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dies geschehen wird. — Derselben Korrespondenz zufolge soll der Kaiser trotz des halben Dementis in der „Nordd. Allg. Ztg." bereits Anfang April eine Mittelmeerreise antreten. Das werde als Anzeichen dafür aufgefaßt, daß >nan in Ber lin einen befriedigenden Ausgang der Konferenz-Verhand lungen als gesichert ansieht. — Genannter Korrespondenz mutz natürlich die Verantwortung für ihre Meldungen über lassen bleiben. Angefügt sei hier noch, daß das in Fiume erscheinende Blatt „Nowi Lift" in Uebereinstimmung mit obiger Nachricht zu melden weiß, daß am 3. April eine Zusammenkunft Kaiser Franz Josefs mit Kaiser Wilhelm in Abazzia stattfinden wird. Auch für diese Nachricht bleibt Bestätigung abzmvarten. — Der Reichstag wird, der »Voss. Ztg." zufolge, spätestens am 0. April in die Osterferien gehen, zumal da am Pilmsoiintaz (8. Aocil) viele Abgeordnete in der Heimat nn ibköminlich sind. Inzwischen müßte allerdings noch sehr schwer gearbeitet werden. Man hat nämlich in Aussicht genommen, mindestens die zweite Lesung des Etats bis dahin noch zu erledigen. — Auf grnnd eines BnndeSralk-beschlusseS hat der preußische Finaujininister verfügt, daß anher Schweine fleisch auch Schweinespeck zur Einführung auS Rußland zugelassen wird. Die Einfuhr von Schweinefleisch und Schweinespeck in Mengen von nicht mehr als 2 Kilogramm ist zollfrei. — Der verstorbene Staatssekretär a. D. v. Puttkamer, der 1831 in Pommern geboren wurde, war schon mit 30 I ihren Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses und des Reichstages, und zwar, was bei dem konservativen Funiliencharaktec der Puttkamer besonders bemerkenswert ist, als Angehöriger der — nationalliberalen Partei. Seit 187l ivar er im Elsas; tätig, zuletzt, seit 1889, als Staats sekretär. Sein Rücktritt erfolgte ziemlich unvermittelt im Juli 1901. Herr v. Köllec ward sein Nachfolger. — Der diesjährige Adelstag der deutschen Adels- Genossenschaft, der zugleich der 25 AdclStag ist, findet am 23. Mär; in der Kriegsakademie zu Berlar statt. Auf der Tagesordnung befindet sich außer verschiedenen geschäft lichen Angelegenheiten eirr Vortrag dcS Holgenchtdrats a. D. Freiherr« v. Sas; über das Thema: „Der baltische Adel und die russische Revolution." — Tie BiidgctkomMission des Reichstages setzte am 7. d. M. die Beratung der Flottenvorlage fort. Bericht erstatter Freiherr v. Thünefeld (Ztr.): Tie Vorlage fordert insgesamt 141 Torpedoboote: diese sollen in drei Staffelungen eingeteilt werden. Tie Lebensdauer eines Bootes ist 12 Jahre, statt bisher 16 Jahre, so das; jährlich 2 Divisionen — l2 Boote erstellt werden sollen. Staats sekretär v. Tirvitz gibt vertrauliche Mitteilungen über die Organisation der Torpedoslottille. Erzberger (Ztr.) iraat an, weshalb die Lebensdauer ans 12 Jahre herab gesetzt werden soll. Die Torpedos, die sich so rasch abniitzen, müssen durch lanfcnde Mittel gebaut werden; sie dürfen nicht durch Schulden ansgebracht werden, sonst nimmt die Schuldenlast immer mehr zu. Dis Vertreter der Marine- t erwaltnng stimmten im Prinzip dieser Anregung zu, nur meinten sie, das; von 1915 ab nach den heutigen Be stimmungen die Kosten durch laufende Mittel gedeckt wer den. Erzberger (Ztr.): Aber bis dahin werden noch 415 Millionen Mark Schulden gemacht und diese Belastung durch Schulden sei ihm zu hoch. Wenn die Gegeimxrrt so sehr nach neuen Schissen rufe, müsse sie auch die Mittel hierfür ansbringen. Die Weiterberatnng über diesen Punkt wurde vertagt, bis neues Material vorliegt. Tie Frage der Unteiseeboote wurde genehmigt. Bei der Frage der Jn- dienstbaltni'.g brachte der Abgeordnete Erzberger (Ztr.) die Verwendung von Torpedobooten für die Segeljachten zur Sprache und tadelte den Luxus, der überhaupt