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entsprechende Leistungen nach den betvährten Grundsätzen des Begründers dieses Werkes. Möge es Ihnen gelingen, das Werk aus der Höhe zu erhalten, auf die eS gehoben worden ist, nnserein deutschen Vaterlande auch fernerhin Schutz- und Trutztvaffen zu liefern, welche in Fabrikation sowohl, wie in Leistungen nach wie vor von keiner Nation erreicht werden. Mit goldenen Buchstaben stehe das Wort Pflicht über den Türen Ihres HeiniS und werde ihre Aus übung durch das hehrste Gefühl erleichtert, welches es auf Erden gibt, nämlich für das Wohl seiner Mitmenschen arbeiten zu können." — Der Kaiser hat in einem Danktelegramm an die zu Karlsruhe tagende Jahresversammlung des Deutschen Vereins gegen den Mißbrauch geistiger Getränke seiner Freude „über den bisherigen Erfolg der Bekämpfung des Mißbrauchs von Alkohol" Ausdruck gegeben und gesagt, er werde die „segensreichen Arbeiten des Vereins auch ferner mit seinem Interesse begleiten". — Der Neichskanzler traf nach einer Abwesenheit von fast 6 Monaten am Montag wieder in Berlin ein und über nahm die Geschäfte. Sein Gesundheitszustand ist vorzüglich. — Zu der von uns gestern gebrachten Entgegnung der Nordd. Allg. Ztg. znm Fall Wistuba, bemerkt die Germania: „Hier wird die Richtigkeit der Behauptungen unseres Gewährsmannes also schon zum Teil zugegeben. Es ist tatsächlich die Ueberweisung der Angelegenheit an die Disziplinarkammer beschlossen gewesen." — Der Telegiertcntag der katholischen Arbeitervereine Westdeutschlands fand am 14. d. M. in Oberhausen unter dem Vorsitze des Generaldirektors Tr. Pieper-München- Gladbach statt. Nach dem Jahresbericht umfaßt der Ver band 723 Vereine mit etwa 100 000 Mitgliedern. Gegen 1904 liat er nur etwa 400 Vereine mit 27 000 Mitgliedern Angenommen. Tie Tiözese Köln bat 202, Münster 141, Paderborn 220, Hildesheim 27, Fulda 48, Limburg 51. Osnabrück 14 und Metz 20 Vereine, die sich dem Verbände angeschlossen haben. Für das nächste Jahr soll eine euer- gisckie Agitation, für die katholisck>en Arbeitervereine er folgen. Als Losung wurde ansgegeben: in jedem Ort einen katholischen Arbeiterverein. Tie Abonneiitenzahl der „West deutschen Arbeiterzeitung ist von 30 000 ans 74 000 ge stiegen. Tie Bildung von katholischen Arbeitersekretariaten hat Fortschritte gemacht. Neue sollen gegründet werden in der nächsten Zeit in den Diözesen Münster, Osnabrück und in Oldenburg. Der Westdeutsche Verbandsausschuf; empfiehlt die Ablichtung regelmäßiger Konferenzen der katholischen Arbeitersekretäre, eine entschiedene Agitation ans dem Lande, Gründung von katholischen Arbeiterinnen vereinen, Arbeiterererzitien, Gewinnung des jugendlichen Nackmnrchü's und Beitritt zn der Verbandssterbekasse und Krankengeldzuschußtässe. In der anregenden Diskussion wurde die unbedingte Einführung der Leokasse und die all mähliche Zentralisation der Sterbekasse verlangt. Es wurde angeregt, die BisckHfe zu bitten, sie möchten die Geistlichen auf dem Lande ersuchen, die in die Städte trandernden Ar beiter auf die katholischen Arbeitervereine aufmerksam zu machen. Als wichtigstes Agitationsmittel bezeichnete man die Flugblattverteilung zn Gunsten der katholischen Ar beitervereine. Bei Erörterung der Polenfrage befürwortete man die Herausgabe von Flugblättern sozialen Inhaltes in polni'cher Sprache. Tr. Müller-München-Glchbach legte die Ausgaben der katholischen Arbeitervereine und der christ- lscheu Gn'werkschasten dar. Trotz der abgesteckten Grenzen sei eine gemeinsame Arbeit auf dem Gebiete der christlichen Kultur möglich. Tie christlichen Gewerkschaften hätten unter allen Umständen ihre Neutralität zu Nxrhren und mit zuarbeiten mit katholischen Arbeitervereinen