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... - protestantischen Wallfahrtsort zu machen, entgegenzutreten, und sollten auch fortan nicht ganz so viel Geldstücke im Kasten klingen und einige Hektoliter Bier weniger in matorem I-utdori xlorium verzapft werden. Da nun seit dem oben erwähnten Versuch, eine alte Mär aufzufrischen, zwei Gutachten bewährter Geschichtsforscher vorliegen, so dürste eS angebracht sein, behufs Aufklärung des Publikums einige Stellen daraus abzudrucken. In dem einen Gut achten heißt es: „Das sogenannte Luther-Haus in Eisenach zählt zu den ältesten Gebäuden der Stadt. Nach einer daran zu findenden JahreS-ahl läßt sich seine Erbauung in das Jahr 1563 setzen. Schließt einerseits diese Zeitangabe schon a»S, daß das Gebäude die Wohnung der Frau Ursala Cotta als Pflegemutter Martin Luthers gewesen sein kann, so weift andererseits Dr. E. Schneidewind in seinem Buche „DaS Luther-Haus" (1883) zweifellos nach, daß wir hier «och nicht einmal den Platz zu suchen haben, worauf Frau TottaS Wohnung gestanden haben kann." Aus dem anderen gutachtlichen Schreiben werden besonders folgende Stellen «tereffieren: „Als vor ungefähr 25 Jahren der damalige Besitzer des sogenannten Luther-Hauses in ihm einen Basar einrichtete, und außen die Inschrift „Luther-Haus" an- briagen ließ (diesen Namen führte dos altertümliche Ge- bände schon im Volksmunde), veröffentlichte der inzwischen verstorbene Professor Schneidewind eine kleine Schrift „Das Luther-Haus in Eisenach", in der er klar nachwies, daß die Fra» Cotta niemals dort gewohnt hat, sondern in der Ge- orgenstraße." — Wir sind begierig, wie sich nun gewisse Mütter zu dieser Vernichtung eines schönes Wahnes stellen. „Protestantischer Wallfahrtsort" ist sehr gut gesagt I — Der deutsche Metallarbeiterverbaud hat soeben seine Abrechnung sttr das Jahr 1905 veröffentlicht. Der Ver- Baud zählt mehr als eine viertel Million Mitglieder. Die Reineinnahme betrug 5,1 Mill. Mk., so daß also auf den Kops der Mitglieder an Beiträgen rund 20 Mk. gezahlt wurden. Für Arbeitslosenunitrstützung hat der Verband fast Mill. (480 000 Mk,), also etwa V,o der Einnahme au-gegeben, für Unterstützung in besonderen Notfällen da gegen nur 174 000 Mk., also etwas über 3 Proz. der Einnahme. Dagegen hat der Verband für Streikunter stützung über 2 Mill. (2,084 Mill. Mk.). also etwa 40 Proz. feiner Einnahmen geopfert. Außerdem hat er noch für Unterstützung an andere Verbände 51000 Mk. verwandt. Diese Unterstützung wird in den meisten Fällen gleichfalls dem Streik gedient haben, so daß der Verband insgesamt für Streikunterstützung mehr als 2*/z Mill.. also etwa 50 Proz. seiner Einnahmen, verwenden konnte. — Wider Malthus. Eine Art von Warnung adressiert ein Wiener Blatt, die ,,-Oesterreichische Volkszeitung", an Frankreich, indem es den Bevölkerungsreichtum Deutsch lands in Vergleich stellt mit dem Stillstand der französischen Bevölkerung: „Nach der im Dezember vorigen Jahres vor genommenen Volkszählung ist die Bevölkerungszahl im Deutschen Reiche bereits auf 61 Millionen gestiegen, wäh rend die Volkszahl in Frankreich kaum 39 Millionen aus macht. Die Zunahme in Deutschland beträgt jährlich rund 850 000 Köpfe, wogegen sie in Frankreich kaum den acht zehnten Teil dieser Ziffer erreicht. Mit Recht ist daher ge- sagt worden, daß Frankreich im Hinblicke auf die rapid« Uc-erflügelung seiner Bevölkerung durch die Deutschlands, jedes zweite ^ihr ein neues Elsaß-Lothringen an Deutsch land verliert. Wahren- unmittelbar nach dem Kriege die Volkszahl des neuen Deutschen Reiches nur um vier Millionen jene Frankreichs übertraf, ist die Differenz jetzt auf 23 Millionen gestiegen, und wenn es in dem gleichen Tempo fortgeht, wird Deutschland im Jahre 1925 doppelt so viel Bewohner als Frankreich haben. Die Ziffern und Zahlen der Bevölkerungsstatistik sind ivahrhaft nieder schmetternd für die französische Weltmachtpolitik. Was nützt es, Länder zusammenzuraffen, wenn es an Menschen fehlt, sie zu besiedeln. Gesetzt den Fall, Frankreich bekäme ganz Marokko, so würde ihm diese Erwerbung durch viele Jahre nur schwere Lasten und Ausgaben auferlegen, die in keinem Verhältnis zu den möglichen Vorteilen stehen wür den. Die Erccherung