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«». »»7. Mittwoch den 17. Oktober IVO«. S. Jahrs«««. MchslscheKolksffjtung !> Nnatiliänniai-ii ssnai-lilntt für Mnlirlii-it Nriiii n pi-i-ilii-il > LL»°L'c.?p !i Muvyllngiges ^llgkvlllii für zvllyrym, UkGl ll. myrn Erscheint «i-8 ' Einzelnummer tv Pf. — Redaktions-Sprcchstuilde: 11—18 Uhr. I Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht u. Freiheit Inserate werden die K gespnlt.Pelitzeike od. deren Raum mit IS /» N. kl.imr» mit HO z die .teile berechn. b. Wiederh. bedeut. Radau, «»chdrukkeret. Nedattio» u»d («eschästsstelle r Tre»de«» Pillnthrr Ltras,e 4». — Fernsprecher Nr. I36Ü. Gchlnßwort zum GlanbensbeVenntnis Friedrich August II., Kiinigs von Polen und Kurfürsten von Sachse«. Im Augustheft des „Hausvaters", evangelisch-kirch liches Monatsblatt für Leipzig und Umgegend", fand sich endlich die „Erklärung" des Herrn Pastors Dr. Gandcrt, deren Erscheinen wir schon im Mai erwartet hatten. Unsere Leser werden sich erinnern, das; der genannte Herr einen niit seinem Namen als Verfasser bezeickstieten Artikel im Januar- und Februarheft der genannten Zeitschrift über: „Das Glaubensbekenntnis Friedrich August II., König Don Polen, Kurfürsten von Sachsen" veröffentlicht hatte. Um endlich dieser in Sachsen immer und immer wieder ihr Haupt erhebenden Hydra der Lüge und Perlenmdnng das Haupt gründlich abzulxmen, erschien am 25. März d. I. in der „Sächsischen Volkszeitung" eine Widerlegung des Artikels, worin nachgewiesen wird, das; das Glaubensbekenntnis, auch Fluchsormular genannt, gar nicht existiert l)at und eine schleck;t gelungene Fälschung des wegen Hochverrates in Ungarn zu den Galeeren verur teilten protestantischen Predigers Georg Lani ist, der es zum ersten Male im Jahre 1676 veröffentlicht hat; der Riann, der später — Professor in Leipzig wurde, hat auch die Fabel von der Päpstin Jolxmna als historisch ansge geben. Am Schluß des Artikels forderten wir Herrn Pastor Tr. Gandert auf, im nächsten „.Hausvater" zu be kennen, das von ihm gebrachte Glaubensbeknntnis sei eine Fälschung und er ein Opfer derselben. Aber nichts dergleichen geschah. Da das „Neue Sächsi- sche Kirchenblatt" in seiner Nummer vom 1. Juli belianptet hatte, daß die „Sächsische Volkszeitung" „fast nie an di.' ehrliche Berichtigung falscher Nachrichten denke, die sie ver- Dreite und die auf die evangelische Welt eilt schlechtes Licht werfe", so erinnerten wir in Nummer 156 vom 8. Juli an den Artikel des Herrn Pastor Dr. Gandert, der bis dahin int „Hausvater" noch keinen Widerruf erscheinen gelassen hätte. Und doch enthält dieses Fluchformnlar, dessen Existenz Doch nicht widerrufen war, die gröbsten Verleumdungen der katholischen Kirche, so z. B. die Heiligcnanbetung, ferner die Belmuptung, das; die Katholiken die Mutter Gottes über Christus den Herrn stellen, weiters einen entsetzlichen Fluch über die Eltern, die den Konvertiten im protestantischen Glauben erzogen, die Geistlichen, die ihn gelehrt, und über sich selbst, der das Abendmahl in beiderlei Gestalten g> nommen l;abe. — Am 9. Juli teilte uns Herr Pastor Dr. Gandert mit, das; es seine Schuld nicht sei, wenn bis jetzt keine Berichtigung erfolgte. Er habe sofort den; Heraus geber des „Hausvater", Herrn Pastor Hanschild, eine Be richtigung in der gewünschten Weise zngesandt, vier