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Die Protestaktion -er Gastwirte Kündigung allek Angestellten Dresden, 7. November. Der Gastivirtestreik wurde am gestrigen Donnerstag in Dresden und der näheren Umgebung fast restlos durchgeführt. Die, die dem Berbaird der Goststätteninhaber nicht angehörcn- den Lokale öffneten ihre Betriebe nicht. An den geschlossenen Türen prangten Plakate mit entsprechenden Erklärungen. Osten waren nur die Wartesäle der Bahnhöfe, der Ausstellungspolast und einige Saalbetriebe. Auch die Kondidoreien und Cosas hatten sich der Aktion angeschlossen und verkauften nur Kuchen. In einigen Bäckereien wurde Fleischbrühe und Milch angeboten. Ebenso öffneten die Inhaber der Weinstuben ihre Lokale nicht. In einigen größeren Fremdenhöfen kam es zu Auseinander setzungen mit den anwesenden Fremden, die dann schließlich Dresden verließen, um in der Umgebung zu essen und zu trinken. Im Innenministerium fand am Vormittag eine Aussprache der Vertreter des Dresdner Gaststättengcwerbes mit Innen minister Richter statt. An den Verhandlungen nahmen auch Vertreter der Angestelltenverbände teil. Minister Richter brachte zum Ausdruck, daß es notivendig» sei, die Schwierig keiten bei der Erhebung dieser an sich durchaus unerfreulichen Steuer zu beheben. Das Ministerium könne die Genehmigung zur Zurückziehung der Steuer nicht geben, da diL Voraus setzungen für Einführung der Steuer erfüllt seien. Di« Ver treter der Gastwirte brachten in teilweise sehr erregter Form ihre ablehnende Stellungnahme zum Ausdruck. Auch die Ver- kreter der Arbeitnehmerorganisationen lehnten die Steuer ab. Minister Richter erklärte, daß er die Steuer zurzeit nicht widerrufen könne. Er sei aber dazu bereit, wenn das Ministe rium erkennen müsse, daß ihre Durchführung nicht möglich und Nicht vorteilhaft sei. Im übrigen verwies der Minister aus die in dieser Angelegenheit mit dem Stadtsteueramt notwendigen Verhandlungen. Diese Verhandlungen mit dem Leiter des Stadtsteueramtes, Stadtrat Dr. Redder, die. wie schon ge meldet, auf Anfang nächster Woche vertagt wurden. Der Rat der Stadt ist bereit, alle nur irgend möglichen Erleichterungen zuzugestchen. Im übrigen wird jedoch an der Erhebung der Steuer, die zum Ausgleich des städtischen Haushaltsplanes not wendig sei. sestgehalten. » Am Nachmittag fanden zivei große Massenversammlungen statt, die teilweise einen sehr erregten Charakter annghmen. Von dem ersten Referenten wurde zum Ausdruck gebracht, daß sowohl der Innenminister, wie das städtische Steueramt an dem Standpunkt festhielten, daß die Steuer Gesetz sei und nicht zu rückgezogen werden könne. Der wirtfchastsparteiliche Abge ordnete Dr. Wilhelm, von der Versammlung zunächst mit lebhaften Mihfallensäußcrungen empfangen, verbreitete sich so dann über die rechtlichen Grundlagen der Steuer. Dr. Wilhelm vertrat die Ansicht, daß die Steuer und überhaupt die Notverordnung nicht durch Artikel 48 der Verfassung gedeck werde <?). Der Kampf müsse fortgesetzt werden. — Es kamen dann unter stets steigender Erregung noch mehrere Vertreter der Gastwirte, der Arbeitnehmer und der Verbraucher zu Wort, wobei wiederholt der Versuch unternommen wurde, die Ange legenheit auf politisches Gebiet hinüberzuspielen. Schließlich wurde einstimmig eine Entschließung angenommen, in der es u. a. heißt: „Die Gastwirte sind auf keinen Fall zu Kompromissen wegen der Steuer bereit und fest entschlossen, alle weiteren Maßnahmen zu ergreifen, um dem begonnenen Steuerprotest noch