in K;cl getrieben werde. Die kaiserlichen Jachten werden durch Torpedoboote befördert und -Mir ans .Kosten des Neicl>es. Bei den enormen Ausgaben für die Marine sei hier Spar samkeit nötig. Staatssekretär v. TirPitz: Die Ausgaben seien nicht so hoch: aber es werde nachgesehen werden, daß noch mehr gespart werde. Eine Reihe von Titeln wird ge nehmigt. Erzl> erger (Ztr.) fordert angesichts der Ver mehrung der Mannschaften, die sich jetzt auch ans ganz ka tholischen Gegenden rekrutieren, eine Vermehrnng der latholi'chen M'arinegristlichen, die auch ans Süddentschland zu nehmen seien. Staatssekretär v. Tirpitz sagt zu, das; mehr katholische Geistliche eingestellt werden, soweit es gehe, auch ans den Schulschiffen. Am Donnerstag ist Fortsetzung der Debatte. Das preusiische Abgeordnetenhaus hat am 7. d. M. den .Knltnsetat beim .Kapitel „höhere Lehranstalten" fort gesetzt. Ter Abgeordnete Marr (Ztr.) trat hierbei mit Entschiedenheit für die Einführung der (Babelsberger Stenographie in den höheren Schulen ein. Ter konser vative Abgeordnete Strosser wandte sich gegen die Resorinschiilen und betonte den ethischen Wert der Gyimia- sialschnlbildnng, wobei er ein sehr scknrfes Urteil eines Ge ist bis jetzt sein Hauptwerk zu sehen, dessen großer Wert allein aus der L cts'.che za entnehmen ist. daß der Roman bis jctzt bereits in sechs Sprachen übersetzt wurde. Das prachtvolle Wenk schildert einen Helden der oltjüdisch,n Geschichte. Judas Mochabäns. Der Roman lat vor „Ben Hnr" den Vorzug, das; sein Held ans geschichtlichem Boden steht. Er ist. w.e wenig Bücher, mit ebensoviel Feiwr wie Sachkenntnis geschrieben, erkält van der ersten bis zur letzten Seite die Spannung und zeickmt sich dnich Fein heit der Eharaltcrdarstellimg und vellkor, mei ster Form auS. Möge Herr Eschelbach noch reckt fruchtbar sein und die deutsche Literatur mit echten Perlen bereichern! Mit besonderer Freude erfüllt eL uns, das; wir ihn zu den besten katholischen Schriftstellern zählen können. Der Dichter schloß seinen Vortragsabend mit drn Warle,r mit denen er sein Buch ..Sommerliinge" ansklinyen läßt: „Hat's euck gcti.östlt, bal'ö ruck Mi-brl, Hat r« ruck nöber z,mi Lickt? a-'lilhrt, Hat es euch eine GNnide vrrlckönt, Hat es mit ein-rm Sckmerz rock versöhnt, Mcnck'S eine Blum? auf dornige V'bn — Wahr lick, dann bat es genug ge'an l D iS hat er durch seine Gedichte erreicht; ihm sei dafür herzlich Dank gesagt! Heimrates auS dem Kultusministerium über die Gymnasial schulbildung zurückwies. Der Zcntrumsabgeordnete Kirsch wandte sich gegen ein in den Gymnasien eingefllhrtcs Ge schichtswerk, das falsche Ansichten über die katholische Kirche verbreitet. Der freisinnige Abgeordnete Rosenow äußerte sich sehr scharf gegen die Sammlung der hannover schen Gymnasiasten zur Verstärkung der Seemacht. Eine Reihe von Abgeordneten brachten lokale Wünsche vor. Der Rest des Kultusetats wurde bewilligt. — Am Donnerstag wird der Eisenbahnetat beraten. — Tie vom chinesischen Kaiser zum Studium fremder Staatseinrichtuugen entsandte Studicnkommission ist am 7. d. M., von Paris kommend, aus dem Berliner Bahnhof Friedrichstraße eingetroffen. Dem Interviewer eines Ber liner Blattes gegenüber äußerte einer der Herren, die Hauptaufgabe der Kommission wäre die Literatur der ein- zelnen Gebiete zu erkunden und die einschlägigen Werke nach Peking zu senden, wo bereits ein besonderes lieber- setznngbnreau geschaffen sei. Um das Heerwesen zu stu dieren, seien drei Militärs zu den Abordnungen attachiert. Tie Leiter der Kommission würden nur etwa einen Monat in Deutschland bezw. Berlin bleiben. — Dem Lot»erieveltrage mn Preußen h> b:n sich jetzt alle an der hessisch-thüringischen Lotterte beteiligt n Staaten mit Ausnahme der beiden Lippe augeschlossen. — Das Resultat