von Algier hat Frankreich Milliarden gekostet, ohne die erhofften Früchte zu tragen, weil das Menschenmaterial nicht vorhanden war, um die ausge dehnten Gebiete in Nordafrika zu kolonisieren. Und was in Algier geschah, würde sich in Marokko wiederholen." — Glückwunschtelegramme sind zum Jubiläum des Nationalinstitutes Anima in großer Anzahl cingetroffen. Wir heben die wichtigsten hervor. Kaiser FranzJoseph telegraphierte an den Rektor: „Anläßlich der Jubelfeier des 500 jährigen Bestehens beglückwünsche ich das unter ihrer Leitung stehende Institut Santa Maria del' l'Anima in Würdigung der von demselben zu jeder Zeit ent- falteten segensreichen Tätigkeit. Ich wünsche dem Institut auch fernerhin das beste Gedeihen und spende demselben mein Bildnis als Zeichen meines fortdauernden Wohl wollens. Franz Joseph." Außerdem spendete der Kaiser laut Brief des österreichischen Botschafters 5000 Lire zum Saalbau. 1000 Mark zum nämlichen Zwecke übersandte der hochw. Herr Bisck>of Nosentreter von Kulm, Anima- Kaplan im Jahre 1879. Daß auch Se. Heiligkeit Papst Pius X. der Anima sein lebensgroßes Porträt gewidmei hat, haben wir bereits berichtet. Kaiser Wilhelm II.. Prinzregent Luitpold und der deutsche Reichskanz ler ließen durch die betreffenden Gesandten ihre Glück wünsche aussprechen. Vom österreichischen Minister des Aeußern kam ein Telegramm. Desgleichen kamen die herz lichsten Telegramme oder Glückwunschschreiben von den Eminenzen Kardinal Kopp-Breslau, Fischer-Köln, Gruscha- Wien, Katschthaler-Salzburg, Skribensky-Prag, von den Herren Erzbischöfen und Bischöfen von Bamberg, München, Freiburg, Eichstätt, Speyer, Augsburg, Passau, Pader born, Trier, Kulm, Mainz, Triest, Briren, St. Pölten, Linz, vom Herren Apostolischen Vikar von Sach sen, Prälat Dr. Schäfer, von Herren Weihbischof Marschall-Wien und Galen-Münster und viele andere, so dem früheren Rektor der Anima, Dr. Karl Jänig, Admi- nistrator der St. Johann-Nepomuk-Kirche in Prag. — Einen merkwürdigen Bericht, der leider in alle grö ßeren Zeitungen Deutschlands und Oesterreichs übergegan gen ist, hat sich das Wolffsche Telegraphcnbureau anläßlich des Jubiläums der Anima in Rom geleistet. Der bereffende Artikel ist zwar nicht lang, weist aber fast ebenso viele Un richtigkeiten als Zeilen auf. Fürs erste gibt es in Rom keine „österreichisch-ungarische und deutsche Kolonie", son dern bloß eine einzige Kolonie deutscher Zunge und gerade das ist der Stolz aller Deutschen in Nom. Infolgedessen konnte der heilige Vater auch nicht die Mitglieder „der bei den Kolonien" empfangen. FürS zweite fand während de» Festgottesdienstes nicht bloß die „erste heilige Kommunion der Kinder" statt, sondern auch Firmung derselben und Ge neralkommunion der gesamten Kolonie, an der sich Uber 200 Mitglieder beteiligten. Hätte der Herr Berichterstatter des Wolffschen BureauS nicht lediglich am grünen Tisch ge arbeitet, sondern sich die Nationalfeier angesehen, so hätte ihm das nicht entgehen können. So aber hat er nicht ge sehen, was tatsächlich stattfand, wogegen er das sah, waS nicht stattfand. Er läßt -. B. die „früheren Rektoren" in Audienz empfangen — leider war keiner von ihnen in Rom. Er führt die „Almoseniers des HospizeS" zum heilt- gen Vater — leider gibt es dergleichen nicht. Er spricht vom Empfange des „Erzbischofs von Trieft" — leider war dieser gar nicht beim Feste und übrigens ist in Triest nur ein Bischof. Der Bericht deS Wolffschen Bureaus ist also von Anfang bis zum Ende falsch Wie mag es bei einer derartigen Berichterstattung erst mit anderen telegraphischen Notizen stehen, die nicht so leicht kontrolliert werden können? A»< de» dewtfck»,« At»t»«ie» — Dem „Daily Expreß" wird aus Blantyrc unter dem 20. März geschrieben: Der mächtigste Häuptling der Wa- sandas im deutschen Nyassalande, Merere, wurde von seinen Anhängern wegen seiner Treue zur deutschen Sprache vor- giftet. Er erhielt seinerzeit wegen seines dem Reichs kommissar Dr. Peters geleisteten Beistandes vom Kaiser Wilhelm einen geschnitzten Thron und andere Beweise der Anerkennung. Man fürchtet, infolge des Todes MerereS könne die Rebellion in jenen Gebieten länger anhalten, aks erwartet wurde. Viele Hunderte der Rebellen hatten sich in