wirksamere Formen zu geben. Der katastrophalen Steuer- Politik muß unbedingt Einhalt geboten werden. Unter Hintan setzung aller persönlichen Interessen weiß sich die Notgemein- fchaft der Gastwirte einig mit weitesten Dolkskreiscn. Aktions ausschuß und Versammlungsleitung sind sich ihrer schweren Ver antwortung wohl bewußt. Sonderkommissionen sollen die Ver handlungen sortführen mit dem Endziel, die Aufhebung der Steuer zu erreichen. Die Vollmachten der Kommissionen sind unbeschränkt. Als erste Maßnahme wird beschlossen, sämtlichen Angestellten am Freitag zu kündigen und nach Ablauf der Kün digungsfrist aste Angestellten zu entlassen, um die Betriebe bis zur Auji-s der Metränkesteuer zu schließen. Die Arbeit geber verpflicht,! sich, bei Wiedereröffnung das gesamte Per sonal restlos wieder einzustellen. — Der Zentralveiband der Hotel-, Ni-stmirant- und Casi'-Angestellten weist in einer Zu schrift darauf hin. daß er an der Entschließung zur Schließung der Gaststätten nicht beteiligt war. daß der Präsident des Deut schen Gastwirtsverbandes. Köster, ausdrücklich seine Zustim mung zur Notverordnung öffentlich gemacht hat. Der Verband hat dem Minister den Vorschlag gemacht, die Steuer bis 1. De zember auszusetzen, damit di« Verbände der Arbeitgeber und Arbeitnehmer mit dem Stadtrat über die Möglichkeit einer rei bungslosen und ordnungsgemäßen Erhebung Richtlinien aus gestellt werden können. Am heutigen Freitag werden die Dresdner Lokale zunächst wieder geöffnet sein. Ta die Kün digungsfrist durchschnittlich 14 Tage läuft, dürste mit dem Be ginn des allgemeinen Streikes der Dresdner Gaststätteninhaber am 21. November zu rechnen sein, falls nicht bis dahin eine Einigung in irgendeiner Form zustande gekommen ist. Kurz nach Beendigung der Protestversammlungen der Gast wirte kam es auf dem Schützenplatz zu Zusammenrottungen unverantwortlicher Elemente, die die Schließung des Volks hauses forderten. Ein Polizeibeamter geriet vorübergehend in eine bedrängte Lage, konnte jedoch sofort von seinen Kame raden wieder befreit werden. Der Polizei gelang es sodann, den Schützenplatz ohne Anwendung des Gummiknüppels zu räumen. Unabhängig von der Aktion der Dresdner Goststätten inhaber veranstalteten die Nationalsozialisten und die Kommu nisten am Donnerstagabend in Dresden verschiedene Demon- strationsziige. Nach Mitteilungen des Polizeipräsidiums ist cs zu irgendwelchen Zusammenstößen nicht gekommen. Eine Erklärung des Aales Dem Verbände des Gaststättengewerbes von Dresden unU Umgebung und dem Verein der Gast- und Schankwirte von Groß-Dresden ist die nachstehende Ratserklürung übermittelt worden: „Die Stadt Dresden ist durch Wohlsahrtslasten weit über den Durchschnitt des Reichs belastet. Das Reich versagt jede Unterstützung und verweist die Gemeinden mit aus die Gemeinde- getränkesteuer. Die Stadt Dresden, die ihre Ausgaben im städtischen Haushalt für 1980 aufs äußerste eingeschränkt und alle den Gemeinden noch belassenen Steuerguellen voll aus- geschöpft hat. mußte deshalb die Gemeindegetränkesteuer ein. führen. Nachdem das Getränkesteuerortsgesetz gültig zustande gekommen ist, ist der Rat und insbesondere das Steueramt gesetzlich verpflichtet, die Gemeindegetränkesteuer mit Wirkung vom 1. November 1930 ab zu erheben. Hiernach kann es sich nur darum handeln, i» welcher Weise das Ortsgesctz auogesiihrt und ob und wie den Tteuerpslichtigen Erleichterungen bei der Durchführung gewährt werden können. Der Rat gibt die Erklärung ab. daß das Steucrami. insbeson