der Volkszählung. Bei d'r Volks- zählung von; I. Dezember 1905 im Deutsche; Reiche wurden, nach einer Meldung ds „V. T." vorläufig folgende Z ffern lcstgestellt: Ostpreußen 2 025 741, West- Preußen 1041936, Stadt Berlin 2 040 222, B auden- burg 3 529 839, Pommern 1 684 125, Posen 1986 267, Schlesien 4 935 823, Sachsen 2 978 679, Schleswig H -istein 1 504 339, Hannover 2 759 699, Westfalen 3 018 198, Hessen Nassau 2 070 076, Rheinland 6 435 778, H,hen- zollern 68 098 Seelen. Das Königreich Preußen zählte also ingesamt 37 278 820 Seelen. Bayern zählte 6 512 824, Sachsen 4 502 350, Württemberg 2 300 330, Baden 2 009 320, Hessen 1210 104, Mecklenburg - Scl Wenn 624 881. Sachsen-Weimar 387 892, Mecklenburg-Sir'litz 103 251, Oldenburg 438 195. Braunschwcig 485655. Sachsen-Meiningen 268 859, Cachsen-Altenbnrg 206 5 >0, Sachsen-Kobnrg Gotha 242 292, Anhalt 328 007, Sc! warz- bnrg- Sondershansen 85 177, Schwa, zbnrg - Nudelstrdt 96 830, Waldeck 59 135, Renh ä. L. 70 590, Renk j. L. 144 570, Schaumburg Lippe 44 992, Lippe 145 610. Lübeck 105 857, Bremen 263 426, Hamburg 875 090, Elsaß-Lothringen 1 814 626 Seelen. Das gesamte Deutsche Reich zählte danach rund 60'/„ Millionen Seelen. — Das Konto 8>t. vor dem Reichsgericht. Wegen öffentlicher Beleidigung des früheren Kolonialdirektors Dr. Stübel sind bekanntlich am 12. Dezember vom Land gericht 7 in Berlin die Redakteure des „Berliner Tage blattes" und des „Vorwärts", Mylo und Büttner, ver- urteilt worden. Beide hatten das Gerücht wiedergegeben, daß die F'rma Tippelskirch u. Ko. in ihren Büchern ein Konto ?. und ein Konto 8k. habe. Gemeint waren da mit der LandwirtschastSminister von Podbielski und der Kolonialdirektor Stübel. In den betreffenden Artikeln wurde ausdrücklich betont, daß dieses Gerücht unglaublich sei und ein Dementi dringend notwendig sei. Dennoch bat das Gericht eine Beleidigung des Kolonialdircktois Stübel als vorliegend erachtet. Die nur vom Angeklagten Mylo, der zu 1500 Mk. Geldstrafe verurteilt war. ein gelegte Revision wurde am Dienstag vom Reichsgericht verworfen. — Die Abordnung des Deutschen Vereins vom heiligen Lande, bestehend ans den Herren Oieheimrat Klein, Dom- Vikar Hütten, Architekt Marchand und Oberstleutnant a. D. Thoni'i, welche bekanntlich dem Pilgerzng nach Jerusalem über Konstantinopel vorausreist, traf, wie man der „Ger mania" ans Konstantinopel berichtet, am Donnerstag mor gen mit dem Orienterpreßznge nur IOs-5 Uhr dort ein und wurde am Bahnhöfe von den Herren der deutschen Kolonie und Botschaft empfangen. Der Wagenzng, welche dieselbe mit dem Kawas; der deutschen Botsck-afk an der Spitze durch die Stadt Stambnl über die Galatabrücke nach Pera in das Pera Palacehotel brachte, erregte in den Straßen Ans- sehen. Am Nachmittage machte die Deputation dem deut schen Botsck-after Freiherrn Marsckxckl von Bieberstein ihr? Ansnxrrtniig. Am Freitag, den 2. März nahmen die Herren am Selamlik teil, der besonders festlich gestaltet wurde, weil Prinz Ernst Wilhelm von Schweden, der mit einem Schul schiff im Bosporus liegt, zugleich in Abschiedsandienz cmp- sangen wurde. Nach dem Selamlik fand der Empfang im Bildi.zpalast statt. Abends n>ar zu Ehren der Deputation ein Festessen auf der deutschen Votsck;ast. Abt Fidelis von Stotzingen ist gleichfalls anwesend, um als Vertreter der Benroner Benediktiner bei der Einführung der Benediktiner ans den Sion zugegen zu sein. Ter Pilgerzng, der Diens tag von Köln über Genna, Messina, Alerandrien, Port Said nach Jaffa, Jerusalem, Haifsa, Damaskus, Veyruth fährt, wird mit der Deputation in Alerandrien wieder Zusammen treffen. In Jerusalem soll außer der Uebergabe des Ho spizes am Damaslnstor und der Einführung der Benedik tiner eine deutsche Nationalfeier stattfinden. Die „grcinigtrn