Wochen später aber ans Gesunheitsrücksichten die Mitarbeit bei der Zeitschrift eingestellt. (Siehe „Sächsische Volkszeitung" Nr. 156 vom 12. Juli.) Am selben Tage schrieb uns Herr Pastor Hauschild, das; die Berichtigung des Herrn Dr. Gandert im Augnstheft des „Hausvaters" erscheinen werde. Wir sind leider erst jetzt in den Besitz dieses Heftes gelangt und lassen die „Erklärung" hier folgen: „In der Sonntagnnmmer der „Sächsischei; Volks zeitung" von; 25. März d. I. werde ich wegen des Abdruckes der im Jahre 1845 bei H. Canitz in Gera erschienenen Tco- fchüre „Das Glaubensbekenntnis und Abschwörnngsformu- 7ar Friedrich August II., Königs von Polen und Kurfürsten von Sachsen" in der auf jener Seite üblichen Weise ange griffen. Auf diese Angriffe hier näher einzngehen, ver bietet mir mein protestantisches Ehrgefühl. Nur so viel will ich der Wahrehit halber konstatieren, das;, wie nicht die „Sächsische Volkszeitung", sondern Herr Pastor Blanck- meister-Tresden zuerst dargetan l;at, die ganze Broschüre ein Machwerk und ihr Inhalt von Anfang bis Ende er funden ist. Ich bedauere, einem Irrtum zum Opfer gefalle» zu sein. Leipzig-Lind., 1. August 1906. —Dr. Gandert." Wir müssen demgegenüber festhalten, das; wir die Broschüre ans Gera gar nicht kennen, das; Herr Tr. Gau- dert sie in seinem Artikel nirgends als die Quelle nennt und nirgends betont, sein Artikel sei, wie es in der Einleitung der „Erklärung" heisst, „in der .Hauptsache ein Abdruck" derselben. Herr Pastor Tr. Gandert hat im Gegenteil in seinem Artikel eine andere Quelle genannt; er schreibt: „Wir teilen es (das Glaubensbekenntnis) nach Hofrat Försters Werk: „Tie Höfe und Kabinette Europas in; 18. Jahrhundert" ans einer alten Handschrift mit, welck>e sich auf der Kgl. Bibliothek zu Berlin dlrm. gurui. Fol. 385 befindet . . ." Das; Herr Blanckmeister zuerst gegen diese Broschüre, die im Jahre 1845 erschien, eine uns un bekannte Widerlegung brachte, freut uns; vielleicht wird er die „Koniin «ocrctn oder die geheimen Verordnungen der Gesellschaft Jesu", die er bisher als wahr hält, auch noch in die Rumpelkammer unbrauchbar gewordener Waffen des Protestantismus zu werfen gezwungen sein. Aber vor Blanckmeister l>aben bereits mehrere katl-ol. Schriftsteller die Fälschung des Glaubensbekenntnisses nachgewiesen, und trotz dem wurde dessen Echtheit immer wieder behauptet. Herr Tr. Gandert ist ein lebendiges Beispiel hierfür. Ta er die Echt heit des Glaubensbekenntnisses neuerdings behauptete und die Nutzanwendungen dazu in einer Form brachte, welche die Katlwliken beleidigte, so tvaren wir neuerdings genötigt, dagegen aufzutreten, nur mit der ganzen Wucht der Be weise das Märchen gründlich zu zerstören. Hätten wir ge wusst, das; Herr Pastor Blanckmeister dies bereits vorher getan hat, so würden wir uns gefreut haben, ihn als Kron zeugen gegen Herrn Past. Tr. Gandert ansühren zu können. In der „Erklärung" bemerkt d.r letztgenannte Herr, das; sein „protestantisches Ehrgefühl" es ihm verbiete, auf die Angriffe in dir. 69 (25. März) der „Sächsischen Volt'S- zeitnug" näher einzngehen. Wir lxiben vergebens in dem Artikel nach „Angriffen" gesucht. Oder ist es etwa schon ein Angriff, das; die „Sächsische Volkszeitung" es sich erlaubt, ein „Loch in die Pauke" des Autors zu schlagen? Er sprach in seinem Artikel von dein „Drucke der römischen Priesterherrschaft" und wollte die „kräftigen Strahlen der freien Forschung erleuchtend und belebend in das menschliche Herz und das Dunkel des römi schen Pfaffentums eiudriugen" lassen. Und daher brachte er das Glaubensbekenntnis. Ta wir nun nacknveisen, daß der Herr Pastor ein Irrlicht als kräftige Strahlen der freien Forsckmng angesehen hat, nennt er es einen Angriff. — Tann wird das Glaubensbekenntnis als Beweis gebracht, das; der Tolerauzautrag zu verwerfen ist. Es wird ausge führt, das; die Grenzen zwischen beiden Konfessionen fckkicf zu ziehen seien. Diese festznsteslen und zu schützen, „stehen wir Geistlichen als Haushalter Gottes auf der Wacht". „Aus diesen; Grunde," fährt Herr Tr. Gandert fort, „glauben wir durch die Veröffentlichung des erNxihnten Glaubensbekenntnisses nun unsere Pflicht zu tun, wenn wir zur Klärung der vorhandenen Grenzen zwischen beiden .Kirchen beitragen. Denn die Welt muß sehen, welchen Grundsätzen die römisch-katholische Kirche huldigt . . ." Die „Sächs. Volkszeituug" ist auf alle diese schwülstigen Phrasen nickst eingegangeu und hat sich nur mit der Wider- legung des Glaubensbst'enntuisses beschäftigt. Nachdem Herr Pastor Tr. Gandert selbst zngibt, das; er damit einem „Irrtum zu»; Opfer gefallen" ist, wird es ihm recht unan genehm sein, an diese seine Auslassungen erinnert zu wer den, weil nun auch seinen hocksttrebenden Folgerungen der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. Seinen acht Spalten langen Artikel schloß er damals mit der pathetische» Aufforderung an das deutsche Volk: „Schläfst du, mein Volk, ist dein Genüssen tot? Vergaßest du, was seit der Kindheit Tagen dir Nom an Schmach und au Verachtung bot, mackst dich's nicht sckximrot, n>as du sck)on ertragen? " Sehr fatal! Nun ist der ganze von Ueberzeuguug getragene Brustton eine Farce. Graf Hoens- broech lxit wieder einmal reckst, als er dem Evangelisck>eir Bunde vorhielt, das; die „Unkenntnis über katholische Tinge ein weitverbreitetes Nebel" sei. Er wirst den protestan tischen Parlamentariern. Journalisten, hohen Staats beamte», Hochschullehrern, Theologen vor, das; sie die katho lische Literatur nickst kennen; hier hat Herr Pastor Tr. Gan dert nickst einmal die in protestantischen Kreisen gepriesenen Schriften BlanckmeisterS gekannt. Wir hätten diese Erörterung hier nickst gemacht, wenn der Autor uns nickst Angriffe dort vorgeworfen Istitte, wo wir zur Verteidigung der Ehre der tätholisckx'n Kirche und der .Katholiken dirett gezwungen Nxiren. Wir hätten ein volles Neckst, obigen Appell an das deutsche Volk zu variieren und von „Schmach und Verachtung" zu sprechen, welche man den Katboliken durch so unsinnige Geschickstslügen, wie die von; „Glaubensbekenntnis", zufügt. Ehrlich' und gewissen- ba'te Kritik sollte sich ein jeder zur Pflicht machen, der mik seiner Feder an der Bildung des Volkes zu arbeiten be rufen ist. Auf ein solches „katholisches Ehrge fühl" kann die „Sächsische VolkSzeitung" mit Recht stolz sein. Politische Rundschau Dresden, den 16. Oktober 1S0S. — Der Kaiser hat bei der Hochzeitstafel am 15. d. M. in der Kruppschen Villa Hügel in seiner Rede u. a. folgendes gesagt: „Es ist jedoch eine eigentümliche Erscheinung, daß das heutige junge Geschlecht unter starker Hervorhebung des eigenen Jchs dasselbe in den