an der Ver drängung sozialdemokratischer Ideen. Tie Unterstützung der christlichen Gewerkschaften durch Zuführung von Mit gliedern sei Pflicht der katholischen Arbeitervereine. Ter katholische Arbeiter dürfe die christliche Gewerkschaft nicht als Klassenkampfmittel anseben, sondern als Klassen- Hebungsmittel. Andererseits labe die christliche Gewerk- sclxfft die Pflicht, ihre Mitglieder zum Eintritt i'i die kon fessionellen Arbeitervereine anzuhalten. Tr. Pieper nxuidte sich gegen den Vorwurf, die Gewerkschaften schä digten die katholische» Arbeitervereine. Tas Gegenteil sei der Fall. Generalsekretär Stegernald-Köln gab praktische Winke zur gemeinsamen Agitation von katholischen Ar beitervereinen und christlichen Gewerkschaften. Arbeiter sekretär Wolsf erörterte das VertrauenSmännershstem innerhalb der katholischen Arbeitervereine. Eine Reso lution empfahl warm den Mitgliedern der katholischen Ar beitervereine den Beitritt z» den christlichen Gewerkschaften, deren erfreuliches Wachstum begrüßt tour de. Arbeiter sekretär Michel-Stolberg referierte über die Notwendigkeit —— > —»-»--»--M—» der staatsbürgerlichen Schulung der Mitglieder. Dr. Pieper richtete sodann die Aufmerksamkeit des Delegierten tages auf die Frage des Zuzuges jüngerer Personen zum Arbeitervereine. Er empfahl, vor der Militärzeit sck>on die katholischen Arbeiter den Vereinen zuzufllhren, ferner eine organische Verbindung mit den Jugendvereinen herbei- zu führen. — Tie evangelische Bnndestagnng in Graudenz kommt mich in der konservativen „Kreuzzeitung" sehr schleckst weg: das genannte Blatt meint: „Wir wollen an den Reden und Beschlüssen des Evangelischen Bundes auch keine allzu strenge Kritik üben, zumal er seine offenen Angriffe gegen die konservative Partei seinerseits eingestellt hat. Aber seine „itimdgebung gegen den Ultramontanismus" gibt uns doch zu Bedenken Anlaß, und zwar vom politischen Standpunkte aus. Wir haben mit aller Entschiedenheit, entschiedener als der Evangelische Bund selbst, die in dem immer wiedcrkehrenden „Toleranzantrage" des Zentrums liegenden Tendenzen bekämpft und den Antrag selbst wiederholt zu Fall bringen Helsen. Wir können aber bei aller dem Zentrum gegenüber gebotenen Vorsicht nicht er kennen, tvarum der Evangelische Bund eine so scharfe Erklärung gegen den Beschluß des Essener Katholiken tages erläßt, der den „Zusammenschluß der Gott- und Ehristusglänbigen aller Konfessionen zum Kampfe wider den Unglauben und Umsturz" befürwortet. In konkreten Fällen wird der Evangelische Bund selbst sich diesem Zu sammenschlüsse nicht versagen wollen. Wenn z. B. ein an nehmbarer, allen wirklichen idealen Bestrebungen in Kunst und Literatur gerecht werdender Gesetz entwurf zur Be kämpfung pornographischer, die Sittlichkeit unter grabender Veröffentlichungen zur Beratung steht, ergibt sich ein Zusammengehen der Konservativen und wohl auch vieler Liberaler mit dem Zentrum von selbst. Tas Gleiche ist der Fall im Kampfe für die Konfessionsschule, für die Wahrung der Staatsautorität gegenüber den revo lutionären Bestrebungen der Sozialdemokratie, für die Wehrhaftigkeit der Nation nsw. Etwas anderes kann der Essener Katholikentag nicht gemeint haben, denn dem Zen trum liegt es ganz fern, einen allgemeinen Bündnisvertrag mit irgend einer politischen Partei zu erstreben. Tas wäre aussichtslos und zweckwidrig. Tie so scharfe Erklärung des Evangelischen Bundes wird also unserer Ansicht nach den Tatsachen nicht ganz gerecht. Auch ist es ini Kampfe der Parteien keine gute und empfehlenswerte Gepflogenheit, dem Gegner ganz allgemein die l>onn kicke» abzusprcchen und von einer ganzen Partei zu sagen, daß sie noch jeden politischen Verbündeten betrogen habe. Scharfe