Volltext Seite (XML)
sichere Wisseusck-ast unwiderleglich zu beweisen vermochte Anlaß biete» könnte, Bibel und Glauben zu veraclsten. Es war. wenn wir wollen, ein bedauerliches Mißverständnis, leine FeiudsckxN't gegen die Wissenscl-ast. Für die Wissen- scl-aft selbst war gerade die Kirche die liebevollste Freundin, ihren Stätten, den Universitäten, war sie gerade die zärt lichste Mutter. Und wer hat je eindringlich und nachdrück licher zum Studium der Wisseuscl>asteu. insbesondere der Plülosophic, der Geschichte und auch der Naturwissenscl-afteu ausgefordert als der letzte große Papst Leo Xlll? Und wie soll sie Furcht haben, da sie ja, wie sie auf dem Vatika num erklärt hat, überzeugt ist, daß zwischen Wissenschaft und Glauben ein Zwiespalt gar nicht bestehen kann, indem ja beide aus Gott, der ewigen Wahrheit, ihren Ursprung haben? Tie Kirche fürchtet nicht die Wissenschaft, nein, ge rade die Unwissenheit ist dem Glauben gefährlich. Ter Glaube unterbindet auch durclxuis nicht die wahre Freiheit des Forschens. Die meisten Wissenschaftsgaben so wie Mathematik, Physik, Thema, Astronomie, Natur geschichte k>aben mit dem Glauben ja keinerlei Berührungs tunkte, eine Kollision ist daher gar nicht möglich. Aber auch da, wo namentlich in der Philosophie solche Berührungs punkte vorliegen, ist die Offenbarung der wissenschaftlichen Forschung nicht hinderlich: im Gegenteil, sie kann ihr nur höchst nützlich sein, da sie. wie Pius lX. sich ausdrückt, als i-<-<'tl»r sie schützt vor Klippen und Untiefen. — Ist also der christliche Forscher voraussetzuugslos? Ganz vor- anssetzungslos ist auch die Wisseuscl'ast nicht. Sie darf nur nichts Falsches als wahr und nichts Unerwiesenes als be wiesen voraussetzen. Aber das tut auch unser Glaube nicht und nicht der gläubige Forsch. Als Forscher ist er auf 'einem Gebiet frei, und er weiß es, daß sein Glaube seinem Forschen nie im Wege steht. Nur eine Schranke gibt es für den christlichen Forscher, die „Wahrheit"! Tas Prinzip an und für sich, auch der Gegenstand von Wissen und Glauben liegt auf einem ganz anderen Gebiete. Redner schloß mit der Aufforderung an die katholischen Studenten, sich von keiner Wissenschaft sernzuhalten. Der Heißhunger für die Wissensclxrft solle sie erfüllen. Euer Gott und eure Kirche erwartet es von euch! Kardinal V a n n u t e l l i überbrachte dem Katholiken lage dann die offizielle Botschaft des heiligen Vaters und führte u. a. aus: „Der heilige Vater hat mir den Auftrag gegeben, Ihnen zu sagen, welch großes Wohlwollen er Ihnen eiitgrgenbrittgt, wie hoch er Ihre jährlichen Versammlungen iclchtzt und wie er sie mit unter die wichtigsten Angelegen heiten rechnet, wie er sie deshalb mit den besten Wünschen und seinem besonderen Gebete begleitet. Denn er weiß wohl, wieviel Nutzen ans diesen alljährlich bei Ihnen wieder- tehrenden Versaininlnngen für die katholische Sache hervor geht. Er brachtet und verfolgt mit Anfnierksamkcit die Be ratungen und Beschlüsse derselben. Er betrachtet die Fort- ichritte, welche in dem edlen deutschen Vaterlande zum 'Schutze unserer heiligen Sache gemacht werden, als ebenso viele Triumphe der Kirche. Er wird getröstet durch das, was er hört über Ihre zeitgemäßen Entschließungen, mögen sie sich beziehen auf die Regelung des Lebens nach den christ lichen Grundsätzen oder ans die Betätigung dieser im öffent lichen Leben, oder auf die Hebung des in diesen Gegenden so zahlreichen Arbriterstandes, oder endlich ans andere Dinge, die zur Förderung der Religion und des Wohles der bürgerlichen Gesellschaft dienen. Daher umfaßt der heilige Vater die katholischen Söhne Deutschlands mit ganz be- ionderer Liebe. Er hat stets vor Angen die deutsche Festig keit, welche