den unzugänglichen Teilen des Livingstone-Gebirges nieder gelassen, wo schwere Kämpfe stattgefunden haben. Ein ein geborener Häuptling, den man für die Ermordung einer Anzahl von eingeborenen Soldaten für verantwortlich hielt, wurde kürzlich in Langenburg vor den Augen vor; vielen Hunderten des Wangonistammes hingerichtet. V Meyer-Försters „Alt-Heidelberg" hat bis Oktober 1905 dem fast völlig blinden Verfasser an Tantiemen 425000 Mark eingebracht. v Eine dankbare Leserin. Ein originelles Testament hat die kürzlich in Pavia verstorbene Gutsbesitze rin Marquise Jsabella Lucini hinterlassen. In ihrem letzten Willen setzte sie einem Witzblatt, dessen treue Abonnentin sie viele Jahre lang war, ein Legat von 1500 Lire aus. Wei- tere 1500 Lire bestimmte sie für ein Bankett der Mitarbeiter" dieses Blattes. Die Verstorbene will mit den beiden Le gaten der Redaktion ihren Dank für die vielen vergnügten Stunden, die ihr die Lektüre des Witzblattes bereitete, zum Ausdruck bringen. v 1200 Verwundete erfroren! Eine vor kurzem aus dem fernen Osten nach Petersburg zurückge kehrte barmherzige Schwester enthüllt, den „Bcrl. N. N." zufolge, in der Zeitung „Ruß" erschütternde, bis jetzt in der Oeffentlichkeit noch nicht bekannte Einzell)eiten über doS schreckliche Los verwundeter russischer Soldaten. In keinem Kriege, so schreibt sie, in keiner Armee ging man mit dem „Kanonenfutter", sobald es zum weiteren Kampfe nickt mehr tauglich war. so zynisch um wie in der russischen Armes während deS Krieges gegen Japan. Vor allem fehlte eS im ungewöhr gen. Den ! Mitteln", no es, am Sam Heren Treff« Haufen zusa tagelang quc Schlacht am ten von verv dörfern zerfl Russen von Platze zurück! jetzt noch niö alle Mittel a Es wurden gebracht, doi Kälte, 24 St glücklichen ft fie den Rest zu Stelle, un letzten Mann tten und Bei dieser schreck! oberst Fiedoi s» «o 4« Nachdruck de« boten. — Ale Siechte Vorbehalte«. Nein, eine Vergnügungsfahrt ist es diesmal nicht, die Fahrt des „Bar barossa" hinunter nach dem Mittelmeer. Ab Bremen stand die Fröhlichkeit noch hoch im Kurs. „Prosit, Landsmann! Was kostet die Welt?" . . . Kaum aber, -aß die englische Küste da hinten im blauen Gedämmec verschwindet, kaum daß der gewaltige Schiffskoloß weiter hinausdampft inS Reich der Wogen — da macht das große Besser den Passagieren plausibel, was es heißt, im Februarsturm auf ihm herumzugondeln. Heulen des Windes im Takelwerk. Hochgepeitschte Flut. Rings um den „Barbarossa" alles weiß vom Wellenschaum . . . Und so mit unermüdlicher Ausdauer weiter: morgens — triefender Himmel, tagsüber — Tosen und Rollen, die Nächte — schwarzes Grause». Der joviale prächtige Kapitän mit seiner philosophischen Ruhe schreibt ins Schiffsjournal: „Grobe, wilde See. Heftige Regenböen. Schiff arbeitet schwer. Nimmt mächtige Spritzwellen an Bord." Er hätte diesen Schauersatz gleich für die nächsten Tage hektorgraphie- ren können. Und erst im Biscayischen Meerbusen, jener gefürchteten Gegend, wo die Stürme wüten, als ob sie dort ihre Winterresidenz bezogen hätten! Uebcr die Fahrt durch diese famose Gegend heißt eS im Schiffsbericht kurz und bündig: „Orkan. — Orkan." Die Passagiere. Männlein und Weiblein ach, überschlagen wie lieber dies trübe Kapitel! . . . Und doch — ein Morgen zieht herauf, da glätten sich die Wogen. Hel und warm leuchtet die gutgelaunte Sonne aus klarem Himmelsblau. Der rasende Sturm verwandelt sich zum linden Zephir, weich und schmeichelnd die fahlen Wangen der Passagiere umkosend. Eingeinummt bis an die Nasenspitzen, ätherisch blickend, als wollten fie den Himmel um Erbarmen anflehen, liegen die holden Damen an Deck in ihren Korbstühlen, während die Herren, die Hände in den Taschen, im Sturm schritt das Deck auf- un- abmarschieren, um an Bewegung die zumeist in den dumpfen Kabinen zugebrachten Tage schnell noch nachzuholen, ehe eS hinunter geht in den reichvergoldeten Speisesaal. — Zum ersten Male sind die Tafeln alle besetzt. Die Seekrankheit hat bisher stets die meisten ferngehalten. Heute froheste, animierteste Laune. Strahlend blickt man sich um, nickt freundliche Grüße, lächelt, kokettiert. Man ist vollzählig. - , AI am solidesten u Eigene Werkstäl tm Hause. »U«r Lrt, Lid»»», L vro»ck«»L W