Worte sind unvermeidlich, aber beleidigende Worte rächen sich stets an dem, der sie gebraucht. In diesem Falle kann sich aber nicht nur die Z e n t r u m s p a r t e i beleidigt fühlen, sondern auch die Parteien, die gelegentlich niit ihr zu sammen in ehrlichein Streben nach der Wohlfahrt des Staates und der Kirchen gearbeitet haben. Sie werden aber wohl ruhig darüber hinweggehen, denn es steht nir gends geschrieben, daß die Graudenzcr Versammlung allein politisch weise sei." Sehr deutlich und sehr bestimmt I Lcsterreich-Nngarri. — lieber die Stellung des Grafen Goluchowski schreibt die „Neue Freie Piesse", der Graf besitze nach wie vor das vollste Vertrauen des Kaisers, der sich nur ungern von einem so langjährigen Ratgeber trennen würde. Hiervon hat die ungarische Regierung Kenntnis, und es ist abzu warten. ob Weierle auf die Wahl der ungarischen Delega- tion solchen Einfluß ausüben kann, daß ein offener Bruch vermieden wird. — Die serbische Negierung hat am 14. d. M. ihre Antwort arif die letzte Note der österreichiich-ungarischen Negierung bezüglich der Handels-Vertrags-Verhandlungen nach Wien gesandt. Zu derselben Zeit, wo die Antwort der serbischen Regierung in Wien eintrrfft, wird auch die hiesige österreichisch-ungarische Gesandtschaft eine Abschrift der Antwortnote im serbischen Terst bekomme». Schweiz. — lieber den Abschluß des französisch-schweizerischen Handelsvertrages ist eine vollständige Verständigung erfolgt. D»r Austausch der Unterschriften erfolgt Mittwoch. Italien. — Tie Hohcnlohcschrn Denkwürdigkeiten erregen auch in Italien großes Aufsehen. Tie Gazeta del Popolv höhnt darüber, daß dieser unerhörte Skandal nicht etwa in einem lateinischen Lande, sondern in dem angeblich so skandalfreien Deutschland auspebrocheu sei. Deutsch lands Prekäre, ja ohnehin fast isolierte Stellung gewinne durch die Enthüllungen in diesem Augenblick sicherlich nicht. Die Gestalt Bismarcks verliere alles Grandiose, während bläst. Dasselbe gilt von den Chamotte-Nelrefs an den Wandpfeilern des Einganges: rechts ein häßliches Löwen- gesicht mit schreigoldenem Heiligenschein, menschlichen Hän den, dem Tiakoritleid und de» nuten herarisragenden Men- schensiißeri, den Evangelisten Markus airdeutend, links eirr Vogelkopf mit riesigem Schnabel, von einem Heiligenschein umwunden, Tiakonskleid und Menschensnßen unten, St. Johannes markierend, beides eher für einen ägyptischen Tempel bestimmt als für eine katholische Kirche. Im linken Seitenschiff steht ei» Flügelaltar, dessen Malerei länm eine katholische Gemeinde zu ähnlicher Be stellung veranlassen dürfte. Im Mittelseid Maria mit bauschigem Gewand, von zwei Engeln gekrönt, aus den bei- den Seitenflügel» zweimal derselbe Baum mit ,e ernerrr Stieglitz. Die" malerische ornamentale Ausschmückung hält sich ganz im Stil der Minernmöbelmalerei, die in d.rr Nebenränmen zn sehen ist. Zur Andacht zn stimmen ver mag sie ebenso wenig wie die stninpfe Farbengebung an den Wänden und Bogen des Hauptschiffes. Eine lehrhafte Tafel wie am .Hauptaltar mit der Inschrift: „Maria, bitt für uns!" beweist, daß ihr Hersteller zur Schrift greifen muß, um sich künstlerisch ausziisprecheu. Der Taufbruinieir zeigt auf halbkugeligem Deckel den in Metall getriebenen Lebeirsbaum mit Adam und Eva. Als Taufbecken dient ein plumper Säulensckrast mit Kapital darüber. Tie Wandmalerei, einen Vorhang darstellend, ist ärmlich wie die Decke, ebenso die schülerlraftc Taube. Das Gitter mit den Nanienszügeir Jesus und Maria ist schlicht und passend: ebenso sind cs die übrigen eisernen Leuchter im Kirchenrannie. Unpraktisch ist der Ungerechte Teller des eisernen Leuchters mit den vielen nahe aneinander stehenden Wallfahrtskerzen. Wie mag