durch diese seit mehr als 50 Jahren gefeierten Versammlungen erprobt und wahrhaftig würdig ist, andereil Völkern als Beispiel vorgehalten zu werden. Von der Warte des Vatikans aus sckxiut er auf Ihre bewunderungs würdige organisierte Schar, dieses Heer von mutigen Männer», welche im Gegensatz zu der Gleichgültigkeit so vieler anderer nicht bloß gern, sondern mit Hochherzigkeit und Tatkraft der Fahne Christi folgen. Sie stehen groß da in den Auge» des heiligen Vaters, weil Sie, mit Klugheit geschmückt, gern und bereitwillig ans das Wort ihrer Biscl>öse hören nnd in ihrem ganzen Vorgehen, möge es sich ans die Religion, ans bürgerliclpe oder soziale Angelegenheiten be ziehen, Ihrer und des heil. Stuhles Antnorität sich nnter- ordnen. Darum gebührt Ihnen auch das Lob. das derselbe Apostel ansspricht. „Euer Gehorsam ist überall bekannt ge worden". „Daß Sie, verehrte Herren, diese» königlichen Weg, den Sie bis dahin gewandelt sind, niemals verlassen werden, verbürgt ihre erprobte Umsicht nnd Beständigkeit im Han deln. Ihr, dem heilige» Vater schon längst bekanntes, mann haftes Auftreten wird durch dieses neue Zeugnis in noh hellerem Lichte erscheinen. Was ich. kaum in die Stadt ein getreten, mit meinen eigenen Augen gesehen nnd mit nieinen Ohren gehört habe, werde ich dein heiligen Vater berichten, es wird mir ein großer Trost sein, den von so vielen Sorgen bedrückten, durch den Abfall so vieler Söhne betrübte» Vater aiifznrichten, indem ich ihm von den Bei spiele» christlicher Würde nnd Mannhastigkeit erzähle, die mich bei meinem Hierherkommen so tief bewegt haben. Und das wünscht nnd erfleht er Ihnen allen mit erhobenen Hän gen nnd ans vollem Herzen immer wieder, den Bischöfen Deutschlands, den Veranstaltern dieser Versammlung nnd allen Katholiken ans ihren Ländern, nnd sein Segenswunsch nnd Gebet möge Ihnen allen glückverheißend sein im Leben, Sie stärken nnd belohnen im katholischen Handeln, nach dem Worte des Apostels: „Ruhm nnd Ehre nnd Frieden jedem, der Gutes tut." „Von mir aber, der ich nicht ohne ein gewisses Heimweh wieder von Ihnen sortgehe, empfangen Sie, hochverehrte Herren, zugleich mit dem wärmsten Wunsch für Ihr ferneres Wohlergehen nnd erfolgreiches Wirken den Dank für die Güte nnd Freundlichkeit, mit der Sie mich zum Zeugen Ihrer rnhmwürdigen Tätigkeit gemacht haben, und seien Sie versichert, daß ich allezeit und überall mich mit Freuden erinnern werde dieser vornehmen Versammlnng und all der trefflichen Männer, die an derselben teilnahmen." Präsident Gröber hielt hierauf die Schlußrede, in welcher er «»inen Rückblick auf die Verhandlungen tvarf und ihre Bedeutung kennzeichnete. Sodann sprach noch Kardinalerzbischof Fischer. Er sprach vor allem dem Abgesandten des Papstes den innigsten Dank aus. Aus dem übrigen Inhalt der Rede sei an geführt: „Es sind Katholikentage, an denen wir uns aufs neue erwärmen und begeistern für unseren heiligen Glauben, wo wir unsere Glaubensüberzeugung vertiefen und Mut und Kraft schöpfen zum Bekenntnis derselben, wo wir erneuern unsere Liebe und unsere Treue gegenüber der Mutter unse rer Seelen, der heiligen Kirche, gegenüber dem Oberhaupt der Kirche, dem heiligen Vater, sowie den übrigen von Gott eingesetzten kirchlichen Hirten. „Aber es sind Versammlungen der Katholiken Deutsch lands. Es sind deutsche Katholiken, die hier Zusam menkommen, Deutsche nach Geburt, nach Erziehung, nach Sprache, nach Sitte, Deutsche, die von der Art der Vorfahren nicht lassen wollen, die zwar das ererbte Gut des katholischen Glaubens, das heilige Glaubensboten einst unserem Volke gebracht haben, des Glaubens, der lange Jahrhunderte ganz Deutschland wie mit einem Bande umschlang, den unsere Könige und Kaiser