Liberalen" werden sich selber immer mehr znm Gespött, dafür sorgen am lebhaftesten die Nationalsozialen mit ihren vielen Illusionen. Man anerkennt auch bereits in linksstehenden Blättern offen, das; mit dieser Fusion keine guten Geschäfte gemacht worden sind. Ter „Franks. Konr." ist so ehrlich und gibt dies offen zu. Nachdem er mitgeteilt hat, daß das taktische Zusam mengehen der Liberalen bei den badischen Landtagslvahlen auch auf die grundsätzliche Haltung der drei Parteien einen „gewissen Einfluß" ansgciibt hat, fährt er fort: „Ganz an- ders hat sich das Verhältnis der Liberalen zu den Sozial demokraten entwickelt. Tic ernsten Bedenken, die sich gegen das Stichivahlabkommen erheben ließen, wurden in natio nalliberalen und freisinnigen Kreisen von vornherein nicht unterschätzt. Man hat aber die anderenfalls unabwendbare Olefahr einer klerikalen Kammermchrheit für noch schlimmer erachtet und die Hoffnung nicht aufgegeben, daß im Laufe der nächsten vier Jahre Ereignisse eintrcten könnten, die künftighin ein Zurückdrängen des Ultramontanismns auch ohne sozialdemokratische Hilfe ernwglichen. Bei den Stich- Wahlen hatte das Abkommen offensichtlich den allgemeinen Beifall der nichtklerikalen Wähler gefunden, aber schon bei den Nachwahlen zeigte sich der Umschlag. In Bonndorf und Bruchsal war kaum die Hälfte der sozialdemokratischen Wäh ler für die liberalen Kandidaten an die Urne zu bringen, und in Ettlingen erwärmte sich das Groß der liberalen Wähler auch nicht für den Sozialdemokraten. Dazu kam das übermütige, herausfordernde Benehmen der Sozial- demolcatie. In drohendem Tone wurde von ihrer Press? den Nationalliberalen angesonnen, zur Durchsetzung radi- kaler Förderinnen ocr Sozialdemokratie gleichsam Heeres folge zu leisten, und einer ihrer Führer verkündete aller Welt, die Nationalliberalen hätten vor seiner Partei „kapi tuliert" — eine Univahrheit, die von nationalliberaler Seite sofort mit aller Schärfe zurückgewiesen wurde. Pein lich berührte es auch, daß die sozialdemokratische Presse in unglaublich roher Weise gerade den Minister verunglimpfte, der den Liberalen verhältnismäßig noch am nächsten steht. Unter solchen Umständen mußten sich die Beziehungen der Liberalen zu Len Sozialdemokraten rasch abkühlen. Man tritt ihren revolutionären Bestrebungen wie den Exzessen ihrer Presse und Redner niit großer Entschiedenheit ent- gegen und man bemüht sich, die werbende Kraft des geein- ten Liberalismus auch inr Kampfe mit der äußersten Linken zu erproben." Aber der Haß gegen das Zentrum ist trotz alledem noch so groß, daß sick: die streitenden Teile stets wie- derfindcn, wenn es gegen das Zentrum geht. -- Eine Abänderung der Brausteuerstaffelung dürfte noch in der zweiten Lesung beschlossen werden. Die Na- tionalliberalen machen in ihrer Presse bereits folgende Vor schläge: Mit dem bisherigen Steuersätze von 4 Mark be ginnend, solle man die Staffeln nur um 25 statt um 50 Pf. cmsteigen lassen, so daß die Steuer bei 10 000 Doppelzentner Malzverbrauch erst den Satz von 7 Mark statt 8,50 Mark erreichte. Dann aber sollte mit der progressiven Besteue rung noch in fünf weiteren 26-Pfennig-Staffeln fortgefah ren werden. Bei Befolgung dieses Vorschlages würde man den kleinen oder namentlich den mittleren Brauereibetrie- ben eine tatsächliche wirksame Hilfe gegen die großen angc- deiheir lassen, ohne daß eine Abtvälzung der Brausteuer auf die Biertrinker zu befürchten sein würde. Freilich dürste die Steuer dann mir noch einen Mehrertrag von 17 bis 18 Millionen statt 24 Millionen ergeben. Diese sehr be dauerliche Schmälerung des Steuerertragcs könnte aller dings dadurch verhindert werden, baß man die Staffeln von 10 000 Doppelzentner ab nicht mehr um 25, sondern um 50 Pfennig steigen läßt. Auch dann