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Gotha verlegte, die Synrpathien seiner getreuen Koburger Landeskinder versck-erzt, denn letztere sahen in der Maß nahme — und mit Recht — eine wirtschaftliche Schädigung. Jetzt scheint der Herzog auf die noch nicht zugenarbte Wunde ein Pflüsterchen legen zu wollen, denn das herzogliche Haus ministerium, das bislang stets in (tzotha seinen Sitz hatte, soll nach Kobnrg verlegt werden. Bekanntlich warten auch immer noch in duldsamer Ergebung die Koburger Landtags abgeordneten auf die Beantwortung der umfangreichen Ein gabe, rvelche sie seinerzeit dem Herzog in Sachen der Hof ämterfrage unterbreitet haben. Auch diese rückständige Ant- tvort soll im nächsten Landtage von der herzoglichen Staats regierung erteilt werden, und die Koburger werden wieder ettvas aufatmen und die Gothaer sich etwas ärgern können, denn in der Antn>ort soll es, wie verlautet, heißen, daß die Verlegung der Hofämter nach Gotha keineswegs als eine unabänderliche Tatsache zu betrachten sei. — Ter Brandenburgische Städtetag beendete am Frei- tag noch seine Beratungen, die bekanntlich dem Schulunter- haltnngsgesetz galten. Man führte einen einmütigen Be schluß im Sinne des Referenten Dörfel-Pritzwalk herbei. Es heißt darin, dem Gesetzentwurf sei nur dann znznstim- men, und zwar im eigensten Interesse der Schule, wenn jede Einschränkung der städtischen Selbstvervialtiing vermieden werde. — Ter freisinnige Abgeordnete Sartorius, der jüngst wegen Weinpanscherei verurteilt wurde, legte endlich sein Neichstagsmandat nieder. — Bel der gestrigen Nachwahl zur Zweite« badische» Kam«er iin Wahlkreise Meßkirch-Stockach ergab sich Stich wahl zwischen Bcodmann (natioiialllberal) und Stadler (Zentrum). In Mannheim wurde bei der gestrigen Nach wahl Kramer (Sozialist) gewählt. — Der Berliner Lhccuwklud gab am Sonntag unter dem Ehrenvo«sitze der Frau Ellen v. Siemens ein Diner, das sich als Antwort auf das German-Diner des Londoner LycenmklnbS darstellt und m dessem Verlaufe in einer Reihe von Toasten die wechselseitigen Beziehungen zwischen England und Deutschland insbesondere auf den Gebieten der Wissenschaft, Literatur. Knickt und Ethik zur Sprache kamen. Der cnzUsch.'Botschafter LaScelles gab in warmeil Worten seiner Shmpathie mit den Zwecken der Versamm lung Ausdruck und schloß mit einem Hoch auf das Kaiser- ^ paar. Frau Ellen v. Siemens gedachte der Kaiserin ^ Friedrich und schloß mit einem Hoch auf daS englische i Königspaar. Der Bischof von Southwark und Prinz ! Schönaich-Carolath sprachen ebenfalls auf dem Lycenmklub. i Professor Harnack feierte das völkerverbindende Wirken der > Wissensch ist. Weitere Reden folgten. Zahlreich? Mitglieder ! der Berliner Gesellsckrast waren anwesend. — Zur Preispolitik der Kartelle wird ein ungemein be- ! merkenswertes Beispiel bekannt; es handelt sich um das i deutsche Trnckpnpicrsyiidikat. Im September haben sich vier ^ sehr große Firmen diesem noch angeschlossen, so daß es im l große» und ganzen jetzt die Preise diktiert und cs nützt seine ! Macht ans! Tie deutschen Papierkonsinnenten, die jetzt ge- ^ zwiingen sind, neue Liefernngsverträge cinzugehen, müssen ^ da und dort in mehr oder minder erhebliche Preiserhöhun gen einwilligen; gleichzeitig hat aber das Trnckpapiersyndi- kat im Anslande zu auffallend niedrigen Preisen offeriert. Diese Preisdifferenz zwischen den Inlands- und Auslands preisen des Triickpaviersyndilates ist besonders drückend für die Papiere verarbeitenden Industriell Deutschlands, welche alle ans den Weltmarkt angewiesen sind und dort mit In- - dustrien konkurrieren müssen, welche infolge der niedrigen ^ Papierpreise eineil erheblichen Vorsprung haben, denn die ; Drnckpapierpreise beeinflussen mehr oder minder den gan- ^ zen Papiermarkt; nanientlich