bekannt und geschirmt, der mit deutschem Volksleben innig verwachsen gewesen, über alles Hochhalten und lieben, die aber auch innerhalb der allgemeinen Kirche den Boden nicht verleugnen oder vergessen, auf dem sie geboren, die ihr Volk, ihr Vaterland lie ben,, und ein Herz haben für ihres Volkes und ihres Vaterlandes Größe und Herrlichkeit, wie in der Vergangen heit, so in der Gegenwart — deutsche Katholiken, die gar nicht in Verlegenheit sind, wo nnd wann eS sich darum han delt, den Glauben ihrer Väter, für den sie zu sterben bereit sind, zu vereinigen mit deutschem Wesen, deutscher Gesin nung, deutscher Sitte. „Sie wissen, verehrte Anwesende, wie das letztere von gewisser Seite uns dermalen häufig abgesprochen wird. Man wagt es, zu behaupten, Katholizismus und Deutschtum seien sich gegenseitig ausschließende Begriffe, wie Wasser und Feuer, ein Katholik könne nicht ein vaterlandsliebender deutscher Bürger sein. Ich verliere keine Worte darüber, wie töricht dieses Gerede ist, wenn man nur bedenkt, daß auch heute noch die starke Hälfte derer, welche die deutsche Muttersprache reden, dem katholischen Glauben angehört. Es ist aber nicht bloß töricht, es ist gemeingefähr lich, in solch unbesonnener Weise den Apfel der Zwietracht unter unser nun einmal im Glauben gespaltenes Volk in einer Zeit zu werfen, wo alle Wetterzeichen auf Sturm deu ten. in einer Zeit, wo jeder nachdenkende Vaterlandsfreund voll Besorgnis in die Zukunft schaut, weil auch auf deut schem Boden der Geist der Verneinung immer kühner sein Haupt erhebt, in die breiten Massen des Volkes cinzudringen droht, die Fundamente zu untergraben unternimmt, auf denen nun einmal die christliche Gesellschaft auch im deut schen Vaterland beruht. Wohin solche Unbesonnenheit führt, davon lmben wir leider vor nicht langer Zeit die traurige Erfahrung gemacht, als nicht wenige unserer deutschen Mit bürger in ihrer Kurzsichtigkeit es über sich gebracht haben, zu Gunsten der offenkundigen Vertreter der Ideen des Um sturzes tätig zu sein nnd in deren Interesse zu wirken, das heißt selber Handlangerdienste zu leisten, damit der Ast ab gesägt werde, ans dem sie sich selber befinden. „Ob solcher Vorgänge, io tief sie schmerzen nnd jeden, der es mit unserem Volke wohl meint, mit banger Sorge er füllen, wollen wir keiner Verbitterung Raum geben, viel weniger irre werden an unserem Volke nnd unserem Vater land. Wir Katholiken namentlich dürfen und wollen nicht Böses mit Bösem vergelten, wollen auch diejenigen, die uns mit Unrecht befeinden, nicht hassen, sondern lieben, wollen für sie bete». Aber wir richten einen warmen Appell an die vielen, ja Gott sei Dank, noch reckst vielen unserer deutschen Mitbürger, die nicht unseres Glaubens, aber auch nicht Willens sind, den Spalt zu vertiefen »nd zu erweitern, der uns scheidet, an alle DenÜche, die noch mit uns glauben an Gott den Herrn im Himmel und seinen Mensch gewordenen Sohn, den Erlöser der Menschheit, daß sie sich nüt uns ver einen nnd mit uns gemeinsam Front machen gegen die un heimlichen Mächte, die am Marke unseres Volkes nagen und ihm die Errungenschaften der christlichen Kultur zu rauben drohen. Dahin zu wirken, dafür einzutreten, ist wahrhaft patriotisch, ist ein Zeichen und Merkmal der Vaterlands liebe." Znnr Schlüsse gab der Kardinal dem Wunsche Ausdruck, daß die Früchte des Katholizismus recht zahlreich seien. Hierauf erteilten die Bischöfe der Versammlung gemein sam den Segen. Tie Versammlung stimmte den Ambrosia nischen Lobgesang an. Dann trat Kardinal Vannutelli vor nnd rief: Ein Hoch den deutschen Katholiken, was mit Jubel nnd stürmischen Hochrufen beantwortet wurde. Politische Rundschau. Dresden, den 2l. August 1908. — Von den