurteilung des Selbstbestimmungsrechtes durch Seipel mit der von der italienischen Press« gegebenen Darstellung übereinstimine, der Anschlußfrage und der Einstellung Frankreichs ihr gegenüber zu. Das Blatt hälteine Anschlußgefahr nicht für bevorstehend. Dir französische Press« zeige in dieser Hinsicht ein« übermäßige Be- sorgnis. Im übrigen sei gerade die Politik Frankreichs an dem visherigen Ergebnis und den etwaigen Folgen verantwortlich. Frankreich habe jahrelang stets ein« Trennung Bayerns und Peuhens lind eine Zusammenarbeit mit Wien angestrebt. Dies« unsinnige Trennung sei zwar nicht erfolgt, eber es sei eine starke Annäherung zwischen Wien und Berlin und auch mit Bayern daraus hervorgegangen. Frankreich habe ferner einen immer tieferen Riß in die französisch-italienischen Beziehungen gebracht und habe bei der von ihm geschaffenen Kleinen Entente die gleiche Politik gegenüber Italien begünstigt. Frankreich Hab« damit Deutschland und Oesterreich gegenüber den Bruch der Einheitsfront der Sieger illustriert, was einer gleichzeitigen Einladung zu einer diesbezügliche« Ausnutzung gleichkomm«. Di« französische Presse wird zu einer Priifung der politischen Verantwortlichkeit für die letzten zehn Jahre nach dem Krieg« aufgefordert. EisenbühnlaWrophe in Südasriia. Johannesburg, 27. Juli In der Nähe von Heidelberg stießen heute abend aus noch nicht aufgeklärter Ursache ein Personen- und ein Eüterzug zusammen. Zwei Europäer und dreißig Ein geborene wurden getötet, drei Europäer und zahlreiche Ein geborene verletzt. Dichte Besiedlung und niedrige Lebenshaltung sind also die Merkmale, die China beim Eintritt in eine zu nehmende weltwirtschaftliche Verflechtung von jenen dünn besiedelten Erdräumen unterscheiden, die erst in dem Maße entwickelt werden konnten, in dem sie von Menschen der weißen Rasse besiedelt wurden. Die Voraussetzung weißer Besiedlung für oie Wirtschaftsentwicklung, die in jenen Erdräumen zugleich eine mindestens europäische Höhe des Lebens-Stanoards mit sich brachte (sonst hätte ja kein An reiz zur Auswanderung bestanden), hält das Entwicklungs tempo und die Entwicklungsrichtung jener Kontinente in verhältnismäßig gut voraussehbaren und teilweise sogar von Europa aus zu beeinflussenden Grenzen. Anders ist es mit China. Hier hängt Art, Grad und Richtung künf tiger weltwirtschaftlicher Verflechtung in der Hauptsache von dem Willen und der geistigen Entfaltung der schon vorhandenen Bevölkerung ab. Eine künftige autonome chinesische Handelspolitik kann sowohl zur Autarkie wie zur Förderung des Außenhandels neigen. Sie kann aber auch — und darin liegt der gefährlichste weltwirtschaftliche Störungsfaktor — zwischen den Ex tremen pendeln. Vorerst können die alten Industriestaaten allerdings damit rechnen, daß China für seine Wirtschaftsentfaltung erhebliche Mengen jener Waren nötig braucht, zu deren Herstellung großes technisches Geschick und lange Erfahrung gehören. Selbst im günstigsten Falls volkspsychologischer Wandlung zur modernen Wirtschaftlichkeit (der Geist der Kuomintang verspricht diese Wandlung) und auch bei etwaiger starker Neigung zur Autarkie, wofür noch keine Anzeichen vorhanden sind, wird China noch sehr große Kapitalien solcher Art brauchen, die ihrem Wesen nach viel mehr „vorgedachte" als „vorgetane" Arbeit darstellen. Der Bedarf unentwickelter dichtbesiedelter Länder an „vorge taner" Arbeit, fremdem Kapital als einem nur geldwerten Warenquantnm, wird von der herkömmlichen „güterseli- aen" Wirtlchaktslebr« in der Reael L» hoch gelchstzt. Man erinnere sich charan, daß China ohne fremdes Kapital «n wenigen Jahren das Riesenwerk der chinesischen Mauer geschaffen hat. Die Lösung des Kapitalmangelproblems (Kapital im Sinne eines technisch beliebig herstellbaren Güterquantums) wäre hauptsächlich nur eine innere, aller dings riesengroße, gesellschaftlich-technische Organisations- aufgabe. Kapitalmangel aber als Mangel an in China noch nicht beliebig herstellbaren technischen Produktions einrichtungen (Maschinen usw.) kann vorläufig nur durch Jnanjpruchahme abendländischer Denkhilfe beseitigt wer den, und diese Hilfe muß vornehmlich in einer Zunahme der Wareneinfuhr Chinas zum Ausdruck kommen? Daneben wird sich bei zunehmender Industrialisierung Chinas aber auch jene Tendenz mehr und mehr durchsetzen, wonach die alten Industriestaaten einander die besten Kunden geworden sind und die sich nach der alten Grund wahrheit richtet, die der große englische Wirtschaftslehrer Alfred Marshall in seiner berühmten Denkschrift über den Schutzzoll auf das Handelsverhältnis von England zu Deutschland und kl. S. A. anwandte. Dieses Wahrwort Marshalls würde in Anwendung auf die kommenden Handelsbeziehungen der alten Welt zu China etwa so lauten: „Im gleichen Maße, in dem die industrielle Leistungsfähigkeit Chinas zunimmt, ermöglicht ihm sein wachsender Wohlstand auch, weit größere Mengen all der Güter zu konsumieren, die in Eurozni und Amerika beson ders sachgemäß hergestellt werden," Für die fernere Zukunft werden wir Menschen der weiße Rassen uns gegenüber der wirtschaftlichen Ent- faltung Asiens trotzdem mit der Erkenntnis vertraut machen müssen, die Marfhall damals (1908) an derselben Stelle ausgesprochen hat, daß nämlich „alte Länder nie mals erwarten können, ebenso schnelle Fortschritte zu machen, wie die Länder, deren beste Hilfsquellen sich erst im Anfangsstadium der Entwicklung befinden." Sollte daher von uns und Lurova nach abermals 500 Iabrcn in