dere während der U e b o r g a n g s z e i t. bei der Durchführung im Einvernehmen mit den Beteiligten alle nur irgend möglichen Erleichterungen zugestehen wird, lieber Einzelheiten wird mit den Beteiligten in den nächsten Tagen verhandelt werden. Notizen Von der Prager Stadtgemeinde wurde ein Unterstützungs- ausschuß eingesetzt, der sich in einem Aufruf an die Bevölkerung der Hauptstadt wandte, die Arbeitslosen durch Spenden an Geld, Kleidungsstücken, Nahrungsmitteln usw. zu unterstützen. In dem Aufrufe war genau bezeichnet, wo die Sachspenden und wo die Geldspenden entgegengenommen werden: Sachspenden werden auch auf telephonischen Anruf aus der Wohnung abgeholt. Zu diesem an sich sehr verdienten Ausruf wäre weiter nichts zu be merken, wenn es sich hierbei nicht um die erste von dem Prager Bürgermeister Dr Baxa Unterzeichnete Verlautbarung han delte, die auch in deutscher Sprache verschickt worden ist. Man sieht, so schreibt die deutsche Zeitung „Bohemia" dazu, daß sich die Stadtgemeinde Prag der von ihr so gehaßten deutschen Sprache bedienen kann, wenn sie von der deutschen Bevölkerung die Teilnahme an einer Unterstützungsaklion ver langt. Die Pflichten der Katholiken gegenüber dem Radio behandelt ein Leitartikel des „Osservatore Romano" im An schluß an die Meldung, daß die antikatholische nordamerikanische Vereinigung „Verteidiger der Wahrheit", sich mit dem Plane trügt, ein Netz van Rundfunksendestellen einzurichten, deren Auf gabe es sein soll, „gegen gewisse Praktiken und Lehren der katholischen Kirche" anzukämpfen. In erster Linie soll dieser Kampf gegen die katholischen Pfarrschulen und gegen die über nationale Einheit der Kirche, deren Verkörperung das Papst tum ist, geführt werden. Das Vorgehen derer, die sich fälschlich „Verteidiger der Wahrheit" nennen, müßte für die Katholiken eine ernste Mahnung sein. Sie sollten aus diesem Beispiel er kennen, wie schnell die Gegner immer zur Stelle sind, wenn cs gilt, eine neue technische Erfindung in den Dienst der Werbung für ihre Ideen zu stellen. Die propagandistische Bedeutung des Rundfunks übertrifft vielfach schon heute jene der Presse und des Kinos. Man darf mit Sicherheit daraus rechnen, daß die Feinde der Religion und der Kirche keine Anstrengung scheuen werden, uni sich allmählich in den Alleinbesiß dieses entscheiden den Bildners der öffentlichen Meinung zu setzen. Wehe den Katholiken, wenn sie abseits blieben und hier ebenso zauderten, wie sie es seinerzeit taten, als die Presse ihren Siegeszug antrat! Auf dem jüngste» Brüsseler Kongreß der katholischen Presse konnte festgestellt werden, daß Belgien und Holland, deren Katholiken rechtzeitig die Wichtigkeit der Presse erkannt haben, über eine katholische Presse von macktvoller und einflußreicher Stellung gebieten. Es ist also nicht so. daß die Katholiken im Wettbewerb mit den Gegnern notwendig unter liegen müßten. Nur tritt dieser Fall ein. wenn der Nübriakeil und Initiative der Gegner auf katholischer Sstte bloß Lauheit und Gleichgültigkeit entgegengesetzt wird. Man muß es als Pflicht der Katholiken bezeichnen, an? den Rundfunk, der ein Gottesgeschenk ist. schon in seinen An'ängen so Einfluß zu neh men. daß er ein Werkzeug der Wahrheit, des Guten und Schö nen werde. Der Berliner „Prophet" Weißenberg, der feil Jahren eine lukrative Tätigkeit als Gesundbeter und Kurvsuscher aus übt, stand dieser Tage vor dem Schöffengericht Berlin Moabit unter der Anklage der fahrlässigen Tötung und Körzierverlet zung. Weißenbcrg