Vertretern ausländischer Taufpaten zur Feier der Taufe des KrouprinzensohucS, am 2!). August, sind bisher augemeldet: Für den Kaiser von Oesterreich Erzherzog Joseph, für den Kaiser von Rußland Großfürst Wladimir, für den König von England Prinz Christian zu Schleswig Holstein und für den König von Italien der Herzog von Genua. — Das Schicksal der Fiinfmarkstücke ist besiegelt. Die Meldung, daß die unhandlichen silbernen Füufmarkstücke eine unerwünschte Neuauflage erleben sollten, wird von der „Nordd. Allg. Ztg." dementiert bezw. berichtigt. Dann aber dürfte die Prägung von 8 Mark- oder von 2^/z-Mark Stücken dringend werden. Ter Essener Katholikentag bringt ein ganz neues Moment, welches die gewaltige Bedeutung der Katholiken- Organisation in Deutschland aufs schärfste markiert: Ter Papst entsendet den Kardinal Vannutelli als seinen Ver treter nach Essen nnd ließ außerdem in deutscher Sprache am Begrüßungsabend durch den Jcsuitenpater De Santi eine Kundgebung überbringen, worin der Heilige Vater die Kraft der katholischen Bewegung in Deutschland rühmt, als ein von Gott gesegnetes Werk ununterbrochener christlicher Opferwilligkeit und Selbstverleugnung. Anderswo, so klagt Papst Pius, fehlt leider diese christliche Opferwilligkeit: er betrauere diese Zustände, die nicht viel Hoffnung auf Besse rung lassen. So werden die deutschen Katholiken vor den Katholiken des Erdkrei'es durch das Oberhaupt der Kirche ausgezeichnet. Für sie eine Verstärkung der Triebkraft der katholischen Bewegung, um einen Ansporn für den Katholi zismus der ganzen Welt zu sein, damit Erscheinungen sich mindern und verschwinden, welche der Heilige Vater beklagt. — Das katholische Bereinswesen in Deutlchland wurde in der Generalversammlung des Vvlktvereins für das ka tholische Demschland einer Zusammenstellung unleizogeu. Nach dieser haben wir folg.-nde christliche Bcrussvereinc: 1400 A.bcitervereine mit 220 000 Mitgliedern, l lOO Ge- sellenvereinc mit 180000 Mitgliedern. 800 Jugendvereine mit 140000 Mitgliedern, 400 Arbeitermnenvereine mit 85000 Mitgliedern, 120 Kaufmännische Vereine mit 15 000 Mitgliedern. 250 000 Arbeiter sind in den christlichen Ge- werlschaften organisiert. Es ist eine stattliche Organisation. Möge sie sich in Zukunft roch weiter znm Segen des Volkes entwickeln. — „Gedanken und Erinnerungen" des Fürsten Otto von Bismarck. In einein Berliner Montagsblatte wird kategorisch gefordert, daß der dritte Band der „Gedanken und Erinnerungen" des Fürsten Otto von Bismarck mög lichst sofort veröffentlicht werde: das deutsche Volk habe ein Recht darauf, endlich die historische Wahrheit zu erfahren. Hierzu bemerkt die „Deutsche Tagesztg.": Das Montags blatt wird sich trotz seiner kategorischen Forderung beschei den und gedlckden müssen. Darüber, ob und wann der dritte Baud der „Gedanken und Erinnerungen" veröffentlicht werden soll, haben lediglich die Erben des Fürsten Bismarck zu befinden, die sich nur an das halten werden und hakten müssen, tvas der Heimgegangene selbst über den Zeitpunkt der Beröffentlickiung letztwillig verfügt hat. lieber diese Verfügung ist nur das eine bekannt geworden, daß die Ver öffentlichung erst dann bewirkt werden soll, wenn die in Betracht kommenden Hauptpersonen nicht mehr unter den- Lebenden weilen. Oesterreich-Ungarn. — Bei der Stephansfeier kam es in Budapest auf dem Platze vor der Kirche zu einer antiösterreichtschrn De monstration. Als die Militärkapelle die Nationalhyme an stimmte, übertönte tausendstimmiges Geschrei und Pfcisen der Menge die Musik. Zweimal versuchte die Kapelle div Hymne anzufaugen. wurde aber von der Menge, die das Kossuthlied sang, überschrieu. »loni. — Wie verlautet, hat der Vatikan den Priester