die Preise aller holzhaltigen ^ Papiere bewegen sich stets in nahezu gleichen Abständen mit ^ den Truckpapierpreisen. Welch enorme Preisunterschiede j zwischen In- und Ausland sich heute bereits herallsgebildet ! liaben, mag man ans folgendeil Tatsachen ersehen: Eine ! erste deutsche Bnntpapierfirina, welche jährlich zirka drei j Millionen Kilogramm Rohpapier verarbeitet, hatte bei ! ihren neuen Abschlüssen für Lieferung 1006 durchweg höhere Preise anlegen müssen, welche mit dem Hinweis ans die überaus starke Beschäftigung in der Nohpapierbranche ver langt wurden. Als die betreffende Firma daraufhin bei ihrem Vertreter in London eine Preiserhöhung für die fer- ^ tigen Buntpapiere durchsetzen wollte, wurde ihr dies mit der Begründung abgelelmt, daß das Syndikat deutscher Trnck- papierfabriken erst ganz kürzlich den Preis für Druckpapiere von 1i/t 'I >>iit 171/. Prozent Rabatt ans 1i/t 6 mit 20 Prozent Rabatt herabgesetzt habe. Diese Mitteilung er schien der betreffenden deutschen Firma derartig auffällig, daß sie ihren Londoner Vertreter ersuchte, sich Original- osserte von deutschem Druckpapier zu versel-affen. Diese Originalofferte lautete wörtlich: Betreffs des weißen nn- satinierten Druckpapiers in Rollen habe ich jetzt das Ver gnüge», Ihnen Muster ... zu behändigen znni Preise voll 1 <1 pro Pfund (englisches Gewicht) netto frei Londoner Hans. — Ter hier offerierte Preis beträgt iin Höchstfälle ! 18 Pfennig pro ein Kilogramm franko Hans London, mäh- ^ rend augenblicklich in Deutschland Druckpapier nnter 22 bis 28 Pfennig pro Kilogramm kaum zu haben ist. Da der ! deutsche Drnckpapierzoll (im jetzigen wie auch im neuen deutsclien Zolltarif) 0 Mark per 100 Kilogramm beträgt, ! so batte also die Preisdifferenz zwischen In- und Auslands- ^ preiseil bereits den vollen Zoll überschritten. Eine deutsche ! Fabrik, die sowobl Drnckpapier, wie auch das für die Bnnt- papierindnstrie nötige Nohpapier herstellt, gab der oben er wähnten Bnntpapierfabrik betreffs der Preisherabsetzung von deutschem Druckpapier in London die offenherzige Er klärung, daß der Verband deutscher Drncktxipie'rfabriken den Preis im Ausland niedriger stellte, um ein möglichst großes Ouantnm dahin absetzen zu könne» „und den Preis im In- lande nicht drücken zu lassen". Jetzt ist es also schon so weit gekommen, daß das Drnckpapierspndikat ins Ausland zu Preisen verkauft, die man nicht einmal während der Zeit des ärgsten Tiefstandes der Preise in Deutschland kannte; in Deutschland aber werden die Preise fortgesetzt in die Höbe getrieben. Dabei nehmen die Papiersabrikanten nicht einmal Anstand, zur Begründung der Preissteigerung aus Umstände wie den höberen Harzpreis hi»,zuweilen. obwohl die Differenz nur eine Preiserhöhung von zirka einen Zehn- ' telpfennig pro Kilogramm Rohpapier ausmacht. Es darf aber auch nicht verschwiegen werden, daß sich die Erzeugung von Druckpapier durch technische Neuerungen verbilligt hat. Während vor noch nicht allzulanger Zeit die Druckpapier- Maschinen mit 80 bis 90 Meter Geschwindigkeit in der Mi nute arbeiteten, ist heute die normale Geschwindigkeit bei durck-gängig größerer Maschinenbreite mindestens 125 Me- ter, und neu ausgestellte Maschinen arbeiten noch schneller. Anstatt nun auf grund der hierdurch entstehenden Verbilli gung die Preise herabzusetzen, sind die Preise ständig ge- stiegen und steigen noch weiter — aber nur im Inland. All diesem Beispiel ist gezeigt, wie notwendig ein Einschrei ten der Gesetzgebung gegen die Syndikate ist. Unseres Er- achtens würde sich durch ein Syndikatsregister und Staats aufsicht schon manches erreichen lassen, dazu müßte dann noch die zwingende Vorschrift treten, daß die Preise im Inland nicht höher sein dürfen, als die Auslandspreise. Wenn man sagt, daß dann die deutsche