sagte vor Ger'cht aus. daß er von Beruf Mau rer sei, aber diesen Beruf nur bis zu seiner Militörzeit ausge übt habe: „Dann habe ich noch viele andere Berufe gehabt. Kellner, Diener, Kutscher. Gastwirt, das ist nur eine kleine Aus lese aus meinem Berufsleben Eines Nachts aber ist mir Jesus Christus erschienen und da wurde mir eine Stimme, die sagte: Lege das Irdische ab und gehe ins geistige Amt über!" — lieber seine 'Behandlungsmethode sagte Weißenberg: „Ich lege die Hände auf die Leute, wie es in der Heiligen Schrift steht und be streiche sic. Ta geht eine Kraft davon aus. und diele Kraft über trägt sich auf den andern, und dann nimmt die Krankheit ab. und der Mensch wird frei von Schmerzen. Wenn aber einer er scheint, der furchtbare Leiden im Innern bat. ich nenne das Gei ster. dann bekommt er Tee. und das ist Schafgarbe Von Wasser suppen wird die Luftröhre frei, und der Magen stärkt sich Wenn das Blut in Zirkulation gehen soll, muß Buttermilch verabfolgt werden. Bei Geschwüren und schwachen Augen gibt cs weißen Käse." Und diesem Scharlatan laufen Tausende non Menschen nach Unter den „Gläubigen" Weißenbergs befand sich ein zuckerkran ker Drogist l!>. der sich von ihm gegen ein Geschwür am Kovfe mit weißem Käse behandeln ließ. Der Mann starb an der Be handlung. Ein augenkrankes Mädchen, das ebenfalls mit weißem Käse behandelt wurde, erblindete. Auf Grund dieser „He-!-"''stge" erhielt Weißenberg i'ecks Monate Gefängnis. Der Fall Weißenberg ist ein neuer erschütternder Beweis, wie das durch eine falsche „Aufklärung" irregeleitete religiöse Gefühl der entchristlichlen Blassen nach Ersatzmitteln die Re ligion sucht, die sie eben dock nicht entbehren können Weil man sie gegen die „Pfaffen" mißtrauisch gemacht bat. opfern sie einem Scharlatan Geld und schließlich auch die Ge''--ckb>-! Arme irregeleitete Menschen! » Nach den Mitteilungen der Frankfurter Zeitung vom 1. November. Nr. 817. hat in dem Sireit um die Aulivertungs- ansprnche der ehemaligen großherzoglichen Familie von Meck- ienburg-Slrclitz jetzt ein Schiedsgericht unter dem Vorsitz des Staatssekretärs a. T. Tr. Popitz eine Entscheidung gelallt. Die Angehörigen der früheren Sirelitzsche» Dynastie verlangten r> Mtil. M.: das Schiedsgericht billigte ihnen 3.75 Mi». M. zu. Hiervon soll die ehemalige Großherzogin 2 Ali». M. nebst Zin sen. die Kronprinzessin von Montenegro eine gekorene Herzogin von Mecklenburg, eine Halle Million Mark nebst Zin-'en und die Prnnesiin Marie zur Lippe, gleichfalls geborene Herzogin zu Mecklenburg. 100 000 Mark nebst Zinsen erhalten. Dam bemerkt die KP.: Diese Summen stellen eine sehr ansehnliche Auswertung dar. Wenn es sich — was anzunehmen ist — um wirkliches Privateigentum handelt, ist ein gerechter Ausgleich und eine gerechte Auswertung zu billigen. Recht bleibt Recht: die früheren deniscken Fürsten sind Deutsche wie jeder andere Deutsche auch. Sie dürfen in ihren Rechts ansprüchen nicht schlechter behandelt werden als die ande:en Deutsch.'» auch: freilich auch meist kesser Wenn die gben er wähnten Summen an die Streliber ausbezablr sind. Hann von den Damen und Herren jenes Hauses gesagt werden, daß sie mehr als irgendein anderer Arbeitsloser dem Winter m-t Ruhe entgegcnschen können. s. Dcrwqltungskostenzuschüsse der sächsischen Staatsbetriebe. Bekanntlich zahlen Reich-'balm und Reichspost ln diesen Tagen zum ersten Male an die G->memden V-'rnmltnngskostenznschüsse in Pauschalform. Der Vorstand des Sächsischen Gemeindetaas Kat angesichts der