Murri, den bekannten Führer der christlichen Demokraten, in Kennt nis gesetzt, daß gegen ihn kanonische Maßregeln verhängt werden würden, falls er eine Protestnote gegen die päpst liche Enzyklika veröffentlichen würde. Rußland. — In dem Bestreben, der nächsten Session des Reichs- rates und der Rcichsduma in erster Linie einen Gesetz entwurf des allgemeinen Elementarunterrichtes zu unter breiten. hat der Miuisterrat in seiner Sitzung vom 21. August beschlossen, durch eine besondere Kommission diesen Gesetz entwurf ausarbeiten zu lassen. Der Miuisterrat hat es gleichzeitig als unumgänglich uotwend'g erachtet, daß die Bezüge der Lehrer der Elementarschulen erhöht werden, und daß auch die Zahl dieser Schulen vermehrt werde. Zu diesem Zwecke hat er für die nächsten Jahre einen Kredit von 5 830000 Rubel bereit gestellt. — Im Park deS Zarenschlosscs Peterhof fand man die Leichen eines Studenten und einer Schauspielerin, namens Anna Rybakow. Elfterer hatte einen sechsschüssigen Revolver bei sich, der noch drei scharfe Patronen enthielt. Ferner stak in der Tasche des Mannes das Todesurteil der Petersburger sozialistisch-revolutionären Kampfesorgani sation gegen General Trepow. Man nimmt an. daß das Paar das Todesurteil ausführen sollte, sich aber, da es unüberwindliche Hindernisse fand, das Leben nahm. — Der Gendarmerie Oberst Stenbock-Fcrmor wurde in Warschau durch einen Revoloerschuß lebengsgefährlich verletzt. Der Mörder entkam, trotzdem Soldaten auf ihn Schlisse ab- gabeu. — In Baschilewka, einem Vororte von Moskau, wurden in einem Privathause viel Waffen und eure Bombe gesunden. Dreizehn Personen wurden verhaftet. — Aufsehen erregt das Verschwinden des ehemaligen Dumnmitgliedes Saweljew (Arbeitspartei), der durch ein wahrscheinlich fingiertes Telegramm nach Petersburg berufcn wurde und seit seiner Abreise verschollen ist. — Handelsmiuister Filos- sofow versprach eine zeitaemäße Umgestaltung der Arbeiter- gesetzgebnng. — Der Ministerrat beschloß, Gesetzentwürfe betreffend die Gleichbcrechtiguna der Bauern mit den anderen Bevölkerungsklassen Vorzubereilen. Endlich bat der Minister- rat eS für nötig erachtet, die die Freiheit des Unterrichtes in Polen und in den littauischen Provinzen beschränkenden Gesetze abzuschaffen. — Beim österreichisch - russischen Grenzübergange Moczki wurden nachts die Grenzsoldaten durch falsche Signalschüsse in einen Hinterhalt gelockt, der Wachtkapitän wurde erschossen und die Soldaten der Waffen beraubt und gefesselt, während etwa 12 Mann, vermutlich mit Waffen und Munition, unbehelligt die Grenze passierten. Türkei. — Die Verhandlungen wegen der Regulierung der Grenze zwischen türkischem und ägyptischem Gebiet auf der Sinaihalbinsel sollen ans neue Schwierigkeiten gestoßen sein, sodaß abermals eine englische Intervention erwartet wird. — Das offizielle Organ des ökumenischen Patriarchats veröffentlicht unter dem Titel: Bulgarische Verbrechen einen Artikel, der mit der geschichtlichen Entwickelung Bulgariens seit dem Berliner Kongreß beginnt, die Untaten der bulgarischen Banden seit dem Jahre 1908 ansührt, von der Mitschuld der bulgarischen Negierung an den Ereignissen spricht und der Hoffnung Ausdruck gibt, daß die Groß- Mächte eine Verletzung der Bestimmungen des Berliner Vertrags nicht gestatten würden. Das Gegenteil wäre der Bankerott Europas in den Augen der Völker des Orients. Amerika. — Die Revolution in Kuba greift nach einer Lassan- Meldung mit großer Schnelligkeit um sich. Die Besorgnis der Regierung wächst wegen deS Mangels an Waffen und Munition. Sehr beunruhigende Meldungen kommen au« Pinn del Ria. wo sich der Revalutiausfüyrer Guerra mit seinen Streitkräften verschanzt hat, die durch Zuzug von