Industrie auf dem Weltmartt nicht mehr konkurrieren könne, so ist dieser Einwand nicht stichhaltig, und ferner ist es für Deutschland ein sehr schlech tes Gesck)äft, wenn es dem Auslande seine Waren nur des halb so billig anpreist, weil wir im Jnlande selbst viel zu hohe Preise zahlen müssen. Ein Gesetzentwurf über die Syndikate wird auch bereits im Neichsamte des Innern ausgearbeitet. — Wie die „Wartburg" Reklame macht. Vor uns liegt ein Zettel mit der Ueberschrift „Einladung zum Bezug auf (nie!) die „Wartburg", deutsch-evangelische Wochenschrift", der in starken Phrasen zum Abonnement einlädt, zumal die „Wartburg" schon im ersten Jahre ihres Bestehens in allen (?) evangelischen Kreisen dank ihres gediegenen Inhalts und ihrer vornehmen (!?) Sprache höchste Anerkennung und weiteste Verbreitung gefunden" habe. Am Schlüsse sind „Urteile der Presse und Kundgebungen der Behörden" bei- gedrnckt. Ta heißt es unter anderem: „Das erzbischöfliche Ordinariat in Bamberg und München gibt dem ehrwürdi gen Klerus die generelle Erlaubnis, die Wochenschrift für sich zu halten und zu lesen. Es ist zu hoffen, daß auch alle anderen erzbischöflichen Ordinariate Deutschlands dem guten Beispiele der bayrischen Seelenhirten folgen. — In Rom läßt der heilige Vater neue Testamente drucken und Yerbreiten: in Deutschland empfehlen die Bischöfe die Wart burg. — Es ist eine Freude, zu leben." Sollte das Ironie sein, oder wollte der Verlag der „Wartburg" Abonnenten ködern? Wie sieht denn diese Empfehlung bayrischer Bi schöfe in Wirklichkeit aus? Das „Amtsblatt für die Erzdiö zese Bamberg" veröffentlichte in Nr. 8 vom 30. April 1902 nnter dem Betreff „Die Los von Nom-Bewegung" ein län- gercs Generale an den Diözesanklerns. Darin wird die „Wartburg" nnter anderem also charakterisiert: „Die ans- gesprochene Absicht dieser Zeitschrift ist, die Kinder der ka tholischen Kirche zum Abfall von ihrer Mutter zu verführen, und die Mittel hierzu sind: Leugnung geoffenbarter Wahr heiten, Schmähung des Apostolischen Stuhles, Verächt lichmachung der katholischen Kirche und ihrer Einrichtungen, E n t st e l l n n g g e s ch i cht- licher Tatsachen und tendenziös gefälschte Schlußfolgerungen ans denselben, der ständige Vor wurf, die Katholiken seien Feinde des deutschen Vaterlan des . . ." Zum Schluß erhält der Klerus die Erlaubnis, die Wochenschrift zu halten und zu lesen, „damit er in be- zeichneter Weise Vorgehen kann." — Den Grundsatz, den die „Wartburg" innner wieder den Jesuiten in die Schuhe schie ben will, weiß sie selber zu praktizieren. Alles fürs Geschäft! —Was ein „Pastor" der Christenheit zu bieten wagt, ersieht man daraus, daß Dr. A. Kalthoff - Bremen sich am 12. Januar in Jena zum Vorsitzenden des „Deutschen Monistenbnndes" wählen ließ, dessen Ehrenpräsident Ernst Höckel ist. — Hierzu bemerkt das protestantische Blatt „Das Reich": Wir fragen einen jeden, ganz ohne Rücksicht I ans Weltanschauung: ist es möglich, zugleich ein Monist iin j Sinne Höckels zu sein und die Einkünfte eines evangelischen Pfarramtes zu beziehen? Es ist eine sehr ernste Frage für den deutschen Kirchcnansschnß, ob er seine Beziehungen zu Bremen noch aufrecht erhalten kann, wo das Pfarramt zum Gespött gemacht wird. — Tic Straßcndcmvnstrationcn am 21. Januar haben nunmehr die Genossen doch aufgegeben; vielleicht hat die Veröffentlichung der bürgerlichen Presse diesen Entschluß ge zeitigt. Jetzt schreibt nun der „Vorwärts": „Uebrigens, es Hütte wirklich nickst des Aufwandes von polizeilicher Für- sorge bedurft, ein Straßennmzng war von der Berliner So zialdemokratie gar nicht beabsichtigt. Erst recht war es nie mandem eingefallen, täppisch die Geschichte kopieren und dem Berliner 21. Januar die geschichtliche Denkwürdigkeit des Petersburger 22. Januar verleihen zu