Notlage der Gemeinden der Regierung einen Antrag unterbreitet, schon in dem zurzeit bearbeiteten Entwurf des Staatsb'ausbaltplans 1930 Verwallnnaskostenznschüsse der sächsischen Staatsbetriebe im Sinne des Reichsgesehes von 1025 vor.zuseben. Erstes Zniernaliotiales vruckner- Aest in München Es braucht, will man München als Brucknerstadt legiti mieren, keineswegs philologischer Spitzfindigkeiten oder sonstiger Berlegenheitswendungen. Jeder, der in des Meisters Leben einigermaßen bewandert ist, weiß, daß die Münchener Aus führung der C-Dur-Symphonie unter Hermann Lern im Jahre 1885 jene entscheidende Tat bedeutete, der die von da ab ein- fetzende Allgemeingeltung des ehemaligen Stiftsorganisten von entkeimte. Im Jahre 1897 kam Ferdinand Löwe nach München, der, ein Schüler des Meisters, in glühendem, apostolischem Eifer für das Werk seines Lehrers brannte und Bruckners Symphonien für München schon in einer Zeit selbst- verständlichen Besitz werden ließ, da anderswo noch leidenschast- lich um ihre Anerkennung gerungen ward. Zwei Jahre später setzte sich mit nicht minderem Feuer Siegmund von Hausegger als Dirigent der Volkssymphonie-Konzerte für den österreichi- scheu Meister ein, dem München dann im Jahre 1905 das erste ausgesprochene „Brucknerfest" widmete. Wenn in den nach- folgenden Jahren Bruckner den Münchnern immer noch unver lierbarer ans Herz wuchs, war dies vor allem Felix Mottl und dem im Jahre 1920 erneut nach München berufenen Hauseggcr zu danken. Indes, all die hier genannten Beziehungen könnten mehr zufälliger oder äußerlicher Art sein, verknüpfte nicht auch ein gewichtiger innerer Grund die Jsarstadt mit dem Genius Anton Bruckners. Derselbe Lebensodem, von dem sich Bruckners Schöpfertum speiste, weh» ja auch hier: der Geist des süddeutschen Barock, des katholischen Südens, ver in einer Urverbundenheit di« beiden Schwesteistädte München und Wien als Mittelpunkte des bayrisch-österreichischen Kulturkrcises aneinander heftet. Bruckners Musik entblüht diesem Volkstum nicht minder ur sprünglich und rein wie Schuberts Gesang, sie ist wie dieser eine Art letzter CrkUNung und reinster Potenzierung aller hier auf gespeicherten Kulturkräst«. Daß die» von der Vruckncrgeiellschaft mit klugem Bedacht »ach München «eleate Fest kür die baoeriichr Hauptstadt ein« Herzens,ache vcvculeie, oas bezeugte ,cya" vie überaus rege Be teiligung, die in unseren Tagen bitterer Konzertnot endlich ein mal'wieder den langen, entbehrten Anblick überfüllter Häuser bescherte. Freilich träte» auch mit Franz Schalk und äieg- mund von Hauseggcr zwei Brucknerinterpreten von höchstem Range und doch zugleich in ihrer künstlerischen Persön lichkeit sehr verschiedenartig geprägte Dirigentenerscheinungcn an den Pult der unter solcher Fahrung sich selbst überbietendcn Münckcner Philharmoniker. Schalk, der Schüler und Jünger des Meisters, der die V. und Vl.-Symphonie dirigierte, gab einen Urbruckner aus der Gemeinsamkeit des Blutes, denn auch ihm strömt ein Schutz jenes untrüglichen musikalischen In stinktes, der zum Erbe alt-österreichischer Ileberlicferung zählt, in den Adern. So erfasst er Bruckners artverwandte Kunst in ihrem Herzpunkt, mit bezwingender Unmittelbarkeit. Er betritt den Bezirk dieser Symphonien wie heiliges Land, in dem es zu dienen und dienend zu herrschen gilt. Schalk hat das Ge heimnis von Bruckners Kiangmystik gefunden und die unter ihm grotz, edel und stark, aber keineswegs patyetisch und llber- spnnnt wirkt. Das Veste gab er vielleicht, ein