Mittelpunkt der Ereig nisse zu stellen bestrebt ist und eifrig darauf bedacht ist, das ihn; znkomniende Neckst zu betonen und diesen; Neckst unein geschränkte Wirkung und Berücksichtigung zu versckiaffen. Es wird dabei eins, und zwar das Wichtigste, vergessen: daß die Rechte vor allem Pflichten bedingen. Ohne Pflichten sind keine Rechte denkbar. Rechte ohne Pflichten führen zu Ungebundenheit und Zügellosigkeit. Wir kommen soeben ans der Kirche, wo »vir von demjenigen gehört haben, der die lststbste Stellung in der Welt beanspruchen konnte als Sohn Gottes, und dessen Leben doch ausschließlich der Er füllung dc-r Pflicht deS Wirkens für seine menschlichen Brüder gewidmet war. Ihr Leben sei erfüllt und beherrscht von dem, nxis unser großer und klarster Denker Kant den kategorischen Imperativ der Pflicht genannt hat. Ihnen meine liebe Bertha, hat der liebe Gott einen herrlichen Wir kungskreis zugewieseu: für Ihre Arbeiter und deren Fa milien zu lebe». Wenn Sie durch die Fabrikräunie schrei ten, möge der Arbeiter in dankbarer Liebe die Mütze vor Ihnen lüste» »nd in Ihnen neben der Tochter seines innigst verehrten verblichenen Fabrikherrn den guten Genius der Werke begrüßen. Bei Ihre»; Eintritt in die Fainilienränme mögen Kinder und Frauen in Ihnen eine holde Fee er blicken, welche bei ihrem Ersck>ei»en Tränen trocknen, Not lindern, Lasten erleichtern und Leiden ertragen Hilst. Und Ihrer Einwirkung, mein lieber Bohlen, entspringen Ar beitsfreudigkeit, fortschreitende Entwickelung nach vielum fassenden Gesichtspunkten, de» :--w- Anforderungen ^U:ber drn katholischen Kirchenranm in der Knnstgewerde-Ausftellnng z« Dresden. Wer als Katholik hört, daß die Dresdner Kunstge- Werbeausstellung eine katholische Kirck>e vorführt und z;var in der Haupthalle Raum 1, der wird die Ausstellung mit nicht geringen Erwartungen besuchen. Tritt er ein, so um fängt ihn solches Dunkel, daß er lange braucht, ehe er die Dinge unterscheiden kann. Aus dem Dunkel hebt sich all mählich der Hochaltar hervor, dessen rechteckiger Mtarauf- satz 27 goldene Heiligenscheine hervortreten läßt. Nach einigem Bemühen erkennt man, daß links vorn Tabernakel die vier großen Propheten, Jsaias, Jeremias, Exechiel und Daniel, rechts die vier Evangelisten, Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, stehen, lieber dem Tabernakel thront im Mittelfelde Christus mit der Weltkugel, unrgeben rechts und links von je einer Heiligen und dreimal übereinander Don je zwei kniecnden Heiligengestalten, tvährend die drei Seitenfelder rechts und links leer gelassen sind. Ueber dein thronenden Christus steht, von zwei Heiligengestalten flan- ckiert, eine Spruchtafcl mit den Worten: „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt." Rechts und links davon folgt ein quadratisches Feld mit vergolde tem Blattwerk, daneben je eine Gestalt mit Heiligenschein. An Gold und Heiligenscheinen ist nicht gespart worden. Ein vergoldetes Knrzifix mit Maria und Johannes, freilich etwas klein, und seitlich zwei anbetende Engel bil den den Abschluß des Altaraufsatzes nach oben. Das riesige Tabernakel auf dem kleinen Altartisch, in nüchternem Rechteck mit nicht wenig Gold, gleicht allem eher als einem Tabernakel. In der Wölbung über den; Altar ist Maria mit dem Kinde in Wolken gemalt. Unter ihr stehen in lebhafter .Haltung Nxihrscheinlich