wollen. Diese ! bo-rnssische Idee scheint für ganz andere Kreise einen der- ! führerischen Reiz zu haben. Daß aber die Berliner Partei- i leitung ihre Anordnungen im Stillen traf und alle ncugie- ^ rigen Fragen der Scharfmacher, was man denn nun eigent lich vorhabe, unbeantwortet ließ, hat den erfreulichen Erfolg gehabt, daß die Gegenseite die Geduld verlor und ihre Po sitionen demaskierte. Unter Proklamierung des staatser haltenden Grundsatzes, daß jede vermeintliche Störung des Ordcnsfestes mit allen Mitteln zu verhindern sei, drohte man, jeden Versuch einer Straßendemonstration mit dem > hauenden Säbel und der schießenden Flinte unterdrücken zu wollen. Diese Erklärung ist eine Wahlrechtsagitation von wuchtigerer Eindringlichkeit, als die imposanteste Straßen- demonstration. Tenn selbst wenn eine solche vielleicht oben einigen Eindruck gemacht hätte, wichtiger ist noch der Ein druck auf die Masse, auf die Millionen Wahlentrechteter, die in ihrer Verblendung noch immer wähnten, die preußische Regierung stehe dem Volke denn doch anders gegenüber als die zarische Regierung." Wir haben schon gestern gesagt, daß die Drohungen der Scharfmacher nur Wasser auf die Mühlen der Genossen seien, hier lwben wir es. Im Ja- nuar schießt man nicht auf demonstrierende Sozialdemokra ten; da erzielt man mit der Wasserspritze weit bessere Erfolge! — Nach dem Jahresberichte de» christliche« Hilf»« u«d TronSpOrtorbei<erverba»d«« ist dieser im Jahre 1906 von 6332 auf rund 1LOOO Mitglieder gestiegen. Bon 67 «Streik» und AuSsperr,maen. an denen 3782 Mitglieder beteiligt waren, verliefen 17 mit ganzem »nd 21 mit teil weisem Erfolg, 6 waren resultatloS. An UnterstützungS- gelder für diese Kämpfe wurden rund 30000 Mk. auS- bezahlt. Oesterreich-Itngarr». — Die «»garische Krise. Die Genehmigung der Var- schläge Baron FejervaryS durch den Kaiser ist noch nicht der Friede selbst. Baran Fejervary hat daher der Krone außer dem Frieden-Projekt noch Vorschläge unterdreitet, die sich auf die von der ungarischen Regierung in der nächsten Zeit zu beobachrende Haltung beziehen. Hierher gehört vor allem da- Vorgehrn gegen die passive Resistenz, die ja in der letzten Zeit mancherorts einen revolutionären Charakter angenommen hat. Von ungarischer Seite wird zugestanden, daß da- Verjöhnurigüprojekt dcS Herrn v. LukacS Konzessionen auf militärischem und nationalem Gebiete zur Grundlage hat. Die Wege zu einem Siege Ungarns auf der ganzen Linie sind also geebnet, die Koalition braucht sie nur zu betreten. — Ei» Teil der opp»siti»«rlle« Presse bringt die Ge neigtheit der Krone, mit welcher sie aus die seitens der Koalition bemerkbaren FriedenSbrstrebungen reagiert, mit der Angelegenheit des deutschen Handelsvertrages in Ver bindung und gibt der Sache den Anschein, als ob sich der König in einer Zwangslage befände, da die deutsche Re gierung angeblich die parlamentarische Erledigung der Ver träge fordere. Nun ist daS Ungarische Lelegraphen-Korre- spondenz-Bureau von kompetenter Seite zu der Erklärung ermächtigt, Laß sich die deutsche Regierung mit den Garan tien, die die ungarische Negierung derzeit bieten kann, namentlich mit der Ratifikation durch den König, auch ohne Dotierung durch das Parlament vollkommen begnüge. Die supponierte Zwangslage der Krone besteht also lediglich in der Phantasie der betreffenden Blätter. — Der deutsch-fortschrittliche Parteitag für Böhmen nahm am Sonntag irr Prag einstimmig eine Resolution an. in der da- Bedürfnis anerkannt wird, das Wahlrecht für die Landtage und den Reichsrat auf die breiten Massen der Bevölkerung nach den Grundsätzen des allgemeinen und direkten Wahlrechts auszudehrien und erklärt noch, daß da§ gegenwärtige nationaleKräfteverhältnis imNeichsrat keinerlei Verschiebung erfahren dürfe und der Bedeutung des