er nach einigen Stunden Brennens aussehen! Tie Wachskerzen mit den häßlichen schwarzen, gelben, zieglroten Bemalungen und insbesondere die Wachsfiguren in dem Glasschrein haben weder religiösen noch künstle rischen Wert. Zur Andacht stimmt ein Wandrelicf: Anbetung der heiligen drei Könige. Auch unter den Goldschmiedcarbeiten sind Stücke von großer Schönheit. Die Sakristei wirkt unter dem großen Gewölbcbogerr ruhig. Die Schränke mit Lehknchenmalcrei l>aben, mit Ausnahme des Mittel- stückeS, für katholische Kircheirgewänder eine zrr geringe Tiefe. Praktisch und schön ist der Wandbrnnnen. Bis jetzt haben wir noch keinen Katholiken gefunden, der von dem Kirchenrarrme in seiner Gesamtheit als Aus druck katholischen Wesens befriedigt wäre. Selbst wenn man sich bemüht, einzelne Arbeiten anzuerkennen, bleibt noch viel rmd gerade Wesentlick>es übrig, uns mau nblehuen muß. Trotzdem verkennen wir nickst, wie ungeheuer schtrvcr l es ist, moderne Kunstgedanken in einer unserem religiösen Empfinden entsprechenden Weise in den ehrwürdigen Raum der Kirche hiiieinzutragen. Der Versuch, dies zu tun, ist immerhin lobenswert, auch wenn er nicht ganz gelungen ist. Denn jede ehrliche Kunst soll ja in der Sprache ihrer eigenen Zeit reden, auch im Gotteshause. —n. Cavour sicherlich genialer, tiefer, menschlicher, gewissermaßen künstlerischer erscheine. Balkan. — Tie Pforte erneuerte ernstlich in Athen und bei der griechischen Gesandtschaft die Vorstellungen über das Un wesen der griechischen Bauden in Mazedonien und darüber, daß in der letzten Zeit neue Banden die griechische Grenze überschritten hätten. — Die Demobilisierung aller 64 Redifbatailloue 2. Klasse ist bereits durchgesührt. Bezüglich der jüngsten Unterredung deS Fürsten von Bulgarien mit Nedschib Pascha wird berichtet, daß der Fürst loyale und beruhigende Versicherungen gegeben, zugleich aber ernstlich das Auf- Hören der Untaten griechischer Banden gegen Bulgarien und der fortdauernden AuSnahmemaßregeln der Türkei gegen Bulgarien verlangt habe. Rußland. — Zwischen der Universitätsleitung und dem Stadt- lwuptmann zn Moskau ist ein Konflikt entstanden, tuet! dieser verboten hat, daß Studentenversammlungeir im Uiri- versitätsgebäude abgehalten werden. Der Professorenrat beschloß, eine aus dem Rektor und zwei Professoren be stehende Abordnung an den Unterrichtsminister zu entsenden zur Berichterstattung und Klärung der Sachlage. Bis zur Rückkehr der Abordnung am 19. Oktober soll die Universi tät geschlossen bleiben. — Bei der Verhaftung des früheren Dumaabgeordneten Tarrassknko kam es zn erheblichen Ruhestörungen, in denen Verlauf ein Hans in Brand gesteckt und ein Mann getötet wurde. — In Kiew wurde am 11. d. M. der Kongreß des Verbandes russischer Leute eröffnet. Die Zahl der Teil nehmer beträgt 500: das Präsidium führen Redakteur Gringemut und Tr. Dmbrowin. Der Kongreß richtete an den Kaiser ein Telegramm, in dein er erklärt, daß die Selbstherrschaft das einzige Unterpfand für die Festigkeit des russischen Reiches und für das Wohlergehen der Unter tanen sei. In einem Telegramm an Stolypin betont der Kongreß, die Einsetzung des Standrechtes und das Verbot der Beteiligung von Staatsbeamten an den Parteien der Opposition dienen den russischen Leuten zum Beweis, daß der Präsident des Ministerrates Len Kampf gegen die Wirren energisch führen tverde. Stadt «nd 2ar»d. Dresden, den 16 Oktober IW?, kageskalender kür den 17. Oktober. 