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Nummer 2VS — 26. Jahrgang Erscheint «mal wSchentlich mit den illustrierten SrattSbeilagen .Die Seit" und »Für unsere kleinen Leute*, sowie den Le«t- kieiliigeii »Unterhaltung und Wissen", »Kirche und Welt", »Die Welt der Frau", »Aerztltcher Ratgeber", .Literarische Betlage". »Filniniiidschau". Monatlicher Bezugspreis 3-- Ml. einschl. iihestellgeid. Einzelnummer 18 z, Sonntagnmnmer jtv z. Hauptschrtstleiler! Dr. G. DeSczhk» Dresden. Sonntag» den 4. September 1627 «uzetgenpeets«, Die lgespaltene PelitzeUe »8 z, FamUien- anzeigen und Stellengesuche »8 Die Petitreklame,etl« SS Millimeter breit, 1 Osfertengebühr «8 »et lieber- sendung durch die Post auf,erden, Portozuschlag. Im Fall« hüherer Gemalt erlischt jede Verpflichtung auf Lieferung sSWÄ Erfüllung v, Anzeigen. Aufträgen u. Leistung d, Schadenersüp liieschüfilicher Teil: Artur Lenz, Dresden. Geschäftsstelle, Druck ».«erlag. »ermania. für Verlag und Druckerei. Filiale Dresse», Dresse»-il. 1. Poliersiratz« t7. FernrusSlvlL. Postscheckkonto Dressen 27vz. Bmikkonio: Etadtbank Dresden Nr. Kt71» Für chrislliche Poltkik und Kultur Redaktion der Sächsischen Volkszeitnng DreSden-Aitftadt l. Polierstratzs 17. Fernruf M7tt »ns rioi2. — - > Kerrensloffe Kosliimslosse / Manlelslosfe / Sportslosse Aounnunikanlen- uni» Knabenstosse Tuchhaus PörscheS Segr. 1888 Dres-en-A.Schettelfkr.il/l3 Fernsprecher 13725 Damenluche Fuiterslosse / Manchester / Friese Billard-. Polt- und Anisormluche Noch etwas zu bestellen? EinWortzumdeutschenKatholikentag in Dortmund „Auch will ich keineswegs, daß die Religion in den Schmollwinkel des Herzens eingesperrt werde, sie Hot wohl nach außen gar viel zu bestellen." So schrieb Josef Görres 1822 in einem Briefe. Was vor hundert Jahren Selbstverständlichkeit war, erscheint in unserer zerrissenen Gegenwart unabweisbare Notwendig keit. Religion ist Herzenssache. Aber wenn das Herz von christlicher Ueberzeugung voll ist, dann kann der Mensch nicht mehr untätig Zusehen, wie andere Kräfte um den Einfluß im modernen Staate ringen, Kräfte, deren Eig nung im Aufbau oft sehr zweifelhaft, deren Wesen vielfach Verneinung und Zersetzung ist. Wer innerlich zu Christus stehen will, der kann Christus draußen im öffentlichen Le ben nicht vergessen und verleugnen. Insofern ist die G e - neralversammlung der deutschen Katho lik e n, die am heutigen Sonntag auf Westfalens heiliger Erde, in Dortmund, Zusammentritt, ein Prüfstein für den deutschen Katholizismus. In unseren Tagen, wo sich Volks-, Staats- und Menschheitsprobleme jagen wie kaum je zuvor, sind die großen Katholikentagungen ganz we sentlich an Bedeutung gestiegen. Sie sind nicht nur ein gewaltiges „Credo" inmitten einer Welt des Unglaubens und der Gottesleugnung. Sie sind darüber hinaus die Kristallisationspunkte des katholischen Lebens, in denen sich die entscheidenden Gegenwartsfragen vielfarbig bre chen und widerspiegeln. Sie sind immer erneut eine Ant wort auf die Gewissensfrage: Was hat der Katholizismus von heute nach außen noch zu bestellen? Katholikentage sind keine politischen Kundgebungen. Aber es ist noch von niemand bestritten worden, daß die entscheidenden öffentlichen Fragen, die auf Katholiken tage vorziiglich zur Erörterung stehen, hineinragen in das politische Gebiet, daß sich jede