würde die Steuer von den Großbetrieben sicher noch nickst auf die Kleinkosumenten abgewäkzt werden können, und zlvar würde das um so weniger möglich sein, als der Wettbewerb der kleineren und mittleren Brauereien sich dann dagegen wirksamer eNveisen könnte, als cs bei der vorläufig angenommenen Staffel- steuer der Fall sein würde. Wenn man befürchtet, daß eine plötzliche Stenererhöhung von 4 ans 9 Mark zum Beispiel selbst den größten 20 prozentigen Niesenbrauercien allzu große finanzielle Schttnerigkeiten bereiten könnte, so ließe sich dem vielleicht dadurch begegnen, daß man die Erhöhung nicht mit einen; Male, sondern auf zwei oder drei Portionen und ans zwei bis drei Jahre verteilt eintrcten ließe. In dieser Zeit könnte eine Verteilung der Belastung zwischen Anfsichtsräten und Aktionären, sowie den Inhabern der großen Schankstätten und den heute so exorbitante Miets preise fordernden Hausbesitzern friedlich vor sich gehen. Jedenfalls wäre eine solche stärkere Heranziehung der ganz großen Betriebe nur gerechtfertigt, zumal nach dem kürzlich gezeichneten Flugblatt, das dieselben ausgegeben haben. — Der Zcntral-Verband der christlichen Arbeiter uod Arbeiterinnen für das graphische Gewerbe (Sitz Köln- Ehrenfeld), der jüngste unter den christlichen dem Gesamt- verbände angeschlossenen Verbänden, veröffentlicht soeben den Jahresbericht 1905, woraus zu ersehen ist, daß nach 1'/„jährigem Bestehen die Zahl der Ortsgruppen auf 26 mit einem Mitgliederstand von 1200 ar.gcwachscn ist. Oefterreickr-Unqar« — Das Amtsblatt veröffentlicht die Ernennung des Ministerialrats Franz Hegcdnes znm Finanzminister, des Ministerialrats Toth znm Kultus- n. Unterrichtsminister u. des Feldmarschallleiitiiants Bela Papp zum Honvcd- minister. Gleichzeitig wird Baron Fcjervary, der provi- sorisch das Finanzportefeuille geführt hat, seiner Stellung als Finanzminister enthoben. Ter bisherige Klrltusminister Lutäcs und der bisherige Honvedminister werden ihrer Stellung unter Anerkennung ihrer Verdienste enthoben. In der Presse werden die Veränderungen des Kabinetts als Zeichen der Konsolidierung der bisher befolgten Re- giernngSbolitik aufgesaßt. — Das österrrichische Abgeordnetenhaus begann am 7. d. M. die erste Beratung der Wahlreformborlage. Der Minister des Innern betonte, die Negierung wolle sich durch Schwierigkeiten nicht von dem Wege abhaltcn lassen, den zu betreten sie im Interesse der Gesundung des Parlamentes für notwendig gehalten habe. Das Prinzip des allgemeinen gleichen Wahlrechtes finde tatsächlich bei der Mehrzahl der Parteien keine Einwendungen, wogegen namentlich die Wahlkreiseinteilnng, sowie die Mandatsverteilungen um so heftigeren BescGverden begegnen. Bezüglich der Wahl kreiseinteilnng hob der Minister hervor, daß znm Schutze des nationalen Besitzstandes nach Tunlichkeit das Prinzip der nationalen Abgrenzung angewendet würde, so daß künftighin der nationale Besitzstand ausschließlich auf der Summe der nationalen Wählersckxfft beruhen werde, unab hängig von Kompromissen und Wahlznfälligkeitcn. Dies würde immerhin ein nicht zu unterschätzender Vorteil sein. Was die Mcmdatsverteilnng anbelangt, so halte die Re gierung daran fest, das; keinem Lande weniger Mandate zu- znweisen seien, als es bisher hatte. Die Erhöhung der ge samten Mandatszahl erkläre sich daraus, daß in Ländern, wo die Zunahme der Bevölkerung eine Vermehrung der Mandate erheischt, eine Erhöhung der Mandatszahl habe erfolgen müssen. Die Regierung sei sich wohl bewußt, daß daS Deutschtum in Oesterreich zu den ersten Kulturträgern und zu den staatserhaltendcn Faktoren gehöre, die von jeder Regierung beachtet werden müßten. (Zustimmung und Widerspruch.) Die Vermehrung der slawischen Man date sei ein natürliches ziffernmäßiges Ergebnis aus der