1964. t Johann Meyer in Kiel, plattdeutscher Dickter. — 190g. f Hofschauspieler W. Schneider in München. — 1893 ch Maria Graf von Mac Mahon zu La Forest. Marschall von Frankreich, ehemaliger Präsident. — 1887. f Gull. Nab. Ki-chhoff zu Berlin, Entdecker der Spektral analyse. — 1849. t Friedrich Franz Chopin, Klavirvirtuos und Komponist. — 1837. f I Nepomuk Hummel zu Weimar, Komponist und Klaviervirtuos. — 1815. * Emanuel Geibel zu Lübeck, deutscher Dichter. — 18t3. Blücher nimmt Gohlis und Eutritzsch. — 1865. Kapitulation von Ulm, der österreichische Feldmarschall-Leutnant Mack mit 26 000 Mann ergibt sich den Franzosen. —* Wetterprognose des König!. Dächs. meteoro logischen Instituts zn Dresden für den 17. Oktober: Wind und Bewölkung: schwache südliche Winde, ziemlich trübe. Nieder schlag und Temperarur: g ringe Niederschläge, etwas wärmer. —* Ihre Majestät die Königin-Witwe ist daL zur Zeit älteste Mitglied der privilegierten Bogenschntzeiigilde zn Dresden. Aus diesem Anlässe und infolge des in diesem Jahre gefeierten 450jährigen Jubiläums der Gilde hat die Königin de» ersten Vorsteher der althistorischen Gesellschaft, Herrn Stadtrst Weigandt einen kostbaren goldenen Pokal für die Gilde übersandt, der eine neue Bereicherung des berühmten Silberschatzes der Giide bildet. Das herrliche Werkstück, ein sogenannter Traubenpokal mit Deckel ist 40 Zentimeter hoch, ans getriebenem Silber hergestellt und stark vergoldet. —* Die sächsische Regierung hat bekanntlich der LandeSsynods einen Entwurf einer Kirchhofs-Verordnung zur Genehmigung vorgelegt. Dieser hat die Zustimmung des evangelisch - lutherischen Kirchen - Regiments und der evangelisch.lutherischen Landessynode einerseits, des Aposto lischen Vikariats der Erblande, des Dekans des Domstiftes St. Petri und des domstiftlichen Konsistoriums zu Bautzen andererseits. Wir wollen darauf Hinweisen, daß die Zentrumsfraktion des Reichstages bei Beratung des Tole- ranzantrages erklären ließ, daß die Friedhofäfrage in eben diesem Sinne gelöst werden müsse, wie ihn jetzt die säch sische Regierung vorlegt, aber daß hier zweifelsohne die Landesgesetzgebuna. zuständig sei. Die Vertreter der katho lischen Kirche in Sachsen haben diesem Entwürfe zugestimmt, nun wollen wir sehen, was die Landessynode tut. In Sachsen sind z. B. Protestantische Sekten sehr hart bestraft worden, wenn sie eine Beerdigung Vornahmen: eine ganze Reihe solcher Fälle sind im Reichstage aufgezählt worden. Wenn aber in Sachsen für das paritätische Recht der Toten gesorgt wird, so dürfte man wohl auch hoffen, daß das Recht der Lebenden bezüglich der freien Religionsübung vollkommen paritätisch geregelt werde. Wir halten den Gesetzentwurf über die Friedhofsfrage für einen Prüfstein der echten Toleranz. Die LandeSsynods würde sich voll kommen auf der Höhe der Zeit zeigen, wollte sie diesen ihr zugegangenen Antrag so erweitern, daß Sachsen auch volle freie Neligionsübung für die Lebenden erhält. Würde der Apostolische Vikar in Sachsen einen solchen Gesetzent wurf unterbreiten, so entstände die Gefahr, daß man ihn falscher Weise der Störung des konfessionellen Friedens anklagen würde. Die LandeSsynods aber kann gut in einem nmgestalteten Gesetzentwürfe die Abschaffung der gröbsten Beschwerden gegen das Parochiallastengesetz bean tragen. Wir wollen abwarten, wie sich die Beratung des Antrages gestalten wird. —* Konfessioneller Friede. Unter dieser Aufschrift bringt das Großenhaincr Tageblatt (zugleich Amtsblatt) in Nr. 238 vom 13. Oktober folgende Notiz: „Neulich sprach der sächsische Kultusminister in der Landessynode vom kon fessionellen Frieden. Das Wort hat überall Beifall ge funden. Nur die sächsischen Klerikalen dürften nicht mit ihm einverstanden sein, soweit sie in der „Sächs. Dolksztg." vertreten sind. Denn diese läßt kaum eine Woche vorüber gehen, ohne den Protestantismus zu verunglimpfen und dadurch den konfessionellen Frieden zu stören." Wir möchten ebenso höflich wie entschieden um die Beweise für diese