Weltanschauung als solche heute mehr denn je mit Fragen zu befassen hat, die der Staat und die Politik auch als die Ihren betrachten, Fra gen also, in denen sich Religion und Kirche einerseits und Staat und Gemeinwohl andererseits auf das innigste be rühren. Noch nie stand die katholische Kirche unseres Va terlandes vor so gigantischen Aufgaben und Schwierigkei ten äußerer und innerer Natur wie heute. Cs sei nur er innert an den Kulturkampf unserer Schulen, der seit dem Ringen um die Verfassung von Weimar bisher nicht zur Ruhe gekommen ist, und der in der näch- sten Zeit mit nie gekannter Schärfe unser öffentliches Le ben zu durchtoben drohh Es sei erinnert an die großen Fragen in Staat und Wirtschaft, die man unter dem Be griff der sozialen Frage zusammenfaßt, deren Lö sung wir allein aus der Kirche heraus und mit der Kirche erhoffen. Es darf weiter erinnert werden an die i'mer- staatlichen Fragen, die in Europa und in der Welt immer noch den wahren Frieden hintanhalten. Nach allen .Seiten Probleme, wie sie nur eine Zeitenwende von größ ten Ausmaßen aufweist. Und unter jedem Einzelnen letzt wieder die ernste Frage geschrieben: Hat die katholisäze Kirche nach außen hin noch etwas zu bestellen? Wenn das im Materialismus und Sozialismus verei nigte Freidenkertum auftritt, gegen das Christentum als göttliche Institution Sturm läuft und der Kirche jede kul turelle Mission in verächtlicher Weise abspricht, so brechen sich diese Wellen an dem unerschütterlichen Felsen der gött lichen Sendung und dem inneren Wahrheitsgehalt der Kirche. Nicht in der demütigen Hinnahme oder der kampf bereiten Abwehr dieses oder jenes kleinlichen Angriffes, nicht in dem Zustandekommen dieses oder jenes Staats vertrages oder Konkordates, das ja letzten Endes doch nur äußere Rechtsnormen schafft, kommt dieKultur m a ch t Keule r Die Welt (Illustrierte Wochenbeilage) Die deutschen Sender (Funkbetlage) Unterhaltung und Wissen Turnen, Sport und Spiel Filmrundschau Auher-em heule Sonderbeilage an« Lulah des bchahr. Bestehens des bath. Gesellen verein» z« Meißen Abseits von Genf Ein Settensprung -er Brüsseler Regierung — Die Frankttreurenquele „gefährlich-, daher abgeiehnk Banderveldes Rückzug Brüssel. S. September. Der gestrige Ministerrat. an dem Bandervelde. der beson ders zu diesem Zwecke aus Genf zuriickgeliehrt mar. tetlnahm, hat die Veranstaltung der granktireurenquete ab gelehnt. Der Ministerrat hat nur eine Stunde gedauert. Bandervelde hat seinen Vorschlag aus Einsetzung einer Frank- tireurenquete Energisch verteidigt, hat aber angesichts der! Haltung der Minister nicht aus der Durchjührung der En quete bestanden. Sofort nach Schlutz der Sitzung hat sich Van- dervelde nach Gens zurückbegeben. » Die Regierung veröffentlichte nach Schlutz derSitzung ein K o m m uniq u », in dem es heitzt: Auf Grund der Erklärung des belgische» Außenministers Bandervelde vom 13. Jüli 1927, in der erklärt wurde, datz Belgien eine internationale Untersuchung, selbst wenn sie verspätet erfolgen würde, über den angeblichen ranktireurkrieg zulassen würde, hat die Regierung des eutschen Reiches ihren Gesandten in Brüssel am 22. August beauftragt, der belgischen Regierung mitzuteilen, datz Deutsch land den Vorschlag einer Enquete annehme und darüber hinaus der belgischen Regierung die Ausdehnung dieser