Apostel, wenig stens ist Petrus links und Paulus rechts erkennbar. Tiefem Bilde läßt sich ein gewisser großer Zug nickst absprechen Das Lamm Gottes, siebenmal in großem Rundbogen an die Wand gemalt, zu oberst mit der KrenzeSsahne, bildet eine sinnige und würdige Umrahmung deS Altars. Die Holz decke, die vergoldet sich über das Mittelschiff zieht und in Zwischenräumen die Anfangsbuchstaben des Namens I ll 8 zeigt, wirkt sammelnd und vornehm. Innig fromm gehalten sind die zwei anbetenden Engel an den Eingangspfosten der einfachen Kommunionbank, abstoßend aber oben rechts und links der Apsis die zwei großen Engel mit ziegelroten Heiligensck-einen, ziegelroten Schwertern und zerzausten Flügeln, die weder Schönheit noch Kraft verraten, solche Engelgestalten zu tragen. Ueber der Apsis ist Gott Vater als alter Mann in; grünen Kleide mit zwei Engeln hinter dein gekreuzigten Heiland gemalt. Gegenüber sieht man an der Orgelseitc das Auge Gottes in einem Dreieck und den Spruch: „Singet dem Herrn ein neiles Lied." So würdig die Rundbogen und Säulen wirken, so un zureichend ersck>eii;cn die seck>s kleinen Fenster, scheinbar be rechnet für das ärmste Gebirgsdörflein, nicht aber vorbild lich für das Bedürfnis unserer Stadt- und Landkirchen. Wozu nur in eine Kirche, für die die Neuzeit nach Licht ver langt, Fenster mit abgeblendeten Scheiben cinsetzen und in welcher Kleinheit? Wenn das die Alten taten, n>eil sie solch große, lichtspendcnde Scheiben, wie sie die heutige Glas industrie mühelos liefert, nickst hcrzustellen vermochten, so wollen wir in diese Kümmerlichkeit mit all ihren Nachteilen nicht wieder zuri'icksinkeu, am allerwenigsten in unseren Gotteshäusern, die das schönste und beste menschlichen K'unstsckxDsens bieten sollen. Tas Nxire Rückschritt und nicht Fortschritt, Armut, wo man — Gott zu Liebe — reichlich geben soll. Znstinimcn kann man, daß jedes Fenster in der Mitte kleine Glasmalereien enthält: das EhristuSkind, Maria mit dein Jesuskinde von vier Engeln umgebe», Ada»; und Eva unter dein schlaiigenninwuudenen Mumie der Erkenntnis, der dürstende Hirsch an der Masserguelle, St. Martin und der Bettler, die anbetenden Hirtei; vor Jesus mit Maria und Josepb. Ehristophorus mit dem Jesuskinde, den Fluß durchvatend, St. Georg, den Trachen tötend — alles in- baltSvolle Tarstellnngen, die zur Sammlung und Betrach tung anregen können. Einen Primitiven Eindruck macht die Kanzel auf sechs rohen Holzpsählen, mit der ungeglie derten Treppe und de»; nüchternen Anstrich. Die katholische Kirche weist dem Nednerstuhl die vornehmste Stelle nach dem Opferaltar ein und schmückt ihn bildnerisch ans, um dadurch die Wichtigkeit des Lehramtes und die Ehrfurcht vor Gottes Wort zum Ansdruck zu bringen. Aernilicher kann kaum eine Kanzel gestaltet werden, als in der Dresd ner K u n st geiverbeausstellung. Und gar erst der bunte un- ruhge Wandvorhang an einen Messingstabe auf der Kan zel! Man denke sich den .Kopf eines .Kanzelredners davor, und man wird sofort das Geschmacklose erkennen. Einfach und zweckentsprechend ist die Glocke nebst Träger vor der Kanzeltreppe. Religiös anznregen vermag das Relief über der Sakristeitür: Adam und Etx; am Baume der Erkenntnis darstellend. Wenig erfreulich jedoch wirkt daran die Fratze, die aus den Blättern des Baumes mit vollen Backen heraus-