Dirigent des für Bruckner unbedingt erforderlichen langen Atems, in dem be seligenden Gesang der Adagios. Gleich Schalk vermag auch Haüsegger, dem die Leitung der VIII und IX. Symphonie zuge- fnllen war, den gewaltigen Aufbau dieser Schöpfungen, ihre fast verwirrende Weiträumigkeit, die uns domgleich umfängt, in einer überlegenen Kestaltungsweise zu deuten, die. vielleicht mehr als bei dem Wiener von einem feinen Spiritualismus diktiert, doch die Flamme mitcrlebender Begeisterung nie er löschen lässt. Die großartige Eesetzmätzigkeit von Bruckner- Kunst vermochte neben diesen beiden insbesondere noch Dom« kapellmeister Berber ich zum überwältigenden Erlebnis zu machen, der mit der Wiedergabe der Messen rn ck-moll und «-wo» ron seinem tiefeindringenden Brucknerverständnis und der vor bildlichen Eignung seines Domchors für derartige Aufgaben Kunde gab. Die Münchener Bruckneraemeinde steuerte mit der Ausführung des in Deutschland noch kaum zu Gehör gebrachten Requiems in ck moil unter der hingebungsvollen, mehrere Lhor- vereine in seiner sicheren Hand vereinenden Kapellmeister Ruzcck ebcnsalls einen sehr wertvollen Beitrag zum Feste bei, und die Konzertgesellschaft für Chorgesang bemühte sich, unter- stütst von einem prominenten Soliftenauartett. um die k-moll- Mesie, die sedoch unter Avals Mennerichs Leitung, was Aus geglichenheit der Wiedergabe aillangt, sich nickt ganz mit ben vorgenannten Veranstaltungen messen konnte. Wenn auch das vom Münchener Streichquartett gespielte Streichguintctt nickt zu letzter erfüllender Geltung kam. so lag dies wohl an der Grütze des Odeons, das kammermusikalischcr Wirkung nicht eben günstig ist. lieber „Bruckners Sendung" sprach Max von Millen- kovich <Wien) in freundlich-populärer Weise, und die Staats oper batte die Gäste zu einer Ausführung des „Tannhäuser" ge laden allerdings ohne damit wesentlich mehr als die Durch- schnittlichkeit einer anständigen Rcpertoireaussührung zu zeigen. Das I. Internationale Bruckner-Fest inmitten einer Lebens- Iphäre. der der Meister entsprotzte, war in der Tat vom Hauch« der Begeisterung und der Treue getragen, vor dem jeder miiziellc Anstrich verschwand. Unter der Fahne Bruckners, des unentwegten Gottsuchers und im Innersten beglückten, seinen Lobpreis in unerhörtem Gesänge verströmenden Gottfindcrs. scharte sich nicht nur ein Häuslein Getreuer zusammen, bereit, für ihren Herrn und Meister in den Streit zu ziehen, sondern trafen sich Tausende in dem Bewusstsein, datz nun Bruckners Kunst nach Jahrzehnten des Kampfes friedlicher und erfreulicher Besitz des deutschen Volkes geworden ist. Die Fehden von ehe dem sind verstummt: der Genius hak gesiegt. Wer die Beifalls stürme erlebt hat. die nach den Ausführungen der Cnmphonicn und der t-moll-Meiie das Haus durchschüttcrtcn, der fand keinen besseren Mahlspruch für den Ethusiasmus dieser Tage als da» stolze Wort: Anton Bruckner Driumpkatorl d Führerkonserenz de« Verbandes katholischer Meister, vereine. Der Verband katholischer Meisteruereine veranstaltet am Dienstag, den 18. Noocviber. nachmittags, und Miltwoch, den 19. November (Buß- und Vettagl, im Franz-Schwcitzer- Haus zu Meschede in Wests eine Führcrkonierenz. Es wer den sprechen Gencralpräses Msgr. Hürth-Köln über Hand werk und Kirche. Dr Neuenhofcr vom Volksvcrcln in M.-Gladbach über Handwerk und Wirtschaft sowie Rcichsrat Dr. Hamacher-^öln über Handwerk und Staat. Nutzer den Mitgliedern der Mcistervereinr öud inter essierte Handwerker zur Tagung willkommen.