Enquete auf all« Fragen des Krieges vorschlage. Der deutsche Gesandte Hot weiter erklärt, datz der Ansicht der deutschen Regierung nach dieselben Methoden auch auf andere Länder angeivondt werden könnten. Der belgische Minister des Aus wärtigen hat den Eingang dieser Mitteilung dem deutschen Gesandten bestätigt und mitgeteilt, datz er den deutschen Vor schlag dem nächsten belgischen Ministerrat vorlegen würde. Der belgisch« Minlsterrat ist in seine, heutigen Sitzung übereinstimmend der Ansicht gewesen, datz diese deutschen Borschlüge nicht angenommen werden könnten, besonders da sie aus einem Willen zur Besänftigung der internationalen Atmosphäre herrührcn. Es erschien unzweifelhaft, datz unter den gegebenen Um ständen eine Enquete die Leidenschaften äbermätzig aufwühlen und Folgen haben würde, die den gemein samen Wunsch der beiden Regierungen auf Pazifizierung und Verbesserung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern zuwiderlausen würden. Der Minister des Auswärtigen wird die Gründe für sein Verhalten beim Völkerbundsrat in Genf in Besprechungen mit den Vertretern der Signatarmächte des Locarno-Vertrages Lekanntgeben. » Dieser sonderbar brüske Abbruch einer Frage, di« viel leicht gerade zur Klärung aller Mitzstimmigkeiten beigetragen hüte, beleuchtet wieder einmal die Spannungen, die die inter nationalen Beziehungen heute beherrschen. Die Begründung der belgischen Antwort und Ablehnung kann nicht befriedigen. Streseman» hat sofort nach ihrem Bckanntiverden in Gens den deutschen Standpunkt Pressevertretern gegenüber solgen- dermatzen umschrieben: Ich bin von dem Kommunique auf das nutzer st e befremdet. Der wirkliclie Sac!)verhalt ist vor kurzer Zeit, nämlich am 19. August, in einem mit der belgischen Regierung vereinbarten Kommuniquö gleichzeitig in Brüssel und Berlin bekanntgegeben worden. Aus diesem Kommuni que geht klar hervor, datz die belgische Regierung di« Initiative ergriffen hat, indem sie in einer amt lichen Note die Aufmerksamkeit der deutschen Regierung darauf lenkte, datz die belgische Regierung mit einer unpartei ischen Untersuchung der deutsch-belgischen Streitfrage einver standen sei. Die deutsche Regierung hat dieses Angebot selbst verständlich angenommen, ohne datz sie ihrerseits irgendwelche neuen Anträge oder Anregungen auf diesem Gebiet an dies belgische Regierung gestellt hätte. Es ist deshalb unver« stündlich, datz in dem neuen belgischen Kommnniquö von einer deutscherseits angestrebten Ausdehnung auf andere ooä der belgischen Regierung nicht ins Auge gefahte Fragen ge sprochen, und datz der deutschen Negierung dabei die Forde- rung der Anwendung eines gleichen Berfahrens gegenüber anderen Mächten unterstellt wird. Ich kann diese Behaup tung des neuen belgischen Kommuniques nur aus eine Ver kennung des wahren Sachverhaltes zurückstthrer Randslaalen-Sonsekeuz ln Genf. 1kl, Genf» 2. September. Wie der Vertreter der Telegraphenunion aus gut informierter Quelle erfährt, ist während der bevorstehenden Vollversammlung des Völkerbundes eine Zusammenkunft der Außen minister Lettlands, Finnlands, Estlands und Litauens in Genf in Aussicht genommen, aus der ein« Reihe grundsätzlicher außenpolitischer Probleme zur Erörterung ge langen werden. Zunächst wird die gemeinsame Haltung der bal tischen Randstaaten gegenüber der Sowjetregierung