deutschen Volkes in Oesterreich bei der Zuteilung der Mandate entsprechend Rechnung getragen werden müsse. Schweiz. — Das von der internationalen Expertise für einen Durchstich der Bcruer Alpeu im Vordergrund gestellte Projekt einer Bahn durch den Wildstrubel ist auf Grund von Auf nahmen im Terrain überprüft worden. Die neuen Kosten berechnungen weichen von den früheren, ans Grund dsS allgemeinen Vorprojektes berechneten weit ab. Bis Ende Februar wird das Initiativkomitee seine Anträge über die Wahl der Trasse der Berner Regierung zustellen. Ueber die Frage des elektrischen Betriebes liegt ein fachmännisches Gutachten vor. Innerhalb einiger Monate wird der Finanzplan dem Vermischen Großen Rate zur Genehmigung vorgelegt werden. Ar«wstreich. — Die vereinigten Sozialisten beabsichtigen, wie eS heißt, bei der Präsidentenwahl im ersten Wahlgange ihre Stimmen ans den Namen von Paul Constans, sozialistischen Deputierten des Departements Allier, abzugeben. — Bekanntlich ist neuerdings die Lesart aufgetaucht, daß ein großer Prozentsatz der Wähler die Absicht habe, Loubet wiederzuwählen. Die „Libert6" will sich demgegen über für das Wort des Präsidenten verbürgen, als er ge beten wurde, die Genehmigung zur Aufstellung seiner Kan didatur zu geben: „Nein, nein, und nochmals nein! Lieber gleich den Selbstmord!" Zur Abwechselung wird jetzt wie der einmal Sarrien als aussichtsvoller Kandidat genannt. Ein Glück, daß der 17. Januar nun bald heran ist und die Aera der „Schiebungen" damit ein Ende nimmt. — Der Direktor der Staatsgüterverwaltung hat den Auftrag erteilt, behufs Jnventuraufnahme der Kirchen- gcfäße und Monstranzen erforderlichenfalls die Altartaber nakel zu öffnen. Die Erzbischöfe von Paris, Lyon und Chamb6ry, sowie zahlreiche Bischöfe haben deswegen an ihre Pfarrer Rundschreiben erlassen, in denen gegen diese Maßnahmen, die jedes katholische Gefühl aufs tiefste ver letzen müßten, entschieden protestiert wird. Die Pfarrer sollten sich darauf beschränken, den Beamten die Anzahl und den Wert der in den Tabernakeln verwahrten Kirchengefäße anzngeben und diese Angabe eventuell mit ihrem Priester- Worte zu bekräftigen, aber niemals gestatten, daß die Taber nakel geöffnet werden. Einige Bischöfe haben den Pfarrern den Rat gegeben, an dem Tage, an welchem die Inventur- aufnahme stattfinden soll, die Kirchengefäße aus den Taber nakeln zu entfernen. — Der konservative Deputierte Gay- raud wird am 19. d. M. in der Kammer über diese Ange legenheit interpellieren; der sozialistische Deputierte Brion, der Berichterstatter für das Trennnngsgesetz war, erklärt in der „Lanterne", daß der den Finanzbeamten erteilte Auf trag eine ungeschickte und überflüssige Brutalität sei. — ES sind bis jetzt 58 Wahler>et«isse bekannt. Da nach sind gewählt 45 Liberale, einschließlich 8 Arbeiter- kandidaten. 12 Unionisten und 1 unionistischer Freihändler. Die Liberalen haben 18, die Arbeiterkandidaten 4 neue Sitze gewonnen. — Bet der Wahl in Manchester - Ost erhielt Hmridpe (lib) 6403 und der 'rühere Premier minister Balfour 4423 Stimmen. Rnstl«nst. — Im Hotel de france in PeterSb»r> ist ein Atten tat auf den koreanischen KiegSminister Ai-Donk-Jk verübt worden. Die die N^woje-Wremja meldet, ist der Täter der Uebersetzer des Minister». Dieser erhielt 11 Schuß- und Stichwunden. Der Täter ist verhaftet worden. — Der Verweser de- Ministeriums des Innern D«n»o»o ist unter Belastung im ReickSrate -um Minister des Innern ernannt und in Anerkennung seiner ausgezeichneten eifrigen Dienste zum Wirklichen Geheimen Rat befördert worden. — Rach einer Meldung aus Mit«» hat daS energische Vorgehen der Behörden den Zerfall der revolutionären Organisationen zur Folge gehabt. Die Leiter derselben verstanden sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. — In