für die Zu kunft grundsätzlich geregelt und der Versuch gemacht werden, hierüber all« Richtlinien für die außenpolitische Orientierung der Randstaaten gegenüber Rußland festzulegen. Ferner wird bet der Zusammenkunft der baltischen Randstaaten die Frag« der Abfassung des noch nicht ratifizierten lettländisch-russi- schen Handelsvertrages und die zwischen den Rand- staaten untereinander bestehenden handelspolitischen Abmachun gen zur Behandlung gelangen, da dieser Vertrag in estländischen, finnländischen und litauischen Handelskreisen aus großen Wider stand gestoßen ist und da die finnländische und estländische Re gierung gegenwärtig der Auffassung sind, daß dieser Vertrag im Gegensätze steht mit den Verpflichtungen, die Lettland gegen über den baltischen Nachbarstaaten in handelspolitischer und wirtschastspolitischer Beziehung «ingegange» ist. Um Belgiens Sitz im Aal Gens, 2. September. T. N. Me von gut unterrichteter Seit« verlautet, wird bei dem Kabinettsrat. zu dem Bandervelde aus Genf abberufcn worden ist. auch di« Frage der Wiederwahl Belgiens in den Völkerbundsrat zur Erörterung gelangen. Nach der gegenwärtigen Lage der Ding« .scheint es noch keineswegs fest- zustehvn, ob Belgien überhaupt seine Kandidatur zur Wieder- wähl in den Rat ausstcllen wird. derkatholisch^n Kirche zum Ausdruck. Sondern einzig und allein in ihrer inneren Größe, in Ser Kraft ihres Glaubens und in dem Ernste der Glauvensbetäti gung. die in jeder Generation des katholischen Volkes immer aufs neue aufsprießen und um Ausdruck ringen muß. Hierin liegt das oft bestaunte Geheimnis des Ka tholizismus und seiner Kulturkraft in Deutschland wie in aller Welt. Der Geist ist es. der lebendig macht, nicht die Form. Daher ist jeder Katholikentag in der gegen wärtigen Stunde weniger ein Prunkfest nach außen als eine eindringliche Mahnung zur Einigkeit und Ge- s ch l o ss e n h e i t in den eigenen Reihen. An di?s:m ka tholischen Geiste ist zweifellos irgend etwas nicht in Ord nung, wenn es auf Katholikentagen bisweilen w'.htiger erscheint, darauf zu achten, ob dieses oder jenes partei politische Gefühl nicht in irgendeiner Rede verletzt wird, als alles Trachten nach dem einen Ziele zu richten: aus den Tiefen der katholischen Weltanschauung die Orientie rung für den Alltag zu holen. Und ist es nicht eigrntlich ein trauriges Gefühl der Unzulänglichkeit, wenn sich die geineinschaftsbildende Kraft der katholischen Kirche im öffentlichen Leben vielfach nur einmal im Jahre, beim Ka- tholikentage, bewährt, wo Katholiken aller Landesteile und aller Stände zusammentreten und Zusammenraten? Muß das nicht immer aufs neue den Wunsch wecken, daß ich dieser Gemeinschastsgedanke auch Uber alle Tages ragen hinweg in der Arbeit des politischen und wirtlmaft- ichen Alltags bewähren müßte? Wo doch unser dcunckes Volk heute die Vorlebung dieses verlorenen Geinein- schaftsgedanken so wenig entbehren kann? So geht also die eine Lehre von jedem Katholikentage aus: Wir Katho liken werden nachaußen stets nur soviel zu de it e l - l e n haben, als wir n ach i n n e n an Z u s a m menge- hörigkeitsgefühl aufzubringen vermögen. ' Es gibt kein dringenderes Gebot der Stunde als das „im Not- wendigen die Einlzeit". Der Dortmunder Katholikentag steht im Zeichen des Gedenkens an den großen Arbeiterbischof Wilhelm Eina-